Konditorei

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Auslage einer Konditorei in Calgary, Kanada

Eine Konditorei (auch Confiserie , Zuckerbackerei oder Patisserie genannt) ist ein Handwerksbetrieb , in dem Fein- oder Sußgeback hergestellt und meist im angeschlossenen Laden verkauft werden. Die zugehorige Berufsbezeichnung lautet Konditor bzw. Zuckerbacker . Viele Konditoreien sind mit einem Cafe kombiniert.

Wichtige Erzeugnisse einer Konditorei sind Torten , Kuchen , Pralines , Petits Fours , Speiseeis und Patisserie . Der Baumkuchen gilt traditionell als Symbol des Konditorenbundes. Konditoreiwaren gelten bis heute oftmals als Luxusprodukte . Die Produkte einer Konditorei werden vom Feinbacker in der Backstube hergestellt. Bisweilen verwenden Konditoren Fertigbackmischungen und Convenience -Produkte, wie z. B. Fruchtpurees, bedruckte Marzipandecken oder Flussigeiweiß.

Die Konditorei grenzt sich von der Backerei dadurch ab, dass dort keine Brotwaren produziert werden und oft mehr die kunstlerische Seite des Handwerks betont wird. Entstanden ist das Handwerk durch die Spezialisierung von bestimmten Backern auf das Herstellen von sußem Brot , das mit kandierten Fruchten oder Ahnlichem angereichert wurde. Der Ausdruck ?Konditor“ stammt ab von lateinisch cond?re ( einlegen, einmachen, lecker zubereiten, wurzen ). Die im 18. Jahrhundert aufgekommene, heute noch regional verbreitete Form ?Kanditor“ leitet sich vom Kandieren ab. [1] Der im 16. Jahrhundert gelaufige Begriff Condita bezeichnete unter anderem pflanzliche Drogen , Fruchte, Fruchtschalen und Wurzeln, die nach vorherigem Aufkochen nochmals in Wasser mit Zuckersirup gekocht und dann getrocknet wurden, wobei der Zucker darauf auskristallisierte. [2]

Entwicklung des Konditorenberufes

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Lebkuchner um 1520

Der Beruf des Konditors entwickelte sich aus dem Beruf des Backers. Nachdem die Backer im Spatmittelalter (15. Jahrhundert) die Kunst des Brotbackens beherrschten, verfeinerten einige von ihnen die Teige mit Honig , Trockenfruchten und Gewurzen. Diese Spezialisten nannten sich Lebkuchler, Lebkuchner oder Lebzelter. 1643 grundeten sie im Nurnberger Raum eine Lebkuchenzunft. Die Lebkuchenhersteller betrieben gleichzeitig mit dem Wachs , dem Nebenprodukt des Honigs, ein weiteres Gewerbe: die Wachszieherei . Sie belieferten Kirchen und Haushalte mit kunstvollen Kerzen , Wachsfiguren und Wachsbildern. Sie schnitzten selbst holzerne Modelle , in die sie das Wachs fur oft prachtvolle Wachsbilder gossen. Die anspruchsvolle kunstlerische Tatigkeit der Wachszieherei wurde bis in die jungste Vergangenheit von einigen Konditoreien betrieben. Aus den Lebkuchnern entwickelten sich spater die Zuckerbacker [3] und dann die Konditoren.

Zucker und Gewurze aus dem Orient

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Mit dem Seehandel kamen in die Hafenstadte Genua und Venedig großere Mengen an Gewurzen und Zucker aus dem Orient. Der Zucker ubte eine unglaubliche Anziehungskraft aus, blieb aber wegen der Kostbarkeit den Reichen vorbehalten. Der Beruf des Zuckerbackers war anfangs mit dem des Apothekers verbunden, da nur er mit den exotischen Kostbarkeiten Handel treiben durfte. Das Wort ? Konfekt “ fur Sußigkeiten stammt aus der Sprache der auch confectionari genannten Arzneimittelhersteller. Confectio war (so im 16. Jahrhundert) die Bezeichnung fur eine aus mehreren, mit sußem Saft oder sußer Flussigkeit (etwa Honig, Wein oder Sirup) innig vermischten Zutaten bestehende Latwerge . [4]

Marzipanherstellung

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Die Venezianer brachten im 14. Jahrhundert Marzipan nach Mitteleuropa, ein Konfekt aus Mandeln, Zucker und Rosenwasser . Es war eine ideale Modelliermasse fur Marzipanbilder, die mit selbst hergestellten Pflanzenfarben kunstvoll bemalt und nicht selten mit Blattgold verziert wurden. Auch Marzipan wurde in der fruhen Neuzeit in Apotheken gehandelt.

