Luc Bondy
(
17. Juli
1948
in
Zurich
?
28. November
2015
ebenda
[1]
) war ein
Schweizer
Theater-
,
Film-
und
Opernregisseur
. Von 2002 bis 2013 war er Intendant der
Wiener Festwochen
.
Luc Bondy stammte aus einer bekannten Theater- und Literatenfamilie; er war der Sohn des osterreichisch-ungarischen Publizisten und Essayisten
Francois Bondy
und ein Enkel des Autors und Dramaturgen
N. O. Scarpi
. Bondy hatte eine schwierige Kindheit, wuchs zeitweise in einem sudfranzosischen Kinderheim auf, besuchte ein Internat und kam 1967 nach Paris, um an der
Pantomimenschule
von
Jacques Lecoq
[2]
zu studieren.
[3]
1969 erhielt er eine Anstellung als Regieassistent am
Hamburger
Thalia Theater
, wo er unter anderem bei
Gustav Manker
und
Boy Gobert
assistierte. Ab 1970 entstanden erste eigene Inszenierungen: am
Dusseldorfer Schauspielhaus
Leonce und Lena
von
Georg Buchner
[4]
[5]
, in
Gottingen
Der Narr und die Nonne
von
Stanisław Ignacy Witkiewicz
und in Hamburg
Die Zofen
von
Jean Genet
(ein leerer, sandiger Kampfplatz in einer Fabrik mit glatzkopfigen Schauspielerinnen).
[6]
1973 gelang ihm mit
Edward Bonds
Die See
am
Residenztheater Munchen
der Durchbruch.
[7]
Es spielten unter anderem
Siegfried Lowitz
und
Walter Schmidinger
. Die Inszenierung wurde zum
Berliner Theatertreffen
eingeladen.
[8]
Ab 1974 war er als Hausregisseur am
Schauspiel Frankfurt
engagiert und pragte ? neben
Peter Palitzsch
und
Hans Neuenfels
? den Stil des Hauses und des Ensembles. An diesem Haus prasentierte er 1975 erstmals ein Stuck des in Deutschland damals vollig vergessenen Rokoko-Dichters
Pierre Carlet de Marivaux
?
Die Unbestandigkeit der Liebe
? und konnte damit einen großen Erfolg erringen. Auch diese Inszenierung wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen, sowie in der Folge noch elf weitere Arbeiten des Regisseurs. Er inszenierte aber auch am
Schauspiel Koln
, am
Hamburger Schauspielhaus
und an den
Munchner Kammerspielen
. 1976 begann seine Zusammenarbeit mit der Berliner
Schaubuhne am Halleschen Ufer
, mit
Else Lasker-Schulers
Die Wupper
. 1977 folgte dort
Alfred de Mussets
Man spielt nicht mit der Liebe
.
[9]
1978 debutierte er als Opernregisseur mit der
Alban-Berg
-Oper
Lulu
an der
Hamburgischen Staatsoper
, damals noch in der zweiaktigen Fassung aus dem Nachlass des Komponisten. Ebendort folgte 1981 die andere Alban-Berg-Oper, der
Wozzeck
.
[10]
Buhnen- und Kostumbildner beider Produktionen waren
Rolf
und
Marianne Glittenberg
, die lange Jahre mit Bondy in Schauspiel und Musiktheater zusammenarbeiteten. Auch in der Oper reussierte der Regisseur auf Anhieb, seine Operninszenierungen waren in den folgenden Jahrzehnten in Wien, Munchen, New York, Brussel und Paris, sowie bei den Festspielen von
Salzburg
,
Aix-en-Provence
und
Edinburgh
zu sehen.
1984 folgte seine erste Regie in Frankreich ? Schnitzlers
Das weite Land
in Nanterre mit
Michel Piccoli
und
Bulle Ogier
als Ehepaar Hofreiter ? und der große Erfolg dieser Produktion fuhrte zu stets wiederkehrenden Einladungen nach Paris. Unter dem Titel
Terre etrangere
verfilmte der Regisseur Schnitzlers Werk auch im Jahr 1987, in einer osterreichisch-deutsch-franzosisch-italienischen Koproduktion, wiederum mit Piccoli und Ogier (Ehepaar Hofreiter), sowie mit
Milena Vukotic
,
Jutta Lampe
,
Wolfgang Hubsch
,
Dominique Blanc
,
Gabriel Barylli
sowie
Paulus Manker
als Komponist Alexander Korsakow.
