Mathias Zdarsky
[
?zdarski
] (*
25. Februar
1856
in
Kozichowitz
bei
Trebitsch
; †
20. Juni
1940
in
St. Polten
) war einer der ersten
Skipioniere
und gilt als einer der Begrunder der
alpinen Skilauftechnik
. Außerdem war er als
Lehrer
,
Maler
und
Bildhauer
tatig.
Mathias Zdarsky war das zehnte Kind eines
Sagemullers
in Kozichowitz. Zdarsky war in der Kindheit auf einem Auge erblindet,
maturierte
im Jahr 1878 an der Lehrerbildungsanstalt in
Brunn
und arbeitete bis 1883 als Lehrer. Anschließend studierte er in Munchen und Zurich Malerei, Bildhauerei, aber auch Technik. Wahrend seines Studiums absolvierte er zahlreiche Reisen entlang der Donau sowie nach
Bosnien
,
Italien
und Nordafrika, wo er uberall auch zahlreiche Skizzen und Bilder anfertigte.
Der begeisterte Turner interessierte sich unter anderem auch fur das Fliegen. Wahrend dieser Zeit des Studiums erwarb er in
Lilienfeld
eine Landwirtschaft, auf welcher er bis zu seinem Tod als Selbstversorger lebte. Er baute sich ein nach damaligen Gesichtspunkten modernes und funktionelles Haus (u. a. in
Stahlbetonbauweise
) mit einem solarbeheizten Schwimmbad.
Angeregt von
Fridtjof Nansens
Durchquerung
Gronlands
begann er sich, wie viele Zeitgenossen, fur die Jahrhunderte alte nordische Skifahrtechnik zu interessieren.
Es gibt in Norwegen zwei sehr stabile Stahlbackenbindungen, 1888 eine von Schuster mit verstellbaren Lederriemen und 1894 eine von Huitfeldt mit einem Langriemen, der sie untauglich fur das Hochgebirge macht. Trotzdem bevorzugten die meisten Norweger und deren Anhanger in Mitteleuropa sogar noch nach der Jahrhundertwende die instabile Schilfrohrbindung, ohne diese zu modifizieren.
[1]
Zdarsky ließ sich 1890 aus Norwegen ein Paar Skier mit der damals ublichen
Rohrstabbindung
kommen (2,94 m lang und 4¾ kg schwer) und probierte sie sofort in der Praxis aus. Ohne Probleme im flachen Teilstuck gut vorankommend, fuhren die Skier in der Steigung plotzlich zuruck und Zdarsky stellte bald fest, dass sie Steigungen ungeeignet waren. Ein Grund war, dass die damals ubliche Bindung dem Fuß zu wenig Halt gab.
Von 1890 bis 1896 entwickelte er die seitenstabile, stark gefederte
Lilienfelder Stahlsohlenbindung
, die den Ski lenkbar machte, weil die Ferse nicht mehr seitlich abrutschen konnte, zudem verkurzte er den Ski auf ca. 2 m und machte so erstmals das Befahren von Steilhangen und
Torlaufe
moglich. Wahrend der Erforschung bzw. Entwicklung gelangen ihm die ersten zwei
Bogen
, doch die folgenden zwanzig fuhrten immer zum Sturz. Bei den gelungenen Versuchen war der bogeninnere Ski flach. Das einleuchtende Ergebnis war die Regel:
Brettel flach!
Ein gelungener Bogen nach dem anderen bestatigte die Richtigkeit. Der
Stemmbogen
war entdeckt, allerdings wurde bis 1908 in keinem Lehrbuch dieser
Stemmbogen
beschrieben. Daher veroffentlichte er im November 1896 sein Buch ?Die Lilienfelder Skilauftechnik“. Da sich in Wien kein Verleger fand, wurde es bei einem Hamburger Verleger, der Verlagsanstalt und Druckerei A.G. (vorm. J. F. Richter) gedruckt. Das Werk wurde in gekurzter und veranderter Form bis 1925 in 17 Auflagen veroffentlicht.
[2]
Die von Zdarsky entwickelte ?Alpine (Lilienfelder) Skifahr-Technik“ war die erste mit einem Stemmbogen mit Berg- oder Talstemme, sowie dem ?Schlangenschwung“ mit mehreren Stemmbogen hintereinander, weshalb er als Begrunder des
alpinen Skilaufs
gilt.
