Die
Larve
(aus
lateinisch
larva
?
Gespenst
“)
[1]
oder
Scheme
(von
althochdeutsch
scema
, ?holzerne Maske“)
[2]
bezeichnet in
Osterreich
, der deutschsprachigen
Schweiz
, im
suddeutschen Raum
und in der
Oberlausitz
eine oft aus
Holz
oder
kaschiertem
Papier gefertigte
Maske
, die zur
Fastnacht
getragen wird.
In der
Theaterwissenschaft
wird als Larve auch die von einem Darsteller auf dem Gesicht getragene Maske bezeichnet, beispielsweise die im japanischen
N?-Theater
zur Darstellung des
Tengu
verwendete
?-beshimi
(大?見).
[3]
Abgeleitet von der Larve ist der Begriff des ?Entlarvens“, welcher ursprunglich eine
Metapher
fur das Demaskieren war.
Im ubertragenen Sinn bezeichnet man mit dem Wort ?Larve“ die Verstellung eines Menschen, der seine bosen Plane verbergen will; daher auch der Ausdruck: einen Verbrecher ?entlarven“. ?Maske“ hingegen wird bei jeder Art Verstellung gebraucht, auch bei der, die gute Absichten verbergen soll.
?
Jetzt zeigt ihr euer wahres Gesicht, bis jetzt war’s nur die Larve.
“
Doch bereits vor Friedrich Schiller taucht im
Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste
das Wort
Larve
mit der Erklarung fur
?eine Decke oder falsches Gesicht, womit das Gesicht verstellet wird“
auf.
[4]
Des Weiteren bezeichnet man mit
Larve
eine Entwicklungsstufe von
Insekten
und
Amphibien
.
[1]
Auch
Totenmasken
werden als Larven bezeichnet, wobei diese die tatsachlichen Gesichtszuge des Verstorbenen wiedergeben sollen.
[5]
Einen eigenen Weg innerhalb des
alemannischen
Sprachraums ging die Basler Kunstlerlarve. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie ahnlich oder gleich verwendet wie in den
Fasnachtsbrauchtumern
des Umlands. Dann entstand eher zufallig und aus der Not die
erste Kunstlerlarve
. Dass daraus eine einzigartige Tradition wurde, liegt nicht zuletzt daran, dass in
Basel
eine Haufung von bildenden Kunstlern bestand. Diese beteiligten sich aktiv an der Entwicklung der Basler Fasnachtslarve und nahmen starken Einfluss darauf.
Anders als im suddeutschen Raum ist die Basler Fasnachtslarve heute nicht nur wiederkehrende Verkleidung, sondern dient maßgeblich zur einmaligen Darstellung der
Satire
und
Persiflage
auf das politische und gesellschaftliche Leben ? ein zentrales
Sujet
der
Basler Fasnacht
. Ursprunglich waren nur wenige Charakterfiguren etabliert ? besonders haufig fanden sich darunter
Pierrot
und
Harlekin
aus der
Commedia dell’arte
sowie der regional verwurzelte ?Blatzlibajass“, die baselspezifischen Figuren ?Altfrank“, ?Ueli“, ?Dummpeter“, ?Stanzler“, die ?Alti Dante“ und der ?Waggis“.
[6]
Unter dem Einfluss von Medien wie Film, Fernsehen, Comic- und Fantasyliteratur wurde das Repertoire nach dem Zweiten Weltkrieg breit aufgefachert.
In Basel hat sich die Larve zu einem geschatzten kunsthandwerklichen Produkt entwickelt, das Jahr fur Jahr eigens nur fur eine
Session
hergestellt wird.
In
Rottweil
werden Larven bei der
dortigen Fasnet
aus
Lindenholz
geschnitzt und anschließend bemalt (?
Fassung
“ genannt). Der
Fassmaler
gibt der Skulptur oder Larve ihr eigentliches Aussehen und bestimmt dadurch ihren Charakter.
[7]
Heute gibt es nur noch wenige Fassmaler, die alte Techniken, wie die Herstellung eines
Kreidegrundes
auf
Tierleimbasis
, das Auftragen eines
Caseingrundes
oder das Herstellen einer
Eitemperafarbe
beherrschen. Auch hier haben moderne Techniken mit vorgefertigten Malmitteln und Untergrunden Einzug gehalten. ?Neue“ Farben haben aber den Nachteil, dass sie in der Verarbeitungsdauer sehr kurz sind und somit keine fließenden Ubergange zulassen.
