Mitteldeutsche Dialekte

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Mitteldeutsche Mundarten nach 1945

Die mitteldeutschen Dialekte zahlen zur Sprachfamilie des Hochdeutschen . Mitteldeutsche sind in diesem Sinne die Bewohner des deutschen Sprachraums mit einer mitteldeutschen Mundart ( Dialekt ) und mit standarddeutscher Schriftsprache .

Im Mitteldeutschen, das im Gebiet zwischen der Benrather Linie im Norden und der Speyerer Linie im Suden gesprochen wird, erfolgte die hochdeutsche Lautverschiebung in weniger starkem Umfang als im Oberdeutschen . Diese Lautverschiebung betraf das Niederdeutsche und Niederlandische nicht. Dieses mitteldeutsche Sprachgebiet umfasst das Gebiet der westmitteldeutschen sowie der ostmitteldeutschen Dialekte und reicht im Suden vom Elsass entlang der Mainlinie bis ins Erzgebirge und im Norden von Aachen uber Nordhessen bis ins sudliche Brandenburg . Dies steht in weitgehender Ubereinstimmung mit der Besiedelung und Urbanisierung des mitteldeutschen Raums wahrend des Mittelalters , die vor allem aus den mittelrheinischen und niedersachsischen Gebieten erfolgte.

Forschungsgeschichte

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Die Bezeichnung ?mitteldeutsch“ entstand, als man die Dialekte im deutschen Sprachraum untersuchte.

Zuvor unterschied man nur zwischen oberlandischer bzw. oberdeutscher und niederlandischer bzw. niederdeutscher Sprache. Bei den Dialektuntersuchungen stellte man fest, dass die hochdeutsche Lautverschiebung, die den historisch auffalligsten Unterschied zwischen der oberlandischen und der niederlandischen Sprache ausmacht, in einem sehr breiten Streifen nur unvollstandig geschehen ist. Aufgrund dieser und einiger anderer Merkmale begann man daher, den ?Streifen“, der am Rhein sehr viel breiter ist als im Osten, als Ubergangsgebiet zwischen dem Oberdeutschen und dem Niederdeutschen zu begreifen.

Abgrenzung zu anderen Dialekten

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Die ostmitteldeutschen Dialekte (nordlich des Thuringer Waldes , ostlich der Werra und sudlich der Benrather Linie , also in großen Teilen des heute als ?Mitteldeutschland“ bezeichneten Gebietes) sind dem Neuhochdeutschen von allen deutschen Dialekten am nachsten, wie der Sprachforscher Theodor Frings bewiesen hat. Die Dialekte im Gebiet zwischen Erfurt , Hof , Dessau-Roßlau und Dresden stimmen in vielen Merkmalen mit dem Neuhochdeutschen uberein, so im Wortschatz, da die neuhochdeutsche Schriftsprache sehr stark auf Martin Luthers Bibelubersetzung zuruckgeht, der die sachsische Kanzleisprache , die Sprache der Staatsbeamten des Kurfurstentums Sachsen , als Vorbild fur die hochdeutsche Schreibung und Aussprache ansah und nutzte (?Ich rede nach der sachsischen Kanzlei“). Diese war allerdings eine uberregionale Ausgleichssprache und nicht identisch mit den gesprochenen Dialekten dieser Region . Eine ahnliche Ausgleichsfunktion ubte lange Zeit das Prager Deutsch aus, das eine Vermittlerrolle zwischen ober- und mitteldeutschen Dialekten spielte.

Zum Mitteldeutschen zahlen die westmitteldeutschen und die ostmitteldeutschen Mundarten des Dialektkontinuums mit folgenden Dialektgruppen:

Literatur und Quellen

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  • Werner Besch (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung (= Handbucher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 1). 2 Bande. Walter de Gruyter, Berlin 1982, 1983, ISBN 3-11-005977-0 , 3-11-009571-8. Hier unter anderem: Peter Wiesinger : Die Einteilung der deutschen Dialekte. Zweiter Halbband, S. 807?900, besonders S. 846?872.
  • Heinrich J. Dingeldein : Sprachvarietaten in 'Mitteldeutschland'. Gebrauch und Raumlichkeit. In: Gerhard Stickel (Hrsg.): Varietaten des Deutschen. Regional- und Umgangssprachen (= Institut fur deutsche Sprache. Jahrbuch 1996 ). Walter de Gruyter, Berlin / New York 1997, S. 109?141 ( Digitalisat ).

Zum historischen Mitteldeutsch:

Einzelnachweise

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  1. Helga Bister-Broosen: Sprachwandel im Dialekt von Krefeld. In: Berkeley insights in linguistics and semiotics, Bd. 3, New York 1989, S. 10.
  2. Klaus Ullmann: Schlesien-Lexikon, 2. Band der Reihe Deutsche Landschaften im Lexikon, 3. Auflage 1982, Adam Kraft Verlag GmbH & Co. KG Mannheim, S. 260?262.
  3. Wolf von Unwerth, Die Schlesische Mundart, 1908, S. 6