Zdarsky machte die Skilange bereits fruh von der Beinlange bzw. der Korpergroße des Skifahrers abhangig, d. h. er stimmte die Skibreite auf das jeweilige Gewicht der Person ab und erreichte damit einen fiktiven Kurvenradius von ca. 42 Metern, der enge Spuren in Kurven ermoglichte. Dabei erkannte er bereits die Bedeutung von flexibler Taillierung bei Belastung, einer Vorform der heutigen
Carving-Skis
. Die Schuhspitze positionierte er vor der Skimitte, die sich aus Arm- und Fußlange ergab.
[3]
Seine Bindung wurde 1896 mit der Nr. 31.366 vom Patentamt Wien patentiert,
[4]
und wurde die Grundlage moderner Skitourenbindungen, statt einer Stahlsohle, aber mit Rundstahl oder Vierkantrohren.
Georg Bilgeri
entwickelte Zdarskys Bindung weiter, indem er Anordnung der Feder anderte
[5]
. Bilgeri anerkannte am 31. Januar 1910 die Abhangigkeit seines Patents von der Bindung Zdarskys, welcher dafur eine Entschadigung von 12.000 Kronen (2023 rund 84.000 Euro) nach einem entsprechenden Prozess erhielt. Bilgeri musste zudem noch die Prozesskosten von 1.000 Kronen bezahlen. Das k.u.k. Patentamt erklarte die Bilgeribindung als Zusatzpatent. Aufgrund der damaligen Gesetzeslage konnte Bilgeri, auch nach der Entschadigungszahlung, seine Bindung nur mit Erlaubnis von Zdarsky gewerblich verwerten. Dieser erteilte Bilgeri die Erlaubnis zur Verwertung, er machte spater sogar Werbung fur die
Bilgeribindung
in seinen Lehrplanen. Die Bilgeribindung hatte allerdings einen Schwachpunkt am Ubergang der Feder zur Welle mit der die Spannung verandert werden konnte, denn dort ist sie aufgrund von Qualitatsmangeln des Ofteren gebrochen.
[6]
Zdarsky wollte von 1896 bis 1899 seine Technik und die Bindung mit anderen auf 40 Grad steilem Gelande vergleichen, wurde dabei aber kritisiert, wie z. B.: ?das ist kein Skiterrain, da schauen wir erst gar nicht zu“. 1899 bot er einen offentlichen Wettstreit auf beliebigen Piste in Mitteleuropas an, bei dem sein Gegner auf 35- bis 50-gradigem Gelande Zdarskys Spur einhalten musste. Er musste dabei eine Schilfrohrbindung verwenden und die ?angebliche“ norwegische Technik, die z. B. keinen, in einem Buch beschriebenen, Stemmbogen kennt. Als Einsatz fur diesen Wettkampf bot Zdarsky 1.000
Mark
(heute rund 7.900 €) fur jeden der diese Aufgabe meistert. Alle die sich dem Wettkampf stellten, traten von diesem zuruck, als sie das schwierige Gelande sahen. Zdarsky fuhr zu dieser Zeit besser und sicherer als jeder andere.
[1]
Auch 1903 gab es immer noch Gegner, die sein System kritisierten, ohne dieses jemals getestet zu haben, wie die folgende Episode zeigt: Der erfahrene Alpinist Rickmers weilte einige Wochen in
St. Moritz
zum Skilaufen und begegnete einem selbsternannten ?Experten“ der sich uber ihn und die Lilienfelder-Bindung lustig machte. Zur Antwort fuhr er vor aller Augen eine 45 bis 50 Grad steile, 300 m hohe Halde hinab und bot dem erstaunten Herausforderer zehntausend
Franc
(rund 23.000 €), wenn er diese auch befahren konne. Dieser nahm aber nicht an.
