Das
Musee d’art moderne Andre Malraux
, kurz
Musee Malraux
oder
MuMa
, ist ein stadtisches Kunstmuseum in
Le Havre
. Es wurde im Jahr 1845 als
Musee des Beaux-Arts
begrundet und ist seit 1999 nach dem ehemaligen Kulturstaatsminister
Andre Malraux
benannt. Schwerpunkte der Sammlungen sind Kunstwerke vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Im Jahr 1845 eroffnete das
Musee des Beaux-Arts
als erstes Kunstmuseum in Le Havre. Es befand sich zunachst an der Ecke Rue de Paris und Quai de Southampton direkt an der Uferpromenade der
Seine
. Der hierfur errichtete Neubau entstand nach Planen des Architekten
Charles Fortune Brunet-Debaines
im Stil des
Historismus
. In diesem ersten Museumsgebaude waren neben einer eigentlichen Kunstsammlung auch Gegenstande des
Kunstgewerbes
und naturhistorische Objekte ausgestellt. Zudem belegte die Stadtbibliothek einige Raume des Hauses. Im Jahr 1881 zogen das Museum und die Stadtbibliothek in ein ehemaliges Gerichtsgebaude am Place du Vieux-Marche um. Die Stadtbibliothek wurde 1904 raumlich ausgegliedert. Durch Bombenangriffe kam es 1944 zu schweren Beschadigungen am Gebaude. Daruber hinaus gingen zahlreiche Skulpturen der Sammlung durch Kriegseinwirkung verloren. Die rund 1500 Gemalde der Sammlung konnten hingegen durch vorherige Auslagerung gerettet werden. Nach der Teilwiederherstellung des Gebaudes befindet sich seit 1973 die naturkundliche Sammlung wieder im Museum am Place du Vieux-Marche.
Fur das
Musee des Beaux-Arts
wurde bereits im Jahr 1951 durch die Stadt ein Neubau beschlossen. Neben der Frage des Standortes, gab es auch Diskussion um die konzeptionelle Ausrichtung des Hauses. Der in Le Havre geborene Maler und zukunftige Kurator des Museums
Reynold Arnould
und der Direktor der
Musee de France
Georges Salles
favorisierten ein Gebaude, das neben der musealen Nutzung auch als Kulturzentrum dienen sollte. Mit Raumen fur Vortrage, Kino und Konzerte, eine Cafeteria, Archive und eine Bibliothek war der Neubau als ein Ort fur vielfaltige Kulturvermittlung gedacht. Fur den Neubau wurde 1952 der Architekt
Guy Lagneau
gewahlt, der zuvor bereits als Assistent von
Auguste Perret
bei den Planungen zum Wiederaufbau von Le Havre beteiligt war. Lagneau entwarf diesen ersten Museumsneubau in Frankreich nach dem
Zweiten Weltkrieg
zusammen mit seinen Partnern
Raymond Audigier
,
Michel Weill
und
Jean Dimitrijevic
. Es entstand ein Kubus aus Stahl, Aluminium und Glas, der viel naturliches Licht in das Gebaude lasst. Der neue Standort befindet sich an prominenter Stelle am Boulevard Clemenceau, an der Mundung der Seine ins Meer. Vor dem Museum kam zur Eroffnung die Großskulptur
Le Signal
von
Henri-Georges Adam
zur Aufstellung.
Andre Malraux, franzosischer Staatsminister fur Kultur, eroffnete das neue Museum am 24. Juni 1961. Obwohl das Konzept des Kulturzentrums mit integriertem Museum zunachst hochgelobt wurde und als konzeptionelles Vorbild fur das Pariser
Centre Georges-Pompidou
gilt, entschied man sich in Le Havre bereits im Jahr 1967 aus Sicherheitsgrunden wieder fur eine Trennung der Aufgabenbereiche. Das Kulturzentrum
(Maison de la culture)
zog um in das
Theatre de l’Hotel de Ville
und das Museum bespielte fortan das gesamte Gebaude an der Seinemundung. Ab 1995 wurde das Museum grundsaniert und teilweise umgebaut. Zur Wiedereroffnung im Jahr 1999 erhielt es den neuen Namen
Musee Malraux
. Zum 50-jahrigen Bestehen des Museums erfolgte die erneute Umbenennung des Museums, das seitdem den Namen
Musee d’art moderne Andre Malraux
tragt.
