Polonium

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Eigenschaften
Allgemein
Name , Symbol , Ordnungszahl Polonium, Po, 84
Elementkategorie Metalle
Gruppe , Periode , Block 16 , 6 , p
Aussehen silbrig
CAS-Nummer

7440-08-6 ( 209 Po)

EG-Nummer 231-118-2
ECHA -InfoCard 100.028.289
Massenanteil an der Erdhulle 2,1 · 10 ?11  ppm [1]
Atomar [2]
Atommasse 209,98 u
Atomradius (berechnet) 190 (135) pm
Kovalenter Radius 140 pm
Van-der-Waals-Radius 197 [3] pm
Elektronenkonfiguration [ Xe ] 4 f 14 5 d 10 6 s 2 6 p 4
1. Ionisierungsenergie 8 . 418 070(4) eV [4] ? 811 . 8 kJ / mol [5]
2. Ionisierungsenergie 19 . 3(1,7) eV [4] ? 1 860 kJ/mol [5]
3. Ionisierungsenergie 27 . 3(7) eV [4] ? 2 630 kJ/mol [5]
4. Ionisierungsenergie 36 . 0(1,7) eV [4] ? 3 470 kJ/mol [5]
5. Ionisierungsenergie 57 . 0(1,9) eV [4] ? 5 500 kJ/mol [5]
6. Ionisierungsenergie 69 . 1(2,0) eV [4] ? 6 670 kJ/mol [5]
Physikalisch [2]
Aggregatzustand fest
Modifikationen α-Po, β-Po
Kristallstruktur kubisch-primitiv (α-Po)
rhomboedrisch (β-Po)
Dichte 9,196 g/cm 3
Schmelzpunkt 527 K (254 °C)
Siedepunkt 1235 K (962 °C)
Molares Volumen 22,97 · 10 ?6 m 3 ·mol ?1
Verdampfungsenthalpie ca. 100 kJ·mol ?1
Schmelzenthalpie ca. 13 kJ·mol ?1
Elektrische Leitfahigkeit 2,5 · 10 6 S·m ?1
Warmeleitfahigkeit 20 W ·m ?1 ·K ?1
Chemisch [2]
Oxidationszustande (?2), 2, 4 , 6
Normalpotential 0,37 V (Po 2+ + 2 e ? → Po)
Elektronegativitat 2,0 ( Pauling-Skala )
Isotope
Isotop NH t 1/2 ZA ZE (M eV ) ZP
208 Po {syn.} 2,898 a α 5,215 204 Pb
ε 1,401 208 Bi
209 Po {syn.} 103 a α 4,879 205 Pb
ε 1,893 209 Bi
210 Po 99,998  % 138,376 d α 5,307 206 Pb
211 Po 5 · 10 ?10  % 0,516 s α 7,595 207 Pb
211 m Po {syn.} 25 s α 9,057 207 Pb
IT 1,462 211 Po
212 Po 2 · 10 ?12  % 304 ns α 8,78 208 Pb
212 m Po {syn.} 45,1 s α 11,8 208 Pb
IT 2,922 212 Po
213 Po {syn.} 4 μs α 8,5 209 Pb
214 Po 1 · 10 ?9  % 164 μs α 7,69 210 Pb
215 Po 7 · 10 ?10  % 1,781 ms α 7,526 211 Pb
β ? 0,721 215 At
216 Po 1 · 10 ?6  % 0,15 s α 6,78 212 Pb
217 Po {syn.} 2 s α 6,7 213 Pb
218 Po 1,6 · 10 ?3  % 3,05 min α 6,115 214 Pb
β ? 0,260 218 At
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope
Gefahren- und Sicherheitshinweise
Radioaktiv
Radioaktiv
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfugbar [6]
Soweit moglich und gebrauchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen .

Polonium ist ein radioaktives chemisches Element mit dem Elementsymbol Po und der Ordnungszahl 84. Im Periodensystem steht es in der 6. Hauptgruppe , bzw. der 16.  IUPAC-Gruppe , wird also den Chalkogenen zugeordnet. Das haufigste in der Natur vorkommende Isotop Po-210 findet sich als vorletztes Glied der Zerfallsreihe von Uran-238 in uranhaltigen Mineralien, inzwischen wird jedoch Polonium fur technische oder wissenschaftliche Anwendungen hauptsachlich durch Einwirkung von Neutronenstrahlung auf Bismut -209 erzeugt, da die Extraktion aus naturlichen Materialien zu aufwendig ist. Polonium gilt allgemein als ?hochgiftig“, da bereits eine Dosis von einem Mikrogramm todlich sein kann. Es ist bekannt als Einsatzmittel bei der Ermordung von Alexander Litwinenko .

