Musee d’art moderne Andre Malraux

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Außenansicht des Museums mit der davorstehenden Skulptur Le Signal von Henri-Georges Adam

Das Musee d’art moderne Andre Malraux , kurz Musee Malraux oder MuMa , ist ein stadtisches Kunstmuseum in Le Havre . Es wurde im Jahr 1845 als Musee des Beaux-Arts begrundet und ist seit 1999 nach dem ehemaligen Kulturstaatsminister Andre Malraux benannt. Schwerpunkte der Sammlungen sind Kunstwerke vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Inneneinsicht des Museums

Im Jahr 1845 eroffnete das Musee des Beaux-Arts als erstes Kunstmuseum in Le Havre. Es befand sich zunachst an der Ecke Rue de Paris und Quai de Southampton direkt an der Uferpromenade der Seine . Der hierfur errichtete Neubau entstand nach Planen des Architekten Charles Fortune Brunet-Debaines im Stil des Historismus . In diesem ersten Museumsgebaude waren neben einer eigentlichen Kunstsammlung auch Gegenstande des Kunstgewerbes und naturhistorische Objekte ausgestellt. Zudem belegte die Stadtbibliothek einige Raume des Hauses. Im Jahr 1881 zogen das Museum und die Stadtbibliothek in ein ehemaliges Gerichtsgebaude am Place du Vieux-Marche um. Die Stadtbibliothek wurde 1904 raumlich ausgegliedert. Durch Bombenangriffe kam es 1944 zu schweren Beschadigungen am Gebaude. Daruber hinaus gingen zahlreiche Skulpturen der Sammlung durch Kriegseinwirkung verloren. Die rund 1500 Gemalde der Sammlung konnten hingegen durch vorherige Auslagerung gerettet werden. Nach der Teilwiederherstellung des Gebaudes befindet sich seit 1973 die naturkundliche Sammlung wieder im Museum am Place du Vieux-Marche.

Fur das Musee des Beaux-Arts wurde bereits im Jahr 1951 durch die Stadt ein Neubau beschlossen. Neben der Frage des Standortes, gab es auch Diskussion um die konzeptionelle Ausrichtung des Hauses. Der in Le Havre geborene Maler und zukunftige Kurator des Museums Reynold Arnould und der Direktor der Musee de France Georges Salles favorisierten ein Gebaude, das neben der musealen Nutzung auch als Kulturzentrum dienen sollte. Mit Raumen fur Vortrage, Kino und Konzerte, eine Cafeteria, Archive und eine Bibliothek war der Neubau als ein Ort fur vielfaltige Kulturvermittlung gedacht. Fur den Neubau wurde 1952 der Architekt Guy Lagneau gewahlt, der zuvor bereits als Assistent von Auguste Perret bei den Planungen zum Wiederaufbau von Le Havre beteiligt war. Lagneau entwarf diesen ersten Museumsneubau in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit seinen Partnern Raymond Audigier , Michel Weill und Jean Dimitrijevic . Es entstand ein Kubus aus Stahl, Aluminium und Glas, der viel naturliches Licht in das Gebaude lasst. Der neue Standort befindet sich an prominenter Stelle am Boulevard Clemenceau, an der Mundung der Seine ins Meer. Vor dem Museum kam zur Eroffnung die Großskulptur Le Signal von Henri-Georges Adam zur Aufstellung.

Andre Malraux, franzosischer Staatsminister fur Kultur, eroffnete das neue Museum am 24. Juni 1961. Obwohl das Konzept des Kulturzentrums mit integriertem Museum zunachst hochgelobt wurde und als konzeptionelles Vorbild fur das Pariser Centre Georges-Pompidou gilt, entschied man sich in Le Havre bereits im Jahr 1967 aus Sicherheitsgrunden wieder fur eine Trennung der Aufgabenbereiche. Das Kulturzentrum (Maison de la culture) zog um in das Theatre de l’Hotel de Ville und das Museum bespielte fortan das gesamte Gebaude an der Seinemundung. Ab 1995 wurde das Museum grundsaniert und teilweise umgebaut. Zur Wiedereroffnung im Jahr 1999 erhielt es den neuen Namen Musee Malraux . Zum 50-jahrigen Bestehen des Museums erfolgte die erneute Umbenennung des Museums, das seitdem den Namen Musee d’art moderne Andre Malraux tragt.

