Medienmanipulation

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Der Ausdruck Medienmanipulation wird in zweierlei Weise verwendet:

  • Meist wird er verwendet, um eine tatsachliche oder vermeintliche Manipulation der offentlichen Meinung durch die Medien zu bezeichnen.
  • Ebenfalls Verwendung findet der Begriff, um eine Manipulation der Medien mit dem Ziel einer bestimmten Veroffentlichung zu beschreiben. Abgrenzung: Sofern dies nicht als Manipulation, sondern als Information transparent und den journalistischen Handwerksregeln gemaß erfolgt, spricht man von Pressearbeit oder Medienarbeit .

Manipulation durch die Medien

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Manipulation durch die Medien bezeichnet eine einseitige, tendenziose und/oder verzerrte Darstellung von Fakten und Geschehnissen in den Massenmedien . Diese Manipulation kann erfolgen durch Personengruppen, die i. d. R. berufsmaßig Informationen verbreiten, z. B. durch Journalisten , Fotografen, Dokumentatoren oder Nachrichtenproduzenten, zunehmend auch durch nicht-professionelle Autoren und Bildschaffende uber vielgelesene Websites (Twitter, Soziale Netzwerke , Wikipedia usw.). Die Manipulation erfolgt bereits durch eine einseitige Vorauswahl eines Themas, dann durch seine Platzierung und schließlich durch die Art der Berichterstattung. Dadurch entsteht eine verzerrte Wahrnehmung beim Rezipienten . Die Medienmanipulation wird abgegrenzt von der Falschung , also zum Beispiel der nachtraglichen Manipulation von Fotografien oder Videos oder dem Erfinden von Interviews .

Die Forderung nach Objektivitat , als neutraler und unabhangiger Standpunkt, der Medien stoßt naturgemaß und teils unbeabsichtigt an Grenzen. Es ist (journalistisch) nicht moglich, uber alle vorhandenen Geschehnisse zu berichten; eine zusammenhangende Darstellung geht zwangslaufig einher mit einer Vorauswahl der Fakten (nach z. B. Newton, 1989). Ein Manipulationsvorwurf kann deswegen, neben berechtigter Kritik, auch den Charakter eines Kampfbegriffs beinhalten. Eine gewisse ?Manipulation“ ist schon aus formalen Grunden schwer vermeidbar.

Ein grundsatzliches Element jeder Berichterstattung ist die Selektion von Informationen durch die Redaktion. Steffens sagt dazu: ?Uber 99 % aller Nachrichten (…) gelangen nie vor das Auge des Lesers, weil sie als zu unbedeutend, zu fragmentarisch, zu polemisch oder ? nach den jeweils herrschenden Vorstellungen ? zu unsittlich aussortiert werden.“ [1]

Journalisten konnen unmoglich uber alle erhaltlichen Informationen und Nachrichten schreiben und gleichzeitig uber ausgewahlte Fakten in zusammenhangender Weise berichten ? dies ist eine praktische Grenze der Neutralitat der Medien: Eine Beschrankung und Ausrichtung ist unumganglich. Welche Nachrichten es wert sind, gedruckt zu werden, entscheidet sich auch an der Auswahl anderer Journalisten und Autoren. Ein Vorgang, uber den berichtet wird, ist allein deshalb berichtenswerter, weil uber ihn an anderer Stelle berichtet wird. Dazu Niklas Luhmann : ?Kommunikation ist ein Prozess, der auf Selektionen selektiv reagiert, also Selektivitat verstarkt.“ [2]

Die Selektion fuhre gemaß Schulz zu einer ?Norm der Realitat“, denn die Frage nach einem "wahren Bild" der Realitat sei eine metaphysische und nicht zu beantworten. [3] Durch Selektion von Informationen in den Medien kann bei Rezipienten leicht ein als Manipulation empfundenes Zerrbild entstehen. Selbst wenn die einzelnen Meldungen den Tatsachen entsprechen, kann die Masse die Wirkung einer Desinformation erzielen.

Gunter Wallraff beschreibt hingegen in seinem Buch ?Der Aufmacher“ die von ihm wahrgenommenen Manipulationen der Bild-Zeitung als das ?Bild-System“. [4] Gezielte Manipulation durch bewusste einseitige Berichterstattung widerspricht den Grundsatzen unabhangiger journalistischer Berichterstattung und journalistischer Ethik sowie den Regeln des Deutschen Presserates .

Gewichtung der Informationen

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Eine weitere Herausforderung fur Journalisten liegt in der Gewichtung, die sie unterschiedlichen Positionen und Argumenten beimessen. So mussten alle relevanten Positionen und Argumente aufgezeigt sowie durch eine Gewichtung verdeutlicht werden, dass die Argumente unterschiedliche Relevanz und Seriositat haben. Gelingt das nicht, so spricht man von tendenzioser Berichterstattung.

Darunter versteht man eine verzerrte oder falsch gewichtete Darstellung von Fakten, was gegen die journalistische Ethik verstoßt. Das Ziel und der Schweregrad nicht-objektiver Berichterstattung werden in vielen Landern kontrovers diskutiert, da sie sowohl praktische als auch theoretische Ursachen haben und Wirkung prajudizieren. Allerdings stellt zum Beispiel der Schweizer Presserat fest: ?Aus der ?Erklarung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten‘ kann keine berufsethische Pflicht zu objektiver Berichterstattung abgeleitet werden. Deshalb ist auch eine einseitige, parteiergreifende Berichterstattung zulassig.“

Einzelne Zeitungen oder Sender vertreten bewusst bestimmte Positionen. So versteht sich beispielsweise die Frankfurter Rundschau als linksliberal . Die entsprechende Tendenz (?Farbung“) der Berichterstattung ist keine Manipulation, sondern ein Ausdruck der Meinungsfreiheit der Redaktion oder des Verlags (siehe auch Tendenzschutz ).

