Nikolaus II.
(
russisch
Николай II
, wissenschaftliche
Transliteration
Nikolaj II
; geboren als
Nikolaus Alexandrowitsch Romanow
,
russisch
Николай Александрович Романов
, wissenschaftliche Transliteration
Nikolaj Aleksandrovi? Romanov
; * 6. Mai
jul.
/
18. Mai
1868
greg.
in
Zarskoje Selo
; †
17. Juli
1918
in
Jekaterinburg
) aus dem Herrschergeschlecht
Romanow-Holstein-Gottorp
war der letzte
Zar
[1]
des
Russischen Reiches
. Sein offizieller Titel lautete
Kaiser und Selbstherrscher von ganz Russland
(Император и Самодержец Всероссийский,
Imperator i samoderschez wserossijski
).
Er regierte vom 1. November 1894 bis zu seinem Sturz am 15. Marz 1917 infolge der
Februarrevolution
. Durch sein Festhalten an der
autokratischen Politik
seiner Vorganger und fehlender Bereitschaft zu demokratischen Reformen hatte Nikolaus maßgeblichen Anteil am Zusammenbruch der russischen Monarchie wahrend des
Ersten Weltkriegs
.
Nach seiner
Abdankung
wurde er gemeinsam mit seiner Familie interniert und in der Nacht auf den 17. Juli 1918 von den
Bolschewiki
in
Jekaterinburg
mit seiner gesamten Familie ermordet
. Am 20. August 2000 wurden Nikolaus und seine Familie von der
Russisch-Orthodoxen Kirche
heiliggesprochen
, da sie
Martyrer
gewesen seien.
Nikolaus Alexandrowitsch Romanow wurde am 18. Mai 1868
[2]
im
Alexanderpalast
von
Zarskoje Selo
geboren. Er war der alteste Sohn von
Zarewitsch Alexander
, des spateren Zaren Alexander III., und dessen Gemahlin
Maria Fjodorowna
(geborene Dagmar von Danemark). Per Geburt erhielt Nikolaus den traditionellen Titel eines ?
Großfursten
von Russland“ (russ.
Weliki Knjas
).
Als Mitglied des Herrscherhauses
Romanow-Holstein-Gottorp
bestanden, wie im 19. Jahrhundert ublich, Verwandtschaftsverhaltnisse zu zahlreichen europaischen Furstenhausern. Vaterlicherseits war Nikolaus ein Enkel des regierenden russischen Zaren
Alexander II.
und
Marija Alexandrowna
(geborene Marie von Hessen-Darmstadt), mutterlicherseits war er ein Nachkomme des danischen Konigs
Christian IX.
und
Louises von Hessen
. Die alljahrlich stattfindenden Besuche bei den Großeltern an den danischen Konigshofen von
Fredensborg
und
Bernstorff
waren regelmaßige Familientreffen mit den deutschen, britischen, griechischen und danischen Verwandten. Aufgrund seiner vornehmlich deutschen, daneben russischen und danischen Herkunft war Nikolaus ein Cousin des britischen Konigs
Georg V.
, des
norwegischen Konigs
Haakon VII.
, des
danischen Konigs
Christian X.
sowie des
griechischen Konigs
Konstantin I.
Außerdem war er ein Neffe dritten Grades des
Deutschen Kaisers
Wilhelm II.
Nikolaus hatte funf jungere Geschwister: Alexander (1869?1870),
Georgi
(1871?1899),
Xenija
(1875?1960),
Michail
(1878?1918) und
Olga
(1882?1960) mit denen die Familie meist im
Sankt Petersburger
Anitschkow-Palais
residierte. Das Zusammenleben innerhalb der Familie wurde als harmonisch und liebevoll beschrieben, weshalb Nikolaus (in Familienkreisen
?Nicky“
genannt) eine sehr enge Familienbindung entwickelte, die er zeitlebens beibehalten sollte. Im Hinblick auf Herkunft und Status ihrer Kinder, legte Maria Fjodorowna großen Wert auf eine hausliche, durch Einfachheit und Bescheidenheit gekennzeichnete Erziehung. Nikolaus sprach neben
Russisch
auch
Englisch
,
Deutsch
und
Franzosisch
. Ein englischer
Hauslehrer
erzog ihn ? fur die russische Gesellschaft unublich ? nach den Prinzipien eines
Gentleman
.
Am 13. Marz 1881 fiel Alexander II. einem
Bombenattentat
der linksterroristischen Untergrundorganisation
Narodnaja Wolja
(
Volkswille
) zum Opfer. Der zwolfjahrige Nikolaus war Augenzeuge, wie sein schwer verwundeter Großvater in das Sankt Petersburger
Winterpalais
gebracht wurde und dort seinen Verletzungen erlag. Dadurch folgte ihm Alexander III. auf den Thron, und Nikolaus wurde gemaß den Bestimmungen der
Primogenitur
neuer
Zarewitsch
(Thronfolger). Aus Sicherheitsgrunden siedelte die Familie nach dem Attentat in das festungsartige
Schloss Gattschina
um und weilte nur noch zu offiziellen Anlassen in der Hauptstadt. Hatte der junge Nikolaus bisher abgeschottet von der Außenwelt gelebt ? die Geschwister und eine
Gouvernante
waren die einzigen Spielkameraden ?, verstarkte der Umzug die
soziale Isolation
des Thronfolgers noch weiter. Die abgeschottete, vom Leben der einfachen Bevolkerung abgewandte Lebensweise fuhrte schließlich zur Loslosung von allen gesellschaftlichen Schichten des Reiches.
Die schulische Privaterziehung des Thronfolgers unterstand der Aufsicht des konservativ-klerikalen Juristen
Konstantin Pobedonoszew
, einem Berater des Zaren. Pobedonoszew ubte großen Einfluss auf das Weltbild des Zarewitsch aus. Er lehnte den westlichen
Liberalismus
ab und hob die Notwendigkeit
autokratischer Machtentfaltung
als Ausfluss des
Gottesgnadentums
hervor. Durch Erziehung und Unterricht seines englischen Hauslehrers hatte der als ein wenig unsicher beschriebene Nikolaus fruh Fahigkeiten zur Ruhe, Selbstkontrolle und Pflichtbewusstsein entwickelt, zeigte jedoch wenig Interesse an den Tatigkeiten eines Herrschers. Zwischen 1885 und 1890 besuchte Nikolaus Vorlesungen uber
Politikwissenschaft
und
Volkswirtschaftslehre
am Institut fur Rechtswissenschaften der
Universitat Sankt Petersburg
. Parallel begann er im Alter von 19 Jahren seine Offizierslaufbahn und trat in das
elitare
Preobraschensker Leib-Garderegiment
ein. Der Eintritt in die Armee wirkte befreiend auf den Thronfolger, der nun erstmals mit Gleichaltrigen dauerhaft in Kontakt stand. Er liebte die Atmosphare des Kasernenlebens, die
Kasinokameraderie
und fuhlte sich in der Gesellschaft von
Offizieren
wohl. Nikolaus stieg bis zum Rang eines
Obersts
auf.
1890/91 begab sich Nikolaus in Begleitung seines Bruders
Georgi
und seines Cousins
Georg von Griechenland
an Bord der Panzerfregatte
Pamjat Asowa
auf eine mehrmonatige Weltreise. Diese fuhrte u. a. uber den
Sueskanal
,
Indien
,
Ceylon
,
Bangkok
,
Singapur
und
Java
im Fruhjahr 1891 in das
Kaiserreich Japan
. Dort scheiterte am 11. Mai 1891 ein Attentat auf Nikolaus, als er von einem japanischen Polizisten mit einem Sabel angegriffen wurde (
?tsu-Zwischenfall
). Am 23. Mai schließlich wurde das russische
Wladiwostok
erreicht, wo Nikolaus im Namen seines Vaters der feierlichen Grundsteinlegung der
Transsibirischen Eisenbahn
beiwohnte. Fur den Ruckweg ins europaische Russland quer durch Sibirien ? auf Flussdampfern, in der Kutsche und streckenweise reitend ? benotigte er drei Monate.
[3]
Nach seiner Ruckkehr erhielt Nikolaus erste Einblicke in die Regierungsgeschafte, indem er von Alexander III. zum Mitglied des
Staatsrates
ernannt wurde. Da man am Zarenhof jedoch der Meinung war, dass der erst 45-jahrige Herrscher sein Amt in naher Zukunft nicht an seinen Sohn weiterreichen musse, beteiligte man diesen nur in geringem Maße an politischen Entscheidungsprozessen.
Am 19. April 1894 wurde in
Coburg
die Verlobung zwischen Nikolaus und
Alix von Hessen-Darmstadt
, seiner Cousine zweiten Grades, verkundet. Alix war die Tochter des
Großherzogs Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein
und dessen Gemahlin
Alice von Großbritannien und Irland
und somit eine Enkelin der britischen Konigin
Victoria
. Das Paar hatte sich 1884 anlasslich der Hochzeit von Alix’ alterer Schwester
Elisabeth
mit Nikolaus’ Onkel
Großfurst Sergei Alexandrowitsch
in Sankt Petersburg kennengelernt. Trotz starker Vorbehalte seiner Mutter gegenuber einer deutschen Prinzessin und Bedenken Konigin Victorias gegenuber Russland sowie der anfanglichen Weigerung der strengglaubigen Alix, zur Russisch-Orthodoxen Kirche zu
konvertieren
, war es Nikolaus gelungen, die Liebesheirat durchzusetzen.
Der uberraschende Tod Alexanders III. am 1. November 1894 machte eine schnelle Hochzeit des neuen Monarchen notwendig, weshalb die erst fur das Jahr 1895 geplante Trauung bereits am 26. November 1894 stattfand. In Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der europaischen Herrscherdynastien wurde die Hochzeit in der Großen Kapelle des Winterpalais vollzogen und aufgrund der Trauerzeit war die Zeremonie, gemessen an damaligen Maßstaben, von außerordentlicher Bescheidenheit. Mit der Konversion zur Russisch-Orthodoxen Kirche anderte Alix ihren Namen in
Alexandra Fjodorowna
.
