Schauspielhaus (Berlin)

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Konzerthaus Berlin, 2015

Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt im Berliner Ortsteil Mitte , offizieller Name seit 1994 Konzerthaus Berlin , ist seit 1984 die Spielstatte des Orchesters, das seit 2006 den Namen Konzerthausorchester Berlin tragt. Es wurde 1818 bis 1821 im Auftrag Konig Friedrich Wilhelms III. nach Planen Karl Friedrich Schinkels im Stil des Klassizismus errichtet. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, wurde das Schauspielhaus 1976 bis 1984 nach Planen Ehrhardt Gißkes als Teil des Gendarmenmarkts wiederaufgebaut.

Vorgangerbauten

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Franzosisches Komodienhaus (links) und Franzosischer Dom am Gendarmenmarkt, Olgemalde von Carl Traugott Fechhelm , 1788
Konigliches Nationaltheater (rechts) und Deutscher Dom , 1815

Friedrich der Große ließ in den 1770er Jahren den Gendarmenmarkt umgestalten. Nachdem die Pferdestalle des Reiterregiments ?Gens d’armes“ beseitigt waren, erbaute Johann Boumann hier bis 1776 das Franzosische Komodienhaus . Von 1778 bis 1786 stand das Haus leer. Friedrichs Nachfolger Friedrich Wilhelm II. erteilte 1786 dem Schauspieldirektor Karl Theophil Dobbelin , der bisher mit seiner Truppe im Theater in der Behrenstraße aufgetreten war, das Privileg, hier zu spielen. Die Mitglieder durften sich ?Koniglich Preußische allergnadigst generalprivilegierte National-Schauspieler“ nennen. Dobbelin geriet bald in finanzielle Schwierigkeiten und wurde 1787 entlassen. Danach setzte der Konig ein Direktorium ein, das u. a. aus Johann Jakob Engel und Karl Wilhelm Ramler bestand; in diesem Jahr wurde das Theater in Konigliches Nationaltheater umbenannt. Direktor des Hauses war von Dezember 1796 bis zu seinem Tod im September 1814 August Wilhelm Iffland , der es durch verschiedene Reformen zum bedeutendsten Theater um 1800 machte. Auf seine Anregung hin ließ Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1800 einen Neubau in Auftrag geben, der 1802 eroffnet wurde. Der Architekt war Carl Gotthard Langhans , der Erbauer des Brandenburger Tors .

Im Neubau, den die Zeitgenossen wegen seines auffalligen und asthetisch kritisierten Bohlendaches ?Koffer“ nannten, [1] gab es einen großen Saal fur Schauspiele, einen uberwolbten Konzertsaal sowie in dem riesigen Dachboden einen Malersaal , in dem der Dekorationsmaler Bartolomeo Verona wirkte. [2] Seit 1811 war Iffland im Rang eines Direktors der Koniglichen Schauspiele . [3] [4] Der Nachfolger Ifflands war Carl Graf von Bruhl aus Seifersdorf bei Dresden , ein Enkel des sachsisch-polnischen Premierministers Heinrich Graf von Bruhl . Von 1815 bis 1828 war er der Intendant der Koniglichen Schauspiele. Am 29. Juli 1817 brannte das von Langhans errichtete Theater wahrend der Proben zu Schillers Die Rauber vollstandig aus. [5]

Konigliches Schauspielhaus

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Entwurfszeichnung von Karl Friedrich Schinkel fur das Konigliche Schauspielhaus

Am 19. November 1817 vergab Konig Friedrich Wilhelm III. den Auftrag fur einen Neubau an Karl Friedrich Schinkel, der schon im April des folgenden Jahres seine Plane prasentierte; am 4. Juli 1818 wurde der Grundstein gelegt. Bei der Planung hatte der Architekt zahlreiche Auflagen berucksichtigen mussen. Alle wieder verwendbaren Teile des abgebrannten Theaters sollten genutzt werden, also die gesamten Fundamente, Teile des Mauerwerks sowie die Saulen des Portikus vor dem Haupteingang. Der Langhans-Bau hatte 2000 Zuschauerplatze gehabt; das neue Theater, als burgerliches Schauspielhaus konzipiert, sollte nur 1200 Zuschauern Platz bieten, um der Koniglichen Oper mit ihren 3000 Platzen auch nicht annahernd vergleichbar zu sein. Die fur den eigentlichen Theaterbetrieb notwendigen Raume ? Buhne und Zuschauerraum, Magazine, Werkstatten, Garderoben und Proberaume ? sollten erganzt werden durch einen Konzert- und Ballsaal, der auch privat angemietet werden konnte, durch Restaurant und Kuche, um moglichst okonomisch wirtschaften zu konnen und so das Konigshaus bei den laufenden Kosten zu entlasten. Auf wirksamen Brandschutz war besonders zu achten ? durch Wasserreservoirs, Wasserhebemaschinen und sichere Feuerstellen zur Beheizung der großen Raume.

Schauspielhaus, um 1825

Schinkel erfullte alle Forderungen und schuf dabei ein asthetisch uberzeugendes und richtungsweisendes Gebaude. Sein Konzept enthielt, in seinen eigenen Worten, ?1. alles das, was zum Theater und der Scenerie gehorte, 2. alles das, was zur Theater-Oeconomie gerechnet werden konnte, 3. alles das, was das Concert- und Festlokal bilden sollte“. [6] Die Dreiteilung der Aufgaben fand sich im Gebaude wieder. Den mittleren Abschnitt des bisher streng in Nord-Sud-Richtung angelegten Hauses erweiterte Schinkel nach Osten und Westen und brachte darin den Theatersaal unter; den Gesamteindruck, auch die Wirkung in Hinblick auf die stadtebauliche Situation, verstarkte er durch einen Oberbau mit einem zweiten Giebel . Die beiden Flugel des Gebaudes, genau auf den alten Fundamenten errichtet, enthielten links den Konzert- und Ballsaal, rechts die Wirtschaftsraume.

