Non-Profit-Organisation

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Eine Non-Profit-Organisation ( NPO ; deutsch: nicht gewinnorientierte Organisation ) verfolgt, im Gegensatz zur For- Profit - Organisation (gewinnorientierte Organisation), keine wirtschaftlichen Gewinnziele. Sie dient beispielsweise sozialen, kulturellen oder wissenschaftlichen Zielen ihrer Mitglieder, die in gemeinnutziger oder eigennutziger Weise verfolgt werden konnen. Dies ist meistens in einer Satzung festgelegt.

Der Begriff ?Non-Profit-Organisation“ ist weder im alltaglichen Sprachgebrauch noch in den Fachwissenschaften einheitlich und eindeutig definiert. Zahlreiche Autoren weisen darauf hin, dass mit der Bezeichnung ?Non-Profit“ zunachst nur eine Negativ-Abgrenzung vorgenommen wird. So werden unter dem Terminus in der Regel Organisationen zusammengefasst, die nicht in erster Linie erwerbswirtschaftliche Ziele verfolgen und keine offentlichen Verwaltungsbehorden sind. Darunter fallen sowohl verschiedene offentliche Institutionen (z. B. Schulen, Museen und Theater, Kliniken) als auch sehr unterschiedliche private Vereinigungen (z. B. Parteien, Stiftungen, Burgerinitiativen, gemeinnutzige Organisationen, Selbsthilfegruppen oder Vereine, die lediglich der eigenen Freizeitgestaltung dienen). [1]

Erganzung zu Staat und Markt

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Non-Profit-Organisationen nehmen bestimmte Zwecke der Bedarfsdeckung, Forderung oder Interessenvertretung bzw. Beeinflussung (Sachzieldominanz) fur ihre Mitglieder (Selbsthilfe) oder Dritte wahr. Die Organisationen gehoren zum Nonprofit-Bereich .

Als Vereine , Verbande , Selbstverwaltungskorperschaften , gemeinnutzige Gesellschaften ( gGmbH , gUG oder gAG ), Genossenschaften oder Stiftungen werden sie von gewahlten Ehrenamtlichen geleitet und konnen durch freiwillige Helfer in ihrer Arbeit unterstutzt werden. Ihre Leitungsorgane konnen gewahlt oder, wie bei Stiftungen, durch bestimmte Personen oder Institutionen berufen werden.

Gemeinnutzigkeit

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In Deutschland wird eine eventuelle Gemeinnutzigkeit im Rahmen eines staatlichen Anerkennungsverfahrens bei Beantragung von Gemeinnutzigkeitsstatus auf Plausibilitat uberpruft. Zustandig ist normalerweise das Finanzamt , bei dem eine Befreiung von der Korperschaftsteuer beantragt wird. Der Steuerbescheid dient gleichzeitig als Nachweis der Gemeinnutzigkeit und ist Grundlage zur Ausstellung von steuermindernden Zuwendungsbescheinigungen . Typische Rechtsformen von Non-Profit-Organisationen sind dort die gemeinnutzige GmbH , die gemeinnutzige Aktiengesellschaft und der eingetragene Verein (e. V.).

Finanzierung und Controlling

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Die NPOs finanzieren ihre Leistungen (Individualguter, meritorische Guter oder Kollektivguter ) uber Mitgliederbeitrage, Spenden, Zuschusse, Preise oder Gebuhren. Im internationalen Durchschnitt finanzieren sie sich zu 53 % uber Entschadigungen fur Dienstleistungen, zu 35 % uber Staatsbeitrage und nur zu 12 % uber Spendeneinnahmen. Insgesamt setzen NPOs weltweit jahrlich fast zwei Billionen US-Dollar um. Dies entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Frankreich. [2]

Erzielte Uberschusse durfen nicht als Kapitalrendite direkt an Mitglieder oder Trager ausgeschuttet werden. Gewisse Ruckvergutungen sind im Verhaltnis zur Leistungsbeanspruchung moglich. Ubergange von der Privatautonomie zur Staats- oder Marktsteuerung in Teilbereichen sind moglich und haufig. [3]

