Kurt Lichtenstein
(*
1. Dezember
1911
in
Berlin
; †
12. Oktober
1961
in
Klotze
) war ein deutscher
Kommunist
,
Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus
sowie
Landtagsabgeordneter
und wurde von
Grenztruppen der DDR
erschossen, weil er die
innerdeutsche Grenze
ubertrat, um mit Landarbeitern zu sprechen. Lichtenstein befand sich als
Journalist
seit drei Tagen auf einer
Reportagereise
entlang der Grenze, die ihn von Norden nach Suden fuhrte. Am 12. Oktober 1961 hielt er sich zwischen
Zicherie
und
Kaiserwinkel
nordostlich von
Wolfsburg
in
Niedersachsen
auf.
Lichtenstein war der erste Mensch, der an der innerdeutschen Grenze seit Errichtung der
Berliner Mauer
im August 1961 erschossen wurde. Die Totung wurde 1997 in einem
Strafprozess
gerichtlich aufgearbeitet. Dabei wurden die beiden
angeklagten
Todesschutzen vom Vorwurf des
Totschlags
freigesprochen
. Seit dem Vorfall 1961 gab es Spekulationen, wonach Lichtenstein als abtrunniger Kommunist und
Verrater
gezielt liquidiert
worden sei. Nach dieser These konne die Weisung durch Reprasentanten der hochsten
SED
-Ebene ergangen sein, mit denen Lichtenstein seit den 1930er Jahren personlich bekannt war.
Gedenkstatte an der Kreisstraße 85 sudlich von
Zicherie
fur den hier 1961 angeschossenen Kurt Lichtenstein
Kurt Lichtenstein war Sohn des
judischen
Kaufmanns und
Schuhmachers
Georg Lichtenstein und seiner Ehefrau, der Arbeiterin Henriette Lichtenstein, geborene Haase. Er wuchs in Berlin im Bezirk
Prenzlauer Berg
auf, wo er die Volksschule und spater die Realschule besuchte. Die Realschule verließ er zum Geldverdienen, wobei er als Laufjunge eines Bekleidungsgeschaftes arbeitete. Spater absolvierte er eine Ausbildung als
Werkzeugmacher
, war aber ab 1932 erwerbslos. 1933
emigrierte
Lichtenstein aus Deutschland (siehe unter Politisches Leben). Seine Eltern ließen sich 1924 scheiden. Sie wurden mit Lichtensteins 1913 geborener Schwester Elfriede 1941 ins
KZ Auschwitz
deportiert
und ermordet. Am 23. April 1946 heiratete Lichtenstein die KPD-Angehorige Gertrud Klapputh. Aus der Ehe gingen zwei Tochter hervor, die 1946 und 1948 geboren wurden. Des Weiteren hatte er einen Sohn mit einer Tochter von
Stanislaw Trabalski
.
[1]
Beruflich war er den großten Teil seines Lebens journalistisch, anfangs fur
kommunistische
, spater fur
sozialdemokratische
Presseorgane, tatig.
Lichtenstein schloss sich 1928 im Alter von 17 Jahren dem
Kommunistischen Jugendverband
(KJVD) an und wurde 1931 Mitglied der
Kommunistischen Partei Deutschlands
(KPD). 1933 emigrierte er wegen seiner rassischen und politischen Verfolgung in Deutschland als
Jude
und
Kommunist
in die
Sowjetunion
. Nach einer kurzen politischen Ausbildung wurde er beim KJVD im damals autonomen
Saargebiet
eingesetzt. Aus dieser Zeit kannte er personlich
Erich Honecker
. Nach dem Anschluss des Saargebietes an das
Deutsche Reich
1935 ging Lichtenstein nach
Paris
, wo er sich in kommunistischen Jugendverbanden engagierte. Wahrend der Zeit seiner Tatigkeit fur die KPD, teils in der Illegalitat, trug er zum Schutz seiner Person unterschiedliche
Decknamen
. Darunter waren die Namen ?Herbert“, ?Lauterburg“, ?Gaston Bergeaud“ und ?Jules Bardier“.
