Manipulation

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Der Begriff Manipulation bedeutet heute meist die gezielte und verdeckte Einflussnahme , bezeichnet also samtliche Prozesse, welche auf eine Steuerung des Erlebens und Verhaltens von Einzelnen und Gruppen zielen und diesen verborgen bleiben sollen, damit der Propaganda verwandt. [1] [2]

Eine besondere Bedeutung besitzt der Begriff in der Psychologie fur die Methode der experimentellen Manipulation . In seiner ursprunglichen Bedeutung ?Handgriff“ steht Manipulation in der manuellen Medizin fur eine Reihe von mit der Hand durchgefuhrten Techniken, die dem Losen einer Blockierung dienen.

Begriffsentwicklung

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Das Wort setzt sich zusammen aus lateinisch manus ?Hand‘ und plere ?fullen‘; wortlich ?eine Handvoll (haben), etwas in der Hand haben‘. Im ubertragenen Sinne bedeutet Manipulation Handgriff , Kunstgriff. Im Sinne von ?Handhabung“ wird er in der Technik verwendet. Der Brockhaus von 1809 verweist beim Stichwort Manipulation lediglich auf den Magnetismus . [3] Etwa 100 Jahre spater beschreibt Meyers Konversationslexikon eine Manipulation als kunstgerechte[n] Gebrauch der Hande; dann allgemein soviel wie Geschaftskniff . [4] Die Krunitz-Enzyklopadie gibt dem Begriff einen großeren Raum, beschrankt sich aber auch fast ausschließlich auf den handgrifflichen Aspekt:

?Insbesondere heißt Manipulation aber die Bearbeitung, Beruhrung und Streichung eines Korpers mit der Hand, um heilsame Veranderungen in demselben zu bewirken. Von den Wirkungen der sanfteren Manipulation, so wie es bey dem vor einigen Jahren so beruchtigten Magnetisieren angewendet wurde…. Von dem derberen Manipuliren, welches besonders die Turken bey ihren Badern zur Starkung der Muskeln anwenden, ist im…Leibesubungen gehandelt.“ [5]

1985 heißt es in Knaurs Worterbuch dann, Manipulation sei entweder ?ein Gerat etc. geschickt handhaben“ oder auch ?etwas oder jemanden in die gewunschte Richtung lenken; beeinflussen; steuern.“ [6]

Manipulation von Menschen

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Als Manipulation von Menschen wird die Einflussnahme bezeichnet, bei welcher die Annahme einer Meinung, Ware oder Dienstleistung durch die Zielperson zu einem Nachteil fur diese fuhren kann. Von unsittlicher Manipulation spricht man, wenn der Versuch zu uberreden oder uberzeugen bei dem Beeinflussten okonomischen und/oder sittlichen Schaden verursacht.

Wer Unterlegenheitsgefuhle, mangelndes Selbstvertrauen oder Angst hat, lasst sich leichter tauschen , ist leicht manipulierbar. Die Manipulation von Menschen verfolgt Ziele und dient dazu, andere Menschen hinsichtlich ihres Verhaltens zu beeinflussen. Der Begriff der Manipulation ist in diesem Kontext negativ besetzt und durch Verschleierung der Intention gekennzeichnet. Wird eine Beeinflussung offen angestrebt oder erreicht, handelt es sich um Kommunikation zur Uberredung oder Uberzeugung. Manipulierte Menschen handeln nicht aus eigenen Einsichten oder Uberzeugungen, sondern fremdbestimmt . Die angestrebte Lenkung durch gezielte Beeinflussung von außen erzeugt beim Erkennen zumeist negative Emotionen , da der Manipulierte mehr oder weniger zum bloßen Ausfuhrenden des Manipulierenden gemacht wird und nur nach dessen Vorstellungen reagieren soll. Auch in der Kommunikation kann Sprachmanipulation ausgeubt werden, zum Beispiel durch die Fragetechnik .

Als Mind-Security kann die organisierte Vorbeugung von Menschen oder Organisationen gegenuber Manipulation bezeichnet werden. Auch Aufklarung und Emanzipation sind gegen verschiedene Arten von Manipulation gerichtet. Spricht man von einer gewollten Veranderung auch seitens der Zielperson, wird eher von Lernen oder Entwicklung gesprochen ( Erziehung ). In der Informationssicherheit wird die Manipulation von Menschen zum Zweck der unerlaubten Gewinnung von Informationen auch unter dem Begriff Social Engineering diskutiert.

