Nicolas Jean-de-Dieu Soult
(*
29. Marz
1769
in Saint-Amans-La-Bastide, heute
Saint-Amans-Soult
,
Departement Tarn
; †
26. November
1851
ebenda) war ein
franzosischer
Offizier in der Zeit der
Revolutionskriege
, der durch
Napoleon
zum
Duc de Dalmatie
(Herzog von
Dalmatien
) erhoben und zum
Marechal d’Empire
ernannt wurde. Er war zweimal
franzosischer Kriegsminister
sowie siebter und damit letzter
Marechal general des camps et armees du roi
(deutsch etwa: Generalmarschall) in der
Geschichte Frankreichs
. Auf seine Initiative geht die Grundung der
Fremdenlegion
im Jahr 1831 zuruck.
Soult
Nicolas Jean-de-Dieu Soult war der Sohn von Jean Soult (1726?1779) und stammte aus einer alteingesessenen
Glasmacherfamilie
. Er hatte noch sechs Geschwister. 1785 trat er als Infanterist in das
Regiment Royal
ein. 1787 verließ er kurzzeitig die Armee.
Nach der
Franzosischen Revolution
von 1789 machte er bald Karriere, da er sich unter
General Custine
und
General Hoche
auszeichnete. Ende Januar 1792 wurde
Brigadier
Soult als
officier instructeur
(Ausbilder-Offizier) an das 1. Bataillon der Freiwilligen von
Haut-Rhin
gesandt; diese wurden dem Korps des Generals
Kellermann
zugeordnet. Im Juli 1792 wurde Soult zum stellvertretenden Bataillonskommandanten ernannt und im November 1793 wurde sein Bataillon der
Rheinarmee
unter General
Jourdan
zugeteilt.
Im Jahre 1794 wurde er zum
General de brigade
befordert und kampfte am Rhein und am Main. Am 4. Juni 1796 war er der Sieger in der
Schlacht bei Altenkirchen
. 1799 befehligte er eine
Brigade
in der Avantgarde unter
Lefebvre
in der Donau-Armee und verdiente sich die Beforderung zum
General de division
in der
Schlacht von Stockach
am 25. Marz. Anschließend wurde er in die Schweiz unter General
Massena
versetzt, wo er erfolgreich die widerspenstigen Kantone unterwarf, die Osterreicher uberfiel und die Reste des
russischen Heeres
verfolgte.
1800 ubernahm er unter Massenas Oberkommando den Befehl uber den rechten Flugel der
italienischen Armee
, wurde aber am 13. Mai 1800 bei einem Ausfall aus Genua am
Monte Creto
schwer verwundet und gefangen. Nach der
Schlacht bei Marengo
am 14. Juni wieder in Freiheit gesetzt, erhielt er von Napoleon den Auftrag, das
Piemont
zu beruhigen. 1802 wurde er zum
Colonel general
der
Konsulargarde
ernannt und befehligte von 1803 bis 1805 die Truppen im Lager von
Boulogne
, die fur die Invasion Englands bestimmt waren. Bei der Thronbesteigung Napoleons wurde er am 19. Mai 1804 zum
Marechal d’Empire
ernannt.
Wappen Soults als Herzog von Dalmatien
In den folgenden Feldzugen fuhrte er das 4. Armeekorps, nahm an der
Schlacht bei Austerlitz
am 2. Dezember 1805 teil, ebenso an der
Schlacht bei Jena und Auerstedt
am 14. Oktober 1806 und bei
Preußisch Eylau
am 8. Februar 1807. Am 16. Juni 1807 eroberte er
Konigsberg
. Nach dem
Tilsiter Frieden
wurde er 1808 im napoleonischen Adel (
noblesse imperiale
) zum ?Herzog von Dalmatien“ ernannt.