Ende 1936 begab sich Lichtenstein nach Spanien, um als Freiwilliger in den
Internationalen Brigaden
am
spanischen Burgerkrieg
teilzunehmen. Er diente bis 1937 im
Thalmann-Bataillon
innerhalb der
XI. Internationalen Brigade
, gleichzeitig mit dem spateren Minister fur Staatssicherheit
Erich Mielke
und wie dieser in der Funktion eines
Politischen Kommissars
. Zeitweise war er journalistisch tatig beim Zentralkomitee der
Kommunistischen Partei Spaniens
, wo er Herausgeber der deutschen Ausgabe der Brigadezeitung ?Volontaire de la Liberte“ wurde sowie als Rundfunkkommentator bei einem republikanischen Sender. Bei den Kampfen in der
Ebroschlacht
1938 wurde er als Angehoriger der
Maschinengewehr
-Kompanie der 35. Division verwundet. In der Schlussphase des Krieges, ebenfalls 1938,
degradierte
man ihn nach dem Ruckzug aus
Belchite
, wegen vermeintlicher ?
Feigheit
vor dem Feind“. Die Degradierung wurde kurze Zeit danach aufgrund vieler Zeugenaussagen, u. a. von
Walter Janka
jedoch wieder aufgehoben.
[2]
Anfang Februar 1939 wurde Lichtenstein mit dem Gros der Inter-Brigaden zunachst im franzosischen Lager
Saint-Cyprien
, spater in den Lagern
Gurs
und
Argeles-sur-Mer
interniert. Die Internierungszeit dauerte etwas mehr als zwei Jahre.
Nach Ende des Burgerkriegs fluchtete Lichtenstein mit anderen Kampfern der Internationalen Brigaden nach Frankreich. Mit Beginn des
Zweiten Weltkriegs
wurde er 1939, wie auch andere Deutsche, als feindlicher Auslander vom franzosischen Staat interniert. Er war in Lagern in
Sudfrankreich
untergebracht. Da eine Ubergabe an die
Gestapo
durch das
Vichy-Regime
zu befurchten war, brach Lichtenstein aus dem Lager aus. Auf Weisung der Kommunistischen Partei schloss er sich in
Toulouse
der
Resistance
an. Ebenfalls im Parteiauftrag meldete er sich 1944 in Frankreich freiwillig als Fremdarbeiter und wurde nach
Suhl
in Thuringen geschickt. Unter falscher Identitat, als franzosischer Staatsburger Jules Bardier, arbeitete er offiziell in einem Unternehmen der
Rustungsindustrie
als Werkzeugmacher, inoffiziell ? jedoch wenig effizient ? im Untergrund als Kommunist gegen das Hitlerregime. Zur Erklarung seiner guten Deutschkenntnisse benutzte er die Legende, dass er als Kind mehrere Jahre lang bei seinen deutschsprachigen Großeltern in
Straßburg
gelebt habe.
Beim Einmarsch der
US-Armee
Ostern 1945 wurde er den franzosischen Streitkraften ubergeben. Man verdachtigte ihn, ein ?faschistischer
Agent
“ zu sein, und er wurde in einem Lager bei
Vichy
interniert. Auf Intervention der Kommunistischen Partei Frankreichs kam er frei und ging nach Deutschland.
Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Lichtenstein im
Ruhrgebiet
als fuhrender Funktionar die KPD wieder neu mit auf. Beruflich war er als Journalist fur verschiedene kommunistisch ausgerichtete Zeitungen tatig, darunter als Chefredakteur der
Neuen Volkszeitung
. Vom 20. April 1947 bis zum 17. Juni 1950 gehorte Kurt Lichtenstein als Abgeordneter der KPD, in der ersten Wahlperiode, dem
Landtag Nordrhein-Westfalens
an. Bei innerparteilichen Sauberungen 1950 fiel er im Zusammenhang mit dem Fall des KPD-Bundestagsabgeordneten
Kurt Muller
in Ungnade. 1953 wurde er nach einem dreijahrigen Parteiverfahren und auf besonderes Drangen von Erich Mielke wegen 'parteifeindlicher Tatigkeit' ausgeschlossen und als Chefredakteur der
Neuen Volkszeitung
entlassen. Mehrere Jahre hielt er sich und seine Familie mit Gelegenheitsjobs uber Wasser. Er wandte sich vom Kommunismus sowie der KPD ab und beantragte in einem Brief vom 21. Oktober 1958 an den SPD-Bezirk Westliches Westfalen in
Dortmund
die Aufnahme in die
SPD
. 1958 erhielt er eine Anstellung bei der in Dortmund erscheinenden und sozialdemokratisch ausgerichteten
Westfalischen Rundschau
.
Kurt Lichtenstein befand sich im Oktober 1961 im Auftrag seiner Zeitung auf einer Reportagereise entlang der innerdeutschen Grenze. Er wollte sie auf gesamter Lange bereisen, um zwei Monate nach dem Bau der
Berliner Mauer
uber das Leben hier zu berichten. Lichtenstein startete mit seinem auffalligen roten Auto in
Lubeck
und befand sich nach drei Reisetagen am 12. Oktober 1961 nahe
Wolfsburg
in
Niedersachsen
. Gegen Mittag informierte er sich bei einem Grenzposten in
Zicherie
uber den Grenzverlauf. Dann befuhr er mit seinem Auto die
Kreisstraße 85
, die entlang der Grenze fuhrt, in Richtung
Kaiserwinkel
. Bei Kilometer 6,5 hielt er an, um mit Angehorigen einer
LPG
-Brigade auf DDR-Gebiet zu sprechen. Dazu uberschritt er den flachen Grenzgraben und auch den
geeggten
, zehn Meter breiten Grenzkontrollstreifen. Zwei Grenzsoldaten, die die Bauern bewachten, riefen ihn an. Da Lichtenstein in Richtung Bundesrepublik zurucklief, schossen sie ihn mit
Maschinenpistolen
nieder. Er blieb im Grenzgraben liegen und soll nur zu einem Funftel auf westlichem Gebiet gelegen haben. Daher transportierten die Grenzsoldaten den schwer verletzten Lichtenstein auf ostliches Gebiet ab, ließen ihn aber zunachst liegen. Erst nach langerer Zeit wurde er in das Krankenhaus in
Klotze
eingeliefert, wo er nach kurzer Zeit starb. Sein Korper wurde ohne Einverstandnis seiner Angehorigen
eingeaschert
. Die
Urne
mit den sterblichen Uberresten erhielt seine Witwe per Post ubersandt.
Im Oktober 1961 fand in Dortmund-Kemminghausen eine Trauerfeier statt. Als prominente Trauergaste nahmen daran unter anderem der
Bundesminister fur gesamtdeutsche Fragen
Ernst Lemmer
und
Herbert Wehner
vom Parteivorstand der SPD teil. Wehner, selbst ehemaliger Kommunist, und Lichtenstein kannten sich seit Mitte der 1930er Jahre aus ihrer KPD-Tatigkeit.
Anlasslich der Beisetzung konstruierte das Nachrichtenmagazin
Der Spiegel
[3]
Beweggrunde Lichtensteins fur die Zonengrenze-Reportage und sprach von einem ?Bewahrungskommando“. Danach habe sich der zuletzt als Korrespondent in Bonn eingesetzte Journalist daruber beklagt, dass er wegen seiner kommunistischen Vergangenheit immer noch als politisch unzuverlassig angesehen werde. Sein Arbeitgeber solle seine Artikel nicht mehr abgedruckt und ihn als Reprasentanten der
Westfalischen Rundschau
am Regierungssitz fur nicht mehr tragbar gehalten haben. Lichtenstein wurde mit den Worten zitiert: ?Dann muss ich eben von Bonn wieder weg. Vielleicht sollte man einmal eine große Reportage uber die Zonengrenze schreiben jetzt in dieser Zeit.“ Die Redaktion sei mit einem solchen Bewahrungskommando, bei dem Lichtenstein seine antikommunistische Gesinnung beweisen konnte, einverstanden gewesen.
