Osmanische Armee

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Als Osmanische Armee bezeichnet man das Heer des Osmanischen Reiches von zirka 1299 bis 1923. Das Osmanische Reich verdankt seine Entstehung und Rolle als entscheidende Macht in Kleinasien , im Nahen Osten , auf dem Balkan , in Nordafrika und auf der Krim zum großen Teil den Erfolgen der osmanischen Armee.

Flagge der osmanischen Armee 1793?1923

Die Entstehung des Osmanischen Reiches

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Osmanische Sipahis

Ursprunglich verfugten die Osmanen uber reine Reiterheere , da Infanterie kaum vorhanden und die Artillerie noch nicht bekannt war. Dieser Tradition nach spielten die Sipahis , Inhaber von Militarlehen, lange Zeit eine wichtige Rolle im osmanischen Heereswesen. Eine weitere wichtige Rolle kam den Akıncı genannten Kundschaftertruppen zu. Ursprunglich kampfte das osmanische Militar auf dem Lande mit Lanzen und Pfeilen . In der Anfangsphase fuhrten die osmanischen Truppen Kleinkriege gegen byzantinische Siedlungen. Sie belagerten die Stadte der Byzantiner und schnitten sie vom Nachschub ab. So gelangten bis 1331 Inegol , Bilecik , Bursa und ?znik unter osmanische Herrschaft.

Durch das Lehnswesen der Sipahis wurde die Kriegsfuhrung in der Regel auf ein halbes Jahr begrenzt: Feldzuge begannen gewohnlich am Hizirtag (6. Mai) und die Truppen kehrten am Kasimstag (Anfang November) zuruck.

Durch die immer weiter wachsende Große des Reiches wurden die Truppen unterteilt in

Als infanteristische Komponente des Heeres wurde ab zirka 1330 das Janitscharenkorps geschaffen, das direkt dem Sultan unterstand. Ab 1438 wurden die Janitscharen systematisch durch die so genannte Knabenlese rekrutiert, bei der hauptsachlich aus dem Balkan, vor allem aus Serbien und Bosnien stammende Jungen ausgewahlt und zur Erziehung und Ausbildung in das Osmanische Reich gebracht wurden. Als stehende Truppe mit festem Sold und teilweise mit Pensionszusagen, gleich ob Friedenszeit oder Krieg, wurden die Janitscharen ? anders als das Lehnsheer, das nur im Krieg Geld kostete ? zur schweren finanziellen Belastung fur das Reich.

Ab 1420 schufen die Osmanen mit Hilfe italienischer, ungarischer und deutscher Kanonengießer eine Artillerie, die Topcu , die auch dem Sultan unterstanden.

Durch die Eroberungsfeldzuge seiner Armee dehnte sich das Osmanische Reich ab Mitte des 14. Jahrhunderts auf große Teile von Sudosteuropa aus. Nachdem sie 1453 das Byzantinische Reich vernichtet und die Herrschaften der Albaner , Bulgaren , Bosnier und Serben unterworfen hatten, beherrschten die Osmanen um 1500 nahezu den gesamten Balkan . Bis ins letzte Drittel des 17. Jahrhunderts konnten sie ihre Herrschaft auf weite Teile des vormaligen Konigreiches Ungarn (Zentralungarn, Siebenburgen ), die Wallachei , die Moldau und das Gebiet der nordlichen Schwarzmeer -Kuste ( Podolien , Jedisan , Krim ) ausdehnen. Zudem wurden große Teile Kleinasiens dem Osmanischen Reich angegliedert.

Die Strategie der Osmanen war stets offensiv, die Taktik in der Schlacht jedoch defensiv ausgerichtet. Der Serbe Konstantin aus Ostroviza schreibt in seinen Memoiren eines Janitscharen (15. Jahrhundert):

Die Aufstellung des Heeres des Sultanhofes geschieht wie folgt: Die hofische Reiterei hat ihren Platz neben dem Sultan, vor ihm die Janitscharen, hinter ihm die Kamele. Um sie herum werden von allen Seiten Graben und Walle aufgeschuttet. (...) ein Wall, in den dicht nebeneinander Spieße hineingeschlagen werden. Dann werden Stuckbette fur die Geschutze aufgestellt, damit man aus den Kanonen schießen kann.

