Madenburg
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Madenburg, Eberhardsbau (vor dem Einsturz der Hoffassade), Federzeichnung, Mitte 19. Jh.
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Staat
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Deutschland
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Ort
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Eschbach
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Entstehungszeit
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fruhes 11. Jhd.
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Burgentyp
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Hohenburg
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Erhaltungszustand
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Ruine
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Bauweise
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Buckelquader
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Geographische Lage
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49° 10′
N
,
8° 0′
O
49.16825
8.0080833333333
458.5
Koordinaten:
49° 10′ 5,7″
N
,
8° 0′ 29,1″
O
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Hohenlage
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458,5
m u.
NHN
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Die Burgruine
Madenburg
ist eine der großten und altesten
Burganlagen
der
Pfalz
(
Rheinland-Pfalz
).
Die Madenburg wurde als
Hohenburg
am Ostrand des
Pfalzerwalds
auf einem in die
Rheinebene
vorspringenden Felsauslaufer des
476,3
m
hohen
Rothenbergs
erbaut. Die von Wald umgebene
Ruine
liegt etwa 250 m oberhalb von
Eschbach
auf einer Hohe von
458,5
m u.
NHN
.
[1]
Die Bezeichnung ?Madenburg“ entstand wahrscheinlich aus ?Maidenburg“ und deutet darauf hin, dass sie zu Ehren der ?Maid“, also der Jungfrau Maria, benannt wurde; moglicherweise ist der Name eine Ubersetzung von
Parthenopolis
(
griechisch
?Jungfrauenstadt“). Die erste Erwahnung der Madenburg als ?Maddenberg“ erfolgte 1176; damals erhielt ein Hermann von Madenburg fur einen von Hermanns Mutter Ida von Madenburg ohne sein Wissen getatigten Gutsverkauf an das
Kloster Limburg
von dessen
Abt
eine Entschadigung.
Die Burg wurde im fruhen 11. Jahrhundert erbaut, hochstwahrscheinlich als
Reichsburg
. Falls sie identisch ist mit der Burg Parthenopolis, auf der die Furstenversammlung zur Beratung uber die Absetzung des
salischen
Kaisers
Heinrich IV.
stattfinden sollte, ware die erste Erwahnung bereits 1076 gewesen. Dies ist allerdings bislang nicht sicher bewiesen.
1080 scheint die Burg zusammen mit dem
Trifels
im Besitz Diemars von Trifels gewesen zu sein. Er war ein Angehoriger des Adelsgeschlechts der
Reginbodonen
. 1112 eroberte Erzbischof
Adalbert von Mainz
die bisher gemeinsam dem Reich und dem
Hochstift Speyer
gehorende Madenburg und gab sie erst unter Zwang 1113 an Kaiser
Heinrich V.
heraus. 1164 wurden die
Staufer
als
Hochstiftsvogte
Besitzer der Burg.
Im 13. Jahrhundert ubernahmen die
Grafen von Leiningen
mit der Reichslandvogtei uber den Speyergau die Madenburg als kaiserliche
Landvogte
. 1241 belegte sich der bischoflich speyerische Ministeriale Eberhard von
Wersau
, der sehr wahrscheinlich bereits 1211/20 als
Schenk
amtierte, mit dem Beinamen
von Madenburg.
Ob das Speyerer Hofamt des Schenken in irgendeinem engeren Zusammenhang mit der Burg stand, ist bislang nicht bekannt. Als erster Reichsministeriale benannte sich 1255
Konrad von Schupf
nach der Madenburg (Conradus de Mathenberc), behielt diesen Titel jedoch nicht durchgangig bei.
Durch eine urkundlich belegte Teilung bei den Leiningern wurde die Madenburg 1317 Eigentum Friedrichs V. von Altleiningen. 1361 befand sie sich im Pfandbesitz
Gerhard von Ehrenbergs
, des Bischofs von Speyer, wurde aber von den Leiningern wieder ausgelost. Diese verpfandeten sie jedoch 1365 erneut, diesmal an den
Ritter
Diether Kammerer von Worms.
Im Jahr 1372 wurde die Burg zum
Ganerbenbesitz
. Zu den Mitbewohnern gehoren auch die
Sickinger
und die
Fleckensteiner
, von denen 1408 mit Friedrich von Fleckenstein erstmals ein Familienmitglied als Gemeiner der Burg genannt wurde. 1415, nach anderen Angaben 1423, wurde die Burg unter Johann Schwarz-Reinhard III. von Sickingen und Friedrich von Fleckenstein aufgeteilt. Dabei wurde auch die
fruhgotische
Kapelle St. Nikolaus erwahnt.
