Earl Mountbatten of Burma (1976)
Louis Francis Albert Victor Nicholas Mountbatten, 1. Earl Mountbatten of Burma
,
KG
,
GCB
,
OM
,
GCSI
,
GCIE
,
GCVO
,
DSO
,
PC
(*
25. Juni
1900
in
Windsor Castle
; †
27. August
1979
in der Bucht von
Sligo
,
Irland
) war ein
britischer
Admiral of the Fleet
, letzter
Vizekonig von Indien
sowie erster Generalgouverneur
Indiens
nach der
Teilung
und
Generalstabschef des Vereinigten Konigreichs
aus dem Adelsgeschlecht
Battenberg
. Mountbatten war Onkel von
Prinz Philip
, dem Ehemann der britischen Konigin
Elisabeth II.
1979 wurde er, zusammen mit drei anderen Menschen, Opfer eines Bombenattentats, das ein Mitglied der
Provisional Irish Republican Army
(IRA) verubte.
Louis Mountbatten (links) mit seinem Vater und Bruder George (1914)
Der spatere Earl Mountbatten of Burma wurde 1900 als
Seine Durchlaucht
(His Serene Highness) Prinz Louis Francis Albert Victor Nicholas von Battenberg
in
Frogmore House
im Großen Park von
Windsor Castle
geboren. Seine Eltern waren der britische
Admiral
hessischer
Herkunft
Prinz
Ludwig Alexander von Battenberg (1854?1921)
und Prinzessin
Victoria Alberta von Hessen und bei Rhein (1863?1950)
, eine Enkelin Konigin
Victorias
und Schwester des
letzten Großherzogs von Hessen-Darmstadt
. Aufgrund dieser Beziehungen zahlten die Battenbergs zur Verwandtschaft der britischen Koniglichen Familie. Als
Konig Georg V.
im Juli 1917 fur sich und seine Familie auf alle deutschen Titel verzichtete und seine Verwandten dazu aufrief, dasselbe zu tun, legte auch Admiral Prinz
Ludwig Alexander von Battenberg
seine hessischen Titel ab. Er nahm den Familiennamen
Mountbatten
, eine anglifizierte Version von
Battenberg
, an und erhielt wenig spater die Wurde eines britischen
Marquess of Milford Haven
sowie einen Sitz im
House of Lords
. Aufgrund dieses Verzichts verloren auch seine Kinder ihre bisherigen deutschen Titel: wahrend sein altester Sohn
George (1892?1938)
als
Heir apparent
den
Hoflichkeitstitel
Earl of Medina
fuhrte, erhielt sein zweiter Sohn das Hoflichkeitspradikat
Lord
Louis Mountbatten.
Louis’ altere Schwester
Louise Mountbatten (1889?1965)
heiratete 1923 Kronprinz
Gustav Adolf
von Schweden und wurde 1950 durch die Thronbesteigung ihres Mannes Konigin.
Philip Alexius de Laszlo
: Lord Louis Mountbatten, 1925
Der Prince of Wales und spatere Konig Edward VIII. mit seinem
Stab
. Alle tragen Kimono (
Yukata
) wahrend des Besuchs in Japan im Jahr 1922. (Louis Mountbatten stehend, erster von links)
Im
Ersten Weltkrieg
diente Mountbatten ab 1916 im Rang eines
Midshipman
der
Royal Navy
auf dem Schlachtkreuzer
HMS
Lion
sowie auf dem Schlachtschiff
HMS
Queen Elizabeth
. Bei Kriegsende war er
Executive Officer
auf dem Patrouillenboot
P31
. Ab 1919 studierte er fur zwei Semester am
Christ’s College
der
Universitat Cambridge
in einem speziell fur Veteranen eingerichteten Kurs Ingenieurwissenschaften.