Nach dem Rucktritt
Peter Steins
von der Direktion der
Berliner
Schaubuhne am Lehniner Platz
wurde Luc Bondy ? gemeinsam mit den Dramaturgen
Dieter Sturm
und
Christoph Leimbacher
? fur viele uberraschend 1985 in das Leitungsgremium berufen. Er blieb dort zwar nur bis 1988 Kodirektor, inszenierte aber bis 1995 weiterhin an diesem Haus. In Berlin brachte er 1985 wieder ein Marivaux-Stuck heraus,
Der Triumph der Liebe
, erneut eingeladen zum Berliner Theatertreffen ? eine Auffuhrung, die auch verfilmt wurde. Die Besetzung mit
Jutta Lampe
,
Corinna Kirchhoff
,
Thomas Holtzmann
,
Libgart Schwarz
,
Ernst Stotzner
,
Mathias Gnadinger
und
Paul Burian
war hochkaratig. Luc Bondy inszenierte an der Schaubuhne Stucke von
Cami
,
Guitry
,
Handke
,
Moliere
,
Ostrowskij
und Shakespeares selten gespieltes
Wintermarchen
. Auch befasste er sich ausfuhrlich mit dem dramatischen
Œuvre
von
Botho Strauß
:
Kalldewey
(1982),
Die Fremdenfuhrerin
(1986),
Die Zeit und das Zimmer
(Urauffuhrung 1989) und
Schlußchor
(1992, ausgezeichnet als
Inszenierung des Jahres
durch die Kritikerumfrage von
Theater heute
).
[11]
Auch nach seiner Zeit an der Schaubuhne sollte Botho Strauß eine wichtige Achse seiner Arbeit bleiben. Beispielsweise inszenierte er 2002 am
Berliner Ensemble
die Urauffuhrung von
Unerwartete Ruckkehr
und 2005 ebendort ? mit
Edith Clever
und
Jutta Lampe
?
Die eine und die andere
. Am
Theatre de l’Odeon
in Paris prasentierte er ? ebenfalls 2005 ?
Schandung
, eine
Titus-Andronicus
-Bearbeitung von Botho Strauß. Als weitere zeitgenossische Autoren, fur die sich Luc Bondy engagierte, sind die Franzosin
Yasmina Reza
und der Osterreicher
Peter Handke
zu nennen. Bondy inszenierte zwei Urauffuhrungen von Reza ?
Drei Mal Leben
(
Akademietheater Wien
, 2000) und
Une piece espagnole
(
Theatre de la Madeleine
in Paris, 2004) ? sowie eine von Handke ?
Die schonen Tage von Aranjuez
(Akademietheater, 2012).
Bondy kam mit Marivaux und Mozart nach Wien. Die damalige Intendantin der
Wiener Festwochen
,
Ursula Pasterk
, sprach zwei Einladungen aus: 1985 gastierte die Berliner Schaubuhne mit Marivauxs
Triumph der Liebe
in Wien, 1986 das Brusseler
Theatre de la Monnaie
mit Mozarts
Cosi fan tutte
. Mit diesen zwei außerordentlichen Erfolgen Bondys war die Grundlage fur langjahrige Zusammenarbeit in Schauspiel und Oper gelegt. 1990 folgte die Einladung der
Wiener Staatsoper
an Bondy ? im Rahmen der Festwochen ? gemeinsam mit GMD
Claudio Abbado
im
Theater an der Wien
da Pontes und Mozarts
Don Giovanni
zu erarbeiten.
Parallel zu seiner Berliner Arbeit gastierte er weiterhin an deutschen und franzosischen Buhnen und wurde 1992 von
Gerard Mortier
eingeladen, bei den
Salzburger Festspielen
die
Salome
von
Oscar Wilde
und
Richard Strauss
mit
Catherine Malfitano
in der Titelrolle zu inszenieren. Es dirigierte
Christoph von Dohnanyi
. Die Inszenierung war derart erfolgreich, dass sie vom
Royal Opera House Covent Garden
in London ubernommen und noch im Jahr 2007 an der Mailander
Scala
gezeigt wurde, nunmehr mit
Nadja Michael
in der Titelpartie. 1993 folgte in Salzburg die Urauffuhrung von
Botho Strauß
’
Das Gleichgewicht
, 1995 eine Neuinszenierung von da Pontes und Mozarts
Le nozze di Figaro
mit
Nikolaus Harnoncourt
am Pult der
Wiener Philharmoniker
.
