Maximilian Graf von Soden-Fraunhofen
(*
7. August
1844
in
Ludwigsburg
; †
22. Dezember
1922
in
Munchen
) war ein bayerischer
Gutsbesitzer
und Politiker der
Deutschen Zentrumspartei
. Er war
Mitglied des Reichstages
(1874?1884), Mitglied der bayerischen
Kammer der Abgeordneten
(1875?1893) und Mitglied der bayerischen
Kammer der Reichsrate
(1895?1918). Von 1912 bis 1916 amtierte er als
Innenminister Bayerns
.
Soden (seit 1869 Soden-Fraunhofen) wurde als Sohn des Regierungsprasidenten von Ludwigsburg
August von Soden
und dessen Frau Helene, die aus dem
oberpfalzischen
Grafengeschlecht
der
Drechsel-Deuffstetten
stammte, geboren. Er studierte
Rechtswissenschaft
an den Universitaten
Tubingen
,
Berlin
und
Munchen
, wo er 1868 das theoretische Staatsexamen ablegte. In Tubingen war Soden am 15. Juli 1864 im
Corps Suevia Tubingen
recipiert
worden.
[1]
[2]
Schon in Tubingen begegnete er erstmals Kronprinz
Ludwig
, mit dem er Mitte der 1860er Jahre an der
Akademie fur Forst- und Landwirthe zu Tharandt
studierte und dem er lebenslang freundschaftlich verbunden bleiben sollte. Nach Abschluss des Studiums arbeitete Soden kurzzeitig als Rechtspraktikant in Munchen und
Vilshofen
.
[3]
Nach dem Tod seines Großonkels Carl August von Fraunhofen (1794?1865) ubernahm Soden dessen Erbe, das
Fideikommiß
Neufraunhofen
in
Niederbayern
, wohin er 1867 ubersiedelte. Er baute das Gut, das er zunachst teilweise verpachtete und seit den 1890er Jahren in eigener Regie bewirtschaftete, zu einem landwirtschaftlichen Mustergut aus, zu dem auch zwei rentable Brauereien gehorten. Soden entwickelte sich zu einem der einflussreichsten Agrarpolitiker seiner Zeit, in dessen Person sich eine Vielzahl wichtiger Amter in Verbanden und Kreditorganisationen verbanden: So war er Prasident des
Landwirtschaftlichen Vereins
, Vizeprasident des
Deutschen Landwirtschaftsrates
, Aufsichtsratsvorsitzender der
Bayerischen Landwirtschaftsbank
und der
Zentraldarlehenskasse der landwirtschaftlichen Genossenschaften
, erster Direktor des
Landesverbandes der Darlehenskassen
und Aufsichtsrat der
Suddeutschen Bodenkreditbank
.
[4]
Soden-Fraunhofen kandidierte 1871 erstmals fur den
Reichstag
, unterlag im Wahlkreis Pfarrkirchen aber einem liberalen Mitbewerber. Bei den Reichstagswahlen 1874 gewann er den
Reichstagswahlkreis Oberbayern 5
(
Wasserburg am Inn
) in dem er 1877, 1878 und 1881 wiedergewahlt wurde.
[5]
Gefordert durch
Georg von Franckenstein
, den Vorsitzenden der Zentrumsfraktion, stieg Soden-Fraunhofen schnell in den Fuhrungszirkel der Reichstagsfraktion auf. Im Reichstag widmete er sich der
Sozialgesetzgebung
, insbesondere der landwirtschaftlichen Unfallversicherung, und setzte sich gemeinsam mit Franckenstein fur die Verstarkung des
Foderalismus
im Reich ein.
[6]
Radikale Positionen, die die Legitimitat des Reiches bestritten, wie sie von
Georg Ratzinger
vertreten wurden, der der Fraktion 1877/78 fur kurze Zeit angehorte, lehnte Soden-Fraunhofen mit Franckenstein und
Ludwig Windthorst
entschieden ab. Im
Septennatsstreit
1886/87 bemuhte sich Soden-Fraunhofen als ehemaliger Abgeordneter erfolglos, seine freundschaftliche Beziehung zu Franckenstein zu nutzen, um fur die Zustimmung der Zentrumsfraktion zur Militarvorlage zu werben.
[7]
Im Juli 1875 wurde Soden-Fraunhofen im Wahlkreis
Wasserburg
in die
Kammer der Abgeordneten
des
Bayerischen Landtags
gewahlt, 1881 und 1887 konnte er sich im Wahlkreis
Freising
durchsetzen.