Alltagliche Beeinflussung

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Mitunter wird die These vertreten (unter anderem im Neuro-Linguistischen Programmieren ), dass Menschen einander manipulierten, sobald sie miteinander kommunizieren. Es gibt verschiedene Auspragungen in Form und Starke. Die minimale Manipulation bestehe bereits darin, den anderen zum Zuhoren zu bewegen. Dies gilt somit nicht nur fur zielgerichtete Kommunikation , sondern auch fur einfache Unterhaltungen. Jeder manipuliere somit jederzeit jeden Anderen, mit dem er zu tun hat (vergleiche auch Walther G. Pinecoke). Auch im einfachen Kommunikationsmodell hat der Sender eine Absicht, die er erreichen oder durchsetzen will. Selbst der augenscheinlich Manipulierte sorge eigentlich erst mit seiner Haltung dafur, dass der Manipulierende sich so verhalt. Er manipuliere in diesem Sinne den eigentlich (objektiv / subjektiv) als aktiv gesehenen Manipulator (devot / dominant). Wer Manipulation zulasse, gestalte sie anders. Manipulation ware also eine alltagliche Vorgehensweise und stelle lediglich Beeinflussung dar und sei demnach nicht negativ zu bewerten. Erst der Zweck und die Eindringlichkeit der Manipulation, zum Beispiel in Form einer Botschaft der Konsumwerbung, konne eine Wertung ermoglichen. Der Soziologe Herbert Marcuse war einer der scharfsten Kritiker von Werbemanipulation, die seiner Ansicht nach den Menschen vollig eindimensional auf Konsumverhalten hin konditioniert .

Wie schwer sich im Alltag kommunikative Praktiken zur Beeinflussung der bewussten Entscheidung (Uberzeugung) und kommunikative Praktiken zur Ausnutzung von Willensschwache oder eingeschrankter Entscheidungsfahigkeit abgrenzen lassen, wird besonders deutlich im stationaren Einzelhandel . Fast jeder Handelsbetrieb setzt eine Fulle von psychostrategischen und -taktischen Maßnahmen ein, die beim Kunden zumindest Interesse wecken, moglichst jedoch eine Kaufentscheidung auslosen sollen, gleichgultig, ob sie bewusst wahrgenommen werden oder unbewusst wirken. Sie konnen auf samtliche Sinnesorgane gerichtet sein. Die Handelspsychologie sichtet und ordnet die Vielfalt der Beeinflussungsmoglichkeiten. Sie reichen von Sortiment, Personalverhalten und Ladenatmosphare uber Wegelenkung der Kunden, Bodenbelag, Platzierung, Regalfullung oder Preisoptik bis hin zu Hintergrundmusik, Duftnoten oder Degustationen. Werden etwa im Supermarkt Sußigkeiten und Spielwaren in der Regal-Buckzone (der Blick- und Griffzone der Kinder) oder in der Kassenzone (?Quengelware“) platziert, wird leicht der Vorwurf der Manipulation laut. Denselben Kritikern ist meist nicht bewusst, dass Deckenhanger, Regalstopper, bewusst eingebaute Grifflucken im Regal und tausend andere Maßnahmen ebenso beeinflussen wollen. Von schadlicher, unlauterer Manipulation kann jedoch nur dann gesprochen werden, wenn im Einzelfall der Wille eines Kunden ausgeschaltet wird oder wenn Kunden zum Kauf veranlasst werden, die selbst keine freie Willensentscheidung treffen konnen (Kinder, geistig Behinderte, demente Menschen). Weder gereicht dem mundigen Kunden, der ? angeregt durch auffallige Platzierung ? spontan einen Reisewecker kauft, sein Spontankauf zum Nachteil noch ist seine Kaufentscheidung irrational.

Befurworter manipulativer Praktiken ? zum Beispiel aus den Bereichen Vertrieb , Werbung und Propaganda ? halten den Vorwurf von Unfairness und die Gefahr von Machtmissbrauch fur vernachlassigbar. Es sei ein Vorurteil, gegen das die Manipulation zu kampfen hat. Manipulation sei ein naturliches menschliches Verhalten.