In der Sultansschanze standen also die Janitscharen, flankiert von der Artillerie ( Topcu ) und der Kavallerie Kapikuli. Davor die Infanterie Serratkuli (die Truppen aus Rumelien und Anatolien), sowie die Sipahis . Im Vorfeld schwarmten die Akıncı als Aufklarer und Storer aus. Die schwere christliche Reiterei durchbrach meist relativ schnell diese ersten Linien und sturmte bis vor die Sultansschanze. Dort wurde der Vorstoß der ermudeten Reiter jah aufgehalten und sie wurden vom geballten Einsatz der Elitetruppen und der Artillerie vernichtet oder in die Flucht geschlagen.

Die abendlandische Kriegskunst verharrte zu lange im Glauben an den schlachtentscheidenden Einsatz der schweren gepanzerten Kavallerie wie im Hochmittelalter. Auch verfugten die christlichen Heerfuhrer uber schlechte oder gar keine Aufklarung. Die Weiterentwicklung der turkischen Taktik (besonders auch der Artillerie) blieb ihnen lange Zeit verborgen, so dass diese Fehler auf dem Schlachtfeld immer wieder vorkamen.

Die Osmanen vor Wien

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Zeitgenossisches Gemalde der Belagerung Wiens von 1683

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts folgte eine weitere massive Ausdehnung des Osmanischen Reiches durch weitere Eroberung. Das osmanische Heer war zu diesem Zeitpunkt eine moderne Armee.

Unter Selim I. wurde das osmanische Heer reformiert. Er ließ die Artillerie modernisieren, dammte die Macht der Janitscharen ein und begann mit dem Aufbau einer Flotte . Unter ihm kampfte die osmanische Armee gegen Persien, eroberte Syrien , Agypten und die heiligen Stadte Mekka und Medina . Unter dem seit 1520 herrschenden Sultan Suleyman I. dem Prachtigen wurde das Konigreich Ungarn zum Ziel der osmanischen Expansionspolitik. Die erfolgreiche Belagerung von Belgrad fuhrte ab 1521 zu einer 150-jahrigen Blutezeit der Stadt Belgrad . 1522 landete die osmanische Armee auf Rhodos und nahm die Festung im Dezember 1522 ein. 1526 marschierte eine etwa 60.000 bis 70.000 Mann starke Armee in Richtung Norden, zu der 10.000 Sipahis und 12.000 Janitscharen gehorten. Sie besiegte im August 1526 in der Schlacht bei Mohacs die ungarische Armee. Vom 27. September bis zum 14. Oktober 1529 kam es zur Ersten Wiener Turkenbelagerung , wobei sich die Verteidiger der Stadt aufgrund des widrigen Wetters gegen die Belagerer behaupten konnten. Durch drei Feldzuge gegen die Safawiden gelang es der osmanischen Armee den Osten Kleinasiens endgultig zu erobern. Auch an anderen Fronten kam es zu Annexionen: 1534 Mesopotamien mit Bagdad , 1534 Aserbaidschan, 1540 Teile Dalmatiens , 1547 große Teile des Jemen . 1566 brachen die osmanischen Truppen erneut zu einem Ungarn-Feldzug auf. Suleyman I. starb jedoch wahrend der Belagerung von Szigetvar . Der Tod des Sultans, die Gesamtverluste bei der Belagerung von etwa 20.000 Mann und der hereinbrechende Winter veranlassten das osmanische Heer zum Ruckzug nach Konstantinopel.

