Luftstreitkrafte der Sowjetunion

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Luftstreitkrafte der Sowjetunion
Военно-воздушные силы СССР


Flagge der sowjetischen Luftstreitkrafte
Aktiv 24. Mai 1918 bis 21. Dezember 1991
Staat Sowjetunion   Sowjetunion
Streitkrafte Rote Armee
Typ Teilstreitkraft
Traditionsfolge Russische Luftstreitkrafte
Insignien
Ursprunglicher Roter Stern als Hauptsymbol der Luftstreitkrafte bis 1943
Roter Stern mit weißer Umrandung ab 1943
Emblem der sowjetischen Luftstreitkrafte

Die Luftstreitkrafte der Sowjetunion ( russisch Военно-воздушные силы СССР , transkribiert: Wojenno-wosduschnye sily SSSR, kurz WWS ) waren eine Teilstreitkraft der Sowjetarmee .

Die Luftstreitkrafte bestanden von 1918 bis 1991. Sie gingen aus der zaristischen Fliegertruppe hervor und wurden nach der Auflosung der Sowjetunion auf die Nachfolgestaaten aufgeteilt.

Gliederung im Kalten Krieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Luftstreitkrafte waren unterteilt in

Außerdem gab es ? organisatorisch getrennt von den Luftstreitkraften ? die Kampfflugzeuge der Luftverteidigung (PWO) ( Abfangjager ), die Armeefliegerkrafte und die Seefliegerkrafte .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Anfange 1917 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bombenflugzeug Ilja Muromez
Von der zaristischen Armee ubernommene Nieuport-Jagdflugzeuge

Russland verfugte bei Beginn der Oktoberrevolution uber einen Flugzeugpark von insgesamt 1.109 Militarmaschinen. Die meisten dieser Flugzeuge waren ebenso wie die dazugehorigen Motoren vor und wahrend des Ersten Weltkrieges in Großbritannien und Frankreich erworben oder in Lizenz nachgebaut worden. Von den Eigenentwicklungen erlangten nur die beruhmte Ilja Muromez sowie die einmotorigen Muster Anatra D , Anatra DS und Lebedj-12 die Serienreife.

Bereits kurz nach dem Umsturz begann ein neugebildetes Kollegium mit der Erfassung der vorhandenen Ressourcen und der Auflistung der zur Verfugung stehenden Flugzeuge, Triebwerke und Produktionsstatten. Am 10. November 1917 wurde die erste Abteilung der revolutionaren Fliegerkrafte gebildet.

Zur Ausbildung der Piloten grundete man zehn neue Fliegerschulen sowie 1919 das Fliegertechnikum Moskau, aus dem 1920 das Ingenieursinstitut der Roten Luftflotte sowie 1922 die Akademie der Luftflotte, die heutige Militarakademie fur Ingenieure der Luftstreitkrafte , hervorgingen. [1]

Mitte 1918 wurden von den Bolschewiki die Luftstreitkrafte der Roten Armee in Fliegerabteilungen gegliedert, die der im Mai gegrundeten Hauptverwaltung der Roten Arbeiter- und Bauernluftflotte unterstanden. Eine Fliegerabteilung bestand aus sechs Flugzeugen mit 113 Angehorigen und verfugte uber einen Fuhrpark von vier Kraftfahrzeugen und sechs Pferdegespannen. Waren es anfangs erst neun dieser Abteilungen, so wuchs ihre Zahl bis Dezember 1920 auf 65 Land- sowie 18 Marineabteilungen.

Diese neuformierten sowjetischen Fliegerkrafte ubernahmen einen Großteil des Flugzeugbestands des alten Russland, der sich, wie oben angedeutet, aus einem Sammelsurium der verschiedensten Typen zusammensetzte. Als Jagdflugzeuge verfugbar waren beispielsweise 307 franzosische Nieuports der Versionen X bis XXIV und einige SPAD S.VII , britische Sopwith Triplane , RAF S.E.5 und Vickers F.B.19 sowie einige erbeutete deutsche Fokker D.VII Doppeldecker.