Kurfurst
Friedrich der Siegreiche
nahm am 6. Mai 1470 die Madenburg nach Belagerung ein.
1488 war Ritter Johannes von Heydeck nach dem Erwerb der Anteile der Fleckensteiner und Sickinger alleiniger Besitzer der Burg, die 1511 an Herzog
Ulrich von Wurttemberg
veraußert wurde. Von den Wurttembergern wurde sie 1516 dann an den Pfalzgrafen und Bischof
Georg von Speyer
weiterverkauft. Im
Bauernkrieg
1525 wurde sie von aufstandischen Bauern erobert, geplundert und in Brand gesetzt.
Unter Bischof
Philipp von Florsheim
wurde die Burg neu aus- und umgebaut. 1550 ließ er den Philippsbau errichten und in diesem das ehemals auf der
Kastenburg
beheimatete bischofliche
Archiv
unterbringen. Schon zwei Jahre spater eroberte Markgraf
Albrecht von Brandenburg-Kulmbach
die Madenburg.
Zwischen 1581 und 1610 wurde sie durch Bischof
Eberhard von Speyer
als befestigtes
Schloss
im
Renaissancestil
wieder aufgebaut. Zu den in der Kernburg entstandenen Renaissancegebauden gehoren der 1593 errichtete Eberhardsbau und die beiden prachtigen Treppenturme aus den Jahren 1593 und 1594.
Wahrend des
Dreißigjahrigen Kriegs
wurde die Burg wiederholt angegriffen, 1621 von Graf Ludwig von Lowenstein-Scharfeneck und 1622 durch Graf
Ernst von Mansfeld
, der sie nach schwerem Beschuss einnahm. 1634 wurde die Anlage durch franzosische Truppen erobert und 1635 durch kaiserliche Truppen zuruckgewonnen. Nachdem die Burg 1644 erneut von franzosischen Truppen erobert worden war,
[2]
wurde sie im Jahr 1650 nach erfolgtem Friedensschluss an das Hochstift Speyer zuruckgegeben, dessen Bischof sie notdurftig wieder instand setzen ließ.
Im
Pfalzischen Erbfolgekrieg
(1688?1697) schließlich wurde die Burg trotz ihrer mittlerweile erheblichen Wehrkraft von den Truppen des franzosischen Konigs
Ludwig XIV.
unter
Joseph de Montclar
endgultig zerstort. Sie wurde nicht mehr aufgebaut.
1800 wurde die Ruine an private Hande veraußert und 1826 an 38 Eschbacher Burger auf Abbruch verkauft. In der Folgezeit diente sie als Steinbruch. 1870 wurde der Madenburgverein gegrundet. Dieser kaufte Teile des Burgbergs auf, um die Ruine vor der endgultigen Zerstorung zu bewahren. Seit 1871 erfolgten intensive
Restaurierungsmaßnahmen
.
Der langgestreckte Burgkomplex verlauft etwa in Nord-Sud-Richtung. Er gliedert sich in die sudliche
Vor-
und die nordliche
Kernburg
, umgeben von einer
Zwingeranlage
. Im Norden war die Burg durch zwei
Halsgraben
mit starken
Schildmauern
geschutzt.
Der Zugang zur Burg wurde durch eine
Geschutzbastion
gesichert, mit der teilweise der nordliche (jungere) Halsgraben uberbaut wurde. Die nordliche jungere Schildmauer ist etwa 35 m lang, 12 m hoch, bis zu 7 m dick und mit Standen fur Geschutze und Feuerwaffen versehen. Die altere, mit
Buckelquadern
verkleidete innere Schildmauer ist Teil der Kernburg. Auf der Westseite des alteren, zwischen diesen beiden Schildmauern gelegenen Halsgrabens finden sich Grundmauern von Wirtschaftsgebauden.
Zum Burgtor gelangt man durch den ursprunglich an beiden Enden durch Tore gesicherten Westzwinger und die Reste einer ehemals starken
Torbastion
. Diese Rundbastion war in die außere (westliche) Zwingermauer eingebaut. Hier im Bereich der außeren Vorburg befindet sich vor dem Burgtor das renovierte Brunnenhaus mit dem 64 m tiefen
Ziehbrunnen
.
Das hohe
romanische
Burgtor aus dem 12. Jahrhundert wurde spater verkleinert und mit einem
Spitzbogen
versehen. Durch dieses Tor gelangt man in die innere Vorburg, den Sudteil der Anlage.