Das Interesse sozialer Dienste am Controlling nimmt in dem Ausmaß zu, in dem die mangelnde Eignung finanzieller Kennzahlen zur Steuerung von Unternehmen erkannt wird, erst recht, wenn diese Unternehmen, wie viele in der sozialen Arbeit , sich nicht am Gewinn orientieren. Wenn auch im sozialen Bereich die Feststellung von Zusammenhangen im naturwissenschaftlichen Sinne schwer moglich ist, wird eine Einschatzung der Ergebnisse der angebotenen Maßnahmen als sinnvoll und machbar gesehen. Dabei wird empfohlen, um der Komplexitat sozialer Dienstleistungen gerecht zu werden, auf einen multidimensionalen Rahmen zuruckzugreifen. Neben der finanziellen Dimension zahlen fur NPOs im sozialen Bereich auch der Grad der Auftragserfullung, die Sicht der Leistungsempfanger sowie jene des Personals. [4]

Die genannten Dimensionen sollen folgende grundsatzliche Fragen beantworten:

  • Auftragserfullung: Wie sehr erfullt die soziale Dienstleistung die fachspezifische Zielsetzung?
  • Leistungsempfanger: Welchen Nutzen sehen die Leistungsempfanger?
  • Personal: Wie wirkt sich die Dienstleistung auf die Mitarbeiter aus?
  • Wirtschaftlichkeit: Welche finanziellen Folgen hat die soziale Dienstleistung fur die NPO?

Weitere bzw. andere Dimensionen werden prinzipiell nicht ausgeschlossen: Es ist immer eine Gratwanderung zwischen Ubersichtlichkeit und Vollstandigkeit. Die Betrachtung mehrerer Dimensionen ermoglicht es, sich ein ausgewogenes Bild uber die Auswirkungen einer Maßnahme zu machen.

Der multidimensionale Ansatz soll sicherstellen, dass Widerspruche im Zielsystem leichter erkannt werden. Mogliche Konflikte konnen im Vorfeld angesprochen werden, anstatt unterschwellig das Gesamtergebnis der Organisation zu beeintrachtigen. Um allerdings bei der Fulle an Details den Uberblick nicht zu verlieren, sind Schlusselinformationen (wie z. B. Kennzahlen) unumganglich. Es gilt, sich auf einen Blick ein ausgewogenes Bild von der Wirkung einer sozialen Maßnahme machen zu konnen.

Der Begriff Non-Profit setzt profitorientiertes Wirtschaften, wie es im Kapitalismus ublich ist, voraus. Kapitalistische Prinzipien wie Privateigentum oder Selbstbestimmung der Arbeitskraft sind neben einem uber die Subsistenz hinausgehenden Wohlstands- und Entwicklungsniveau Voraussetzungen fur das Entstehen privater Non-Profit-Organisationen. Eine hypothetische staatliche Organisation, die Staatseigentum einsetzt und dazu die Arbeitskraft der Burger mehr oder wenig zwangsweise einbezieht, kann selbst bei fehlender Gewinnabsicht nicht als Non-Profit-Organisationen bezeichnet werden. Daher haben NPOs in westlichen Staaten eine lange Geschichte. Nichtstaatliche Wohltatigkeit hat es auch in vormodernen Gesellschaften gegeben, historisch insbesondere in der Form von Stiftungen, mit denen beispielsweise Hospitaler oder Armenfursorge finanziert wurden. Ein solches Stiftungswesen hat beispielsweise in Deutschland und dem Osmanischen Reich in der fruhen Neuzeit existiert.

Die Entstehungsgeschichte der Non-Profit-Organisationen in den USA ist die Geschichte der Bestrebung, neben politischer auch kulturelle Unabhangigkeit von Europa zu erlangen. Die Ursprunge der Non-Profit-Organisationen in den USA erwachsen aus der Ablehnung des europaischen Absolutismus im 18. Jahrhundert. Durch diese Ablehnung der Staatsmacht wird zunehmend nach zivilgesellschaftlichen Konzepten der Selbstverwaltung gesucht. Mit der zunehmenden sozialen Schieflage in Europa zur Zeit der Industrialisierung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Veranderungen (z. B. Oktoberrevolution , Sozialistengesetze ) wird in den USA nach Moglichkeiten gesucht, das Ausweiten der staatlichen Einflusssphare zu verhindern.

Besonders Ende des 19. Jahrhunderts wird das Konzept des so genannten Wohlfahrtskapitalismus diskutiert, bei dem Arbeitgeber selbstandig Sozialleistungen erbringen. Dies geschieht oft uber betriebseigene Non-Profit-Organisationen.

Noch heute werden in den USA viele Aufgaben, die in Europa klassisch dem staatlichen Sektor zugeschrieben werden (Bildung, Kultur etc.), von Non-Profit-Organisationen erfullt.

Die Klassifikation erfolgt durch das National Center for Charitable Statistics . NPOs konnen als 501(c) organization von der Steuerpflicht befreit werden.