Die Gewichtung von Information kann ebenfalls ein ( subtiles und damit wirksames) Instrument der Manipulation sein. Durch hohe Selektion kann zum Beispiel die Position eines ?Gegners“ fur ein Strohmann-Argument oder fur eine ? Damonisierung “ verzerrt werden. Auch kann von bedeutenden Ereignissen abgelenkt werden, indem uber andere Themen ausfuhrlicher berichtet bzw. ihre Bedeutung ubertrieben wird.

Die Rolle der Sprache

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Der Gebrauch eines Wortes mit positivem bzw. negativem Beigeschmack ( meliorativ bzw. pejorativ ) an Stelle seines neutralen Synonyms ist geeignet, den Leser zu beeinflussen. Sind Themen strittig, so zeigt sich dies meist auch darin, dass die Parteien gleiche Sachverhalte mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnen (zum Beispiel ? Flucht und Vertreibung “ (in Deutschland ubliche Wortwahl) und ? Umsiedlung “ (in Polen ubliche Wortwahl)). Auch hier wird die Verwendung der Begrifflichkeit einer Partei leicht als parteilich oder manipulativ wahrgenommen.

Ein Problem stellen Ubersetzungen aus anderen Sprachen dar. Hier hat der Ubersetzer Gelegenheit zur Manipulation, indem er nicht wortwortlich und originalgetreu ubersetzt.

Die Sprache kann auch als politischer Faktor in den Massenmedien auftreten, besonders in den Fallen, wo eine Gesellschaft durch eine Sprachenvielfalt gekennzeichnet wird. Die Wahl der Sprache in den Massenmedien kann am ehesten eine Manipulation im Sinne jener Gruppe darstellen, die diese Sprache beherrscht. Diejenigen, die anders sprechen, werden dadurch hingegen von einer journalistischen Beteiligung ausgegrenzt. Durch die weltweite Verbreitung der englischen Sprache als Verkehrssprache kritisiert man US-amerikanische und englischsprachige Medien haufig von vornherein als publizistische ? und damit manipulative ? Ubermacht.

Zahlreiche mit Sprache und Manipulation befasste Medientheoretiker verweisen auf die Medien der USA , einem Land, in dem von der uberwiegenden Mehrheit Englisch gesprochen wurde. Einige argumentieren, dass eine Standardsprache noch lange keine nationale Einheitlichkeit schaffe; weiterhin blieben große Unterschiede bestehen, die in den Massenmedien Ausdruck finden.

Die Rolle des Visuellen

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Neben der Selektion, der Platzierung und der Wortwahl spielen nicht-sprachlich vermittelte Informationen, in erster Linie die Bebilderung durch Fotos, Tabellen, Grafiken oder auch die Große, die Platzierung und Farbwahl oder die Schriftart eine wichtige Rolle.

Denkbare Manipulatoren

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Die Berichterstattung erfolgt primar durch den Journalisten selbst. Aus den politischen Positionen, finanziellen Abhangigkeiten und Karrierebeziehungen eines Journalisten konnen Verquickungen erwachsen, die oftmals eine tendenziose Berichterstattung zur Folge haben. Bei Medienmanipulation handelt es sich um eine ? der journalistischen Ethik beziehungsweise Medienethik zuwiderlaufende ? Verzerrung an Stelle einer an der Chronistenpflicht geschuldeten Perspektive eines Journalisten oder Artikels durch den Journalisten.

Verlage und Eigentumer

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Die Eigentumer der Medien bestimmen die publizistische Ausrichtung der Medien ( Tendenzschutz ) und konnen damit Medienmanipulation betreiben. Wenn zum Beispiel ein Thema die geschaftlichen Interessen des Eigentumers beruhrt, kann ihn das zu einer tendenziosen Berichterstattung veranlassen.

Zu den Faktoren, die bei den Medienunternehmern zu einer manipulierten Darstellung fuhren konnen, zahlen der Besitz der Nachrichtenquelle, die Auswahl der Mitarbeiter oder die Ausrichtung auf eine bestimmte Zielgruppe . Der Platz oder die Sendezeit fur Berichte sowie die notwendigen Stichtage konnen zu unvollstandigen bzw. tatsachlich oder scheinbar manipulierten Berichten fuhren.

Kunden bzw. Werbewirtschaft

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Auf der anderen Seite steht die Manipulation als willkurliche Einflussnahme von außen auf das journalistische Geschehen. Hier wird in erster Linie der Druck der Werbeindustrie genannt. Aber auch Einflussnahmen von Parteien, Verbanden und sonstigen Interessengruppen (? Lobbyismus “) sind denkbar.

Dieser Druck kann auch im Nachhinein durch Sanktionen ausgeubt werden. Ein bekannter Fall in Deutschland war die Werbeabbestellung von Aldi in der ≪Suddeutschen Zeitung≫, nachdem diese 2004 kritisch uber Arbeitsbedingungen bei Aldi berichtet hatte. [5]

Eine Studie von Helmut Volpers im Auftrag der Landesmedienanstalt NRW zeigt eine vermehrte Vermischung von PR und redaktioneller Berichterstattung in der journalistischen Praxis. Dabei werden Beitrage von PR-Agenturen als Beitrage des Mediums getarnt und eingebracht. [6] Pionierin dieser Forschungsrichtung ist Barbara Baerns .

Maßnahmen gegen die Manipulation

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Gegen eine mogliche Manipulation der Medien besteht eine Reihe von Maßnahmen:

Selbstverpflichtung der Medien

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Medienmanipulation steht im Widerspruch zum Berufsethos des Journalisten. In vielen Landern bestehen Ehrenkodizes der Journalistenverbande (zum Beispiel in Deutschland: Pressekodex , in Osterreich: Ehrenkodex fur die osterreichische Presse ), in denen Regelungen getroffen sind, die eine Medienmanipulation verhindern sollen.