1808 begleitete er
Napoleon
in den
Spanienfeldzug
und erhielt dort das Kommando der Zentralarmee. Er siegte in der
Schlacht bei La Coruna
am 16. Januar 1809 gegen die britischen Truppen unter General
John Moore
sowie in der
Schlacht bei Braga
am 20. Marz 1809 gegen die Portugiesen und trieb das englisch-portugiesische Heer bis nach Porto zuruck. Nach der fur ihn ebenfalls siegreichen
Ersten Schlacht bei Oporto
am 28. Marz 1809 konnte er am folgenden Tag die Stadt Porto besetzen. Am 12. Mai 1809 erlitt er in der
Zweiten Schlacht bei Oporto
eine Niederlage gegen
Wellington
. An Jourdans Stelle zum Generalstabschef der Armee in Spanien ernannt, schlug er am 19. November 1809 die spanische Armee in der
Schlacht bei Ocana
, nahm dann 1810 Sevilla und trieb die Spanier nach Cadiz zuruck. 1810 wurde er auch Gouverneur von Andalusien. Am 11. Marz 1811 eroberte er
Badajoz
und lieferte den Englandern und Portugiesen am 16. Mai die
Schlacht bei La Albuera
. Seine Unstimmigkeit mit Konig
Joseph Bonaparte
veranlassten ihn dazu, 1813 seinen Rucktritt zu verlangen.
1813 ubernahm er in der
Schlacht bei Großgorschen
an
Bessieres
’ Stelle das Kommando uber die Gardeinfanterie und trug sehr zum Sieg in der
Schlacht bei Bautzen
bei. Er wurde aber wieder nach Bayonne zuruckgeschickt, um Wellington am weiteren Vorrucken zu hindern. Er drang Ende Juli von neuem in Spanien ein, wurde aber bei
Cubiry
am 27. Juli unter großen Verlusten zuruckgeschlagen. Ein zweiter Versuch des Vordringens Ende August endete in seiner Niederlage bei
Irun
und in seinem Ruckzug nach Bayonne. Obwohl er am 27. Februar 1814 die
Schlacht bei Orthez
verlor, lieferte er Wellington noch am 10. April mit kaum 20.000 Mann die
Schlacht bei Toulouse
. Danach raumte er
Toulouse
und schloss, indem er sich zugleich dem Konig von Frankreich unterwarf, einen Waffenstillstand. Er wurde von
Ludwig XVIII.
zum Gouverneur der 13. Militardivision, am 3. Dezember 1814 anstelle General
Duponts
zum Kriegsminister ernannt. Als Napoleon am 1. Marz bei
Frejus
landete, nannte er Napoleon ?einen Usurpator“ und ?Abenteurer“ und zog sich auf ein Landgut bei
Saint-Cloud
zuruck, erschien erst nach mehrmaliger Aufforderung bei Napoleon und ubernahm am 11. Mai die Stelle eines Generalstabschefs. Er befand sich in den Schlachten von
Ligny
und
Waterloo
an Napoleons Seite, ubernahm, als dieser in Laon die Armee verließ, das Oberkommando derselben und leitete den Ruckzug bis Soissons.
Durch konigliches Dekret vom 12. Januar 1816 aus Frankreich verbannt, ging er nach
Dusseldorf
. 1819 erhielt er die Erlaubnis zur Ruckkehr und wurde seit 1821 wieder unter den Marschallen aufgefuhrt und 1827 zum
Pair von Frankreich
erhoben. Im Dezember 1831 unterdruckte er den
Aufstand der Seidenweber in Lyon
.
Kriegsminister Soult in einer Karikatur von
Honore Daumier
, 1832
Chateau de Soult-Berg in St.-Amans
Von Konig
Louis-Philippe I.
am 18. November 1830 zum Kriegsminister ernannt, behauptete er sich beinahe vier Jahre (bis 1834) auf seinem Posten, erhielt auch im Mai 1832 die
Prasidentschaft im Kabinett
und blieb es mit Unterbrechungen bis 1847. Im Mai 1839 ubernahm er nach Moles Sturz von neuem das Prasidium im Kabinett zugleich mit dem Portefeuille des Auswartigen, doch scheiterte dieses liberale Ministerium schon im Januar 1840 an der Dotationsfrage. Nach Thiers’ Rucktritt ließ sich Soult am 29. Oktober 1840 nochmals zur Ubernahme des Portefeuilles des Kriegs und der Prasidentschaft bewegen, legte aber 1846 ersteres und 1847 letztere nieder und wurde zum
Marechal general des camps et armees du roi
ernannt.
Nicolas Jean-de-Dieu Soult starb am 26. November 1851 auf seinem Schloss in St.-Amans und ruht dort in einer an die Kirche von Saint-Amans-Soult angebauten Kapelle.
