Ein
Personalpronomen
(Mehrzahl:
-pronomen
oder
-pronomina,
aus
lateinisch
pronomen personale
; deutsch auch
personliches Furwort
) ist in der
Grammatik
ein
Pronomen
, das Beteiligte der
Sprechsituation
bezeichnet oder sich
anaphorisch
auf Dritte bezieht. Im Deutschen handelt es sich um folgende Formen:
- ich
fur den Sprecher, Plural
wir
.
- du
, Plural
ihr
, Hoflichkeitsform
Sie
fur den bzw. die
Adressaten
.
- er, sie, es
, Plural
sie
fur Personen oder Dinge, die in der Sprechsituation zusatzlich anwesend sind oder die durch ihre Vorerwahnung im
Text
bestimmbar sind. Eine weitere Verwendung ist die als
gebundenes Pronomen
.
Die Bezeichnung kommt daher, dass diese drei sogenannten
Personalmerkmale
?1./2./3.
Person
“ ausgedruckt werden. Auch wenn Personalpronomina sich oft auf Personen beziehen, konnen darunter ebenso Pronomina fallen, die sich auf unbelebte Gegenstande beziehen.
Personalpronomina kommen in der Regel an den gleichen Stellen im Satz vor wie (definite) volle
Nominalphrasen
, mit Ausnahme der Funktion als
adverbiale Bestimmung
? hauptsachlich also als
Subjekt
oder
Objekt
. Ein Genitiv des Personalpronomens kann in Konstruktion mit einem Substantiv einen
Possessor
(Besitzer) bezeichnen, in vielen Sprachen gibt es fur diese Funktion aber stattdessen ein eigenstandiges
Possessivpronomen
.
Der hier vorliegende Artikel behandelt nur Pronomina, die selbstandige Worter bilden. In vielen Sprachen gibt es jedoch Pronomina in zweifacher Form: als selbstandige, betonte und als unselbstandige, unbetonbare Pronomina. Solche unbetonbaren Pronomina lehnen sich in der Aussprache haufig direkt an ein Verb an (als sogenannte
Klitika
). Sie bilden dann mit ihm im Sprachfluss eine
prosodische
Einheit, fast wie eine Flexionsendung. Klitisierung ist bei Personalpronomina eine haufige Erscheinung. Fur eine detaillierte Darstellung eines Systems von klitischen Personalpronomina siehe z. B. den Artikel zum
spanischen Pronominalsystem
.
In Sprachen mit einem System klitischer Pronomina werden die hier behandelten selbstandigen Pronomina dann nur zur Hervorhebung (
Emphase
), zur Kontrastierung und in pradikatslosen Außerungen verwendet:
- ?Willst du
mich
oder
ihn
sprechen?“
- ?Wer hat den Stein geworfen?“ ? ?
Sie!“ … ?Er!
“
Personalpronomina werden nach der grammatischen Kategorie
Person
eingeteilt, welche die Pronomina
- der 1. Person (Sprecher),
- der 2. Person (Adressat) oder
- der 3. Person (weder Sprecher noch Adressat)
zuteilt. Bei der Einteilung des pronominalen Bezugs in diese drei Personalmerkmale entstehen einige Problem- und Sonderfalle, die hier kurz skizziert werden.
Wahrend die 2. und 3. Person ohne Schwierigkeiten in den
Plural
gesetzt werden konnen, bildet die 1. Person hier einen Sonderfall. Zwar zahlt das Pronomen
wir
grammatisch als Plural von
ich,
es bezeichnet aber nicht im wortlichen Sinne eine Mehrzahl von Sprechern (etwa einen Chor). Die erste Person Plural bezeichnet stattdessen irgendeine Gruppe, die den Sprecher enthalt. Dies kann so gefasst werden, dass die Bedeutung von ?wir“ eigentlich einer Kombination aus 1. + 2. Person oder 1. + 3. Person entspricht. Manche Sprachen unterscheiden dementsprechend im Plural zwischen
?inklusivem“ und ?exklusivem Wir“
,
[1]
je nachdem, ob der Sprecher den Adressaten in die bezeichnete Gruppe einschließt oder ausschließt. Man schatzt, dass gut 40 % aller Sprachen diese Unterscheidung kennen.
Einige Sprachen leiten dieses auch aus einer erweiterten Mehrzahlbedingung ab, bei der auch eine 3. Person oder mehrere dritte Personen wahlweise ausgeschlossen werden konnen. In der deutschen Sprache gibt es als Entsprechung nur die Verstarkung ?wir beide gehen ins Kino“, um dritte Personen auszuschließen. Neben einer Unterscheidung von Einzahl und Mehrzahl findet sich auch eine
Deklination
von Personalpronomina mit dem Numerus
Dual
, selten auch
Trial
, die zum Einbezug von weiteren Personen genutzt werden.
In
indirekter Rede
konnen Falle entstehen, in denen ein Pronomen der dritten Person zugleich indirekt einen Sprecher bezeichnet, d. h. den Sprecher der berichteten Außerung. Manche Sprachen bezeichnen diesen Fall durch spezielle Pronomina (logophorische Pronomina). Dies konnen entweder Formen sein, die mit normalen Personalpronomina kontrastieren, oder spezielle Verwendungen von Reflexivpronomina. Logophorizitat wird in diesem Artikel nicht als eigenstandiges Merkmal von Personalpronomina behandelt.
Abstufungen nach der Nahe/Ferne einer dritten Person werden in diesem Artikel hingegen einbezogen, siehe im Folgenden unter dem Stichwort ?Deixis“.
Das deutsche Pronomen
man
wird benutzt, wenn eine Einzelperson oder eine Gruppe bezeichnet wird, die als gegeben angenommen wird, ohne dass sie fur den Horer naher identifizierbar gemacht wird.
?Wenn
man
in Australien unterwegs ist, kann
man
oft Kangurus auf der Straße sehen.“
(= Wer auch immer in Australien unterwegs ist, kann Kangurus auf der Straße sehen.)
Pronomina dieser Art werden traditionell als
Indefinitpronomen
eingeordnet;
[2]
aber da sie manche Eigenschaften aufweisen, die eigentlich im Widerspruch zur Einordnung als Indefinita stehen, werden sie in der Fachliteratur auch manchmal als ?generalisierendes Pronomen“ bezeichnet und als separate Klasse gefuhrt.
[3]
Es gibt Sprachen, in denen sich die ?Generalpronomina“ mit den Personalpronomina darin parallel verhalten, dass es diese Kategorie auch in der
Konjugation
der Verben gibt; man spricht dann auch von
unpersonlichen Verbformen
. Dieser Fall liegt im
Irischen
vor, z. B. bildet das Verb
bris-
?brechen“ Formen folgender Art:
brisim
?ich breche“,
brisir
?du brichst“, (etc),
bristear
?man bricht“. (Mehr dazu unter
Irische Sprache #Verben
).
Das Pronomen
man
wird im
Deutschen
hingegen mit der 3. Person Singular der zugehorigen Verbform verbunden. Seiner Bedeutung nach ist
man
jedoch nicht einfach eine 3. Person, in vielen Verwendungen schließt es den Sprecher in die Aussage mit ein. Es hat auch noch weitere grammatische und semantische Besonderheiten, weswegen es im vorliegenden Artikel nicht in die Darstellung der verschiedenen Systeme von Personalpronomina einbezogen wird.
Worter, die formgleich mit Personalpronomen der dritten Person Singular sind, konnen in
expletiver
Funktion vorkommen, also inhaltsleer sein und nur dazu dienen, syntaktische Positionen sichtbar zu machen. Beispiele: deutsches
es
in ?es gibt Kuchen“, ?es war einmal ein Konig“. Diese Verwendungen von
es
verweisen auf keinen Gegenstand und grammatische Merkmale, vor allem das Genus, sind an ihnen nicht unabhangig nachweisbar. Aufgrund der Formgleichheit und der syntaktischen Position werden sie aber ebenfalls als Pronomina eingestuft.
[4]
Neben der Hauptdifferenzierung nach den grammatischen Personen werden Personalpronomina in vielen Sprachen auch nach sekundaren grammatischen und
semantischen
Kategorien differenziert, unter anderem nach
Genus
, wie im Deutschen (
Personalpronomina der germanischen Sprachen
), aber nicht immer danach.
Die
Animatheit
(
Kategorie der Belebtheit
) ist eine
semantische
Kategorie zur Abgrenzung von Substantiven, die Beseeltes (von lateinisch
anima
?Seele“) bezeichnen, gegen solche Substantive, die Unbeseeltes bezeichnen. Dazu gehoren in erster Linie Menschen, im weiteren Sinne aber auch Personifikationen, Gotter, Geister und andere ubernaturliche Wesen sowie
mit menschlichen Eigenschaften versehene Tiere, Pflanzen und Gegenstande
(z. B. in Fabeln oder Gedichten) als
animat
(beseelt), alles Ubrige als
inanimat
(unbeseelt).
Eine Sprache, die fur diese Differenzierung ein Beispiel bietet, ist die nordsibirische
Turksprache
Jakutisch
:
Jakutisch: System der Personalpronomina
|
|
Animatheit
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
min
|
bihigi
|
2
|
|
en
|
ehigi
|
3
|
animat
|
kini
|
kiniler
|
inanimat
|
ol
|
ollor
|
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Belegen
(beispielsweise
Einzelnachweisen
) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und
gute Belege einfugst.
Das nachfolgende ist unbelegt und klingt nach "Theoriefindung". Denkbar ware auch, dass man unbelebte/unbeseelte Dinge mit "du" ansprechen kann, ohne dass man sie sich belebt/beseelt vorstellt ? auch wenn das "idiotisch" wirken mag.
Bei der 3. Person unterscheiden nicht wenige Sprachen der Welt das Objekt nach Animatheit. Fur eine solche Unterscheidung in der 1. oder 2. Person fehlt eine Beispielsprache. Dies konnte damit zusammenhangen, dass fur alle sprachlichen
Bezugsobjekte
, die die Rolle des Sprechers (1. Person) oder des Angesprochenen (2. Person) einnehmen konnen, Animatheit vorausgesetzt wird. Dabei bedeutet Animatheit nicht unbedingt, dass das Bezugsobjekt in einem
naturwissenschaftlichen
Sinne belebt oder in einem
metaphysischen
Verstandnis beseelt sein muss, sondern lediglich, dass jedes Bezugsobjekt, dem eine Sprecherrolle (1. Person) oder die Rolle des Angesprochenen (2. Person) zugewiesen wird, in einem gewissen Sinne fur den Urheber dieser Zuweisung als kommunikations- und wahrnehmungsfahig gilt.
Beispiele: Wenn ein Dichter eine Blume anspricht oder ein wutender Konsument seinen kaputten Fernseher, stellen diese Personen sich die entsprechenden Objekte zumindest im Moment des Sprechens als kommunikationsfahig vor; sonst wurden sie diese nicht mit einem Pronomen der 2. Person (wie ?du“) ansprechen.
Viele Sprachen mit Personalpronomina differenzieren nach der Kategorie
Respekt
? das heißt, es werden verschiedene Pronomina fur die Anrede gebraucht, je nachdem ob der Adressat dem Sprecher nahesteht oder nicht. Sehr haufig existiert jedoch keine spezielle
Hoflichkeitsform
, sondern diese wird durch die Anrede einer einzelnen Person durch die 2. Person Plural erzeugt, wahrend die 2. Person Singular auf die familiare Anrede beschrankt ist.
Beispiel fur solch eine Sprache ist
Finnisch
Finnisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Respekt
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
mina
|
me
|
2
|
familiar
|
sina
|
te
|
distanziert
|
Te
|
3
|
|
han
|
he
|
|
Fur die 2. Person zeigt
Persisch
das gleiche System; es differenziert jedoch auch in der 3. Person fur Animata nach Hoflichkeit:
Persisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Respekt
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
man
|
ma
|
2
|
familiar
|
to
|
?oma
|
distanziert
|
?oma
|
3
|
familiar
|
belebt
|
u
|
anha
|
unbelebt
|
an
|
distanziert und formlich
|
vey, i?an
|
i?an
|
Fur Inanimata werden stets die familiaren Pronomina verwendet, nur bei Animata (vor allem Personen) wird nach Respekt differenziert.
Ungarisch
differenziert in der 2. Person nach der Kategorie Respekt:
Ungarisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Respekt
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
en
|
mi
|
2
|
familiar
|
te
|
ti
|
distanziert
|
maga
|
maguk
|
hoflich
|
on
|
onok
|
3
|
|
?
|
?
|
Viele Sprachen differenzieren in der 3. grammatischen Person nach
Deixis
, so zum Beispiel das
Georgische
:
- proximal bedeutet naher beim Sprecher als bei anderen Personen des Sprechaktes,
- distal vom Sprecher weiter entfernt als von anderen.
Es gibt jedoch auch ein
- mediales Pronomen, z. B. fur sprachliche Bezugsobjekte außerhalb des Wahrnehmungsfeldes des Sprechers, oder von gleich weiter Entfernung von allen am
Sprechakt
beteiligten Personen.
Im Plural ist diese Unterscheidung aufgehoben:
Georgisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Respekt
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
me
|
t?ven
|
2
|
familiar
|
?en
|
tkven
|
distanziert
|
tkven
|
3
|
proximal
|
es
|
isini
|
medial
|
eg
|
distal
|
is
|
In den Varietaten
Hindi
und
Urdu
der Sprache
Hindustani
gibt es drei Stufen des Respekts:
- intim
(fur kleine Kinder und enge Freunde),
- familiar (fur jungere und
hierarchisch
niedriger gestellte Personen) und
- distanziert
(fur altere oder hierarchisch hoher gestellte Personen).
Die Singularform der jeweils hoheren Stufe dient der niedrigeren Stufe als Pluralform. Dies fuhrt zu
Ambiguitaten
bei der Pluralverwendung der 2. Person, welche wiederum durch neue Pluralformen vermieden werden. Diese neuen Pluralformen werden durch
Klitisierung
von
log
?Leute“ oder
sab
?alle“ an die alten Pluralformen erzeugt ? ein Phanomen, das auch im Englischen auftritt (vgl. weiter unten).
Hindustani: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
verstarkter Plural
|
1
|
|
mai
|
ham
|
2
|
Respekt
|
intim
|
t?
|
tum
|
familiar
|
tum
|
tum log / tum sab
|
distanziert
|
?p
|
?p log / ?p sab
|
3
|
Deixis
|
proximal
|
yah
|
ye
|
distal
|
vah
|
ve
|
Außerdem existieren zwei verschiedene Pronomina der 3. Person, welche vom Standpunkt des Sprechers aus zwischen nah (
proximal
) und fern (
distal
) differenzieren. Diese werden in der
Umgangssprache
nicht nach Singular und Plural unterschieden, sondern bilden eine numerusindifferente Einheitsform
ye
(proximal) und
vo
(distal).
Besonders im Urdu gilt die Verwendung von
mai
als unhoflich. Stattdessen verwendet man
ham,
um von sich selbst zu sprechen. Dabei handelt es sich um einen
Bescheidenheitsplural
.
Noch starker ist das Pronominalsystem des
Nepalesischen
ausdifferenziert:
Nepalesisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Deixis
|
Respekt
|
Singular
|
Plural
|
verstarkter Plural
|
1
|
|
ma
|
h?m?
|
h?m?har?
|
2
|
|
intim
|
ta
|
tahar?
|
familiar
|
tim?
|
tim?har?
|
distanziert
|
tap???
|
tap???har?
|
3
|
proximal
|
intim
|
yo
|
y?
|
familiar
|
yin?
|
yin?har?
|
distanziert
|
yah??
|
yah??har?
|
medial
|
intim
|
?
|
|
familiar
|
un?
|
un?har?
|
distanziert
|
vah??
|
vah??har?
|
distal
|
intim
|
tyo
|
t?
|
familiar
|
tin?
|
tin?har?
|
Auch das
Turkische
und andere
Turksprachen
tendieren zur Pluralverstarkung, die allerdings auch die 1. Person betreffen kann:
Turkisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Respekt
|
Singular
|
Plural
|
verstarkter Plural
|
1
|
|
ben
|
biz
|
bizler
|
2
|
familiar
|
sen
|
siz
|
sizler
|
distanziert
|
siz
|
3
|
|
o
|
onlar
|
Der Grund fur die Pluralverstarkung liegt auch hier (wie im Hindustani, vgl. oben, und im
Englischen
, vgl. unten) in der Numerusindifferenz der 2. Person.
Viele Sprachen, die Substantive in
Genera
einteilen, differenzieren in der 3. Person ebenfalls nach dieser Kategorie. Da die Pronomina der 3. Person anders als die der 1. und 2. Person haufig auf vorhergehende
Nominalphrasen
Bezug nehmen, hilft eine
formale
Differenzierung nach Genus oft dabei, diesen Bezug eindeutig zu machen. Differenzierung der Pronomina nach Genus ist aus den europaischen Sprachen (genauer den
indogermanischen Sprachen
) vertraut, ist aber im globalen Sprachvergleich nicht ubermaßig haufig. Typische Genussprachen mit einem solchen Pronominalsystem sind das
Lateinische
und das
Islandische
:
Latein: System der Personalpronomina
|
Person
|
Genus
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
ego
|
n?s
|
2
|
|
t?
|
v?s
|
3
|
maskulin
|
is
|
ei
|
feminin
|
ea
|
eae
|
neutrum
|
id
|
ea
|
|
Islandisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Genus
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
eg
|
við
|
2
|
|
þu
|
þið
|
3
|
maskulin
|
hann
|
þeir
|
feminin
|
hun
|
þær
|
neutrum
|
það
|
þau
|
|
Als genusubergreifende Pluralform (zum Beispiel zur
Referenz
auf gemischtgeschlechtliche Personengruppen) wird im Islandischen haufig die neutrale Form
þau
verwendet.