Die Existenz eines sehr stark strahlenden Elements in Uran-haltiger Pechblende wurde erstmals 1898 vom Ehepaar Pierre und Marie Curie postuliert. [7] Zu Ehren von Marie Curies Heimat Polen nannten sie es Polonium (vom lateinischen Wort ?Polonia“). Eine Isolierung gelang ihnen nicht, sondern erst 1902 dem Chemiker Willy Marckwald , [8] der dieses Element als Radiotellur charakterisierte. Fur die Entdeckung und Beschreibung von Polonium (zusammen mit Radium ) erhielt Marie Curie 1911 den Nobelpreis fur Chemie. Die Entdeckung von Radium ? und spater Polonium ? war moglich, da den Curies auffiel, dass Uranerze starker radioaktiv waren als reine Uransalze, welche damals bereits fur Experimente verfugbar waren. Die Curies nahmen ? richtigerweise ? an, dass Uranerze neben Uran weitere radioaktive Spurenelemente enthalten, welche in gereinigten Uransalzen (beinahe) abwesend sind. Da Radium eine bedeutend langere Halbwertszeit als Polonium hat, und die chemische Extraktion aufgrund der Unlosbarkeit von Radiumsulfat aus dem loslichen Uran(IV)-sulfat im Bereich der Moglichkeiten damaliger extraktiver Chemie lag, konnte Radium tatsachlich in nennenswerten Mengen extrahiert werden. In Uranerz liegt pro Tonne Uran etwa 300 Milligramm Radium vor. Eine kleine, aber dennoch stofflich nachweisbare und extrahierbare Konzentration Polonium hingegen, welches sich zu Radium im Masseverhaltnis von etwa 230  ppm befindet und chemisch dem Blei stark ahnelt, war mit damaligen Mitteln nur aufgrund seiner Radioaktivitat nachweisbar. Daher war die Existenz von Polonium bis zur Entdeckung der Kernspaltung und praktikablen großtechnischen Moglichkeiten der Transmutation mittels Neutronenbestrahlung eher von theoretischem Interesse, um die ?Lucken“ im Periodensystem der Elemente zu fullen. Die Extraktion von Polonium aus naturlichen Materialien erfolgte nie uber den Labormaßstab hinaus und heute wird allfallig benotigtes Polonium in entsprechenden Forschungsreaktoren gezielt hergestellt.

Gewinnung und Herstellung

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Poloniumisotope sind Zwischenprodukte der Thorium-Reihe und der Uran-Radium-Reihe , wobei letztere das haufigste Isotop 210 Po produziert. Polonium kann daher bei der Aufarbeitung von Pechblende gewonnen werden (1000 Tonnen Uranpechblende enthalten etwa 0,03 Gramm Polonium [9] ). Dabei reichert es sich zusammen mit Bismut an. Von diesem Element kann man es anschließend mittels fraktionierter Fallung der Sulfide trennen, da Poloniumsulfid schwerer loslich ist als Bismutsulfid .

Heutzutage erfolgt die Herstellung von Polonium jedoch im Kernreaktor durch Neutronenbeschuss von Bismut:

Die Halbwertszeit t ½ fur den Betazerfall von 210 Bi liegt bei 5,01 Tagen. Durch Destillation werden die beiden Elemente anschließend getrennt ( Siedepunkt von Polonium: 962  °C ; Siedepunkt von Bismut: 1564 °C). [10] Eine andere Methode ist die Extraktion mit Hydroxidschmelzen bei Temperaturen um 400 °C. [11] Die Weltjahresproduktion betragt ca. 100 g. [12]

Polonium ist ein silberweiß glanzendes Metall . Als einziges Metall weist die α-Modifikation eine kubisch-primitive Kristallstruktur auf. Dabei sind nur die Ecken eines Wurfels mit Polonium-Atomen besetzt. Diese Kristallstruktur findet man sonst nur noch bei den Hochdruckmodifikationen von Phosphor und Antimon .