Seine wertvolle Gemaldesammlung, die er in den spanischen Feldzugen zusammengeraubt hatte, brachte bei der Versteigerung fast 1,5 Millionen Franc ein. Er galt als einer der besten Taktiker unter Napoleons Generalen. Die 1816 geschriebenen Memoiren des Marschalls gab sein Sohn heraus.
[1]
[2]
Haus
Alleestraße 108
in Dusseldorf, Zeichnung
Julius Kost
(1872). Hier lebte Marschall Jean-de-Dieu Soult wahrend seines Exils 1816 bis 1818 mit seiner Ehefrau Louise Berg.
Soult war seit 1796 mit Louise Johanna Elisabeth Berg aus
Solingen
verheiratet, der Tochter eines dortigen Kaufmanns. Zwischen 1815 und Juni 1819 lebten sie in Wuppertal-
Barmen
bei der Schwiegermutter Wilhelmine Berg und in Dusseldorf, konnten danach aber in ihr Pariser Palais zuruckkehren.
Sein Sohn Hector (Napoleon) de Soult, 2. Herzog von Dalmatien (* 18. September 1802; † 31. Dezember 1857), absolvierte die Reifeprufung auf dem Koniglichen Gymnasium in Dusseldorf (heutiges
Gorres-Gymnasium
), wo er die lateinische Abschiedsrede der Abiturienten halten durfte. Er diente wahrend der Restauration im Generalstab und betrat 1830 die diplomatische Laufbahn. Er war erst franzosischer Gesandter in den
Niederlanden
, dann in
Turin
. Ab 1844 bekleidete er dieselbe Stelle in
Berlin
. Vor der Februarrevolution Mitglied der Zweiten Kammer, trat er 1850 in die Legislative und verfocht hier die Sache der
Orleanisten
. Nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 zog er sich ins Privatleben zuruck und starb am 31. Dezember 1857.
Seine Tochter (Josephine Louise) Hortense (* 31. August 1804) liebte Musik und Tanz. 1822 heiratete sie den Grafen Jules de Mornay, Offizier der koniglichen Kavallerie. Seine zweite Tochter (Maria Louise) Caroline Leonie de Soult (* 27. Januar 1817; † 25. September 1817) ruht auf dem
Golzheimer Friedhof
in Dusseldorf.
Sein Bruder Pierre Benoit Soult (* 20. Juli 1770 in
Saint-Amans-Soult
; † 7. Mai 1843 in
Tarbes
) erreichte in den Kriegen der Republik und des Kaiserreichs ebenfalls hohere Chargen und starb im Rang eines Generalleutnants.
- Karl Bleibtreu
:
Marschall Soult. Napoleons großter Schuler
. Schall-Verlag, Berlin 1902.
- Karl Bleibtreu:
Marschalle, Generale, Soldaten Napoleons I.
VRZ, Hamburg 1999,
ISBN 3-931482-63-4
(Nachdruck der 1898 in Berlin erschienenen Erstausgabe).
- Albrecht Finck von Finckenstein, Axel Fuesers:
Napoleons Marschall Soult und Louise Berg
. Wallstein-Verlag, Gottingen 2005,
ISBN 3-89244-897-3
.
- Jurgen Sternberger:
Die Marschalle Napoleons
. Pro Business, Berlin 2008,
ISBN 978-3-86805-172-8
.
- Axel Fuesers:
Napoleons Marschall Soult und die Solingerin Louise Berg
. In: Romerike Berge 4/2006, S. 14?20, Thales Verlag GmbH, 45239 Essen-Werden, ISSN 0485-4306.
- Axel Fuesers:
Eine Bekanntschaft auf der Treppe ? Marschall Soult und Louise Berg
. In: Die Heimat 3/1987, S. 5?16, Verlag des Solinger Tageblatts, ISSN 0179-048X
- ↑
I. Teil:
Histoire des guerres de la Revolution
, 1854, 3 Bde. Band 2 (
online
).
- ↑
Vgl. Anarchasis Combes:
Histoire anecdotique de Jean-de-Dieu Soult, marechal-general, Duc de Dalmatie
. Editions Huc, Paris 1870.