Demgegenuber wird eingewendet, dass die Wahl der Mittel fur eine Wertung bedeutsam ist. Eine Manipulation, die auf gezielter Tauschung beruht, sei problematisch. Im negativen Sinn bedeutet Manipulation zum Beispiel die Verminderung der Handlungsfreiheit beziehungsweise Kontrolle des Opfers beziehungsweise seitens des Taters eine Wahl unfairer, intransparenter oder tauschender Mittel, welche eine Gegenwehr erschweren. Oft wird negativ von Manipulation gesprochen, sobald sich jemand als Opfer einer Manipulation betrachtet.

Aufgeklartheit und Unmundigkeit stehen in Bezug auf die Manipulierbarkeit in einem Kontrast zueinander. Die alltagliche Anwendung von Manipulation unterscheidet sich dabei nicht sehr von Formen professioneller Beeinflussung von Menschen. Letztere birgt jedoch die Gefahr von Machtmissbrauch .

Haufig ist manipulatives Verhalten Teil von Personlichkeitsstorungen .

?Keine Emotion beraubt den Geist so vollstandig von seinen Moglichkeiten zu handeln und zu denken wie die Angst.“

? Edmund Burke

?Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.“

? Charles Maurice de Talleyrand : zu dem spanischen Gesandten Izquierdo, 1807

?Das Fehlen sichtbarer Gewalt erlaubt der Manipulation, sich als jene Freiheit auszugeben, die sie entzieht.“

Ratgeber

  • Erich Brendl: Clever manipulieren. Die Kunst, sich geschickt und erfolgreich durchzusetzen . 2. Auflage. Gabler, 2004, ISBN 3-409-21716-9 .
  • Patricia Staniek: Mein Wille geschehe - Macht und Manipulation entschlusseln . 1. Auflage. Goldegg Verlag, 2017, ISBN 978-3-903090-83-5 .
  • Josef Kirschner : Manipulieren, aber richtig . Droemer Knaur, 1999, ISBN 3-426-82295-4 .
  • Rupert Lay: Wie man sich Feinde schafft . Econ Verlag, 1994, ISBN 3-430-15938-5 .
  • H. Ryborz: Die Kunst zu uberzeugen . Goldmann Verlag, 1981, ISBN 3-442-10963-9 .
  • Rainer Sachse: Wie manipuliere ich meinen Partner ? aber richtig . Klett-Cotta, 2007, ISBN 978-3-608-94478-5 .
  • Benedikt Ahlfeld: Manipulations-Methoden: Erfolgreiche Gesprachsfuhrung, Mittel der Rhetorik und Schutz vor gezielter Beeinflussung . SuccessBooks, 2012, ISBN 978-3-8482-0207-2 .
  • A. Edmuller, T. Wilhelm: Manipulationstechniken, Erkennen und abwehren . 3. Auflage. Rudolf Haufe Verlag, 2006, ISBN 3-448-04963-8 .
  • Noah J. Goldstein, Steve J. Martin, Robert B. Cialdini: YES! 50 Scientifically Proven Ways to Be Persuasive . Free Press, 2008, ISBN 978-1-4165-7096-7 .
  • Robert Greene: Power. Die 48 Gesetze der Macht . dtv, 2001, ISBN 3-423-36248-0 .
  • Claudia Grotzebach: Vorsicht! Manipulation . Cornelson Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-589-23401-1 .
Wiktionary: Manipulation  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Manipulation. Abgerufen am 29. April 2024 .
  2. Christiane Toyka-Seid, Gerd Schneider: Manipulation. In: Gerd Schneider / Christiane Toyka-Seid: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn 2024. Bundeszentrale fur politische Bildung, 2024, abgerufen am 29. April 2024 .
  3. Die Manipulation . In: Brockhaus (Hrsg.): Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handworterbuch . 1. Auflage. Band   3 : M?Q . Kunst- und Industrie-Comptoir, Amsterdam 1809, S.   53 ( Digitalisat. zeno.org ).
  4. Manipulation . In: Meyers Großes Konversations-Lexikon . 6. Auflage. Band   13 : Lyrik?Mitterwurzer . Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S.   227 ( Digitalisat. zeno.org ).
  5. Kruenitz: Manipulation . Universitat Trier.
  6. Das deutsche Worterbuch . Knaur, 1985, S.   643 .