Im Verlauf des Burgerkriegs fand auch eine Intervention westlicher Staaten und Japans gegen Sowjetrussland statt. Es konnten etwa 150 weitere Flugzeuge erbeutet und in den Bestand aufgenommen werden. Insbesondere die 15 einsatzbereiten Ilja Muromez, die in einer speziellen Bomberabteilung zusammengefasst worden waren sowie die franzosische Breguet 14 bewahrten sich in diesem Konflikt bei Bombenangriffen gegen die Reiterarmeen der Weißgardisten von General Mamontow gut, die Hauptaufgabe der Fliegerkrafte beschrankte sich jedoch aufgrund der fehlenden Mittel meistens auf Aufklarungsaufgaben. Die Konsequenzen, die die Regierung deshalb aus diesem Burgerkrieg unter anderem zog, bestanden im Aufbau einer starken Luftflotte. In den Jahren 1921?1928 wurden aus diesem Grund unter großen Anstrengungen neue Flugzeugwerke errichtet, sowie Schulen und Forschungseinrichtungen gebaut, um die Entwicklung und Produktion auf diesem Gebiet schnell voranzutreiben. [2]

Erste eigene Typen ? die zwanziger Jahre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 1. Dezember 1918 wurde vom Vater der russischen Luftfahrt, Nikolai Jegorowitsch Schukowski , mit der Grundung des Zentralen Aerohydrodynamischen Instituts (ZAGI) der Grundstein der Forschung gelegt, auf den sich die sowjetische Luft- und Raumfahrt in den kommenden Jahrzehnten stutzte. Im ZAGI wurden neue Flugzeugtypen entwickelt und getestet sowie aerodynamische Gegebenheiten erforscht. Zu diesem Zweck wurde auch ein großer Windkanal errichtet, in dem das Flugverhalten von kompletten Flugzeugen beobachtet werden konnte.

Eine Zeit lang stutzte sich die Sowjetunion jedoch noch auf den Einkauf von Flugzeugen im Ausland. 1922 waren 90 % aller neuen Militarmaschinen als Import in die UdSSR gelangt. So ist es nicht verwunderlich, dass der erste Typ aus sowjetischer Produktion, die R-1 , ein Nachbau der britischen de Havilland D.H.4 war, dessen Herstellung von Nikolai Polikarpow auf die einheimischen Produktionsmoglichkeiten zugeschnitten worden war. Noch 1926 kaufte die Sowjetunion zur Ausbildung von Bomberpiloten veraltete franzosische Farman Goliath -Doppeldecker, die auch als Absetzflugzeuge fur die sich formierenden Fallschirmjagereinheiten genutzt wurden.

Die Po-2, eines der meistgebauten Flugzeuge uberhaupt

Am meisten zu schaffen machte den sowjetischen Luftstreitkraften jedoch der Mangel an geeigneten Motoren. Samtliche Flugzeugantriebe mussten importiert oder in Lizenz produziert werden. Beispielsweise waren die beiden leistungsfahigsten Triebwerke die die sowjetische Industrie produzierte, der M-17 und der M-22 , Nachbauten des deutschen BMW VI und des franzosischen Gnome-Rhone Jupiter .

Diese Situation anderte sich erst im Dezember 1930 mit der Grundung des Zentralinstituts fur Flugzeugmotorenbau (ZIAM). Alexander Mikulin , der schon seit 1923 Flugzeugmotoren baute, entwickelte dort ab 1930 das erste leistungsfahige sowjetische Flugzeugtriebwerk, den wassergekuhlten 12-Zylinder-V-Motor M-34 . Ein weiterer Mitarbeiter, der spater durch seine Motoren bekannt wurde, war Wladimir Klimow .

Ende 1924 wurden die sowjetischen Luftstreitkrafte erneut umstrukturiert. Die bestehenden Fliegerabteilungen loste man auf und fasste die Flugzeuge in den ihren Aufgaben entsprechenden Staffeln zusammen. Gebildet wurden Jagd-, Aufklarungs-, Schlachtflieger- und leichte Bomberstaffeln. Eine Staffel bestand aus drei Unterabteilungen zu je 18 Flugzeugen. Bis 1928 erhohte sich die Einsatzstarke der Staffeln um das Doppelte.