Im Marz 1920 wurde er auf den Schlachtkreuzer
HMS
Renown
versetzt und begleitete mit diesem
Edward
, den
Prince of Wales
, auf einer Reise nach
Australien
. 1921 kam er auf das Schwesterschiff
HMS
Repulse
und nahm wiederum an einer Reise des Prince of Wales nach
Indien
und
Japan
teil. Zwischen beiden bildete sich eine enge Freundschaft. 1922 wurde Mountbatten anlasslich seiner Hochzeit als
Knight Commander
des
Royal Victorian Order
geadelt. Er uberstand die aufgrund von Budgetkurzungen 1922 einsetzende Entlassungswelle von Offizieren der Royal Navy und wurde Anfang 1923 auf das Schlachtschiff
HMS
Revenge
bei der
Mittelmeerflotte
versetzt. Ab 1924 studierte er an der
Signals School
in
Portsmouth
sowie kurzzeitig Elektrotechnik am
Royal Naval College
in
Greenwich
. Er wurde auch Mitglied der
Institution of Electrical Engineers
, die spater eine jahrlich verliehene Medaille nach ihm benannte. 1926 kam er auf das Schlachtschiff
HMS
Centurion
und wurde Anfang 1927 zum assistierenden Leiter der Flottenkommunikation bei der Mittelmeerflotte unter Admiral
Roger Keyes
ernannt. Seit 1928 im Rang eines
Lieutenant Commander
stehend, kam er 1929 zuruck nach Portsmouth, um als Ausbilder an der
Signals School
zu wirken. 1931 ging er zuruck zur
Mittelmeerflotte
, wo er als Chefsignaloffizier und an Bord der
HMS
Resolution
diente.
1934 erhielt Mountbatten sein erstes eigenstandiges Kommando uber den Zerstorer
HMS
Daring
, mit dem er eine Fahrt nach
Singapur
unternahm, um ein alteres Schiff abzulosen. Im Januar 1936 nahm er an der Beerdigung von Konig
Georg V.
teil. Er wurde anschließend zum personlichen
Aide-de-camp
des neuen Konigs
Eduard VIII.
ernannt und diente ab Juli 1936 in der
Admiralitat
in der
Naval Air Division
. Im Mai 1937 nahm er an der Kronungszeremonie des neuen Konigs
Georg VI.
teil. Im Juni 1937 zum
Captain
befordert, erhielt er am Vorabend des Zweiten Weltkriegs den Befehl uber den
Flottillenfuhrer
HMS
Kelly
der
K-Klasse
.
Wappen des Louis Mountbatten, 1. Earl Mountbatten of Burma
Lord Mountbatten und Gattin mit Mahatma Gandhi, 1947
Mountbattens Rolle im Zweiten Weltkrieg und vor allem beim Ubergang Indiens und Pakistans zur Unabhangigkeit wurde in der Offentlichkeit und in seiner naheren Umgebung hochst unterschiedlich beurteilt. Seine spektakulare, von modernen PR-Maßnahmen begleitete Karriere hatte eine große Wirkung auf die Zeitgenossen, werden in der neueren Literatur jedoch kritisch gesehen.
[1]
Im
Zweiten Weltkrieg
kommandierte er an Bord der
Kelly
zunachst eine
Zerstorerflottille
; er war beruhmt fur seine mutigen und gewagten Einsatze, die auch in dem Propagandafilm
In Which We Serve
des Regisseurs
Noel Coward
verfilmt wurden.
[2]
Im Januar 1942 erhielt er als
Chief of Combined Operations
den Auftrag, auf die von der deutschen
302. Infanteriedivision
besetzte nordfranzosische Kustenstadt
Dieppe
einen Angriff durchzufuhren. Dazu erhielt er im Marz 1942 den temporaren Rang eines
Vice-Admiral
der Royal Navy, sowie die Ehrenrange eines
Lieutenant-General
der
British Army
und
Air Marshal
der
Royal Air Force
, um ihm die notwendige Autoritat uber die
kombiniert einzusetzenden Waffengattungen
zu geben. Dieser Angriff mit dem Namen
Operation Jubilee
fand am 19. August 1942 statt, fuhrte zu großen Verlusten und wird allgemein als Fehlschlag gewertet, aus dessen Fehlern jedoch fur die
Operation Overlord
gelernt wurde. Grunde fur den Fehlschlag waren ungenugende Planung, mangelhafte Aufklarung und zahlreiche Fehleinschatzungen des britischen Befehlshabers. Mountbatten wurde 1943 in den temporaren Rang eines
Admirals
befordert und war sodann von 1943 bis 1946 Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkrafte in
Sudostasien
(
South East Asia Command
), wobei er sich im
Burmafeldzug
auszeichnete. In Anerkennung seiner Leistungen besonders als Oberbefehlshaber in Sudostasien wurde Mountbatten 1946 zum
Viscount Mountbatten of Burma
, of Romsey in the County of Southampton, erhoben und erhielt dadurch selbst einen Sitz im House of Lords. Da er keine Sohne hatte, wurde ihm der Adelstitel mit dem besonderen Zusatz verliehen, dass er in Ermangelung mannlicher Nachkommen auch an seine Tochter, in der Reihenfolge ihres Alters, und deren mannliche Nachkommen vererbbar sei. Im selben Jahr wurde er außerdem als einziger britischer Admiral des Zweiten Weltkriegs in den
Hosenbandorden
aufgenommen. Im Mai 1946 wurde er in den substanziellen Rang eines
Rear-Admiral
der Royal Navy befordert.
