Lovosice

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Lovosice
Wappen von Lovosice
Lovosice (Tschechien)
Lovosice (Tschechien)
Basisdaten
Staat : Tschechien   Tschechien
Historischer Landesteil : Bohmen
Region : Ustecky kraj
Bezirk : Litom??ice
Flache : 1189,2662 [1] ha
Geographische Lage : 50° 31′  N , 14° 3′  O Koordinaten: 50° 30′ 47″  N , 14° 3′ 24″  O
Hohe: 151  m n.m.
Einwohner : 8.803 (1. Jan. 2023) [2]
Postleitzahl : 410 02
Kfz-Kennzeichen : U
Verkehr
Straße: D8
Bahnanschluss: 087 Lovosice??eska Lipa
090 Prag?D??in
097 Lovosice?Teplice v ?.
113 Lovosice?Most
114 Lovosice?Louny
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 1
Verwaltung
Burgermeister : Vojt?ch Krej?i (Stand: 2024)
Adresse: ?kolni 407/2
410 30 Lovosice
Gemeindenummer: 565229
Website : www.meulovo.cz

Lovosice ( Aussprache / ? ; deutsch Lobositz ) ist eine Industriestadt in der Aussiger Region in Tschechien .

Lovosice, Luftaufnahme (2019)

Geographische Lage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Stadt liegt im nordlichen Bohmen in 151 m Hohe am Fuß des Lovo? ( Lobosch , 570 m) im Suden des Bohmischen Mittelgebirges am linken Ufer der Elbe , deren Verlauf hier ein Knie bildet: Von Osten kommend, wendet sich der Fluss in einem 90°-Bogen nach Norden. Die Stadt befindet sich im Mundungsgebiet der Modla (Model) in die Elbe. Nach Suden zur Hauptstadt Prag sind es etwa 70 km, zur Staatsgrenze im Norden nach Zinnwald (Sachsen/Deutschland) etwa 40 km, bis zur ehemaligen Kreisstadt Litom??ice (Leitmeritz) im Osten etwa 10 km.

Stadtgliederung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fur Lovosice sind keine Ortsteile ausgewiesen. Grundsiedlungseinheiten sind Hlavni nadra?i, K Lukavci, Lovosice-st?ed, Lovo?ska, Na medii, Novy Klapy, Ostrov, Pod Lovo?em, Prosmyky ( Prosmik ), Stadion, Teplicka, Terezinska, U Labe, U zastavky, V ciheln? und Za trati [3] .

Das Stadtgebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Lovosice und Prosmyky [4] .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fruhe Besiedlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Erste Menschen siedelten in diesem Gebiet bereits Jahrtausende vor Christus: es gibt Ausgrabungen aus der Fruhzeit (3800?2000), aus der Bronzezeit und der folgenden Eisenzeit . Im ersten Jahrhundert nach Christus ließ sich der Stamm der Markomannen hier an der Elbe nieder, der im 5. und 6. Jahrhundert nach und nach durch Slawen verdrangt wurde.

Erste namentliche Erwahnung und wechselnde Eigentumer [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Urkundlich wurde Lobositz erstmals am 12. April 1143 im Zusammenhang mit der Ubertragung des Dorfs an das neu gegrundete Kloster Strahov durch Herzog Vladislav II. erwahnt. 1248 kaufte es eine Familie aus dem nahen Leitmeritz, die Lobositz schon bald wieder an das Kloster Altzella bei Meißen abtrat. Dem Kloster gelang es 1348, das eintragliche Fahrrecht fur den Ort zu erlangen. Durch Verpfandung kam Lobositz 1415 zunachst an die Ritter vom Schloss Kladno und 1511 an den sachsischen Hofmarschall Heinrich von Schleinitz , wobei Altzella noch lange Zeit Anspruche auf den Ort geltend machte.

Blick vom Lobosch auf Lobositz
Kapelle zur Erinnerung an die Schlacht bei Lobositz

In den Hussitenkriegen erlitt Lobositz betrachtliche Zerstorungen, die vor allem Folge der Kampfe um die benachbarten kaisertreuen Burgen Hasenburg und Kostial waren. Ab 1545 erbaute Georg von Schleinitz am Platz einer alten Feste ein Schloss im Renaissancestil . Der Ort gelangte Ende des 15. Jahrhunderts an die Herren von Waldstein , die 1600 vom Kaiser Rudolf II. das Stadtrecht fur Lobositz erhielten, wogegen Leitmeritz erfolglos prozessierte. 1653 kam die Stadt zur Markgrafschaft Baden , 1783 an die Schwarzenbergischen Fursten .

Lobositz um 1900

Die erste Schlacht des Siebenjahrigen Kriegs , in der sich Preußen und Osterreicher gegenuberstanden, fand 1756 bei Lobositz statt ( Schlacht bei Lobositz ) und brachte der Stadt schwere Zerstorungen. Feuersbrunste in den Jahren 1787, 1796 und 1809 verursachten weitere Schaden. Im 19. Jahrhundert nahm die Stadt u. a. auch durch den fruhen Eisenbahnanschluss in Richtung Prag und Aussig einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Lobositz eine chemische Versuchsanstalt, mehrere Fabriken und Produktionsbetriebe, und es wurde Obst- und Weinanbau betrieben. [5] Auch die Bevolkerung nahm stark zu. Lobositz gehorte am Ende des 19. Jahrhunderts innerhalb der Habsburger Monarchie zur bohmischen Bezirkshauptmannschaft Leitmeritz und war Sitz eines Bezirksgerichtes.