Schokolade in der Konditorei

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Nach der Entdeckung Amerikas gelangte Schokolade nach Europa, wurde zunachst aber vor allem als Trinkschokolade genossen. Erst als dem Hollander van Houten 1828 das Abpressen der Kakaomasse gelang, standen zusatzlich Kakaobutter und Kakaopulver als Rohstoffe zur Verfugung. Mithilfe der mit Kakaobutter verdunnten Schokolade wurden alle denkbaren Figuren gegossen und die Kakaomalerei mit Kakaopulver wurde fur Tortenverzierungen beliebt. Es entstand der Beruf des ? Chocolatiers “ als Spezialist unter den Konditoren. In der Konditorei nahm die Schokolade nun einen bedeutenden Platz ein. Die Schokoladentorte des Franz Sacher , 1832 Schokoladenkoch beim Fursten Metternich in Wien, ist ein Beispiel dafur.

Handwerk des Konditors

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Konditor bei der Arbeit

Ein Konditor ist ein Handwerker, der sich auf die Herstellung von Feinbackwerk spezialisiert hat. Torten, Kuchen und Speiseeis gehoren ebenso in seinen Tatigkeitsbereich wie Teegeback , Pralinen, Hohlfiguren, gefullte Teile, Konfekt und kandierte Fruchte. Auch Dekorarbeiten aus Marzipan, Schokolade und Zucker sind das Spezialgebiet der Konditoren. Dabei gibt es einige Uberschneidung mit dem Backer , einige Konditoren sind gleichzeitig Backer. Als Maria Theresia die erste Zuckerbackerinnung in Innsbruck zuließ, wurde das Handwerk Zuckerbacker in Konditor umbenannt. In der Schweiz gibt es die Berufsbezeichnung ?Konditor-Confiseur“ bzw. seit 2011 ? Backer-Konditor-Confiseur “. Der Konditor stellt Sußgeback her, wahrend der Confiseur sich auf Zucker- und Schokoladespezialitaten spezialisiert hat. Zu den handwerklich anspruchsvollsten Arbeiten gehort die Herstellung von Hochzeitstorten .

Zwar kann die Industrie in kurzerer Zeit wesentlich mehr Produkte herstellen, die außerdem in der Qualitat 100%ig gleich sind, dennoch mussen die Arbeitsvorgange und Rohstoffe an die Maschinen angepasst werden, um optimale Ablaufe zu garantieren. Deshalb konnen bestimmte Arbeitstechniken oder Rohstoffzusammenstellungen in der Industrie nicht angewandt werden.

Aus- und Weiterbildung

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Beispiele aus einer Konditor-Gesellenprufung

Wie der Backer ist auch der Konditor ein Ausbildungsberuf , der in einer dreijahrigen Lehrzeit erlernt wird und bei dessen erfolgreichem Abschluss man einen Gesellenbrief erhalt. Beim Beruf Konditor gibt es einen Meisterbrief, der nach Teilnahme an einem Vorbereitungskurs (Dauer zwischen 3 und 12 Monate je nach Schule und Bundesland) durch eine Meisterprufung vor der Handwerkskammer erworben werden kann. Der Meisterbrief ist Voraussetzung fur das Fuhren eines eigenen Konditoreibetriebes und die Ausbildung von Lehrlingen. In Berufsschulen werden uberbetriebliche Unterweisungskurse mit speziellen Themen angeboten, die nicht in jedem Ausbildungsbetrieb vermittelt werden konnen (wie Eisherstellung, Patisserie). Nach dem Abschluss als Konditormeister ist es auch moglich, bestimmte Studiengange auf der Universitat zu belegen, um einen anderen Beruf im Lebensmittelbereich zu ergreifen.

Die dreijahrige Lehre erfolgt in Osterreich ebenfalls im dualen Ausbildungssystem an Berufsschulen und bei gewerblichen und industriellen Lehrbetrieben. Bei verwandten Lehrberufen verkurzt sich die Ausbildungszeit, das gilt z. B. fur Bonbon- und Konfektmacher oder Backer. Die Ausbildung wird mit der Lehrabschlussprufung abgeschlossen. Diese ist die Voraussetzung fur eine Weiterbildung zum Meister. Im Gegensatz zu Deutschland ist eine Meisterprufung nicht zwingend notwendig fur eine Gewerbeberechtigung, [5] sie erleichtert aber deren Erteilung. Den Zugang zu Hoherqualifizierungen an Universitaten und Fachhochschulen erlangt man in Osterreich durch Ablegung der Berufsmatura (Berufsreifeprufung), die sich aus der Lehrabschlussprufung und vier weiteren Prufungen zusammensetzt.

siehe Backer-Konditor-Confiseur

Bekannte Konditoren

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Wiktionary: Konditorei  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Commons : Cake shops  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Worterbuch. Online-Ausgabe , Version 1.0.71
  2. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hosel, Berlin 1938, S. 139 ( Conditum ).
  3. Suss ists nur in der Ferne , WOZ.
  4. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hosel, Berlin 1938, S. 139 ( Confectio ).
  5. Gewerbezugangsverordnung ( BGBl. II Nr. 63/2003 ) des osterreichischen Wirtschaftsministeriums