Dieser Artikel behandelt vor allem Herkunft, Darstellung und Aussprache des Buchstabens R. Die verschiedenen Bedeutungen dieses Zeichens finden sich unter
R (Begriffsklarung)
.
Rr
R
bzw.
r
(im Deutschen gesprochen: [
????
] oder [
??r
]) ist der 18. Buchstabe des modernen
lateinischen Alphabets
. Er bezeichnet in den meisten
lateinschriftlichen
Orthografien
einen
Konsonanten
aus der Gruppe der
Liquida
. Das R hat in deutschen Texten eine durchschnittliche Haufigkeit von 7,00 % und ist damit dort der
funfthaufigste Buchstabe
.
Das
Fingeralphabet
fur
Gehorlose
bzw.
Schwerhorige
stellt den Buchstaben
R
dar, indem die gekreuzten
Zeige-
und
Mittelfinger
nach oben zeigen und die anderen Finger auf der Handflache ruhen. Der
Daumen
liegt auf den nach unten zeigenden Fingern.
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Menschenkopf (protosinaitisch)
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Phonizisches Resch
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Griechisches Rho
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Etruskisches R
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Etruskisches R
mit Ansatz
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Lateinisches R
|
In der
protosinaitischen Schrift
stellte der Buchstabe das Profil eines menschlichen Kopfes dar. Im
phonizischen Alphabet
wurde der Kopf stark stilisiert. Der Buchstabe bekam den Namen
Resch
(Kopf) und stand fur den Lautwert
[
r
]
.
In das
griechische Alphabet
wurde das Resch unter dem Namen
Rho
ubernommen. Mit der Zeit wurde das Rho abgerundet und mit dem Wechsel der Schreibrichtung wechselte auch der Buchstabe die Orientierung. Manchmal wurde das Rho auch mit einem kurzen Ansatz unter der Rundung geschrieben, diese Modifikation wurde jedoch nicht in das griechische Alphabet aufgenommen.
In das
etruskische
Alphabet wurde das Rho als R ubernommen. Auch die Etrusker schrieben den Buchstaben zum Teil mit, zum Teil ohne Ansatz. Als die Romer das etruskische Alphabet ubernahmen, verwendeten sie die Version mit Ansatz, um es vom
P
unterscheiden zu konnen. Der Ansatz wuchs mit der Zeit und bis zur romischen Antike bis zur
Grundlinie
des Buchstabens. Auch wurde der Buchstabe wie im Griechischen gespiegelt, um ihn an die Schreibrichtung von links nach rechts anzupassen. In dieser Form ging das R in das lateinische Alphabet ein.
Mit der Entwicklung der
Karolingischen Minuskel
entstand der
Kleinbuchstabe
r mit geradem Stamm. Die in heutigen
Antiqua
-Schriftarten verwendeten Formen leiten sich davon ab.
Im Mittelalter wurde eine zweite Form des Kleinbuchstabens entwickelt, das
runde r
oder
r rotunda
. Es wurde nach runden Zeichen wie o, d, p usw. geschrieben.
In
Schreibschriften
, speziell in
Ausgangsschriften
(im
Schulunterricht
fur
Schulanfanger
gelehrte Schriftformen), sind nach Land und Zeitraum unterschiedliche Formen zu finden:
In den meisten Schriftsystemen, die sich letztendlich auf die
phonizische Schrift
zuruckfuhren lassen, gibt es Buchstaben, die sich wie das R vom phonizischen Resch ableiten lassen und regelmaßig solche Laute bezeichnen, die auch im lateinischen Schriftsystem ublicherweise mit dem R bezeichnet werden:
In zahlreichen
Frakturschriften
ahnelt die Großbuchstabenform des
K
der des R, speziell da die beiden oberen Arme des K zu einer geschlossenen Form verbunden sind. In Fraktur ungeubte Leser konnen daher ein K als R missverstehen (z. B.
Rind
statt
Kind
). Das K unterscheidet sich durch einen am linken Stamm angesetzten und die ubrige Form nach rechts uberschwingenden Bogen, wahrend das R dort zumeist einen nach links unten zur etwa halben Buchstabenhohe schwingenden
Elefantenrussel
aufweist.