Gesetzliche Regelungen zur Sicherstellung der Ausgewogenheit

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In Deutschland besteht der offentlich-rechtliche Rundfunk , dessen Organisation gemaß den Rundfunkurteilen des Bundesverfassungsgerichts eine ? Binnenpluralitat “ der gesendeten Berichte sicherstellen muss. Der offentlich-rechtliche Rundfunk der ARD in Deutschland hat einen Programmbeirat, die die beratende Aufgabe haben, sich intern stellvertretend fur die Gesellschaft kritisch mit dem Programmangebot auseinanderzusetzen. [7] Kritisiert wurde z. B. 2014 die nach Ansicht des Beirates oft zu oberflachliche und parteiische Berichterstattung ohne essentielle Hintergrundinformationen uber den Konflikt in der Ukraine. [8] [9]

Einige Lander verfugen uber Gesetze, um in den staatlichen Medien eine Ausgewogenheit zu erzwingen. Seit 1991 unterstehen die CBC und SRC von Radio Kanada dem Broadcasting Act. [10] Dieses Gesetz legt unter anderem fest:

Der kanadische Rundfunk muss (i) ein vielfaltiges und umfassendes Programm reprasentativer Information, Aufklarung und Unterhaltung Horern jeden Alters, Geschlechts, Interessen und Geschmacks anbieten, (…) (iv) der Offentlichkeit eine angemessene Gelegenheit bieten, unterschiedliche Sichtweisen zum Ausdruck bringen zu konnen .

Meinungsvielfalt und Wettbewerb

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Der wirksamste Schutz gegen Medienmanipulation besteht in der Vielfalt der Medienberichterstattung. Daher ist die Verhinderung von Medienkonzentration (fur Vielfalt miteinander konkurrierender Medien) und die Moglichkeit der Herstellung von Gegenoffentlichkeit ein wesentliches Mittel gegen Manipulation. [11]

Offenlegung von Besitzverhaltnissen und Abhangigkeiten (Transparenz)

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Manipulationen lassen sich auch durch die Offenlegung der Verbindungen vermeiden, die Interessenkonflikte verursachen konnen, etwa wenn eine Nachrichtenagentur uber fur sie selbst relevante Angelegenheiten berichtet oder uber ihre Eigentumer. Oft betrifft eine solche Veroffentlichung Aktien oder Kapital. Die Kommentatoren uber Aktienangelegenheiten werden daher haufig aufgefordert, eine mogliche Teilhaberschaft an den betreffenden Unternehmen oder ihrer Konkurrenz bekannt zu machen.

Das Bundesland Hessen verpflichtet zum Beispiel Medien, Mehrheitseigentumer im Impressum anzugeben. Anlass hierzu war die Ubernahme der Frankfurter Rundschau durch die SPD -Holding DDVG .

Wege, Manipulationen zu vermeiden, sucht man in der Methode des ?Streitgesprachs“ ( point / counterpoint ) oder des ?Gesprachs am Runden Tisch“, ein Diskussions ­format, in dem reprasentative Vertreter widerstreitender Ansichten gegeneinander ihre Ansichten verfechten. Diese Methode erlaubt theoretisch, alle relevanten unterschiedlichen Positionen medial zu prasentieren. Gleichwohl haben Sendeleiter, Redakteure und Moderatoren die Macht, eine Auswahl der Gaste zu treffen, ihnen mehr oder minder genehme Fragen zu stellen, sowie ihre Bemerkungen ins rechte Licht zu stellen oder zu kommentieren. Ohne ein gutes Fingerspitzengefuhl des Moderators oder Redakteurs fur oben genannten Fakten kann einem Format, das Streitgesprache medial prasentiert, vorgeworfen werden, der Reporter schaffe den Eindruck, dass die dargestellten Sichtweisen die gleiche Gultigkeit haben (auch ? Unausgewogenheit “ genannt). Dies kann bei Tabu ­themen vorkommen oder wenn ein Diskussionspartner Behauptungen aufstellt, die leicht als haltlos erwiesen werden konnen.

Eine solche Unausgewogenheit zeigte zum Beispiel Mark Halperin auf, politischer Direktor der ABC-News . Er untersagte den Reportern in einer internen Mail, ?kunstlichen Einfluss auszuuben. … denn George W. Bush und John Kerry seien ?gleichermaßen‘ der Offentlichkeit verantwortlich.“ Die Kritik der Bush-Unterstutzer ziele lediglich darauf ab, den Wahlsieg zu erreichen ?durch … neue Versuche, Kerry zu zerstoren“. Als der Drudge Report diese Anordnung veroffentlichte, sahen zahlreiche Bush-Unterstutzer ausgerechnet hier den Beweis, Halperin manipuliere die ABC gegen Bush zugunsten Kerrys, indem er die manipulativen Versuche der Journalisten abzuwenden suchte.

In manchen Fallen, wo eine Manipulation offensichtlich ist, kann eine Nachrichtenagentur Personal entlassen oder versetzen.

Erforschung und Theorie der Medienmanipulation

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Die Erforschung der Medienmanipulation erfolgt in der journalistischen Ausbildung an Universitaten (gemeinsam mit Medienwissenschaft und Friedensforschung ) sowie durch unabhangige Beobachtergruppen aus verschiedenen Teilen des politischen Spektrums. In den USA konzentrieren sich zahlreiche Studien auf die Außerungen konservativ - liberaler Politiker in den Medien. Andere untersuchen internationale Unterschiede in der Berichterstattung sowie die Manipulation der Meldungen uber bestimmte Angelegenheiten wie die gesellschaftlichen Klassen oder die Entwicklungspolitik.

Die Glasgow Media Group analysierte in den Bad News Studies Fernseh- und Zeitungsmeldungen in Großbritannien (Eldridge, 2000). Mittels Inhaltsanalyse , Interviews sowie beobachtender Teilnahme fanden sie unter anderem heraus, dass Meldungen gegen Gewerkschaften manipuliert waren, in denen diese fur den Bruch der Tarifvereinbarungen und die hohe Inflation verantwortlich gemacht wurden. Martin Harrison ( TV News: Wer manipuliert? , 1985) kritisierte die Methoden der Glasgow Media Group und argumentierte, die GMG untersuche die Manipulation selektiv und prasentiere die eigenen Vorurteile selbst manipuliert als Ergebnis (Street 2001, S. 31).