1993 begann eine langjahrige Zusammenarbeit mit dem belgischen Komponisten
Philippe Boesmans
und dem Brusseler
Theatre de la Monnaie
. Luc Bondy adaptierte und verantwortete die Libretti von Shakespeares
Wintermarchen
und drei Klassikern der Moderne ? Schnitzlers
Reigen
, Strindbergs
Fraulein Julie
und Gombrowicz’
Yvonne, die Burgunderprinzessin
. Boesmans schrieb die Musik und Bondy inszenierte die Urauffuhrungen in Brussel bzw. an der
Opera National de Paris
.
Julie
(2005) wurde auch beim
Festival d’Aix-en-Provence
gezeigt,
Yvonne
(2009) auch bei den
Wiener Festwochen
.
Ab 1997 pragte Bondy siebzehn Jahre lang die
Wiener Festwochen
in Leitungsfunktion und fuhrte sie ? gemeinsam mit seinen Schauspieldirektorinnen
Marie Zimmermann
(2002?2007) und
Stefanie Carp
(2008?2013) ? zu internationaler Anerkennung. Ab 1997 lag die kunstlerische Verantwortung funf Jahre lang bei einem Dreierdirektorium, wobei Bondy fur den Schauspielbereich verantwortlich zeichnete,
Klaus-Peter Kehr
fur Musiktheater und
Hortensia Volckers
fur Tanz und Sonderprojekte. Die Bestellung erfolgte durch Ursula Pasterk, die nunmehr als Stadtratin fur Kultur zustandig war. Von 2002 bis 2013 zeichnete Luc Bondy als Intendant allein verantwortlich.
Das Verhaltnis von Luc Bondy zu Wien war stets ambivalent. Einerseits wurden seine Inszenierungen von Publikum und Presse schnell gefeiert und bejubelt, andererseits wurde er selbst wegen seiner langen Abwesenheiten von Wien zum Teil heftig kritisiert und musste eine Reihe von subtilen und weniger subtilen Demutigungen hinnehmen. Die erste erfolgte schon nach seiner ersten in Wien erarbeiteten Inszenierung im Jahr 1990. Obwohl seinem
Don Giovanni
von Publikum und Presse heftig applaudiert wurde, kam es nur zu den ursprunglich geplanten sechs Festwochenauffuhrungen. Die Inszenierung wurde weder wieder aufgenommen, noch ins Haus am Ring ubernommen. Dort spielte man lieber weiterhin die konventionelle und gefallige Version
Franco Zeffirellis
aus dem Jahr 1972. Die wohl letzte war, dass das Burgtheater seine hochgelobte
Lear
-Inszenierung mit
Gert Voss
aus dem Jahr 2007 nur selten ansetzte, jedoch unmittelbar nach Ende von Bondys Wiener Vertrag
Peter Stein
und
Klaus Maria Brandauer
einen neuen
Lear
erarbeiten ließ.
[12]
?Mit Wien habe ich eine Hassliebe, doch die Liebe ist großer“, sagte er zwei Jahre vor seinem Tod.
[13]
Luc Bondy hat nur einmal in New York inszeniert ? Puccinis
Tosca
an der
Metropolitan Opera
im Jahr 2009 ?, aber diese Inszenierung geriet zu einem veritablen Skandal. Im Theater und außerhalb. Das Premierenpublikum pfiff und buhte den Regisseur erbarmungslos aus, und
Franco Zeffirelli
attackierte seinen Kollegen massiv: ?He’s not second rate. He’s third rate.“ Bondy konterte: ?I’m a third-rate director, and he is a second assistant of Visconti.“ Auch versuchte er Zeffirelli ?daruber aufzuklaren, wem eine Oper wie
Tosca
gehort. Nach meinem Verstandnis gehort sie Puccini, bei einem Konzertabend gehort sie dem Interpreten, jedenfalls gehort sie nicht Franco Zeffirelli allein.“
[14]
Hier gingen die Exponenten von
Werktreue
und
Regietheater
in direkte Konfrontation.
[15]
Die New Yorker
Tosca
war eine Koproduktion der Met mit der
Bayerischen Staatsoper
in Munchen und dem
Teatro alla Scala
in Mailand. Sie erwies sich seit dem Skandal des Premierenabends als außerst robust und langlebig, steht nach wie vor am Spielplan der drei Opernhauser und wurde auch am Todestag von Luc Bondy in New York aufgefuhrt.