Als Vorbild fur die Gestaltung der Fassade diente das Thrasyllos-Monument in Athen , das 320 v. Chr. erbaut worden war, um an die Erfolge des Musikers Thrasyllos im musischen Wettstreit zu erinnern. Schinkel schrieb daruber: ?Ueber den Styl der Architektur, welchen ich dem Gebaude gab, bemerke ich nur im Allgemeinen, daß ich mich […] den griechischen Formen und Constructionsweisen anzuschließen bemuhte. Alle Gewolbe in Bogenlinien sind im Aeußeren sowohl als in den Hauptraumen des Inneren vermieden […]“ und ?Die Construction der Pilaster […] schien mir dem Charakter eines offentlichen Gebaudes mehr zu entsprechen und mit dem Peristyl der Hauptfacade mehr in Harmonie zu treten, als gewohnliche Fenster, wozu noch der Vortheil entstand, daß mehr Licht fur das, wegen seiner bedeutenden Tiefe sonst sehr schwer im Innern zu beleuchtende Gebaude gewonnen wurde“. [6] Nach diesen Prinzipien entstand eine von Zeitgenossen als ?eigentumlich“ bezeichnete Netzstruktur mit großen Fensterflachen, die seit dem fruhen 20. Jahrhundert aber von funktional denkenden Architekten als Vorlaufer der modernen Architektur angesehen wird.

Die fur den Bau verwendeten Saulen waren aus Sandstein ; fur die ganze Fassade ware das Material zu teuer gewesen, da es in der Nahe Berlins keine geeigneten Steinbruche gab. Das aus Backstein erbaute Haus erhielt durch Putzquaderung das Aussehen eines Werksteingebaudes . Einzelne Elemente des Gebaudes wie das Gurt- und das Hauptegsims, der Portikus , die Plinthe und großere Pilaster waren planmaßig mit Werkstein verkleidet worden. Im Jahr 1882 beschloss der Magistrat, weitere Werksteinverblendungen vornehmen zu lassen. [7] Die geputzte Oberflache war sehr witterungsempfindlich und damit kostspielig in der Instandhaltung, so dass die Fassade 1883/1884 nachtraglich mit Sandstein oder Naturwerkstein verblendet wurde.

Die Baufuhrung hatte der Architekt und Mitarbeiter Schinkels, Heinrich Burde , [8] unter Mitwirkung von Wilhelm Berger . Intendant Bruhl begleitete die Bauarbeiten begleitete wahrend der gesamten Zeit. Er lud zudem im Sommer 1817 Karl Friedrich Schinkel auf sein heimatliches Schloss Seifersdorf ein, um die dortigen Umbaumaßnahmen zu besprechen.

Der untere Fries trug die lateinische Inschrift ?FRIDERICUS GUILELMUS III THEATRUM ET ODEUM INCENDIO CONSUMTA MAIORE CULTA RESTITUIT MDCCCXXI“ (deutsche Ubersetzung: Friedrich Wilhelm III. hat das ausgebrannte Schauspielhaus und den Konzertsaal in großerer Pracht 1821 wiederaufgebaut ). [9]

Skulpturenschmuck

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Reliefs und Plastik Apollo im Greifenwagen von Tieck uber dem Haupteingang
Bronzeplastik von Tieck am Haupteingang

Das Bildprogramm fur den reichen skulpturalen Schmuck des Schauspielhauses entwickelte Schinkel seit 1819 in enger Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Christian Friedrich Tieck , den er dazu eigens aus Italien zuruckgerufen hatte. Grundlagen waren die Funktion des Gebaudes und die Vorstellungswelt der klassischen Antike . Die vier Giebel ­reliefs zeigen uber dem Portikus die Gruppe der Niobiden , im Giebel daruber Sinnbilder der Buhnenkunst, auf der Nordseite ein Bacchanal , auf der Sudseite Orpheus und Eurydike . Dazu kam eine Vielzahl von einzelnen Statuen und Gruppen fur innen und außen. Insgesamt arbeitete Tieck mit Unterbrechungen uber 30 Jahre lang an der Ausgestaltung des Schauspielhauses, der Bildhauer Johann Balthasar Jacob Ratgeber setzte manche seiner Stuckmodelle in Sandstein um. Tiecks letzte Arbeiten an diesem Projekt waren zwei Bronze ­skulpturen, die zu beiden Seiten der großen Freitreppe vor der Hauptfassade stehen und die Macht der Musik symbolisieren: Lowe und Panther tragen musizierende Figuren, sogenannte Puttos auf ihren Rucken. An der Restaurierung der Skulpturen war ab 2007 der Berliner Kupferschmied und Metallrestaurator Peter Trappen beteiligt.

Uber den Spielbetrieb

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Gendarmenmarkt mit Schauspielhaus und Franzosischem Dom , um 1910

Am 26. Mai 1821 wurde die Buhne in Anwesenheit des Konigs mit dem Versdrama Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe eingeweiht. Carl Graf von Bruhl , der damalige Intendant, pflegte die Freundschaft, die zwischen seinen Eltern Christina Grafin von Bruhl und Hanns Moritz Graf von Bruhl und Johann Wolfgang von Goethe entstanden war, uber viele Jahre fort. So bemuhte er sich auch darum, dass Goethes Stuck bei der Einweihung zur Auffuhrung kam. In der Folge wurde das Haus zwar weit uberwiegend als Sprechtheater genutzt, es fanden aber immer wieder auch Konzerte und Opernauffuhrungen statt. So dirigierte Carl Maria von Weber hier am 18. Juni 1821 die Urauffuhrung seiner Oper Der Freischutz . Auch dort setzte Carl von Bruhl Akzente. Er sorgte dafur, dass Weber die Oper fertig stellte und ebnete den Weg, dass die Oper in Berlin aufgefuhrt wurde. 1826 gab es die Berliner Erstauffuhrung der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven , 1829 gastierte der Violinvirtuose Niccolo Paganini , 1842 dirigierte Felix Mendelssohn Bartholdy , 1843 gab der Komponist und Klaviervirtuose Franz Liszt ein Gastspiel. Am 7. Januar 1844 leitete Richard Wagner seine Oper Der fliegende Hollander .

Generalintendant der Koniglichen Schauspiele in Berlin war von 1815 bis 1828 Graf Carl von Bruhl aus Seifersdorf (Wachau) bei Radeberg. Uber die Verwaltungsarbeit hinaus war er lebhaft an Fragen der Auffuhrungspraxis interessiert, insbesondere an der historisch korrekten Ausstattung der Stucke. Durch eigene Entwurfe sorgte er dafur, dass die Kostume nicht aussahen ?wie sie durch Zufall und Laune entstanden sind, sondern wie sie ? nach den moglichst besten Quellen ? wirklich seyn sollen“. Er fand, dass auch die Dekorationen ?architektonisch und historisch richtig komponirt und, was die Landschaften betrifft, selbst in Bezug auf Pflanzen und Baume nach den verschiedenen Himmelsstrichen charakteristisch dargestellt seyn“ mussten. [10] In diesem Punkt konnte er mit Schinkel rechnen, der wahrend Bruhls Intendanz uber hundert Dekorationsentwurfe zu mehr als dreißig Stucken lieferte.