Viele Sprachen kennen (teilweise ursprunglich) beim Pronomen der 3. Person Singular keine Unterscheidung nach dem Geschlecht des
Referenten
:
Einige Beispiele solcher
Sprachen
sind:
- Indonesisch/Malaiisch
,
Madagassisch
, philippinische Sprachen,
Hawaiisch
,
Maori
,
Rapanui
und andere
austronesische Sprachen
- Chinesisch
,
Birmanisch
und andere
sinotibetische Sprachen
- Thai
und andere
Tai-Kadai-Sprachen
- Vietnamesisch
,
Santali
und andere
Mon-Khmer-Sprachen
- Swahili
,
Yoruba
und andere
Niger-Kongo-Sprachen
- Turkisch
,
Tatarisch
und andere
Turksprachen
- Luo
und andere
nilosaharanische Sprachen
- Ungarisch
,
Finnisch
,
Estnisch
und andere
uralische Sprachen
- Georgisch
- Armenisch
- Mapudungun
- Baskisch
- Persisch
Durch Einfluss europaischer Sprachen haben einige der oben genannten Sprachen ein weibliches Pronomen eingefuhrt.
Im
Hochchinesischen
beispielsweise geschieht dies durch die Verwendung eines anderen Schriftzeichens (?) fur das Pronomen der weiblichen 3. Person Singular (deutsch ?sie“) seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Aussprache bleibt dennoch identisch wie die des Pronomens der mannlichen (ursprunglich geschlechtsneutralen) 3. Person Singular (他), sodass diese Unterscheidung in der gesprochenen Sprache nicht existiert bzw. nicht erkennbar ist. Des Weiteren wird ? in der Volksrepublik China fur Tiere und Sachen benutzt. Außerhalb der Volksrepublik China findet man ? fur Sachen, ? fur Gotter und ? fur Tiere. Alle diese Schriftzeichen werden
t?
ausgesprochen. Auf Taiwan wird ? als weibliches Gegenstuck zum allgemeinen Pronomen der 2. Person ? verwendet. Beide Zeichen werden
n?
ausgesprochen.
Ein besonderes Phanomen ist die Moglichkeit des umgangssprachlichen Englischen, bei unbekanntem Geschlecht die dritte Person Plural einzusetzen. (
If somebody took my book, they had better give it back
→ ?Falls jemand mein Buch genommen hat, so
sollten sie
es lieber zuruckgeben“).
Semitische Sprachen
kennen im Regelfall zwei Genera: maskulin und feminin. Fur gewohnlich erfolgt die Zuordnung von Menschen zu diesen Genera in der Regel anhand ihres biologischen oder
sozialen Geschlechts
, und so gibt es keine Genus/Sexus-Verwerfung wie im Deutschen, wo
Madchen
und
Fraulein
Neutra sind, sich aber auf Personen weiblichen Geschlechts beziehen.
Das
Hebraische
etwa differenziert in erster Linie nach Genus (in der 3. Person). Jedoch wird in der 2. Person nach dem naturlichen Geschlecht (
Sexus
) des Adressaten unterschieden:
Hebraisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
?ani
|
?anaxnu
|
2
|
Sexus
|
mannlich
|
?ata
|
?atem
|
weiblich
|
?at
|
?aten
|
3
|
Genus
|
maskulin
|
hu
|
hem
|
feminin
|
hi
|
hen
|
Das
Hocharabische
verfugt uber ein sehr ahnliches System, kennt daruber hinaus aber noch spezielle
Dualformen
:
Hocharabisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare Kategorie
|
Singular
|
Dual
|
Plural
|
1
|
|
?an?
(???)
|
na?nu
(???)
|
2
|
Sexus
|
mannlich
|
?anta
(???)
|
?antum?
(?????)
|
?antum
(????)
|
weiblich
|
?anti
(???)
|
?antunna
(?????)
|
3
|
Genus
|
maskulin
|
huwa
(??)
|
hum?
(???)
|
hum
(??)'
|
feminin
|
hiya
(??)
|
hunna
(???)
|
In der arabischen
Umgangssprache
werden jedoch die Dualformen nicht benutzt, und auch die speziellen Pluralformen fur feminines Genus und weibliches Sexus sind in vielen Varietaten der arabischen Sprache ungebrauchlich.
Eine Sprache, in deren Pronominalsystem die Kategorie
Sexus
der Kategorie Animatheit (
Belebtheit
) untergeordnet ist, ist beispielsweise Englisch. Hier weisen die Personalpronomina der 3. Person
he
und
she
auf das
Geschlecht
oder die
Geschlechtsidentitat
des Adressaten hin.
Englisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Animatheit
|
Sexus
|
Singular
|
Plural
|
Verstarkter Plural (Umgangssprache)
|
1
|
|
I
|
we
|
2
|
|
you
|
you’s/youse,
y’all
(USA),
you lot
(UK),
you guys
(USA, AU, NZ)
|
3
|
belebt
|
mannlich
|
he
|
they
|
weiblich
|
she
|
unbelebt
|
it
|
Wie im Hindustani (vgl. oben) zeigt sich auch in der englischen Umgangssprache die Tendenz, fur das Personalpronomen der 2. Person eine neue Pluralform auszubilden ? es gibt hier jedoch viele regionale Varianten, von denen sich bis heute keine uberregional in der Standardsprache etabliert hat.
Außerdem gibt es Ausnahmen von der Unterscheidung nach Belebtheit: Schiffe, Autos und der Mond konnen als
she
bezeichnet werden und die Sonne als
he
. Tiere gelten im Allgemeinen als unbelebt; Haustiere, die man kennt, konnen aber als
she
oder
he
bezeichnet werden. Wie in vielen anderen Sprachen gibt es auch einen
Plural der Majestat
, wenn die Queen spricht.
Im Niederlandischen der Niederlande ? weniger aber Belgiens ? wird nicht mehr zwischen maskulinen und femininen Substantiven differenziert; vielmehr sind beide Genera zu einem
Genus utrum
verschmolzen. Historisch ist dieses Utrum aus dem alten Maskulinum entstanden und darum formal mit diesem identisch. Also wird in der niederlandischen Gegenwartssprache das ehemals rein maskuline Pronomen
hij
auch als
Anapher
fur ehemals feminine Substantive verwendet:
altere Schriftsprache:
de regering
→
zij
(?die Regierung“ → ?sie“)
heutige Umgangssprache:
de regering
→
hij
(?die Regierung“ → ?er“)
Das Pronomen
zij
wird im Singular folglich nur noch im semantischen Kernbereich des femininen Genus, also weibliche Personen, verwendet.
Niederlandisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare Kategorie (→)
|
tertiare Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
ik
|
wij
|
2
|
Respekt
|
familiar
|
jij
|
jullie
|
distanziert
|
u
|
3
|
Genus
|
† maskulin →
|
utrum
|
hij
|
zij
|
Sexus
|
mannlich
|
† feminin →
|
weiblich
|
zij
|
neutrum
|
het
|
Das niederlandische Pronominalsystem der 3. Person ist also auf dem Weg von einem reinen Genussystem (maskulin/feminin/neutrum) zu einem kombinierten Sexus/Genus-System (utrum/neutrum vs. mannlich/weiblich), wie es in den festlandskandinavischen Sprachen (vgl. unten)
Danisch
,
Schwedisch
und
Norwegisch (in der Varietat Bokmal)
bereits existiert:
- Substantive, die Beseeltes bezeichnen, werden nach
Sexus
(also nach dem naturlichen Geschlecht der Bezeichneten) pronominalisiert.
- Substantive, die Unbeseeltes bezeichnen, werden nach
Genus
(also nach dem grammatischen Geschlecht des jeweiligen Substantivs) pronominalisiert.
Beispielsprache sei hier Schwedisch:
Schwedisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare Kategorie →
|
tertiare
Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
jag
|
vi
|
2
|
|
du
|
ni
|
3
|
animat →
|
Sexus
|
mannlich
|
han
|
de
|
weiblich
|
hon
|
geschlechtsneutral
|
hen
[5]
|
inanimat →
|
Genus
|
utrum
|
den
|
neutrum
|
det
|
Der Unterschied zum Niederlandischen besteht darin, dass jene Sprache kein eigenstandiges Utrum-Pronomen ausgebildet hat; stattdessen vereint das ehemalige Maskulinum
hij
die Funktion des inanimaten Utrums (schwedisch
den
) und des mannlich-animaten Pronomens (schwedisch
han
) in einer Form.
Ein Beispiel fur ein komplexes Pronominalsystem mit mehreren sekundaren Subdifferenzierungen zeigt das
Standarddeutsche
, das in der 3. Person nach den drei Genera und in der 2. Person nach den Respektkategorien
familiar
und
distanziert
differenziert:
Deutsch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare
Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
ich
|
wir
|
2
|
Respekt
|
familiar
|
du
|
ihr
|
distanziert
|
Sie
|
3
|
Genus
|
maskulin
|
er
|
sie
|
feminin
|
sie
|
neutrum
|
es
|
|
Russisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare
Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
ja
|
my
|
2
|
Respekt
|
familiar
|
ty
|
vy
|
distanziert
|
Vy
|
3
|
Genus
|
maskulin
|
on
|
oni
|
feminin
|
ona
|
neutrum
|
ono
|
|
Die
russische Sprache
zeigt ein dem Deutschen sehr ahnliches Pronominalsystem ? nur hat das Hoflichkeitspronomen seinen
etymologischen
Ursprung nicht in der 3. Person Plural, sondern (wie im Fall des Turkischen, vgl. oben) in der 2. Person Plural. Ebenso wie das Deutsche kann darum das Russische Hoflichkeit nicht nach Numerus differenzieren.
Im Niederlandischen findet sich zunachst das gleiche Pronominalsystem wie im Deutschen und Russischen; allerdings hat sich hier ein eigenstandiges Hoflichkeitspronomen
u
entwickelt, welches keinem anderen Pronomen formal gleicht (vgl. oben).
Das
Litauische
hat nicht nur ein eigenstandiges Pronomen fur die distanzierte Anrede, sondern auch eine distinkte Pluralform:
Litauisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare
Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
a?
|
m?s
|
2
|
Respekt
|
familiar
|
tu
|
j?s
|
distanziert
|
J?s
|
tamsta
|
tamstos
|
3
|
Genus
|
maskulin
|
jis
|
ji?
|
feminin
|
ji
|
jos
|
Daneben wird jedoch auch die 2. Person Plural fur die distanzierte Anrede verwendet, was sich vermutlich aus dem Einfluss der Nachbarsprachen erklaren lasst.
In den Tochtersprachen des Lateinischen, etwa im
Spanischen
, wurde das Pronominalsystem (
Personalpronomina
) durch verschiedene Subdifferenzierungen nach Sexus und Respekt kompliziert:
Spanisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Respekt
|
Genus
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
mannlich
|
yo
|
nosotros
|
|
weiblich
|
nosotras
|
2
|
intim
|
mannlich
|
vos
|
weiblich
|
familiar
|
mannlich
|
tu
|
vosotros
|
weiblich
|
vosotras
|
distanziert
|
|
Usted
|
Ustedes
|
3
|
|
maskulin
|
el
|
ellos
|
feminin
|
ella
|
ellas
|
neutrum
|
ello
|
---
|
Allerdings ist die Zahl der Genera in den Nachfolgesprache des Lateinischen durch den Zusammenfall von Maskulinum und Neutrum auf zwei gesunken. Das Pronomen
ello
dient deshalb nicht als Anapher zur Aufnahme von Nomina (da es ja keine Neutra mehr gibt), sondern nur zur Aufnahme von Satzen und ahnlichen Abstrakta.
Ein besonders komplexes Hoflichkeitssystem zeigt die
rumanische Sprache
, das nicht nur in der Anrede (2. Person) uber drei Grade des Respekts verfugt, sondern auch in der Referenz auf eine 3. Person:
Rumanisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Respekt
|
Genus/Sexus
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
eu
|
noi
|
2
|
familiar
|
|
tu
|
voi
|
schwach distanziert
|
|
Dumneata
|
stark distanziert
|
|
Dumneavoastr?
|
3
|
familiar
|
Genus
(Sexus
bei Animata)
|
maskulin
|
el
|
ei
|
feminin
|
ea
|
ele
|
schwach distanziert
|
Sexus
(nur Animata)
|
mannlich
|
dansul
|
dan?ii
|
weiblich
|
dansa
|
dansele
|
stark distanziert
|
mannlich
|
dumnealui
|
dumnealor
|
weiblich
|
dumneaei
|
Die Entscheidung, welcher Respektgrad verwendet wird, hangt von vielen
soziolinguistischen
Parametern ab, etwa von Alter und Geschlecht der Bezugsperson, aber auch vom Bekanntheitsgrad und sozialen Verhaltnis zum Sprecher. Dazu kommen viele regionale Unterschiede. Generell lasst sich sagen, dass auf Frauen und altere Personen mit hoherem Respektgrad referiert wird als auf Manner und jungere Personen.
