Als
Osmanische Armee
bezeichnet man das
Heer
des
Osmanischen Reiches
von zirka 1299 bis 1923. Das Osmanische Reich verdankt seine Entstehung und Rolle als entscheidende Macht in
Kleinasien
, im
Nahen Osten
, auf dem
Balkan
, in
Nordafrika
und auf der
Krim
zum großen Teil den Erfolgen der osmanischen Armee.
Ursprunglich verfugten die Osmanen uber reine
Reiterheere
, da
Infanterie
kaum vorhanden und die
Artillerie
noch nicht bekannt war. Dieser Tradition nach spielten die
Sipahis
, Inhaber von Militarlehen, lange Zeit eine wichtige Rolle im osmanischen Heereswesen. Eine weitere wichtige Rolle kam den
Akıncı
genannten Kundschaftertruppen zu. Ursprunglich kampfte das osmanische
Militar
auf dem Lande mit
Lanzen
und
Pfeilen
. In der Anfangsphase fuhrten die osmanischen Truppen Kleinkriege gegen
byzantinische
Siedlungen. Sie belagerten die Stadte der Byzantiner und schnitten sie vom Nachschub ab. So gelangten bis 1331
Inegol
,
Bilecik
,
Bursa
und
?znik
unter osmanische Herrschaft.
Durch das
Lehnswesen
der Sipahis wurde die Kriegsfuhrung in der Regel auf ein halbes Jahr begrenzt:
Feldzuge
begannen gewohnlich am
Hizirtag
(6. Mai) und die Truppen kehrten am
Kasimstag
(Anfang November) zuruck.
Durch die immer weiter wachsende Große des Reiches wurden die Truppen unterteilt in
Als
infanteristische
Komponente des Heeres wurde ab zirka 1330 das
Janitscharenkorps
geschaffen, das direkt dem Sultan unterstand. Ab 1438 wurden die Janitscharen systematisch durch die so genannte
Knabenlese
rekrutiert, bei der hauptsachlich aus dem Balkan, vor allem aus
Serbien
und
Bosnien
stammende Jungen ausgewahlt und zur Erziehung und Ausbildung in das Osmanische Reich gebracht wurden. Als stehende Truppe mit festem Sold und teilweise mit Pensionszusagen, gleich ob Friedenszeit oder Krieg, wurden die Janitscharen ? anders als das Lehnsheer, das nur im Krieg Geld kostete ? zur schweren finanziellen Belastung fur das Reich.
Ab 1420 schufen die Osmanen mit Hilfe italienischer, ungarischer und deutscher Kanonengießer eine Artillerie, die
Topcu
, die auch dem Sultan unterstanden.
Durch die Eroberungsfeldzuge seiner Armee dehnte sich das Osmanische Reich ab Mitte des 14. Jahrhunderts auf große Teile von
Sudosteuropa
aus. Nachdem sie 1453 das
Byzantinische Reich
vernichtet und die Herrschaften der
Albaner
,
Bulgaren
, Bosnier und Serben unterworfen hatten, beherrschten die Osmanen um 1500 nahezu den gesamten
Balkan
. Bis ins letzte Drittel des 17. Jahrhunderts konnten sie ihre Herrschaft auf weite Teile des vormaligen
Konigreiches Ungarn
(Zentralungarn,
Siebenburgen
), die
Wallachei
, die
Moldau
und das Gebiet der nordlichen
Schwarzmeer
-Kuste (
Podolien
,
Jedisan
,
Krim
) ausdehnen. Zudem wurden große Teile
Kleinasiens
dem Osmanischen Reich angegliedert.
Die Strategie der Osmanen war stets offensiv, die Taktik in der Schlacht jedoch defensiv ausgerichtet. Der Serbe Konstantin aus Ostroviza schreibt in seinen
Memoiren eines Janitscharen
(15. Jahrhundert):
- Die Aufstellung des Heeres des Sultanhofes geschieht wie folgt: Die hofische Reiterei hat ihren Platz neben dem Sultan, vor ihm die Janitscharen, hinter ihm die Kamele. Um sie herum werden von allen Seiten Graben und Walle aufgeschuttet. (...) ein Wall, in den dicht nebeneinander Spieße hineingeschlagen werden. Dann werden Stuckbette fur die Geschutze aufgestellt, damit man aus den Kanonen schießen kann.