Herman und Chomsky (1988) schufen die Theorie des Propagandamodells , wonach eine systematische Manipulation der Medien aus der okonomischen Struktur des Landes erwachst. Nach dieser Theorie entscheidet der Medienbesitz der Großunternehmen uber die Meinungsbildung, die Werbefinanzierung sowie die Ubernahme regierungsamtlicher Quellen. Diese vermogen zum Beispiel unabhangige Medien vermittels antikommunistischer Ideologie zu diskreditieren und die breite Offentlichkeit im Interesse von Unternehmen zu manipulieren.

Denkbare Ziele einer Medienmanipulation

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Arten von Manipulation

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  • geopolitische Manipulation [12] .
  • Ethnische oder rassische Manipulation, einschließlich des Rassismus , Nationalismus und Regionalismus .
  • Manipulation durch Unternehmen , einschließlich der Werbung und Public Relations ? Berichterstattung uber politische Kampagnen im Sinne unternehmerischer Interessen, Berichterstattung im Sinne der Medieneigentumer.
  • Klassenmanipulation , sowohl die Manipulation, die eine bestimmte gesellschaftliche Klasse bevorzugt, als auch die Manipulation, die eine Aufteilung der Gesellschaft in soziale Klassen ignoriert.
  • Politische Manipulation, einschließlich der Manipulation fur oder gegen eine bestimmte politische Partei oder einen Kandidaten.
  • Religiose Manipulation, einschließlich der Manipulation, in der eine religiose Sichtweise uber eine andere gestellt wird.
  • Skandalisierung , die etwas Außergewohnliches gegenuber dem Normalen aufbauscht. Dazu zahlt die Praxis, aus kommerziellen Grunden besondere Nachrichten uberzubetonen, zu verzerren oder zu fabrizieren.
  • Desinformation , die gezielt falsche, einseitige oder verzerrte Informationen streut.
  • Agitation und Propaganda (zum Beispiel wahrend des Kalten Krieges ).
  • Die journalistische Luge , die gut ausgewahlt schon deshalb geglaubt wird, weil sie oft als Schlagzeile gedruckt ist. Eventuelle Widerrufe werden so platziert, dass sie kaum Beachtung finden.
  • Hofberichterstattung oder Verlautbarungsjournalismus: die distanzlos-unkritische Veroffentlichung von Informationen im Interesse von Politikern, Parteien oder Institutionen.
  • Politische Korrektheit , die Verwendung und vorgebliche Dominanz ?politisch korrekter“ Sprache als Zensur und Einschrankung der Redefreiheit.

Nationale, kulturelle und ethnische Gesichtspunkte

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Zahlreiche Nachrichtenagenturen neigen zu einer den geographischen, ethnischen und nationalen Erwartungen der Bevolkerung angepassten Berichterstattung.

Westlichen Medien wird haufig vom uberwiegenden Teil der Welt ( Osteuropa , Asien , Afrika und naher Osten ) ihre pro-westliche Haltung hinsichtlich zahlreicher politischer, kultureller und wirtschaftlicher Angelegenheiten vorgeworfen.

In Amerika beschuldigten Politiker des Sudens wahrend der Burgerrechtsbewegung die Medien der Manipulation gegen die Weißen. Film und Fernsehen manipulierten angeblich zugunsten einer ?Rassenvermischung“; zahlreiche Fernsehsendungen und -serien mit ethnisch gemischten Besetzungen wie I Spy oder Star Trek wurden von den Stationen des Sudens nicht gesendet.

Die Medienmanipulation im Sinne einer Religion liegt in jenen Landern auf der Hand, in denen Staat und Medien von einer offiziellen Religion beherrscht werden. Hier kann sich Manipulation gegen andere Glaubensrichtungen klar und mit allen Konsequenzen auswirken.

Auch in den Landern mit Religionsfreiheit und freier Presse unternimmt die vorherrschende Religion große Anstrengungen, um Einfluss auf die Medien zu gewinnen. In den uberwiegend christlichen Nationen tendieren die Journalisten zu einer Berichterstattung uber die Aktivitaten aus dem Bereich des Christentums und dem Ausschluss anderer Glaubensrichtungen.

Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. In atheistischen Landern zeigte die antireligiose Medienpropaganda Wirkung, wie in zahlreichen Landern des Ostblocks im Kalten Krieg.

Mit anderer Motivation verschweigen manche heutige Medien aus eigenem Interesse die Berichterstattung uber jedwede religiose Angelegenheiten, um nicht den Anschein der Bevorzugung einer Glaubensrichtung vor der anderen zu erwecken.

Letztere Art der Manipulation wird haufig in der Berichterstattung uber neue religiose Bewegungen gesehen. Haufig geschieht es, dass die einzige Sichtweise, die der Offentlichkeit uber eine neue religiose Bewegung , umstrittene Gruppe oder einen Kult vermittelt wird, negativ gezeichnet und durch mediale Skandalberichte illustriert wird. Zum Beispiel erfahren die meisten neuen oder Minderheitsreligionen nur dann mediale Beachtung, wenn etwas Skandaloses berichtet werden kann, zum Beispiel ein Massenselbstmord einer Sekte oder illegale Machenschaften der Fuhrung einer religiosen Bewegung.

Nach der Encyclopedia of Social Work (19. Auflage) spielen die Nachrichtenmedien eine entscheidende Rolle bei der offentlichen Akzeptanz von Kulten. Nach einigen Studien haben die Medien durch die bildliche Darstellung die Macht, die Rezipienten dahingehend zu manipulieren, dass sie bestimmte neue Kulte als problematisch, umstritten oder bedrohlich wahrnehmen (Beckford, 1985; Richardson, Best & Bromley, 1991; Victor, 1993). Die Analyse ergab, dass Medienberichte uber Kulte im Wesentlichen auf Polizisten oder ?Kultexperten“ zuruckgingen, die die jeweilige kultische Praxis als gefahrlich und zerstorerisch einstuften, die haufig mit erschreckend uberzogenen Geschichten uber rituelle Folter , sexuellen Missbrauch , Gehirnwasche usw. ausgebaut wurden.

