Likore
(
franz.
Lehnwort
liqueur
, von
Latein
liquor
fur ?Flussigkeit“) sind aromatische
Spirituosen
mit relativ hohem
Zuckergehalt
(mindestens 100 Gramm pro Liter). Der Alkoholgehalt liegt normalerweise bei 15 bis 35
% Vol
, es gibt aber auch starkere, zum Beispiel
Chartreuse verte
mit 55 % Vol, sogar 60 % Vol beim in Bayern lokal erhaltlichen Waldpropheten
[1]
und schwachere Likore.
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Als Vorlaufer der heutigen Likore gelten unter anderem die aromatisierten Weine der romischen und griechischen
Antike
. Im Geschmack ahnlich sind auch manche
Obst-
und
Fruchtweine
Mitteleuropas wie der schwarze
Ribiselwein
(Johannisbeere).
Arnaldo von Villanova
, Rektor der medizinischen Fakultat der Stadt
Montpellier
, die damals zu
Katalonien
gehorte, brachte im letzten Viertel des
13. Jahrhunderts
die Technik der
Destillation
? zur Erzeugung von
alkoholischen Getranken
mit einem hoheren
Alkoholgehalt
als Bier oder Wein ? von einem
Kreuzzug
mit nach Europa.
In Alkohol und Alkoholwassergemische legte er eine Vielzahl von
Heilpflanzen
ein, um deren Wirkstoffe herauszulosen. Diese Technik nennt man
Mazeration
. Sie gehort neben dem Destillieren noch heute zu den beiden Grundtechniken der Likorherstellung. Die Mazeration kann von ein paar Stunden bis zu mehreren Wochen dauern.
Nach der Mazeration wird der Alkohol mitsamt den
extrahierten
essenziellen Olen noch ein- bis zweimal destilliert. Die zweite Destillation bezeichnet man als
Rektifikation
. Um die Pflanzenauszuge genießbar zu machen, rundete Villanova den Geschmack mit
Honig
ab.
Als Heilmittel blieben diese und ahnliche Mischungen die Domane der
Apotheken
und der
Kloster
mit ihren Krautergarten.
Krauterauszuge mittels Alkohol
ohne
Zuckerzusatz werden noch heute in Apotheken angeboten, z. B.
Kamillen-
oder
Salbeiauszug
.
Bereits im 14. Jahrhundert begann man Likore fur den gleichzeitigen Genuss von Alkohol,
Aroma
und Suße herzustellen.
Aufgrund der sehr hohen
Zuckerpreise
war der Genuss von Likoren bis ins 17. Jahrhundert auf die wohlhabendsten Schichten der Bevolkerung begrenzt. Als die italienische Adlige
Katharina von Medici
1532 den franzosischen Konig
Heinrich II.
heiratete, gehorten ihrem Gefolge auch Spezialisten fur die Herstellung von Likoren an.
Seit
Zucker
, zuerst infolge des
Kolonialismus
, allgemein zur Verfugung steht, gibt es Likore von fast allen bekannten Fruchten und Krautern. In Frankreich gab es praktisch in jedem Ort einen oder mehrere Liquoristen, die eine bunte Mischung von Likoren herstellten. Einige dieser Marken haben eine lange Tradition, aber landesweite Verbreitung erreichten Likormarken erst im 19. Jahrhundert.
Zu den traditionsreichsten, noch heute am Markt tatigen Herstellern gehoren die
niederlandischen
Unternehmen
Bols
(Spirituosenherstellung seit 1575),
De Kuyper
(seit 1695) und die franzosische Firma
Marie Brizard
(seit 1755). Der bekannte Klosterlikor
Chartreuse
wird seit dem 18. Jahrhundert hergestellt, die kommerzielle Produktion des ebenfalls angeblich auf alte Klosterrezepturen zuruckgehenden
Benedictine
begann 1863. Ebenfalls in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts entstand der
Curacao
-Likor
Cointreau
. Zu den traditionsreichsten deutschen Likoren zahlt ?
Der Lachs zu Danzig
“. 1876 grundete
Eugen Verpoorten
in
Heinsberg
die
Liqeur-Fabrik & Colonialwaaren von H. Verpoorten
, in der er erstmals kommerziell
Eierlikor
herstellte.
In der
EU
hergestellter Likor muss einen Mindestgehalt von 100 g
Invertzucker
pro Liter Fertigspirituose aufweisen.
[2]
Es kann auch anderer
Zucker
verwendet werden, der Sußegrad muss jedoch dem von mindestens 100 g Invertzucker je Liter entsprechen. Jede Spirituose, die mindestens diesen Zuckergehalt enthalt, ist ein Likor.
Cremes
sind besonders suße Likore mit einem Zuckergehalt von mindestens 250 g pro Liter, bei
Creme de Cassis
sind mindestens 400 g pro Liter vorgeschrieben. Cremes werden hauptsachlich zur Zubereitung von Cocktails verwendet.
Likore sind Branntweine im steuerrechtlichen Sinne und unterlagen daher, bis zu ihrer Abschaffung am 31. Dezember 2017, der
Branntweinsteuer
. Seit dem 1. Januar 2018 unterliegen sie, zusammen mit allen anderen alkoholischen Waren, dem
Alkoholsteuergesetz
.
Neben der klassischen Technik der
Mazeration
werden Likore heute auch teilweise schlicht durch Mischung von
Fruchtsirup
und/oder Aromen mit Zucker, Alkohol und Wasser gewonnen. Ihre Farbe erhalten die meisten Likore durch zugesetzte Farbstoffe, dabei sind sowohl naturliche als auch kunstliche Farbstoffe zulassig.
Im Jahr 2005 wurden in Deutschland etwa 140 Millionen Liter Likor verkauft. Den großten Anteil daran hatten Halbbitterlikore (allein deren Einzelhandelsumsatz in Geschaften uber 200 m² betrug 43 % vom gesamten Likormarkt), gefolgt von Eierlikoren (16,6 %) und Sahnelikoren (10,7 %).
[3]
2004 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch knapp zwei Liter und damit etwa ein Drittel des Pro-Kopf-Verbrauchs an Spirituosen insgesamt (5,9 Liter).
[3]
Das
Osterreichische Lebensmittelbuch
definiert im Codex-Kapitel B 23:
- ?Likore sind versußte Spirituosen, die unter Verwendung von Zucker, geeigneten Zuckerarten oder Honig hergestellt werden. Weiters werden nachstehende Stoffe verwendet: Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs oder andere alkoholische Flussigkeiten wie Edelbranntweine, Geiste, Spritdurchzuge, alkoholische Auszuge, Destillate, Wein, Obstwein, frische Fruchte, eingelegte und getrocknete Fruchte, Fruchtpasten, Fruchtsafte, Krauter, Eier, Kakao, Kaffee, Tee, Milch, Schokolade usw., Aromen, spezielle Zusatze wie Genusssauren, Blattgold usw.“
[4]
- ↑
Waldprophet 60%.
Abgerufen am 24. August 2023
.
- ↑
Dr Claudia Bauer-Christoph Bayerisches Landesamt fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit:
Zusammensetzung und Kennzeichnung von Likoren.
Abgerufen am 10. Dezember 2022
.
- ↑
a
b
Marktforschungsdaten von Infores in:
Getrankefachgroßhandel
Nr. 8, 2006, S. 37 ff.
PDF-Download
- ↑
Osterreichisches Lebensmittelbuch Online:
B 23, 5.1.1
(
Memento
vom 15. Juli 2015 im
Internet Archive
)