In der
Sultansschanze
standen also die Janitscharen, flankiert von der
Artillerie
(
Topcu
) und der Kavallerie Kapikuli. Davor die Infanterie Serratkuli (die Truppen aus Rumelien und Anatolien), sowie die
Sipahis
. Im Vorfeld schwarmten die
Akıncı
als Aufklarer und Storer aus. Die schwere christliche Reiterei durchbrach meist relativ schnell diese ersten Linien und sturmte bis vor die Sultansschanze. Dort wurde der Vorstoß der ermudeten Reiter jah aufgehalten und sie wurden vom geballten Einsatz der Elitetruppen und der Artillerie vernichtet oder in die Flucht geschlagen.
Die abendlandische Kriegskunst verharrte zu lange im Glauben an den schlachtentscheidenden Einsatz der schweren gepanzerten Kavallerie wie im Hochmittelalter. Auch verfugten die christlichen Heerfuhrer uber schlechte oder gar keine Aufklarung. Die Weiterentwicklung der turkischen Taktik (besonders auch der Artillerie) blieb ihnen lange Zeit verborgen, so dass diese Fehler auf dem Schlachtfeld immer wieder vorkamen.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts folgte eine weitere massive Ausdehnung des Osmanischen Reiches durch weitere Eroberung. Das osmanische Heer war zu diesem Zeitpunkt eine moderne Armee.
Unter
Selim I.
wurde das osmanische Heer reformiert. Er ließ die Artillerie modernisieren, dammte die Macht der Janitscharen ein und begann mit dem Aufbau einer
Flotte
. Unter ihm kampfte die osmanische Armee gegen Persien, eroberte
Syrien
,
Agypten
und die heiligen Stadte
Mekka
und
Medina
. Unter dem seit 1520 herrschenden
Sultan
Suleyman I. dem Prachtigen
wurde das
Konigreich Ungarn
zum Ziel der osmanischen Expansionspolitik. Die erfolgreiche
Belagerung von Belgrad
fuhrte ab 1521 zu einer 150-jahrigen Blutezeit der Stadt
Belgrad
. 1522 landete die osmanische Armee auf
Rhodos
und nahm die Festung im Dezember 1522 ein. 1526 marschierte eine etwa 60.000 bis 70.000 Mann starke Armee in Richtung Norden, zu der 10.000 Sipahis und 12.000 Janitscharen gehorten. Sie besiegte im August 1526 in der
Schlacht bei Mohacs
die ungarische Armee. Vom 27. September bis zum 14. Oktober 1529 kam es zur
Ersten Wiener Turkenbelagerung
, wobei sich die Verteidiger der Stadt aufgrund des widrigen Wetters gegen die Belagerer behaupten konnten. Durch drei Feldzuge gegen die
Safawiden
gelang es der osmanischen Armee den Osten
Kleinasiens
endgultig zu erobern. Auch an anderen Fronten kam es zu Annexionen: 1534
Mesopotamien
mit
Bagdad
, 1534 Aserbaidschan, 1540 Teile
Dalmatiens
, 1547 große Teile des
Jemen
. 1566 brachen die osmanischen Truppen erneut zu einem Ungarn-Feldzug auf. Suleyman I. starb jedoch wahrend der
Belagerung von Szigetvar
. Der Tod des Sultans, die Gesamtverluste bei der Belagerung von etwa 20.000 Mann und der hereinbrechende Winter veranlassten das osmanische Heer zum Ruckzug nach Konstantinopel.
In der Folgezeit weiteten die Janitscharen ihren Einfluss auf die Sultane stark aus. Der Aufstieg der Janitscharen beruhte auch auf Veranderungen in der Kriegsfuhrung, die im 17. Jahrhundert auf allen europaischen Kriegsschauplatzen und daruber hinaus wirksam wurden: Die Bedeutung der Infanterie wuchs, wahrend die der Kavallerie zuruckging. Zudem machte die große Ausdehnung des Reiches stehende Truppen zur Bemannung von Grenzfestungen wichtiger. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wuchs die Starke der Janitscharen auf rund 400.000 Mann an. Dadurch sank die Qualitat ihrer Ausbildung, so dass sie zunehmend weniger eine militarische Elite darstellten.
[1]
Ab der zweiten Halfte des 17. Jahrhunderts erlahmte die Kampfkraft der osmanischen Armee. Noch einmal wurde 1683 zu Beginn des
Großen Turkenkriegs
Wien belagert
. Das Scheitern dieser Belagerung fuhrte in der folgenden Großoffensive zur Vertreibung der Osmanen aus dem Gebiet des
Konigreichs Ungarn
durch die
kaiserliche Armee
.