Im Mittelalter war das Stiftungswesen christlich gepragt. Moglicherweise bedingt durch den steigenden Wohlstand burgerlicher Kreise lasst sich ein Aufschwung privat finanzierter Wohltatigkeitsorganisationen ab dem spaten 18. Jahrhundert feststellen. Das 19. Jahrhundert ist dann eine Blutezeit solcher Organisationen, ein großer Teil der burgerlichen Elite war ehrenamtlich in ihnen aktiv oder trug zu ihrer Finanzierung bei. Besonders ist dies in den Stadtstaaten zu erkennen, wo sich Handelsburger konzentrierten. In Frankfurt am Main gab es beispielsweise die Senckenbergischen Stiftungen (Burgerhospital und medizinisch-wissenschaftliche Stiftung mit Bibliothek), die Stadelsche Stiftung ( Kunstschule und Museum ), die Polytechnische Gesellschaft (Fortbildung von Arbeitern, Sparkasse fur ?kleine Leute“), das Rothschildsche Judenhospital (das allerdings nur zahlenden Mitgliedern offenstand), die Waisenhausstiftung sowie eine Armenkuche , die von den burgerlichen Damen des Frauenvereins betrieben und finanziert wurde. Der Frauenverein betrieb auch eine Schule. Das rege Vereinswesen der Zeit lasst sich generell schwer von den rein karitativ -gemeinnutzigen Einrichtungen abgrenzen. [5]

Seit Ende des letzten Jahrtausends befindet sich der Non-Profit-Sektor in einer Umbruchsituation, bedingt durch externe wie auch interne Faktoren. Gesellschaftspolitische Entwicklungen fuhren zu Verschiebungen in der Nachfrage nach sozialen Dienstleistungen, wahrend leere offentliche Kassen und finanziell geschwachte Sozialversicherungen in vielen europaischen Staaten Non-Profit-Organisationen mit tief greifenden Einschrankungen konfrontieren. Gleichzeitig erfahrt der Sektor eine Intensivierung des Wettbewerbs getragen durch gewandelte gesetzliche Rahmenbedingungen ? auf nationaler wie auf EU-Ebene ? und einen entsprechenden Reformprozess in der offentlichen Verwaltung , u. a. durch New Public Management .

Soziale Dienste sind von der Okonomisierung der offentlichen Hand besonders betroffen und stehen vor der Herausforderung, ihre Rechenschaftslegung auszuweiten und zu vertiefen, um den Nutzen ihrer Arbeit vor Fordergebern, Mitgliedern und Spendern zu belegen. Wahrend sich bei gewinnorientierten Unternehmen die Erfolgsmessung auf einige, wenige quantitative Großen beschrankt ? wie etwa der Umsatz oder die Rentabilitat , ruft die Frage bei sozialen NPOs große Unsicherheiten hervor. Wann ist etwa die Integration von Zugewanderten erreicht? Oder: Wie verbessert sich die Lebenslage von behinderten Menschen? Es gehort zum Wesen von Anbietern sozialer Dienstleistungen, dass neben der Einhaltung finanzieller Rahmenbedingungen insbesondere Sachziele verfolgt werden, wie etwa die Senkung der Jugendkriminalitat oder die Aktivierung von Senioren. Letztere jedoch sind selten so genau formuliert, dass eine Umsetzung ohne weiters moglich und uberprufbar ware. Die Erfolgsmessung ist umso komplexer, wenn Ziele wirkungs- statt ressourcenorientiert formuliert werden. In den Augen von Anspruchsgruppen, wie Spendern, Ehrenamtlichen oder der offentlichen Hand, zahlen nicht nur die eingesetzten Mittel, sondern insbesondere die erreichten Ergebnisse. Auf der Ebene der eingesetzten Ressourcen richtet die NPO ihre Aufmerksamkeit auf die fur ein bestimmtes Ziel notwendige Produktionsfaktoren ( Inputs ) wie etwa die Anzahl oder die Qualifikation der Mitarbeiter. Das Personal stellt eine der entscheidenden Ressourcen dar. Im Gegensatz dazu betreffen wirkungsbezogene Ziele die Ergebnisse, die erreicht werden sollen ? sei es die Menge ( Output ), die objektive Wirkung ( Effect ), die subjektive Konsequenz ( Impact ) oder aber das Ergebnis fur das Umfeld ( Outcome ). Der Ubergang von Input- zu Outputzielen ist fur die NPO mit erheblichen Folgen verbunden und schlagt sich deutlich in der Ausrichtung der Steuerungsinstrumente nieder. Wird etwa in einer Beratungsstelle fur Jugendliche aus der Sicht des Ressourceneinsatzes uber Personalstunden nachgedacht, so gilt die Aufmerksamkeit ? wenn von Wirkung die Rede ist ? der Verbesserung der Lebensumstande von Jugendlichen.