Das Museum sammelte in den ersten Jahrzehnten breitgefachert Kunst seit der Renaissance und spezialisierte sich erst spater auf Kunst seit dem 19. Jahrhundert. In der Sammlung findet sich daher ein Bestand an alterer Kunst, etwa mit italienischen Barockgemalden wie das Portrat
Cato der Jungere
von
Luca Giordano
, das
Lorenzo Costa dem Alteren
zugeschriebene Bildnis
Die heilige Margareta im Gebet
und ein
San Sebastian
von
Jusepe de Ribera
. An niederlandischer und flamischer Malerei besitzt das Museum eine
Kreuzabnahme
aus der Schule des
Rogier van der Weyden
, das Bild
Die Berufung des Hl. Matthaus
von
Hendrick ter Brugghen
und ein
Kircheninneres
von
Emanuel de Witte
. Hinzu kommen maritime Motive wie
Fischerboote
von
Ludolf Bakhuizen
und
Bewegte See
von
Willem van de Velde dem Jungeren
. Altere Werke der franzosischen Malerei sind eine
Grablegung
von
Simon Vouet
, der
Kopf eines jungen Mannes
von
Jean-Honore Fragonard
, der
Ausbruch des Vesuvs
von
Pierre-Jacques Volaire
, ein
Der Brand von Rom
von
Hubert Robert
, ein
Stillleben mit Fruchten und Wild
von
Francois Desportes
und ein
Stillleben mit Kase, Fruchten und Brot
des Elsassers
Sebastian Stoskopff
.
-
Luca Giordano:
Cato der Jungere
-
Lorenzo Costa der Altere:
Die heilige Margareta im Gebet
-
Schule des Rogier van der Weyden:
Kreuzabnahme
-
Hendrik ter Brugghen:
Die Berufung des Hl. Matthaus
-
Willem van de Velde der Jungere:
Bewegte See
-
Hubert Robert:
Der Brand von Rom
-
Simon Vouet:
Die Grablegung Christi
-
Sebastian Stoskopff:
Stillleben mit Kase, Fruchten und Brot
Im Jahr 1900 erhielt das Museum als Stiftung den Nachlass des Malers
Eugene Boudin
. Die rund 240 Arbeiten, darunter zahlreiche Skizzen, zeigen vor allem Motive aus der
Normandie
, etwa Kustenansichten wie im Bild
Die Hafenmole von Le Havre bei schlechtem Wetter
. Durch weitere Schenkungen und Ankaufe gelang es dem Museum daruber hinaus eine umfangreiche Sammlung mit Werken der
Impressionisten
aufzubauen. So schenkte
Claude Monet
dem Museum 1911 je ein Gemalde seiner Serien
Steilkuste bei Varengeville
,
Das Parlament in London
und
Seerosen
. 1936 kam durch den Sammler Charles-Auguste Marande die Winterlandschaft
Soleil d’hiver, Lavacourt
hinzu. Weiterhin erwarb das Museum 1994 Monets Kustenansicht
Fecamp, bord de mer
an. Bereits 1903 kamen zwei Ansichten Le Havres von
Camille Pissarro
durch Ankauf der Stadt ins Museum. Der Bestand an Gemalden des Kunstlers wuchs uber die Jahre auf sieben Gemalde an, darunter mehrere Werke, die 2004 durch Stiftung aus der Sammlung Olivier Senn ins Museum kamen. Zu dieser Stiftung gehoren auch zahlreiche andere Werke des Impressionismus wie
La Toilette
,
Hugelige Landschaft
und
Nach dem Bad, sich abtrocknende Frau
von
Edgar Degas
,
Bildnis Nini Lopez
und das Landschaftsbild
Baie de Salerne
von
Pierre-Auguste Renoir
, mehrere Bilder von
Armand Guillaumin
, die Ansicht
Le Loing a Saint-Mammes
von
Alfred Sisley
oder als Vorlaufer des Impressionismus das Gemalde
Die Welle
von
Gustave Courbet
. Weitere Werke des Impressionismus in der Sammlung sind das Portrat
Die Ausfluglerin
von Renoir aus der Stiftung Marande oder das Meeresmotiv
Boote auf dem Meer, Sonnenuntergang
von
Edouard Manet
als Dauerleihgabe der
Musees nationaux
. Aus derselben Epoche stammen auch einige Skulpturen der Sammlung, beispielsweise ein Kopf des Komponisten
Beethoven
des Bildhauers
Antoine Bourdelle
.