Lobositz ab dem 20. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Entstehung der Tschechoslowakei 1918 wurden die Fursten von Schwarzenberg teilenteignet, von einer Bodenreform 1926 profitierten in erster Linie die bohmischen (nun: tschechischen) Gutsarbeiter. Es gab bis zu Beginn der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Lobositz reges judisches Leben.

Nach dem Munchner Abkommen gehorte Lobositz vom 30. September 1938 bis 1945 als Teil des Sudetenlands zum Landkreis Leitmeritz , Regierungsbezirk Aussig , im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs .

Vom 20. Mai 1944 bis 7. Mai 1945 vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges existierte im Ort ein Außenlager des KZ Flossenburg , dessen 84 Haftlinge Zwangsarbeit fur die SS Truppenbetreuung verrichten mussten. [6]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die deutschen Einwohner auf Grund der Bene?-Dekrete enteignet und vertrieben. In den 1950er Jahren wurden große Teile des ostlichen Nachbarortes Prosmyky (Prosmik) fur den Bau eines Kohlehafens abgetragen. Die Verschiffung der auf dem Schienenweg aus dem Bruxer Revier ankommenden Brennstoffe elbaufwarts nach Ostbohmen erwies sich als untaugliches Bemuhen, da die Lastschiffe flussabwarts ohne Ladung zuruckkehrten. Nach Einstellung des Kohlehafens entstand in den 1970er Jahren ein Industriegebiet fur das nunmehr eingemeindete Prosmyky, dessen alte Bebauung vollstandig abgerissen wurde.

Bevolkerung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Einwohnerschaft war seit dem Dreißigjahrigen Krieg durch die habsburgische Politik zunehmend deutsch gepragt. Die tschechische Zuwanderung nahm Ende des 19. Jahrhunderts zu und erreichte in der Ersten Tschechoslowakischen Republik ihren Hohepunkt. Unweit der Stadt verlief die Sprachgrenze .

Bevolkerungsentwicklung bis 1945

Jahr Einwohner Deutsche Tschechen Anmerkungen
1830 1.122 ? ? in 163 Hausern, darunter 117 Israeliten [7] [8]
1854 1.396 ? ? Stadtflache 1587 Joch 1270 Klafter
1880 4.273 3.687 522 (fur Stadtflache keine Angabe)
1890 4.269 3.721 ? Stadtflache 908 ha
1900 4.583 3.927 586 Stadtflache 908 ha, meist deutsche Einwohner [5]
1910 5.076 4.212 789 Stadtflache 908 ha
1921 5.088 3.440 1.492 Stadtflache 908 ha
1930 5.929 3.711 1.999 Stadtflache 908 ha
1939 5.151 ? ? Stadtflache 908 ha
1943 6.245 ? ? Stadtflache 908 ha

Bevolkerungsentwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs [9]

(Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres)

Jahr Einwohner
1971 0 9.414
1980 11.772
1990 12.635
2000 0 9.451
Jahr Einwohner
2010 8.816
2020 8.715
2022 8.803
Schloss
Wenzelskirche
Blick auf Lovosice

Stadtepartnerschaften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sehenswurdigkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Kirche Heiliger Wenzel , 1745 eingeweiht
  • Rathaus
  • Schwarzenbergisches Schloss, bis 1848 Mittelpunkt der Herrschaft Schwarzenberg, ist vom historischen Baubestand erhalten, wurde nach dem Stadtbrand im barocken Stil wieder aufgebaut

Verkehr [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eisenbahnstrecken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fernstraßen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Autobahn D 8 ( E 55 ): Prag ?(Grenze zu Deutschland)? Dresden (Ausfahrten Lovosice-vychod [Ost] und Lovosice-zapad [West])
  • Staatsstraße I/8 (E 55) Lovosice?Abzw. Straße 608-Teplice?Cinovec-Altenberg (Erzgebirge).
  • Staatsstraße I/30 Lovosice?Usti nad Labem im Elbtal
  • Staatsstraße I/15 Most?Lovosice (Elbebrucke)?Litom??ice

Sohne und Tochter der Stadt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. http://www.uir.cz/obec/565229/Lovosice
  2. ?esky statisticky u?ad ? Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. http://www.uir.cz/zsj-obec/565229/Obec-Lovosice
  4. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/565229/Obec-Lovosice
  5. a b Lob?sitz . In: Meyers Großes Konversations-Lexikon . 6. Auflage. Band   12 : L?Lyra . Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S.   645 ( zeno.org ).
  6. Webseite KZ-Gedenkstatte Flossenburg Abgerufen am 6. Juli 2016
  7. Johann Gottfried Sommer : Das Konigreich Bohmen . Band 1: Leitmeritzer Kreis , Prag 1833, S. 98, Ziffer 1).
  8. Jahrbucher des bohmischen Museums fur Natur- und Landerkunde, Geschichte, Kunst und Literatur . Band 2, Prag 1831, S. 197, Ziffer 19).
  9. Database of Demographic Indicators for Selected Towns of the Czech Republic. Tab. 113. In: www.czso.cz. Abgerufen am 6. November 2023 .
  10. Der Lehrer Karl Tutte (tschech.) (abgerufen am 8. August 2015)

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Lovosice  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien