Der Begriff
Koordination
(
lateinisch
ordinare
= in Reih und Glied stellen, regeln, ordnen, in eine bestimmte Folge bringen;
[1]
daraus
mittellateinisch
coordinare
= zuordnen, beiordnen)
[2]
beinhaltet in seiner allgemeinen Bedeutung das Aufeinanderabstimmen, die gegenseitige Zuordnung verschiedener menschlicher, sozialer, wirtschaftlicher oder technischer Vorgange. Die Zusammenarbeit von Menschen oder Gruppen nennt man
Kooperation
. Kooperation und Koordination sind in aller Regel auf ein bestimmtes (komplexes) Ziel ausgerichtet, oft miteinander verknupft. Zur Koordination bedarf es daher allgemein der
Koordinationsfahigkeit
, bestehend aus mehreren koordinativen Fahigkeiten, um verschiedene Einzelaufgaben oder menschliche Aktivitaten in einem komplexen Aufgabenfeld so organisieren zu konnen, dass sie sich sinnvoll und zweckgerichtet ineinander fugen, unabhangig davon, ob es sich um organisatorische Prozesse (
Management
) oder
motorische
Bewegungsablaufe handelt. Daher beschaftigen sich ganz unterschiedliche Wissenschaften und Therapien mit der Koordinationsfahigkeit des Menschen, insbesondere die
Bewegungswissenschaft
, die
Physiotherapie
(Koordinationsgymnastik), die
Verhaltenstherapie
und Psychologie.
Der Koordinationsbegriff findet sich in zahlreichen Anwendungsfeldern, wobei sich Unterschiede in der begrifflichen Verwendung zeigen:
- In der
Arbeitswissenschaft
beschreibt der Begriff das Zusammenfuhren von
Ressourcen
,
Arbeitsmitteln
und menschlicher
Arbeitskraft
sowie der entsprechenden planerischen, gestalterischen und kooperativen Aktivitaten unter den Aspekten der Erfolgsoptimierung und Aufwandsokonomie.
- Im
Verkehrsbereich
[3]
versteht man unter dem Begriff die Ordnung und Regelung der verschiedenen
Verkehrsstrome
und
Verkehrsteilnehmergruppen
(
Fußganger
,
Radfahrer
,
Kraftfahrzeugfahrer
,
Schienenfahrzeugbenutzer
) in vertragliche Bahnen, das Schaffen eines funktionierenden Verkehrssystems.
- Im
Managementsektor
[4]
steht der Begriff fur die systematische Gliederung von
Sachverhalten
, fur die Lenkung von Personengruppen und Projekten sowie fur die entsprechenden strategischen Vorgehensweisen.
- In der
Bewegungswissenschaft
kennzeichnet der Begriff das harmonische Zusammenspiel verschiedener
Muskelgruppen
,
Korperteile
, Einzelbewegungen zu einem geschlossenen Bewegungsablauf (
Bewegungskoordination
), siehe dazu auch den
Wiener Koordinationsparcours
.
- In der
Sensomotorik
findet in dem Begriff die spezielle Steuerung von Bewegungen durch
Kleinhirn
und
Stammganglien
uber
Kinasthetik
und Gesichtssinn, also das Zusammenspiel von Sinnesfunktionen, ihren Ausdruck.
- Auf dem
Fußballfeld
charakterisiert der Begriff die Aufgabe des
Spielfuhrers
, die Einzelaktionen der Spieler bei Angriff und Abwehr erfolgsorientiert zu einer Mannschaftsleistung zu verbinden.
- In der
Physiologie
erfasst der Begriff das Zusammenwirken von Kleinhirn, Reizleitungssystem und Muskulatur zu einem geordneten Bewegungsablauf, aber auch die nervlich gesteuerten innerorganischen Vorgange (vegetative Ablaufe, Temperaturregulation, autonome Muskelaktionen).
- In der
Verhaltenstherapie
druckt der Begriff mit dem Wort
Verhaltenskoordination
[5]
das Bemuhen aus, anpassungsresistenten Menschen mit Eingliederungsproblemen in gesellschaftliches Umfeld, Sport- und Arbeitswelt durch das Lernen von
Interaktionen
neue Lebensperspektiven zu vermitteln.
- In der Politik beinhaltet der Begriff die koordinierte Erreichung eines Ziels, zum Beispiel des Friedens, siehe zum Beispiel den Begriff
Friedenskoordination
in der
Friedensbewegung
.
- In der Musik wird zum Beispiel beim
Geige spielen
mit dem Wort Koordination ausgedruckt, dass rechte und linke Hand oder Bewegungen allgemein aufeinander abgestimmt sein mussen. Das kann sich auch in der
Kammermusik
oder im
Orchester
auf das richtige Abstimmen von unterschiedlichen Stimmen untereinander beziehen.
- Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.):
Worterbuch der deutschen Gegenwartssprache
(WDG), Berlin 2006.
- Brockhaus-Enzyklopadie:
Der große Brockhaus
. 24 Bde., 21. Auflage 2006. Bd. 10.
- J. Hannamann:
Kartellverbot und Verhaltenskoordinationen im Sport
, Berlin 2001.
- H. Menge:
Enzyklopadisches Worterbuch der lateinischen und deutschen Sprache mit besonderer Berucksichtigung der Etymologie
. Langenscheid, Berlin, 7. Auflage 1950.
- R. Schurig:
StVO ? Kommentar zur Straßenverkehrs-Ordnung mit VwV-StVO
. 12. Aufl., Kirschbaum, Bonn 2006.
- Gerhard Wahrig:
Das große deutsche Worterbuch
. Gutersloh 1970.
- ↑
H. Menge:
Enzyklopadisches Worterbuch der lateinischen und deutschen Sprache mit besonderer Berucksichtigung der Etymologie
. Berlin (Langenscheid) 7. Auflage 1950, S. 530 f.
- ↑
Brockhaus Bd. 10. Seite 475 f.; Wahrig, Spalte 2125.
- ↑
R. Schurig: StVO ? Kommentar zur Straßenverkehrs-Ordnung mit VwV-StVO. 12. Auflage. (Kirschbaum) Bonn 2006.
- ↑
W. H. Staehle: Management. 8. Aufl. Munchen: Vahlen, 1999.
- ↑
J. Hannamann: Kartellverbot und Verhaltenskoordinationen im Sport. Berlin 2001.