Das Konigliche Schauspiel im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und die Konigliche Oper im Opernhaus an der Prachtstraße Unter den Linden bildeten den Theaterverbund Konigliche Schauspiele . Dieser war bereits am 18. Juni 1811 gegrundet worden, als Konig Friedrich Wilhelm III. den Schauspieler August Wilhelm Iffland zum Generaldirektor der Koniglichen Schauspiele ernannte. [11]

Konigshaus und Adel intervenierten wiederholt, um das Repertoire zu beeinflussen. Die Rauber von Friedrich Schiller ? vom Konig wegen erkennbarer Kritik am Feudalsystem abgelehnt ? durften zwischen 1819 und 1825 nicht aufgefuhrt werden. Heinrich von Kleists Prinz Friedrich von Homburg kam 1828 erstmals in Berlin auf die Buhne, wurde aber, obwohl schon vorsorglich gekurzt, auf Einspruch des Konigs nach der dritten Auffuhrung wieder abgesetzt; eigenmachtiges, wenn auch erfolgreiches Handeln eines Offiziers wurde seinerzeit selbst auf der Buhne nicht akzeptiert. Der Spielplan des Jahres 1848 nennt 33 verschiedene Stucke, darunter nun doch Die Rauber , Prinz Friedrich von Homburg und Hamlet von William Shakespeare . Absolut dominierend waren jedoch triviale Lustspiele, Schwanke und Vaudevilles mit Titeln wie Der Weg durchs Fenster , Der Rechnungsrath und seine Tochter oder Ein Heirathsprojekt von Autoren wie Charlotte Birch-Pfeiffer , August von Kotzebue , Eugene Scribe und anderen. [12]

Nach diesem Muster wurden auch die Spielplane der folgenden Jahrzehnte gestaltet. Wenigen Glanzstucken ? wie den Urauffuhrungen des Dramas Penthesilea von Heinrich von Kleist 1876 und der Traumdichtung Hanneles Himmelfahrt von Gerhart Hauptmann 1893 ? standen viele Belanglosigkeiten gegenuber. In einer heutigen Betrachtung des Spielbetriebs heißt es: ?Das Konigliche Hoftheater schwankt […] zwischen burgerlichem Geschafts- und feudalem Staatstheater.“ Es musse als ?bevorzugte Reprasentationsstatte fur die adligen und großburgerlichen Publikumsschichten gelten“ und stutze sich ?den Publikumswunschen entsprechend im wesentlichen auf dekorativ uberlastete und sprechtechnisch uberlebte Prunkauffuhrungen klassischer Werke und bringt ferner Historiendramen oder anspruchslose Konversationsstucke franzosischer und deutscher Provenienz auf die Buhne.“ [13] Kunstlerisch maßgebliche Theater Berlins waren um die Jahrhundertwende das Lessingtheater und vor allem das Deutsche Theater unter seinen Leitern Otto Brahm und Max Reinhardt .

Nutzung und Medien

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  • Im Revolutionsjahr 1848, als der Gendarmenmarkt ein wichtiger Schauplatz der politischen Ereignisse war, tagte die Preußische Nationalversammlung von September an fur mehrere Wochen im Großen Saal des Schauspielhauses.
  • Theodor Fontane war seit dem 17. August 1870 bei der liberal burgerlichen Vossischen Zeitung als Theaterkritiker speziell fur die Auffuhrungen im Schauspielhaus angestellt, verfolgte sie von seinem Eckplatz Nr. 23 im Parkett aus und machte sich mit seinen kritischen Texten im Theater keine Freunde. ?Schlecht ist schlecht, und es muss gesagt werden“ war sein journalistisches Motto. [14]

Umbauten und Modernisierungen

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Neben anderen kleineren Anderungen baute 1865 Friedrich August Stuler Schinkels Konzertsaal zu einem kleinen Theater um. In den Jahren 1888/1889 erfuhr unter Reinhold Persius die Buhnentechnik eine Modernisierung, die Holzkonstruktionen wurden durch betonummantelte Stahltrager ersetzt und das Haus erhielt eine elektrische Beleuchtung. Aufsehenerregende Theaterbrande wie der Ringtheaterbrand in Wien und schließlich der Brand im Iroquois Theater in Chicago veranlassten in den Jahren 1904/1905 aus Brandschutzgrunden einen Umbau durch Felix Genzmer , der nur den inzwischen als Foyer genutzten Konzertsaal unberuhrt ließ. Der Bauherr war Konig Wilhelm II. , der ganz in seiner Rolle als Deutscher Kaiser aufging. Er forderte von Genzmer bei dieser Gelegenheit etwas zu schaffen, das ?der gesteigerten Machtstellung des Kaiserreiches“ entsprechen sollte. Dae Ergebnis war eine Neugestaltung des Theaters im Stil des Neobarocks , durchsetzt mit Elementen des Neorokokos und des Jugendstils . Die Freitreppe war zur reinen Kulisse geworden. [15]

Personliche Urteile

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Im Jahr 1840 außerte sich der Schriftsteller und Journalist Karl Gutzkow kritisch uber das Gebaude:

?Wenn an einem offentlichen Gebaude die Fassade nicht einmal als Ein- und Ausgang benutzt wird, wenn man auf einer großen Freitreppe Gras wachsen sieht, so regt sich unwillkurlich das Gefuhl, das Unbenutzte auch fur eine Uberladung zu halten. Doch mogen die Kenner uber den außern architektonischen Wert des Schauspielhauses entscheiden! Das Innere […] hat ganz jenen gedruckten Miniatur- und Privatcharakter, den ein Haus, das fruher Nationaltheater hieß, nicht haben sollte. Es ware vielleicht nicht notig gewesen, dies Theater großer als fur 1200 Menschen zu bauen; aber warum dieser wunderliche Charakter der Isolierung in der Anlage des Ganzen? Ein Rang ist dem andern unsichtbar. Das Parterre und die Parkettlogen sehen nichts von den Rangen. […] Man kann Bruder und Schwester im Theater haben und sieht sie nicht.“