In der Folgezeit weiteten die Janitscharen ihren Einfluss auf die Sultane stark aus. Der Aufstieg der Janitscharen beruhte auch auf Veranderungen in der Kriegsfuhrung, die im 17. Jahrhundert auf allen europaischen Kriegsschauplatzen und daruber hinaus wirksam wurden: Die Bedeutung der Infanterie wuchs, wahrend die der Kavallerie zuruckging. Zudem machte die große Ausdehnung des Reiches stehende Truppen zur Bemannung von Grenzfestungen wichtiger. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wuchs die Starke der Janitscharen auf rund 400.000 Mann an. Dadurch sank die Qualitat ihrer Ausbildung, so dass sie zunehmend weniger eine militarische Elite darstellten. [1]

Ab der zweiten Halfte des 17. Jahrhunderts erlahmte die Kampfkraft der osmanischen Armee. Noch einmal wurde 1683 zu Beginn des Großen Turkenkriegs Wien belagert . Das Scheitern dieser Belagerung fuhrte in der folgenden Großoffensive zur Vertreibung der Osmanen aus dem Gebiet des Konigreichs Ungarn durch die kaiserliche Armee .

Osmanisches Staatszelt, Anf. 18. Jahrhundert; davor der Morser von Belgrad (Heeresgeschichtliches Museum, Wien)

Die Reichsspitze war sich der abnehmenden militarischen Fahigkeiten bewusst. Ein erster Reformversuch endete 1622 mit der Ermordung Osmans II. durch Janitscharen. [2]

Der kranke Mann am Bosporus

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Osmanischer Sieg bei Domokos wahrend des Turkisch-Griechischen Krieges . (Kunstlerische Darstellung des osmanischen Hofmalers Fausto Zonaro aus dem 20. Jahrhundert)

Im bzw. nach dem Russisch-Turkischen Krieg 1768?1774 musste das Osmanische Reich endgultig erkennen, dass es seine Weltmachtstellung verloren hatte. Im 19. Jahrhundert wurde das vormals machtige Osmanische Reich, inzwischen Kranker Mann am Bosporus genannt, durch Aufstande in den besetzten Gebieten geschwacht und wurde zunehmend zum Spielball der europaischen Machte. Auf militarischer Ebene zeigte sich vom Ende des 18. bis ins 20. Jahrhundert hinein wiederholt, dass das Osmanische Reich nicht in der Lage war, umfassende militarische Plane zu formulieren und umzusetzen. Ebenso wenig war die militarische Fuhrung in der Lage, verschiedene Verbande sowie die notige Logistik zu koordinieren. Es bestand eine Vielzahl konkurrierender Stabe und Behorden und auch in Friedenszeiten arbeitete die Militarverwaltung ineffizient. [3]

In der Erkenntnis, dass die traditionellen osmanischen Truppen den modernen europaischen Armeen nicht gewachsen waren, schuf Selim III. (Sultan seit 1789) mit der Nizam-ı Cedid / ???? ???? / ?Neue Ordnung‘ Einheiten nach europaischem Vorbild. Zudem verpflichtete Selim auslandische Offiziere als Ausbilder. Seine geplante allmahliche Uberfuhrung der Janitscharen in das neue Korps fuhrte jedoch zu Aufstanden, die im Mai 1807 in seiner Absetzung gipfelten. Mustafa IV. unterstutzte die Janitscharen bei deren Revolte gegen die Reformversuche seines Cousins Selim III. und wurde von ihnen daraufhin als Sultan eingesetzt. Mahmud II. entschied aber um 1820, die zu machtig gewordenen Janitscharen abzuschaffen. Als diese bemerkten, dass der Sultan eine neue Armee bildete, rebellierten sie am 14./15. Juni 1826. Die Rebellion wurde unter Einsatz der nach europaischem Muster organisierten Artillerie blutig niedergeschlagen und das Korps aufgelost. Dieser Vorfall wurde fortan als ?wohltatiges Ereignis“ umschrieben. Anders als seine Vorganger war Mahmud mit diesem Vorgehen erfolgreich, weil er in den Jahren zuvor eine von den Janitscharen unabhangige, schlagkraftige Truppe geschaffen und sich vorab der Unterstutzung der Provinzgouverneure versichert hatte. Wahrend die in Istanbul anwesenden Janitscharen mehrheitlich umgebracht wurden, erfolgte bei den in den Provinzen stationierten Verbanden ein weitgehender Ubergang in neu aufgestellte Einheiten. [4] 1831 schaffte der Sultan auch die Sipahi ab.