Der Grenzzwischenfall fiel mitten in die Zeit des
Kalten Krieges
vor dem Einsetzen der
Entspannungspolitik
ab 1969. Daher wurde er vom Westen wie vom Osten politisch benutzt.
An der Stelle des Grenzzwischenfalls wurde auf westlicher Seite im Herbst 1961 durch einen Studienrat vom Gemeinschaftswerk Zonenrandhauser e. V. das
Lichtensteinkreuz
als bescheidene Gedenkstatte angelegt (siehe Foto). Es bestand aus einem eingefassten holzernen Kreuz. Eine daran angebrachte Tafel trug die Inschrift: ?Ein Deutscher, von Deutschen erschossen Kurt Lichtenstein † 12.10.1961“.
Eine weitere erlauternde Blechtafel an der Gedenkstatte trug die Inschrift: ?An dieser Stelle wurde am 12.10.1961 der Dortmunder Journalist Kurt Lichtenstein erschossen, weil er als Deutscher mit Deutschen druben sprechen wollte.“
Zeitweise stand in den 1960er Jahren an der Todesstelle eine großflachige Tafel, die Studenten der
Technischen Universitat Braunschweig
aufgestellt hatten. Sie trug die Aufschrift: ?Hier wurde am 12. Okt. 1961 ein Deutscher von Deutschen auf
Ulbrichts
Befehl hinterhaltig ermordet.“
Im Folgejahr 1962 wurde am 17. Juni, dem damaligen
Tag der Deutschen Einheit
, am
Lichtensteinkreuz
eine Kundgebung unter Teilnahme von rund 20.000 Menschen durchgefuhrt.
Im Westen hieß es in der Presse und in Regierungserklarungen, dass Emporung und Abscheu uber diese Tat alle Deutschen erfulle. Es habe sich um einen brutalen
Mord
?sowjetzonaler Grenzpolizisten“ am Todesstreifen der ?Zonengrenze“ und eine Verschleppung auf ?sowjetzonales Gebiet“ gehandelt. Mit dem Ausdruck ?Zonengrenze“ wurde damals die Grenze zur DDR bezeichnet, der ehemaligen
sowjetischen Besatzungszone
. Kurt Lichtenstein wurde zum
Martyrer
der ?
Freien Welt
“ stilisiert. Allseits wurde Achtung fur den Journalisten gezeigt, der in Ausubung seines Berufs starb. Dabei galt Lichtenstein in der Bundesrepublik wahrend der
Adenauer
-Ara in den 1950er Jahren als ?ewiger Kommunist“. Mit staatlichen Behorden stritt er bis zu seinem Tod um eine Entschadigungszahlung fur seine von den
Nationalsozialisten
wegen ihrer judischen Abstammung ermordeten Eltern. Nach seinem Tod wurde die Entschadigung seiner Familie plotzlich zuerkannt.
[4]
Fur den Osten war der Vorfall eine Grenz
provokation
. Das SED-Zentralorgan
Neues Deutschland
titelte mit dem Wortlaut: ?Provokateur verletzte Staatsgrenze der DDR“. Im
DDR-Fernsehen
berichtete
Karl-Eduard von Schnitzler
in der Sendung
Der schwarze Kanal
nach einer Woche uber den Grenzvorfall. Laut Schnitzlers Kommentar sei Lichtenstein erschossen worden, weil er (wie bereits im spanischen Burgerkrieg) feige gefluchtet sei.