Mitte der 1920er-Jahre erschienen dann die ersten leistungsfahigen Eigenkonstruktionen, die auch im Ausland Beachtung fanden. Richtungsweisend hierzu war das von Andrej Tupolew entwickelte erste freitragende Ganzmetall-Bombenflugzeug der Welt, die TB-1 . Jagdflugzeuge dieser Periode waren unter anderem die Doppeldecker Grigorowitsch I-2 und Polikarpow I-3 , welche in mehr oder weniger bedeutenden Stuckzahlen den Luftstreitkraften zur Verfugung gestellt werden konnten.

Bei der Konstruktion von Flugbooten zeigte sich seit dem Ersten Weltkrieg Dmitri Grigorowitsch fuhrend. Seine beiden Konstruktionen M-5 und M-9 bildeten das Ruckgrat bei den Bordflugzeugen der sowjetischen Seekriegsflotte.

Die Entwicklung, die mit der Polikarpow R-1 ihren Anfang genommen hatte, namlich die Produktion von leichten einmotorigen Mehrzweckmaschinen, wurde mit der Tupolew R-3 fortgesetzt. Sie gipfelte in den 1930er-Jahren in den massenweise gefertigten Typen Polikarpow R-5 und Polikarpow Po-2 und kennzeichnet die damalige Produktionsweise der sowjetischen Industrie: Kleine, ohne großen Aufwand herzustellende Typen, die im Bedarfsfall variabel als Aufklarer, Bomber, Verbindungsflieger und anderes einsetzbar waren. Spezielle Typen wie der Bomber TB-1 blieben dagegen deutlich in der Minderzahl. 1929 stellte dieser nur 5 % der Flugzeuge der sowjetischen Luftflotte, die einmotorigen Aufklarungsflugzeuge dagegen 80 %. [3]

Die dreißiger Jahre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit dem allmahlichen Erstarken der sowjetischen Wirtschaft anderte sich auch das Krafteverhaltnis in den sowjetischen Luftstreitkraften. Die auslandischen Typen waren verschwunden und eigene Triebwerke standen nun in genugendem Maß zur Verfugung. Mit dem PW-1 und dem DA waren bereits in den vorhergehenden Jahren zwei Flugzeug-Maschinengewehre entwickelt worden, die nun durch so leistungsstarke Waffen wie das SchKAS -MG abgelost wurden.

Hatten die Aufklarer bisher das Bild der Luftstreitkrafte dominiert, so waren nun 43 % aller sowjetischen Militarmaschinen Jagdflugzeuge , bei Beginn des Großen Vaterlandischen Krieges sogar 53,4 %. [4]

Im Juli 1929 wurde vom Zentralkomitee der KPdSU ein Beschluss herausgegeben, der die Entwicklung neuer und besserer Flugzeuge vorsah. 1930 wurde aus diesem Grunde das Zentrale Konstruktionsburo (ZKB) gegrundet, in welchem ab 1932 auf bestimmte Flugzeugtypen spezialisierte Konstruktionsteams arbeiteten. Es gab Entwicklungsgruppen fur Jager, Fernbomber, Aufklarer, Seeflugzeuge, Drehflugler , Fahrwerke, Flugzeugwaffen und Luftschrauben. Das ZAGI war ahnlich organisiert.

Jagdflugzeug I-16

Aufgrund dieser Spezialisierung entstanden leistungsfahige Typen, die den Anschluss an die technologische Weltspitze brachten, so die Jagdflugzeuge Polikarpow I-15 , I-16 oder der schwere Bomber Tupolew TB-3 .