Die moderne Form des
Я
der
kyrillischen Schrift
(Kleinbuchstabe я), im
Russischen
ausgesprochen als /ja/ oder (nach
palatalisierten
Konsonanten) /a/, gleicht der gespiegelten Großbuchstabenform des lateinschriftlichen R, ist aber nicht mit dem R verwandt. Die Form entstand mit der
Schriftreform
Peters des Großen
(1708?1710) durch Angleichung der Form des
Kleinen Jus
(?,
russisch
?съ малъ
) an die Formgebung der
klassizistischen Antiqua
. Da das Я in russischen Texten recht haufig ist, wahrend die kyrillische Schrift keinen dem nicht gespiegelten R gleichenden Buchstaben enthalt, wird in lateinschriftlichen Texten, die (beispielsweise in
karikaturhafter
Weise) Assoziationen zu
Russland
oder zur
Sowjetunion
evozieren sollen, gelegentlich das R gespiegelt.
Die Zeichen der
Cherokee-Silbenschrift
fur ?e“ (/e/) und ?sv“ (/s??/) ahneln dem R.
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Nicht uberall dort, wo der Buchstabe R in der Schrift erscheint, wird er auch tatsachlich als Konsonant ausgesprochen. Meist findet sich in Worterbuchern, die sich an der sogenannten Standardlautung des Deutschen orientieren, die Empfehlung zur Aussprache des Buchstabens als [r] unter anderem nach den kurzen Vokalen i, a, a, u, o, u, o am Wortende oder vor einem Konsonanten, z. B.
[v?r]
fur ?wirr“ (und nicht
[v???]
).
[1]
In anderen Fallen wird meist ein
Tiefschwa
[??]
angegeben, wie bei ?Tur“, ?wir“ oder ?Mutter“.
Im Deutschen gibt es mehrere Moglichkeiten der Aussprache von R: Es kann u. a. mit der Zungenspitze einfach oder mehrfach gerollt (als
[r]
) oder am Zapfchen reibend (als
[?]
) artikuliert werden.
[2]
Heute ist die zweite Variante, s.g. ?Zapfchen-R“ (d. h. ein
stimmhafter uvularer Frikativ
) weiter verbreitet. Ursprunglich wurde der R-Laut als ?gerollter“ Zungenspitzlaut (d. h. ein
stimmhafter alveolarer Vibrant
) gesprochen.
[3]
[4]
In den Dialekten in
Bayern
,
Franken
,
Bayerisch-Schwaben
,
Ostfriesland
,
Siegerland
,
Mittelhessen
sowie Osterreichs und großmehrheitlich in der Deutschschweiz (außer in deren Nordosten sowie Basel) uberwiegt diese Aussprache immer noch (wie auch in den meisten Sprachen der ubrigen europaischen Lander außer in Frankreich, Sudbelgien und Danemark sowie in Westnorwegen und Sudschweden).
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte das alveolare R in den meisten Teilen Deutschlands vor. Heute uberwiegt es vielerorts in der Sprache der altesten Generation landlicher Sprecher, wahrend jungere Sprecher das uvulare R verwenden. Dies gilt unter anderem fur weite Teile Norddeutschlands, Hessens und Westfalens.
Zu den Gebieten, in denen auch in der Sprache der altesten Generation landlicher Sprecher nur das uvulare R vorkommt, gehoren die großten Teile von Sachsen, Thuringen, Baden-Wurttemberg (Ausnahme: Oberschwaben) und des Rheinlandes sowie der Großraum Berlin.
Ein retroflexes (?englisches“)
[
?
]
findet sich stellenweise in deutschen Dialekten, wird aber praktisch uberall in der Sprache der jungeren Generation heute durch das uvulare R ersetzt. Beispielhaft seien hier das westliche Mittelhessen, Teile des Siegerlandes und des Wittgensteiner Landes, der Oberharz und der durch die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg verlorengegangene schlesische Dialekt genannt.
Die meisten Sprachen kennen die uvulare Variante des R nicht. Folgende europaische Sprachen kennen das uvulare R entweder als eine von mehreren moglichen Realisationen des Phonems /r/ oder als die einzig mogliche Ausspracheweise:
- Franzosisch, Deutsch, Niederlandisch, Luxemburgisch, Jiddisch, Danisch, Schwedisch, Norwegisch, Sorbisch
[5]
.
Im Englischen kommt es im Dialekt von
Northumberland
vor; diese Aussprache wird als
Northumbrian burr
bezeichnet. In Italien gilt das uvulare R als
mailandisch
.