In der osmanischen Provinz Agypten setzt sich Muhammad Ali Pascha als Statthalter durch. Unter seiner Herrschaft wurde die agyptische Armee durch den franzosischen Oberst Seve (Suleyman Pascha) modernisiert. Hauptsachlich durch Soldaten dieser neu gebildeten Armee wurden im Osmanisch-Saudischen Krieg (1811?1818) die Wahhabiten in Arabien geschlagen. Entlang des Nils stießen 1820?1823 die Agypter immer weiter nach Suden vor, um den Sudan zu erobern. Wahrend des Aufstandes in Griechenland (1822?1827) war Sultan Mahmut II. nach drei misslungenen Feldzugen gezwungen, Muhammad Ali zu seiner Unterstutzung zu rufen. Die disziplinierte agyptische Armee , unterstutzt von einer gut organisierten Flotte, erreichte schnell, was der Osmanischen Armee nicht gelungen war. Nach dem Eingreifen einer britisch-franzosischen Flotte in der Schlacht von Navarino (Oktober 1827) musste das Osmanische Reich 1830 Griechenland in die Unabhangigkeit entlassen.

1826 wurde der Sitz des Oberkommandos des Heeres (bab-ı seraskeri) unter der Leitung eines ser?asker als erster Vorlaufer eines Generalstabs eingerichtet. Erstmals wurde damit eine eigene, auch in Friedenszeiten aktive Institution zur Fuhrung eines Krieges geschaffen. Zuvor waren dafur der Sultan personlich oder der Großwesir vorgesehen gewesen. Husrev Mehmed Pascha , von 1827 bis 1837 zweiter Inhaber des ser?asker-Amts, baute die neue Struktur wesentlich aus und berief zahlreiche auslandische Berater. [5]

1831 begann die Invasion des agyptischen Vasallen in Palastina und Syrien , wobei das agyptische Heer nach mehreren Siegen uber die osmanische Armee durch Anatolien auf Istanbul vorstieß. Zwar mussten sich die Agypter nach dem Frieden von Kutajeh wieder zuruckziehen, konnten aber Syrien und Kilikien behaupten.

In den 1830er Jahren wurden durch preußische Offiziere (z. B. v. Moltke ) umfangreiche Reformen in der osmanischen Armee durchgefuhrt. Diese bestand in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus der regularen Armee (Nizam), den Truppen der Vasallenstaaten, der Reserve ( Redif ) und den irregularen Truppen. Die regulare Armee bestand aus sechs Armeekorps und wurden jeweils von einem Feldmarschall (Muschir) kommandiert. Die Gesamtstarke der regularen Armee betrug 136.000 Mann.

1834 wurde eine Militarakademie nach franzosischem Vorbild gegrundet. 1845 wurde im Zuge des fortgesetzten Ausbaus des bab-ı seraskeri ein regelrechter Generalstab aus 27 in Europa ausgebildeten osmanischen Offizieren eingerichtet. Erster Generalstabschef war Abdulkerim Nadir Pascha . 1849 schlossen erste Absolventen einen eigens eingerichteten Generalstabslehrgang ab. Details zu Gliederung und Aufgaben des Generalstabs sind bislang unerforscht. Die Historikerin Elke Hartmann geht davon aus, dass es sich bei der Institution im Gegensatz zu ihren europaischen Pendants nicht um die oberste militarischen Planungsebene und Kommandostruktur unmittelbar unter dem Souveran handelte, sondern um eines unter vielen leitenden Militarorganen, die die Sultane zum eigenen Machterhalt und zur Vermeidung von Putschen gegeneinander ausspielten. [6]

Die osmanischen Armee kampfte im Krimkrieg (1853?56) deutlich erfolgreicher als noch im Russisch-Turkischen Krieg von 1828?1829 . Der osmanische General Omar Pascha schlug die Russen am 4. November 1853 bei Oltenitza . Er beendete spater die Belagerung von Silistra und ruckte am 22. August 1854 in Bukarest ein.