Der Ehe entstammten funf Kinder, die alle zusammen mit ihren Eltern am 17. Juli 1918 ermordet wurden:
Durch die lange Zeit vakante Situation der Thronfolge war das Zarenpaar zunehmend unter innenpolitischen Druck geraten. Erst 1904, nach vier Tochtern, wurde mit Alexei der lang erwartete Zarewitsch geboren, und der Fortbestand der Romanow-Dynastie schien gesichert. Doch die Freude uber den neugeborenen Jungen war nur von kurzer Dauer, da Alexei an der unheilbaren ?Bluterkrankheit“ (
Hamophilie
) litt, die ihm seine Mutter vererbt hatte. Die schwere Krankheit belastete das Ehepaar zusehends; besonders die zu Schwermut neigende Alexandra zog sich mehr und mehr zuruck und nahm schließlich nur noch unausweichliche offentliche Termine wahr. Nikolaus siedelte mit seiner Familie vom Winterpalast, der offiziellen Zarenresidenz, in den Alexanderpalast nach Zarskoje Selo um. In der bescheidenen Residenz hatte er selbst Teile seiner Kindheit verbracht und fuhlte sich dort wohler als im uberbordenden Prunk des Winterpalastes. Hier konnte er das Familienleben weit mehr genießen und weilte nur zwecks Regierungsgeschaften und offizieller Anlasse in Sankt Petersburg.
Alexandra hingegen fluchtete sich in tiefe Religiositat und ließ nichts unversucht, um ihrem Sohn zu helfen. Um die lebensgefahrlichen Blutungen Alexeis zu stillen, warb die Zarin den mysteriosen Wanderprediger und angeblichen Wunderheiler
Grigori Jefimowitsch Rasputin
an (1906), der am Zarenhof bald ein und aus ging. Der zwielichtige Prediger konnte die Blutungen des Jungen stillen, weshalb er rasch großen Einfluss auf Alexandra gewann, was Grundlage zahlreicher Geruchte werden sollte.
Nikolaus fuhrte eine Tradition fort, die von seinem Vater Alexander III. 1882 begonnen worden war: Alljahrlich verschenkte er zu Ostern ein (oder zwei) kostbare Ostereier aus der Produktion von
Peter Carl Faberge
. Dieser wurde dadurch weltberuhmt; die Ostereier erregen immer noch Aufsehen in den Medien.
Der plotzliche Tod seines erst 49 Jahre alten Vaters Alexanders III. nach kurzer Krankheit am 1. November 1894 machte den 26-jahrigen Nikolaus zu dessen Nachfolger als Kaiser. Nach langwierigen Vorbereitungen erfolgten die
formellen Kronungsfeierlichkeiten
erst 18 Monate spater am 26. Mai 1896. Traditioneller Kronungsort war die
Maria-Entschlafens-Kathedrale
des
Moskauer Kreml
. In einer prunkvollen russisch-orthodoxen Zeremonie kronte sich Nikolaus mit der
Zarenkrone
selbst zum
Kaiser und Autokrat aller Reußen durch die Gnade Gottes.
Anschließend kronte er Alexandra zur Kaiserin.
Die Feierlichkeiten wurden durch den Ausbruch einer
Massenpanik
auf dem
Chodynkafeld
uberschattet. Auf dem Moskauer Chodynkafeld, das der Stadtgarnison als Truppenubungsplatz diente, warteten am 30. Mai hunderttausende Menschen auf die Vergabe von Geschenken und Verkostigungen anlasslich der Kaiserkronung. Das Feld war als Austragungsort denkbar ungeeignet, weshalb nach Ausbruch einer Massenpanik 1389 Menschen den Tod fanden und 1300 verletzt wurden. Zeitgenossen deuteten die Tragodie als schlechtes Omen fur die Herrschaft des neuen Kaisers und Nikolaus galt als Monarch, der sich nicht um Leiden und Note seines Volkes kummerte.
Kurze Zeit nach der Thronubernahme verdeutlichte Nikolaus seine politische Grundhaltung. In einer Rede vor
Semstwo
-Vertretern erteilte er vagen Hoffnungen
liberaler Kreise
auf demokratische Reformen eine Absage und legte das Grundprinzip seiner Herrschaftsauffassung dar:
?Ich bin sehr glucklich, Vertreter aller Stande zu sehen, die gekommen sind, um mir ihre untertanigen Gefuhle auszudrucken. Aber ich habe gehort, dass in letzter Zeit in einigen Semstwo-Vertretungen Stimmen laut geworden sind, die sinnlosen Traumereien uber eine Beteiligung von Semstwo-Vertretern an der Staatslenkung nachhingen. Alle sollen wissen, dass ich mit allen meinen Kraften dem Wohl des Volkes dienen werde, aber dass ich deshalb das Prinzip der Autokratie ebenso fest und bestandig hochhalten werde wie mein unvergesslicher Vater.“
[4]
Nikolaus war ein
konservativer
Vertreter des
Gottesgnadentums
und entschlossen, das Land wie seine Vorganger als
autokratischer Selbstherrscher
zu regieren. Diese Regierungsgewalt des Monarchen war weder durch eine Verfassung noch eine gewahlte Volksvertretung beschrankt, weshalb Minister, Gouverneure und Militars allein dem Kaiser verantwortlich und von dessen Vertrauen abhangig waren. Da Nikolaus die Mitglieder seiner Regierung ausschließlich in Einzelaudienzen empfing und niemals eine Kabinettssitzung abhielt, war es ihm moglich, diese gegeneinander auszuspielen, um dann Entscheidungen selbst zu treffen. Dies hatte zur Folge, dass sich die gesamte Staatsmacht auf die Person des Kaisers konzentrierte. In seiner Herrschaftsauffassung wurde Nikolaus von seiner Ehefrau vehement bestarkt.