[8]
Innerhalb der
patriotischen
Landtagsfraktion (seit 1887 Zentrumsfraktion) kann er dem ?sehr gemaßigten Flugel“
[9]
zugerechnet werden. So lehnte er nach den Wahlen von 1881 die von
Alois Rittler
verfochtene Oppositionsstrategie entschieden ab, die darauf abzielte, den Rucktritt der koniglichen Minister durch kollektive Mandatsniederlegung zu erzwingen.
[10]
Als aber das Ministerium
Lutz
im April 1886 bei den Landtagsfraktionen sondieren ließ, ob der Landtag in der Verschuldungskrise
Ludwigs II.
helfen wurde, gehorte Soden-Fraunhofen zu den zu Rate gezogenen patriotischen Abgeordneten, die eine Unterstutzung verweigerten.
[11]
Bei den Wahlen zur Abgeordnetenkammer im Juli 1893, die durch die Krise der Landwirtschaft und die Agitation des
Bayerischen Bauernbunds
gepragt waren, unterlag Soden-Frauenhofen in seinem Freisinger Wahlkreis.
[12]
Im September 1895 wurde Soden-Fraunhofen zum
Reichsrat
auf Lebenszeit ernannt und gehorte der Kammer der Reichsrate bis zu deren Ende 1918 an. Von 1907 bis 1912 war er Vorsitzender des einflussreichen Finanzausschusses der Kammer. Seine politischen Schwerpunkte setzte er auch als Reichsrat in den Bereichen Sozial-, Wirtschafts-, Verkehrs- und Agrarpolitik.
[13]
Auf diesen Feldern wurde Soden-Fraunhofen als konservativer Vertreter einer staatsinterventionistischen, landwirtschaftsfreundlichen und sozialpolitisch aufgeschlossenen Politik zum großen Gegenspieler
Adolf von Auers
, dem einflussreichsten Vertreter des
Wirtschaftsliberalismus
in der Kammer.
[14]
Im Februar 1912 wurde Soden-Fraunhofen zum bayerischen Innenminister berufen. Er trat in die Regierung
Georg von Hertlings
ein, der
Clemens von Podewils-Durniz
als Vorsitzender im Ministerrat abgelost hatte. Hertlings Ernennung bedeutete, dass in Bayern erstmals seit 1869 ein Vertreter der Partei, die in der Abgeordnetenkammer die Mehrheit stellte, die Regierung fuhrte. Hertling selbst wollte darin ausdrucklich keine
Parlamentarisierung
des politischen Systems sehen und berief ein Beamtenkabinett, dem mit Innenminister Soden-Fraunhofen nur ein weiterer profilierter Zentrumspolitiker angehorte.
[15]
Dieser geriet in den ersten Kriegsjahren in einen Konflikt mit dem Kriegsminister
Otto Kreß von Kressenstein
, der fur die
Pressezensur
zustandig war. Soden-Fraunhofen war als Innenminister fur die Ernahrungslage im Krieg verantwortlich und wurde seit 1915/16 in der liberalen und sozialdemokratischen Presse bezichtigt, die Interessen der Landwirtschaft einseitig zu bevorzugen. Er sah dadurch die Staatsautoritat untergraben und forderte Zensurmaßnahmen, die Kreß aber ablehnte. In dem entstandenen Streit fuhlte sich Soden-Fraunhofen von seinen Ministerkollegen nicht unterstutzt, insbesondere auch von Hertling selbst, weshalb er Anfang Dezember 1916 zurucktrat.
[16]
Maximilian von Soden-Fraunhofen war seit 1869 mit Franziska von Aretin auf Haidenburg verheiratet und somit Schwiegersohn von
Peter Karl von Aretin
. Er starb 1922, verbittert durch die
Novemberrevolution
1918, in seiner Munchner Stadtwohnung in der
Theatinerstraße
an den Folgen einer Lungenentzundung.
[17]
Fur seine Verdienste wurde Soden-Fraunhofen 1905 durch
Prinzregent
Luitpold von Bayern
mit dem
Komturkreuz
des
Verdienstordens der Bayerischen Krone
ausgezeichnet, 1914 durch Konig
Ludwig III.
mit dem
Großkreuz
des
Verdienstordens vom Heiligen Michael
.
[18]
1916 erhob ihn Ludwig III. in den erblichen Grafenstand. Zudem war er Trager des Großkreuzes des papstlichen
Gregoriusordens
und
Ehrendoktor
der
Technischen Hochschule Munchen
. Er war
Bayerischer Staatsrat
und trug den Titel
Exzellenz
.
[19]
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