Ludwig Fischers Unterschrift auf einer Postkarte an
Albert Bachmann
(mit Stempel des Ankunftsdatums)
Ludwig Fischer
(*
3. August
1877
in
Triengen
; †
14. April
1962
in
Luzern
) war ein
Schweizer
Lehrer und
Dialektologe
. Bleibende Verdienste erwarb er sich mit seiner Grammatik des im
Kanton Luzern
gesprochenen
schweizerdeutschen
Dialekts.
Ludwig Fischer,
heimatberechtigt
in seinem nordluzernischen Geburtsort Triengen, war Sohn des Landwirts Ludwig Fischer und der Anna geborenen Fries. Nach dem Besuch der ortlichen Primar- und Sekundarschule verbrachte er von 1892 bis 1894 zwei Jahre in der
franzosischen Schweiz
und in
Frankreich
. Im Herbst 1894 trat er in das
Lehrerseminar
Hitzkirch
ein. Er begann 1898 an der Primarschule in Triengen zu unterrichten und erhielt 1899 das
Primarlehrer
- und 1900 das
Sekundarlehrer
patent.
[1]
Nach neun Jahren als Primarlehrer ? zwei in Triengen und sieben in Luzern ? bezog er im Herbst 1907 die
Universitat Zurich
, um
deutsche Sprache und Literatur
sowie
Geschichtswissenschaft
zu studieren; weitere Facher, in die er hineinhorte, waren Geschichte der
franzosischen Literatur
,
Staatsrecht
,
Kunstgeschichte
und
Latein
. 1910 wurde er zum Sekundarlehrer nach Luzern gewahlt und unterrichtete von 1915 bis 1946 sowohl an der
Hoheren Tochterschule
(Fach Geschichte) als auch am stadtischen Lehrerseminar (Facher Geschichte und Deutsch); bis 1913 blieb er uberdies an der Universitat immatrikuliert. Aufgrund der Grenzbesetzung im
Ersten Weltkrieg
und der Auslastung durch das Lehramt
promovierte
Fischer erst 1920 bei
Albert Bachmann
mit einer Arbeit uber den
Vokalismus
des
Luzerner Dialekts
(gedruckt 1927). Angekundigt wurde damals deren Erweiterung um ≪die Schwachtonvokale, den Konsonantismus, die Flexion, eine kurze Darstellung des Verhaltnisses zu den Nachbarmundarten, eine Erklarung der Mundartgrenzen, Mundartproben, ein Worterverzeichnis und eine Karte≫,
[2]
womit eine Aufnahme in die Reihe
Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik
verbunden gewesen ware. Eine Aufnahme in diese Reihe kam allerdings nach dem Tode Bachmanns (1934), der die Reihe herausgegeben hatte, nicht mehr zustande.
[3]
Im September 1950 wurde der 73-jahrige Fischer vom Erziehungsdepartement (
Kultusministerium
) des Kantons Luzern angefragt, ob er eine luzerndeutsche Grammatik verfassen wolle, worauf dieser im folgenden Jahr zustimmte. Als Vorbild diente die 1948 publizierte
zurichdeutsche
Grammatik von
Albert Weber
; eigene Erhebungen lieferten die Daten. Weitere Grundlagen und Hilfsmittel waren seine 1927 erschienene Dissertation uber den Stammsilbenvokalismus, Karl Schmids 1915 gedruckte Dissertation uber die Mundart des
Entlebuchs
,
Karl Stuckis
schweizerdeutsche Mundartgrammatik von 1921, das Werk
Franz Joseph Stalders
und
Renward Brandstetters
,
Jakob Hunzikers
Aargauer Worterbuch
(das auch eine Kurzgrammatik enthalt) und das
Schweizerische Idiotikon
;
beratend wirkte uberdies
Eugen Dieth
.