Das Museum sammelte in den ersten Jahrzehnten breitgefachert Kunst seit der Renaissance und spezialisierte sich erst spater auf Kunst seit dem 19. Jahrhundert. In der Sammlung findet sich daher ein Bestand an alterer Kunst, etwa mit italienischen Barockgemalden wie das Portrat Cato der Jungere von Luca Giordano , das Lorenzo Costa dem Alteren zugeschriebene Bildnis Die heilige Margareta im Gebet und ein San Sebastian von Jusepe de Ribera . An niederlandischer und flamischer Malerei besitzt das Museum eine Kreuzabnahme aus der Schule des Rogier van der Weyden , das Bild Die Berufung des Hl. Matthaus von Hendrick ter Brugghen und ein Kircheninneres von Emanuel de Witte . Hinzu kommen maritime Motive wie Fischerboote von Ludolf Bakhuizen und Bewegte See von Willem van de Velde dem Jungeren . Altere Werke der franzosischen Malerei sind eine Grablegung von Simon Vouet , der Kopf eines jungen Mannes von Jean-Honore Fragonard , der Ausbruch des Vesuvs von Pierre-Jacques Volaire , ein Der Brand von Rom von Hubert Robert , ein Stillleben mit Fruchten und Wild von Francois Desportes und ein Stillleben mit Kase, Fruchten und Brot des Elsassers Sebastian Stoskopff .

Im Jahr 1900 erhielt das Museum als Stiftung den Nachlass des Malers Eugene Boudin . Die rund 240 Arbeiten, darunter zahlreiche Skizzen, zeigen vor allem Motive aus der Normandie , etwa Kustenansichten wie im Bild Die Hafenmole von Le Havre bei schlechtem Wetter . Durch weitere Schenkungen und Ankaufe gelang es dem Museum daruber hinaus eine umfangreiche Sammlung mit Werken der Impressionisten aufzubauen. So schenkte Claude Monet dem Museum 1911 je ein Gemalde seiner Serien Steilkuste bei Varengeville , Das Parlament in London und Seerosen . 1936 kam durch den Sammler Charles-Auguste Marande die Winterlandschaft Soleil d’hiver, Lavacourt hinzu. Weiterhin erwarb das Museum 1994 Monets Kustenansicht Fecamp, bord de mer an. Bereits 1903 kamen zwei Ansichten Le Havres von Camille Pissarro durch Ankauf der Stadt ins Museum. Der Bestand an Gemalden des Kunstlers wuchs uber die Jahre auf sieben Gemalde an, darunter mehrere Werke, die 2004 durch Stiftung aus der Sammlung Olivier Senn ins Museum kamen. Zu dieser Stiftung gehoren auch zahlreiche andere Werke des Impressionismus wie La Toilette , Hugelige Landschaft und Nach dem Bad, sich abtrocknende Frau von Edgar Degas , Bildnis Nini Lopez und das Landschaftsbild Baie de Salerne von Pierre-Auguste Renoir , mehrere Bilder von Armand Guillaumin , die Ansicht Le Loing a Saint-Mammes von Alfred Sisley oder als Vorlaufer des Impressionismus das Gemalde Die Welle von Gustave Courbet . Weitere Werke des Impressionismus in der Sammlung sind das Portrat Die Ausfluglerin von Renoir aus der Stiftung Marande oder das Meeresmotiv Boote auf dem Meer, Sonnenuntergang von Edouard Manet als Dauerleihgabe der Musees nationaux . Aus derselben Epoche stammen auch einige Skulpturen der Sammlung, beispielsweise ein Kopf des Komponisten Beethoven des Bildhauers Antoine Bourdelle .