Das Portugiesische kennt zwei R-Phoneme /r/ und /rr/. /r/ ist ein einfach gerollter alveolarer Vibrant, /rr/ kann auf zwei Weisen realisiert werden: Als uvularer Vibrant/Frikativ oder als mehrfach gerollter alveolarer Vibrant.
Im Arabischen, sowohl dem klassischen Arabisch als auch in den heutigen Volkssprachen, finden sich sowohl das alveolare /r/, das als das eigentliche /r/ anzusehen ist und in der arabischen Schrift mit
?
wiedergegeben wird, als auch das uvulare /r/, in arabischer Schrift das
?
und meist als ?gh“ transkribiert. Beides sind eigenstandige Phoneme. In manchen Wortern erscheinen beide, z. B.
gharb
/
???
/ ?Westen‘ oder stoßen sogar direkt aufeinander, z. B.
al-Maghrib
/
??????
/ ?Marokko‘, wortlich ?das Land/Gebiet des Westens.“
Anm.: Im Arabischen handelt es sich nicht um ein /R/ sondern um ein /γ/ (d. h. die stimmhafte Variante von /x/). Die beiden Laute klingen ahnlich, sind aber nicht gleich.
Nach
DIN
55301 (Gestaltung statistischer Tabellen) steht der Kleinbuchstabe
r
, der einer Wertangabe (Zahl) in einem Tabellenfach nachgestellt ist, fur ?berichtigte Zahl“ als werterganzendes Zeichen, auch
Qualitatsanzeigern
(im Gegensatz zu wertersetzenden Zeichen). Genau so wird das Zeichen auch in Tabellen der
amtlichen Statistik
verwendet.
[6]
[7]
?
R
[…], mit l, m und n die gruppe der flussigen (semivocales) ausmachend. […] sein laut ist mit dem knurren eines hundes verglichen und ihm der name des hundsbuchstaben gegeben worden, lat. litera canina, und danach bei
ICKELSAMER
: […] das r, ist ain hundts buchstab, wann er zornig die zene blickt und nerret, so die zung kraus zittert. […]
damit im zusammenhange verstarktes r als zornreizender laut: das spott- und reizungszeichen rrr! […]“
- ?
- R?
- ?
, der arabische Buchstabe
R??
- ?
, der hebraische Buchstabe
Resch
- Joachim Goschel
:
Artikulation und Distribution der sogenannten Liquida r in den europaischen Sprachen.
In:
Indogermanische Forschungen
76 (1971), S. 84?126.
- Renate Schrambke
:
Realisierungen von /r/ im alemannischen Sprachraum.
In:
Dialectologia et Geolinguistica
18 (2010), S. 52?72.
Wiktionary: R
? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: r
? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Commons
: R
? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- ↑
Duden.
Band 9:
Richtiges und gutes Deutsch.
Mannheim 2007, S. 129 (?Die Aussprache von r“)
- ↑
Der kleine Duden.
Band 4:
Deutsche Grammatik.
3. uberarbeitete Auflage. Mannheim 2004, S. 60, Randziffer 46 (?Die Aussprache“)
- ↑
Siebs:
Deutsche Hochsprache.
Berlin 1961, S. 61: ?Seit dem 17. Jahrhundert hat sich neben dem alten deutschen s.g. Zungen-
r
das s.g. Zapfchen-
r
(?) immer weiter verbreitet, so daß heute beide Formen in der Hochsprache als gleichberechtigt angesehen werden mussen ...“
- ↑
Johann Christoph Gottsched:
Vollstandigere und Neuerlauterte Deutsche Sprachkunst.
Leipzig 1776, S. 34: ?... wie das r der Lateiner: es wird aber nicht in der Gurgel, sondern mit einer zitternden Zungenspitze ausgesprochen ...“
- ↑
Gerald Stone:
Hornjoserbsko-jend?elski słownik
. Ludowe nakładnistwo Domowina, Bautzen 2002, S. 11
- ↑
Richtlinien zur Gestaltung statistischer Tabellen fur die Verbundprogrammierung
, Arbeitskreis Veroffentlichungen der Statistischen Landesamter, Wiesbaden 1997, 41 Seiten, hier: S. 36.
- ↑
GENESIS-Online Datenbank: Zeichenerklarung
Lateinisches Grundalphabet
Vom lateinischen
R
abgeleitete Buchstaben