Die Reichsspitze war sich der abnehmenden militarischen Fahigkeiten bewusst. Ein erster Reformversuch endete 1622 mit der Ermordung
Osmans II.
durch Janitscharen.
[2]
Im bzw. nach dem
Russisch-Turkischen Krieg 1768?1774
musste das Osmanische Reich endgultig erkennen, dass es seine
Weltmachtstellung
verloren hatte. Im 19. Jahrhundert wurde das vormals machtige Osmanische Reich, inzwischen
Kranker Mann am Bosporus
genannt, durch Aufstande in den besetzten Gebieten geschwacht und wurde zunehmend zum Spielball der europaischen Machte. Auf militarischer Ebene zeigte sich vom Ende des 18. bis ins 20. Jahrhundert hinein wiederholt, dass das Osmanische Reich nicht in der Lage war, umfassende militarische Plane zu formulieren und umzusetzen. Ebenso wenig war die militarische Fuhrung in der Lage, verschiedene Verbande sowie die notige Logistik zu koordinieren. Es bestand eine Vielzahl konkurrierender Stabe und Behorden und auch in Friedenszeiten arbeitete die Militarverwaltung ineffizient.
[3]
In der Erkenntnis, dass die traditionellen osmanischen Truppen den modernen europaischen Armeen nicht gewachsen waren, schuf
Selim III.
(Sultan seit 1789) mit der
Nizam-ı Cedid
/
???? ????
/ ?Neue Ordnung‘ Einheiten nach europaischem Vorbild. Zudem verpflichtete Selim auslandische
Offiziere
als Ausbilder. Seine geplante allmahliche Uberfuhrung der Janitscharen in das neue Korps fuhrte jedoch zu Aufstanden, die im Mai 1807 in seiner Absetzung gipfelten.
Mustafa IV.
unterstutzte die Janitscharen bei deren Revolte gegen die Reformversuche seines Cousins Selim III. und wurde von ihnen daraufhin als Sultan eingesetzt.
Mahmud II.
entschied aber um 1820, die zu machtig gewordenen Janitscharen abzuschaffen. Als diese bemerkten, dass der Sultan eine neue Armee bildete, rebellierten sie am 14./15. Juni 1826. Die Rebellion wurde unter Einsatz der nach europaischem Muster organisierten Artillerie blutig niedergeschlagen und das Korps aufgelost. Dieser Vorfall wurde fortan als ?wohltatiges Ereignis“ umschrieben. Anders als seine Vorganger war Mahmud mit diesem Vorgehen erfolgreich, weil er in den Jahren zuvor eine von den Janitscharen unabhangige, schlagkraftige Truppe geschaffen und sich vorab der Unterstutzung der Provinzgouverneure versichert hatte. Wahrend die in Istanbul anwesenden Janitscharen mehrheitlich umgebracht wurden, erfolgte bei den in den Provinzen stationierten Verbanden ein weitgehender Ubergang in neu aufgestellte Einheiten.
[4]
1831 schaffte der Sultan auch die Sipahi ab.
In der osmanischen Provinz
Agypten
setzt sich
Muhammad Ali Pascha
als Statthalter durch. Unter seiner Herrschaft wurde die
agyptische Armee
durch den franzosischen Oberst Seve (Suleyman Pascha) modernisiert. Hauptsachlich durch Soldaten dieser neu gebildeten Armee wurden im
Osmanisch-Saudischen Krieg
(1811?1818) die
Wahhabiten
in
Arabien
geschlagen. Entlang des
Nils
stießen 1820?1823 die Agypter immer weiter nach Suden vor, um den
Sudan
zu erobern. Wahrend des Aufstandes in
Griechenland
(1822?1827) war Sultan Mahmut II. nach drei misslungenen Feldzugen gezwungen, Muhammad Ali zu seiner Unterstutzung zu rufen. Die disziplinierte
agyptische Armee
, unterstutzt von einer gut organisierten Flotte, erreichte schnell, was der Osmanischen Armee nicht gelungen war. Nach dem Eingreifen einer britisch-franzosischen Flotte in der
Schlacht von Navarino
(Oktober 1827) musste das Osmanische Reich 1830 Griechenland in die Unabhangigkeit entlassen.
1826 wurde der
Sitz des Oberkommandos des Heeres (bab-ı seraskeri)
unter der Leitung eines ser?asker als erster Vorlaufer eines
Generalstabs
eingerichtet. Erstmals wurde damit eine eigene, auch in Friedenszeiten aktive Institution zur Fuhrung eines Krieges geschaffen. Zuvor waren dafur der Sultan personlich oder der Großwesir vorgesehen gewesen.