Die chemischen Eigenschaften sind vergleichbar mit denen seines linken Perioden -Nachbarn Bismut . Es ist metallisch leitend und steht mit seiner Redox- Edelheit zwischen Rhodium und Silber .

Polonium lost sich in Sauren wie Salzsaure , Schwefelsaure und Salpetersaure unter Bildung des rosaroten Po 2+ -Ions. Po 2+ -Ionen in wassrigen Losungen werden langsam zu gelben Po 4+ -Ionen oxidiert, da durch die Alphastrahlung des Poloniums im Wasser oxidierende Verbindungen gebildet werden. [13]

Bekannt sind von den Polonium- Isotopen , die alle radioaktiv sind, die Isotope 190 Po bis 218 Po. [14] Die Halbwertszeiten sind recht unterschiedlich und reichen von etwa 3·10 ?7 Sekunden fur 212 Po bis zu 103 Jahren fur das kunstlich hergestellte 209 Po. Trotz der langeren Halbwertszeit von Polonium-209 ist es seltener als Polonium-210, da es nicht Bestandteil einer Zerfallsreihe ist, da der beta-stabile Isobar mit Massezahl 209 Bismut ist. Auch die kunstlichen Routen zur Erzeugung von Polonium in Kernreaktoren erzeugen zumeist Polonium-210, da dieses relativ einfach durch Neutroneneinfang in Bismut-209 darstellbar ist und die leichteren Isotope bedeutend schwieriger zu erzeugen sind.

Das haufigste, naturlich vorkommende Isotop 210 Po hat eine Halbwertszeit von 138 Tagen und zerfallt unter Aussendung von Alphastrahlung in das Blei -Isotop 206 Pb. Wegen dieser geringen Halbwertszeit erfolgt die Gewinnung des industriell genutzten 210 Po uberwiegend kunstlich in Kernreaktoren. Das fur schnelle Kernreaktoren vorgeschlagene Kuhlmittel Blei-Bismut , ein Eutektikum mit niedrigem Schmelz- und hohem Siedepunkt, erzeugt, wenn es Neutronenstrahlung , ausgesetzt ist, unweigerlich Polonium-210. Dies wird wahlweise als Nachteil oder als mogliches gewinnbringendes Koppelprodukt angesehen. Sollten mit Blei-Bismut gekuhlte Kernkraftwerke in großerem Umfang zum Einsatz kommen, gabe es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Angebot an Polonium-210, welches die derzeitige Nachfrage um Großenordnungen uberschreitet. Eine Abtrennung ist ? wie oben skizziert ? durch Destillation moglich (mit 1740 °C ist der Siedepunkt des Bleis sogar noch oberhalb jenes von Bismut).

Radiotoxikologische Bedeutung

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Die großte Gefahrdung stellt Polonium als Zerfallsprodukt des radioaktiven Edelgases Radon dar. Radon in der Atemluft erhoht das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Die eigentliche Ursache ist nicht Radon, sondern die Inhalation der kurzlebigen Radonzerfallsprodukte , die sich im Gegensatz zum gasformigen Radon im Atemtrakt anreichern. Die unter den Zerfallsprodukten befindlichen Poloniumisotope 210 Po, 212 Po, 214 Po, 216 Po und 218 Po haben die großte radiologische Wirkung, weil sie Alphateilchen aussenden.

Wahrend Alphastrahlung etwa bei außerer Einwirkung bereits von der obersten Hautschicht aus abgestorbenen Zellen abgeschirmt wird, wirkt sie auf den Menschen stark schadigend, wenn Alpha-Strahler in den Korper gelangen. Uber den Blutstrom verteilt sich das Polonium im Korpergewebe. Die zerstorerische Wirkung macht sich bei hohen Akutdosen (500 mSv und mehr) als Strahlenkrankheit zunachst an Zellen bemerkbar, die sich haufig teilen (z. B. Darmepithelien, Knochenmark). Zu den typischen Symptomen gehoren neben Haarausfall und allgemeiner Schwache auch Diarrho , Anamie sowie Blutungen aus Nase, Mund, Zahnfleisch und Rektum.