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung:
dagegen steht die These, dass Latein etc.
keine
Pron. der 3. Pers. haben, sondern Demonstrative benutzen
Bitte hilf mit, ihn zu
verbessern
, und entferne anschließend diese Markierung.
Die beiden fruh belegten
indogermanischen Sprachen
Altgriechisch
und
Sanskrit
zeigen in ihrem Pronominalsystem deutliche Parallelen, die darum auch auf die
indogermanische Ursprache
schließen lassen: Sie differenzieren beide in der 3. Person nicht nur nach Genus, sondern auch nach
Deixis
, also nach der Entfernung des sprachlichen Bezugsobjektes zum Sprecher. Hoflichkeitsform oder andere Respektdifferenzierungen sind im Griechischen und im fruhen Sanskrit nicht bekannt.
Altgriechisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Deixis
|
Genus
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
|
eg?
|
h?me?s
|
2
|
|
|
su
|
h?me?s
|
3
|
proximal
|
maskulin
|
hode
|
hoide
|
feminin
|
h?de
|
haide
|
neutrum
|
tode
|
tade
|
medial
|
maskulin
|
ho?tos
|
ho?toi
|
feminin
|
haut?
|
ha?tai
|
neutrum
|
to?to
|
ta?ta
|
distal
|
maskulin
|
ekeinos
|
ekeinoi
|
feminin
|
ekein?
|
ekeines
|
neutrum
|
ekeino
|
ekeina
|
|
Sanskrit: System der Personalpronomina
|
Person
|
Deixis
|
Genus
|
Singular
|
Dual
|
Plural
|
1
|
|
|
aham
|
?v?m
|
vayam
|
2
|
|
|
tvam
|
yuv?m
|
y?yam
|
3
|
proximal
|
maskulin
|
ayam
|
imau
|
ime
|
feminin
|
iyam
|
ime
|
im?s
|
neutrum
|
idam
|
ime
|
im?ni
|
medial
|
maskulin
|
sas
|
tau
|
te
|
feminin
|
s??
|
te
|
t??s
|
neutrum
|
tat
|
te
|
t??ni
|
distal
|
maskulin
|
asau
|
am?
|
am?
|
feminin
|
asau
|
am?
|
am?s
|
neutrum
|
adas
|
am?
|
am?ni
|
|
Im Sanskrit ist der fur die indogermanische Ursprache anzunehmende
Dual
erhalten, im Altgriechischen dagegen nur noch in den altesten Texten, besonders bei
Homer
. Dort lauten die Pronomina ν? (
n?,
wir beide) fur die 1. Person, σφ? (
sph?,
ihr beide) fur die 2. Person, und τ? (
t?,
sie beide) fur die 3. Person.
Das klassische Sanskrit kennt als ?Sie“ das Wort
bhavan
mit dem Verb in der 1. Person Singular (Dual:
bhavantau,
Plural:
bhanvanta?
). Dies ist der Form nach ein Partizip und wird traditionell nicht zu den Personalpronomina gerechnet.
Im
Gronlandischen
werden Personalpronomina als eigenstandige Worter nur selten benutzt, namlich nur zur besonderen Hervorhebung einer Person oder Sache oder zum Hinweis auf eine solche (Deixis). In der 3. Person wird nach Deixis und Animatheit wie folgt differenziert:
Gronlandisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare (und tertiare) Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
uanga
|
uagut
|
2
|
|
illit
|
ilissi
|
3
|
Deixis
|
proximal →
|
Animatheit
|
animat
|
una
|
uku
|
inanimat
|
manna
|
makku
|
distal
|
innga
|
ikku
|
Die
tigrinische
Sprache verfugt neben differenzierten Hoflichkeitsformen gegenuber dem einzelnen Angesprochen in der Kategorie Respekt auch uber spezielle
Vokativformen
der Personalpronomina, die dem Sprechakt des
Anruf
s dienen ? wenn also das Pronomen nicht
syntaktisch
mit einem Verb verknupft und somit auch nicht in einen Satz eingebunden ist. Solches ist nur fur Pronomina der 2. Person moglich, da ein Anruf stets an einen oder mehrere
Adressaten
gerichtet ist:
Tigrinisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
Sexus
|
Singular
|
Plural
|
(Nicht-Vokativ)
Respekt
|
Vokativ
|
Nicht-Vokativ
|
Vokativ
|
familiar
|
distanziert
|
1
|
|
ana
|
---
|
n???na
|
---
|
2
|
mannlich
|
n?ss?xa
|
n?ss?xum
|
atta!
|
n?ss?xatkum
|
attum!
|
weiblich
|
n?ss?xi
|
n?ss?x?n
|
atti!
|
n?ss?xatk?n
|
attan!
|
3
|
mannlich
|
n?ssu
|
n?ssom
|
---
|
n?ssatom
|
---
|
weiblich
|
n?ssa
|
n?ssan
|
---
|
n?ssatan
|
---
|
Eine Parallele dazu gibt es im Englischen, wo
sir!
und
madam!
(bzw.
ma'am!
) als reine Anrufnomina fungieren, d. h. nicht in einem Satz verwendet werden konnen. Allerdings sind diese nach dem Geschlecht des Adressaten differenzierenden Formen auf den hoflich-distanzierten Anruf beschrankt:
Englisch: System der Anrede(pro)nomina
(nur 2. Person)
|
Sexus
|
Singular
|
Nicht-Vokativ
|
Vokativ
|
familiar
|
distanziert
|
mannlich
|
you
|
you!
|
sir!
|
weiblich
|
madam!
ma’am!
|
Zwar handelt es sich bei
sir
und
madam
ursprunglich nicht um Pronomina, sondern um Substantive ? dies trifft jedoch auch auf das polnische Hoflichkeitspronomen
pan
/
pani
zu (vgl. nachstes Kapitel), welches in den mit dem Polnischen eng verwandten
slawischen Sprachen
Tschechisch
,
Slowakisch
und
Ukrainisch
weiterhin als Substantiv in der Bedeutung ?Herr‘/?Frau/Dame‘ verwendet wird. Fur die Bewertung von
sir
und
madam
als Pronomina spricht außerdem, dass sie keinen regularen Plural mehr aufweisen wie andere Substantive: *
sirs,
*
madams
. Die ursprungliche franzosische Pluralform
mesdames
wird im Regelfall
suppletiv
durch
ladies!
ersetzt; die mannliche Pluralform lautet:
gentlemen!