[4]
Fischers Grammatik, fur die er den grossten Teil seines Ruhestands hergab und die 1960 erschien, behandelt alle Dialekte des Kantons Luzern, fokussiert aber auf seine eigene landliche (≪Gauer≫) Mundart der
Region Sursee
. Sie ist, wo immer es sich anbietet, kontrastiv zum
Schriftdeutschen
angelegt und hat einen
normativen
Anspruch, was auch im Untertitel
Ein Wegweiser zur guten Mundart
zum Ausdruck gebracht wird. Zusammen mit der schon genannten zurichdeutschen Grammatik von Albert Weber, der
baseldeutschen
Grammatik von
Rudolf Suter
(1976/1992), der
berndeutschen
Grammatik von
Werner Marti
(1985), der berndeutschen Syntax von
Werner Hodler
(1969), dem dritten Band des
Sprachatlasses der deutschen Schweiz
sowie den jeweiligen Flexionskapiteln in den Banden der Reihe
Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik
(1910?1940) bildet sie das Ruckgrat schweizerdeutscher Grammatikbeschreibung.
- Der Stammsilben-Vokalismus der Mundart des Luzerner Gaus.
Abhandlung zur Erlangung der Doktorwurde der ersten Sektion der hohen philosophischen Fakultat der Universitat Zurich. Huber, Frauenfeld 1927.
- Luzerndeutsche Grammatik. Ein Wegweiser zur guten Mundart.
Hrsg. im Auftrage des Erziehungsdepartements des Kantons Luzern. Schweizer Spiegel, Zurich 1960 (
Grammatiken und Worterbucher des Schweizerdeutschen
II). ? Mit einem Anhang zur Neuausgabe von
Walter Haas
. Comenius, Hitzkirch 1989.
- Lebenslauf.
In:
Der Stammsilben-Vokalismus der Mundart des Luzerner Gaus.
Abhandlung zur Erlangung der Doktorwurde der ersten Sektion der hohen philosophischen Fakultat der Universitat Zurich. Huber, Frauenfeld 1927, o. S.
- Vorwort.
In:
Luzerndeutsche Grammatik. Ein Wegweiser zur guten Mundart.
Hrsg. im Auftrage des Erziehungsdepartements des Kantons Luzern. Schweizer Spiegel, Zurich 1960 bzw. Nachdruck Comenius, Hitzkirch 1989 (
Grammatiken und Worterbucher des Schweizerdeutschen
II), S. 7?8.
- P[io] F[assler]:
† Dr. Ludwig Fischer.
In:
Vaterland
,
April 1962.
- -r [= Hans-Peter Jager-Fischer]:
† Dr. Ludwig Fischer.
In:
Luzerner Tagblatt
,
April 1962.
- Walter Haas:
Anhang zur Neuausgabe 1989.
In:
Luzerndeutsche Grammatik. Ein Wegweiser zur guten Mundart.
Hrsg. im Auftrage des Erziehungsdepartements des Kantons Luzern. Nachdruck Comenius, Hitzkirch 1989 (
Grammatiken und Worterbucher des Schweizerdeutschen
II), S. 559?581.
- Walter Haas:
Ludwig Fischer.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
- ↑
Daten nach dem der Dissertation beigegebenen
Lebenslauf
. Hans-Peter Jager-Fischer schreibt 1962 im Nekrolog, sein Schwiegervater habe das Sekundarlehrerpatent ≪unter grossen personlichen Opfern≫ in Zurich erworben.
- ↑
Ludwig Fischer:
Der Stammsilben-Vokalismus der Mundart des Luzerner Gaus.
Phil. Diss. Univ. Zurich. Huber, Frauenfeld 1927, Ruckseite des Titelblatts.
- ↑
Archiv Schweizerisches Idiotikon, Zurich,
Protokolle des Leitenden Ausschusses 1897?1942:
Protokoll der Sitzung vom 24. Januar 1935. ? Das Manuskript liegt im Archiv des Schweizerischen Idiotikons.
- ↑
Nach Ludwig Fischer:
Luzerndeutsche Grammatik. Ein Wegweiser zur guten Mundart.
Hrsg. im Auftrage des Erziehungsdepartements des Kantons Luzern. Schweizer Spiegel, Zurich 1960 (=
Grammatiken und Worterbucher des Schweizerdeutschen.
II) [Nachdruck: Comenius, Hitzkirch 1989]; S. 7 f.