Im Jahr 2012 ubernahm er die Leitung des Pariser
Theatre de l’Odeon
und verlagerte den Schwerpunkt seiner Tatigkeit nach Frankreich. Bondy hatte lange Jahre mit Krankheiten zu kampfen. Trotzdem setzte er sich immer wieder ans Regiepult.
Seine letzte Inszenierung galt Tschechows
Iwanow
, die Proben mussten bei Luc Bondy zu Hause beginnen, weil er nach einer Operation rekonvaleszent war.
[16]
Die Premiere im Februar 2015 wurde von Publikum und Presse ebenso begeistert aufgenommen, wie viele seiner Arbeiten zuvor. Philippe Tessin, der Kritiker des
Le Figaro
, titelte
Iwanow in seiner brutalen Wahrheit
und lobte Verganglichkeit, Melancholie und Eleganz der Auffuhrung.
[17]
Im Nachruf derselben Zeitung wird der Regisseur als
Phoenix
gewurdigt und seine letzte Arbeit als ?Meisterwerk der Feinheit und Tiefe“.
[18]
Luc Bondys letzter offentlicher Auftritt fand Mitte Juli 2015 im Rahmen des
Tschechow-Festivals
in Moskau statt. Seine letzte Marivaux-Inszenierung ?
Les fausses confidences
? mit erlesener Besetzung (
Isabelle Huppert
,
Manon Combes
,
Louis Garrel
,
Yves Jacques
,
Sylvain Levitte
,
Jean-Pierre Malo
,
Bulle Ogier
und
Bernard Verley
) war nach hundert ausverkauften Pariser Vorstellungen nach Moskau eingeladen worden und wurde dort begeistert willkommen geheißen.
[16]
Diese Produktion wurde bereits 2014 in Athen, Luxemburg, Lyon, Rennes und bei den
Ruhrfestspielen
in Recklinghausen gezeigt.
[19]
Die fur Januar 2016 geplante große Neuinszenierung von Shakespeares
Othello
am Theatre de l’Odeon, mit
Philippe Torreton
als Othello,
Marina Hands
als Desdemona und
Micha Lescot
als Iago, wurde wenige Wochen vor seinem Tod auf die nachste Spielzeit verschoben.
[20]
Bondy hatte sich verwehrt, die Rolle des Mohren von Venedig nach dem Kriterium der Hautfarbe zu besetzen: ?Muss denn die Natur mit der Buhne zusammenfallen?“
[16]
Bereits im Jahr 2014 hatte er Shakespeares Text gemeinsam mit
Daniel Loayza
neu ubersetzt.
[21]
Im Sommer 2014 war er der Urauffuhrungsregisseur der Oper
Charlotte Salomon
von
Marc-Andre Dalbavie
bei den
Salzburger Festspielen
.
Eleonore Buning
pries diese Produktion in der
FAZ
als ?ein zartes Gesamtkunstwerk“ und als ?funkelnde[s] Juwel der diesjahrigen Festspiele“. Die Oper war der jungen judischen Kunstlerin
Charlotte Salomon
gewidmet, die mit ihren Großeltern vor dem NS-Regime nach Frankreich gefluchtet war, im sudfranzosischen Nizza jedoch ?im September 1943, frisch verheiratet und im funften Monat schwanger, […] denunziert, verhaftet, nach Auschwitz deportiert und ermordet“ wurde. Bondy, Dalbavie und die Librettistin
Barbara Honigmann
entschieden sich, die Rolle der Charlotte Salomon doppelt zu besetzen ? mit der Sangerin
Marianne Crebassa
und mit der Schauspielerin
Johanna Wokalek
. In die Produktion integriert wurden sowohl Texte, als auch Gouachen der Kunstlerin. Buning: ?Ja, man kann ohne Ubertreibung sagen: Knapp zweieinhalb Stunden lang wurde das Publikum in Bann geschlagen.“
[22]
Im Sommer 2015 sollte er bei den
Salzburger Festspielen
Wolfgang Rihms
Eroberung von Mexico
in der
Felsenreitschule
inszenieren. Er musste absagen, sein Kollege
Peter Konwitschny
ubernahm. Bondy war auch als Urauffuhrungsregisseur der einzigen Oper von
Gyorgy Kurtag
?
Fin de partie
nach Beckett ? vorgesehen, die fur November 2016 an der Mailander
Scala
geplant war und dort schließlich am 15. November 2018 uraufgefuhrt wurde.
Luc Bondy starb am 28. November 2015 im Alter von 67 Jahren in Zurich.
[1]
[23]
[24]
Er hinterlasst seine ebenfalls am Theater arbeitende Frau
Marie-Louise Bischofberger
und die gemeinsamen Zwillingskinder, eine Tochter und einen Sohn.
?Was einem von einem Kunstwerk bleibt, ist nicht eine Ideologie, sondern Poesie. Eine Auffuhrung muß eine Lebenserfahrung assimilieren, auf die man sich beziehen kann, auch wenn man weiß, daß es sich um Kunst handelt.“
?
Luc Bondy
?In Deutschland wurde dem Meister (Peter Stein) oft seine Suche nach Harmonie und Schonheit angekreidet. Ja warum? Warum diese masochistische Sehnsucht nach Kaputtem, Haßlichem in einem Land, das sowieso noch viel Zeit braucht, um aus der Anmut der Formen etwas fur die Seele zu lernen. Ich weiß, daß viele meinen, die Welt werde vom Haßlichen, Unangenehmen mit einem Spiegel geheilt. Aber ich mißtraue dieser Therapie. Ich glaube nicht einmal, daß es eine solche gibt.“
?
Luc Bondy
:
Uber Peter Stein
[25]
?Seine Inszenierungen verlangen von uns das Entsetzen von heute, das Erbarmen von heute, oft ein Lachen von heute. Sie hindern uns, die Not ihrer Geschopfe mit jenen falschen Munzen abzufinden, die wir fur abendliche Ausfluge zu Kunst und Kultur einzustecken pflegen.“
?
Ivan Nagel
:
Uber Luc Bondy
[26]
??Ich hasse Inszenierungen von Leuten, die in jeder Sekunde ihre Fantasie beweisen mussen“, meinte Bondy einmal im
Spiegel
. Als Regisseur war er ein Verfuhrer und Animateur seiner Darsteller. In seinen Arbeiten hat Ivan Nagel eine ?Unordentlichkeit, die uns zwingt, genau hinzusehen“ entdeckt, Bondy breche Schubladen auf und schuttle ?durch seine Menschensucht Dogmen ab“. Bondy interessierte der Mensch, nicht die Theorie.“
?
Austria Presse Agentur
:
Zum Tod von Luc Bondy, hier zitiert nach
Der Standard
, 28. November 2015
Peter von Becker
reihte Luc Bondy in seinem Nachruf in die Liga der sieben wichtigsten Regisseure ab den 1970er Jahren ein, europaweit: ?Er war junger als
Peter Brook
,
Peter Zadek
,
Peter Stein
,
Giorgio Strehler
oder
George Tabori
. Aber in dieser kunstlerischen Liga, wie sonst nur noch der vor zwei Jahren gleichfalls zu fruh verstorbene
Patrice Chereau
.“
[8]
- 1971:
Der Narr und die Nonne
von
Stanisław Ignacy Witkiewicz
in Gottingen
- 1971:
Die Zofen
von
Jean Genet
am
Thalia Theater (Hamburg)
- 1972:
Die Stuhle
von
Eugene Ionesco
in Nurnberg ? Buhnenbild:
Rolf Glittenberg
- 1973:
Die See
von
Edward Bond
am Munchner
Residenztheater
- 1974:
Glaube Liebe Hoffnung
von
Odon von Horvath
am
Hamburger Schauspielhaus
- 1977:
Man spielt nicht mit der Liebe
von
Alfred de Musset
,
Schaubuhne am Halleschen Ufer
in Berlin
- 1977:
Gespenster
von
Henrik Ibsen
am
Hamburger Schauspielhaus
- 1980:
Gluckliche Tage
von
Samuel Beckett
am Schauspiel Koln
- 1980:
Yvonne, die Burgunderprinzessin
von
Witold Gombrowicz
am Schauspiel Koln
- 1982:
Macbeth
von
William Shakespeare
am Schauspiel Koln
- 1982:
Am Ziel
von
Thomas Bernhard
am Schauspiel Koln
- 1983:
Sommer
von Edward Bond an den
Munchner Kammerspielen
- 1984:
Das weite Land
von
Arthur Schnitzler
am
Theatre des Amandiers
in Nanterre, auch als Film
- 1985:
Der Triumph der Liebe
von
Pierre Marivaux