Ironischerweise wurde am 8. Februar 1892 das erste Mal ein Berg in Osterreich mit Skiern (das 1782 m hohe
Stuhleck
) durch zwei Vertreter der ?angeblichen“
norwegischen Technik
,
Toni Schruf
und Max Kleinoscheg, von
Murzzuschlag
aus bestiegen. Die Besteigung uber ca. 800 hm ist bemerkenswert, weil sie mit einer instabilen norwegischen Rohrstabbindung
[7]
durchgefuhrt wurde. Die Abfahrt war Mangels brauchbarer alpiner Skitechnik mit vielen Sturzen verbunden. In Norwegen gab es 1892 keine einheitliche Skitechnik, die sich fur alpines Skigelande eignet. Dies bestatigt auch die Aussage von Hassa Horn 1905 beim Technikvergleich am Schneeberg. 1896 veroffentlicht der Norweger Fritz Huitfeldt sein erstes, 64 seitiges Skibuch, das nur auf 4 Seiten einen Telemarkschwung
[8]
, aber keinen brauchbaren Abfahrts- bzw. Bremsschwung beschreibt, aber auf 6 Seiten das Bremsen mit einem gefahrlich kurzen Stock der auf Kopfhohe endet
[9]
. Die zweite Ausgabe 1907 von Fritz Huitfeldt ist auf Deutsch, leider identisch mit der Erstausgabe und im Besitz der Nostalgiegruppe Traisen.
Der 1904/05 gegrundete
Osterreichische Skiverband
ignorierte aus Konkurrenzdenken lange Jahre bewusst das Wirken Zdarskys.
[3]
Verbreitung
[10]
fanden Zdarskys Technik und Skier ab 1903 bei den k.u.k. Skidetachment Kaiserjagern und Tiroler Landesschutzen mit dem Leiter Georg Bilgeri. Hr. Bilgeri hat sich durch Zdarsky´s Buch mit der Technik vertraut gemacht. Er hat nach eingehender Prufung aller Systeme sich fur Zdarsky entschieden, da es ihm ermoglichte seine Mannschaft in kurzer Zeit zur vollen Leistungsfahigkeit auszubilden. Ihm fehlten die Mittel um alle mit Lilienfelder Skier auszurusten (Ski mit Bindung 25 Kronen - 175 € - 2024). So kombinierte er eine Lilienfelder- mit Muller-
[11]
und Ellefsenbindung
[12]
mit vergleichbaren Qualitaten. Von Kitzbuhel aus machte sich Bilgeri mit den vorgenannten Soldaten auf zur funftagigen und bisher schwierigsten Militartour im Hochgebirge. Sie uberwanden dabei mehrere Jochs und Gipfel uber Felbertauern und Matrei nach Lienz mit ca. 10.000 Hm. Bei den Abfahrten befuhren sie Dank Zdarskys Technik und der kompetenten Fuhrung Bilgeris bis zu 50° steile Hange. Am 13. Februar 1905 bestiegen sie das Kitzbuheler Horn (1996 m) und alle nutzten, wie mehrere Originalbilder belegen
[13]
, nur einen langen Stock wie Hr. Zdarsky.
Der Norweger Fritz Huitfeldt veroffentlichte 1907 auch auf Deutsch sein zweites, 59 Seiten starkes Lehrbuch, in welchem er auf sieben Seiten seine
Huitfeldtbindung
[14]
ausfuhrlich beschrieb und die Existenz anderer damals existierender brauchbarer Skibindungen verschwieg, obwohl ab 1894 Norweger regelmaßig zu Wintersportfesten nach Wien eingeladen wurden und diese die anderen Bindungen dort kennenlernten. Huitfeldt beschreibt 1907 auf sechs Seiten das Bremsen mit einem kurzen Stock
[15]
, wofur Zdarsky jahrelang angegriffen wurde, dessen langer Stock im Gebirge aber uberwiegend sinnvoll ist.
[16]
1898 grundete Zdarsky den
Lilienfelder Skiverein
, 1900 den
Internationalen Alpen Ski-Verein
(spater umbenannt in
Alpen Ski-Verein
), der mit seinen 1.889 Mitgliedern vor dem
Ersten Weltkrieg
der großte Skiverein Mitteleuropas war. Mitglieder im Verein konnten nur bereits geubte Skilaufer werden, die durch einen der Fahrwarte vorzuschlagen waren. Noch nicht geubte Personen konnten als Teilnehmer beitreten und erhalten durch die Lehrwarte Unterricht. Der Verein veranstaltete Ausfluge in die osterreichischen Alpen, ließ Bergfuhrer ausbilden und rustete mit Skiern aus. Ab 1900 gibt es die ersten Kurse fur den Alpen Skiverein an verschiedenen Platzen. Der Ubungsplatz fur Wien war auf der
Hackenbergwiese
in der Nahe des
Bahnhofs Hutteldorf-Hacking
gelegen. Ferner in Lilienfeld-Habernreith durch Zdarsky sowie auf dem
Semmering
beim Hotel Stefanie.