1932 wurden die sowjetischen Luftstreitkrafte eine eigenstandige Waffengattung und man legte Wert auf einen verstarkten Aufbau von Jagdflugzeug- und Bomberstaffeln. Der Anteil der bis dahin dominanten Aufklarer verringerte sich aufgrund dieser Maßnahme drastisch (nur noch 31 %), die Jager und Bomber dagegen machten ab 1932/33 den Großteil aller Militarflugzeuge aus.

1940 wurden die Luftstreitkrafte erneut umstrukturiert. Die Brigaden wurden durch Divisionen ersetzt, die in Regimenter unterteilt waren. Ein Jagerregiment bestand aus vier Staffeln mit 60 Flugzeugen, ein Bomberregiment aus funf Staffeln zu entweder 60 mittleren oder 40 schweren Bombern. In der Regel bildeten zwei Jagdflieger-, zwei Bomber- und ein Schlachtfliegerregiment zusammen eine gemischte Fliegerdivision. Die schweren Bomberverbande gliederte man in ein Korps , aus dem am 5. Marz 1942 die Fernfliegerkrafte ADD (Awiazija Dalnewo Deistwija) gebildet wurden.

Mit dem schweren Bomber TB-3 war nun auch die Moglichkeit vorhanden, den Aufbau der Luftlandetruppen voranzutreiben. Es wurden deshalb die Absetzversuche, die schon seit 1930 mit Farman Goliath durchgefuhrt wurden, perfektioniert und ab 1932 entstanden die ersten Luftlandeabteilungen. Im Manover im Kiewer Militarbezirk 1935 wurden erstmals Luftlandetruppen in Regimentsstarke eingesetzt und die sowjetische Doktrin der tiefen Operation praktisch geprobt. 1939 verfugte die sowjetische Armee uber sechs Luftlandebrigaden, deren Zahl bis 1940 verdoppelt wurde.

Bereits zum Anfang der 1930er-Jahre wurden Manover durchgefuhrt, in denen man das Zusammenwirken zwischen Luft- und Bodentruppen testete, eine Doktrin, die wahrend des Zweiten Weltkrieges erfolgreich angewendet werden und auf die sich die Rote Armee bis zum Zerfall der Sowjetunion stutzen sollte.

Im maritimen Bereich setzte sich ebenfalls die Spezialisierung von Flugzeugen auf zugeschnittene Aufgaben durch. Die Flugboote und Seeflugzeuge von Georgi Berijew , speziell die MBR-2 , erzielten im Gegensatz zu den veralteten Grigorowitsch-Konstruktionen bemerkenswerte Flugleistungen. Der Großteil des Flugzeugparks bestand aus landgestutzten Maschinen. Die Seeflieger , bis dato Teilstreitkraft der Luftstreitkrafte, wurden ab 1935 Bestandteil der Seekriegsflotte unter der Bezeichnung Wojenno-wosduschnije silij-wojenno-morskoij flot (WWS-WMF). [5]

Der Spanische Burgerkrieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Juli 1936 brach der Spanische Burgerkrieg aus und Deutschland und Italien nutzten diesen Konflikt dazu, um im Rahmen von Hilfsleistungen an die Putschisten unter General Franco ihre neuesten Waffentechnologien zu testen. Die Sowjetunion sandte der republikanischen Regierung ebenfalls Waffenhilfe, unter anderem auch Flugzeuge.

In der Anfangsphase der Luftkampfe konnten sich die eingesetzten I-15 und I-16 Jagdflugzeuge noch gut gegen die deutschen Heinkel He 51 und italienischen Fiat CR.32 behaupten. Als aber die modernen Messerschmitt Bf 109 Jager erschienen, zeigte es sich, dass die sowjetische Technologie nicht mehr mit der neuesten Entwicklung Schritt halten konnte. Das zweimotorige Bombenflugzeug SB-2 , bei seinem Erscheinen 1935 schneller als die meisten Jagdflugzeuge jener Zeit, hatte seinen ursprunglichen Geschwindigkeitsvorteil gegenuber den schnelleren Bf 109 verloren und erlitt empfindliche Verluste.

