R

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Rr

R bzw. r (im Deutschen gesprochen: [ ???? ] oder [ ??r ]) ist der 18. Buchstabe des modernen lateinischen Alphabets . Er bezeichnet in den meisten lateinschriftlichen Orthografien einen Konsonanten aus der Gruppe der Liquida . Das R hat in deutschen Texten eine durchschnittliche Haufigkeit von 7,00 % und ist damit dort der funfthaufigste Buchstabe .

Buchstabe R im Fingeralphabet

Das Fingeralphabet fur Gehorlose bzw. Schwerhorige stellt den Buchstaben  R dar, indem die gekreuzten Zeige- und Mittelfinger nach oben zeigen und die anderen Finger auf der Handflache ruhen. Der Daumen liegt auf den nach unten zeigenden Fingern.

Herkunft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Menschenkopf (protosinaitisch) Phönizisches Resch Griechisches Rho Etruskisches R Etruskisches R mit Ansatz Lateinisches R
Menschenkopf (protosinaitisch) Phonizisches Resch Griechisches Rho Etruskisches R Etruskisches R
mit Ansatz
Lateinisches R
Detail der Inschrift auf dem Sarkophag des Lucius Cornelius Scipio Barbatus (280 v. Chr.; Rom, Vatikanische Museen ). Das R zeigt bereits die moderne Form, wahrend das P noch die dem griechischen Pi ahnlichere archaische ?offene“ Form aufweist.

In der protosinaitischen Schrift stellte der Buchstabe das Profil eines menschlichen Kopfes dar. Im phonizischen Alphabet wurde der Kopf stark stilisiert. Der Buchstabe bekam den Namen Resch (Kopf) und stand fur den Lautwert  ​[⁠ r ⁠]​ .

In das griechische Alphabet wurde das Resch unter dem Namen Rho ubernommen. Mit der Zeit wurde das Rho abgerundet und mit dem Wechsel der Schreibrichtung wechselte auch der Buchstabe die Orientierung. Manchmal wurde das Rho auch mit einem kurzen Ansatz unter der Rundung geschrieben, diese Modifikation wurde jedoch nicht in das griechische Alphabet aufgenommen.

In das etruskische Alphabet wurde das Rho als R ubernommen. Auch die Etrusker schrieben den Buchstaben zum Teil mit, zum Teil ohne Ansatz. Als die Romer das etruskische Alphabet ubernahmen, verwendeten sie die Version mit Ansatz, um es vom  P unterscheiden zu konnen. Der Ansatz wuchs mit der Zeit und bis zur romischen Antike bis zur Grundlinie des Buchstabens. Auch wurde der Buchstabe wie im Griechischen gespiegelt, um ihn an die Schreibrichtung von links nach rechts anzupassen. In dieser Form ging das R in das lateinische Alphabet ein.

Formen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ahnliche, aber unterschiedliche Glyphen fur gerades r (grun markiert), rundes r (rot markiert) und das letzterem ahnliche tironisches Et (blau markiert) in einem spanischen Druck von 1496

Mit der Entwicklung der Karolingischen Minuskel entstand der Kleinbuchstabe  r mit geradem Stamm. Die in heutigen Antiqua -Schriftarten verwendeten Formen leiten sich davon ab.

Im Mittelalter wurde eine zweite Form des Kleinbuchstabens entwickelt, das runde r oder r rotunda . Es wurde nach runden Zeichen wie o, d, p usw. geschrieben.

Schreibschrift [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In Schreibschriften , speziell in Ausgangsschriften (im Schulunterricht fur Schulanfanger gelehrte Schriftformen), sind nach Land und Zeitraum unterschiedliche Formen zu finden:

Verwandte Buchstaben in anderen Schriftsystemen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den meisten Schriftsystemen, die sich letztendlich auf die phonizische Schrift zuruckfuhren lassen, gibt es Buchstaben, die sich wie das R vom phonizischen Resch ableiten lassen und regelmaßig solche Laute bezeichnen, die auch im lateinischen Schriftsystem ublicherweise mit dem R bezeichnet werden:

Hebräisch: Resch Arabisch: Rā' Griechisch: Rho Kyrillisch: Er Gotisch: Reda Runen (Futhark): Raidho
Hebraisch :
Resch
Arabisch :
R?'
Griechisch :
Rho
Kyrillisch :
Er
Gotisch :
Reda
Runen ( Futhark ):
Raidho

Ahnliche Buchstaben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

K und R in Walbaum -Fraktur

In zahlreichen Frakturschriften ahnelt die Großbuchstabenform des  K der des R, speziell da die beiden oberen Arme des K zu einer geschlossenen Form verbunden sind. In Fraktur ungeubte Leser konnen daher ein K als R missverstehen (z. B. Rind statt Kind ). Das K unterscheidet sich durch einen am linken Stamm angesetzten und die ubrige Form nach rechts uberschwingenden Bogen, wahrend das R dort zumeist einen nach links unten zur etwa halben Buchstabenhohe schwingenden Elefantenrussel aufweist.