an der Schaubuhne am Lehniner Platz in Berlin, auch als Film
- 1986:
Die Fremdenfuhrerin
von
Botho Strauß
an der Schaubuhne am Lehniner Platz ? Buhnenbild:
Dieter Hacker
,
Karl-Ernst Herrmann
, Kostume:
Susanne Raschig
- 1989:
Die Zeit und das Zimmer
von Botho Strauß an der Schaubuhne am Lehniner Platz (Urauffuhrung)
- 1990:
Ein Wintermarchen
von William Shakespeare an der Schaubuhne am Lehniner Platz in Berlin
- 1992:
Schlußchor
von Botho Strauß an der Schaubuhne am Lehniner Platz in Berlin
- 1993:
John Gabriel Borkman
von
Henrik Ibsen
, Odeon ? Theatre de l’Europe, Paris
- 1993:
Das Gleichgewicht
von Botho Strauß bei den Salzburger Festspielen (Urauffuhrung)
- 1994:
Die Stunde da wir nichts voneinander wußten
von
Peter Handke
an der Schaubuhne am Lehniner Platz in Berlin
- 1998:
Figaro lasst sich scheiden
von Odon von Horvath am
Theater in der Josefstadt
(
Wiener Festwochen
) ? Buhnenbild:
Erich Wonder
, Kostume:
Susanne Raschig
- 1999:
Warten auf Godot
von Samuel Beckett fur die Wiener Festwochen ? Buhnenbild:
Gilles Aillaud
, Kostume:
Marianne Glittenberg
- 2000:
Die Mowe
von Anton Tschechow fur die Wiener Festwochen, in Koproduktion mit dem
Burgtheater
in Wien
- 2000:
Drei Mal Leben
von
Yasmina Reza
am Burgtheater in Wien (Urauffuhrung)
- 2002:
Anatol
von Arthur Schnitzler am Burgtheater in Wien
- 2005:
Die eine und die andere
von Botho Strauß am
Berliner Ensemble
- 2005:
Schandung
nach
Titus Andronicus
von Botho Strauß am
Theatre de l’Odeon
in Paris
- 2006:
Schlaf
von
Jon Fosse
als Koproduktion Burgtheater / Wiener Festwochen (Deutsche Erstauffuhrung)
- 2007:
Konig Lear
von William Shakespeare am Burgtheater in Wien
[27]
- 2008:
Die Zofen
von
Jean Genet
an der
Volksbuhne Berlin
[28]
- 2010:
Die Stuhle
von
Eugene Ionesco
am
Theatre des Amandiers
in
Nanterre
[29]
- 2012:
Le Retour
von
Harold Pinter
am
Theatre de l’Odeon
, Paris
- 2013:
Tartuffe
von
Moliere
am
Akademietheater (Wien)
im Rahmen der Wiener Festwochen
- 2013:
Don Juan kommt aus dem Krieg
von Odon von Horvath am Berliner Ensemble
- 2014:
Les Fausses Confidences
von
Pierre Carlet de Marivaux
am Theatre de l’Odeon, Paris
- 2015:
Ivanov
von Anton Tschechow am Odeon Theatre de l’Europe, Paris
- 1978:
Lulu
von
Alban Berg
,
Hamburgische Staatsoper
- 1981:
Wozzeck
von
Alban Berg
,
Hamburgische Staatsoper
- 1986:
Cosi fan tutte
von
Mozart
,
Theatre des Amandiers
Nanterre,
Theatre de la Monnaie
Brussel und
Wiener Festwochen
, Dirigent:
Sylvain Cambreling
- 1989:
L’incoronazione di Poppea
von
Claudio Monteverdi
, bearbeitet von
Philippe Boesmans
, Amandier und La Monnaie
- 1990:
Don Giovanni
von Mozart,
Wiener Festwochen
, Dirigent:
Claudio Abbado
, mit
Ruggero Raimondi
- 1992:
Salome
von
Richard Strauss
bei den
Salzburger Festspielen
, Dirigent:
Christoph von Dohnanyi
, auch in
Covent Garden
London und an der Mailander
Scala
- 1993:
Reigen
von
Philippe Boesmans
, Libretto von Luc Bondy nach Schnitzlers
Reigen
,
Theatre de la Monnaie
Brussel (Urauffuhrung)
- 1995:
Die Hochzeit des Figaro
von
Wolfgang Amadeus Mozart
bei den Salzburger Festspielen, Dirigent:
Nikolaus Harnoncourt
- 1996:
Don Carlos
von
Giuseppe Verdi
am
Theatre du Chatelet