Andere Einflusse

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Medienmanipulation ist nicht prinzipiell politisch. Nachrichtenmedien suchen im Wesentlichen Erfolg bei einem bestimmten Publikum. Viele Menschen interessiert eher die Lokalberichterstattung mit privatem oder regionalem Bezug wie Fotos einer Einschulung, einer Hochzeitsfeier, eine prominente Lokalgroße, ein Empfang, ein Verkehrsunfall oder andere glamourose oder schockierende Meldungen.

So findet der Tod von Millionen Menschen in einem ethnischen Konflikt in Afrika oder Asien in den regionalen Medien eine schmale Randerwahnung, wahrend die Erschießung von funf Angehorigen eines Gymnasiums eine monatelange tiefgehende und facettenreiche Analyse erfahrt. Der Grund fur diese Art der Manipulation ist im Streben nach medialem Publikumserfolg zu suchen. Produzenten und Verleger bieten das an, was ihrer Meinung nach die Masse am meisten interessiert (siehe auch Agendasetting ).

Manipulation der Medien

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Der Begriff ?Medienmanipulation“ kann auch zur Beschreibung eines Versuchs der Manipulation von Medien, mit dem Ziel eine bestimmte Berichterstattung zu erreichen oder zu verhindern, verstanden werden.

Der Gedanke dahinter lautet: Einflussreiche Stellen (zum Beispiel bestimmte Regierungen oder Konzerne) uben ihre Macht sowohl mit offenkundiger als auch versteckter Zensur auf die Medien ihrer oder anderer Lander aus. Andererseits schranken einige Journalisten oder Redakteure aus Scheu vor negativen Konsequenzen freiwillig die Darstellung problematischer Tatsachen ein ( Selbstzensur : ?Schere im Kopf“).

Direkt von der Regierung gelenkte Medien

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Erkennbar ist diese Manipulation in Staaten mit staatlich gelenkten Medien und ohne oder mit stark eingeschrankter Pressefreiheit wie im Dritten Reich , der DDR oder dem heutigen China und Russland sowie allgemein in Diktaturen .

So wurde den gleichgeschalteten Medien im Dritten Reich im Rahmen der ? Pressekonferenzen der Reichsregierung“ nicht nur die Meinung der Regierung, sondern auch gleich die Form der Darstellung vorgegeben, beispielsweise bezuglich der Berichterstattung uber die Kommentare der Westmachte zum Beitritt Spaniens zum Antikominternpakt : ?Nicht als Hauptaufmachung der Blatter herauskommen … keine allzu große Bedeutung beimessen … Bemerkungen uber die italienischen Freiwilligen in Spanien weglassen.“ [13] Als Folge dieser weitreichenden Manipulationen war es dem Regime moglich, große Teile der Bevolkerung noch bis zur Kapitulation zu manipulieren.

1976 bis Ende der 1980er Jahre versuchten Lander der Dritten Welt unter dem Stichwort ?Neue Weltinformationsordnung “ die Dominanz der westlichen Presse in ihren Landern zu brechen. Auf einem Symposium der Blockfreien Staaten im Jahr 1976 wurde erklart: ?Jedes Entwicklungsland hat das Recht, volle Souveranitat uber die Informationen auszuuben“. Zum Abbau des Ungleichgewichtes wurde in einigen Landern die Berichterstattung uber eigene Positionen durch Abschaffung der Pressefreiheit durchgesetzt, wodurch das Projekt zum Schutz der bestehenden Regierung oder bestimmter Interessengruppen ausgenutzt wurde. Seit 1991 sind die Medien in vielen Entwicklungslandern staatsunabhangiger geworden, jedoch besteht oft eine Verfolgung der Journalisten, falls diese uber machtige Wirtschaftsinteressen und organisierte Kriminalitat recherchieren. [14]

Indirekt von der Regierung gelenkte Medien

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Die Regierung kann auch ohne eigene staatliche Medien und direkte PR-Vorgaben einen erheblichen Einfluss auf die Medienberichterstattung ausuben. Dies geschah etwa in vielen lateinamerikanischen Militardiktaturen im 20. Jahrhundert, wo regierungsfreundliche private Medienunternehmen gefordert, andere Medien jedoch, unter anderem durch Verbote, behindert wurden. In Argentinien wurden wahrend der Militardiktatur (1976 bis 1983) im Jahr 1980 die Gesetze verandert und dabei unter anderem verboten, Radio- und Fernsehfrequenzen gemeinnutzigen Organisationen zuzuteilen. In den Massenmedien wurden unter anderem systematische Folter und das Verschwindenlassen von zehntausenden Oppositionellen ( siehe: Desaparecidos ) flachendeckend verschwiegen und stattdessen Propagandameldungen verbreitet. Auch die Ermordung von sukzessive rund 100 Journalisten wahrend der Diktatur blieb unberichtet. [15]

Eine erhohte Beeinflussung bis hin zur Lenkung besteht oft auch in Kriegsgebieten, da Festnahmen von Journalisten aus ?Verdachtsgrunden“ leicht moglich sind und somit die Medien sich oft auf Informationen offizieller Pressekonferenzen verlassen. In den letzten Jahren wurden auch vermehrt die Regeln fur Kriegsberichterstatter erweitert und verscharft. Der Chef der Nachrichtenagentur Associated Press , Tom Curley, etwa kritisierte deshalb 2009 einen anwachsenden Druck des US-Militars auf unabhangige Berichterstatter in Kriegsgebieten sowie eine allgemein zunehmende Beeinflussung der Medien durch das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten . Das Pentagon hat seit 2003 das Budget fur ?Einfluss-Operationen“ um 63 Prozent erweitert, es umfasste 2008 4,7 Milliarden Dollar fur 27.000 Mitarbeiter. [16] [17]

Auch in Demokratien und "gelenkten Demokratien" gelangen im 21. Jahrhundert immer mehr Medien in wirtschaftliche Abhangigkeit von staatlichen Forderungen und Werbeeinschaltungen. Die Medienkritik sieht hier unter anderem in der Inseratenkorruption ein Problem, bei der Regierungen eine positive Berichterstattung belohnen.