Ruckblickend gesehen, fehlten Nikolaus II. der politische Weitblick und von Beginn an eine Staatskonzeption, die es ihm erlaubt hatten, die Situation in seinem Reich einzuschatzen. Vielmehr dienten ihm die konservative Doktrin Pobedonoszews und die Politik seines Vaters als Leitlinien seiner Herrschaft. Nikolaus ließ den Ereignissen ihren freien Lauf und reagierte dann, anstatt sie vorauszuahnen. Der Kaiser verzettelte sich zu sehr in Detailfragen, traf samtliche Entscheidungen selbst und ließ seinen Ministern kaum Spielraum. Durch diese Art der Politik verbreitete sich selbst bei uberzeugten Monarchisten Enttauschung uber den Herrscher, was eine tiefe Krise im Staatsaufbau kenntlich machte.
Die ersten Regierungsjahre Nikolaus II. waren eine Fortfuhrung der Politik seines Vaters, dessen Minister und Berater er ubernommen hatte. Ein signifikantes Merkmal der Innenpolitik war die Weigerung des Zaren zu politischen und sozialen Reformen, derer es um die Jahrhundertwende dringend bedurft hatte. Im Zuge der
industriellen Revolution
waren in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts mit dem
Burgertum
und der
Arbeiterschaft
neue Gesellschaftsschichten entstanden, die vermehrt politische Mitsprache und Sozialreformen forderten. Nikolaus hingegen war nicht bereit, seinen umfassenden autokratischen Machtanspruch aufzugeben und ließ die politische Opposition, insbesondere die 1902 gegrundete
Arbeiterpartei
SDAPR
, durch die Geheimpolizei
Ochrana
verfolgen. In Verkennung der Verhaltnisse und Bedurfnisse der Bevolkerung bekampfte Nikolaus eine mogliche Modernisierung des Staates und hielt an den uberkommenen,
halbfeudalen Verhaltnissen
fest. Er stutzte seine Macht auf den
landbesitzenden
Adel
, die
Armee
und das zarentreue
Bauerntum
.
Nikolaus betrieb eine kompromisslose Unterdruckungspolitik gegen die Selbstverwaltungsbestrebungen der nationalen Minderheiten (v. a.
Finnen
,
Balten
,
Polen
). Im
Großherzogtum Finnland
erließ er eine zentralistische Verfassung und betrieb eine harte
Russifizierungspolitik
(
Februarmanifest 1899
), dem ehemaligen
Konigreich Polen
verwehrte er die
Autonomie
und hielt am
status quo
als
Provinz Weichselland
fest.
Die sich abzeichnende Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg verursachte einen enormen Autoritatsverlust des autokratischen Regierungssystems und fuhrte nicht, wie von Nikolaus erhofft, zu einer Welle des
Patriotismus
. Aufgrund der schlechten Versorgungslage wollte am 22. Januar 1905 ein Protestzug streikender Arbeiter dem Zaren eine Petition uberreichen, als der friedliche Protest vor dem Winterpalast durch Polizei und Armee blutig niedergeschlagen wurde (
Petersburger Blutsonntag
). Dieses Ereignis war der Ausloser fur revolutionare Erhebungen, Arbeiterdemonstrationen,
Massenstreiks
,
Judenpogrome
und
Meutereien
(z. B. auf dem
Linienschiff Potjomkin
) im ganzen Reich. Es wurden Reformen und politische Mitbestimmung gefordert. Erst nach langem Zogern und unter Einwirkung des Finanzministers
Sergei Witte
stimmte Nikolaus am 19. August 1905 in einem
Dekret
der Einberufung eines Parlaments zu. In dem von Witte ausgearbeiteten
Oktobermanifest
(30. Oktober 1905) gewahrte Nikolaus
burgerliche Freiheiten
, ein
allgemeines Wahlrecht
und die Schaffung einer
Volksvertretung
(
Duma
). Durch die Bereitschaft zur Beschrankung seiner autokratischen Macht im Kontext von Reformen gelang es Nikolaus und seiner Regierung, die Stromungen der Revolution zu kanalisieren (
→ vgl. Hauptartikel
Russische Revolution 1905
).
Nach Verabschiedung einer Verfassung (
Staatsgrundgesetze des Russischen Kaiserreiches
) eroffnete Nikolaus am 10. Mai 1906 mit einer
Thronrede
die Duma. Allerdings war Russland keine wirkliche
konstitutionelle Monarchie
, da der Zar uber ein
Vetorecht
verfugte und die Moglichkeit zur Auflosung des Parlaments besaß. Von diesem Recht machte der Monarch bis 1907 zweimal Gebrauch, indem er die zweite Duma mit Mehrheit linker Parteien aufloste und durch die Einfuhrung des
Dreiklassenwahlrechts
die Vorherrschaft besitzender,
konservativer Krafte
sicherstellte. Dadurch wurden die bisherigen Reformen weitgehend entkraftet. Zum Premier- und
Innenminister
ernannte Nikolaus 1906 den konservativen Monarchisten
Pjotr Stolypin
, der entschieden gegen revolutionare Stromungen vorging und politische Gegner hart bekampfte.