Arten von Non-Profit-Organisationen

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Grundsatzlich wird unterschieden zwischen:

  • Fremdleistungs-NPO (Dienstleistungserbringer fur Dritte)
  • Eigenleistungs-NPO (Mitgliedervereinigung)
  • Mischformen aus beiden [6]

Sozialer und okologischer Bereich

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Kultureller Bereich

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  • Christoph Badelt (Hrsg.): Handbuch der Nonprofit-Organisation. 4., uberarbeitete Auflage, Schaffer-Poeschel, Stuttgart 2007, ISBN 3-7910-1302-5 .
  • Maria Laura Bono : NPO-Controlling ? Professionelle Steuerung sozialer Dienstleistungen. Schaffer-Poeschel, Stuttgart 2006, ISBN 3-7910-2541-4 .
  • Manfred Bruhn: Marketing fur Nonprofit-Organisationen. Grundlagen ? Konzepte ? Instrumente. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018281-1 .
  • Walter Fischer: Sozialmarketing fur Non-Profit-Organisationen ? Ein Handbuch. Orell Fussli, Zurich 2000, ISBN 3-280-02659-8 .
  • Ekkehart Frieling : Kompetenz- und Organisationsentwicklung in Non-Profit-Organisationen: Gewerkschaften, Bildungstrager und offentliche Verwaltung im wirtschaftlichen Wandel. Waxmann, Munster u. a. 2002, ISBN 3-8309-1184-X .
  • Marlies W. Frose (Hrsg.): Management Sozialer Organisationen. Beitrage aus Theorie, Forschung und Praxis. Das Darmstadter Management-Modell. Haupt, Bern (u. a.) 2005, ISBN 3-258-06877-1 .
  • Richard Hausler, Claudia Kerns: Unternehmen Umweltbildung. oekom, Munchen 2006, ISBN 3-86581-047-0 .
  • Stefan Nahrlich, Annette Zimmer (Hrsg.): Management in Nonprofit-Organisationen. Eine praxisorientierte Einfuhrung. Leske + Budrich, Opladen 2000, ISBN 3-8100-2295-0 .
  • Michael Mroß: Management in der Sozialwirtschaft ? Kompakt! Cp-Verlag, Leipzig 2014, ISBN 978-1-4959-7428-1 .
  • Robert Purtschert: Marketing fur Verbande und weitere Nonprofit-Organisationen. 2. Auflage, Haupt, Bern / Stuttgart / Wien 2005, ISBN 3-258-06913-1 .
  • Patrick Renz: Project Governance: Implementing Corporate Governance and Business Ethics in Nonprofit Organizations. Physica, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-7908-1926-7 .
  • Ruth Simsa : Gesellschaftliche Funktionen und Einflußformen von Nonprofit-Organisationen. Eine systemtheoretische Analyse. Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-36791-0 .
  • Peter Schwarz: Organisation in Nonprofit-Organisationen. Haupt, Bern / Stuttgart / Wien 2005, ISBN 3-258-06885-2 .
  • Armin Wohrle: Grundlagen des Managements in der Sozialwirtschaft. Nomos, Baden-Baden 2003, ISBN 978-3-8329-0341-1 .
Commons : Non-Profit-Organisationen  ? Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Bernd Helmig: Nonprofit-Organisation (NPO) , Gabler Wirtschaftslexikon (online); abgerufen 4. Mai 2019.
  2. NZZ am Sonntag, 15. Oktober 2006, S. 37.
  3. Robert Purtschert, Peter Schwarz, Bernd Helmig, Reinbert Schauer, Andrea Haid: Das NPO-Glossar. Haupt, Bern [u. a.] 2005, ISBN 3-258-06884-4 .
  4. Maria Laura Bono: NPO-Controlling: professionelle Steuerung sozialer Dienstleistungen. Schaffer-Poeschel, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-7910-2541-4 .
  5. Ralf Roth: Stadt und Burgertum in Frankfurt am Main. Oldenbourg, Munchen 1996, ISBN 3-486-56188-X .
  6. Armin Wohrle: Grundlagen des Managements in der Sozialwirtschaft.