Ein besonders komplexes System von Personalpronomina weist das
Polnische
auf, welches in der Hoflichkeitsform der 2. Person nach Sexus differenziert, und zwar auch im Plural:
Polnisch: System der Personalpronomina
|
Person
|
sekundare (und tertiare) Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
1
|
|
ja
|
my
|
2
|
Respekt
|
familiar
|
ty
|
wy
|
distanziert →
|
Sexus
|
mannlich
|
pan
|
panowie
|
weiblich
|
pani
|
panie
|
gemischt
|
---
|
pa?stwo
|
3
|
Genus
|
maskulin
|
on
|
oni
|
feminin
|
ona
|
one
|
neutrum
|
ono
|
In der chinesischen Sprache wird nach den Kategorien Animatheit und Sexus nur in der Schrift unterschieden, nicht in der gesprochenen Sprache. Die Unterscheidung in der Schrift beruht auf dem Einfluss der englischen Sprache (vgl. oben:
he ? she ? it
) und entstand erst im 20. Jahrhundert:
Chinesisch: System der Personalpronomina
|
|
sekundare
Kategorie
|
tertiare Kategorie
|
Singular
|
Plural
|
|
|
Chinesisch
(Schrift)
|
Pinyin
(Aussprache)
|
Chinesisch
(Schrift)
|
Pinyin
(Aussprache)
|
1
|
|
我
|
w?
|
我?
|
w?men
|
2
|
Respekt
|
familiar
|
|
?
|
n?
|
??
|
n?men
|
distanziert
|
|
?
|
nin
|
3
|
Animatheit
|
animat
|
|
menschlich
|
mannlich
|
他
|
t?
|
他?
|
t?men
|
weiblich
|
?
|
??
|
nicht-menschlich
|
?
|
??
|
inanimat
|
Distanz
|
proximal
|
?
|
zhe
|
?些
|
zhexi?
|
distal
|
那
|
na
|
那些
|
naxi?
|
Die Pluralformen der 3. Person fur Inanimata sind nicht obligatorisch ? optional konnen auch die entsprechenden Singularformen in Laut und Schrift verwendet werden.
Bei der Bildung von
Kasusformen
zeigen Pronomina haufig einen Wechsel zwischen verschiedenen Stammen (also
Suppletion
). So sieht etwa die
Deklination
der Personalpronomina des
Standarddeutschen
wie folgt aus:
Numerus
|
Person
|
Genus
|
Nominativ
(= 1. Fall)
|
Akkusativ
(= 4. Fall)
|
Dativ
(= 3. Fall)
|
Genitiv
(= 2. Fall)
|
Singular
|
1
|
|
ich
|
mich
|
mir
|
meiner
|
2
|
|
du
|
dich
|
dir
|
deiner
|
3
|
m.
|
er
|
ihn
|
ihm
|
seiner
|
n.
|
es
|
f.
|
sie
|
ihr
|
ihrer
|
Plural
|
1
|
|
wir
|
uns
|
unser
|
2
|
|
ihr
|
euch
|
euer
|
3
|
|
sie
|
ihnen
|
ihrer
|
|
2 bzw. 3
|
|
Sie
|
Ihnen
|
Ihrer
|
Personalpronomina im
Genitiv
(?Ich gedenke
ihrer
.“) erinnern stark an
Possessivpronomina
(?Ich gedenke
ihrer
Verfehlung.“), sollten jedoch nicht mit diesen verwechselt werden. Erstere werden im heutigen Deutsch, vor allem in der gesprochenen Sprache, immer seltener verwendet. So wird zum Beispiel ?Ich schame mich deiner.“ durch die Prapositionalformulierung ?Ich schame mich fur dich.“ ersetzt.
Auch in der
englischen Sprache
gibt es fur die Personalpronomina der 1. Person Singular und Plural zwei Formen fur Subjekt und Objekt
(I, me und we, us)
.
Wahrend
finite Verben
etwa im Deutschen, Englischen oder Franzosischen in der Regel ein
Subjekt
benotigen, kann das Subjekt in sogenannten
Pro-Drop-Sprachen
entfallen. Insbesondere muss es nicht durch ein Personalpronomen ersetzt werden. Grammatische Merkmale, in denen das Subjekt mit dem
Pradikat
kongruiert
(in
indoeuropaischen Sprachen
meist
Person
und
Numerus
), konnen an der Verbform erkennbar bleiben. Zu den Pro-Drop-Sprachen zahlen beispielsweise die
romanischen Sprachen
Spanisch und Italienisch.
In manchen Pro-Drop-Sprachen werden Pronomina, nicht nur als Subjekt, mitunter sogar explizit vermieden, beispielsweise im
Japanischen
. Vor allem Pronomina der zweiten Person (etwa
あなた
anata
) gelten mit zunehmendem Hoflichkeitsgrad nicht mehr als angemessen, aber auch die Personalpronomina der dritten Person
彼
kare
(?er“) und
彼女
kanojo
(?sie“). Als Verweis auf eine Person kann stattdessen die ?Rolle“ des Gesprachspartners (beispielsweise
先生
sensei
?Lehrer(in)“,
課長
kach?
?Abteilungsleiter(in)“,
博士
hakase
?
Dr.