Polonium wird vom menschlichen Korper mit einer biologischen Halbwertszeit von ca. 50 Tagen ausgeschieden. Reste und Zerfallsprodukte finden sich großtenteils im Kot sowie zu rund 10 % im Urin. [15] Daruber hinaus sind Inkorporationen von außen nur schwer zu entdecken und eine Diagnose schwierig, da kaum Gammastrahlung emittiert wird. Bei einer Obduktion ist Polonium nur so lange detektierbar, wie nennenswerte Mengen im Korper vorhanden sind. Da nach 10 Halbwertszeiten (bei Polonium-210 also etwas weniger als vier Jahre) nur noch 1/2 10 =1/1024 des Ausgangswertes vorhanden ist, lasst sich ein erst Jahre nach dem Tod aufkommender Verdacht einer Polonium-Vergiftung nicht mehr erharten oder widerlegen. Da die LD 50 sehr gering ist, kann aus dem Blei-Isotopen-Verhaltnis nicht sicher auf 210 Po-Exposition geschlossen werden. Die LD 50 wird auf 50 Nanogramm geschatzt. Im Falle Litwinenko (siehe unten) geht man von 10 Mikrogramm (also dem 200-fachen) aus. Je nach ortlicher Exposition und Lebenswandel enthalt ein gesunder erwachsener menschlicher Korper im Bereich von hunderten Milligramm Blei. [16]

Einer speziellen Polonium-Exposition sind Raucher ausgesetzt. [17] Als mogliche Quellen kommen sowohl die im Tabakanbau eingesetzten Phosphatdungemittel [18] als auch eine Adsorption atmospharischer Eintrage durch die Tabakpflanzen in Frage. Die Anteile der Teer-Kanzerogene und der radioaktiven Exposition am Prozess der Krebsentstehung werden kontrovers diskutiert. [19] [20] Schatzungen gehen davon aus, dass bei Rauchern 9 bis 14 % der Bronchialkarzinome durch uber Tabakrauch aufgenommene Radioaktivitat verursacht werden. [21]

In manchen industriellen Ionisatoren wird 210 Po eingesetzt, z. B. in Anlagen, in denen Papier, Textil oder synthetische Materialien gerollt werden, oder wenn optische Linsen von statischen Aufladungen befreit werden sollen.

Die Zundstifte von Firestone-Zundkerzen enthielten um 1940 in den USA das radioaktive Schwermetall. Es sollte die Luft ionisieren und damit die Dauer des Zundfunkens verlangern.

210 Po entwickelt 140 Watt Warme pro Gramm, daher wurde es in kurzlebigen Radionuklidbatterien , etwa fur die sowjetischen Mondfahrzeuge Lunochod 1 und Lunochod 2 eingesetzt. [22] Die Warmeleistung genugt, um einen Poloniumkorper zum Schmelzen zu bringen. [23] Heute kommen im Allgemeinen nur noch langlebigere Isotope anderer Elemente zum Einsatz. Gangigstes Element zur Verwendung in Radionuklidbatterien ist heute Plutonium-238 mit einer Halbwertszeit uber 80 Jahren. Gerade fur Raumsonden, welche ins außere Sonnensystem unterwegs sind, ist diese Langlebigkeit essentiell um entsprechende Flugzeiten zu uberdauern.

Der Alpha-Strahler Polonium wird in Verbindung mit Beryllium in transportablen Neutronenquellen benutzt. Dabei wird folgende Kernreaktion zur Erzeugung freier Neutronen genutzt:

Auch in Kernwaffen diente Polonium als Neutronenquelle. So wurden zum Beispiel in den amerikanischen Atombomben Little Boy und Fat Man , die auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden , Initiatoren aus Polonium und Beryllium zum Start der Kettenreaktion verwendet.

Polonium als Gift

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Wie bei allen Alphastrahlern hinreichender Aktivitat ist die allfallige chemische Giftigkeit fur die Giftwirkung nicht relevant. Da jedoch bereits die außere Epidermis in der Lage ist, Alphateilchen abzufangen, ist die Radiotoxizitat erst bei Inkorporation (Essen, Trinken, Einatmen, o. a.) relevant. Aufgrund der geringen Gammastrahlung , welche beim Zerfall von 210 Po entsteht, ist ein Nachweis in vivo schwierig, was Poloniumvergiftungen schwer nachweisbar macht. Auch postmortem ist aufgrund der geringen Halbwertszeit der Nachweis nur fur einen begrenzten Zeitraum moglich. Da Polonium jedoch (siehe oben) heutzutage fast ausschließlich in entsprechend gesicherten kerntechnischen Anlagen erzeugt und verarbeitet wird, ist der Nachweis von Polonium ein starker Hinweis auf einen entsprechend ?ausgestatteten“ Tater oder Auftraggeber.

