Mara Salvatrucha

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Mara-Salvatrucha-Mitglied mit eintatowiertem Namen

Unter dem Begriff Mara Salvatrucha (auch kurz MS-13 , MS oder nur Mara genannt) wird eine Vielzahl von Banden zusammengefasst, die in Nord- und Mittelamerika agieren. Ihre Mitglieder sind zumeist lateinamerikanischer Herkunft. Als erstes Land der Ursprungsmitglieder gilt El Salvador . [1] Die Mara Salvatrucha gilt als aggressiver und gewaltbereiter als die meisten anderen Banden. Die Mitgliederzahl lag Schatzungen zufolge im Jahr 2005 zwischen 50.000 und 100.000. [2]

Geschichte

Der Ursprung liegt in den jeweiligen lateinamerikanischen Landern und deren sozialen Verhaltnissen. Viele der lateinamerikanischen Lander lagen jahrelang im Burgerkrieg . In diesen Zeiten fluchteten zahlreiche Lateinamerikaner in die USA . In den 1960er-Jahren bildeten sich zudem sogenannte Schulmaras, die fur die jeweiligen Belange ihrer Schule kampften. Dabei kam es vor, dass sich Maras unterschiedlicher Schulen trafen, um sich zu bekriegen. Diese anfanglichen Maras waren aber weniger gewalttatig als die heutigen Maras und losten sich wieder auf. Wahrend der 1980er-Jahre existierten immer wieder lose Zusammenschlusse von Oppositionsmitgliedern und Aufstandischen, die eine Art Mara grundeten, aber auch solche Bundnisse losten sich spater wieder auf. Wahrend der Burgerkriegszeiten wurden Vereinigungen von Oppositionsbefurwortern und Aufstandischen immer wieder mit Gewalt niedergeschlagen.

In den USA machten die Immigranten Erfahrungen mit den dortigen Gangs. Dabei handelte es sich hauptsachlich um die Crips, Bloods , Nuestra Familia , Mexican Mafia und die 18th Street Gang , die in den lateinamerikanischen Staaten spater den Namen Mara 18 erhielt.

Die Grundung der Mara Salvatrucha (MS-13) Anfang der 1980er Jahre fand im Seoul International Park, einem Spielplatz in Los Angeles , statt ( 34° 3′ 13,4″  N , 118° 18′ 3,5″  W ), welcher an der Ecke San Marino und Irolo Street liegt. Die von Kindern und Jugendlichen gegrundete Bewegung wurde anfangs als Versuch verstanden, sich gegen die Gewalt der vorherrschenden Gangs zu schutzen, doch hartete sie die Erfahrung auf den Straßen zunehmend ab. Die Zahl 13 weist neben dem Hinweis auf die 13. Straße ( 34° 2′ 0,3″  N , 118° 19′ 55″  W ), die im heutigen Gebiet der MS-13 liegt, auch auf die Zugehorigkeit zu den Surenos hin. Das bedeutet, dass die Gang aus dem sudlichen Raum Kaliforniens bzw. aus Los Angeles stammt. Es wird im Allgemeinen zwischen den Gangs der Nortenos ? aus dem Norden Kaliforniens ? und den Gangs der Surenos unterschieden. Meistens sind diese Gangs aufgrund ihrer unterschiedlichen Zugehorigkeit untereinander verfeindet. Die anfangliche Intention, sich durch die Gang zu schutzen, wurde schon bald durch offensive Gewalt abgelost. Hauptgrunde hierfur waren Armut, Arbeitslosigkeit, Diskriminierung und somit die geringen Zukunftschancen der Fluchtlinge in den USA.

Im Zuge der Null-Toleranz-Strategie der USA wurden auslandische Jugendliche, die straffallig geworden waren, bei den kleinsten Vergehen in ihre Heimatlander abgeschoben . Mitte der 1990er-Jahre wurden so tausende Jugendliche in ihre lateinamerikanischen Heimatlander abgeschoben. Die ausgewiesenen Jugendlichen schlossen sich zum Teil den vorherrschenden Maras in Lateinamerika an oder grundeten ihre eigenen Maras. Innerhalb kurzester Zeit vervielfachte sich die Mitgliederzahl der Mara Salvatrucha. Gleichzeitig kam es zu einer ?US-Amerikanisierung“ der Maras, das heißt Kleidungsstil, Sprachgebrauch und die Fuhrung der Mara an sich wurden von den US-amerikanischen Vorbildern abgeschaut und kopiert.