Im Russisch-Turkischen Krieg von 1877 drang die russische Armee bis vor die Mauern Istanbul vor. Um eine Besetzung seiner Hauptstadt zu verhindern, unterzeichnete Sultan Abdulhamid II. im Marz 1878 den Waffenstillstand von Edirne und den Frieden von San Stefano . Das militarische und außenpolitische Vorgehen Russlands rief die anderen Großmachte auf den Plan; Mitte 1878 kam es zum Berliner Kongress .

Osmanischer Pilot mit seinem Flugzeug wahrend des Balkankrieges (1912)

Diese Niederlage stieß erneute Versuche einer Militarreform an. Um diese innenpolitisch durchsetzen zu konnen, wurden zusatzliche Truppen geschaffen, veraltete Verbande aber nicht aufgelost. Ahnlich kam es zur Schaffung neuer Gremien und Rate fur die Militarverwaltung. Mit betrachtlichem Finanzaufwand ließ der Sultan moderne Waffen beschaffen. Allerdings erfolgten kaum praktische Manover mit diesen Geraten. Die Vorschlage zahlreich angestellten auslandischen Berater wurden kaum umgesetzt. Zu den wenigen umgesetzten Reformen gehorte eine Neuausrichtung der Militarakademie auf Grundlage von Anregungen des deutschen Beraters Colmar Freiherr von der Goltz , der von 1883 an in Istanbul wirkte. Die Ausbildung an der Akademie bezog sich dadurch starker auf die militarische Praxis, mit einem obligatorischen Truppendienst nach Abschluss auch des Generalstabslehrgangs. Zudem erfolgte fur den Zugang eine striktere Auslese. Aus dieser, haufig auch in Deutschland ausgebildeten, Offiziersgeneration formierten sich spater die Jungturken . [7]

Um 1904 betrug die Mobilmachungsstarke der Armee 1.795.350 Mann, die aktive Starke 230.408 Mann. Die Armee war eingeteilt in sieben Armeekorps und die unabhangigen Kommandos Tripolis und Hedschas . [8]

Im Juni 1909 wurde die Fliegertruppe des Osmanischen Reiches gegrundet; sie war eine der ersten Gefechtsflugtruppen der Welt. Kurz danach begann fur die Streitkrafte des Osmanischen Reichs eine Zeit von Konflikten und Kriegen: zwei Balkankriege (1912/13 Sommer 1913), Erster Weltkrieg , turkischer Befreiungskrieg (Mai 1919 bis Oktober 1923) . Erste Erfolge erzielte die turkische Luftwaffe im Jemen und im Kaukasus und im (von Ataturk gefuhrten) Turkischen Befreiungskrieg gegen die Siegermachte des Ersten Weltkriegs.

Unter der Herrschaft der Jungturken erfolgte 1909 eine Sauberung der Armee und insbesondere des Generalstabs. Zudem wurden die zahlreichen Doppelstrukturen in Militarfuhrung und Militarpolitik weitgehend beseitigt. Aus dem bab-ı seraskeri ging ein Kriegsministerium hervor und der Generalstab fokussierte sich, wie in Europa ublich, auf die Planung moglicher Kriege. Auch die Abteilungsgliederung des Generalstabs wurde an europaischen Vorbildern, namentlich dem deutschen, angelehnt. [9]

