Dieser Artikel oder Absatz stellt die
Situation in Deutschland
dar. Bitte hilf uns dabei, die Situation in anderen Staaten zu schildern.
Personenschutz
ist die Gewahrleistung der personlichen Sicherheit einer schutzwurdigen Person
(Schutzperson)
vor Angriffen (
Entfuhrung
,
Attentat
etc.) durch Dritte. Der Schutz von Objekten wird hingegen durch den
Objektschutz
gewahrleistet. In beiden Bereichen sind staatliche und private
Sicherheitsdienste
tatig. Personenschutzer werden auch als
Leibwachter
oder
anglizistisch
als
Bodyguard
bezeichnet. Aufgrund der hohen
Personalkosten
kommen Personenschutzer in der Regel nur fur wohlhabende, bedeutende oder unmittelbar bedrohte Personen (
Politiker
, Wirtschaftsfuhrer,
Stars
,
Kronzeugen
,
Mafiabosse
) zum Einsatz.
Personenschutz wird durch die Bewachung der Person
nach außen
hin in der
Offentlichkeit
gewahrleistet. Es soll dabei die korperliche Unversehrtheit der Schutzperson gewahrleistet werden. Auch die Organisationseinheiten, die den Personenschutz gewahrleisten, werden als Personenschutz bezeichnet. Die eigentlichen Personenschutzer um die Schutzpersonen werden zusammen als Personenschutzgruppe (PSG) bezeichnet.
Schutzpersonen sind meist
- Personen des offentlichen Lebens
, die laut Gefahrenprognose einem
Risiko
ausgesetzt sind oder
- Personen, die durch bestimmte Lebensumstande erheblichen Bedrohungen durch andere Personen ausgesetzt sind (
Zeugenschutz
, Opfer organisierter Kriminalitat, Mitglieder krimineller Vereinigungen).
Personenschutzer
(Leibwachter)
arbeiten sowohl im privatwirtschaftlichen
Sicherheitsdienst
wie im
offentlichen Dienst
wie z. B. bei der
Polizei
. Sie sind zumeist mit
Schusswaffen
und Kommunikationsmitteln ausgestattet und im
Nahkampf
ausgebildet. Hochgefahrdete Schutzpersonen erhalten Personenschutz von mehreren Personenschutzern. Die klassische Taktik eines Schutzes ist das Schutzkreuz, dies ist eine karoartige Anordnung der Personenschutzer um die Schutzperson. Personenschutzer arbeiten haufig in ziviler Kleidung. Sie bewegen sich meist auf
Tuchfuhlung
mit der Schutzperson. Sind mehrere Personenschutzer tatig, sind sie auch im personlichen Umfeld der Schutzperson tatig. Die Hauptaufgabe ist das rechtzeitige Erkennen und Verhindern von Gefahren fur die Schutzperson. Dabei achtet man besonders auf auffalliges Verhalten von Personen, ungewohnliches Außeres, sowie markante Gegenstande und Ablaufe.
Fur den Transport einer Schutzperson kann man
gepanzerte (sondergeschutzte) Fahrzeuge
(in verschiedene Schutzklassen unterteilt) einsetzen. Diese sind nach heutigem Stand der Technik außerlich kaum von normalen Kraftfahrzeugen zu unterscheiden.
In
Deutschland
ist die Arbeit staatlicher Personenschutzer gesetzlich geregelt und in Dienstvorschriften festgehalten. So ist fur die Sicherheit der Mitglieder der
Verfassungsorgane
und deren auslandischer Gaste das
Bundeskriminalamt
(BKA) zustandig, welches dafur die Abteilung
Sicherungsgruppe
(SG) unterhalt.
[1]
Fur den Schutz von
Ministerprasidenten
oder
Ministern
eines
Bundeslandes
ist das
Landeskriminalamt
des jeweiligen Bundeslandes oder das ortliche
Polizeiprasidium
zustandig; hier gilt das Wohnortprinzip. Politiker im Ausland werden durch Personenschutzer der Sicherungsgruppe (SG) des Bundeskriminalamtes (BKA) sowie durch eine Komponente des spezialisierten Personenschutzes
Auslands- und Spezialeinsatze (ASE)
unterstutzt. Den Schutz der deutschen Botschafter im Irak und in Afghanistan ubernehmen die Personenschutzkrafte der Bundespolizei (
PSA
) und Beamte der Landespolizeien, mit Ausnahme des Landes
Nordrhein-Westfalen
. Die hier akkreditierten Botschafter werden durch das zustandige Bundesland begleitet. Art und Umfang des Personenschutzes werden nach individuellen Gefahrdungsanalysen durch den
Staatsschutz
festgelegt (Schutzmaßnahmen 1?3) und konnen taglich variieren.
[2]
In der
Bundeswehr
gibt es daruber hinaus auch Personenschutzer mit der gleichen Ausbildung wie BKA und LKA u. a. fur den
Generalinspekteur der Bundeswehr
und im
Auslandseinsatz der Bundeswehr
fur Kontingentfuhrer national und in internationalen Staben, Besucher und Gaste der Bundeswehr, wie auch fur den standigen Vertreter im NATO-Hauptquartier in Brussel. Diese gehoren zu den
Feldjagern
.
[3]
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Dagegen mussen zum Beispiel Schauspieler oder Popstars ihre Leibwachter selbst beauftragen und bezahlen, sofern sie keiner besonderen Bedrohung unterliegen (siehe oben). Um als besonders bedroht und damit zu staatlicherseits gewahrleistetem Personenschutz berechtigt zu gelten, mussen zumeist vergleichsweise hohe Voraussetzungen erfullt sein. Selbst in Fallen akuter Bedrohung durch beispielsweise
organisierte Kriminalitat
wird in den seltensten Fallen umfassender staatlicher Schutz zugesichert und meist auf private Dienstleister verwiesen, die ebenfalls durch gesetzliche Regelungen uberwacht sind und spezielle Voraussetzungen erfullen mussen.
Fur den Personenschutz des
Papstes
ist die
Schweizergarde
zustandig.
Diese sind nachfolgend:
- I
? Die Person ist erheblich gefahrdet, mit einem Anschlag ist jederzeit zu rechnen.
- II
? Die Person ist gefahrdet, ein Anschlag ist nicht auszuschließen.
- III
? Eine Gefahrdung der Person ist nicht auszuschließen.
Auch bei Gefahrdungsstufe I wird meist zur Eigenverantwortung angehalten. Staatlicher Personenschutz fur Privatpersonen ist sehr selten.
In Deutschland bieten auch private Dienstleister Personenschutzmaßnahmen an, oft in Verbindung mit Begleitschutz, VIP-Betreuung und Veranstaltungsschutz.
Voraussetzung ist zuerst die staatliche
Bewachungserlaubnis
nach
§ 34a
GewO
fur Bewachungsunternehmen mit bestimmten Zulassungsbedingungen. Dazu zahlt fur Angestellte auch eine 40-stundige Unterrichtung oder die
IHK
-Sachkundeprufung, die jedoch beide keine personenschutzspezifischen Inhalte vermitteln oder fordern und deshalb nicht ausreichen. Einen allgemein anerkannten Beruf des Personenschutzers gibt es in Deutschland nicht. Interessenten haben neben der genannten gewerberechtlichen Zugangsvoraussetzungen fur die Bewachungstatigkeit die Moglichkeit, Fort- und Weiterbildungen in dieser Einsatzrichtung zu absolvieren, die vor allem private Bildungstrager wegen fehlender staatlicher Vorgaben und anerkannter Bildungsinhalte in unterschiedlicher Qualitat anbieten. Zumindest eine erweiterte Rechts- und Psychologieweiterbildung, eine Personenschutzgrundausbildung, die Waffensachkundeprufung nach
§ 7
WaffG
und personenschutzbezogene Trainingsmaßnahmen, ein mehrtagiges
Fahrsicherheitstraining
, Konditionierung und
Selbstverteidigung
sowie
Erste-Hilfe
-Kenntnisse sollten Bestandteil derartiger Fort- und Weiterbildungen sein. Ganzheitlicher Personenschutz umfasst aber auch Objektschutzelemente und weitere Themengebiete.
Wesentliche Unterschiede zwischen behordlichem und privatem Personenschutz gibt es sowohl in der Arbeitsweise, als auch in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Ausbildung der Personenschutzer. Im privaten Personenschutz liegen selten akute Bedrohungslagen vor, Begleitschutz dient hier oft dem subjektiven Sicherheitsempfinden der beschutzten Person und der Pravention. Behordliche Leibwachter schutzen meist das Leben von hochrangigen
Politikern
und
Staatsgasten
.
Private Sicherheitsdienstleister arbeiten lediglich auf Grundlage der ?