Die Grunde fur die Entstehung der heutigen Maras liegen vorwiegend im sozialen, politischen und geschichtlichen Bereich der jeweiligen Lander. Obwohl in vielen lateinamerikanischen Landern im 21. Jahrhundert Fortschritte erzielt wurden, ist die Armutsquote immer noch hoch. [3] In den USA befanden sich 2013 rund 400.000 honduranische, eine Million salvadorianische und 1,2 Millionen guatemaltekische Migranten. [4]

Allgemein

Betatigungsfeld

Staaten mit Anwesenheit von ?Mara Salvatrucha“-Banden
 Hoch ,  Gering

Die Anhanger dieser Gruppierung sind großtenteils mannlich, zwischen 11 und 40 Jahre alt und kommen aus Lateinamerika ( Ecuador , Guatemala , Bolivien , El Salvador, Honduras , Mexiko und Venezuela ). Die Gang verdient ihr Geld mit Waffenhandel , Prostitution , Drogenhandel , Autoschieberei , Menschenhandel , Diebstahl und der Erhebung von Wegezollen in ihrem Revier. Ein Großteil des taglichen Lebens ist vom Kampf gegen die feindlichen Maras, insbesondere der Mara 18, gepragt. Die MS-13 hat inzwischen ein Netzwerk aufgebaut, das den ganzen amerikanischen Kontinent abdeckt. Mitglieder der MS-13 agieren neben Lateinamerika und den USA auch in Kanada und verstarkt in Mexiko. Auf den Straßen kommt es immer wieder zu gewalttatigen Ubergriffen gegenuber der Polizei und den privaten Sicherheitskraften.

Strukturen

Die Maras bestehen in der untersten Ebene aus den sogenannten Clikas , je nach Schatzung bestehen diese aus zehn bis 70 Mitgliedern. Die Clika ist der erste Bezugspunkt des Mareros. Dabei kontrollieren die Clikas meist Straßenzuge und Viertel, unter Umstanden sogar ganze Stadte. An der Spitze steht in den meisten Fallen ein Anfuhrer. In El Salvador wird dieser als palabrero und in Honduras als big palabra bezeichnet. Dabei gibt es auch Maras, in denen die Anfuhrerschaft zeitlich begrenzt ist und standig wechselt. Die meisten Clikas sind mit dem Straßenviertel oder ihrem Revier sehr eng verbunden und bezeichnen es als Barrio.

Symbolik

Name

Der Name setzt sich zusammen aus Mara , wobei das Wort ?Mara“ umgangssprachlich fur Bande oder Gang benutzt wird. Auch viel diskutiert wird die Herkunft von der Ameisenart Marabunta [5] ( Wanderameisen ) der Gattung Ecitonae. Diese Ameisenart fallt schlagartig in ein Gebiet ein und vernichtet alles, was auf ihrem Weg liegt. Salva steht fur Salvadorianer und trucha ( spanisches Slang-Wort fur ?wachsam“, ?intelligent“, ?bereit“). Die ?13“ nimmt Bezug auf den 13. Buchstaben im Alphabet, das ?M“, die Initialen fur Mafia Mexicana (mexikanische Mafia). [6] Gerne wird Salvatrucha auch einfach als ?Salvadorianische Gang“ ubersetzt.

Erkennungszeichen

Die Tatowierung zeigt die Zugehorigkeit zur Bande

Die Mitglieder tragen meistens eine Tatowierung , die den Buchstaben ?M“ oder die Buchstaben ?MS“ enthalt. Gesehen wurden aber auch schon Tattoos, auf denen ?salvadorian pride“ zu lesen war sowie die Zahl 13 , da die 13 dem Buchstaben ?M“ im Alphabet zugeordnet werden kann ? sie taucht auch bei vielen anderen sudamerikanischen Gangs auf. Die Tattoos tragen dazu bei, sich von den feindlichen Maras und der Mehrheitsgesellschaft abzugrenzen. Ein Tattoo in Form einer Trane steht meist fur die Anzahl der vom jeweiligen Mitglied durchgefuhrten Morde oder fur den Tod eines befreundeten Mara-Mitgliedes. Allgemein werden auch Tattoos mit dem Schriftzug ?vida loca“ verwendet, was fur das verruckte Leben innerhalb der Mara steht. Zur Abgrenzung eines Viertels oder Straßenblocks, das bzw. den die Mara kontrolliert, werden Graffiti in Form eines MS-Zeichens oder Ahnliches benutzt, was auf die Zugehorigkeit zur Mara Salvatrucha schließen lasst. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist auch der Handgruß: Ein mit den Fingern geformtes ?M“ , das nach unten deutet.