Ferner war die Innenpolitik Nikolaus’ und vieler seiner Minister und Berater von einer
antisemitischen
Grundhaltung bestimmt.
[5]
Zwar wurde durch einen Zarenerlass 1904 zumindest ?privilegierten“ Juden (d. h. der russischen Wirtschaft nutzlichen und/oder akademisch gebildeten Personen) ein Niederlassungsrecht außerhalb der Stadte auch auf dem Land gewahrt, jedoch fanden allein zwischen 1903 und 1906 an die 600
Pogrome
statt, u. a. das in
Kischinjow
. Diese Ausschreitungen gingen vor allem auf das Konto
nationalistischer
, prozaristischer Organisationen, mit deren Gedankengut Nikolaus sympathisierte. In seinem Weltbild waren Juden Mitverursacher sowohl innenpolitischer als auch außenpolitischer Prozesse, die aus seiner Sicht seine autokratische Herrschaft gefahrdeten. Als eine vom Innenminister angeordnete Untersuchung die Haltlosigkeit der ?
Protokolle der Weisen von Zion
“ nachwies und sie als Falschung entlarvte, soll Nikolaus, der zuvor von ihnen durchaus beeindruckt war, die Anweisung gegeben haben, sie nicht mehr weiterzuverwenden, mit der Bemerkung, eine ?reine Sache“ (als eine solche sah er antijudische Einstellungen an) durfe nicht ?mit schmutzigen Methoden verteidigt“ werden.
Der Regierungsantritt Nikolaus II. Ende des 19. Jahrhunderts fiel in die
Hochphase des Imperialismus
. Russland nahm allerdings eine Sonderrolle ein, da es keine
uberseeischen Kolonialgebiete
wie die europaischen
Großmachte
besaß. Der Zar herrschte uber die großte zusammenhangende Landmasse der Erde und unterstutzte den außenpolitischen Expansionskurs (v. a.
Ostasien
,
Zentralasien
,
Balkanhalbinsel
). Diese Politik der territorialen Ausdehnung fuhrte zu Interessenskonflikten mit anderen Machten wie etwa dem
Britischen Weltreich
in Zentralasien (
The Great Game
),
Osterreich-Ungarn
und dem
Osmanischen Reich
auf dem Balkan.
Nikolaus unterstutzte die aggressive Außenpolitik insbesondere im Hinblick auf russische Interessen in der
Mandschurei
und
Korea
. Das zunehmende Engagement Russlands in diesen Gebieten fuhrte zur Rivalitat mit dem aufstrebenden
Japanischen Kaiserreich
. Dieser Konflikt gipfelte in einem
Uberraschungsangriff der Japaner auf den russischen Stutzpunkt Port Arthur
am 8./9. Februar 1904, der in den Ausbruch des
Russisch-Japanischen Krieges
mundete. Im Vertrauen auf die militarische Uberlegenheit seiner Streitkrafte sah Nikolaus den Krieg als nationales Bindemittel und in volliger Verkennung der Lage entsandte Nikolaus die
Baltische Flotte
nach Ostasien, die in der
Seeschlacht bei Tsushima
(Mai 1905) vernichtet wurde. Russland war militarisch geschlagen, allerdings willigte der zunehmend innenpolitisch unter Druck stehende Nikolaus erst auf Vermittlung der
USA
in Friedensverhandlungen ein. Im
Vertrag von Portsmouth
(5. September 1905) musste Russland Korea als japanisches Interessensgebiet anerkennen sowie auf Pachtrechte und territoriale Anspruche in
China
verzichten. Die Niederlage gegen Japan zeigte im Ausbruch der
Revolution von 1905
unmittelbare Auswirkungen auf die innere Stabilitat Russlands.
Nach der Niederlage in Ostasien richtete die russische Außenpolitik ihre Expansionsbestrebungen auf die Balkanhalbinsel und die Meerengen des
Bosporus
, womit Nikolaus in der Tradition seiner Vorganger stand. Nikolaus selbst verstand sich als Schutzherr der slawisch-orthodoxen Balkanvolker und folgte damit der Ideologie des
Panslawismus
. Nach den Vorstellungen der Panslawisten sollten alle
slawischen Volker
unter russischer Vorherrschaft zusammengefuhrt und in einem
?Großslawischen Reich“
vereint werden. Dadurch stand Russland traditionell im Gegensatz zu Osterreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich, das die Meerengen des Bosporus beherrschte und die anhaltenden Spannungen auf dem Balkan drohten wahrend der
Bosnischen Annexionskrise
1908 kurzzeitig zu eskalieren. Der innenpolitisch durch Revolution und militarisch durch die Niederlage gegen Japan geschwachte Nikolaus sah sich nur bedingt handlungsfahig und musste die Annexion
Bosniens und der Herzegowina
durch Osterreich-Ungarn akzeptieren.