Das Wichtigste beim ?Fassen“ ist der Untergrund beziehungsweise die Oberflache der zu bearbeitenden Larve. Gewohnlich bekommt man die Masken vom Schnitzer, doch mussen sie anschließend noch abgeschliffen und mit einer Leimtranke zur Isolierung eingelassen werden. Nach erneutem Abschleifen tragt man einen Kreidegrund aus
Champagnerkreide
, Chinakreide und Hasenleim auf, der, je nach Typ, mit
Farbpigmenten
versetzt ist. Nach der Trocknung wird der Grund wieder geschliffen. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis der Kreidegrund eine saubere, saugende und durchgangig gute Oberflache bildet.
Nach der Grundierung tragt man eine Polimentfarbe auf, die aus franzosischem gelben
Poliment
(Tonerde), Eiweiß und Hasenleim besteht. Nach dem Trocknen wird wieder fein geschliffen, bis ein durchgangiger Farbauftrag vorhanden ist. Mit einem feuchten Leinentuch werden eventuelle Unebenheiten ausgeglichen. Danach ?frottiert“ man die Oberflache und arbeitet mit einer Polimentburste nach. Dieser Auftrag wird mit einer dunnen Schicht Schellack versiegelt.
Olfarben
werden anschließend mit
Leinolfirnis
vermischt und damit wird die Grundtonung der Larve angelegt. Eine Herausforderung stellen die Wangen und Grubchen dar, die nicht zu dominant ausfallen sollten. Ein unverzichtbares Werkzeug hierfur ist der ?Dachsvertreiber“ ? ein Pinsel, der speziell fur solche Arbeiten entwickelt worden ist. Er ermoglicht die
Nass-in-Nass-Technik
, mit der man weiche Ubergange erzielt. Man kann auch die
Lasurtechnik
verwenden, bei der nach jedem Trocknungsprozess wieder eine Schicht lasierend aufgetragen wird. Der Nachteil ist, dass man die Trocknungsphasen einbeziehen muss und die Ubergange nicht ganz so weich werden. Abschließend sollte das Fassmalerzeichen aufgemalt werden. Wenn die Olfarbe getrocknet ist (etwa nach 14 Tagen) wird die Larve noch mit einem Schutzanstrich (meist
Siegellack
) versehen.
[8]
- Tom Grigull:
Japanische Larven und Masken. Eine Leipziger Sammlung, die Tokugawa und die Dainenbutsu-Sarugaku in Kyoto
Dissertationsschrift, LMU Munchen 2011 (
[1]
)
- Richard Weihe:
Die Paradoxie der Maske. Geschichte einer Form.
W. Fink, Munchen 2004,
ISBN 3-770-53914-1
. (
online
)
- ↑
a
b
931. Larve. Maske.
auf Worterbuch Synonyme: Larve. Maske ? Textlog.de. Abgerufen am 25. Februar 2014.
- ↑
Etymologie scheme mhd.
auf Kreuzdenker, Etymologie: scheme ? Heinrich Tischner. Abgerufen am 27. Februar 2014.
- ↑
Tom Grigull:
Leipziger Larven und die Masken des japanischen No-Theaters.
auf wissens-werk.de. Abgerufen am 20. Juli 2022.
- ↑
Richard Weihe:
Die Paradoxie der Maske: Geschichte einer Form
.
ISBN 978-3-7705-3914-7
,
S.
70
.
- ↑
Heinrich Lange:
Mit erloschenen Augen
. In:
Tagesspiegel
. 11. Februar 1999 (
archive.org
).
- ↑
Beat Trachsler:
Vom Narr zum Ueli.
GS-Verlag, Basel 2004,
ISBN 3-7185-0194-5
.
- ↑
Fassmalerzeichen.
(
Memento
des
Originals
vom 18. Juni 2014 im
Internet Archive
)
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@1
@2
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auf narrenzunft.rottweil.de. Abgerufen am 25. Februar 2014.
- ↑
Fasstechnik.
(
Memento
des
Originals
vom 6. Mai 2010 im
Internet Archive
)
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