Nureddin Mustafa al-Atassi
(*
1929
in
Homs
,
Syrien
; †
3. Dezember
1992
in
Frankreich
;
arabisch
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,
DMG
N?r ad-D?n Mu??af? al-At?s?
) war von 1966 bis 1970
Prasident
und 1968 bis 1970 auch Premierminister Syriens.
Nureddin al-Atassi entstammt der syrischen Großgrundbesitzerfamilie
Atassi
. Er studierte
Medizin
an der
Universitat Damaskus
. Wahrend seiner Studienzeit schloss er sich der
Baath-Partei
um
Michel Aflaq
und
Salah ad-Din al-Bitar
an. Als Student engagierte er sich politisch gegen die Militardiktatur von
Adib asch-Schischakli
. Im April 1953 wurde er aufgrund dieser Aktivitaten festgenommen und in
Palmyra
und Damaskus inhaftiert. Wahrend der Haft trat er in den Hungerstreik und wurde im Mai desselben Jahres wieder freigelassen. 1954 schloss er sich mit dem Beginn des
Algerienkriegs
der
FLN
an und diente dort als Mediziner.
[1]
Als Vertreter des linken Flugels der
Baath-Partei
wurde er nach dem Auseinanderbrechen der
baathistisch-nasseristischen Koalition
im August 1963 unter
Amin al-Hafiz
zunachst Innenminister, im Oktober 1964 Vizepremier und nach der Absetzung
Muhammad Umrans
von September 1965 bis Dezember 1965 auch Vizeprasident (seit Mai 1964 war er Mitglied des Prasidentschaftsrates), ehe er als Vizeprasident von
Shibli al-Aysami
abgelost wurde. Nach einem weiteren Links-Putsch innerhalb der Partei am 25. Februar 1966 gegen al-Hafiz wurde Atassi schließlich Generalsekretar der syrischen Baath-Partei und Prasident Syriens. Im September 1967 wurde Atassi auch zum Generalsekretar einer von Syrien neugebildeten gesamtarabischen Baath-Fuhrung gewahlt. Vom 29. Oktober 1968 an war er zudem Premierminister, faktischer Machthaber war jedoch 1966 bis 1969 General
Salah Dschadid
.
Die beiden wichtigsten politischen Verbundeten Atassis waren
Yusuf Zuayyin
und
Ibrahim Makhous
, wie Atassis ebenfalls Mediziner (?drei Arzte“) und Vertreter des
linken Baath-Flugels
, wahrend Nureddins Cousin
Dschamal al-Atassi
zu dessen innerparteilichen Gegnern gehorte. Unter Atassi fungierte daher Zayyen zumeist als Premier, Makhous als Vizepremier und Außenminister.
An der Niederlage im
Sechstagekrieg
1967 gaben sich spater Salah Dschadid, der damalige Verteidigungsminister
Hafiz al-Assad
und Staatsprasident Atassi gegenseitig die Schuld. Dschadid beklagte, Assad habe trotz seines Drangens und Flehens an der Front dringend benotigte Elitetruppen in Damaskus zuruckgehalten. Assad erklarte, diesen Befehl direkt von Atassi bekommen zu haben, der einem baath-internen
Putsch
mithilfe der in Syrien befindlichen irakischen Verbundeten befurchtet hatte. Atassi hingegen beklagte, dass beide Generale dem zivilen Staatsoberhaupt nicht gehorcht hatten.
[2]
[3]
Nach der Niederlage forderte Atassi im September 1967 die Prasidenten Agyptens, Iraks und Algeriens auf, mit ?Syrien einen Einheitsstaat der sozialistischen Araber“ zu bilden,
[4]
ohne jedoch bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen in Kairo 1968 nennenswerte Unterstutzung fur dieses Projekt zu finden. Im Juni 1969 erklarte Atassi erneut, Syrien plane neben einem Militarbundnis mit Irak und Jordanien eine ?politische Union mit progressiven arabischen Staaten, insbesondere mit Agypten“.
[5]
Parallel dazu erklarte Iraks Prasident
Hasan al-Bakr
, dass eine irakisch-syrische Union der Beginn einer arabischen Vereinigung sein musse.
[6]
Uber die Haltung Syriens gegenuber dem
Schwarzen September
in Jordanien, kam es 1970 zum endgultigen Zerwurfnis zwischen Atassi, Dschadid und Assad. Nach einem als ?
Korrekturbewegung
“ bezeichneten Putsch wurde Atassi am 18. November 1970 als Prasident bzw. am 21. November als Premier von zum rechten Flugel der Baath-Partei gerechneten
Militars
um Assad abgelost und ohne Gerichtsprozess eingekerkert (wahrend einige Quellen, z. B.
Who’s Who
, zunachst eine Flucht ins libysche Exil angenommen hatten). Seine Anhanger spalteten sich unter Makhous’ Fuhrung als ?Arabische Sozialistische
Demokratische
Baath-Partei“ ab und schlossen sich der oppositionellen Demokratiebewegung von 1980 an. Atassis schlechter Gesundheitszustand fuhrte 1992 zu seiner Freilassung, woraufhin er sich zur (letztlich erfolglosen) medizinischen Behandlung nach Frankreich begab.
Der Burgerrechtler
Ali al-Atassi
(* 1967) ist Nureddins Sohn. Zusammen mit
Dschamal al-Atassis
Tochter
Suheir
grundete er 2000 eine Demokratiebewegung (Atassi-Forum), die 2001 verboten wurde.
- The International Who´s Who 1988?89.
52. Auflage, Europa Publications Limited, London 1988
- Nureddin el Atassi
Internationales Biographisches Archiv 12/1993 vom 15. Marz 1993 (lm), im
Munzinger-Archiv
(Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑
Sami Moubayed:
Steel and Silk ? Men and Women Who Shaped Syria 1900?2000.
Seattle, 2006, S. 175?177.
- ↑
Der Spiegel 44/1967 vom 23. Oktober 1967: Elite geschont
- ↑
Der Spiegel 12/1969 vom 17. Marz 1969: Exitus durch Kopfschuß
- ↑
Fischer Weltalmanach
'69, Seite 369. Frankfurt/Hamburg 1968
- ↑
Nureddin el Atassi
Internationales Biographisches Archiv 12/1993 vom 15. Marz 1993 (lm), im
Munzinger-Archiv
(Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑
Horst Mahr:
Die Baath-Partei - Portrait einer panarabischen Bewegung
,
Seite 111
. Olzog 1971.