Alexander Litwinenko

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2006 starb der zum britischen Geheimdienst MI6 ubergelaufene, ehemalige Agent des Inlandsgeheimdienstes der Russischen Foderation FSB und spatere Putin -Kritiker Alexander Litwinenko an den Folgen einer durch 210 Po verursachten Strahlenkrankheit . Das Polonium war ihm vermutlich uber kontaminierten Tee verabreicht worden. [24]

Ab Juli 2012 wurden mehrere Studien veroffentlicht, die sich mit einer moglichen Vergiftung des 2004 verstorbenen Palastinenser -Prasidenten Jassir Arafat mit 210 Po befassten. Da seit der etwaigen Vergiftung etliche Halbwertszeiten vergingen, gestaltete sich ein Nachweis im Leichnam schwer.

Eine Untersuchung von Radiophysikern der Universitat Lausanne im November 2013 bekraftigte jedoch die These der Polonium-Vergiftung. [25] [26] [27]

Aufgrund der hohen Radioaktivitat des am leichtesten verfugbaren Isotops 210 Po behindern Hitzeentwicklung und Radiolyse die Analyse des chemischen Verhaltens. Da nur geringe Mengen verfugbar sind, finden daruber hinaus nur wenige Studien im Gebiet der Poloniumchemie statt.

Die Polonide sind salzartige Verbindungen, in welchen das Polonid- Anion Po 2? vorliegt und gelten als die stabilsten Verbindungen des Poloniums. Bekannte Polonide sind Natriumpolonid , Magnesiumpolonid und Bleipolonid .

Sauerstoffverbindungen

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Polonium(IV)-oxid (PoO 2 ) x ist wie das Oxid des Gruppennachbarn Tellur ( Tellurdioxid , (TeO 2 ) x ) eine ionische Verbindung, die in einer gelben und einer roten Modifikation auftritt. Weiterhin kennt man das schwarze Polonium(II)-oxid (PoO) und Polonium(VI)-oxid (PoO 3 ).

Schwarzes Poloniummonosulfid (PoS) erhalt man durch Fallung von in Saure gelostem Polonium mit Schwefelwasserstoff .

Wasserstoffverbindungen

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Poloniumwasserstoff (H 2 Po) ist eine bei Raumtemperatur flussige Wasserstoff -Verbindung, von der sich zahlreiche Polonide ableiten lassen.

Poloniumhalogenide kennt man mit den Summenformeln PoX 2 , PoX 4 und PoX 6 . Zu nennen sind Poloniumdifluorid , Poloniumdichlorid (rubinrot), Poloniumdibromid (purpurbraun) und Poloniumtetrafluorid , hellgelbes Poloniumtetrachlorid , rotes Poloniumtetrabromid sowie das schwarze Poloniumtetraiodid . Die Synthese von Poloniumhexafluorid (PoF 6 ) wurde 1945 versucht, fuhrte aber zu keinen eindeutigen Ergebnissen, der Siedepunkt wurde auf ?40 °C geschatzt. [28]