-
Eugene Boudin:
Die Hafenmole von Le Havre bei schlechtem Wetter
-
Claude Monet:
Seerosen
-
Camille Pissarro:
Die Anse des Pilotes in Le Havre am Morgen bei Sonnenschein und steigender Flut
-
Gustave Courbet:
Die Welle
-
Edgar Degas:
Nach dem Bad, sich abtrocknende Frau
-
Pierre-Auguste Renoir:
Bildnis Nini Lopez
-
Edouard Manet:
Boote auf dem Meer, Sonnenuntergang
-
Antoine Bourdelle:
Beethoven
Die kunstlerischen Stilrichtungen nach dem Impressionismus sind im Museum durch zahlreiche Werke verschiedener Kunstlern reprasentiert. So gibt es das
spatimpressionistische
Sudseesujet
Paysage de Te Vaa
von
Paul Gauguin
, Landschaften von
Maxime Maufra
, die
pointilistischen
Motive
Paysage de la Vignasse
,
Cote montagneuse de Provence, Paysage mediterraneen
und
Paysage avec eucalyptus et riviere
von
Henri Edmond Cross
und ein Blumenstillleben
Vase brun avec capucines
des
Symbolisten
Odilon Redon
. Die Kunstler der Gruppe der
Nabis
sind in der Sammlung vertreten durch Werke wie
Scene de danse, L'Ivresse au crepuscule
von
Ker-Xavier Roussel
,
Le berger Corydon
von
Paul Serusier
, das Interieurbild
Au coin de la fenetre
von
Edouard Vuillard
und eine Gruppe von Gemalden von
Felix Vallotton
, darunter die Motive
Pont a la romaine a Cagnes
,
Le Haut-de-forme, interieur
,
La Valse
und
Natur morte aux pommes
. Von
Albert Marquet
, auch ein Vertreter des
Fauvismus
, besitzt das Museum ebenfalls eine kleine Werkgruppe. Hierzu gehoren das Stillleben
Bouquet de fleurs et pommes
, das nordafrikanische Motiv
Interieur a Sidi-bou-Said
, die mediterrane Ansicht
Les Toits rouges
, sowie die stadtischen Themen
Balcon. Avenue de Versailles
und
Quai des Grands-Augustins
. Ein weiterer Fauvist war
Othon Friesz
, von dem das Museum ein
Portrait de Rene de Saint-Delis
und eine
Ansicht des alten Hafens von Le Havre
zeigt. Aus der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts stammen zudem mehrere Tierplastiken von
Francois Pompon
, darunter ein
Panthere noire
, und dekorative Wandpanelen von
Jean Dunand
, die zuvor den Ozeandampfer
Normandie
schmuckten.
-
Paul Gauguin:
Paysage de Te Vaa
-
Paul Serusier:
Le berger Corydon
-
Antoine Bourdelle:
La Valse
-
Albert Marquet:
Les Toits rouges
-
Edouard Vuillard:
Au coin de la fenetre
-
Jean Dunand:
Die Gazellenjagd
-
Francois Pompon:
Panthere noire
Im Jahr 1963 vermachte die Witwe des Kunstlers
Raoul Dufy
der Stadt Le Havre 70 Werke ihres Mannes. Dazu gehoren Gemalde, Zeichnungen, Keramiken und ein Wandteppich. Weitere Werke aus dem 20. Jahrhundert sind Gemalde wie
Les Deux femmes sur fond bleu
von
Fernand Leger
,
Apaise
von
Alfred Manessier
,
Growing
und
Nous deux
von
Zao Wou-Ki
,
Le Turban orange II
von
Tamara de Lempicka
,
Ontogenese
von
Jean Dubuffet
,
Trophees au cor
,
L’Oiseau en vol
,
Coursier
,
sans titre
von
Jacques Villon
. Daruber hinaus besitzt das Museum eine umfangreiche grafische Sammlung und einen Abteilung fur Fotografie.
- Laurent Beaudouin, Jean-Pierre Crousse:
Le Musee Malraux du Havre
. Architecture de la culture, relais du pouvoir europeen/Docomomo International. Les reseaux de la modernite au XXe siecle. Paris 2009,
ISBN 978-2-9519819-5-9
.
- Francoise Cohen:
Le Havre: la visite; les chefs-d'oeuvre du Musee Malraux
. Musee Malraux, Le Havre 1999,
ISBN 2-903125-15-5
.
- Annette Haudiquet:
Musee d’Art Moderne Andre Malraux, Le Havre
. Artlys, Versailles 2010,
ISBN 978-2-85495-418-0
.
- Musee d’art moderne Andre Malraux (Hrsg.):
Construire le musee imaginaire: Le Havre 1952, 1961, 1965
. Somogy Editions d’art, Paris 2011,
ISBN 978-2-7572-0478-8
.
49.485
0.10277777777778
Koordinaten:
49° 29′ 6″
N
,
0° 6′ 10″
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