Mord in Eberswalde

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Film
Titel Mord in Eberswalde
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2013
Lange 90 [1]  Minuten
Stab
Regie Stephan Wagner
Drehbuch Holger Karsten Schmidt
Produktion Martin Zimmermann ,
Christian Becker
Musik Irmin Schmidt
Kamera Thomas Benesch
Schnitt Gunnar Wanne-Eickel
Besetzung

Mord in Eberswalde ist ein deutscher Kriminalfilm des Regisseurs Stephan Wagner und des Autors Holger Karsten Schmidt . Die erzahlte Geschichte ist an den realen Fall des Kindermorders Erwin Hagedorn angelehnt. Der Fernsehfilm wurde fur den WDR produziert und 2013 im Ersten ausgestrahlt. In den Hauptrollen agieren neben Ronald Zehrfeld Ulrike C. Tscharre , Florian Panzner , Godehard Giese und Martin Brambach .

Zwei neunjahrige Jungen werden 1969 in Eberswalde ( Bezirk Frankfurt (Oder) ) ermordet. Unter der Leitung des Kommissars Heinz Godicke von der Kriminalpolizei und Stefan Witt, Major des Ministeriums fur Staatssicherheit , wird die Morduntersuchungskommission (MUK) eingerichtet. Großraumig werden alle Verwandten und Bekannten der Opfer befragt, was jedoch keine Anhaltspunkte bringt, auf die Spur des Taters zu kommen. Die Tatsache, dass beide Leichen eine Vielzahl von kleinen Messereinstichen aufwiesen, die aber nicht todlich waren, bringen Godicke dazu, einen sadistisch veranlagten und psychisch kranken Menschen zu vermuten. Der Fall des Kindermorders Jurgen Bartsch , der kurz zuvor in der BRD durch die Medien in die Offentlichkeit gelangte, gibt dabei seiner Vermutung Nahrung. Doch die Staatssicherheit in Person von Witt lasst diesen Gedanken nicht weiter zu, denn so etwas konne und durfe es in der Deutschen Demokratischen Republik nicht geben. Zusatzliche Spannung zwischen dem Ermittlerduo kommt auf, als das heimliche Verhaltnis zwischen Witts Lebensgefahrtin, der Grundschullehrerin Carla Bohm, und Godicke ans Licht kommt. Der linientreue Witt verkundet die Auflosung der MUK und lasst den Fall als ungeklart zu den Akten legen.

Godicke, der einem der Vater der Opfer das Versprechen gab, den Morder seines Kindes zu finden, ermittelt monatelang weiter. Aber er kann einen dritten Kindermord nicht verhindern. Wieder erscheint der inzwischen zum Oberst beforderte Witt, der sich von Godicke nun anhoren muss, er habe dieses Kind auf dem Gewissen.

Godicke geht in die Offensive und befragt die Kinder in der Eberswalder Schule. Von einem Jungen erhalt er einen Hinweis auf einen jungen Mann um die zwanzig Jahre. Der Kommissar vergleicht die Liste von Tierqualern, die im Zuge der Ermittlungen bereits 1969 erstellt, aber nie ausgewertet wurde, mit der Liste der Personen, die bei der Beisetzung 1969 anwesend waren. Dabei stoßt er auf Erwin Hagedorn, Jahrgang 1949. Der arbeitet in der Eberswalder Mitropagaststatte am Bahnhof, was den Ermittlern die laut Untersuchung professionelle Verwendung eines Messers als Mordwerkzeug erklart. Als Godicke und sein Kollege Georg Thom von der Volkspolizei den Verdachtigen aufsuchen, gesteht dieser: ?Ich bin der, den Sie suchen.“

Da Hagedorn alle drei Morde gesteht und auch nach der Nachstellung des Tatablaufs kein Zweifel an seiner Schuld besteht, wird er zum Tode verurteilt. Godicke versucht zwar, sich fur ihn einzusetzen, da er ihn fur psychisch krank und somit fur schuldunfahig halt, doch findet er beim Richter kein Gehor. Nachdem auch ein Gnadengesuch vom damaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht , abgelehnt wurde, erfolgt Hagedorns Hinrichtung am 15. September 1972 in der Strafvollzugseinrichtung Leipzig durch einen unerwarteten Nahschuss mit der Pistole in den Hinterkopf.

Produktion und Hintergrund

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Der Film wurde nicht am Originalschauplatz gedreht, sondern u. a. in Bautzen , Lobau und Zittau in der Oberlausitz .

Die Morde des Sexualstraftaters Erwin Hagedorn waren bereits die Vorlage fur den Kriminalfilm Polizeiruf 110: Im Alter von … , der 1974 gedreht und noch vor der Fertigstellung von den DDR -Behorden verboten wurde. Die ursprunglich fur den 23. Februar 1975 vorgesehene Erstausstrahlung fand erst am 23. Juni 2011 in einer neu synchronisierten Fassung statt.

?Schwer zu sagen, was am Ende mehr verstort: Jener bizarre Film im Film oder die danach gezeigte Exekution Hagedorns durch einen ?unerwarteten Nahschuss‘ in den Hinterkopf. Alles andere als ein verstorender Schluss ware aber auch unangemessen fur diese fein austarierte Zeit-, Kriminal- und Gesellschaftsstudie.“

? Peter Luley : Spiegel Online [2]

?Die bis hin zu Tscharres Achselhaaren detailgetreue Rekonstruktion des alltaglichen Sozialismus (Produktionsdesign: Zazie Knepper) geschieht beilaufig und drangt sich nie in den Vordergrund, der Film lebt vor allem von der uberzeugenden Zeichnung der Figuren, der treffenden Besetzung auch der Nebenrollen (allen voran Martin Brambach als Godickes Partner) sowie den verbluffend authentisch wirkenden Komparsen.“

? Tilmann P. Gangloff : evangelisch.de [3]

?Spannendes (Fernseh-)Kriminaldrama nach einem authentischen Fall, der Ende der 1960er-Jahre die DDR erschutterte. […] Der Film fangt viel Zeitkolorit ein und thematisiert hellsichtig die Ideologie der DDR.“

Die Erstausstrahlung von Mord in Eberswalde am 30. Januar 2013 wurde in Deutschland von 5,23 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 15,7 % fur Das Erste . [5]

Einzelnachweise

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  1. a b Grimme-Preis ? Mord in Eberswalde. In: Grimme-Preis. Grimme-Institut, 2014, archiviert vom Original am 20. Marz 2014 ; abgerufen am 19. Oktober 2021 .
  2. Peter Luley: ARD-Krimi uber DDR-Kinderschander. Im Zweitakter auf Triebtater-Jagd. Spiegel Online, 29. Januar 2013, abgerufen am 19. Oktober 2021 .
  3. Tilmann P. Gangloff: TV-Tipp des Tages: ?Mord in Eberswalde“ (WDR). Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik , 23. November 2013, abgerufen am 19. Oktober 2021 .
  4. Mord in Eberswalde. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 22. Februar 2020 .
  5. Fabian Riedner: Primetime-Check: Mittwoch, 30. Januar 2013. Quotenmeter.de , 31. Januar 2013, abgerufen am 19. Oktober 2021 .