Manipulation durch Netzwerke und das Konzept des ?sozialen Kapitals“

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Forschungsansatz, Thesen und Ergebnisse der Untersuchung Krugers

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In Uwe Krugers Dissertation zum Einfluss der Eliten auf deutsche Journalisten und Medien [18] wird ein theoretisches Modell entwickelt, das Medienverhalten mit Hilfe von Pressure Groups und sozialen Netzwerken erklart und das vorhersagt, dass Leitmedien mehr oder weniger den laufenden Diskurs der Eliten reflektieren, aber dessen Grenzen nicht uberschreiten und dessen Pramissen nicht kritisch hinterfragen.

Ausgangsthese Krugers ist, ?dass eine konsensuell geeinte Elite in wichtigen Fragen (Krieg und Frieden, makrookonomische Ordnung) gegen die Interessen eines Großteils der Bevolkerung regieren kann und dass journalistische Eliten zu stark in das Elitenmilieu eingebunden sein konnten, um noch als Anwalte des offentlichen Interesses kritisch-kontrollierend zu wirken.“

Im empirischen Teil fokussiert seine soziale Netzwerkanalyse zunachst die soziale Umgebung von 219 leitenden Redakteuren deutscher Leitmedien. Jeder Dritte unterhielt informelle Kontakte mit Politik- und Wirtschaftseliten; bei vier Außenpolitik-Journalisten, Stefan Kornelius , Klaus-Dieter Frankenberger , Michael Sturmer und Josef Joffe finden sich dichte Netzwerke im US- und NATO-affinen Elitenmilieu. Weitere analysierte Journalisten sind Kai Diekmann (Bild), Peter Frey und Claus Kleber (ZDF) und Matthias Naß (ZEIT).

Eine anschließende Frame-Analyse fragt, inwieweit der Output dieser vier Journalisten in den umstrittenen Fragen der Definition von Sicherheit (erweiterter Sicherheitsbegriff) und Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr auf der Linie der ermittelten Bezugsgruppen liegt. Abschließend werden die Berichte uber die Munchner Sicherheitskonferenz und deren Gegner in funf Tageszeitungen inhaltsanalytisch untersucht. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Eliten-nahen Leitmedien FAZ, Welt und Suddeutsche den auf der Sicherheitskonferenz laufenden Elitendiskurs ausfuhrlich abbilden, dabei aber die Proteste und die Gegenveranstaltung Munchner Friedenskonferenz marginalisieren und delegitimieren. [19]

?Als hoch problematisch erscheinen erstens die direkten Verbindungen zur Wirtschaft, genauer die Beratertatigkeit von Chefredakteuren und Herausgebern fur gewinnorientierte Konzerne: Josef Joffe (Zeit) als Beirat der HypoVereinsbank sowie Stefan Aust (Spiegel) und Helmut Markwort (Focus) als Beirate der Deutschen Telekom AG.

Zweitens muss die Einbindung von Journalisten in eine Organisation der Bundesregierung kritisch gesehen werden, namentlich Klaus-Dieter Frankenberger (FAZ), Stefan Kornelius (SZ) und Peter Frey (ZDF) als Beirate der Bundesakademie fur Sicherheitspolitik , eines Think Tanks im Geschaftsbereich des Bundesverteidigungsministeriums .

Der Beirat berat laut Akademie-Satzung das Kuratorium, das wiederum aus der Bundeskanzlerin sowie den Bundesministern der Verteidigung, des Inneren, des Auswartigen, der Finanzen, der Justiz, fur Wirtschaft und fur Entwicklungshilfe besteht. Die drei Journalisten verpflichteten sich somit, jene Bundesregierung zu beraten, die sie doch eigentlich als Anwalte der Offentlichkeit kritisieren und kontrollieren sollen.” (S. 148) [20]

Zu der Frage, welche Art der Beeinflussung der Journalisten durch die Eliten vorliege, vermutet Kruger, dass ?Journalisten mit Eliten-kompatiblen Werten und Meinungen hohere Chancen (haben), Zugang zu den hochsten Kreisen zu bekommen, und die Einbindung in das Elitenmilieu verstarkt dann uber die Zeit hinweg die Konformitat. Das heißt auch: Journalisten mit Eliten-kompatiblen Meinungen haben bessere Chancen, Karriere zu machen, denn sie konnen im eigenen Haus und in der Branche mit exklusiven Informationen und hochrangigen Interviewpartnern punkten.“ [21] Kruger argumentiert mit dem Konzept des sozialen Kapitals Pierre Bourdieus . [22]

Manipulation der Medien in Deutschland durch die DB

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In Deutschland erregte 2009 ein Fall von Manipulation durch die Deutsche Bahn AG Aufsehen, die die Meinungsmache selbst einraumte. Rudiger Grube , Nachfolger von Hartmut Mehdorn bei der DB, sagte 2009: ?2007 wurden nach Angaben der Bahn fur vorproduzierte Medienbeitrage, fur Blog- und Forenbeitrage, fur Leserbriefe und Meinungsumfragen 1,3 Millionen Euro ausgegeben“ . [23]

Globales Korruptionsbarometer

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Transparency International veroffentlicht in unregelmaßigen Abstanden ein sogenanntes globales Korruptionsbarometer . 2013 hielten 54 Prozent der in Deutschland Befragten die Medien fur korrupt oder sehr korrupt. [24] [25] Auf einer Skala von 1 (uberhaupt nicht korrupt) bis 5 (hochst korrupt) kamen die Medien auf einen Wert von 3,6. Schlechter schnitten nur die Privatwirtschaft (3,7) und die politischen Parteien (3,8) ab. Im Jahre 2010 lag die Bewertung der Medien in Deutschland noch bei 3,0. [26]

Nach einer von YouGov fur Zeit Online durchgefuhrten reprasentativen Umfrage hatten 47 Prozent der Befragten im Dezember 2014 den Eindruck, dass die Medien in Deutschland einseitig berichten und von der Politik gelenkt werden. Nur 40 Prozent hielten die Berichterstattung fur objektiv und unabhangig. [27]

Anfang desselben Monats ergab eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Fernsehsendung Zapp , dass 69 Prozent der wahlberechtigten Bevolkerung in Deutschland weniger oder gar kein Vertrauen in die Medien haben. Lediglich 29 Prozent bekundeten großes oder sehr großes Vertrauen. [28]

Beide Umfragen stehen im Kontext der Darstellung des Ukraine-Konflikts in den Medien.