[17]
[18]
Am 5. Janner 1905 trafen sich ca. 60 Skilaufer in
Puchberg am Schneeberg
zu einem Vergleich der norwegischen und Lilienfelder Skilauftechnik
[1]
. Hassa Horn, ein sehr guter Skilaufer aus
Christiania
, war offizieller Delegierter des
Foreningen til Skiidraettens Fremme
(
norwegischer Skiverband
). Schneemangel, Regen und Sturm verhinderten ein großeres Unternehmen. Geplant war eine Abfahrt durch die obere ca. 50° steile und ca. 15 m schmale Rinne der breiten Ries, welche aufgrund der außeren Bedingungen nicht moglich war. So wurde nur ein kleiner Teil der
Breiten Rieß
mit ca. 30° ? 40° von ca. 30 Skifahrern zum Vergleich genutzt. Zdarsky legte eine sturzfreie Spur uber 400 Hohenmeter, wahrend ihm anderen Skilaufer zusahen. Hassa Horn legte fast den ganzen Teil der Strecke mit Bogen zuruck und nutzte dabei die sogenannte
Schusterbindung
, eine sehr seitenstabile Metallbackenbindung mit verstellbarem Lederriemen, der quer durch den Ski gefuhrt wird und deswegen bei schlechten Schneebedingungen schon in wenigen Tagen unbrauchbar sein kann.
Am 7. Janner stiegen alle zum eingeschneiten
Schneeberghaus
auf und fuhren nach einer Pause zum
Baumgartnerhaus
hinab. Zdarsky und Horn fuhren gemeinsam ab und trotz ihrer unterschiedlichen Technik erreichten beide gleichzeitig das Baumgartnerhaus, von wo es entlang der Strecke der
Zahnradbahn
hinab nach Puchberg ging. Am Ende dieser improvisierten Skitage waren alle Parteien zufrieden und reichten sich bruderlich die Hande. Horn, der damals als bester Skilaufer Norwegens galt, fasste zusammen: Zdarsky hatte eine einfache, systematische Anleitung geschaffen, mit welcher schnell Fortschritte erzielt werden konnten, wahrend in Norwegen eine solche unbekannt war und beinahe jeder bedeutende Skilaufer seine eigene Technik benutzte.
Zdarsky hat ca. 15 Jahre lang seine intellektuelle Seite befriedigt um dann Habernreuth als Lebensmittelpunkt zu wahlen
[19]
. Sein selbstgewahlter, aber vorubergehender Ruckzug ist fur manchen sicher schwer verstandlich. Nach der Entwicklung der Technik und der Skier trat er an die Offentlichkeit und verbrachte viel Zeit außerhalb von Lilienfeld. Die Turen in seinem Haus standen fur Skilaufer immer offen, wovon auch rege Gebrauch gemacht wurde, sogar noch nach der Beendigung seiner Lehrtatigkeit.
Der alpine Skiverein Munchen fuhrte 1911 seinen III. Kurs mit Zdarsky und 150 Teilnehmern durch. Er befragte danach wieder seine Teilnehmer mit sehr positiven Ruckmeldungen uber Zdarskys Lehrmethode und ihn als Kursleiter. Allerdings wunschten sie sich eine Teilung der Gruppen in Anfanger und Fortgeschrittene. Die Gruppengroßen sind sehr kritisch zu sehen und konnten nur mit viel Disziplin von Seiten der Teilnehmer bewaltigt werden.
Zdarsky profitierte von seinem Studium zum Lehrer und war als sehr guter Padagoge bekannt und seine humorvolle Art war bei den Kursen beliebt.