Husrev Mehmed Pascha
, von 1827 bis 1837 zweiter Inhaber des ser?asker-Amts, baute die neue Struktur wesentlich aus und berief zahlreiche auslandische Berater.
[5]
1831 begann die Invasion des agyptischen Vasallen in
Palastina
und
Syrien
, wobei das agyptische Heer nach mehreren Siegen uber die osmanische Armee durch
Anatolien
auf
Istanbul
vorstieß. Zwar mussten sich die Agypter nach dem
Frieden von Kutajeh
wieder zuruckziehen, konnten aber Syrien und
Kilikien
behaupten.
In den 1830er Jahren wurden durch preußische Offiziere (z. B.
v. Moltke
) umfangreiche Reformen in der osmanischen Armee durchgefuhrt. Diese bestand in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus der regularen Armee (Nizam), den Truppen der Vasallenstaaten, der Reserve (
Redif
) und den irregularen Truppen. Die regulare Armee bestand aus sechs Armeekorps und wurden jeweils von einem
Feldmarschall
(Muschir) kommandiert. Die Gesamtstarke der regularen Armee betrug 136.000 Mann.
1834 wurde eine
Militarakademie
nach franzosischem Vorbild gegrundet. 1845 wurde im Zuge des fortgesetzten Ausbaus des bab-ı seraskeri ein regelrechter Generalstab aus 27 in Europa ausgebildeten osmanischen Offizieren eingerichtet. Erster Generalstabschef war
Abdulkerim Nadir Pascha
. 1849 schlossen erste Absolventen einen eigens eingerichteten Generalstabslehrgang ab. Details zu Gliederung und Aufgaben des Generalstabs sind bislang unerforscht. Die Historikerin Elke Hartmann geht davon aus, dass es sich bei der Institution im Gegensatz zu ihren europaischen Pendants nicht um die oberste militarischen Planungsebene und Kommandostruktur unmittelbar unter dem Souveran handelte, sondern um eines unter vielen leitenden Militarorganen, die die Sultane zum eigenen Machterhalt und zur Vermeidung von Putschen gegeneinander ausspielten.
[6]
Die osmanischen Armee kampfte im
Krimkrieg
(1853?56) deutlich erfolgreicher als noch im
Russisch-Turkischen Krieg von 1828?1829
. Der osmanische General
Omar Pascha
schlug die Russen am 4. November 1853
bei Oltenitza
. Er beendete spater die
Belagerung von Silistra
und ruckte am 22. August 1854 in
Bukarest
ein.
Im
Russisch-Turkischen Krieg von 1877
drang die russische Armee bis vor die Mauern Istanbul vor. Um eine Besetzung seiner Hauptstadt zu verhindern, unterzeichnete Sultan
Abdulhamid II.
im Marz 1878 den
Waffenstillstand von Edirne
und den
Frieden von San Stefano
. Das militarische und außenpolitische Vorgehen Russlands rief die anderen Großmachte auf den Plan; Mitte 1878 kam es zum
Berliner Kongress
.
Diese Niederlage stieß erneute Versuche einer Militarreform an. Um diese innenpolitisch durchsetzen zu konnen, wurden zusatzliche Truppen geschaffen, veraltete Verbande aber nicht aufgelost. Ahnlich kam es zur Schaffung neuer Gremien und Rate fur die Militarverwaltung. Mit betrachtlichem Finanzaufwand ließ der Sultan moderne Waffen beschaffen. Allerdings erfolgten kaum praktische Manover mit diesen Geraten. Die Vorschlage zahlreich angestellten auslandischen Berater wurden kaum umgesetzt. Zu den wenigen umgesetzten Reformen gehorte eine Neuausrichtung der Militarakademie auf Grundlage von Anregungen des deutschen Beraters
Colmar Freiherr von der Goltz
, der von 1883 an in Istanbul wirkte. Die Ausbildung an der Akademie bezog sich dadurch starker auf die militarische Praxis, mit einem obligatorischen Truppendienst nach Abschluss auch des Generalstabslehrgangs. Zudem erfolgte fur den Zugang eine striktere Auslese. Aus dieser, haufig auch in Deutschland ausgebildeten, Offiziersgeneration formierten sich spater die
Jungturken
.