? Karl Gutzkow : Berlin ? Panorama einer Residenzstadt [16]

Der einflussreiche Theaterkritiker Alfred Kerr schrieb in seinen Berliner Briefen am 20. Januar 1895 uber das ?Konigliche Schauspielhaus“:

?Die jungen Madchen sind hier am holdesten, zahlreichsten und dummsten. Sie werden in dieses Theater lieber als in irgendein anderes gefuhrt, weil es am tugendlichsten ist. Und sie bewundern schwarmerisch und verehren, ohne es allzu sehr merken zu lassen, den kompakten Gliederbau des hubschen Herrn Matkowsky . Der Rest ist ein Milieu von militarischen und rustikalen Elementen, versetzt mit Beamtentum und abonnierten reichen Spießburgern .“

? Alfred Kerr : Berliner Briefe

Preußisches Staatstheater

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Nach dem Ende der Monarchie begann fur das Theater im Freistaat Preußen eine Zeit neuer kunstlerischer Qualitat, die ? in zwei sehr unterschiedlich gepragten Phasen ? bis 1944 anhielt. Das bisher Konigliche Schauspiel erhielt im Oktober 1919 den Namen Preußisches Staatsschauspiel und eine eigenstandige Intendanz, die nur noch der Form nach der Generalintendanz der Preußischen Staatstheater (bis 1918: Konigliche Schauspiele) unterstellt war. 1923 kam das Schillertheater in Berlin-Charlottenburg als zweite Spielstatte des Staatsschauspiels hinzu; 1932 wurde es wieder reprivatisiert.

Intendanz Jessner

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Johanna Hofer und Fritz Kortner in Othello , 1921

Erster Theaterleiter wurde Leopold Jessner  ? SPD -Sympathisant und rigoroser Erneuerer der Klassiker-Regie. Mit ihm geriet sein Theater ins Zentrum heftiger offentlicher Kontroversen. Jessner bevorzugte einen Regie-Ansatz deutlicher politischer Zeitbezuge. Sein Ziel war zunachst die Abrechnung mit dem untergegangenen Kaisertum und den noch immer einflussreichen alten Eliten. Formal benutzte er fur seine Auffuhrungen klassischer Stucke auch Elemente des expressionistischen Theaters: radikale Zuspitzung auf einen bestimmten Ideengehalt, expressiven Sprechgestus und ausdrucksstarke Bewegungen. Jessner polarisierte sein Publikum, die Reaktionen waren entweder Skandal oder Begeisterung. Schon seine erste Premiere im Dezember 1919 verursachte Tumulte im Theater. Friedrich Schillers Wilhelm Tell hatte er als modernes Freiheitsdrama auffuhren lassen, ohne jede Alpendekoration auf einer weitgehend kahlen, abgestuften Buhne, der bald sogenannten ?Jessner-Treppe“. Nachwuchsdramatiker wie Ernst Barlach , Arnolt Bronnen , Hans Henny Jahnn und Carl Zuckmayer fanden am Staatstheater Gelegenheit, ihre Stucke aufzufuhren. [17]

Unter den gesellschaftlichen Bedingungen der labilen Weimarer Republik formierte sich bald Widerstand gegen Jessners Theater, das hergebrachte Autoritaten und burgerliche Selbstzufriedenheit in Frage stellte. Wirtschaftskrisen und politische Radikalisierung vergifteten das kulturelle Klima. Burgerlich-konservative und volkisch- nationalsozialistische Kreise machten Front gegen Jessner als Person ?  Antisemitismus inbegriffen ?, und gegen seine Arbeit, die als Symbol fur die ungeliebte sozialdemokratische Kulturpolitik in Preußen galt. Wiederholte Anfragen im Preußischen Landtag operierten mit dem Verdacht von Misswirtschaft in der Fuhrung des Theaters. Jessner war verunsichert, machte inhaltliche und asthetische Konzessionen und verlor damit einigen Ruckhalt auch bei seinen Anhangern. Am 18. Januar 1930 zog er sich enttauscht vom Amt des Intendanten zuruck. Unmittelbarer Anlass war die vernichtende Kritik an der Auffuhrung des Stucks Harte Bandagen von Ferdinand Reyher. Im Theater am Gendarmenmarkt absolvierte er noch einige Regiearbeiten, bevor er 1933 ins Exil ging. Er starb 1945 in Los Angeles . [17] Nach dem Rucktritt Jessners ubernahm Ernst Legal die Intendanz des Schauspielhauses. [18] [19]

Tietjen, Ulbrich, Johst

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Vorubergehend ubernahm Heinz Tietjen , Generalintendant der Preußischen Staatstheater, zusatzlich die direkte Leitung des Schauspielhauses. Ihm wurden schon fur das Jahr 1932 enge Arbeitskontakte zu den Nationalsozialisten, den kommenden Machthabern nachgesagt ? was er in seinem spateren Entnazifizierungsverfahren bestritt. [20] Er behielt seinen Posten auch nach der ? Machtergreifung “ vom 30. Januar 1933 und verkundete wenige Tage spater die neuen Personalien: Intendant des Schauspielhauses wurde der politisch bislang eher neutrale Weimarer Intendant Franz Ulbrich , ihm beigeordnet als Chef dramaturg der engagierte NS-Schriftsteller Hanns Johst . Beide begannen noch im selben Jahr, das Ensemble von unerwunschten Mitgliedern im Sinne des neuen Regimes zu ?saubern“. Ihr Spielplan wurde beherrscht von Gegenwartsstucken, die der NS-Weltanschauung entsprachen. Die kunstlerische Substanz war unbefriedigend. Ein Ensemblemitglied, der Schauspieler Hans Otto , der in der Titelrolle des Egmont beruhmt geworden war, uberlebte das Jahr der ?Machtergreifung“ nicht ? er wurde als Mitglied der KPD von Nationalsozialisten ermordet.