Wandel des ? zur Я-Form in russischen Handschriften des 15.?17. Jahrhunderts

Die moderne Form des Я der kyrillischen Schrift (Kleinbuchstabe я), im Russischen ausgesprochen als /ja/ oder (nach palatalisierten Konsonanten) /a/, gleicht der gespiegelten Großbuchstabenform des lateinschriftlichen R, ist aber nicht mit dem R verwandt. Die Form entstand mit der Schriftreform Peters des Großen (1708?1710) durch Angleichung der Form des Kleinen Jus (?, russisch ?съ малъ ) an die Formgebung der klassizistischen Antiqua . Da das Я in russischen Texten recht haufig ist, wahrend die kyrillische Schrift keinen dem nicht gespiegelten R gleichenden Buchstaben enthalt, wird in lateinschriftlichen Texten, die (beispielsweise in karikaturhafter Weise) Assoziationen zu Russland oder zur Sowjetunion evozieren sollen, gelegentlich das R gespiegelt.

Die Zeichen der Cherokee-Silbenschrift fur ?e“ (/e/) und ?sv“ (/s??/) ahneln dem R.

Aussprache [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Aussprache im Deutschen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nicht uberall dort, wo der Buchstabe R in der Schrift erscheint, wird er auch tatsachlich als Konsonant ausgesprochen. Meist findet sich in Worterbuchern, die sich an der sogenannten Standardlautung des Deutschen orientieren, die Empfehlung zur Aussprache des Buchstabens als [r] unter anderem nach den kurzen Vokalen i, a, a, u, o, u, o am Wortende oder vor einem Konsonanten, z. B. [v?r] fur ?wirr“ (und nicht [v???] ). [1] In anderen Fallen wird meist ein Tiefschwa [??] angegeben, wie bei ?Tur“, ?wir“ oder ?Mutter“.

Im Deutschen gibt es mehrere Moglichkeiten der Aussprache von R: Es kann u. a. mit der Zungenspitze einfach oder mehrfach gerollt (als [r] ) oder am Zapfchen reibend (als [?] ) artikuliert werden. [2] Heute ist die zweite Variante, s.g. ?Zapfchen-R“ (d. h. ein stimmhafter uvularer Frikativ ) weiter verbreitet. Ursprunglich wurde der R-Laut als ?gerollter“ Zungenspitzlaut (d. h. ein stimmhafter alveolarer Vibrant ) gesprochen. [3] [4] In den Dialekten in Bayern , Franken , Bayerisch-Schwaben , Ostfriesland , Siegerland , Mittelhessen sowie Osterreichs und großmehrheitlich in der Deutschschweiz (außer in deren Nordosten sowie Basel) uberwiegt diese Aussprache immer noch (wie auch in den meisten Sprachen der ubrigen europaischen Lander außer in Frankreich, Sudbelgien und Danemark sowie in Westnorwegen und Sudschweden).

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte das alveolare R in den meisten Teilen Deutschlands vor. Heute uberwiegt es vielerorts in der Sprache der altesten Generation landlicher Sprecher, wahrend jungere Sprecher das uvulare R verwenden. Dies gilt unter anderem fur weite Teile Norddeutschlands, Hessens und Westfalens.

Zu den Gebieten, in denen auch in der Sprache der altesten Generation landlicher Sprecher nur das uvulare R vorkommt, gehoren die großten Teile von Sachsen, Thuringen, Baden-Wurttemberg (Ausnahme: Oberschwaben) und des Rheinlandes sowie der Großraum Berlin.

Ein retroflexes (?englisches“)  ​[⁠ ? ⁠]​ findet sich stellenweise in deutschen Dialekten, wird aber praktisch uberall in der Sprache der jungeren Generation heute durch das uvulare R ersetzt. Beispielhaft seien hier das westliche Mittelhessen, Teile des Siegerlandes und des Wittgensteiner Landes, der Oberharz und der durch die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg verlorengegangene schlesische Dialekt genannt.