In der Bundnispolitik folgte Nikolaus dem eingeschlagenen Kurs seines Vaters, der 1894 ein Defensivbundnis mit
Frankreich
eingegangen war. Fortan bildete die
Allianz mit Frankreich
den außenpolitischen Fixpunkt des Zaren, der durch gegenseitige Staatsbesuche in
Paris
und
Sankt Petersburg
untermauert wurde. Die gemeinsame diplomatische Beilegung des
Doggerbank-Zwischenfalls
im Oktober 1904 fuhrte zu einer Verstandigung zwischen Russland, Frankreich und
Großbritannien
, was schließlich zur Uberwindung des britisch-russischen Gegensatzes in Zentralasien fuhrte und 1907 im Abschluss der
Triple-Entente
ihren Hohepunkt fand (
Vertrag von Sankt Petersburg
). Versuche der Monarchen Nikolaus und
Wilhelm II.
, eine Annaherung zwischen Russland und dem
Deutschen Reich
, insbesondere durch den guten personlichen Kontakt, herbeizufuhren, scheiterten zwischen 1904 und 1911.
Zar Nikolaus II. regte 1898 die 1.
Haager Friedenskonferenz
mit der Begrundung an, es drohe ansonsten ?eine Katastrophe“.
[6]
Die als das ?Zarenmanifest“ bekannt gewordene Einladung dazu ließ Graf
Michail Nikolajewitsch Murawjow
, der russische Außenminister, am 24. August 1898 den in Sankt Petersburg
akkreditierten
Botschaftern
und
Gesandten
uberreichen.
[7]
Daraufhin tagten in
Den Haag
vom 18. Mai bis zum 29. Juli 1899
Diplomaten
,
Volkerrechtler
und militarische Berater aus insgesamt 26 Staaten.
[8]
Wahrend der
Julikrise
von 1914 stellte sich Russland offen hinter
Serbien
und erklarte als Schutzmacht, keinen Angriff auf Serbiens Souveranitat durch Osterreich-Ungarn zuzulassen. In diesen Tagen hatte die ?Kriegspartei“ am Sankt Petersburger Hof die Oberhand gewinnen und Nikolaus zu diesem Schritt beeinflussen konnen. Der Zar wollte keinen Krieg, hasste Gewalt und wusste außerdem, dass ein Krieg das Ende der alten Ordnung in Europa bedeuten konnte, und doch gab er am 29. Juli 1914 den Befehl zur
Generalmobilmachung
. Als Osterreichs Bundnispartner, das
Deutsche Reich
, davon erfuhr, erging ein
Ultimatum
an Russland, die Mobilisierung innerhalb von zwolf Stunden einzustellen. Doch es fand sich keine friedliche Losung mehr, und so erklarte das Deutsche Reich Russland den Krieg. Der Weg in den
Ersten Weltkrieg
war beschritten, den Russland an der Seite der Ententemachte fuhrte.
Der Kriegsausbruch traf Russland nahezu unvorbereitet. Zwar verfugte der Zar uber das zahlenmaßig
großte Heer der Welt
, doch die Truppen waren mangelhaft ausgerustet und ausgebildet. Die Kommandostrukturen waren veraltet, die Befehlshaber waren Adelige und außerst selten Berufsoffiziere. Zwar ging die
?russische Dampfwalze“
sogleich zum Angriff auf die
Mittelmachte
uber, doch der Vormarsch wurde nach der katastrophalen
Niederlage bei Tannenberg (August/September 1914)
gestoppt. An der Ostfront entwickelte sich eine Pattsituation. Die materielle Unterlegenheit und erhebliche Nachschubprobleme ihres Verbundeten konnten Frankreich und Großbritannien nie ausgleichen, weshalb dieser Umstand durch den großen Einsatz von Menschen ausgeglichen wurde. Nach einem Kriegsjahr beliefen sich die russischen Verluste auf 1,4 Millionen
Gefallene
oder Verwundete, und 980.000 Soldaten befanden sich in
Gefangenschaft
. Im Sommer 1915 musste
Warschau
geraumt werden, und das Kriegsgeschehen verlagerte sich fast ganz auf russisches Territorium. Wegen der schlechten Gesamtlage ubernahm Nikolaus am 5. September 1915, gegen den Rat der Minister, selbst den Oberbefehl uber die Streitkrafte. Der Zar verließ Petrograd (ehemals Sankt Petersburg) und begab sich an die Front in das Hauptquartier (
Stawka
) von
Mogiljew
. Hier ernannte er General
Michail Alexejew
zum neuen
Generalstabschef
und ubertrug ihm die strategische Planung des Krieges. Obwohl Nikolaus II. selten aktiv in die Arbeit seines Generalstabschefs eingriff, machte man den Zaren in der Folge fur alle weiteren militarischen Fehlschlage verantwortlich.
Wahrend seiner Abwesenheit von der Hauptstadt ubernahm Zarin Alexandra die Regierungsgeschafte. Jedoch legte sie wenig Begabung fur diese Aufgabe an den Tag, entließ alte und ernannte neue Minister, sodass die Regierung weder stabil war noch effizient arbeiten konnte. Daraus resultierte unter anderem die katastrophale Versorgungslage fur Fronttruppen und Zivilbevolkerung. Alexandra ließ sich immer mehr von Rasputins eigennutzigem Anraten beeinflussen, weswegen man der ?deutschen“ Zarin bald ein Verhaltnis mit ihm nachsagte (daran anderte auch der Tod Rasputins im Dezember 1916 nichts). Als Gegenstand immer wilderer Geruchte unterstellte man Alexandra sogar, eine Spionin Deutschlands zu sein.