Erster Weltkrieg

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Der vernachlassigte und desorganisierte Zustand der Osmanischen Armee hatte 1913 die Berufung einer deutschen Militarmission mit weitgehenden Befugnissen unter Liman von Sanders zur Folge. Diese fuhrte aber zu einer Verscharfung der Beziehungen zu den Machten der Entente . Nach dem Bundnis zwischen der Turkei und dem Deutschen Reich am 2. November 1914 erklarten Großbritannien , Frankreich und Russland der Turkei den Krieg. Vom 19. Februar 1915 bis zum 9. Januar 1916 konnte die Osmanische Armee mit deutscher Militarhilfe die Landung der Alliierten in der Dardanellenschlacht abwehren. Nach diesem Erfolg ging der Siegeszug der osmanischen Armeen weiter. Dabei wurden die osmanische Armee durch das deutsche Levante-Korps und Osterreich-Ungarns Truppen in Palastina wie auch in Mesopotamien unterstutzt. In Mesopotamien wurde eine britisch-indische Division gezwungen, sich am 29. April 1916 bei der Belagerung von Kut zu ergeben. Von den bereits besetzten Stellungen auf der Sinai-Halbinsel versuchten die Truppen des Osmanischen Reiches, den Sueskanal zu erobern. Im Juni 1916 schlugen die Briten diesen Vorstoß zuruck und begannen mit einer Gegenoffensive auf der Sinai-Halbinsel.

Trotz massiver Uberlegenheit benotigten die Briten drei Jahre, um Bagdad , Jerusalem und Damaskus zu erobern.

Osmanische 3. Armee mit Winterausrustung 1914

An der Kaukasusfront konnte das Russische Reich in den Anfangsjahren des Krieges eine Dominanz auf diesem Kriegsschauplatz erringen. So musste das Osmanische Reich zur Jahreswende 1914/1915 in der Schlacht von Sarıkamı? eine vernichtende Niederlage hinnehmen. Bei der nachfolgenden russischen Gegenoffensive erlitten die Osmanen große Gebietsverluste in Ostanatolien. Nach den russischen Anfangserfolgen kam der russische Vorstoß nach dem 23. Februar 1917 wegen der Auswirkungen der Februarrevolution zum Erliegen. Die russische Kaukasusarmee loste sich in der Folge der russischen Revolutionswirren auf.

Nach der Niederlage und Kapitulation unterzeichnete die Hohe Pforte am 30. Oktober 1918 das Waffenstillstandsabkommen von Mudros mit den Siegermachten. Auf Grundlage dieses Abkommens wurden nahezu alle Gebiete der Turkei durch Großbritannien, Frankreich, Italien und Griechenland besetzt. Dies fuhrte zum Turkischen Befreiungskrieg , der durch eine eigens aufgestellte Abteilung der osmanischen Armee, der Kuva-yi ?nzibatiye , nicht zerschlagen werden konnte und letztendlich zur Abschaffung des Sultanats im November 1922 fuhrte. Die osmanische Armee wurde aufgelost. Mustafa Kemal Pascha, der spatere Ataturk, grundete nach der Republik auch die turkischen Streitkrafte neu.

Bedeutende Personen

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Armenischer Militaroffizier in der osmanischen Armee
Cigalazade Yusuf Sinan Pascha (1545?1605)

osmanischer Beamter, General und Admiral.

Kara Mustafa Pascha (um 1630?1683)

Großwesir des Osmanischen Reiches und Oberbefehlshaber bei der Zweiten Belagerung von Wien , wahrend des Großen Turkenkrieges 1683?1699 , unter der Regentschaft Sultans Mehmet IV.

Khair ad-Din Barbarossa (1478?1546)

osmanischer Korsar im Mittelmeer, Herrscher von Algier und Kaptan-ı Derya des Osmanischen Reiches.

Omar Pascha (1806?1871)

osmanischer General und Renegat serbischer Herkunft. Er kampfte im Krimkrieg.

Hussein Pascha (1819?1876)

turkischer General und Staatsmann. Hussein war Kriegsminister und fuhrte eine Reorganisation der Armee des Osmanischen Reiches durch.