Diesen Erfahrungen Rechnung tragend wurden durch das Zentralkomitee der KPdSU im September 1939 die Grundung neuer Konstruktionsburos beschlossen. Von 1938 bis 1941 entstanden unter anderem die OKBs Mikojan-Gurewitsch , Petljakow , Lawotschkin und Suchoi sowie zusatzlich neun Flugzeug- und sieben Motorenwerke. [6] So konnte noch bis zum Beginn des Großen Vaterlandischen Krieges damit begonnen werden, moderne Typen wie die Jager Jak-1 , LaGG-3 und MiG-3 sowie die Bomber Pe-2 , Il-2 und Su-2 zu erproben und in die Serienproduktion zu uberfuhren.

Zweiter Weltkrieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Uberfall auf die Sowjetunion traf die Luftstreitkrafte unvorbereitet inmitten dieser wichtigen Umstrukturierungsphase. Die Regimenter bestanden großtenteils aus veralteten Flugzeugen. Etwa 80 % der Jagdstaffeln stellten die Modelle I-15, I-16 und I-153. Bei den Bombern waren 47 % SB-2 und 34 % DB-3 / Il-4 . Durch die Bombardierung von Flugplatzen gelang es der deutschen Luftwaffe , einen Teil der Flugzeuge am Boden zu zerstoren. Durch eine erhohte Produktion von Maschinen in den vom Krieg nicht betroffenen Landesteilen konnten die Verluste aber schnell kompensiert werden.

Um der Gefahr von Bombenangriffen zu entgehen und um sie dem Zugriff der vorruckenden deutschen Wehrmacht zu entziehen, mussten bis Ende 1941 etwa 1.300 Betriebe nach Osten bis hinter den Ural evakuiert werden, was eine ungeheure logistische Leistung darstellte. Bei dieser Aktion wurden komplette Werke samt ihrer Belegschaft auf Zuge, LKWs und teilweise auch auf Lastkahne geladen und abtransportiert. Unter extremen Bedingungen ? der russische Winter war hereingebrochen und die Versorgungssituation der Werkarbeiter war ungenugend ? wurden die Betriebe in den Tiefen des Landes wieder errichtet. Teilweise wurden die Flugzeuge in erst halb fertiggestellten Werkshallen unter freiem Himmel produziert. Nach einem aus dieser Verlagerung resultierenden Produktionseinbruch im Dezember 1941 stieg die Flugzeugproduktion der Sowjetunion ab da bis zum Kriegsende stetig an. Beherrschte die deutsche Luftwaffe zu Beginn des Feldzuges mit den Jagern Bf 109 und Fw 190 uneingeschrankt den Luftraum, so drehte sich dieser Vorteil ab 1943 in Richtung Sowjetunion. Die evakuierten Werke steigerten ihren Produktionsausstoß standig und die neuen Typen La-5 , La-7 sowie Jak-9 und Jak-3 waren den deutschen Typen ebenburtig, wenn in einigen Belangen nicht gar uberlegen. Ende 1944 schatzte die Abteilung Fremde Heere Ost ein:

?Durch Neukonstruktionen einer Reihe von Typen ist es der SU gelungen, mit der Leistungsfahigkeit vor allem ihrer neuen Jagdflugzeuge die Leistungen der deutschen Typen zu erreichen, zum Teil zu ubertreffen.“ [7]

Durch das große Potenzial an Menschen konnten die Verluste an fliegendem Personal problemlos ausgeglichen werden, wahrend die Deutschen an chronischem Personalmangel litten. Auch die Bewaffnung konnte durch den Ubergang vom Maschinengewehr zur großkalibrigen Maschinenkanone , insbesondere der 20-mm- SchWAK und 23-mm- WJa , verbessert werden.