Intendanz Grundgens

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Grundgens als Hamlet , 1936

Gustaf Grundgens hatte in der Saison 1932/1933 in Berlin den Mephisto in Goethes Faust gespielt. Der fuhrende Nationalsozialist Hermann Goring sah ihn, war nachhaltig beeindruckt und protegierte Grundgens bis zum Ende der Zeit des Nationalsozialismus . In seiner spateren Funktion als preußischer Ministerprasident berief Goring ihn am 26. Februar 1934 zum Intendanten des Theaters am Gendarmenmarkt, ernannte ihn zum Preußischen Staatsrat und 1937 zum Generalintendanten der preußischen Staatstheater. Grundgens’ kunstlerische Leistung war bei Freund und Feind unbestritten, aber fruhere Weggefahrten machten ihm aus dem Exil oder nach Kriegsende heftige Vorwurfe, weil er sich einem extremen Unrechtssystem um der eigenen Karriere willen angepasst habe. Grundgens erklarte dazu, er habe die Kunst schutzen wollen gegen die Politik. Erwiesen ist immerhin, dass er seine offiziellen Kontakte nutzte, um Ensemblemitgliedern zu helfen, die aus ? rassischen “ Grunden bedroht waren. [21] Als Grundgens am 7. November 1935 das Haus mit einer Inszenierung des Egmont mit Paul Hartmann in der Titelrolle und Wilhelm Furtwangler als Dirigenten der Musik Beethovens wiedereroffnen ließ, wurde dies von ?Antifaschisten und aufrechten Demokraten“ als ?Parallele zur finsteren Gegenwart“ und Bestarkung ihrer Haltung verstanden. [22]

Das 1936 erschienene Buch Mephisto ? Roman einer Karriere von Klaus Mann enthalt sehr deutliche Anspielungen auf die ersten beiden Jahre des Wirkens Grundgens als Generalintendant am Schauspielhaus Berlin. Nach Grundgens’ Tod fuhrte ein von seinem Alleinerben Peter Gorski 1966 erwirktes Verbot des Buches 1971 zu einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes , die noch heute maßgebliche Grundsatze fur die Schranken der Kunstfreiheit aufstellte. Grundgens wird politische Anpassung an die nationalsozialistischen Herrschaftsstrukturen vorgeworfen, er habe die Sympathien Gorings als beispielloser Opportunist zu seinem Aufstieg ausgenutzt und seine vorherigen Mitarbeiter eliminiert. Grundgens holte aber auch 1943 Bettina Moissi an die Preußischen Staatstheater. [21]

Kern der Erneuerung des Theaterwesens unter dem NS-Regime sollten ? werkgetreue “ Auffuhrungen der Klassiker sein. Der Volkische Beobachter vom 26. Marz 1936 beschrieb ruckblickend die Situation der Weimarer Verfallszeit , in der nicht nur die falschen Stucke, sondern auch verfehlte Inszenierungen das Theater als moralische Anstalt zerstort hatten: ?Nur eine kleine Gemeinde intellektueller Snobs erfreute sich an diesem Experimentier-Kabarett […] Verschwunden war der ehrlich kampfende und sich dem Dichtwerk verbunden fuhlende Schauspieler und Theaterleiter […]“ Damit war im Wesentlichen auch Grundgens’ offizielle Einstellung beschrieben. Ein Dusseldorfer Manifest , das er 1952 initiierte, richtete sich ?gegen eine willkurliche Interpretation der Dichtung durch ungerechtfertigte Experimente, die sich zwischen Werk und Zuhorer drangen“. [21] [23]

Die nationalsozialistische Theaterpolitik benutzte jenseits der reinen Propaganda einen traditionellen, auf die Bedurfnisse staatlicher Reprasentation und die kulturellen Vorlieben der burgerlichen Bevolkerungsteile zugeschnittenen ?unpolitischen“ Kunstbegriff. Der ? Reichsminister fur Volksaufklarung und Propaganda Joseph Goebbels , fruher durchaus fasziniert von agitatorischem Theater, stellte schon 1933 fest, dass weltanschaulich korrekte, aber kunstlerisch durftige Stucke dem Prestige des Regimes schaden wurden. In diesem Punkt sicherte Grundgens sich besonders ab, nach einem Gesprach mit Goebbels notierte er: ?Keine Tendenzstucke , sondern Dichtungen mit Tendenz. Hier stellten wir beide ubereinstimmend fest, daß es im Grunde Kunst ohne Tendenz nicht gabe.“ [23] So enthielten die Spielplane unter Grundgens zwar keineswegs vorwiegend Klassiker ? dieser Eindruck ist erst im Ruckblick entstanden ? aber auch kaum besagte Tendenzstucke. Das Repertoire war vielseitig ? mit einem großen Anteil an relativ leichter Unterhaltung ?, dabei politisch moglichst indifferent, und wurde mit hochkaratigen Schauspielern in ?werkgetreuen“ Auffuhrungen auf kunstlerisch hohem Niveau prasentiert. [21]

Bekannte Schauspieler am Preußischen Staatstheater waren:
Axel von Ambesser , Charlotte Baste , Paul Bildt , Claus Clausen , Kathe Dorsch , Berta Drews , Erich Dunskus , Karl Etlinger , Elisabeth Flickenschildt , Werner Finck , Albert Florath , Walter Franck , Kathe Gold , Otto Graf , Gustaf Grundgens , Kathe Haack , Gunther Hadank , Paul Hartmann , Clemens Hasse , Elfriede Heisler , Paul Henckels , Marianne Hoppe , Malte Jaeger , Friedrich Kayssler , Eugen Klopfer , Gustav Knuth , Maria Koppenhofer , Hermine Korner , Viktor de Kowa , Werner Krauß , Hannsgeorg Laubenthal , Albert Lieven , Theo Lingen , Ursula Meißner Bernhard Minetti , Lola Muthel , Franz Nicklisch Heinz Ruhmann , Hans Stiebner , Walter Tarrach , Wolf Trutz , Aribert Wascher , Franz Weber , Pamela Wedekind , Paul Wegener , Antje Weisgerber und Walter Werner .

Umbau und Erweiterung

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Unter der Intendanz Grundgens erfuhr durch Hans Grube von Mai bis November 1935 die Buhnentechnik mit dem Einbau einer Drehbuhne eine durchgreifende Modernisierung. Zugleich verlangerte Grube die Hinterbuhne in voller Hohe als Gebaudebrucke zum gegenuberliegenden Haus Charlottenstraße 55?56, wo sich, weit in den Hauserblock hineinziehend, Magazinraume fur Kulissen und Dekorationen anschlossen. Im Haus selbst stellte er durch Ruckbau die Innenraumgestaltung Schinkels in den Vorsalen und im Zuschauerraum weitgehend wieder her und das Treppenhaus bekam seine Verbindung zur Freitreppe zuruck. [24]

Das Ende im Zweiten Weltkrieg

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Am 23. November 1943 brannte durch einen alliierten Bombentreffer der Sudflugel mit dem Konzertsaal aus. Der Spielbetrieb musste ab September 1944 infolge der Theatersperre eingestellt werden. Das bis dahin fast unversehrte Innere des Hauses verbrannte bei Kampfhandlungen in den letzten Tagen der Schlacht um Berlin . [25] Grubes Gebaudebrucke zum gegenuberliegenden Hauserblock an der Charlottenstraße wurde nach dem Krieg abgetragen.