Anfang 1917 glich Russland einem Pulverfass. Die Moral der Truppen an der Front war wegen militarischer Misserfolge, hoher Verlustzahlen und mangelhafter Versorgung außerst schlecht. Ahnlich spitzte sich die Lage in der Heimat zu, wo die Versorgungslage und fehlende Reformen die Stimmung gegen das Zarentum aufheizten. Taglich kam es zu Massenprotesten, Demonstrationen, Hungermarschen und Streiks. Durch die Abwesenheit des Zaren war in Petrograd ein Machtvakuum entstanden, und Russland drohte unregierbar zu werden. Nikolaus II. lehnte die Forderung des Duma-Prasidenten
Michail Rodsjanko
ab, eine Regierung mit Mehrheit der Duma zu ernennen. Daraufhin bildeten die burgerlichen Parteien der Duma ein Komitee unter Furst
Georgi Lwow
, aus dem eine provisorische Regierung hervorgehen sollte. Der Zar verkannte die Brisanz der Situation, verfugte die Auflosung der Duma und erließ einen Schießbefehl gegen die Aufstandischen (11. Marz). Doch Polizei und Militar konnten die offentliche Ordnung nicht wiederherstellen, sondern verweigerten ihren Offizieren vielmehr den Gehorsam, meuterten und liefen tausendfach zu den Demonstranten uber. Immer mehr Regimenter verweigerten dem Zaren ihre Gefolgschaft und liefen uber. Der Druck der Revolution wurde zu groß, und auf Anraten der Generalitat entsagte Nikolaus am 15. Marz 1917 zugunsten seines Bruders,
Großfurst Michail
, dem Thron. Gleichzeitig verzichtete er auch fur seinen Sohn Alexei auf samtliche Herrschaftsanspruche. Als Michail die Krone ablehnte, waren 300 Jahre Romanow-Herrschaft in Russland beendet.
In seinem
Hofzug
kehrte Nikolaus nach Petrograd zuruck, wo er mitsamt seiner Familie von der provisorischen Regierung im Alexanderpalast unter
Hausarrest
gestellt wurde.
Im Hausarrest des Alexanderpalastes hatten die Romanows zunachst kaum Einschrankungen hinzunehmen und konnten sich ihrem Familienleben widmen. Nikolaus selbst machte nach seiner Abdankung einen gelosten Eindruck und wirkte befreit, nicht mehr die Burde der Krone tragen zu mussen. Die Situation blieb so bis August 1917, als
Alexander Kerenski
(neuer starker Mann der
provisorischen Regierung
) erklarte, die Familie sei in Zarskoje Selo nicht mehr sicher, und sie in den
Ural
verbrachte. Dort wurde sie im Sitz des Gouverneurs in
Tobolsk
einquartiert. Erste Uberlegungen der Regierung hatten darauf abgezielt, den Ex-Monarchen ins
Exil
zu schicken. Der britische Konig
George V.
bot seinem Cousin zunachst
Asyl
an, musste aber wegen des Drucks seiner Regierung das Angebot zuruckziehen. Mitglieder der koniglichen Regierung furchteten, die Anwesenheit der Zarenfamilie konne in Großbritannien Anlass zu einer Revolution geben.
Nach dem Sieg der
Bolschewiki
in der
Oktoberrevolution 1917
anderte sich die Situation fur den ehemaligen Zaren nochmals grundlegend. Nikolaus und seine Familie waren von nun an Gefangene. Im Fruhjahr 1918 verbrachte man sie nach
Jekaterinburg
, wo sie in der
Villa Ipatjew
interniert wurden. Lebensmittel wurden rationiert, die Bewegungsfreiheit eingeschrankt, und man schottete sie fast vollstandig von der Außenwelt ab. Der Trotzki-Biograph
Isaac Deutscher
schreibt, dass die Bolschewiki die Absicht hatten, ?den Zaren durch ein revolutionares Tribunal aburteilen zu lassen, so wie das mit
Karl I.
und
Ludwig XVI.
geschehen war;
Trotzki
beabsichtigte, als Hauptanklager des Zaren aufzutreten.“
[9]
Diesen Plan durchkreuzte indes der Ausbruch des
Russischen Burgerkrieges
. Truppen der
Tschechoslowakischen Legionen
und der Weißen Armee von General
Koltschak
begannen im Mai 1918 eine Offensive in Richtung Norden entlang der
Wolga
, bei der sie Stadt um Stadt eroberten. Die Zarenfamilie wurde am 17. Juli 1918, wahrend der Evakuierung der Stadt, mit Billigung der bolschewistischen Partei- und Staatsfuhrung von den sie bewachenden Soldaten hingerichtet.
[10]
Die Leichen wurden anschließend in einem stillgelegten Schacht abgelegt. Einen Tag darauf wurden zwei der Toten verbrannt und die anderen in einer als Wegbefestigung getarnten Grube verscharrt.