Im Westen der Vorburg sind von der auf einem Felsklotz errichteten
fruhgotischen
Nikolauskapelle noch bis zu 2,5 m hohe Grundmauerreste mit rund- und spitzbogigen Fenstern erhalten. Im Suden liegt das fur den Betrieb der Burggaststatte genutzte, nicht originalgetreu ausgebaute ehemalige
Zeughaus
. Die Gaststatte selbst wurde an der Ostseite in die Grundmauerreste einiger ehemaliger Wirtschaftsgebaude hineingebaut.
Im Norden wird die Vorburg durch den bereits zur Kernburg gehorenden Philippsbau begrenzt, durch den ein mit dem
Wappen
Bischof Philipps versehener Tordurchgang in den oberen Burghof fuhrt.
In der Nord-Westecke des Hofes lag eine
Zisterne
.
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staufisches Burgtor uber gotischem Portal
-
staufischer Bergfried
-
Renaissance-Bauten in der Kernburg
-
Treppenturm vom Eberhardsbau
Den mit
Schießscharten
und Fenstern ausgestatteten Philippsbau ließ Bischof Philipp 1550 erbauen. Von ihm sind noch einige Mauern erhalten, die seine einstige Große erahnen lassen; die obenliegende Aussichtsplattform ist erreichbar durch den sudlichen der beiden gut erhaltenen
Renaissance
-Treppenturme des Eberhardsbaues. Sie entstanden 1593 und 1594. Von dem 1593 durch Bischof Eberhard von Speyer an der Ostseite der Kernburg errichteten Renaissancegebaude selbst finden sich nur noch die Reste der Grundmauern, weshalb der nordliche
Treppenturm
frei im Burghof steht.
Im Norden begrenzt die alte, etwa 3 m dicke Schildmauer die Kernburg. An ihrem westlichen Ende ragen noch Teile des
Bergfrieds
empor. Die Westseite nahmen ein mehrstockiges Wohngebaude, moglicherweise der
Palas
, und das sudlich davon liegende Kuchenhaus ein, von denen zum Burghof hin lediglich die Grundmauern zu finden sind. An der
Ringmauer
und in der Trennmauer zwischen Wohnhaus und Kuche finden sich noch romanische Fenster. Vom Kuchenhaus sind noch der Backofen und zwei Rundbogen an der Sudseite erhalten.
In der Mitte des Burghofes, zwischen dem Wohngebaude und dem nordlichen Treppenturm, befindet sich eine weitere Zisterne.
Sudlich der Vorburg befindet sich innerhalb der
Zwingeranlage
ein in den Felsen getriebener Keller, uber dem ursprunglich ein Gebaude errichtet worden war.
Die
Herrschaft Madenburg
gehorte seit 1530 zum
Hochstift Speyer
und umfasste neben der Burg die Dorfer
Nach der letzten Zerstorung der Madenburg vom Jahr 1680 hatten die Beamten dieser Herrschaft ihren Sitz in Arzheim.
- Alexander Thon
(Hrsg.):
?… wie eine gebannte, unnahbare Zauberburg“
. Burgen in der Sudpfalz. 2., verbesserte Auflage. Regensburg 2005, S. 100?105.
ISBN 3-7954-1570-5
.
- Alexander Thon, Ulrich Burkhart, Walter Appel, Dieter Barz und Hans Klose:
Madenburg
. In:
Jurgen Keddigkeit
, Alexander Thon u. a. (Hrsg.):
Pfalzisches Burgenlexikon, Bd. 3
(= Beitrage zur pfalzischen Geschichte, Bd. 12). Kaiserslautern 2005, S. 494?514.
- Wolfgang Hartmann:
Vom Main zur Burg Trifels ? vom Kloster Hirsau zum Naumburger Dom. Auf hochmittelalterlichen Spuren des frankischen Adelsgeschlechts der Reginbodonen
. Veroffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg, Bd. 52. Aschaffenburg 2004,
ISSN
0433-843X
.
- Marco Bollheimer:
Felsenburgen im Burgenparadies Wasgau-Nordvogesen
, 2. Auflage, Verlag M. Bollheimer, Karlsruhe 2010,
ISBN 978-3-00-030923-6
, S. 14?17.
- ↑
Topographische Karte.
In:
LANIS.
Abgerufen am 29. September 2020
.
- ↑
Rudolf Schott:
Die Kampfe vor Freiburg im Breisgau, die Eroberung von Philippsburg und die Belagerungen mehrerer Stadte am Rhein im Jahre 1644.
In:
Militargeschichtliche Zeitschrift
. Band 24, Heft 2. De Gruyter, 1978,
doi
:
10.1524/mgzs.1978.24.2.9
.