Nach einer Zwischenstation als Kommandeur eines Kreuzergeschwaders im Mittelmeer wurde Lord Mountbatten zum
Vizekonig von Indien
ernannt. Als letztem Inhaber dieses Amtes fiel ihm die schwierige Rolle zu, innerhalb kurzester Zeit im Jahr 1947 die britische Kolonie in die Unabhangigkeit zu entlassen. Entsprechend dem
Mountbattenplan
(gemeinsam mit
Cyril Radcliffe
erstellt) erfolgte am 15. August 1947 die
Teilung der Kronkolonie
in die zwei
Dominions
?
Indische Union
und
Pakistan
, wobei Mountbatten zunachst noch fur kurze Zeit Generalgouverneur von Indien wurde. Nach seiner Ruckkehr ins Vereinigte Konigreich verlieh ihm
Konig Georg VI.
die Titel
Earl Mountbatten of Burma
und
Baron Romsey
, of Romsey in the County of Southampton. Auch diese Adelstitel wurden, wie der Viscounttitel, mit einer besonderen Erbregelung zugunsten seiner Tochter verliehen.
Im Juni 1949 wurde er in den substanziellen Rang eines Vice-Admiral,
[3]
im Februar 1953 zum Admiral
[4]
und schließlich im Oktober 1956 zum
Admiral of the Fleet
[5]
befordert. In den 1950er und 1960er Jahren bekleidete er hochrangige Amter in der Royal Navy und bei der
NATO
. 1955 bis 1959 war Mountbatten Stabschef der Marine
(
Erster Seelord
)
, danach bis 1965 Chef des Verteidigungsstabs des Vereinigten Konigreichs
(
Chief of the Defence Staff
)
.
Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst engagierte sich Mountbatten unter anderem fur die
United World Colleges
(UWC), eine Gruppe von Schulen nach dem Konzept des deutschen Padagogen
Kurt Hahn
. Von 1967 bis 1978 ubernahm Mountbatten die Prasidentschaft der UWC-Bewegung. Ferner war er Mitglied des renommierten
Savage Clubs
.
1922 heiratete Mountbatten
Edwina Ashley
, vaterlicherseits Enkeltochter des
Privy-Council
-Mitgliedes
Evelyn Ashley
und mutterlicherseits Enkeltochter und Haupterbin von Sir
Ernest Cassel
. Der von Edwina mit in die Ehe gebrachte, nunmehr gemeinsam bewohnte
Landsitz Broadlands
bei Southampton wurde bald zu einem Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Großbritannien.
Das Ehepaar hatte zwei Tochter:
Die Eheleute fuhrten insbesondere in den 1930er Jahren eine
offene Beziehung
. Beide hatten Beziehungen zu Personen
beiderlei Geschlechts
. Unter anderem wird vermutet, dass Lady Mountbatten eine Affare mit
Nehru
hatte, wahrend ihr Mann Vizekonig von Indien war. Im Februar 1960 starb Lady Mountbatten im Alter von 58 Jahren.
Eine besonders enge Beziehung hatte Lord Louis Mountbatten sowohl zu seinem Neffen
Prinz Philip
als auch zu dessen Sohn,
Charles
. Er war maßgeblich an der Anbahnung der Ehe des ersteren mit der Thronfolgerin
Elisabeth
beteiligt und stellte dem Paar seinen Landsitz
Broadlands
fur die Flitterwochen zur Verfugung. Seinem Großneffen Charles war Mountbatten uber viele Jahre hinweg Mentor, Freund und Ersatzvater (genannt ?Onkel Dickie“). Nach Edwinas Tod bewohnte er Broadlands 19 Jahre lang allein.
Mountbatten wurde am 27. August 1979 Opfer eines
Attentats
der
Provisional Irish Republican Army
. Wahrend eines Familienurlaubs in seinem Sommerhaus in
Mullaghmore
im
County Sligo
in der Republik Irland explodierte eine von der Gruppe in seinem Boot
Shadow V
platzierte
Bombe
. Mountbatten, sein 14 Jahre alter Enkel Nicholas Knatchbull und der befreundete 15-jahrige Ire Paul Maxwell wurden getotet, Knatchbulls Großmutter vaterlicherseits verstarb spater an ihren Verletzungen.