Schauspielhaus und Franzosischer Dom, 1951

Sitz des Konzerthauses

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Schauspielhaus wahrend der Entkernung

Wiederaufbau 1976?1984

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Im Jahr 1976 beschloss die SED -Fuhrung, den seit 1950 Platz der Akademie genannten Gendarmenmarkt zu einem ?geistig-kulturellen Zentrum der Kunst und Wissenschaft“ zu rekonstruieren , wobei das Schauspielhaus, da ausreichend Sprechtheater vorhanden waren, zum bisher vermissten Konzerthaus Ost-Berlins werden sollte. Die Leitung des Projekts hatten Erhardt Gißke , Manfred Prasser und Klaus Just. [26]

Der entkernte Bau erhielt ein Stahl ­gerust, das die alten Mauern versteifte und dessen Maße aus dem Raster der Schinkelschen Außenfassade resultierten. Die Decken wurden in Beton gegossen, die Wande und Pfeilerverkleidungen aufgemauert. Der plastische Dekor wurde aus Gips oder Stuck gearbeitet. [27] Am Interieur arbeiteten ohne Rucksicht auf die Kosten rund 90 Bau- und Spezialfirmen fast drei Jahre. Im Ergebnis vermittelt die historisierende Neuschopfung des Innenlebens eine gute Vorstellung vom Charakter des Originals. [28]

Bei der Neugestaltung des Gendarmenmarktes konnten die dort erhalten gebliebenen Teile des Magazin- und Funktionsbereichs des Schauspielhauses in seine Rekonstruktion einbezogen werden. Seither befinden sich im wiederaufgebauten Intendanzgebaude in der Hauserreihe Charlottenstraße 55?59 und den angrenzenden Grundstucken des Hauserblocks vis-a-vis dem Buhneneingang des Konzerthauses erneut Betriebs- und Verwaltungsraume des Schauspielhauses sowie Probesale und Studioraume des Berliner Sinfonie-Orchesters (beziehungsweise spater Konzerthausorchester), darunter Vorratsraume, zum Beispiel fur die Bestuhlung, die durch Tunnels und Spezialfahrstuhle unterirdisch mit dem Schauspielhaus verbunden sind. Die Hochschule fur Musik Hanns Eisler wurde 1987 aus der Otto-Grotewohl-Straße in den nordlichen Teil des Hauserblocks verlegt, wodurch Grubes Kulissenmagazin zu ihrem großen Saal ausgebaut werden konnte. [29] Am 1. Oktober 1984 wurde das rekonstruierte Schauspielhaus feierlich eingeweiht. Es dient seither als Sitz des Konzerthauses.

Das Schauspielhaus war die Spielstatte folgender Ensembles : Konigliches Schauspiel (1821?1918), Preußisches Staatsschauspiel (1918?1933), Staatliches Schauspiel (1933?1945), Konzerthaus Berlin (seit 1984). [30]

Buhne des Großen Saales bei einem Konzert

Der Haupteingang fur den Konzertalltag befindet sich, wie schon zu Schinkels Zeiten, ebenerdig unter der Treppe. Die Passage diente ursprunglich als Vorfahrt. Von der Eingangshalle fuhrt der Weg uber die Garderoben seitlich in die Treppenhauser, die die drei Teile des Hauses separieren. Der Mitteltrakt wird uber der Eingangshalle vom Großen Saal ausgefullt, im Sudflugel befinden sich ubereinander der Musikclub, der Ludwig-van-Beethoven-Saal (Foyer) und der Kleine Saal, im Nordflugel der Besucherservice mit Cafe, der Carl-Maria-von-Weber-Saal (Foyer) und der Werner-Otto-Saal.

Der rechteckige Große Saal bietet im Parkett und den zwei Rangen rund 1500 Zuschauern Platz. Er ist eine vergroßerte Adaption des Schinkelschen Konzertsaals, von dem zahlreiche Einzelheiten des Dekors wie die Gestaltung der Wandfelder, der Balkone, der Decke und die ionischen Saulen an den Schmalseiten abgeschaut sind. 16 der 28 lebensgroßen Plastiken antiker Mythenfiguren wurden nach historischen Vorbildern modelliert. Die Konzert orgel uber dem Orchesterpodium stammt von der traditionsreichen Dresdner Orgelbaufirma Jehmlich , sie zahlt 74 Register und 5801 klingende Pfeifen.

Der Große Saal des Konzerthauses gehort akustisch zu den besten symphonischen Konzertsalen der Welt. Die Nachhallzeit liegt mit 2,0 Sekunden bei mittleren Frequenzen mit Publikum und 2,2 Sekunden bei den tiefen Frequenzen nur wenig uber den Werten, die Raumakustiker als Optimum fur einen symphonisch genutzten Konzertsaal ansehen. [31]

Beiderseits des Großen Saals, auf einer Ebene mit dem Parkett, befinden sich die beiden Foyers: Der Carl-Maria-von-Weber-Saal im Nordflugel wird von korinthischen Saulen und olivgrunen Wandflachen bestimmt, der hell gehaltene Ludwig-van-Beethoven-Saal im Sudflugel ist gepragt von zwei ionischen Saulenreihen. Uber den Foyers, in Hohe des zweiten Balkons des Konzertsaals, liegen zwei weitere Konzertsale: der neo-schinkelsche Kleine Saal und, am Ort des einstigen Probensaals, der nach dem Versandhausgrunder und Mazen benannte Werner-Otto-Saal, eine ganz in Schwarz gefasste, bei Bedarf fensterlose und durch Hubpodien flexibel zu gestaltende Black Box , die insbesondere fur zeitgenossische Konzert- und Musiktheaterauffuhrungen genutzt wird.