Staatliche Interventionen

Die meisten staatlichen Maßnahmen zur Bekampfung der Maras lassen sich unter der ?Politik der harten Hand“ (Manos Duras) zusammenfassen. Praventions- und Reintegrationsmaßnahmen werden von Seite der zentralamerikanischen Staaten aus nur in geringem Umfang betrieben. [7] Die ?Politik der harten Hand“ lasst sich zum großten Teil von der amerikanischen Zero-Tolerance-Strategie ableiten. Dabei werden in den USA straffallige auslandische Mitglieder einer Bande bei kleinsten Vergehen in ihre Heimatlander abgeschoben.

Honduras

Honduras leitete als erstes lateinamerikanisches Land Maßnahmen zur Bekampfung der Maras ein. Bei der Antrittsrede des honduranischen Prasidenten Ricardo Maduro sprach sich dieser fur eine Null-Toleranz-Politik gegenuber Kriminellen aus. Zuerst wurden die Viertel systematisch nach Mara-Mitgliedern unter Einsatz von tausenden Polizisten durchsucht. Seit August 2003 wurden die repressiven Maßnahmen des Staates unter der Aktion ?Operation Freiheit“ ( Operacion Libertad ) erweitert. Dabei werden schon Jugendliche, die lediglich eine Tatowierung einer Mara aufweisen, verhaftet. Ebenfalls im August 2003 wurde das sogenannte ?Anti-Mara-Gesetz“ verabschiedet. Jugendliche, denen die Zugehorigkeit zu einer Mara nachgewiesen werden kann, konnen zu Haftstrafen von neun bis zwolf Jahren verurteilt werden. Im Dezember 2004 wurde das Hochststrafmaß auf 30 Jahre festgesetzt. Am 27. Januar 2005 wurde Jose Manuel Zelaya Rosales neuer Prasident von Honduras. Er versprach die Schaffung eines Ausbildungsprogrammes zur gesellschaftlichen Integration von Mitgliedern der Mara-Salvatrucha-Banden sowie die Erhohung der Polizeikrafte.

Im Juni 2009 gelang 18 inhaftierten Mitgliedern der Mara 18 der Ausbruch aus dem Gefangnis in San Pedro Sula . [8] [9] Die zum Teil wegen Mordes verurteilten Verbrecher gruben einen 15 Meter langen Tunnel in ein Nachbarhaus, welches durch ein Dutzend weiterer Mara-18-Mitglieder in ihre Gewalt gebracht wurde. Mit bereitgestellten Fahrzeugen gelang ihnen die Flucht. Zwei der Fluchtigen waren an der Entfuhrung und Ermordung des 14-jahrigen Edwin Palacios beteiligt. Der Bruder des in England spielenden Fußballprofis Wilson Palacios wurde 2008 in Honduras entfuhrt. Die Entfuhrer forderten Losegeld von dem honduranischen Nationalspieler. Schließlich wurde Edwin Palacios im Mai 2009 tot in einem Dorf aufgefunden.

El Salvador

In El Salvador ist das Vorgehen gegen die Maras zum integrierten Teil der Wahlkampfpolitik des Landes geworden. Am 22. Juli 2003 verkundete Prasident Flores den Plan ?Mano Dura“ (Harte Hand), mit dem das neue Anti-Mara-Gesetz (Ley Antimaras) verabschiedet wurde. Hierin wird fur die Mitgliedschaft zu einer Mara das Hochststrafmaß auf funf Jahre Haft festgesetzt und straffallige Jugendliche ab zwolf Jahren werden strafrechtlich wie Erwachsene behandelt. Die Mitgliedschaft zu einer Mara kann nach diesem Gesetz allein schon auf das außere Erscheinungsbild ? Tatowierungen ? der Jugendlichen zuruckgefuhrt werden. Die meisten Richter in El Salvador wenden das Gesetz jedoch aus Mangel an Verhaltnismaßigkeit zur Verfassung des Landes nicht an.

2010 brachte der Sicherheitsminister Henry Campos eine erneute Gesetzesinitiative auf den Weg, die die Mitgliedschaft bei den Maras mit mehrjahrigen Haftstrafen ahndet. Als Reaktion darauf kam es am 20. Juni 2010 in Mejicanos, einem Vorort von San Salvador, zum Massaker von Mejicanos , bei dem vier Mitglieder der Maras einen Bus anhielten, die Passagiere erschossen und schließlich den Bus anzundeten. Dabei kamen 14 Personen ums Leben. Das Gesetz trat im September 2010 in Kraft, woraufhin die Maras einen Transportstreik ausriefen, der den Handel in drei Tagen 40 Millionen Dollar kostete. [10]