Die kunstlerischen Stilrichtungen nach dem Impressionismus sind im Museum durch zahlreiche Werke verschiedener Kunstlern reprasentiert. So gibt es das spatimpressionistische Sudseesujet Paysage de Te Vaa von Paul Gauguin , Landschaften von Maxime Maufra , die pointilistischen Motive Paysage de la Vignasse , Cote montagneuse de Provence, Paysage mediterraneen und Paysage avec eucalyptus et riviere von Henri Edmond Cross und ein Blumenstillleben Vase brun avec capucines des Symbolisten Odilon Redon . Die Kunstler der Gruppe der Nabis sind in der Sammlung vertreten durch Werke wie Scene de danse, L'Ivresse au crepuscule von Ker-Xavier Roussel , Le berger Corydon von Paul Serusier , das Interieurbild Au coin de la fenetre von Edouard Vuillard und eine Gruppe von Gemalden von Felix Vallotton , darunter die Motive Pont a la romaine a Cagnes , Le Haut-de-forme, interieur , La Valse und Natur morte aux pommes . Von Albert Marquet , auch ein Vertreter des Fauvismus , besitzt das Museum ebenfalls eine kleine Werkgruppe. Hierzu gehoren das Stillleben Bouquet de fleurs et pommes , das nordafrikanische Motiv Interieur a Sidi-bou-Said , die mediterrane Ansicht Les Toits rouges , sowie die stadtischen Themen Balcon. Avenue de Versailles und Quai des Grands-Augustins . Ein weiterer Fauvist war Othon Friesz , von dem das Museum ein Portrait de Rene de Saint-Delis und eine Ansicht des alten Hafens von Le Havre zeigt. Aus der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts stammen zudem mehrere Tierplastiken von Francois Pompon , darunter ein Panthere noire , und dekorative Wandpanelen von Jean Dunand , die zuvor den Ozeandampfer Normandie schmuckten.

Im Jahr 1963 vermachte die Witwe des Kunstlers Raoul Dufy der Stadt Le Havre 70 Werke ihres Mannes. Dazu gehoren Gemalde, Zeichnungen, Keramiken und ein Wandteppich. Weitere Werke aus dem 20. Jahrhundert sind Gemalde wie Les Deux femmes sur fond bleu von Fernand Leger , Apaise von Alfred Manessier , Growing und Nous deux von Zao Wou-Ki , Le Turban orange II von Tamara de Lempicka , Ontogenese von Jean Dubuffet , Trophees au cor , L’Oiseau en vol , Coursier , sans titre von Jacques Villon . Daruber hinaus besitzt das Museum eine umfangreiche grafische Sammlung und einen Abteilung fur Fotografie.

  • Laurent Beaudouin, Jean-Pierre Crousse: Le Musee Malraux du Havre . Architecture de la culture, relais du pouvoir europeen/Docomomo International. Les reseaux de la modernite au XXe siecle. Paris 2009, ISBN 978-2-9519819-5-9 .
  • Francoise Cohen: Le Havre: la visite; les chefs-d'oeuvre du Musee Malraux . Musee Malraux, Le Havre 1999, ISBN 2-903125-15-5 .
  • Annette Haudiquet: Musee d’Art Moderne Andre Malraux, Le Havre . Artlys, Versailles 2010, ISBN 978-2-85495-418-0 .
  • Musee d’art moderne Andre Malraux (Hrsg.): Construire le musee imaginaire: Le Havre 1952, 1961, 1965 . Somogy Editions d’art, Paris 2011, ISBN 978-2-7572-0478-8 .
Commons : Musee des Beaux-Arts Andre Malraux  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 29′ 6″  N , 0° 6′ 10″  O