[20]
Am 19. Marz 1905 organisierte er am
Muckenkogel
bei
Lilienfeld
unter der Bezeichnung
Wettfahrt
den ersten
Riesentorlauf
der Skigeschichte, an welchem sich 24 Teilnehmer beteiligten. Mehrmals verschoben fand das Skirennen unter schlechten Verhaltnissen statt. Der stark ballende Schnee reichte nur bis
Kolm
auf ca. 700 m. u. A., wo sich das Ziel befand. Der gemeinsame Aufstieg wurde zur Aufstellung von 85 Fahrmalen benutzt, wodurch alle 24 Teilnehmer, darunter als einzige Frau
Mizzi Langer-Kauba
aus Wien, die Strecke kennen lernten. Sie fuhrte, von unten gesehen, sudlich durch einen Talkessel, uber einen ca. 30° steilen Holzschlag nach rechts und in einem großen Bogen nach links durch den
Kolmwald
zum Plateaurand der
Klosteralpe
. Auf dem Plateau nach Osten und etwas abwarts zur 50° steilen
Pichleralpe
und uber diese sudlich bergauf zum Startplatz, dem Gipfel des Muckenkogels (ca. 1240 m). Der gesamte Hohenunterschied lag bei ca. 540 Meter; 20 Wegrichter uberwachten sie Strecke. Die Laufer starteten im Abstand von 1 Minute, wobei 19 Fahrer das Ziel passierten, zwei gaben auf und drei schieden wegen Nichteinhaltung der Bahn aus. Eine Wertung dieses Rennens ist insofern schwierig, da Zdarsky Sturzfreiheit und sicheres Fahren wichtiger waren, als die schnellste Zeit mit vielen Sturzen, die manchmal bewusst in Kauf genommen wurden. Mizzi Langer-Kauba sturzte nur einmal und ware bei einer reinen Sturzwertung Dritte geworden. Der Zeitschnellste mit 6 Sturzen allerdings nur Zwolfter.
[21]
Anfang Janner 1906 erwirkte er bei den
k.k. Staatsbahnen
die Fuhrung eines direkten
Sportzuges
von Wien nach Lilienfeld und die kostenfreie Mitnahme von Skiern schon in der
Wiener Straßenbahn
. Aufgrund des großen Erfolges fuhrten die Staatsbahnen in den folgenden Jahren regelmaßig verkehrende Sportzuge in Wintersportorte. 1909 bedrangte Zdarsky das k.k. Unterrichtsministerium in Wien, um fortan den Skilauf in den Schulunterricht zu integrieren. 1908 verpflichtet das
k.u.k. Kriegsministerium
Zdarsky und den II. Fahrwart des Vereines, ein Dr. N. Schwarz, fur den ersten großen Militarskikurs in
Bad Gastein
mit ca. 200 Teilnehmern.
[3]
[22]
Es folgten bald weitere Kurse unter der Leitung Mathias Zdarskys:
- 6.-11. Janner 1909 wird der erste von drei (1910 + 1911) großen Kursen in
Garmisch-Partenkirchen
mit 174 Teilnehmern, darunter 18 Frauen, durch den
Alpinen Skiklub Munchen
veranstaltet. Die Teilnehmer durfen jede aktuelle Bindung verwenden. Es nahmen (1910 - 178) und (1911 - 150) Teilnehmer teil.
[23]
- 1909 findet der erste von drei (1910 + 1911) großen
Internationalen Kursen
auf der
Burgeralpe
in
Mariazell
statt. Angesichts der Wichtigkeit fur den niederosterreichischen Fremdenverkehr (
Mariazellerbahn
) wird der erste Kurs mit 1000 Kronen (7170 Euro) subventioniert.
[24]
- 1909 ein Militarkurs in
Bad Mitterndorf
mit ca. 140 Teilnehmern.
[25]
- 1910 kursieren fur den zweiten Kurs in Mariazell drei verschiedene Teilnehmerzahlen, von 178
[26]
uber 200
[27]
bis 223.
[28]
Mit den 223 Teilnehmern wahre es der damals großte Kurs in Osterreich gewesen.
- 1910 gibt es zudem einen ersten Kurs im
Allgau
sudlich von
Hindelang
bei Liebenstein mit ca. 40 Teilnehmern.
[29]
- 1911 dritter Kurs mit Zdarsky durch den
Alpiner Skiklub Munchen
mit 150 Teilnehmern aus Deutschland, dem benachbarten Ausland und sogar aus England. Zdarsky unterrichtete sowohl Anfanger als auch Fortgeschrittene, es war ein Kursbeitrag von 10 Kronen zu entrichten (2023 rund 70 Euro).