[7]
Um 1904 betrug die
Mobilmachungsstarke
der Armee 1.795.350 Mann, die aktive Starke 230.408 Mann. Die Armee war eingeteilt in sieben
Armeekorps
und die unabhangigen Kommandos
Tripolis
und
Hedschas
.
[8]
Im Juni 1909 wurde die
Fliegertruppe des Osmanischen Reiches
gegrundet; sie war eine der ersten Gefechtsflugtruppen der Welt. Kurz danach begann fur die Streitkrafte des Osmanischen Reichs eine Zeit von Konflikten und Kriegen: zwei
Balkankriege
(1912/13 Sommer 1913),
Erster Weltkrieg
,
turkischer Befreiungskrieg (Mai 1919 bis Oktober 1923)
. Erste Erfolge erzielte die turkische Luftwaffe
im Jemen
und im
Kaukasus
und im (von
Ataturk
gefuhrten) Turkischen Befreiungskrieg gegen die Siegermachte des Ersten Weltkriegs.
Unter der Herrschaft der Jungturken erfolgte 1909 eine Sauberung der Armee und insbesondere des Generalstabs. Zudem wurden die zahlreichen Doppelstrukturen in Militarfuhrung und Militarpolitik weitgehend beseitigt. Aus dem bab-ı seraskeri ging ein Kriegsministerium hervor und der Generalstab fokussierte sich, wie in Europa ublich, auf die Planung moglicher Kriege. Auch die Abteilungsgliederung des Generalstabs wurde an europaischen Vorbildern, namentlich dem deutschen, angelehnt.
[9]
Der vernachlassigte und desorganisierte Zustand der Osmanischen Armee hatte 1913 die Berufung einer deutschen
Militarmission
mit weitgehenden Befugnissen unter
Liman von Sanders
zur Folge. Diese fuhrte aber zu einer Verscharfung der Beziehungen zu den Machten der
Entente
. Nach dem Bundnis zwischen der Turkei und dem Deutschen Reich am 2. November 1914 erklarten
Großbritannien
,
Frankreich
und
Russland
der Turkei den Krieg. Vom 19. Februar 1915 bis zum 9. Januar 1916 konnte die Osmanische Armee mit deutscher Militarhilfe die Landung der Alliierten in der
Dardanellenschlacht
abwehren. Nach diesem Erfolg ging der Siegeszug der osmanischen Armeen weiter. Dabei wurden die osmanische Armee durch das deutsche
Levante-Korps
und
Osterreich-Ungarns Truppen in Palastina
wie auch in Mesopotamien unterstutzt. In
Mesopotamien
wurde eine britisch-indische
Division
gezwungen, sich am 29. April 1916 bei der
Belagerung von Kut
zu ergeben. Von den bereits besetzten Stellungen auf der
Sinai-Halbinsel
versuchten die Truppen des Osmanischen Reiches, den
Sueskanal
zu erobern. Im Juni 1916 schlugen die Briten diesen Vorstoß zuruck und begannen mit einer Gegenoffensive auf der Sinai-Halbinsel.
Trotz massiver Uberlegenheit benotigten die Briten drei Jahre, um
Bagdad
,
Jerusalem
und
Damaskus
zu erobern.
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einfugst
.
An der
Kaukasusfront
konnte das
Russische Reich
in den Anfangsjahren des Krieges eine Dominanz auf diesem Kriegsschauplatz erringen. So musste das Osmanische Reich zur Jahreswende 1914/1915 in der
Schlacht von Sarıkamı?
eine vernichtende Niederlage hinnehmen. Bei der nachfolgenden russischen Gegenoffensive erlitten die Osmanen große Gebietsverluste in Ostanatolien. Nach den russischen Anfangserfolgen kam der russische Vorstoß nach dem 23. Februar 1917 wegen der Auswirkungen der
Februarrevolution
zum Erliegen. Die russische Kaukasusarmee loste sich in der Folge der russischen Revolutionswirren auf.
Nach der Niederlage und Kapitulation unterzeichnete die
Hohe Pforte
am 30. Oktober 1918 das
Waffenstillstandsabkommen von Mudros
mit den Siegermachten. Auf Grundlage dieses Abkommens wurden nahezu alle Gebiete der Turkei durch Großbritannien, Frankreich, Italien und Griechenland besetzt. Dies fuhrte zum
Turkischen Befreiungskrieg
, der durch eine eigens aufgestellte Abteilung der osmanischen Armee, der
Kuva-yi ?nzibatiye
, nicht zerschlagen werden konnte und letztendlich zur Abschaffung des Sultanats im November 1922 fuhrte. Die osmanische Armee wurde aufgelost.
