Przemkow
Aussprache
ⓘ
/
?
(deutsch
Primkenau
) ist eine Stadt im
Powiat Polkowicki
der
Woiwodschaft Niederschlesien
in
Polen
. Sie ist Sitz der
gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde
mit 8282 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020) und liegt etwa 25 Kilometer sudwestlich der Kreisstadt
Polkowice
(Polkwitz)
.
Das Gebiet des spateren Przemkow/Primkenau gehorte zum
Herzogtum Glogau
und gelangte nach dem Tod des Herzogs
Konrad II.
1273/74 an dessen jungsten Sohn
Primislaus/Primko I.
Er errichtete vor 1289 eine Burg in einem slawischen Markt, den er nach deutschem Recht umsetzte. Vermutlich erst nach Primislaus/Primkos Tod, der 1289 bei
Siewierz
fiel, wurde dieser Markt von Primkos Brudern zum Gedenken an ihn in
Przemkow/Primkenau
umbenannt. Erstmals urkundlich erwahnt unter dieser Ortsbezeichnung wurde es im Jahre 1305. Fur das Jahr 1387 sind vier Handwerksinnungen nachgewiesen sowie das
Braurecht
fur 63 Bierhofe. 1484 wurde Primkenau nach
Magdeburger Recht
umgesetzt.
Primkenau war Sitz einer großen Grundherrschaft, die spatestens 1391 an das
Adelsgeschlecht Rechenberg
gelangte. Deren in
Schlawa
ansassige Linie erhielt 1611 unter
Melchior von Rechenberg
den
bohmischen Freiherrentitel
mit dem Namenszusatz ?von
Klitschdorf
und Primbkenau“. 1656 wurde die Herrschaft Primkenau vergroßert mit der angrenzenden Herrschaft Petersdorf.
[1]
Von 1737 bis 1752 war
Carl Albert Graf von Roedern
im Besitz von Primkenau und Petersdorf. Durch eine Besitzablosung des
Dobrauer Schlosses
zwischen den Familien
von Roedern
und
Seherr von Thoss
um 1750, kam es letztendlich 1781 zum Ankauf von Primkenau und dessen Dorfer durch v. Seherr-Thoß. Zwischenzeitlich ging der Besitz an
Heinrich IX. Graf Reuß
,
[2]
der sich nach 1772 in Primkenau einen neuen Wohnsitz errichtete. Graf Reuß starb 1780 und seine Erben verkauften, wie erwahnt, Primkenau 1781 an Karl Ferdinand Siegmund Freiherr von Seherr-Thoß,
[3]
der es bereits 1791 weiterverkaufte. Neuer Eigentumer wurde David Heinrich Freiherr von Bibran und Modlau, mit dessen Tod 1828 sein Geschlecht im
Mannesstamm
erlosch. Erbin wurde seine alteste Tochter Wilhelmine († 1850), verheiratet mit Benedikt von Block (Freiherr von Block-Bibran), der Primkenau 1853 dem Herzog
Christian-August zu Schleswig-Holstein
(† 1869) verkaufte. Die Herzogsfamilie zog 1869 auf das Familienschloss Primkenau. Der Herzog kaufte von den Petersdorfer Bauern große zusammenliegende Walder und Heideflachen, um reprasentative Jagden zwischen Primkenau und Sprottau zu veranstalten. Das Eisenhuttengewerbe baute und erweiterte der Herzog. Seine Enkelin
Auguste Viktoria
heiratete 1881 Prinz Wilhelm von Preußen, den spateren
Kaiser Wilhelm II.
Der Schwager des Deutschen Kaisers,
Herzog Ernst Gunther
(† 1921), errichtete 1894/97 in Primkenau das neue Schloss nach einem Entwurf des Hofbaumeisters
Ernst von Ihne
. 1931 gelangte die Herrschaft Primkenau durch Erbschaft an Kronprinz
Wilhelm von Preußen
auf
Oels
, der 1945 enteignet wurde.