“) dienen oder aber der (Familien-)Name mit einem Namens
suffix
, meist
さん
-san
(siehe
Japanische Anrede
); als Suffix kann auch die ?Rolle“ dienen (
鈴木先生
Suzuki-sensei
, ?[Herr/Frau] Lehrer(in) Suzuki“). Wenn sich aus dem Kontext erschließen lasst, von wem die Rede ist, kann auf eine explizite Nennung aber auch einfach komplett verzichtet werden. Personalpronomina der ersten Person (wie
私
watashi
oder hoflicher
watakushi
, ?ich“) sind weniger problematisch, werden bisweilen aber ebenfalls durch spezielle
Substantive
ersetzt (ein Polizist konnte sich zum Beispiel als
本官
honkan
?dieser Beamte“
[6]
bezeichnen). In der japanischen Hoflichkeitssprache existieren zudem spezielle Begriffe fur die eigene Frau (
愚妻
gusai
),
[7]
die eigene Firma (
弊社
heisha
)
[8]
oder anderes ?Eigenes“ sowie umgekehrt fur die Firma des Gegenubers (
御社
onsha
sowie in der Schriftsprache
貴社
kisha
)
[8]
und so weiter, die auch
metonym
gebraucht werden.
Eine ahnliche Tendenz hatte im 16. bis 19. Jahrhundert das
Persische
. In hoflicher Konversation sprach man von sich als
bande
(?der Sklave“) oder
in haqir
(?dieser Arme“), und von anderen als
an hazrat
(?jener Herr“) usw. Inzwischen hat sich das wieder umgekehrt, und sogar Duzen kommt vor. In Geschaftsbriefen hat sich diese Sitte jedoch großtenteils erhalten, und man kann statt ?Sie“ den Titel verwenden, wenn man sehr hoflich sein will.
In Teilen des englischsprachigen Raumes verbreitet sich, insbesondere im universitaren Bereich, der Brauch, dass Personen sich einander nicht nur mit ihrem Namen, sondern auch mit ihren
Preferred Gender Pronouns
(PGP) vorstellen, d. h. mit denjenigen Personalpronomina, deren Gebrauch sie sich, wenn andere Personen uber sie sprechen, wunschen (
Anaphorik
). Abweichungen von den traditionellen Pronomina (
she ? her ? hers
,
he ? him ? his
) werden vor allem von Personen gewahlt, die sich als
genderqueer
bezeichnen. Dann werden oft PGPs wie z. B.
ze ? hir ? hirs
angegeben.
[9]
- ich
: von althochdeutsch
ih
,
ihha
(verwandt mit lateinisch
ego
)
- mein
: mittelhochdeutsch
m?n
,
m?nes
,
m?ner
, von ahd.
m?n
(verwandt mit lateinisch
meus
)
- unser
: von ahd.
uns?r
- du
: mittelhochdeutsch
d?
, verwandt mit lateinisch
tu
- dein
,
deiner
: mhd.
d?n
,
d?nes
,
d?ner
, von ahd.
d?n
- dich
: von ahd.
dih
- ihr
: mhd.
ir
- Femininum
- ihrer
(Genitiv): mittelhochdeutsch
ir
,
ire
, von althochdeutsch
ira
- ihr
(Dativ): mhd.
ir
,
ire
, von ahd.
iru
- sie
: mhd.
si
,
sie
,
s?
,
siu
, von ahd.
sia
, im Akkusativ von
sio
- Maskulinum
- er
: mittelhochdeutsch
er
- sein
: mhd.
s?n
(possesiv
es
)
- ihm
: mhd.
im
,
ime
, von althochdeutsch
imo
- ihn
: mhd.
in
,
inen
, von ahd.
in
,
inan
- sie
: mhd.
si
,
s?
, von ahd.
sie
- ihrer
: mhd.
ire
,
ir
, von ahd.
iro
- ihnen
: mhd.
in
, von ahd.
im
- Neutrum
- es
: mittelhochdeutsch
ez
(mittelfrankisch
it
), von althochdeutsach
iz
- mittelhochdeutsch
es
(Genetiv des Sachbetreffs)
- seiner
: mhd.
s?n
- sie
: mhd.
siu
,
si
,
sie
,
s?
, von ahd.
siu
Quellen:
[10]
[11]
- ↑
Snje?ana Kordi?
:
Personal- und Reflexivpronomen als Trager von Personalitat
. In:
Helmut Jachnow
, Nina Me?kovskaja, Boris Norman, Bronislav Plotnikov (Hrsg.):
Personalitat und Person
(=
Slavistische Studienbucher
). n.F.,
Band
9
. Harrassowitz, Wiesbaden 1999,
ISBN 3-447-04141-2
,
S.
146
(
irb.hr
[PDF;
2,8
MB
; abgerufen am 2. Juli 2010]).
- ↑
z. B.
Duden. Die Grammatik.
8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2009, Rn. 426, S. 320.
- ↑
Onlinegrammatik Grammis 2.0, IDS Mannheim
- ↑
Stefan Muller:
Grammatiktheorie.
2. Auflage. Stauffenburg, Tubingen 2013,
ISBN 978-3-86057-805-6
. Siehe vor allem S. 17 unten.
- ↑
Meldung (AFP):
Sweden adds gender-neutral pronoun to dictionary.
In:
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24. Marz 2015,
abgerufen am 30. April 2022
(englisch).
- ↑
本官
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Abgerufen am 27. November 2021
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愚妻(ぐさい)/荊妻(けいさい)/山妻(さんさい)
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In:
goo
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.
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Resonant Inc.,
abgerufen am 27. November 2021
(japanisch).
- ↑
a
b
Takahiro Matsumura:
7割が間違える!「弊社??社?自社」の違いと、正しい使い分け方を解?します
.
In:
The
起業&?食??
.
2021,
abgerufen am 27. November 2021
(japanisch).
- ↑
What the heck is a “PGP”?
(PDF)
Abgerufen am 7. August 2018
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Sassafras Lowrey:
A Guide To Non-binary Pronouns And Why They Matter.
In:
Huffingtonpost.
8. November 2017,
abgerufen am 7. August 2018
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- ↑
Friedrich Kluge
,
Alfred Gotze
:
Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache
.
20. Auflage. Hrsg. von
Walther Mitzka
. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck (?21. unveranderte Auflage“) ebenda 1975,
ISBN 3-11-005709-3
, S. 145, 323 f. und 472.
- ↑
Hermann Paul:
Mittelhochdeutsche Grammatik.
21. Auflage, bearbeitet von Hugo Moser und Ingeborg Schrobler. Tubingen 1975 (=
Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte.
Band A, 2),
ISBN 3-484-10233-0
, § 146.A?C und § 147.