Paris, Dirigent:
Antonio Pappano
- 1999:
Wintermarchen
von
Philippe Boesmans
, Libretto von Luc Bondy nach Shakespeares
The Winter’s Tale
,
Theatre de la Monnaie
Brussel (Urauffuhrung)
- 2000:
Macbeth
von
Giuseppe Verdi
,
Wiener Festwochen
, Dirigent:
Richard Armstrong
, danach auch an der
Scottish Opera
- 2001:
The Turn of the Screw
von
Benjamin Britten
,
Festival d’Aix-en-Provence
, Dirigent:
Daniel Harding
, Wiederaufnahme 2005
- 2003:
Hercules
von
Georg Friedrich Handel
, Koproduktion von
Festival d’Aix-en-Provence
,
Opera National de Paris
,
Wiener Festwochen
und
De Nederlandse Opera
, mit
Les Arts Florissants
, dirigiert von
William Christie
- 2005:
Julie
von
Philippe Boesmans
, Libretto von Luc Bondy nach Strindbergs
Fraulein Julie
, Theatre de la Monnaie und Festival d’Aix-en-Provence (Urauffuhrung)
- 2005:
Idomeneo
von
Mozart
am
Teatro alla Scala
, Dirigent:
Daniel Harding
, im Jahr darauf auch an der
Opera National de Paris
- 2009:
Princesse de Bourgogne
von
Philippe Boesmans
, Libretto von Luc Bondy und Marie-Louise Bischofberger nach dem gleichnamigen Stuck von
Witold Gombrowicz
,
Wiener Festwochen
(Urauffuhrung)
- 2009:
Tosca
von
Giacomo Puccini
an der
Metropolitan Opera
,
[30]
danach auch in Munchen und Mailand
- 2011:
Rigoletto
von
Giuseppe Verdi
,
Wiener Festwochen
, Dirigent:
Omer Meir Wellber
, Koproduktion mit der Met New York und der Mailander Scala
- 2014:
Charlotte Salomon
von
Marc-Andre Dalbavie
bei den Salzburger Festspielen (Urauffuhrung)
- 1997:
Das Fest des Augenblicks: Gesprache mit
Georges Banu
(Originaltitel:
La fete de l’instant
, ubersetzt von
Andres Mury
), Residenz, Salzburg / Wien 1997,
ISBN 3-7017-1064-3
.
- 1998:
Wo war ich? Einbildungen
(=
Meridiane
, Band 14). Ammann, Zurich 1998,
ISBN 3-250-60014-8
- 2005:
Meine Dibbuks, verbesserte Traume.
Zsolnay, Wien 2005,
ISBN 978-3-552-05357-1
.
- 2009:
Am Fenster.
Roman. Zsolnay, Wien 2009,
ISBN 978-3-552-05472-1
.
- 2012:
Toronto.
Gedichte. Zsolnay, Wien 2012,
ISBN 978-3-552-05576-6
.
- Dietmar N. Schmidt
(Hrsg.):
Regie … Luc Bondy.
Alexander Verlag, Berlin 1991,
ISBN 3-923854-20-X
.
- Anne-Catherine Sutermeister:
Luc Bondy
.
In:
Andreas Kotte
(Hrsg.):
Theaterlexikon der Schweiz
.
Band 1, Chronos, Zurich 2005,
ISBN 3-0340-0715-9
, S. 235 f.
- Natascha Siouzouli:
[32]
Wie Absenz zur Prasenz entsteht: Botho Strauß inszeniert von Luc Bondy
(=
Theater
, Band 1), Transcript, Bielefeld 2008,
ISBN 978-3-89942-891-9
(Dissertation FU Berlin 2006)
- Geoffrey Layton (Hrsg.):
In die Luft schreiben.
Luc Bondy und sein Theater
. Alexander Verlag, Berlin 2017,
ISBN 978-3-89581-451-8
.
- ↑
a
b
Gerhard Stadelmaier
:
Zum Tod von Luc Bondy. Der Liebesspieler.
Nachruf in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
vom 29. November 2015.
- ↑
Du
:
An die Kinder: Gesprach mit Lillian Bondy, der Frau von Francois
, Heft 10, Band 58 (1998)
- ↑
Suddeutsche Zeitung:
Der Menschenverfuhrer.
Abgerufen am 19. April 2020
.
- ↑
nachtkritik.de:
Bondy, Luc
, abgerufen am 14. Juni 2020
- ↑
Felicitas Zurcher gibt in
Funfzig Jahre Dusseldorfer Schauspielhaus: 1970 bis 2020
auf S. 71 das Jahr 1972 an.