Die kleinste Auffuhrungsstatte ist der rund 80 Zuschauer fassende Musikclub im Erdgeschoss des Sudtrakts, der vor allem fur szenische Produktionen, Lesungen und Kindervorstellungen genutzt wird. 2004 wurde im Erdgeschoss des Nordtrakts der neue Besucherservice mit dem Cafe eroffnet, ein schlichter, ganz in Schwarz und Weinrot gehaltener Raum. An der Ruckfront des Hauses liegen, uber alle Geschosse verteilt, die Musikerzimmer, die Solisten- und Dirigentengarderoben, wenige Buros und die den Kunstlern und Mitarbeitern des Konzerthauses vorbehaltene Kantine.

Konzerthausorchester

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Im Jahr 1952 als Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) gegrundet, erfuhr das heutige Konzerthausorchester Berlin von 1960 bis 1977 unter Chefdirigent Kurt Sanderling seine entscheidende Profilierung und internationale Anerkennung. [32] Feste Spielstatte war ab 1984 das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, das 1994 in Konzerthaus Berlin umbenannt worden war. ? Das Orchester tragt seit 2006 den Namen Konzerthausorchester Berlin . Chefdirigent von 2012 bis 2018 war Ivan Fischer . Seit 2018 ist er dem Klangkorper als Ehrendirigent verbunden. Von 2017 bis 2022 ubernahm Juraj Val?uha die Position des Ersten Gastdirigenten. Ab 2019 war Christoph Eschenbach fur vier Spielzeiten Chefdirigent des Konzerthausorchesters. Seit der Saison 2023/24 leitet Joana Mallwitz das Orchester als Chefdirigentin.

Im Jahr 2019 hatte das Konzerthausorchester uber 12.000 Abonnenten, was mit die großte Stammhorerschaft eines klassischen Orchesters in Deutschland ist. Daruber hinaus ist es regelmaßig national und international auf Tourneen und Festivals zu horen. An der 2010 gegrundeten heutigen Kurt-Sanderling-Akademie wird hochbegabter Orchesternachwuchs ausgebildet.

Orgel im Großen Saal

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Die Orgel im Großen Saal des Konzerthauses Berlin, 1983/1984 von der Firma Jehmlich Orgelbau Dresden erbaut, verfugt auf vier Manualen und Pedal uber 74 klingende Register mit insgesamt 5811 Pfeifen. Im Jahr 1994 wurde die Orgel durch einige Zusatzregister (Glockenspiel, zwei Zimbelsterne , Vogelgeschrei und Kuckuck) erweitert und erhielt eine neue Setzeranlage mit nun insgesamt 256 Setzerkombinationen. Außerdem steht seitdem neben dem mechanisch angespielten Hauptspieltisch ein elektrischer Podiumsspieltisch zur Verfugung, der je nach Bedarf installiert werden kann. [33]

Die Orgel war hauptsachlich dafur gedacht, Choren und Orchestern bei klassisch- romantischer und zeitgenossischer Musik als Partner zu dienen, war aber von vornherein auch fur den solistischen Einsatz vorgesehen. Die Erbauerfirma aus Dresden steht in der Tradition des sachsischen , auf Gottfried Silbermann fußenden Orgelbaus, was in der Berliner Konzerthausorgel mit ihrem weichen Klang seinen Ausdruck findet. Auf dem Instrument ist ein breites Repertoire darstellbar, der Schwerpunkt wurde auf die Musik des 19.?21. Jahrhunderts gelegt. Der in klassizistischen Formen gehaltene Prospekt fugt sich organisch in das Raumganze ein.

