Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer

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Kunstgießerei Lauchhammer KG
Rechtsform KG
Grundung Juli 1725
Sitz Lauchhammer
Leitung Maxim Engelmann
Mitarbeiterzahl ca. 20
Branche Kunstguss
Website www.kunstguss.de
Bronzegießerei

Die Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer ist ein 1725 gegrundetes sachsisches, seit 1815 preußisches und heute sudbrandenburgisches Unternehmen, das sich in Lauchhammer im Landkreis Oberspreewald-Lausitz befindet.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schloss Muckenberg um 1860
Detlev Carl von Einsiedel (Buste am Schloss Wolkenburg )
?Das Lutherdenkmal im Ciselirsaal zu Lauchhammer.“

18. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Lauchhammeraner Kunst- und Glockengießerei hat ihren Ursprung in dem am 17. Juli 1725 [1] von Freifrau Benedicta Margaretha von Lowendal gegrundeten Lauchhammerwerk . Die Gemahlin des kursachsischen Oberhofmarschalls Woldemar von Lowendal ließ nach der Entdeckung umfangreicher Raseneisensteinvorkommen im Muckenberger Herrschaftsgebiet nordlich von Naundorf ein Eisenwerk errichten, das bald durch mehrere Zweigbetriebe erweitert wurde.

Nachdem sie 1776 verstorben war, ubernahm ihr Universalerbe Detlev Carl von Einsiedel die Geschicke der Herrschaft Muckenberg und damit auch des Lauchhammers. Da der kunstsinnige Einsiedel ab 1781 erste Versuche im Eisenkunstguss vornehmen ließ, gilt er als der Begrunder des traditionsreichen Kunstgusses in Lauchhammer. Denn 1784 gelang den beiden von Einsiedel engagierten Bildhauern Joseph Mattersberger und Thaddaus Ignatius Wiskotschill im Lauchhammerwerk erstmals der Nachguss einer antiken Bacchantin . Im selben Jahr wurde die in Eisenkunstguss gefertigte Große Vase geschaffen und 1788 folgte das Denkmal der Frau von Herculaneum fur das Schloss Muckenberg , von welchem im Jahr 2000 ein Nachguss geschaffen wurde, der sich heute im einstigen Schlosspark befindet. Neben Kunstwerken die Einsiedel unter anderem in den Parkanlagen seiner Besitzungen in Muckenberg und Wolkenburg aufstellen ließ, entstanden allerdings in der Eisengießerei auch ganz profane Gebrauchsgegenstande, Bauguss- und Maschinenteile.

19. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anfang des 19. Jahrhunderts begannen in der Gießerei Arbeiten zum Bronzeguss . Große Beachtung fand 1841 die nach einem Modell von Christian Daniel Rauch geschaffenen Bronzestatuen der ersten christlichen polnischen Fursten Mieczyslaw und Boleslaw im Posener Dom . Die Kunstgießerei war bald weltweit auf zahlreichen Ausstellungen vertreten und errang, wie auf der Weltausstellung 1855 in Paris , Goldmedaillen.

Von 1864 bis 1867 fertigten die Gießereiarbeiter unter Leitung des Ingenieurs Wilhelm Rose eine gusseiserne Saulenhalle fur den Gezira-Palast auf der Nilinsel Gezira in Kairo . Das vom Architekten Carl von Diebitsch entworfene 400 Tonnen schwere Bauwerk hatte eine Lange von 300 Metern und war 15 Meter hoch. Von ihm sind im 21. Jahrhundert nur noch einige Teile erhalten, die in die Hotelanlage Marriott integriert sind.

Etwa zur selben Zeit entstand in der Kunstgießerei in siebenjahriger Arbeit Ernst Rietschels Lutherdenkmal fur die Stadt Worms . Das aus zwolf Statuen , acht Reliefbusten, sechs Reliefs und vierundzwanzig Stadtewappen bestehende Monument wurde am 25. Juni 1868 enthullt. Es gilt als eines der weltweit großten Reformationsdenkmaler und ? vielfach nachgegossen ? ist es das wohl Beruhmteste in Lauchhammer gegossene Kunstwerk.

Sporadisch erfolgten im 19. Jahrhundert erste Gussarbeiten fur Kirchenglocken .

20. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich der Bereich Bronzeglockengießerei, die allein zwischen 1920 und 1939 etwa 500 Glocken hervorbrachte, die in die ganze Welt verschickt wurden. Im Nationalsozialismus entstand in der Gießerei vor allem ?nationalsozialistische Kunst von der Großplastik bis zur Plakette“. [2]

Zu DDR-Zeiten war die Gießerei ein Teilbetrieb des VEB Schwermaschinenbau Lauchhammerwerk. [3]

1954 wurde mit dem Stalin -Denkmal von Johannes Friedrich Rogge das erste Standbild nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gegossen. [4] Monumente, wie die von Fritz Cremer geschaffene Figurengruppe des Mahnmals im KZ Buchenwald , Tierplastiken im Berliner Tierpark und viele weitere den Zeitgeist widerspiegelnde Kunstwerke entstanden damals. Andere wie der Berliner Neptunbrunnen oder der Leipziger Mendebrunnen wurden in Lauchhammer restauriert.

Die Gießerei stellte die Herstellung von Glocken ab den 1970er Jahren ein. Stattdessen konzentrierte sich die Firmenleitung auf Kunstguss. 1990 erfolgte die Privatisierung. [3] 1993 ubernahm die Glockengießerei Rincker den Betrieb. [5] Rincker brachte die fur den Glockenguss notwendigen Rippen konstruktionen in den Betrieb ein. [6] So konnte der traditionelle Glockenguss 1994 wieder aufgenommen werden. [7]

21. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

2012 veraußerte Rincker die 1993 ubernommene Gießerei. [5] Sie musste sich fortan selbst um die Erstellung der Glockenrippen bemuhen. [6] Im April 2015 wurde die 800. Glocke seit der Wiederaufnahme gegossen. [8] Die Glocken wurden weltweit vertrieben, so gingen sie bis nach Chile , Indonesien , Japan und Tansania . Im Juni 2017 wurde der Glockenguss eingestellt. [6]

Werke (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ausstellungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das 1993 in Lauchhammer-Ost eroffnete Kunstgussmuseum Lauchhammer stellt in einer standigen Exposition die uber 200 Jahre alte Geschichte des Kunstgusses in Lauchhammer dar. Das Museum beherbergt, neben Eisen- und Bronzegussen, als wichtigsten Teil einen etwa 2800 Stucke umfassenden historischen Modellfundus der Gießerei. Neben der standigen Ausstellung wechseln sich in der Einrichtung verschiedene Sonderausstellungen zum Thema ab.

Personlichkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Detlev von Einsiedel um 1860

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Susanne Kahler, Karl Bertuch, Alexander von Gleichen-Rußwurm: Kunstguss in Lauchhammer: 1784 bis heute . Hrsg.: Martin H. Schmidt (=  Regardeur . Nr.   6 ). Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8423-2727-6 .
  • Reinhard Kopping: Erz und Adel ? Zum Leben und Wirken der Freifrau von Lowendal . Verlag der Kunst, Dresden 2010, ISBN 978-3-86530-140-6 .
  • Muckenberg und das Eisenwerk Lauchhammer . In: Die Schwarze Elster . Nr.   305 , 1925.
  • Stadtverwaltung Lauchhammer (Hrsg.): Lauchhammer ? Geschichten einer Stadt . Geiger Verlag, Horb am Neckar 2003, ISBN 3-89570-857-7 , S.   158?188 .
  • Barbara Muller: Kunstgußmuseum in Lauchhammer . In: Arbeitskreis fur Heimatkunde e. V. Bad Liebenwerda (Hrsg.): Heimatkalender fur den Altkreis Bad Liebenwerda, das Muckenberger Landchen, Ortrand am Schraden und Uebigau-Falkenberg 1995 . Bad Liebenwerda 1995, S.   182?186 .
  • Friedrich Hofmann : Die Reformatoren in der Gießhutte . In: Die Gartenlaube . Nr.   27 , 1867, S.   427?431 ( wikisource.org ).

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Kunstguss Lauchhammer  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. 200-jahriges Jubilaum . Kurzmeldung. In: Vossische Zeitung . Morgen-Ausgabe, 28. Juli 1925, S. 12.
  2. Geschichte ? Kunstgießerei Lauchhammer , abgerufen am 20. August 2023.
  3. a b geschichte | Kunstgussmuseum Lauchhammer. Abgerufen am 2. Dezember 2023 .
  4. Bildende Kunst. Zeitschrift fur Malerei, Graphik, Plastik und Architektur. Berlin. 2/54, S. 65
  5. a b Geschichte der Glockengießerei Rincker. Abgerufen am 2. Dezember 2023 .
  6. a b c Sebastian Wamsiedler: Glockenguss in Lauchhammer eingestellt. 19. November 2017.
  7. Glockengeschichte.pdf : Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer, Uber 275-jahrige Tradition: Glockengeschichte
  8. Heidrun Seidel: Jede der 800 Glocken ist ein Unikat. ( Memento des Originals vom 18. Mai 2015 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.lr-online.de In: Lausitzer Rundschau . 18. April 2015.

Koordinaten: 51° 30′ 12,6″  N , 13° 47′ 43,6″  O