Im Gegensatz zu anderen Luftstreitkraften im Zweiten Weltkrieg flogen in der Sowjetunion auch Frauen Kampfeinsatze. 1942 bestanden drei Regimenter ausschließlich aus Pilotinnen. Beruhmt wurde etwa das 588. Nachtbomberregiment , in dem die Fliegerinnen Doppeldecker des Typs Po-2 flogen und sich selbst Nachthexen nannten. Von 29 Pilotinnen, die die Auszeichnung Held der Sowjetunion erhielten, zahlten 23 zu den Nachthexen . [8] Insgesamt erhielten wahrend des Krieges 2.420 Angehorige des fliegenden Personals diese hochste Auszeichnung der Sowjetunion, 65 wurde sie zweimal verliehen, die Piloten Iwan Koschedub und Alexander Pokryschkin erhielten sie dreimal. [9]

Schlachtflugzeug Il-2

Eine neue Taktik der Sowjetunion war das Bilden von großen gemischten Flugzeugverbanden, sogenannten Luftarmeen mit bis zu 1.000, spater bis zu 1.500 Flugzeugen. Jede Luftarmee war einer Front (sowjetisches Pendant zur deutschen Heeresgruppe ) zugeteilt, deren Oberbefehlshaber sie unterstand. Dadurch konnte ein enges Zusammenwirken von Land- und Luftstreitkraften gewahrleistet werden. Auch verlagerte man den Schwerpunkt der Bomberproduktion in Richtung der Schlachtflieger , die eine taktisch sehr wirkungsvolle Waffe darstellten. Insbesondere die Il-2 sowie deren Nachfolger Il-10 erwiesen sich im Zusammenspiel mit den Bodentruppen als außerst effektiv. Insgesamt wurden von diesen beiden Typen etwa 40.000 Exemplare hergestellt. Die Gesamtzahl aller wahrend des Krieges produzierten Flugzeuge lag bei 136.800 Stuck, 62.500 davon waren Jagdflugzeuge. [10]

Bis zum Ende des Krieges flogen die sowjetischen Luftstreitkrafte rund 3 Millionen Einsatze und waren nach dem Heer die zweitgroßte Teilstreitmacht der Roten Armee. [11]

Nachkriegszeit und Kalter Krieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg profitierte der sowjetische Flugzeugbau stark vom Technologietransfer aus Deutschland. So konnten in der Sowjetischen Besatzungszone zahlreiche Skizzen, Bauplane und unvollendete Prototypen deutscher Flugzeuge und Triebwerke erbeutet werden. Deutsche Erkenntnisse im Bau von Strahltriebwerken waren von unschatzbaren Wert und erleichterten der Luftfahrtindustrie den Ubergang vom Kolbenmotor zum Strahlantrieb. Ein Technologieschritt erfolgte durch den Ankauf britischer Triebwerke und deren Nachbau.

Bereits 1946 produzierte man erste Jagdflugzeug-Prototypen, ausgestattet mit erbeuteten Jumo 004 Triebwerken. Insbesondere die Konstruktionsburos Jakowlew, Lawotschkin, Mikojan-Gurewitsch, Iljuschin und Tupolew entwickelten viele neue Typen.

Mit der MiG-9 und Jak-15 standen kurz darauf die ersten Jagdflugzeuge mit Strahlantrieb den Luftstreitkraften zur Verfugung. 1949 erschien aus dem OKB Mikojan-Gurewitsch der Jager MiG-15 , welcher in etwa 8.000 Exemplaren gebaut wurde und den Ruf des Konstruktionsburos als fuhrenden Jagdflugzeughersteller der UdSSR begrundete. Im gleichen Jahr wurde das Frontbombenflugzeug Il-28 , das die Abkehr vom Schlacht- und Sturzkampfbomber zugunsten des Frontbombers charakterisierte, an die WWS geliefert. Wahrend des Eintritts ins Atomzeitalter nach dem Beginn des Kalten Krieges baute die Sowjetunion eine starke strategische Bomberflotte auf. Insbesondere das OKB Tupolew zeigte sich auf diesem Gebiet fuhrend. Moderne Versionen der Anfang der 1950er-Jahre in Dienst gestellten Bomber Tu-95 werden teilweise noch heute eingesetzt. [12]

Personalstarke der sowjetischen Luftstreitkrafte
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1991
510.000 330.000 440.000 550.000 570.000 420.000 420.000