I Positiv C?c 4
Holzgedackt 0 8′
Quintaton 0 8′
Prastant 0 4′
Rohrflote 0 4′
Oktave 0 2′
Blockflote 0 2′
Oktave 0 1′
Terzian II
Zimbel III
Vox humana 0 8′
Tremulant
II Hauptwerk C?c 4
Prinzipal 16′
Oktave 0 8′
Koppelflote 0 8′
Viola di Gamba 0 8′
Oktave 0 4′
Spitzflote 0 4′
Quinte 0 2 2 3
Oktave 0 2′
Waldflote 0 2′
Mixtur IV?V
Scharf IV
Cornett V (ab g 0 ) 0 8′
Trompete 16′
Trompete 0 8′
Span. Regal 0 8′
III Oberwerk C?c 4
Quintade 16′
Prinzipal 0 8′
Weitgedackt 0 8′
Oktave 0 4′
Blockflote 0 4′
Nasat 0 2 2 3
Oktave 0 2′
Terz 0 1 3 5
Quinte 0 1 1 3
Sifflote 0 1′
Tonus fabri II
Scharfzimbel V
Holzdulzian 16′
Cromorne 0 8′
Rohrschalmei 0 4′
Tremulant
IV Schwellwerk C?c 4
Lieblich Gedackt 16′
Zartgeige 16′
Flotenprinzipal 0 8′
Querflote 0 8′
Salicional 0 8′
Schwebung 0 8′
Oktave 0 4′
Dulzflote 0 4′
Schweizerpfeife 0 2′
Rep. Septime 0 4 7
Sesquialtera II 0
Plein jeu V?VI
Terzzimbel III
Cor anglais 16′
Trompette harmonique 0 8′
Hautbois 0 8′
Clairon 0 4′
Tremulant
Pedal C?f 1
Prinzipal 16′
Subbass 16′
Zartbass 16′
Quinte 10 2 3
Oktavbass 0 8′
Holzflote 0 8′
Choralbass 0 4′
Koppelflote 0 4′
Nachthorn 0 2′
Hintersatz IV
Pedalmixtur IV
Kontrafagott 32′
Posaune 16′
Dulzian 16′
Trompete 0 8′
Feldtrompete 0 4′
Singend Cornett 0 2′
  • Berger Bergmann, Gerhard Muller (Hrsg.): Apollos Tempel in Berlin ? vom Nationaltheater zum Konzerthaus am Gendarmenmarkt . Prestel, Munchen 2009, ISBN 978-3-7913-3874-3 .
  • Erhardt Gißke (Hrsg.): Das Schauspielhaus in Berlin . VEB Verlag fur Bauwesen, Berlin 1984.
  • Konzerthaus Berlin ? Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Das Buch uber Gestern und Heute. Museums- und Galerie-Verlag, Berlin 1994.
  • Goethe-Spuren . Ein Lese-Buch zum Konzertprojekt, Konzerthaus Berlin 1998/1999. Wallstein Verlag, Gottingen 1998.
  • Das Berliner Sinfonie-Orchester . Konzerthaus Berlin und Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2000.
  • K. Kasch: Der Buhnenhaus-Umbau im Koniglichen Schauspielhause in Berlin . In: Zeitschrift fur Bauwesen . Nr.   10 , 1892, Sp.   483?512 ( zlb.de – Atlas: Tafeln 64?67).
  • Felix Genzmer : Der Umbau des vormals koniglichen Schauspielhauses zu Berlin in den Jahren 1904 bis 1905 . In: Zeitschrift fur Bauwesen (Hochbauteil) . Nr.   7 , 1926, S.   93?104 ( zlb.de – Atlas: Tafel 1).
  • Werner Nehrlich: Wie von Schinkels eigener Hand. Der Wiederaufbau des Schauspielhauses am Berliner Gendarmenmarkt. Bildkunst und Architektur . Edition Schwarzdruck, Gransee 2021, ISBN 978-3-96611-019-8 .
  • Felix Pestemer: Alles bleibt anders : das Konzerthaus Berlin und seine Geschichte(n) . avant-verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-96445-046-3 .
Commons : Konzerthaus Berlin  ? Album mit Bildern
Commons : Konzerthaus Berlin  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Siehe dazu Erhardt Gißke (Hrsg.): Das Schauspielhaus in Berlin . VEB Verlag fur Bauwesen, Berlin 1984, S. 34.
  2. Eckart Rusch: Baukonstruktion zwischen Innovation und Scheitern. Verona, Langhans, Gilly und die Bohlendacher um 1800 . Michael Imhof Verlag, Petersberg 1997, ISBN 3-932526-00-7 , S.   174–185 .
  3. Einen Gutteil der Geschichte dieses Hauses bildet der Nachlass Ifflands ab, der uber Hugo Fetting Anfang 2014 in den Internationalen Autographenhandel gelangte.
  4. Presseschau uber die geplante Versteigerung des Iffland-Nachlasses ( Memento vom 8. April 2014 im Internet Archive )
  5. Berlin-Kalender 1997 (29. Juli) Luisenstadtischer Bildungsverein , 1997, ISBN 3-89542-089-1 . S. 144.
  6. a b @1 @2 Vorlage:Toter Link/www.paun.de paun.de ( Seite nicht mehr abrufbar , festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven ) (PDF; 3,5 MB)
  7. Die Bekleidung des Koniglichen Schauspielhauses in Berlin mit Werksteinen . In: Centralblatt der Bauverwaltung . Nr.   40 , 1882, S.   459 ( zlb.de – Gutachten der Akademie des Bauwesens).
  8. Uwe Kieling: Berliner Baubeamte und Staatsarchitekten im 19. Jahrhundert . Berlin 1986, S. 15 und 10.
  9. Friedrich Morin : Berlin und Potsdam im Jahre 1867. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1867, S. 122.
  10. kleist.org ( Memento vom 10. April 2013 im Internet Archive )
  11. Landesarchiv Berlin, A Rep. 167 Konigliche Schauspiele/Preußische Staatstheater
  12. Auffuhrungen an Berliner Theatern 1848
  13. Nicola Denis: Tartuffe in Deutschland . Dissertation. LIT Verlag 2002, ISBN 3-8258-6022-1 .
  14. Teil und Gegenteil . ( Memento vom 2. September 2014 im Internet Archive ) In: sueddeutsche.de/kultur , 7. Marz 2003
  15. Zitat bei Erhardt Gißke (Hrsg.): Das Schauspielhaus in Berlin . VEB Verlag fur Bauwesen, Berlin 1984, S. 114.
  16. Aufsatz Dom, Schauspielhaus ? ?Sechserbrucke“ . Morgenbuch, Berlin 1995, ISBN 3-371-00380-9
  17. a b Uber Jessners Theaterarbeit.
  18. Rolf Badenhausen:  Legal, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8 , S. 59 f. ( Digitalisat ).
  19. Ernst Legal in ?Liebes Leid und Lust“ im Staatstheater. In: Berliner Volks-Zeitung , 19. Marz 1930.
  20. Dissertation FU Berlin (PDF; 75 kB)
  21. a b c d Uber Grundgens als Intendant.
  22. Zitate bei Erhardt Gißke (Hrsg.): Das Schauspielhaus in Berlin . VEB Verlag fur Bauwesen, Berlin 1984, S. 124.
  23. a b Dissertation FU Berlin (PDF; 969 kB)
  24. Erhardt Gißke (Hrsg.): Das Schauspielhaus in Berlin . VEB Verlag fur Bauwesen, Berlin 1984, S. 114, Abb. S. 118 f.
  25. Alfred Muhr: Rund um den Gendarmenmarkt. Von Iffland bis Grundgens. 200 Jahre musisches Berlin . Stalling, Oldenburg / Hamburg 1965.
  26. Die Geschichte des Hauses ab 1945. Informationen und Interviews mit Prasser und Just bei Google Arts & Culture ; abgerufen am 17. August 2019.
  27. Adalbert Behr, Alfred Hoffmann: Das Schauspielhaus in Berlin . Hrsg.: Prof. Dr. -Ing. Erhardt Gißke. Berlin 1985.
  28. Werner Nehrlich: Wie von Schinkels eigener Hand. Der Wiederaufbau des Schauspielhauses am Berliner Gendarmenmarkt. Bildkunst und Architektur. Edition Schwarzdruck, Gransee 2021, ISBN 978-3-96611-019-8 .
  29. Erhardt Gißke (Hrsg.): Das Schauspielhaus in Berlin . VEB Verlag fur Bauwesen, Berlin 1984, S. 136 f., Abb. S. 139.
  30. Landesarchiv Berlin, A Rep. 167 Konigliche Schauspiele/Preußische Staatstheater
  31. Hans-Peter Tennhard: Richtwerte fur Nachhallzeiten großer Auditorien. (PDF) Abgerufen am 29. Januar 2019 .
  32. Gerhard Muller: Das Berliner Sinfonieorchester . Nicolai, Berlin 2002.
  33. Zur Jehmlich-Orgel ( Memento des Originals vom 20. Juli 2012 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.jehmlich-orgelbau.de

Koordinaten: 52° 30′ 49″  N , 13° 23′ 32″  O