Der 2019 ins Amt gekommene Prasident Nayib Bukele erklarte den Kampf gegen die Bandenkriminalitat zu einem seiner wichtigsten Ziele. In der Folge verhangte er den Ausnahmezustand, wodurch Verhaftungen ohne Haftbefehl durchgefuhrt werden konnten und bis Ende 2022 rund 58.000 Bandenmitglieder (auch anderer Organisationen) verhaftet wurden. [11]

Guatemala

In Guatemala spielt die Bekampfung der Mara politisch nur eine untergeordnete Rolle. Prasident Alfonso Portillo leitete Anfang August 2003 den ?Plan Escoba“ (Plan Besen) ein. Dieser lehnt sich stark an dem Plan der Mano Dura von El Salvador an. Neben dem Plan Escoba wurden verschiedene Gesetzesvorlagen zur Verscharfung der Verfolgung der Mara umgesetzt. Im Gegensatz zu den anderen lateinamerikanischen Landern wird in Guatemala die Armee eingesetzt. Praventivmaßnahmen werden von staatlicher Seite aus kaum betrieben.

Vereinigte Staaten

Am 13. Juli 2017 uberstellten Beamte der ICE ein MS-13-Bandenmitglied an die Polizei in El Salvador. [12]

Bei der Operation Matador im Juni 2017 wurden im Großraum New York City 45 Gang-Mitglieder verhaftet, darunter 39 der MS-13, zwei Surenos, ein Mitglied der 18th Street Gang, eines der Latin Kings , eines der Los Ninos Malos und eines der Patria . [13]

Auftreten in Filmen

  • Die Gang hat einen kurzen Auftritt im Film Training Day (2001).
  • Einige der Hauptfiguren im Film Sin nombre (2009) stellen Gangmitglieder der Mara Salvatrucha im mexikanischen Bundesstaat Chiapas dar. Viele der gezeigten Darstellungen entsprechen den tatsachlichen Ritualen der Gang.

Literatur

  • Sebastian Huhn, Anika Oettler und Peter Peetz: Anders, bedroht und bedrohlich ? Jugendbanden in Zentralamerika; in: Daniela Klimke (HG.), Exklusion in der Marktgesellschaft, Wiesbaden 2008, S. 159?171

Weblinks

Commons : Mara Salvatrucha  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kemp, Ross: Ross Kemp on Gangs, Folge: El Salvador, ausgestrahlt auf Sky One
  2. Josef Oehrlein: Stolz auf jeden einzelnen Mord. In: faz.net. 1. Juli 2005, abgerufen am 4. September 2019 .
  3. Pablo Kummetz: Lateinamerika: Die Armut bleibt. In: dw.com. 2. Februar 2015, abgerufen am 26. November 2019 .
  4. Guy Taylor, Stephen Dinan: El Salvador, Honduras, Guatemala violence surges, threatening new refugee flood. In: washingtontimes.com . 10. Januar 2016, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch).
  5. ¿Que es la Mara Salvatrucha? In: Voz de America. 5. November 2024, abgerufen am 17. April 2024 (spanisch).
  6. ¿Que es la Mara Salvatrucha y que significa el numero 13 en las pandillas? In: El Universal. 18. April 2023, abgerufen am 16. April 2024 (spanisch).
  7. Der US-Haushalt 2016 erhohte die Mittel zur Verbesserung der Lebensbedingungen in Honduras, Guatemala und El Salvador auf 750 Millionen US$ .
  8. Honduras: 18 Haftlinge durch Tunnel aus dem Gefangnis gefluchtet. In: vol.at. 18. Juni 2009, abgerufen am 1. Mai 2019 .
  9. A traves de un tunel se fugan mareros en SPS. In: elheraldo.hn. 17. Juni 2009, archiviert vom Original am 21. Juni 2009 ; abgerufen am 2. September 2017 (spanisch).
  10. Toni Keppler: Von der Jugendgang zur Mafia ? Die Macht der Maras. In: taz.de . 29. Januar 2011, abgerufen am 30. September 2019 .
  11. 10.000 Einsatzkrafte umstellen Großstadt in El Salvador. In: Zeit.de. 4. Dezember 2022, abgerufen am 4. Dezember 2022 .
  12. South Texas ICE officers remove Salvadorian man wanted for aggravated homicide. In: ice.gov. U. S. Department of Homeland Security, 13. Juli 2017, abgerufen am 2. September 2017 (amerikanisches Englisch).
  13. Operation Matador nets 39 MS-13 arrests in last 30 days. In: ice.gov. Department of Homeland Security, 14. Juni 2017, abgerufen am 10. November 2017 (englisch).