Nuri Pascha Osman (1832?1900)

General der osmanischen Armee im Russisch-Turkischen Krieg (1877?1878) .

Otto Liman von Sanders (1855?1929)

osmanischer Marschall und preussischer General im Ersten Weltkrieg , der die osmanische Armee in der Schlacht von Gallipoli fuhrte.

Colmar von der Goltz (1843?1916)

preußischer Generalfeldmarschall , der das osmanische Heer reorganisierte.

Ismail Enver (1881?1922)

Politiker, General und Kriegsminister des Osmanischen Reichs und jungturkischer Nationalist.

Mustafa Kemal Ataturk (1881?1938)

General und erster Prasident der nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen Republik Turkei .

Museale Rezeption

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In der Dauerausstellung des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums nehmen die Turkenkriege und die osmanische Armee des 16., 17. und 18. Jahrhunderts einen breiten Raum der Ausstellung ein. [10] Zahlreiche Objekte sind der Offentlichkeit zuganglich, darunter mehrere Rossschweife und die Reflexbogen der beruchtigten Sipahi . Besondere Stucke sind auch ein turkisches Kettenhemd aus dem Besitz des bei Mogersdorf siegreichen kaiserlichen Feldherren Raimondo Montecuccoli , eine silberne turkische Kalenderuhr, eine 1683 vor Wien erbeutete turkische Standarte ( Osmanlı Sanca?ı ) sowie das Siegel des turkischen Sultans Mustafa II. , welches durch Prinz Eugen von Savoyen in der Schlacht bei Zenta 1697 erbeutet wurde. [11]

Liste osmanischer Titel

  • Gabor Agoston: Feuerwaffen fur den Sultan. Kriegswesen und Waffenindustrie im Osmanischen Reich. Aus dem Englischen ubersetzt von Ralf C. Muller. 1. Auflage. Eudora-Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-938533-10-9 .
  • Edward J. Erickson: Defeat in Detail. The Ottoman Army in the Balkans, 1912?1913. Greenwood Publishing Group, 2003, ISBN 0-275-97888-5 .
  • Wolfgang Gust: Geschichte des Osmanischen Reiches. Augsburg 1995, ISBN 3-8289-0562-5 .
  • Nicolae Jorga: Geschichte des osmanischen Reiches. Gotha 1913, ISBN 3-8218-5026-4 .
  • Rhoads Murphey: Ottoman Warfare, 1500?1700 (= Warfare and History). UCL Press Limited, London 1999, ISBN 0-203-01597-5 .
  • Mark L. Stein: Guarding the Frontier. Ottoman Border Forts and Garrisons in Europe (= Library of Ottoman Studies. 11). I. B. Tauris, New York 2007, ISBN 978-1-84511-301-8 .
  • David Woodward: Armies of the World 1854?1914. London 1978, ISBN 0-283-98243-8 .

Einzelnachweise

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  1. Elke Hartmann: Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab . in: Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege . (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8 , S. 180 f.
  2. Elke Hartmann: Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab . in: Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege . (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8 , S. 181.
  3. Elke Hartmann: Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab . in: Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege . (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8 , S. 190 f.
  4. Elke Hartmann: Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab . in: Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege . (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8 , S. 182.
  5. Elke Hartmann: Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab . in: Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege . (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8 , S. 188 f.
  6. Elke Hartmann: Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab . in: Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege . (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8 , S. 189.
  7. Elke Hartmann: Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab . in: Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege . (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8 , S. 193?198.
  8. David Woodward: Armies of the World 1854?1914. London 1978, ISBN 0-283-98243-8 , S. 79 ff.
  9. Elke Hartmann: Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab . in: Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege . (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8 , S. 199.
  10. Manfried Rauchensteiner , Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz/ Wien 2000, ISBN 3-222-12834-0 , S. 16.
  11. Johann Christoph Allmayer-Beck : Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal I ? Von den Anfangen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Salzburg 1981, ISBN 3-7023-0113-5 , S. 30.