Bereits 1742, nach dem
Ersten Schlesischen Krieg
, fiel Primkenau wie fast ganz
Schlesien
an
Preußen
. 1793 wurde die sogenannte Schlossgemeinde anstelle der Weinbergsiedlung errichtet; 1798 entstand die Glogauer Vorstadt und 1806 das Rathaus. Nach der Neugliederung Preußens gehorte Primkenau ab 1815 zur
Provinz Schlesien
und war ab 1816 dem
Landkreis Sprottau
eingegliedert. 1874 wurde der
Amtsbezirk
Primkenau gebildet, zu dem die Landgemeinden Armadebrunn, Haselbach,
Karpfreiß
,
Klein Glasersdorf
, Klein Heinzendorf, Krampf, Langen, Lauterbach, Neuvorwerk, Petersdorf, Primkenau, Schloßgemeinde, Weißig und Wolfersdorf und den Gutsbezirken Armadebrunn, Bruch Primkenau, Schloß und Oberwald, Haselbach, Klein Glasersdorf, Klein Heinzendorf, Krampf, Langen, Lauterbach, Neuvorwerk,
Petersdorf
, Primkenau, Forst, Weißig und Wolfersdorf gehorten.
[4]
Im 19. Jahrhundert entstand eine
Raseneisensteingewinnung
in den Dorfern um Primkenau fur die Eisengießerei und Verhuttung. Diese Huttenindustriegrundung wurde von dem Freiherr von Seherr-Thoß begonnen und dann weiter vom Herzog von Schleswig-Holstein
zur Friedrich Christianshutte, der Dorotheenhutte und der Henriettenhutte
ausgebaut.
Am 15. August 1904 kam es durch Funkenflug einer Dampflokomotive zu dem
Waldbrand im Primkenauer Forst
, bei dem das Dorf Neuvorwerk zerstort und weitere Dorfer teilweise zerstort wurden.
In den Wirren der Kriegsfolgen und der Inflation kam es im April 1919 (800 aufstandische Huttenarbeiter) und am 19. und 20. Oktober 1923 zu einer ?Lebensmitteldemonstration“. Die hungernden Arbeiter durchsuchten Bauerngehofte in Klein Glasersdorf und Petersdorf nach Essbaren
[5]
. Der Burgermeister wurde auf einem Stuhl stehend gezwungen die
Internationale
zu singen, durch massive Polizeigewalt aus
Liegnitz
wurde dieses Aufbegehren der Huttenarbeiter niedergeschlagen.
Am 10. Februar 1945 wurde Primkenau von Truppen der
Roten Armee
erobert.
[6]
Als Folge des
Zweiten Weltkriegs
fiel Primkenau 1945 an Polen und wurde in
Przemkow
umbenannt. Die deutsche Bevolkerung wurde, soweit sie nicht schon vorher geflohen war,
vertrieben
. Wegen der Kriegszerstorungen, die es bei Kriegsende erlitten hatte, verlor Przemkow zunachst das Stadtrecht. Nach dem Ausbau der Metallindustrie wurde es 1954 zur stadtartigen Siedlung und 1959 wieder zur Stadt erhoben.
[7]
Zur
Stadt-und-Land-Gemeinde
(gmina miejsko-wiejska) Przemkow mit einer Flache von 108 km² gehoren die Stadt selbst und zehn Dorfer mit Schulzenamtern.
- Schloss Primkenau
: Die Schlossansicht von 1860 zeigt das Vorgangerschloss im
Tudorstil
. Es erfullte nicht die modernen Anforderungen der nach Primkenau gezogenen Holsteiner Herzogsfamilie, deshalb wurde es abgerissen. Dies diente auch als Arbeitsbeschaffung der Bevolkerung Primkenaus. Gemeinsam mit dem neuen Schloss wurde auch die
Eisenhutte
der Herzogsfamilie weiter ausgebaut. Im Park wurde noch ein kleines Gartenhaus fur die landwirtschaftliche und gartnerische Erziehung der Kinder des Herzogs aufgebaut. Zu Lehrzwecken wurde auch Kleinvieh gehalten. Das 1894/97 vom Hofbaumeister
Ernst von Ihne
errichtete Schloss ist bei Kriegsende 1945 ausgebrannt. Die Ruine wurde in den 1970er Jahren abgetragen.