Aussprache in anderen Sprachen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die meisten Sprachen kennen die uvulare Variante des R nicht. Folgende europaische Sprachen kennen das uvulare R entweder als eine von mehreren moglichen Realisationen des Phonems /r/ oder als die einzig mogliche Ausspracheweise:

Franzosisch, Deutsch, Niederlandisch, Luxemburgisch, Jiddisch, Danisch, Schwedisch, Norwegisch, Sorbisch [5] .

Im Englischen kommt es im Dialekt von Northumberland vor; diese Aussprache wird als Northumbrian burr bezeichnet. In Italien gilt das uvulare R als mailandisch .

Das Portugiesische kennt zwei R-Phoneme /r/ und /rr/. /r/ ist ein einfach gerollter alveolarer Vibrant, /rr/ kann auf zwei Weisen realisiert werden: Als uvularer Vibrant/Frikativ oder als mehrfach gerollter alveolarer Vibrant.

Im Arabischen, sowohl dem klassischen Arabisch als auch in den heutigen Volkssprachen, finden sich sowohl das alveolare /r/, das als das eigentliche /r/ anzusehen ist und in der arabischen Schrift mit  ? wiedergegeben wird, als auch das uvulare /r/, in arabischer Schrift das  ? und meist als ?gh“ transkribiert. Beides sind eigenstandige Phoneme. In manchen Wortern erscheinen beide, z. B. gharb / ??? / ?Westen‘ oder stoßen sogar direkt aufeinander, z. B. al-Maghrib / ?????? / ?Marokko‘, wortlich ?das Land/Gebiet des Westens.“

Anm.: Im Arabischen handelt es sich nicht um ein /R/ sondern um ein /γ/ (d. h. die stimmhafte Variante von /x/). Die beiden Laute klingen ahnlich, sind aber nicht gleich.

r in statistischen Tabellen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach DIN 55301 (Gestaltung statistischer Tabellen) steht der Kleinbuchstabe  r , der einer Wertangabe (Zahl) in einem Tabellenfach nachgestellt ist, fur ?berichtigte Zahl“ als werterganzendes Zeichen, auch Qualitatsanzeigern (im Gegensatz zu wertersetzenden Zeichen). Genau so wird das Zeichen auch in Tabellen der amtlichen Statistik verwendet. [6] [7]

Zitat [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

? R […], mit l, m und n die gruppe der flussigen (semivocales) ausmachend. […] sein laut ist mit dem knurren eines hundes verglichen und ihm der name des hundsbuchstaben gegeben worden, lat. litera canina, und danach bei ICKELSAMER : […] das r, ist ain hundts buchstab, wann er zornig die zene blickt und nerret, so die zung kraus zittert. […] damit im zusammenhange verstarktes r als zornreizender laut: das spott- und reizungszeichen rrr! […]“

? Grimmsches Worterbuch

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Joachim Goschel : Artikulation und Distribution der sogenannten Liquida r in den europaischen Sprachen. In: Indogermanische Forschungen 76 (1971), S. 84?126.
  • Renate Schrambke : Realisierungen von /r/ im alemannischen Sprachraum. In: Dialectologia et Geolinguistica 18 (2010), S. 52?72.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wiktionary: R  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: r  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Commons : R  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Duden. Band 9: Richtiges und gutes Deutsch. Mannheim 2007, S. 129 (?Die Aussprache von r“)
  2. Der kleine Duden. Band 4: Deutsche Grammatik. 3. uberarbeitete Auflage. Mannheim 2004, S. 60, Randziffer 46 (?Die Aussprache“)
  3. Siebs: Deutsche Hochsprache. Berlin 1961, S. 61: ?Seit dem 17. Jahrhundert hat sich neben dem alten deutschen s.g. Zungen- r das s.g. Zapfchen- r (?) immer weiter verbreitet, so daß heute beide Formen in der Hochsprache als gleichberechtigt angesehen werden mussen ...“
  4. Johann Christoph Gottsched: Vollstandigere und Neuerlauterte Deutsche Sprachkunst. Leipzig 1776, S. 34: ?... wie das r der Lateiner: es wird aber nicht in der Gurgel, sondern mit einer zitternden Zungenspitze ausgesprochen ...“
  5. Gerald Stone: Hornjoserbsko-jend?elski słownik . Ludowe nakładnistwo Domowina, Bautzen 2002, S. 11
  6. Richtlinien zur Gestaltung statistischer Tabellen fur die Verbundprogrammierung , Arbeitskreis Veroffentlichungen der Statistischen Landesamter, Wiesbaden 1997, 41 Seiten, hier: S. 36.
  7. GENESIS-Online Datenbank: Zeichenerklarung