Eine Emnid-Umfrage 2016 ergab, dass nur 34 Prozent der Befragten die Berichterstattung der deutschen Nachrichtenmedien fur wirklich unabhangig halt. [29]

Wahrend diese Umfragen nur den gefuhlten Eindruck des Publikums wiedergeben, untersuchen Einflussstudien, inwiefern tatsachlich ein Einfluss messbar ist. [30]

Die politische Manipulierbarkeit der Massenmedien ist eine Eigenschaft, mit der sie von Anbeginn seit der Erfindung der Druckerpresse belastet sind. Die hohen Kosten der fruheren Druckausrustung schrankten die Medienproduktion anfangs ein. Die Verleger bedienten haufig die Interessen großer oder machtiger sozialer Gruppen .

John Miltons Flugschrift Areopagitica , eine Rede fur die Freiheit des unlizenzierten Drucks , veroffentlicht 1644, war eine der ersten Publikationen fur die Pressefreiheit .

Im 19. Jahrhundert erkannten Journalisten das Prinzip der unparteiischen Berichterstattung als wesentlichen Bestandteil journalistischer Ethik . Dieses traf mit dem Aufstieg des Journalismus als einem sozialen Macht ­faktor zusammen und hat bis heute Gultigkeit, wobei gewissenhafte und um Objektivitat bemuhte Journalisten von Vorwurfen der Manipulation nicht getroffen werden.

Ebenso wie die Presse dienten die Rundfunkmedien (Radio und Fernsehen) von Anbeginn als Propagandainstrument , eine Tendenz, die sich in der ursprunglichen Verfugungsgewalt nationaler Regierungen uber das gesamte Sendungsspektrum zeigt. Obgleich ein Prozess der Medienderegulierung die Mehrheit westlicher Rundfunkmedien in private Hande gelegt hat, besteht noch eine starke Regierungsprasenz bzw. ein Regierungs monopol bei den Rundfunkmedien bestimmter Lander der Erde. Auf der anderen Seite fuhrt die Privatisierung der Medien im Gegenzug haufig zu einer Konzentration in den Handen weniger Medienkonzerne , woraus wiederum bestimmte Formen medialer Manipulation erwachsen.

1798 verabschiedeten die USA die Alien and Sedition Acts , ein Verbot der Veroffentlichung ?falscher, skandaloser oder boswilliger Berichte“ gegen die Regierung, einschließlich jeder offentlichen Opposition gegen irgendein Gesetz oder einer Handlung des Prasidenten in der Presse (bis 1801 in Kraft).

Wahrend des Amerikanischen Burgerkriegs beschuldigte Prasident Abraham Lincoln die Presse der Frontstaaten der Manipulation zugunsten des Sudens und ordnete das Verbot zahlreicher Zeitungen an.

Mit dem vorgetauschten Uberfall angeblicher Polen auf den deutschen Sender Gleiwitz 1939 wurde propagandistisch der Eintritt Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg und der Uberfall auf Polen gerechtfertigt.

Hitler beschuldigte die Presse der marxistischen Manipulation und fand Beifall bei NS -unterstutzenden Medien in England und den USA. Im Zweiten Weltkrieg behaupteten auf deutscher Seite stehende Politiker, die internationalen Medien wurden von Juden gesteuert. Berichte uber eine deutsche Misshandlung der Juden seien manipuliert und entbehrten jeder Grundlage. Hollywood bezeichnete man als Brutstatte judischer Manipulation und Filme wie Charlie Chaplins ? Der große Diktator “ mussten dafur als Beweis herhalten.

Der medial manipulierte Tonkin-Zwischenfall von 1964 bot der US-Regierung den Vorwand zum Einstieg in den Vietnamkrieg . Im Verlauf des Krieges beschuldigte Vizeprasident Spiro Agnew seinerseits die Presse der antiamerikanischen Manipulation. [31]

1968 bot ein medial aufgebauschter Hilferuf von (Zitat der Nachrichtenagentur Tass ) ?Personlichkeiten der Partei und des Staates der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik an die Sowjetunion“ die propagandistische Rechtfertigung zum Einmarsch von Truppen der Sowjetunion , Polens , Ungarns und Bulgariens in die CSSR. [32] Die Kommunistische Partei in der CSSR stand in Wirklichkeit weitgehend hinter der gesturzten Regierung.

In den 1980er Jahren beschuldigte die Regierung Sudafrikas die Presse der Manipulation gegen die Regierung und leitete Zensurmaßnahmen ein. 1989 erließ die Regierung ein dreimonatiges Verbot der Zeitung New Nation wegen der Veroffentlichung von Anti- Apartheid -Propaganda. Andere Zeitungen ? weitgehend zensiert ? veroffentlichten die zensierten geschwarzten Abschnitte als solche, um den Umfang der regierungsamtlichen Zensur zu demonstrieren.

Manipulationen wirken nachhaltig, wenn sie emotional bewegen. 1990 bewog die Brutkastenluge die US-Amerikaner zur Zustimmung des Einstieges in den Zweiten Golfkrieg . Ergreifende Bilder angeblich in kuwaitisch - irakischen Gewassern treibender olverschmierter Kormorane stellten sich spater als Fotos der Exxon-Valdez -Katastrophe heraus. [33]

Im November 2005 raumte George W. Bush ein, dass die als Kriegsgrund fur den Irakkrieg herangezogenen angeblichen Beweise der Existenz von Massenvernichtungswaffen jeder Grundlage entbehrten. Dabei vermied er das Wort Manipulation. [34]

Nicht alle Anklagen uber Manipulation sind politisch. Der Autor Martin Gardner beschuldigte die Unterhaltungsmedien pseudowissenschaftlicher Manipulation. Er behauptete, Fernsehsendungen wie Akte X ? Die unheimlichen Falle des FBI forderten den Aberglauben .