Inventar der sowjetischen Luftstreitkrafte im Jahre 1990 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Tupolew Tu-95
MiG-25 der sowjetischen Luftstreitkrafte, 1980er-Jahre
MiG-29 auf einem Flugplatz
Iljuschin Il-76 auf einer sowjetischen Briefmarke
205 strategische Bomber [13]
160 Tupolew Tu-95
15 Tupolew Tu-160
30 Mjassischtschew M-4
230 mittlere Bomber [13]
30 Tupolew Tu-22M
80 Tupolew Tu-16
120 Tupolew Tu-22
1.755 Jagdflugzeuge [14]
90 Suchoi Su-27
540 Mikojan-Gurewitsch MiG-29
700 Mikojan-Gurewitsch MiG-23
185 Mikojan-Gurewitsch MiG-21
200 Mikojan-Gurewitsch MiG-31
40 Mikojan-Gurewitsch MiG-25
2.135 Jagdbomber [14]
630 Suchoi Su-24
535 Suchoi Su-17
130 Suchoi Su-7
500 Mikojan-Gurewitsch MiG-27
340 Suchoi Su-25
84 Tankflugzeuge
34 Iljuschin Il-78
30 umgerustete Mjassischtschew M-4
20 umgerustete Tupolew Tu-16
40 AWACS -Flugzeuge
40 Berijew A-50
1.015 Stor- und Aufklarungsflugzeuge
50 Mikojan-Gurewitsch MiG-21
170 Mikojan-Gurewitsch MiG-25
190 Suchoi Su-7 R
235 Suchoi Su-24
200 Jakowlew Jak-28
130 Tupolew Tu-16
30 Tupolew Tu-22M
10 Iljuschin Il-20
620 Transportflugzeuge
45 Antonow An-124
55 Antonow An-22
210 Antonow An-12
310 Iljuschin Il-76
rund 3.000 andere Zivil- und Transportflugzeuge, die sich im Falle der Mobilmachung leicht zu militarischen Transportern umrusten ließen. Dabei handelte es sich um rund 1.400 Flugzeuge anderer, den Luftstreitkraften unterstellte Transportfliegerkrafte (mit Tu-134, Tu-154, An-26) sowie mindestens 1.800 Flugzeuge der Aeroflot. [15]

Oberbefehlshaber (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Luftstreitkrafte der Sowjetunion  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Jagdflugzeuge . Transpress, Berlin 1985, S. 9.
  2. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. 1989, S. 13?17.
  3. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. 1989, S. 18.
  4. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Jagdflugzeuge . Transpress, Berlin 1985, S. 44.
  5. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. 1989, S. 19?34.
  6. Karl-Heinz Eyermann: Die Luftfahrt der UdSSR 1917?1977 . Transpress, Berlin 1977, S. 62.
  7. Olaf Groehler : Die Zerschlagung der deutschen Fliegerkrafte an der deutsch-sowjetischen Front 1941-1945 . In: Erhard Moritz (Hrsg.): Das Fiasko der antisowjetischen Aggression . Berlin 1978, S. 315.
  8. Russell Miller: Die Sowjetunion im Luftkrieg . 1993, S. 119.
  9. Alexei Iwanowitsch Schachurin: Flugel des Sieges. Militarverlag der DDR, Berlin 1989, ISBN 3-327-00822-1 , S. 261.
  10. Karl-Heinz Eyermann : Die Luftfahrt der UdSSR 1917?1977 . Transpress, Berlin 1977, S. 93 und 96.
  11. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. 1989, S. 35?42.
  12. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. 1989, S. 66?80.
  13. a b Liste der Bomber der UdSSR im Jahre 1990
  14. a b Liste der Jager/Jagdbomber der UdSSR im Jahre 1990 abgerufen am 1. Februar 2023
  15. Gunter Weiße: NATO-Intelligence: Das militarische Nachrichtenwesen im Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) 1985?1989 , ibidem Press, 2014, ISBN 978-3-8382-6563-6 , Abschnitt 3.2.6.:Die Lufttransportverbande VTA