Es steht fest, dass
Lenin
als Parteifuhrer und Regierungschef sowie der damalige Staatschef
Swerdlow
, Vorsitzender des Sekretariats des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki) und Vorsitzender des
Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitees
(GZEK), sowie weitere Mitglieder der Partei- und Staatsfuhrung den Erschießungen vorab zugestimmt hatten und anschließend alle sie billigten.
Am 18. Juli 1918 teilte Swerdlow dem Prasidium des GZEK mit, dass sich konterrevolutionare Burgerkriegstruppen im Anmarsch auf die Stadt
Jekaterinburg
befunden hatten; es sei zu befurchten gewesen, dass die dort gefangengehaltene fruhere Kaiserfamilie befreit und als lebendiges Symbol des Kampfes der auslandischen Interventions- und der Burgerkriegstruppen gegen die Sowjetmacht benutzt werden konnte. Der
Sowjet
des Gebiets Ural habe daher den Befehl zur Erschießung der Zarenfamilie gegeben, der in der Nacht zum 17. Juli ausgefuhrt wurde. Das Prasidium des GZEK billigte die Entscheidung des Gebietssowjets.
Die Gebeine von Nikolaus II. und seiner Familie, mit Ausnahme der Großfurstin Maria und des Zarewitsch Alexei wurden 1979 in der Nahe des ehemaligen Bergwerkschachts
Ganina Jama
, im Waldstuck
Vier Bruder
nahe Jekaterinburg, entdeckt. Zu Zeiten der Sowjetunion konnte diese Entdeckung jedoch nicht offentlich gemacht werden. Am 13. Juli 1991 wurden die Gebeine geborgen und ein Jahr spater einwandfrei identifiziert.
[11]
Am 17. Juli 1998, auf den Tag genau 80 Jahre nach der Ermordung, wurden die sterblichen Uberreste Nikolaus’ und seiner Familie in der
Kathedrale
der
Peter-und-Paul-Festung
in St. Petersburg beigesetzt.
Fur die
russisch-orthodoxe Auslandskirche
galt Nikolaus II. wegen seines Todes als Martyrer und damit als
Heiliger
. So wurde ihm die
Gedachtniskirche Sankt Hiob in Brussel
gewidmet. Am 20. August 2000 wurde Nikolaus II. zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern in der Moskauer
Christ-Erloser-Kathedrale
auch von der
Russisch-Orthodoxen Kirche
heiliggesprochen, eingebunden allerdings in die
Kanonisierung
1100 weiterer Personen, uberwiegend Geistlicher, die wahrend der Sowjetherrschaft ihres Glaubens wegen zu Tode kamen. Damit wurde der Kritik Rechnung getragen, durch eine exklusive Heiligsprechung der Zarenfamilie wurde die Grenze ?zwischen einer Ermordung aus politischen Grunden und Martyrertod“ verwischt.
[12]
Ikonen mit seiner Darstellung sowie mit der Darstellung seiner getoteten Familie hangen seitdem in vielen russisch-orthodoxen Kirchen, sowohl in Russland als auch im Ausland.
Nach Nikolaus II. ist der
1465
m
hohe
Mount Nicholas
auf der antarktischen
Alexander-I.-Insel
benannt.
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Sowohl im zeitgenossischen Sprachgebrauch als auch im Ausland blieb es bis 1917 ublich, weiter vom Zaren zu sprechen. Dieser Sprachgebrauch hat sich im Bewusstsein der Nachwelt erhalten. Was man damit traf, war nicht der geltende Wurdeanspruch des Kaiserreichs, sondern die Fortlebung der spezifisch russischen Wirklichkeit in Form des Moskauer Zarenreiches, das als Grundlage des neuen Imperiums diente. Dies fuhrte im 19. Jahrhundert zu einer nicht quellengerechten Begriffssprache in der Literatur und zu einem uberkommenen Begriffsapparat in der deutschen Literatur. In:
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Zum besseren Verstandnis und zur Vereinheitlichung werden im Folgenden lediglich die Daten des Gregorianischen Kalenders angefuhrt.
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Andreas Ruesch:
Die zweite Eroberung Sibiriens. Mit dem Baubeginn fur die Transsibirische Eisenbahn bewies Russland seinen Modernisierungswillen.
In: Neue Zurcher Zeitung, 31. Mai 2016, S. 6.
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Zit. nach Linke:
Geschichte Russlands von den Anfangen bis heute
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Auch zum Folgenden Frank Gruner:
Nikolaus II. [Nikolaj Aleksandrovi? Romanov]
In:
Wolfgang Benz
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Handbuch des Antisemitismus
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ISBN 978-3-598-44159-2
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Heinz-Dietrich Lowe
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Antisemitism in Russa and The Soviet Union.
In: Albert S. Lindemann und Richard S. Levy (Hrsg.):
Antisemitism. A History.
Oxford University Press, Oxford 2010, S. 175.
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Hans-Otto Bredendiek:
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Bertha von Suttner:
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Alfred Vagts
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Isaac Deutscher: Trotzki; Band I: Der bewaffnete Prophet, 1879?1921, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1962, S. 393.
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Isaac Deutscher: Trotzki; Band I: Der bewaffnete Prophet, 1879?1921, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1962, S. 393?394.
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Letzte Zarenfamilie heilig gesprochen
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