Wiktionary: Polonium  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Commons : Polonium  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente , S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3 .
  2. Die Werte fur die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Polonium) entnommen.
  3. Manjeera Mantina, Adam C. Chamberlin, Rosendo Valero, Christopher J. Cramer, Donald G. Truhlar: Consistent van der Waals Radii for the Whole Main Group. In: J. Phys. Chem. A. 2009, 113, S. 5806?5812, doi:10.1021/jp8111556 .
  4. a b c d e f Eintrag zu polonium in Kramida, A., Ralchenko, Yu., Reader, J. und NIST ASD Team (2019): NIST Atomic Spectra Database (ver. 5.7.1) . Hrsg.: NIST , Gaithersburg, MD. doi : 10.18434/T4W30F ( physics.nist.gov/asd ). Abgerufen am 13. Juni 2020.
  5. a b c d e f Eintrag zu polonium bei WebElements, www.webelements.com , abgerufen am 13. Juni 2020.
  6. Die von der Radioaktivitat ausgehenden Gefahren gehoren nicht zu den einzustufenden Eigenschaften nach der GHS-Kennzeichnung. In Bezug auf weitere Gefahren wurde dieses Element entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  7. Sieghard Neufeldt: Chronologie Chemie . John Wiley & Sons, 2012, ISBN 3-527-66284-7 , S.   115 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Die 14. Hauptversammlung der Bunsengesellschaft. In: Polytechnisches Journal . 322, 1907, Miszelle 1, S. 364. : ?3 mg Poloniumsalz aus 5.000 kg Uranerz“.
  9. A. F. Holleman , E. Wiberg , N. Wiberg : Lehrbuch der Anorganischen Chemie . 102. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1 , S. 617.
  10. osti.gov: Energy Citations Database (ECD) .
  11. Patent US4018561A : Apparatus for extraction of polonium - 210 from irradiated bismuth using molten caustic. Angemeldet am 26. Februar 1975 , veroffentlicht am 19. April 1977 , Anmelder: Minnesota Mining & Mfg, Erfinder: Dan H. Siemens Jr, Earl J. Wheelwright.
  12. John Emsley: Q&A: Polonium 210. In: Chemistry World . 27. November 2006, abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch).
  13. A. F. Holleman , E. Wiberg , N. Wiberg : Lehrbuch der Anorganischen Chemie . 102. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1 , S. 620.
  14. Daten zu Polonium bei KAERI (einem koreanischen Kernforschungsinstitut)
  15. Gefahrenhinweise zu Polonium 210 (PDF; 83 kB).
  16. Lead Toxicity and Human Health | Bone Lead Testing Facility. 21. August 2018, abgerufen am 27. Marz 2023 (amerikanisches Englisch).
  17. Bernhard Ludewig, Dirk Eidemuller: Der nukleare Traum: Die Geschichte der deutschen Atomkraft . 1. Auflage. DOM publishers, 2020, ISBN 978-3-86922-088-8 , S.   29 .
  18. V. Zaga, C. Lygidakis u. a.: Polonium and lung cancer. In: Journal of oncology. Band 2011, 2011, S. 860103, doi:10.1155/2011/860103 , PMID 21772848 , PMC 3136189 (freier Volltext).
  19. sueddeutsche.de: Warum Tabak radioaktiv ist Ein Rauch wie 250 Rontgenaufnahmen ? pro Jahr , 17. Mai 2010, abgerufen am 27. Mai 2013.
  20. qualm-nix.de: Rauchen und Umwelt ( Memento vom 15. Marz 2007 im Internet Archive )
  21. M. J. Tidd: The big idea: polonium, radon and cigarettes. In: Journal of the Royal Society of Medicine. Band 101, Nummer 3, Marz 2008, S. 156?157, doi:10.1258/jrsm.2007.070021 , PMID 18344474 , PMC 2270238 (freier Volltext) (Review).
  22. Cornelius Keller, Walter Wolf, Jashovam Shani: Radionuclides, 2. Radioactive Elements and Artificial Radionuclides. In: Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry . 7. Auflage, Wiley-VCH, Weinheim 2012, doi : 10.1002/14356007.o22_o15 .
  23. Petrjanow-Sokolow (Hrsg.): Bausteine der Erde , Bd. 4, Verlag Mir Moskau, Urania Verlag Leipzig, 1977, S. 15.
  24. Polonium-210 ? In todlicher Mission
  25. Das Gift-Ratsel - Polonium-Fund in Arafats Leichnam. In: spiegel.de. 6. November 2016, abgerufen am 16. August 2023 .
  26. Mangin, Bochud, Augsburger et al: Expert forensics report concerning the late President Yasser Arafat. In: aljazeera.com via documentcloud.org. 5. November 2016, abgerufen am 16. August 2023 .
  27. Doch Polonium in Arafats Korper. In: taz.de. Abgerufen am 16. August 2023 .
  28. Summary of work to date on volatile neutron source , Monsanto Chemical Company, Unit 3 abstracts of progress reports, August 16?31, 1945; Abstract ; PDF .