Mustafa Kemal
Pascha, der spatere Ataturk, grundete nach der Republik auch die
turkischen Streitkrafte
neu.
|
Omar Pascha
(1806?1871)
osmanischer General und
Renegat
serbischer Herkunft. Er kampfte im Krimkrieg.
|
|
Hussein Pascha
(1819?1876)
turkischer General und Staatsmann. Hussein war Kriegsminister und fuhrte eine Reorganisation der Armee des Osmanischen Reiches durch.
|
In der Dauerausstellung des Wiener
Heeresgeschichtlichen Museums
nehmen die Turkenkriege und die osmanische Armee des 16., 17. und 18. Jahrhunderts einen breiten Raum der Ausstellung ein.
[10]
Zahlreiche Objekte sind der Offentlichkeit zuganglich, darunter mehrere
Rossschweife
und die
Reflexbogen
der beruchtigten
Sipahi
. Besondere Stucke sind auch ein turkisches
Kettenhemd
aus dem Besitz des bei
Mogersdorf
siegreichen kaiserlichen Feldherren
Raimondo Montecuccoli
, eine silberne turkische Kalenderuhr, eine 1683 vor Wien erbeutete turkische Standarte (
Osmanlı Sanca?ı
) sowie das
Siegel
des turkischen
Sultans
Mustafa II.
, welches durch
Prinz Eugen von Savoyen
in der
Schlacht bei Zenta
1697 erbeutet wurde.
[11]
Liste osmanischer Titel
- Gabor Agoston:
Feuerwaffen fur den Sultan. Kriegswesen und Waffenindustrie im Osmanischen Reich.
Aus dem Englischen ubersetzt von Ralf C. Muller. 1. Auflage. Eudora-Verlag, Leipzig 2010,
ISBN 978-3-938533-10-9
.
- Edward J. Erickson:
Defeat in Detail. The Ottoman Army in the Balkans, 1912?1913.
Greenwood Publishing Group, 2003,
ISBN 0-275-97888-5
.
- Wolfgang Gust:
Geschichte des Osmanischen Reiches.
Augsburg 1995,
ISBN 3-8289-0562-5
.
- Nicolae Jorga:
Geschichte des osmanischen Reiches.
Gotha 1913,
ISBN 3-8218-5026-4
.
- Rhoads Murphey:
Ottoman Warfare, 1500?1700
(= Warfare and History). UCL Press Limited, London 1999,
ISBN 0-203-01597-5
.
- Mark L. Stein:
Guarding the Frontier. Ottoman Border Forts and Garrisons in Europe
(= Library of Ottoman Studies. 11). I. B. Tauris, New York 2007,
ISBN 978-1-84511-301-8
.
- David Woodward:
Armies of the World 1854?1914.
London 1978,
ISBN 0-283-98243-8
.
- ↑
Elke Hartmann:
Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab
. in:
Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege
. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023,
ISBN 978-3-657-79195-8
, S. 180 f.
- ↑
Elke Hartmann:
Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab
. in:
Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege
. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023,
ISBN 978-3-657-79195-8
, S. 181.
- ↑
Elke Hartmann:
Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab
. in:
Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege
. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023,
ISBN 978-3-657-79195-8
, S. 190 f.
- ↑
Elke Hartmann:
Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab
. in:
Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege
. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023,
ISBN 978-3-657-79195-8
, S. 182.
- ↑
Elke Hartmann:
Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab
. in:
Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege
. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023,
ISBN 978-3-657-79195-8
, S. 188 f.
- ↑
Elke Hartmann:
Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab
. in:
Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege
. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023,
ISBN 978-3-657-79195-8
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- ↑
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Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab
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Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege
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David Woodward:
Armies of the World 1854?1914.
London 1978,
ISBN 0-283-98243-8
, S. 79 ff.
- ↑
Elke Hartmann:
Scheinbehorde im politischen Kraftespiel: Der osmanische Generalstab
. in:
Gehirne der Armeen? Die Generalstabe der europaischen Machte im Vorfeld der Weltkriege
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ISBN 978-3-657-79195-8
, S. 199.
- ↑
Manfried Rauchensteiner
, Manfred Litscher (Hrsg.):
Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien.
Graz/ Wien 2000,
ISBN 3-222-12834-0
, S. 16.
- ↑
Johann Christoph Allmayer-Beck
:
Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal I ? Von den Anfangen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17. Jahrhunderts.
Salzburg 1981,
ISBN 3-7023-0113-5
, S. 30.