Konjugation (Grammatik)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Konjugation (von lateinisch coniugatio ‚Verbindung‘ ) bezeichnet man in der Grammatik die Bildung der Wortformen eines Verbs (Zeitworts), also die Flexion der Verben . Die Konjugation ist insofern ein Bestandteil der Morphologie von Verben. Der Begriff wird allerdings auch auf Hilfsverbkonstruktionen ausgedehnt, die vergleichbare Merkmale ausdrucken, wie sonst Wortformen es tun (?periphrastische Konjugation“; zum Beispiel das Perfekt ?hat gesagt“ neben der einfachen Konjugationsform fur die Vergangenheit ?sagte“).

Je nach Sprache kann es sich um unterschiedliche Merkmale handeln, die sich in Verbformen ausdrucken. Die bekanntesten sind: Kongruenzformen mit Merkmalen wie Person, Numerus und/oder Genus; ferner Tempus, Modus, Aspekt sowie Genus verbi. Die Zahl moglicher Kategorien, die in verschiedenen Sprachen der Welt als Verbalmorphologie erscheinen konnen, ist sehr groß. [1] Da der Begriff ?Konjugation“ aber aus der lateinischen Grammatik stammt, stehen die aus europaischen Sprachen bekannten Merkmale bei der Verwendung des Begriffs im Vordergrund.

Da der Infinitiv im Gegensatz zu den ubrigen Flexionsmerkmalen wie Tempus, Person/Numerus etc. steht, wird der Begriff der Konjugation manchmal so verstanden, dass er die Infinitivformen ausschließt. Eine solche Gleichsetzung von ?konjugiertes Verb“ und ? finites Verb “ findet sich insbesondere in Schulgrammatiken ofter. [2] Die Bezeichnung Konjugation kann aber auch im weiteren Sinn gemeint sein, also als Bestand samtlicher Verbformen, unter Einschluss der infiniten Formen.

Eine zweite Bedeutung des Wortes ist Konjugation im Sinne einer Verbklasse, die in der Grammatik einer Sprache bestimmte eigene Flexionsformen im Kontrast zu den Formen anderer Verben hat, also z. B. der Gegensatz zwischen starken und schwachen Verben im Deutschen oder zwischen den Konjugationsklassen des Verbs im Lateinischen : ?a-Konjugation“, ?e-Konjugation“ usw. Ein derartiger Reichtum an Flexionsformen ist ein Merkmal flektierender Sprachen . [3]

Konjugation im Deutschen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Konjugation im Deutschen richtet sich maßgeblich nach der Einordnung des Verbs in die Klasse der schwachen und in die der starken Verben . [4] Letztere bezeichnet man mitunter als unregelmaßig , wobei bei den schwachen Verben ebenfalls Unregelmaßigkeiten vorkommen und es auch Mischformen aus beiden gibt.

Als Konjugation deutscher Verben zahlen folgende Merkmale: Person und Numerus (immer kombiniert), Tempus , Modus und Genus Verbi . Nicht in dieses Merkmalsmuster passen die infiniten Verbformen , also die des Infinitivs und des Partizips . Sie werden teils in der Bildung zusammengesetzter Pradikate verwendet, treten teils aber auch eigenstandig auf (z. B. Infinitivkonstruktion in Nebensatzen, attributives Partizip). Das Problem, dass als Konjugationsformen auch zusammengesetzte Pradikate zahlen konnen ( periphrastische Konjugation ), die ihrerseits infinite Wortformen des Verbs enthalten, erfordert eine Unterscheidung zwischen Konjugation und Wortform , die aber oft nicht prazise gezogen wird.