Jedermann-Rechte
“ (wie die vorlaufige Festnahme nach
§ 127
StPO
,
Notwehr
, Nothilfe, Notstand) und haben keine polizeilichen Befugnisse und hoheitlichen Rechte. Ihnen konnen Besitzdienerrechte (siehe auch
§ 855
BGB
) ubertragen werden.
Behordliche Personenschutzer konnen hingegen von ihren
hoheitlichen
Vollzugsrechten Gebrauch machen. Diese Tatsache ist sowohl in der
praventiven
Voraufklarung eines Einsatzes, als auch wahrend des eigentlichen Schutzauftrages von erheblichem Vorteil.
Historisch gesehen ist eine Leibwache (als militarischer Verband Leib
garde
genannt) eine
Truppe
, die fur den unmittelbaren Schutz des
Herrschers
bestimmt war.
[4]
Die Leibwache war schon im Altertum bekannt, so hatten beispielsweise die
Perserkonige
die
10 000 Unsterblichen
als eine auserlesene Gardetruppe. Auch
Philipp von Makedonien
und sein Sohn
Alexander der Große
schufen sich aus den Sohnen des Landadels eine berittene Leibgarde (
Somatophylakes
). Dabei spielte jedoch nicht nur die Schutzfunktion dieser Wachter fur ihre Herren eine Rolle. Genauso wichtig war im umgekehrten Fall der Aspekt der Leibwachter als Geiseln. Dadurch, dass ihre Sohne in der Leibgarde des Herrschers Dienst taten, waren auch die kleineren Fursten unter dessen Kontrolle ? ein gutes Mittel gegen Aufstande.
Im republikanischen
Rom
hatten die Befehlshaber des Heeres die
Cohors praetoria
als Leibwache, die sich spater zum
Pratorianerkorps
entwickelte. Die romischen Kaiser schufen sich eine besondere Leibgarde, die
Custodes corporis
, die aus
Germanen
bestand. Auch die Leibwache der byzantinischen Kaiser bestand traditionell aus auslandischen heidnischen
Soldnern
wie
Warager
,
Kumanen
oder
Petschenegen
, die selber keinen Anspruch auf den Thron erheben konnten.
Im
Osmanischen Kaiserreich
waren die
Janitscharen
lange Zeit Leibgarden. Im Mittelalter waren Leibwachen die einzigen stehenden Truppen eines Fursten und wurden oft gegen unbotmaßige
Vasallen
eingesetzt.
Vor 1918 hatten im deutschen Sprachraum nur die Herrscher von
Osterreich-Ungarn
und
Bayern
besondere Leibgarden. Wahrend der
Zeit des Nationalsozialismus
wurde die Leibwache
Adolf Hitlers
vom
Fuhrerbegleitkommando
gestellt, welches verwaltungsmaßig dem Stab der
Leibstandarte SS Adolf Hitler
angehorte.
Der
United States Secret Service
(USSS) ist eine der beruhmtesten staatlichen Personenschutzorganisationen weltweit. Neben der Finanzpolizei ist es seine Aufgabe, den Prasidenten, Vizeprasidenten, deren nachsten Familienkreis und weitere hochrangige US-amerikanische Personlichkeiten zu schutzen.
- Reinhard Scholzen
:
Personenschutz
. 2. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2004,
ISBN 3-613-02185-4
.
- Maren Richter:
Leben im Ausnahmezustand. Terrorismus und Personenschutz in der Bundesrepublik Deutschland (1970?1993)
. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2014.
- Georg von Alten
:
Handbuch fur Heer und Flotte. Enzyklopadie der Kriegswissenschaften und verwandter Gebiete
. Deutsches Verlagshaus, Berlin 1911/13 (9 Bde.; hier speziell Band 5).
- Reinhard Scholzen
:
Mein Leben fur deines.
In: DWJ 6, 2018, S. 130?134.
- ↑
Vgl. zur Entstehung der Sicherungsgruppe:
Reinhard Scholzen
:
Zum Schutz der Politiker. Die fruhen Jahre der Sicherungsgruppe.
In:
Polizei & Wissenschaft.
Band 1, 2014, S. 2?9.
- ↑
Reinhard Scholzen:
Personenschutz. Geschichte, Ausbildung, Ausrustung.
Stuttgart 2001, S. 43?46.
- ↑
Siehe hierzu: Reinhard Scholzen:
Feldjager. Deutschlands Militarpolizei heute.
Stuttgart 2010. Hier besonders S. 110?127.
- ↑
Vgl. den historischen Uberblick bei
Reinhard Scholzen
:
Mein Leben fur deines.
In:
DWJ.
Band 6, 2018, S. 130?134.