[6]
Ebenfalls an Bord befanden sich Mountbattens Tochter Patricia, ihr Ehemann und ihr Sohn Timothy, sie uberlebten das Attentat schwer verletzt. Die
Provisional IRA
ubernahm die Verantwortung fur den Anschlag. Am 28. November 1979 wurde Thomas McMahon fur den Anschlag zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Zuge des
Karfreitagsabkommens
wurde McMahon 1998
amnestiert
. Patricia und Timothy Knatchbull unterstutzten 2012 das Zusammentreffen der Queen mit
Martin McGuinness
.
[7]
Der große, von Mountbatten selbst bis ins Einzelne geplante Trauergottesdienst, der auch weltweit im Fernsehen ubertragen wurde, fand in der
Westminster Abbey
statt. Beigesetzt wurde Mountbatten in der
Romsey Abbey
in
Hampshire
, die in der Nahe des Familiensitzes
Broadlands
liegt.
Im Oktober 2022 fand vor einem
Belfaster
Gericht eine erste Anhorung uber den Vorwurf statt, Mountbatten habe 1977 im Kincora Boys’ Home in Belfast einen 11-jahrigen Jungen zweimal sexuell missbraucht.
[8]
In diesem Zusammenhang hat das damalige vermeintliche Opfer auch gerichtliche Schritte gegen mehrere staatliche Institutionen in Nordirland eingeleitet (?the Department of Health, the Secretary of State, the Police Service of Northern Ireland, Belfast Health and Social Care Trust and the Business Services Organisation“).
[9]
Earl Mountbatten of Burma (1976)
- 1922:
Nil-Orden
,
Agypten
- 1922: Großkreuz des
Ordens de Isabel la Catolica
,
Spanien
- 1924: Großkreuz des
Ordens der Krone von Rumanien
- 1937: Großkreuz des
Sterns von Rumanien
- 1941:
Kriegskreuz
,
Griechenland
- 1943:
Chief Commander
der
Legion of Merit
,
Vereinigte Staaten
- 1945:
Orden der gunstigen Wolken
, 1. Klasse,
China
[19]
- 1945:
Distinguished Service Medal
, Vereinigte Staaten
[20]
- 1946: Großkreuz der
Ehrenlegion
,
Frankreich
- 1946:
Croix de guerre
, Frankreich
- 1946: Großkomtur des Ordens des Sterns von
Nepal
- 1946: Großkreuz des
Weißen Elefantenordens
,
Thailand
- 1946: Ritter I. Klasse des
Ordens Georgs I.
[21]
,
Griechenland
- 1948: Großkreuz des
Ordens vom Niederlandischen Lowen
[22]
- 1951: Großkreuz des
Ritterordens von Avis
,
Portugal
- 1952: Ritter des
Koniglichen Seraphinenordens
(RSerafO)
[23]
[24]
,
Schweden
- 1956: Großkomtur des
Ordens Thiri Thudhamma
,
Burma
- 1962: Großkreuz des
Dannebrog-Ordens
,
Danemark
- 1965: Großkreuz des
Ordens vom Siegel Salomons
,
Athiopien
- Andrew Lownie:
The Mountbattens: The Lives and Loves of Dickie and Edwina Mountbatten.
Pegasus, New York 2021,
ISBN 978-1-64313-791-9
.
- Ian McGeoch:
The Princely Sailor. Mountbatten of Burma.
Brassey’s, London u. a. 1996,
ISBN 1-85753-161-2
.
- Cay Rademacher
:
Preis der Freiheit.
In:
Indien. 1450?1948. Maharadschas, Moguln, Kolonialherren.
(=
GEO Epoche
.
Heft 41). Gruner + Jahr, Hamburg 2010,
ISBN 978-3-570-19906-0
, S. 131?146.
- Andrew Roberts
:
Churchill und seine Zeit.
(=
dtv
24132). 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, Munchen 1999,
ISBN 3-423-24132-2
.
- Martin Trageser:
Die Mountbattens. Eine Familie im Zentrum europaischer Geschichte
, Wurzburg 2021, S. 168?202.
- Philip Ziegler:
Mountbatten. The Official Biography.
Collins, London 1985,
ISBN 0-00-216543-0
.
- ↑
Vgl. Roberts 1999: 79ff: "Lord Mountbatten und die Gefahren des Adrenalins".
- ↑
Ein Lacheln fur die Toten
, Rezension vom 28. Januar 1999 von Karsten Polke-Majewski auf
FAZ.NET
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Nordenvall, Per. Kungl. Serafimerorden 1748?1998
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Mountbatten’s coat of arms as a Knight of the Royal Order of the Seraphim.
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