[30]
- 1911 veranstaltet im
Wolfelsgrund
(poln. Mi?dzygorze) in der Grafschaft
Glatz
in Niederschlesien die dortige Ortsgruppe einen Kurs unter Leitung von Zdarsky.
[31]
- 1911 findet der dritte internationale Kurs in Mariazell statt, 164 Teilnehmer versuchten sich an Stemmbogen und Ubungslaufen.
[32]
[33]
- 1912 halt Zdarsky erstmals einen Kurs in
Engelberg
in der Schweiz ab.
[34]
- 1912 findet abermals ein internationaler Skikurs in Mariazell mit Zdarsky statt.
[35]
Anfang 1912 zieht sich Zdarsky aus dem
Alpen-Skiverein
zuruck und wollte aufgrund Desinteresses und Undankbarkeit von der osterreichischen Offentlichkeit nur noch in Deutschland tatig sein.
[36]
- 1913 wird nochmals ein Kurs in Bayern abgehalten. Der
Alpiner Skiklub Munchen
verbreitete Zdarskys Lehrmethode und ernannte ihn im November 1913 als erstes Mitglied zum Ehrenmitglied. Munchner Sportartikelfirmen und -geschafte boten verstarkt die
Lilienfelderbindung
und Skier an.
[37]
Im
Ersten Weltkrieg
bildete Zdarsky
Gebirgstruppen
im Skilauf aus und war als
Lawinenexperte
tatig. Bei einer Bergung nach einem Lawinenabgang im
Lesachtal
erfasste ihn am 28. Februar 1916 eine Nachlawine und er erlitt zahlreiche Knochenbruche. Zdarsky, seit dem Invalide, konnte seine Beweglichkeit jedoch durch eisernen Willen wiederherstellen und noch im Alter von achtzig Jahren schifahren.
[36]
[38]
Er verlegte sich im Alter zunehmend auf fachschriftstellerische und erfinderische Tatigkeiten und gilt außerdem als Erfinder des
Biwaksacks
. Sein
ERZ-Koffer
fur Eisenbahnen (benannt nach
Anton von Eiselsberg
, Josef von Rosmanith und Zdarsky selbst) gilt als ein erster
Erste-Hilfe-Koffer
.
[3]
1931 wurde ihm das
Goldene Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich
verliehen,
[39]
1936 aus Anlass seines 80. Geburtstages das Offizierskreuz des
osterreichischen Verdienstordens
.
[40]
Aus Anlass dieses runden Geburtstages erschien auch eine von seinem Verehrer
Sigmund Strauß
und Valentine von Springer (eine Tochter von
Albert Rothschild
) finanzierte Festschrift.
[36]
Nach 1938 wurde seine in Inflationszeiten stark geschrumpfte Invalidenpension durch das
NS-Regime
aufgebessert, zudem erhielt er durch den
Reichssportfuhrer
den
Großen Ehrenbrief des
NS-Reichsbundes fur Leibesubungen
. Sein letztes Lebensjahr verbrachte der gesundheitlich bereits stark eingeschrankte Zdarsky im Gasthof von Karoline Pittner, welche er als junges Madchen nach einer schweren Tuberkulose gesund gepflegt hatte, in
St. Polten
.
[36]
Er wurde am 24. Juni 1940, um 6:00 Uhr Fruh, auf seinem Gut in Habernreith bei Lilienfeld bestattet. Die Trauergaste erschienen gemaß seinem letzten Wunsch in landlicher Tracht.
[36]
In Lilienfeld erinnert ein Denkmal an den Skipionier. 1951 wurde der
Zdarskyweg
in
Wien
-
Hietzing
und 1977 die
Zdarskystraße
in St. Polten-
Spratzern
nach ihm benannt. In der Antarktis tragt der
Mount Zdarsky
seinen Namen.
1981 wurden im Bezirksheimatmuseum die Zdarsky-Schauraume eingerichtet, 1996 wurden sie zum ?Zdarsky-Skimuseum“ vereinigt. Ebenfalls 1981 wurde zwischen Lilienfeld und der japanischen Stadt
J?etsu
eine Stadtepartnerschaft begrundet, die auf Zdarskys Wirken zuruckgeht:
Theodor Edler von Lerch
, ein Schuler Zdarskys, brachte das Skifahren als Austauschoffizier nach J?etsu, von wo aus es sich auch in Japan verbreitete. Am 26. Oktober 1991 wurde auch mit
T?ebi?