- Die
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt
wurde erstmals 1418 erwahnt und nach einem Brand 1719 durch den Gmunder Baumeister Johann Blasius Peintner wiederaufgebaut. Den Hauptaltar schuf nach 1750 der Bildhauer Christian Grunwald, das Hauptaltargemalde der Maler Franz Urculario. Die Seitenaltare sowie die Kanzel und den Taufbrunnen stammen vom Bildhauer Johann Christein Haberle.
- Die ehemals evangelische Kirche (
jetzt
Polnisch-Orthodoxe Kirche
St. Michael
) wurde 1744/46 errichtet und 1774/76 umgebaut. 1871 erfolgte eine Umgestaltung durch den Glogauer Baumeister Eckner. Die reich geschmuckte Kanzel stammt aus der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts.
- Wassermuhlen: Lauterbach besaß 1728 eine Obere Muhle und eine Mittelmuhle, es waren Papiermuhlen. In Primkenau gab es die Georgenmuhle. Die mit Forellen besetzten Muhlteiche wurden im 19. Jahrhundert zur Wasserhaltung der drei Eisenwerke ausgebaut.
- Siegismund Dittmar
(1759?1834), Padagoge, Meteorologe und Autor
- Louise Sophie Danneskiold-Samsøe
(1796?1867), starb auf Schloss Primkenau
- Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
(1798?1869), verstarb auf Schloss Primkenau
- Gustav Richter
(1827?vor 1903), Kaufmann und Fabrikbesitzer, Reichstagsabgeordneter
- Friedrich Ferdinand
(1855?1934), verstarb auf Schloss Primkau
- Auguste Viktoria
(1858?1921), letzte deutsche Kaiserin, verbrachte im Schloss in Primkenau einen Teil ihrer Jugend
- Ernst Gunther von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
(1863?1921), verstarb auf Schloss Primkenau
- Albert von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
(1869?1931), verstarb auf Schloss Primkenau
- Feodora von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
(1874?1910), geboren auf Schloss Primkenau
- Andreas Wackwitz
(1893?1979), evangelischer Geistlicher, Landespropst von Sudwestafrika
- Marlis Grafin vom Hagen
(1911?2007), Politikerin (CDU), Bundestagsabgeordnete
- Marga Beck
(* 1938), Politikerin (CDU), Mitglied des Brandenburgischen Landtags
- Igor Herbut
(* 1990), Sanger, Songwriter und Komponist
- Hugo Weczerka
(Hrsg.):
Handbuch der historischen Statten
.
Band:
Schlesien
. Kroner, Stuttgart 1977,
ISBN 3-520-31601-3
, S. 419 f. (=
Kroners Taschenausgabe
, Band 316).
- Dehio
-Handbuch der Kunstdenkmaler in Polen
Schlesien
. Munchen / Berlin 2005,
ISBN 3-422-03109-X
, S. 775 f.
- Primkenau
. In:
Alexander Duncker
(Hrsg.):
Die landlichen Wohnsitze, Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den koniglichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gutern
.
Band
2
. Duncker, Berlin 1859,
Blatt 90
(
zlb.de
[Text zwei Seiten danach]
).
- ↑
Helmut Sieber, Weidling:
Schlosser und Herrensitze in Schlesien
.
Band
2
, 1961,
ISSN
0521-8144
.
- ↑
Zeitgeschichte der Stadte Schlesiens
. Band 3. S. 74;
books.google.de
- ↑
Friedrich-Albert Zimmermann:
Beytrage zur Beschreibung von Schlesien
.
Band
9
(
google.de
).
- ↑
Primkela.
- ↑
Die Lebensmitteldemonstrationen in Primkenau.
primkenau.de, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
17. Juni 2018
;
abgerufen am 22. September 2019
.
- ↑
S. 442.
- ↑
Historia.
przemkow.pl,
abgerufen am 22. September 2019
(polnisch).