Pax Romana

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Geltungsbereich der Pax Romana ? Das Romische Reich zur Zeit seiner großten Ausdehnung unter Kaiser Trajan 117

Als Pax Romana (?Romischer Frieden“) oder Pax Augusta ( lateinisch fur ?Frieden des Augustus “) wird eine etwa 200?250 Jahre lange Periode des Romischen Reichs bezeichnet, die trotz einzelner Aufstande und kurzer Burgerkriege insgesamt von innerem Frieden und Stabilitat gepragt war. Als Garanten des inneren Friedens fungierten die Kaiser ( Augusti ). Diese Phase begann 27 v. Chr. mit dem Ende der romischen Burgerkriege und der res publica libera unter dem ersten romischen Kaiser Augustus , der eine faktische Alleinherrschaft ( Prinzipat ) begrundete, und endete entweder 192 n. Chr. mit dem Tod des Kaisers Commodus oder 235 n. Chr. mit dem Ende der severischen Dynastie (siehe auch Optimum der Romerzeit ). [1] Das Schlagwort Pax Romana oder, haufiger, Pax Augusta , meinte dabei stets vor allem inneren Frieden, also die Abwesenheit von Burgerkrieg.

Befriedung durch Augustus

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Im Vergleich zum vorangegangenen Jahrhundert, als die Romische Republik in langen Burgerkriegen untergegangen war, wahrend im Osten die einstige Ordnung der hellenistischen Welt zerbrach, und im Unterschied zur Herrschaft vieler spater Kaiser brachte das fruhe Prinzipat Rom, Italien und den meisten Provinzen tatsachlich eine lange wahrende Zeit von innerem Frieden, Stabilitat, Sicherheit und Wohlstand. Nach den Verheerungen der Burgerkriege bluhte die Wirtschaft ebenso auf wie Kunst und Kultur. Die Zeit brachte Dichter wie Vergil , Horaz , Ovid und Properz , Geschichtsschreiber wie Titus Livius oder Architekten wie Vitruv hervor.

Rom wandelte sich, wie Augustus meinte, von einer Stadt aus Ziegeln in eine Stadt aus Marmor. Beeindruckende architektonische Zeugnisse dieser Zeit haben sich bis heute erhalten, etwa das Marcellustheater , das von Agrippa erbaute und unter Kaiser Hadrian erneuerte Pantheon und nicht zuletzt Augustus’ Mausoleum und die Ara Pacis , der Friedensaltar aus dem Jahre 9 v. Chr., der auf einem Relief eine Prozession der kaiserlichen Familie zeigt und den Wohlstand des befriedeten Imperiums feiern soll.

Die globale Situation wahrend der Pax Augusta um das Jahr 50 n. Chr.

Mit dem inneren Frieden kontrastierte aber spatestens seit dem Jahr 16 v. Chr. die Serie von Kriegen, die an den Grenzen gefuhrt wurden. Das Reich expandierte unter Augustus in einem Maß wie nie zuvor und nie wieder danach. Neben dem reichen Agypten und Galatia wurden ihm Provinzen an Rhein und Donau hinzugefugt, deren Eroberung nur mit der Galliens durch Julius Caesar vergleichbar war. Krieg gegen außere Feinde wurde nicht als Widerspruch zur Pax Augusta betrachtet. Deshalb konnte sich Augustus, unter dem das Imperium sehr umfassende Eroberungskriege fuhrte, dennoch als Friedenskaiser feiern lassen.

Innerer Frieden als Legitimation der Kaiser

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Denn von Krieg war im Inneren des Reichs und der Provinzen nach dem Jahr 31 v. Chr. nur noch wenig zu spuren. Frieden und Wohlstand nahmen deshalb auch schon die Zeitgenossen als pragendes Kennzeichen der Epoche wahr. Dies war der Grund, warum sie sich mit der Einfuhrung der Monarchie und dem Ende der Republik abfanden: Der Verlust an Freiheit war der Preis fur die Befriedung des Imperiums. Umgekehrt bedeutete dies, dass die Legitimitat der kaiserlichen Herrschaft wesentlich davon abhing, dass die Augusti das Versprechen, im Reich fur Ruhe und Sicherheit zu sorgen, tatsachlich einlosten.

Es kam zu einer Stabilisierung des Staates: Das Imperium sah sich zwar an seinen Grenzen auch weiterhin außeren Gegnern ausgesetzt, wie den Germanen an Rhein und Donau sowie den Parthern im Osten, und Kaiser wie Trajan fuhrten offensive Eroberungskriege; im befriedeten Inneren bluhte jedoch das kulturelle und wirtschaftliche Leben, wobei die Bevolkerung weitgehend von den außeren Gefahren abgeschottet war. Viele Stadte besaßen keine Mauern mehr. Erst nach dem Tod Mark Aurels und verstarkt dann in der Zeit der Reichskrise des 3. Jahrhunderts brachen wiederholt Gruppen von plundernden Feinden in das Reich ein, wahrend zugleich die innere Stabilitat schwand und nun immer wieder Burgerkrieg ausbrach. In der Spatantike gelang nur teilweise eine Stabilisierung, bevor das Westreich im 5. Jahrhundert nach endlosen inneren und außeren Kriegen kollabierte.

Auf Munzen wurde die Pax Augusta als Fundament kaiserlicher Legitimitat noch bis in die spatromische Zeit propagiert. Auf den Ruckseiten von Munzen wird haufig die Gottin Pax mit der abgekurzten Umschrift PAX AVG gezeigt. Soweit sich die Abkurzung PAX AVGG findet, soll damit der durch zwei gleichzeitig regierende Kaiser gesicherte Friede angezeigt werden. Bei der Abkurzung PAX AVGG ET CAESS sind die beiden Seniorkaiser und ihre Casaren als Juniorkaiser zur Zeit der Tetrarchie gemeint. Selten findet sich auch die Abkurzung AVGGGG fur die vier Tetrarchen.

PAX AVGG mit der Gottin Pax, auf Antoninian des Kaisers Maximianus um 300 n. Chr. (Kampmann 120.41)
  • Dilyana Boteva, Lucretiu Mihailescu-Birliba, Octavian Bounegru (Hrsg.): Pax Romana. Kulturaustausch und Wirtschaftsbeziehungen in den Donauprovinzen des romischen Reiches . Parthenon Verlag, Kaiserslautern 2012, ISBN 978-3-942994-01-9 .
  • Klaus Bringmann : Krieg und Frieden. Pax Augusta und romischer Weltherrschaftsanspruch. In: LWL-Romermuseum Haltern am See (Hrsg.): Imperium. 2000 Jahre Varusschlacht. Theiss, Stuttgart 2009, S. 80 ff.
  • Hannah Cornwell: Pax and the Politics of Peace. Republic to Principate . OUP, Oxford 2017.
  • Adrian Goldsworthy : Pax Romana: War, Peace and Conquest in the Roman World. Weidenfeld & Nicolson, London 2017, ISBN 978-1-4746-0437-6 .
  • Brent Shaw : The Roman Revolution: The Pax Romana . In: Klio 105, 2023, S. 173?206.
  • Lawrence Waddy: Pax romana and world peace . Norton, New York 1950.
  • Klaus Wengst : Pax Romana, Anspruch und Wirklichkeit. Erfahrungen und Wahrnehmungen des Friedens bei Jesus und im Urchristentum . Kaiser, Munchen 1986, ISBN 3-459-01638-8 .

Einzelnachweise

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  1. Dietmar Kienast : Augustus: Prinzeps und Monarch. 5. Auflage. Verlag Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Mainz 2014, ISBN 3-8053-4844-4 , S. 78 f.