, zu der der Geburtsort damals gehorte, eine Stadtepartnerschaft abgeschlossen.
Am
Muckenkogel
findet jedes Jahr bei der
Traisner Hutte
an einem Sonntag um den 19. Marz im Gedenken an Mathias Zdarsky ein Nostalgieskirennen statt, das weltweit das Einzige unter streng historischen Bedingungen wie zu Zdarskys Zeiten ist. Historische Ausrustung vom Kopf bis zum Ski und Einstocktechnik sind Bedingung fur die Teilnehmer, der Kurs wird mit originalgetreuen Fahnen gesteckt und die Zeitnehmung erfolgt handisch. Weiters befinden sich am Muckenkogel der Zdarsky-Erfinderweg, der in einem Rundkurs von der Bergstation des Sessellifts zur Kosteralm und wieder retour fuhrt und auf Schautafeln Wissenswertes uber Zdarsky und seine Erfindungen vermittelt, sowie der Zdarsky-Panoramaweg, der von der Bergstation zur Traisner Hutte auf der Hinteralpe und wieder zuruck verlauft und einen Eindruck von Zdarskys Skiwelt bringt.
- Mathias Zdarsky:
Lilienfelder Skilauf-Technik.
Hamburg 1897.
- Mathias Zdarsky:
Methodische Skilaufubungen.
In: Alpen-Skiverein (Hrsg.):
Skisport ? Gesammelte Aufsatze von Mathias Zdarsky.
Wien 1915, und in:
Der Schnee.
Wien 1907.
- Osterreichischer Touristenklub
: Mitteilungen in der
Touristenzeitung.
Erschienen von 1881 bis 1938 und von 1947 bis 1996 (Ab 1903 mit einer eigenen Rubrik fur den Wintersport).
- Allgemeine Sport-Zeitung
.
Wien 1880?1927 (sie beinhaltet alle Sportzweige seiner Zeit. Ab 1893 mit einer eigenen Rubrik fur den Wintersport).
- Erwin Mehl
(Hrsg.):
Zdarsky. Festschrift zum 80. Geburtstag des Begrunders der alpinen Skifahrweise 25. Februar 1936. Ein Beitrag zur Geschichte und Lehre des Alpenschneelaufens.
Deutscher Verlag fur Jugend und Volk, Wien 1936.
- Heinz Polednik:
Weltwunder Skisport ? 6000 Jahre Geschichte und Entwicklung des Ski-Sports.
Wels 1969.
- Erich Bazalka:
Skigeschichte Niederosterreichs.
Waidhofen/Ybbs 1977.
- Horst Tiwald:
Auf den Spuren von Mathias Zdarsky.
Hamburg 2004,
ISBN 3-936212-13-9
.
- Otmar Schoner (Hrsg.):
Mathias Zdarsky und die Bahnbrecher im alpinen Schnee.
Reichenau an der Rax 2015.
- ↑
a
b
c
Schneeschulaufen. Die Puchberger Tage.
In:
Allgemeine Sport-Zeitung
, Heft 15/1905, S. 37 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/asz
- ↑
Erich Bazalka:
[1]
Im Auftrag des Landesskiverbandes Niederosterreich Waidhofen/Ybbs 1977. Seite 22 + 23
- ↑
a
b
c
d
A. Klien:
Zdarsky, Mathias (1856?1940), Sportler, Erfinder und Fachschriftsteller.
Abgerufen am 12. Februar 2024
.
- ↑
Patent
AT31366B
:
Schneeschuh.
Angemeldet am
31. Marz 1896
, veroffentlicht am
10. Januar 1908
, Erfinder: Mathias Zdarsky.