Am Verlauf des Grenzzwischenfalls gab es aufgrund der
Augenzeugenschilderungen
von westlicher wie von ostlicher Seite keinen Zweifel. Trotzdem kamen Geruchte auf, dass Kurt Lichtenstein nicht (nur) wegen seiner Grenzverletzung getotet wurde. Einer Theorie nach, die vor allem seine Witwe vertrat, konnte es sich um eine
Liquidierung
an einem Ex-Kommunisten und
Verrater
auf Weisung der hochsten
SED
-Ebene gehandelt haben. Das Motiv dazu konnte darin gelegen haben, dass er ab 1950 der
KPD
abtrunnig
war und sich nun journalistisch gegen die DDR betatigte. Lichtenstein war mit maßgeblichen Reprasentanten des
DDR
-Staates personlich bekannt, etwa
Erich Honecker
,
Kurt Hager
,
Wilhelm Pieck
,
Otto Grotewohl
und
Erich Mielke
. Dies reichte bis in die KPD-Zeit in den 1930er Jahren zuruck, mit der Ausbildung in der Sowjetunion, dem spanischen Burgerkrieg und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Wie ablehnend er inzwischen seinen ehemaligen Genossen und dem Staat DDR gegenuber eingestellt war, verdeutlicht eine von ihm 1956 verfasste (aber nicht veroffentlichte) Erklarung. Demnach habe die SED, gestutzt auf die
Bajonette
der
Roten Armee
, ein Regime des Terrors, der Willkur und Unterdruckung errichtet.
Ein Indiz fur eine gezielte Totung sei auch, dass Lichtensteins drei Tage zuvor in Lubeck begonnene Reportagereise in einem auffalligen Auto von DDR-Seite bemerkt worden sein muss. Uber ihn sei man wegen seiner fruheren KPD-Tatigkeit bestens informiert gewesen. Auffallig sei auch, dass sich weder in SED-Parteiarchiven noch in
Stasi
-Archiven Unterlagen zu diesem bedeutenden Grenzzwischenfall auffinden ließen. Nicht zuletzt wegen der Prominenz des Getoteten mit seinem kommunistischen Hintergrund ware etwas anderes zu erwarten gewesen. Daher bestehe der Verdacht, dass diese Unterlagen beseitigt wurden.
Die strikte Ausubung des
Schießbefehls
gegen Lichtenstein konnte auch einen anderen Grund gehabt haben. Einen Tag zuvor war in diesem Abschnitt der Grenze ein
LPG
-Bauer in den Westen gefluchtet. Den Grenzsoldaten sei danach eingescharft worden, bei einem weiteren illegalen Grenzubertritt konsequent von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.
Der Fall Lichtenstein wurde noch 1961 bei der
Zentralen Erfassungsstelle Salzgitter
dokumentiert, wo er die erste erfasste Totung war. Gegen die beiden namentlich bekannten Schutzen, einer war zur Tatzeit erst 18 Jahre alt, erging 1964
Haftbefehl
wegen
Totschlags
. 1991 erstattete die Witwe Lichtensteins Strafanzeige wegen der Totung ihres Mannes gegen die beiden Grenzsoldaten, aber auch gegen
Erich Honecker
sowie andere hohe DDR-Funktionstrager wegen des
Schießbefehls
. Das Ermittlungsverfahren wurde aber bereits von der Berliner Staatsanwaltschaft (Arbeitsgruppe Regierungskriminalitat) seit 1990 gefuhrt.
1997 fand vor dem Landgericht
Stendal
ein
Strafprozess
gegen die zwei ehemaligen DDR-Grenzsoldaten statt, die 36 Jahre zuvor Kurt Lichtenstein erschossen hatten.
[5]
Die
Staatsanwaltschaft
beantragte wegen Totschlags
Bewahrungsstrafen
. Gemaß dem Pladoyer ihrer Anwalte wurden die
Angeklagten
freigesprochen
. Laut dem Gericht ließ sich nicht mehr feststellen, wer die todlichen Schusse abgegeben hatte.
[6]
Nach Feststellung des Gerichts hatten sie ohne Totungsabsicht gehandelt und lediglich den Schießbefehl ausgefuhrt.
Im September 2011 wurde die bisherige Gedenkstatte vollstandig erneuert. Seither stehen dort ein großes Holzkreuz und eine ausfuhrliche Informationstafel.