Die Bildung der Formen erfolgt durch Endungen, durch Anderungen im Verbstamm (starke bzw. unregelmaßige Verben) und durch die Zusammensetzung mit Hilfsverbformen:

Person + Numerus treten kaufen
1. Person Singular (Sprecher) ich tret- e ich kauf- e
2. Person Singular (Horer) du tr itt-st du kauf- st
3. Person Singular (Person/Sache) er tr itt er kauf- t
Modus treten kaufen
Indikativ (Wirklichkeitsform) ich tret- e , wir tret- en ihr kauf- t , sie kauf- en
Konjunktiv
(Moglichkeitsform)
Konjunktiv I ich tret- e , ihr tret- et ich kauf- e , ihr kauf- et
Konjunktiv II du tr a t est , wir tr a t en er kauf te *, ihr kauf tet
Imperativ (Befehlsform) tr itt kauf( e )
* Durch Formengleichheit mit dem Indikativ Prateritum wird bei schwachen Verben der Konjunktiv II oft periphrastisch umschrieben: er wurde kaufen
Tempus (Zeit) treten kaufen
Prasens (Gegenwart) ich tret e ich kauf e
Prateritum (Vergangenheit) ich tr a t ich kauf te
Perfekt (vollendete Gegenwart) ich habe ge tret en wir haben ge kauf t
Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit) er hatte ge tret en wir hatten ge kauf t
Futur I (Zukunft) er wird treten wir werden kaufen
Futur II (vollendete Zukunft) er wird ge tret en haben er wird ge kauf t haben
Genus Verbi ( Diathese ) treten kaufen
Aktiv ich tret e ich kauf e
Passiv Vorgangspassiv ich werde ge tret en es wird ge kauf t
Zustandspassiv ich bin ge tret en es ist ge kauf t
Partizipien treten kaufen
Partizip I tret end kauf end
Partizip II ge tret en ge kauf t

Oft genugt es beim Erlernen einer Sprache, sich ein paar wenige Formen pro Verb zu merken und dann mittels Regeln alle anderen Formen daraus zu bilden. Im Speziellen bezeichnet man mit Konjugation in diesem Sinne auch die Gruppe von Verben, deren Formen mit einheitlichen Regeln gebildet werden konnen, eine Konjugationsklasse .

Konjugation in anderen Sprachen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Synthetische und periphrastische Konjugation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nicht alle Sprachen bilden im gleichen Umfang wie im Deutschen Verbformen mit Hilfsverben.

  • Beispiel mit Hilfsverb: ich zerstore ? ich habe zerstort (Deutsch)
  • Beispiel ohne Hilfsverb: deleo ? delevi (Latein)

Das Lateinische bildet aber eine Verbalperiphrase im Perfekt Passiv:

  • deletus est ?er ist zerstort worden“.

Grundlagen von Konjugationsklassen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Deutschen ist die Unterscheidung in der Vergangenheitsbildung zwischen starken und schwachen Verben eine Eigenschaft des Verbstamms, die nicht außerlich ablesbar ist:

  • tragen ? trug / sagen ? sagte
  • sehen ? sah / flehen ? flehte

Im Lateinischen kann die Einteilung der Klassen an verschiedenen sogenannten Themavokalen festgemacht werden:

  • a-Konjugation: amare , laudare
  • e-Konjugation: monere
  • i-Konjugation: audire
  • kurzvokalische i-Konjugation: capere
  • konsonantische Konjugation: regere

Sprachen mit mehreren Konjugationsklassen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe unter:

Konjugationslexika [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1842 erschien in franzosischer Sprache ein eigenes Nachschlagewerk fur Konjugationsformen, das auch heute noch unter dem Namen seines Autors als Bescherelle bekannt ist.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wiktionary: Konjugation  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Deutsch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Latein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Englisch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Franzosisch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Spanisch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verschiedene Sprachen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Vgl. Balthasar Bickel, Johanna Nichols: Inflectional Synthesis of the Verb. = Kapitel 22 in: Matthew Dryer, Martin Haspelmath (eds.): The World Atlas of Language Structures Online. Max Planck Institut fur Evolutionare Anthropologie, Leipzig 2013. ( Online. Abgerufen am 3. Juni 2022.)
  2. (z. B. Pons Grammatik Franzosisch S. 58 ), anders z. B. Duden-Grammatik (2009) S. 429.
  3. Rudi Conrad (Hrsg.): Lexikon sprachwissenschaftlicher Termini. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1985, S. 124.
  4. Eisenberg Peter: Grundriss der deutschen Grammatik: Das Wort. 4. Auflage. Stuttgart 2013, S.   179 .