- ↑
Gerhard Stadelmaier
:
Unsere Leichen lachen noch
,
Frankfurter Allgemeine Zeitung
, 5. Juni 2008, abgerufen am 15. Dezember 2016.
- ↑
Theaterregisseur Luc Bondy gestorben.
In:
derstandard.at.
Der Standard
, 28. November 2015,
abgerufen am 29. November 2015
.
- ↑
a
b
Peter von Becker
:
Wie ein spater Sommergast
,
Die Zeit
, 30. November 2015
- ↑
Schaubuhne am Lehniner Platz
:
Zum Tod von Luc Bondy
, abgerufen am 6. Dezember 2015
- ↑
Hamburger Abendblatt
:
Wie von Kindern erzahlt
, 21. Marz 1981
- ↑
Manfred Brauneck:
Die Welt als Buhne: Geschichte des europaischen Theaters
. Funfter Band. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart und Weimar 2007, S. 363 bis 367.
- ↑
Profil
:
Peter Stein scheitert an „Konig Lear“ im Burgtheater
, 10. Januar 2014
- ↑
ORF
:
Luc Bondy: ?Hassliebe“ zu Wien
, 28. November 2015
- ↑
Die Zeit
:
"Ich habe mich mein Leben lang gern verzettelt"
, 30. Dezember 2009
- ↑
Holde Kunst:
Met “Tosca” Booed: Luc Bondy vs. Franco Zeffirelli
, 23. September 2009
- ↑
a
b
c
NZZ
:
In den Ferien wird nicht jeder Anruf beantwortet
, Luc Bondy im Gesprach mit Barbara Villiger Heilig, 1. September 2015
- ↑
Ivanov dans sa verite brutale.
In:
lefigaro.fr.
Le Figaro
, 13. Februar 2015,
abgerufen am 29. November 2015
(franzosisch).
- ↑
Armelle Heliot:
Luc Bondy, la mort du phenix.
In:
lefigaro.fr.
Le Figaro
, 28. November 2015,
abgerufen am 29. November 2015
(franzosisch).
- ↑
Facebook:
Isabelle Hupert
, mit 29 Szenenbildern von
Les fausses confidences
, abgerufen am 29. November 2015
- ↑
Theatre de l’Odeon
:
Report de la ceation du spectacle a la saison 2016?2017
, abgerufen am 29. November 2015
- ↑
theatre-contemporain.net:
Othello
, abgerufen am 5. Dezember 2015
- ↑
Eleonore Buning:
Aus Bildern wird Musik.
In:
faz.net.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
, 29. Juli 2014,
abgerufen am 29. November 2015
.
- ↑
Alexandra Kedves:
Der Menschensuchtige.
Nachruf in:
Tages-Anzeiger
vom 29. November 2015.
- ↑
Barbara Villiger Heilig
:
Zum Tod des großen Theaterregisseurs Luc Bondy. Er fing das Leben auf der Buhne ein.
Nachruf in:
Neue Zurcher Zeitung
vom 28. November 2015.
- ↑
Luc Bondy:
Ein Zweifler, der ja sagt ? Aus der Anmut der Formen fur die Seele lernen: Zum 60. Geburtstag von Peter Stein.
In:
Berliner Zeitung
, 1. Oktober 1997, S. 13.
- ↑
Beide Zitate nach:
Akademie der Kunste Berlin
:
Regisseure: Luc Bondy
, 31. Marz 2004.
- ↑
Shakespeare-Welle an der Burg rollt weiter.
@1
@2
Vorlage:Toter Link/wien.orf.at
(
Seite nicht mehr abrufbar
, festgestellt im Marz 2022.
Suche in Webarchiven
)
Info:
Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prufe den Link gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
In:
wien.orf.at.
- ↑
Spielplan Volksbuhne Berlin
(
Memento
des
Originals
vom 23. September 2008 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.volksbuehne-berlin.de
.
- ↑
FAZ
vom 1. Oktober 2010, Seite 36: Liebestrauerlustspiel unter Galgenstricken
- ↑
MetOpera
@1
@2
Vorlage:Toter Link/www.metoperafamily.org
(
Seite nicht mehr abrufbar
, festgestellt im Dezember 2018.
Suche in Webarchiven
)
Info:
Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prufe den Link gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑
Goldene Ehrenmedaille fur Festwochen-Intendant Luc Bondy.
Rathauskorrespondenz vom 14. Mai 2007; (
großeres Bild
) Abgerufen am 15. Juni 2010.
- ↑
Schreibweise auch Natasa Siuzul? (griechische Kunstwissenschaftlerin).