Die Gedenkstatte gehort zu den "offiziellem Erinnerungsorten", die aus verschiedenen Anlassen, wie den Jubilaen zum Mauerfall prominent aufgesucht werden.
[7]
-
Gedenktafel von Studenten der
Technischen Universitat Braunschweig
, 1961
-
Schild, 1967
-
Gedenkstatte fur Kurt Lichtenstein an der Kreisstraße 85 sudlich von Zicherie bis September 2011
-
Die neu gestaltete Gedenkstatte mit dahinter liegendem, fruheren Grenzverlauf, 2020
- Rainer Zunder
:
Erschossen in Zicherie. Vom Leben und Sterben des Journalisten Kurt Lichtenstein.
Berlin 1994,
ISBN 3-320-01849-3
.
- Forschungsverbund SED-Staat
der FU Berlin:
Biografien von Todesopfern.
Berlin 1994
Biographie von Kurt Lichtenstein
.
- Heinrich Thies
:
Weit ist der Weg nach Zicherie.
Hoffmann & Campe, Hamburg 2005.
- Jens Winter:
Kurt Lichtenstein: †12.10.1961 ? Tragischer Tod eines Grenzgangers.
Museums- und Heimatverein Brome e. V., Brome 2011.
- Rolf Lohbeck:
Der vergessene Mord
. Karin Fischer Verlag, Aachen 2012,
ISBN 3-842-24096-1
. Politthriller, der mit den Prozessakten von 1997 insbesondere der These vom Stasi-Auftrag nachgeht.
- Lichtenstein, Kurt
. In:
Hermann Weber
,
Andreas Herbst
:
Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945
. 2., uberarbeitete und stark erweiterte Auflage. Karl Dietz, Berlin 2008,
ISBN 978-3-320-02130-6
.
- Todliches Ende einer Dienstreise
.
In:
Berliner Zeitung
, 4. April 1997.
- Charlotte Morgenthal:
Der Jude Kurt Lichtenstein war der erste Tote an der innerdeutschen Grenze
. In: Judische Allgemeine vom 13. August 2021
[3]
- Felix Heck:
Kurt Lichtenstein: "Lasst mich nicht sterben"
. In: Die Zeit, Nr. 42 (18. Oktober) 2021,
online
.
- Dieser Mann und Deutschland
, Fernsehfilm, 53 Minuten, Bundesrepublik Deutschland 1967, Regie:
Hansjurgen Pohland
und
Heinz von Cramer
, WDR. Film im Stil einer Reportage, mit geanderten Namen.
- Der erste Todesschuss ? Das ratselhafte Drama um Kurt Lichtenstein an der innerdeutschen Grenze
, Dokumentarfilm, 45 Minuten, Deutschland 2011, Regie: Hans-Dieter Rutsch, im Auftrag von WDR und rbb, gefordert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Redaktion: Beate Schlanstein (WDR), Jens Stubenrauch (rbb)
- ↑
Sachsisches Staatsarchiv Leipzig; Kaderakte der SED lfdn: 725, Bericht der SED uber Stanislaw Trabalski, Seite 2
- ↑
"Ein Gejagter", in: Die Zeit, Nr. 43 (21. Oktober) 1994,
[1]
- ↑
Todliche Bewahrung
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
46
, 1961 (
online
).
- ↑
Wolfgang Hubner:
Die Urne kam per Post
.
In:
Neues Deutschland
, 12. Oktober 2011
- ↑
Klaus Marxen, Gerhard Werle (Hg.): Gewalttaten an der deutsch-deutschen Grenze - Band 2 / 1.Teilband, dort Dokument 8, Erschießung eines Bundesburgers nach Grenzubertritt, S. 317?332, De Gruyter, Berlin 2002,
ISBN 3-11-017400-6
- ↑
Freispruch fur DDR-Todesschutzen
.
In:
Berliner Zeitung
, 11. September 1997
- ↑
so 2009 der Besuch des damaligen Ministerprasidenten von Sachsen-Anhalt
Kurt Bohmer
,
[2]