Paul Nitze

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Paul Nitze

Paul Henry Nitze (* 16. Januar 1907 in Amherst , Massachusetts ; † 19. Oktober 2004 in Georgetown , Washington, D.C. ) war ein US-amerikanischer Politiker. Nitze, dessen deutsche Vorfahren aus dem Magdeburger Raum stammen, wurde an der Hotchkiss School in Lakeville , Connecticut , ausgebildet und graduierte an der Harvard University im Jahr 1927. Nach Tatigkeit im Investmentbankinggeschaft stieg er 1940 in Regierungsdienste ein und grundete zusammen mit Christian Herter 1943 die heutige Paul H. Nitze School of Advanced International Studies in Washington, D.C.

Politische Tatigkeit

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Nitze wurde erstmals 1950 auf einen hoheren Posten berufen, als er das Amt des Director of Policy Planning im Außenministerium ubernahm. Dies blieb er bis 1953. Von 1963 bis 1967 fungierte der Demokrat Nitze als Marineminister ( Secretary of the Navy ) sowie im Anschluss bis 1969 als stellvertretender Verteidigungsminister .

In den darauffolgenden Jahrzehnten gehorte er zu den Chefarchitekten der Politik der USA gegenuber der Sowjetunion . Nitze war dabei stets einer der Falken [1] , die fur eine harte Position gegenuber dem Osten eintraten. Er sah nicht so sehr die Gefahr einer kurzfristigen militarischen Aggression der Sowjetunion, sondern ging davon aus, dass der Marxismus-Leninismus das Ziel beinhalte, dass die Welt langerfristig gesehen von der kommunistischen Ideologie beherrscht werde. [2] Eine der Grundlagen seines Handelns war die Auffassung, es sei falsch, Verhandlungen aus einem Zustand der eigenen Schwache heraus zu fuhren. Er setzte daher auf militarische Starke als Basis fur Verhandlungen und sah Abschreckung als notwendig an, um die Sowjetunion von moglicher Aggression abzuhalten. [2]

1975 grundete er das ?Committee on the Present Danger“, dessen Mitglieder den Antikommunismus , nach den Jahren der Entspannungspolitik , wieder gesellschaftsfahig und politisch wirkungsvoll machten. Zum Beispiel vertrat er eine bemerkenswert vehemente Position gegen die Ratifizierung des SALT-II -Vertrages von 1979. Spater war er der Chefunterhandler von US-Prasident Ronald Reagan (Special Advisor to the President and Secretary of State on Arms Control) fur den Intermediate-Range-Nuclear-Forces-Vertrag (INF). Es ging dabei um die Stationierung nuklearer Mittelstreckenraketen in Europa. Wahrend der damals stattfindenden Abrustungsgesprache in Genf kam es 1982 zu dem beruhmt gewordenen ?Waldspaziergang“ von Nitze und dem sowjetischen Unterhandler Juli Kwizinski , bei dem beide weitgehende Abrustungsvorschlage aushandelten, die jedoch anschließend sowohl von der US- als auch von der sowjetischen Regierung abgelehnt wurden und somit nicht zum Tragen kamen. Einige Jahre spater jedoch wurden durch Michail Gorbatschow die Verhandlungen wieder aufgenommen, und der INF-Vertrag konnte 1987 erfolgreich abgeschlossen werden. [3] 1984 wurde Nitze zum speziellen Berater des Prasidenten und des Außenministeriums fur Waffenkontrolle ernannt.

Paul Nitze mit Verteidigungsminister William Cohen (2001)

Nitze erhielt 1985 die Presidential Medal of Freedom , die hochste zivile Auszeichnung der USA. Der Zerstorer ? DDG-94 “ der Arleigh-Burke-Klasse der US-Navy wurde zu seinen Ehren auf den Namen USS Nitze getauft. Der damalige Verteidigungsminister William Cohen erklarte: ?To put [Nitze’s] name on this ship … will remind people of Paul’s passionate commitments to avoid war by being prepared to fight in it.“ (?Diesem Schiff (Nitzes) Namen zu geben, … wird die Menschen erinnern an (Nitzes) leidenschaftlichen Einsatz dafur, Krieg zu vermeiden durch Vorbereitetsein auf den Kampf.“) [4] 1988 wurde Nitze in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt.

  • mit Ann M. Smith und Steven L. Rearden: From Hiroshima to Glasnost: At the Center of Decision: A Memoir. G. Weidenfeld, New York 1989, ISBN 1-55584-110-4 .
  • Tension between Opposites. Reflections on the Practice and Theory of Politics. Charles Scribner’s Sons, New York 1993, ISBN 0-684-19628-X .

Einzelnachweise

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  1. Fred Kaplan: The man who brought us the Cold War.
  2. a b Interview ( Memento vom 27. September 2006 im Internet Archive )
  3. Deutschlandradio Kultur
  4. Navy names destroyer to honor Paul H. Nitze