  • Horst Volz : Information und Medienwissenschaft. Shaker Verlag, Duren 2020, ISBN 978-3-8440-7641-7 .
  • Uwe Kruger : Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten ? eine kritische Netzwerkanalyse . Herbert von Halem Verlag (Reihe des Instituts fur Praktische Journalismus- und Kommunikationsforschung), Koln 2013, ISBN 978-3-86962-070-1 .
  • Rainer Strzolka: Das Internet als Weltbibliothek. Suchmaschinen und ihre Bedeutung fur den Wissenserwerb ? ein Beitrag zur Zensurdiskussion. Simon-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-940862-00-6 .
  • Tabea Jerrentrup: MedienMacht. Medienwirkungen bezogen auf Wahrnehmung, Gesellschaft, Kommunikation und Individuum. Berlin 2005, ISBN 3-86553-135-0 .
  • Thymian Bussemer: Propaganda. Konzepte und Theorien. Verlag fur Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8100-4201-3 .
  • Peter Forster : Die verkaufte Wahrheit ? Wie uns Medien und Machtige in die Irre fuhren. Verlag Huber, Frauenfeld 2005, ISBN 3-7193-1338-7 .
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  2. Niklas Luhmann: Veranderungen im System gesellschaftlicher Kommunikation und die Massenmedien. In: Oskar Schatz (Hrsg.): Die elektronische Revolution. Graz 1975, S. 21.
  3. Winfried Schulz: Die Konstruktion von Realitat in den Nachrichtenmedien. Munchen 1976, ISBN 3-495-47331-9 , Seite 27
  4. Gunter Wallraff: Der Aufmacher. Koln 1977, ISBN 3-462-01257-6 , S. 9.
  5. Netzeitung: Aldi boykottiert ≪Suddeutsche Zeitung≫ ( Memento vom 8. Mai 2004 im Internet Archive ), 18. April 2004.
  6. Frontal21: Gekaufte Beitrage ? PR als Information gesendet ( Memento vom 2. September 2014 im Internet Archive ), Sendung vom 17. Juli 2007.
  7. Was ist der ARD-Programmbeirat? ( Memento vom 24. Marz 2013 im Internet Archive )
  8. Malte Daniljuk: Ukraine-Konflikt: ARD-Programmbeirat bestatigt Publikumskritik. In: Telepolis. heise.de, 18. September 2014, abgerufen am 19. September 2014 .
  9. Joachim Huber: ARD kritisiert ARD. tagesspiegel.de, 18. September 2014, abgerufen am 19. September 2014 .
  10. Broadcasting Act, 1991. In: Canadian Radio-television and Telecommunications Commission. Abgerufen am 8. September 2009 (englisch).
  11. vgl. Gesellschaftliche Folgen der Medienkonzentration ? (Publikation der Bundeszentrale fur politische Bildung von 2004)
  12. Oliver Muser: USA-Russland-Konflikt: Hoheitskampf um die Meinung anderer. Stimme Russlands, 20. Juni 2013, archiviert vom Original am 1. April 2016 ; abgerufen am 1. April 2016 .
  13. Pressekonferenz der Reichsregierung, zitiert nach Fritz Sanger : Politik der Tauschungen. Wien, 1975, ISBN 3-203-50542-8 , S. 323.
  14. Uberblicksartikel: Neue Weltinformationsordnung , von Renate Wilke-Launer, in: Zeitschrift fur okumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit.
  15. Deutschlandradio Feature: Mediale Kreuzzuge , 17. Marz 2009
  16. Huffington Post: AP CEO: Bush Turned Military Into Propaganda Machine ( Memento vom 10. Marz 2016 im Internet Archive ), 6. Februar 2009.
  17. 27'000 PR-Berater polieren Image der USA
  18. Uwe Kruger: Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und AlphaJournalisten ? eine kritische Netzwerkanalyse . Koln 2013.
  19. Klappentext der Buchausgabe.
  20. Die Verflechtungen von Leitmedien, Politik und Wirtschaft , auf isw-muenchen.de, abgerufen am 13. Januar 2019
  21. Journalismusforschung: "Ganz auf Linie mit den Eliten" , auf heise.de
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  23. Bahn entbindet Verantwortlichen fur verdeckte Meinungsmache. Abgerufen am 13. Januar 2019 .
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  25. Global Corruption Barometer 2013 ? National results. In: transparency.org. Transparency International, abgerufen am 30. Januar 2015 (englisch).
  26. Globales Korruptionsbarometer 2013. Medien werden erstmals als korrupter wahrgenommen als Offentliche Verwaltung und Parlament. In: transparency.de. ransparency International Deutschland e. V., 9. Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 23. August 2015 ; abgerufen am 30. Januar 2015 (Pressemitteilung).
  27. Umfrage: Fast jeder Zweite misstraut den Medien. In: zeit.de. Zeit Online, 22. Dezember 2014, abgerufen am 30. Januar 2015 .
  28. Annette Leiterer: ZAPP Studie: Vertrauen in Medien ist gesunken. In: ndr.de. Norddeutscher Rundfunk, abgerufen am 30. Januar 2015 .
  29. Studie: Deutsche halten Nachrichtenmedien fur gelenkt. In: Zeit Online. 2. Mai 2016, abgerufen am 24. Juli 2016 .
  30. z. B. in Europaisches Journalismus-Observatorium -Masterarbeit zum Einfluss von PR auf Tageszeitungen im Tessin oder die Diplomarbeit von Tobias Hohn
  31. Dokumente aus dem Nationalen Sicherheitsarchiv: The Gulf of Tonkin Incident, 40 Years Later. August 2004.
  32. Aufzeichnung des Gesprachs zwischen Willy Brandt und Georges Pompidou (21. Juni 1973)
  33. Bild Kormoran
  34. Amerikadienst (14. Dezember 2005): Irakische Wahlen sind ein Wendepunkt fur die Demokratie . Abgerufen am 13. Januar 2020 .