Mission der Afrikanischen Union in Sudan

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Nigerianische Truppen in Abuja werden durch die US-Luftwaffe am 28. Oktober 2004 nach al-Faschir geflogen

Die Mission der Afrikanischen Union in Sudan ( englisch African Union Mission in Sudan , kurz AMIS ) war eine von der Afrikanischen Union (AU) gestellte und gefuhrte Friedensmission in Darfur im Sudan .

Ihr Auftrag bestand in der Uberwachung eines Waffenstillstandes in der Krisenregion Darfur im Westen des Landes, der am 25. April 2004 in N’Djamena , Tschad von der Regierung in Khartum , der Sudanesischen Befreiungsbewegung (SLA) und der Bewegung fur Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM) vereinbart wurde. Daneben sollte der Schutz der Zivilbevolkerung, eine sichere Ruckkehrmoglichkeit fur Fluchtlinge und die Sicherung der Hilfmissionen der UN gewahrleistet werden.

Grundlage dieser Mission war eine Vereinbarung vom 28. Mai 2004 in Addis Abeba , Athiopien zwischen der AU und den beteiligten Parteien in Sudan, sowie die UN-Sicherheitsratsresolutionen 1556 (30. Juli 2004) und 1574 (19. November 2004).

Truppenstarke und beteiligte Staaten

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Die AU hatte zunachst 300 Soldaten und 80 Waffenstillstands-Beobachter nach Sudan entsandt und verstarkte diese spater auf 3000 Mann. Im Oktober 2005 betrug die Starke der internationalen Truppe 6300 Mann, die aber zu diesem Zeitpunkt noch auf 7700 aufgestockt werden sollte. Am Truppenkontingent beteiligten sich die AU-Staaten Gambia , Kenia , Nigeria , Ruanda , Senegal und Sudafrika . Dabei wurden sie mit Transportleistungen von Deutschland , Großbritannien , den Niederlanden und den USA unterstutzt.

Die deutsche Bundesregierung unterstutzte die Mission mit dem ersten Einsatz von Lufttransportkraften der Luftwaffe zur Verschiebung von 196 gambischen Soldaten und etwa zwolf Tonnen Fracht. Die deutsche Beteiligung begann am 16. Dezember 2004 und endete erfolgreich am 23. Dezember 2004. Die Bundeswehr setzte hierzu etwa 200 Soldaten, drei Transportflugzeuge vom Typ C-160 ?Transall“ und einen Airbus A310-300 (10+23 ? Kurt Schumacher “) ein.

Am 24. Marz 2005 bekam die Mission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen unter anderem das Mandat, die AMIS zu unterstutzen.

Am 9. Oktober 2005 teilte die AU mit, dass eine Patrouille angegriffen worden war. Dabei wurden zwei nigerianische Soldaten und zwei zivile Mitarbeiter getotet, weitere drei nigerianische Soldaten wurden verletzt. Nach Aussagen der AMIS soll die SLA fur den Uberfall verantwortlich gewesen sein. Einen Tag spater begann ein erneuter Einsatz der Bundeswehr, um die AMIS zu unterstutzen. Dabei wurden 280 ghanaischen Polizeikrafte von Accra in Ghana nach N’Djamena in den Tschad geflogen, spater erfolgte ein Weiterflug nach al-Faschir in Sudan. Dieser Einsatz wurde am 17. Oktober 2005 beendet.

Am 29. November 2005 verlangerte der Deutsche Bundestag die Bundeswehr-Unterstutzung fur die AMIS um weitere 6 Monate. Dabei sollen wie bislang nur logistische Dienste angeboten werden, aber keine Soldaten fur Missionen in Darfur selbst zur Verfugung stehen. Weitere Verlangerungen fur jeweils sechs Monate erfolgten am 15. Dezember 2005 und am 3. Juni 2007. Am 19. Juli 2006 brachte ein US-amerikanisches Transportflugzeug vom Typ C-130 in mehreren Flugen rund 1.300 ruandische Soldaten im Rahmen der AU-Friedensmission von Kigali nach Darfur.

Vom 10. bis 24. Marz 2006 war die Bundeswehr wieder im Einsatz. Drei Transportflugzeuge der Luftwaffe vom Typ C-160 Transall vom Lufttransportgeschwader 61 transportierten rund 500 Soldaten aus dem Senegal vom Umschlagspunkt N’Djamena im Tschad nach El Fasher in die Region Darfur. Eingesetzt waren 55 Soldaten der Luftwaffe. Am 31. Dezember 2007 ging die Operation AMIS in die Operation UNAMID uber.

Erreichte Ziele

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Als Beginn des Burgerkrieges gelten Uberfalle von Rebellengruppen auf Orte westlich al-Faschir ab Februar 2003, die wenig spater mit Gegenangriffen der sudanesischen Armee und ab Juli 2003 mit massiven Bombardements aus der Luft auf Dorfer im Einflussbereich der Rebellen beantwortet wurden. Die erste Waffenstillstandsvereinbarung zwischen der Regierung und der Rebellengruppe Sudanesische Befreiungsarmee wurde am 3. September 2003 fur 45 Tage vereinbart. Die Rebellen der JEM hatten nicht unterzeichnet. Die Waffenruhe wurde von keiner Seite eingehalten, aber dennoch um einen Monat verlangert. Alle spateren Vereinbarungen von Waffenruhen, die zeitlich befristet oder regional begrenzt waren, wurden ebenso wenig befolgt. Vor Unterzeichnung der UN-Sicherheitsresolution 1556 im Juli 2004 hatte der damalige US-Außenminister Colin Powell erstmals die Situation in Darfur als ? Volkermord “ bezeichnet.

In Anbetracht dieser Vorgeschichte wurde die AMIS-Mission von allen Beteiligten halbherzig durchgefuhrt. Die afrikanischen Staaten waren zwar bereit, Soldaten zu entsenden, wollten aber nicht fur deren Transport sorgen. Die sudanesische Regierung erschwerte nach Kraften den Zugang durch Verweigerung von Reisegenehmigungen. Die Ausrustung der Truppen war ungenugend. Um ein Gebiet von der Große Frankreichs kontrollieren zu konnen, standen nur acht zivile Hubschrauber ohne Nachtsichtgerate zur Verfugung, deren Versorgung mit Treibstoff nicht zuverlassig gewahrleistet war. Bis Januar 2006 finanzierte die Europaische Union die Mission unzureichend mit 242 Millionen Euro aus fur Afrika bestimmten Entwicklungshilfegeldern. Wegen kurzfristigen und unsicheren Mandatsverlangerungen waren die afrikanischen Soldaten und Polizisten uberdies demotiviert. Die sudanesische Regierung hatte ein robustes Mandat fur die AMIS abgelehnt, es war daher eine reine Beobachtermission und ein Schutz der Zivilbevolkerung konnte nicht erreicht werden. Fur die Betroffenen waren die Aktivitaten der AMIS zu gering und das Einschreiten kam zu spat. [1]

Einzelnachweise

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  1. Adoji Onoya: Peacekeeping Challenges in Africa: The Darfur Conflict. Conflict Trends 3, 2008, S. 39?44 (PDF; 228 kB)