- ↑
Zitiert nach Hinterstoisser:
[2]
Bayer. Akad. f. Naturschutz Seite 10
- ↑
Zitiert nach Fleischmann und Steinbruchel:
[3]
In:
Lilienfelder oder Norweger Skilauftechnik, Ein historischer Ruckblick aus Aktenstucken
, Munchen 1910
- ↑
Zitiert nach Commandant Bernard:
[4]
Guide de Skieur Seite 8 + 9
- ↑
Lehrbuch Originalausgabe 1896:
"fritz%20huitfeldt"
Huitfeldt Lobning Norwegisch Seite 20 - 23
- ↑
Lehrbuch Originalausgabe 1896:
"fritz%20huitfeldt"
Huitfeldt Lobning Norwegisch Seite 11 - 17
- ↑
[5]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 16.Janner.1906, Seite 15 - 18 Nr.2
- ↑
Zitiert nach Commandant Bernard:
[6]
Guide de Skieur Seite 118
- ↑
[7]
In:
Digitaltmuseum Norwegen
, 1904 Norw. Backenbindung mit Ellefsenstrammer Bild 3
- ↑
[8]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 16.Janner.1906, Seite 18 - Nr.2
- ↑
Zitiert nach Commandant Bernard:
[9]
Guide de Skieur Seite 9
- ↑
Lehrbuch Originalausgabe 1896:
"fritz%20huitfeldt"
Huitfeldt Lobning Norwegisch Seite 11 - 17
- ↑
Zitiert von Nostalgie Traisen, Aus dem Buch ?Das Skilaufen“ von Fritz Huitfeldt, Kristiania. Zweites Lehrbuch. Deutsche Fassung 1907 vom Verlag von F. Manning in Berlin. Im Besitz der Nostalgiegruppe Traisen
- ↑
Skisport.
:
Oesterreichische Touristen-Zeitung / Osterreichische Touristen-Zeitung / Osterreichische Turisten-Zeitung / Osterreichische Turistenzeitung
, Jahrgang 1901, S. 36 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/otz
- ↑
Skisport.
:
Oesterreichische Touristen-Zeitung / Osterreichische Touristen-Zeitung / Osterreichische Turisten-Zeitung / Osterreichische Turistenzeitung
, Jahrgang 1901, S. 36 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/otz
- ↑
Lebenslauf in der Rubrik Zdarsky:
[10]
Zdarsky Museum Lilienfeld
- ↑
Zitiert nach Irene Dutsch:
[11]
silo.tips Seite 9
- ↑
Schneeschuhlaufen. Skiwettfahren in Lilienfeld.
In:
Allgemeine Sport-Zeitung
, Heft 29/1905, S. 292 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/asz
- ↑
Fleischmann und Steinbruchel:
[12]
Seite 3
- ↑
Zitiert nach Irene Dutsch:
[13]
Silo Tips Seite 3
- ↑
[14]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 1. November 1909, Seite 258 Nr. 21
- ↑
Zitiert nach Florian Seibel:
[15]
In:
Alpenpost
, 7. Februar 2013, Seite 21 Nr. 3
- ↑
[16]
Mariazell Skiverein Geschichte
- ↑
[17]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 1. Janner 1911, Seite 8 Nr. 1
- ↑
[18]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 16. November 1911, Seite 274 Nr. 22
- ↑
[19]
Skiverein Hindelang
- ↑
Zitiert nach Irene Dutsch:
[20]
Silo Tips Seite 9
- ↑
[21]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 16. Februar 1911, Seite 43 Nr. 4
- ↑
[22]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 1. Oktober 1911, Seite 236 Nr. 19
- ↑
[23]
Mariazell Skiverein Geschichte
- ↑
[24]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 1. Oktober 1911, Seite 236 Nr. 19
- ↑
[25]
In:
Osterreichische Touristenzeitung
, 16. Dezember 1911, Seite 295 Nr. 24
- ↑
a
b
c
d
e
Schoner:
Der Mann, der die Skiwelt teilte. Mathias Zdarsky und die Bahnbrecher im alpinen Schnee
.
S.
96
f
.
- ↑
Zitiert nach Irene Dutsch:
[26]
Silo Tips Seite 8
- ↑
Mathias Zdarsky - 1856-1940.
(PDF; 7,0 MB) In:
pdf auf lilienfeld.at.
Abgerufen am 26. Marz 2012
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Staatliche Auszeichnung fur Matthias Zdarsky.
In:
Neue Freie Presse
, 25. Februar 1931, S. 11 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
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Zdarskys Geburtstag.
In:
Der Schnee. Zeitschrift des Alpen-Ski- und Wander-Vereins und des Neuen Ski-Touristen-Clubs
, 7. Marz 1936, S. 1 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/sne