Der Begriff
Kleiner Kreuzer
bezeichnete ab Ende des 19. Jahrhunderts einen
Schiffstyp
in der deutschen
Kaiserlichen Marine
und der
k.u.k. Kriegsmarine
. In letzterer wurde er auch als
Rapidkreuzer
bezeichnet. In der Kaiserlichen Marine wurde die Bezeichnung 1899 als offizielle Klassifizierung fur
Kreuzer
mit einer Wasserverdrangung unter 5500
Tonnen
eingefuhrt.
Kleine Kreuzer wurden als Aufklarer fur die Flotte, Fuhrerschiffe fur
Torpedobootszerstorer
, als
Auslandskreuzer
und auch im
Handelskrieg
eingesetzt.
Als die Klassifizierung Kleiner Kreuzer in der Kaiserlichen Marine eingefuhrt wurde, fielen darunter zum Teil vollig verschiedene fruhere Typen:
Die ab 1898 von Stapel laufenden kleinen Kreuzer der
Gazelle-Klasse
stellten den Prototyp des bis zum
Ersten Weltkrieg
gebauten Kleinen Kreuzers dar. Die deutschen Kreuzer sollten sowohl eine ausreichende Bewaffnung und Geschwindigkeit zum Dienst mit der Flotte als auch eine fur den Auslandsdienst geeignete Wohnlichkeit und Seeausdauer aufweisen. Dies stand im Gegensatz zur Entwurfspraxis der britischen Marine, fur verschiedene Aufgaben verschiedene Schiffstypen zu bauen.
Bei den ab der Gazelle-Klasse gebauten Schiffen handelte es sich um geschutzte Kreuzer. Die
Wasserverdrangung
steigerte sich von anfangs 2650 Tonnen auf 5620 Tonnen im Jahr 1916. Die ersten Klassen wurden von Dreifach-Expansionsmaschinen angetrieben. Dies hatte fur den Schutz den Nachteil, dass das
Panzerdeck
uber den Kolbenmaschinen aufgrund deren Bauhohe erhoht angeordnet werden musste. Die sich durch diese ≫Panzerglocke≪ ergebene großere Gefahrdung versuchte man durch Verstarkung der Boschungen im erhohten Bereich (anfangs 60, spater 100 mm) auszugleichen. Erst mit der allgemeinen Einfuhrung des
Turbinenantriebs
konnte man auf diese Schwachstelle verzichten und ein glatt durchlaufendes Panzerdeck einbauen.
Als erste Kleine Kreuzer erhielten
Lubeck
1903 und
Stettin
1905 den Turbinenantrieb, der mit der
Kolberg
-Klasse
1908 allgemein eingefuhrt wurde. Dadurch steigerte sich die Geschwindigkeit von gut 20
kn
auf 27 kn.
Ab der
Magdeburg-Klasse
(1911) erhielten die Kleinen Kreuzer einen 60 mm dicken Wasserlinienpanzer aus weichem Nickelstahl, der von etwa 1,4 m unterhalb bis 2 m oberhalb der Konstruktionswasserlinie und uber den großten Teil der Schiffslange reichte. Gleichzeitig zu diesem verbesserten Schutz wurde die Langsband-Bauweise als Ersatz fur die ubliche Querspantbauart eingefuhrt, wodurch eine hohere Langsfestigkeit erreicht wurde.
Außerlich waren die Schiffe bis zur
Kolberg-Klasse
durch eine lange
Back
mit den Mannschaftsquartieren und einer
Hutte
fur die Offiziers-Wohnraume gekennzeichnet. Zwischen Back und Hutte lag ein Mitteldeck mit festem
Schanzkleid
uber seine ganze Lange. Diese Formgebung wurde mit der
Magdeburg-Klasse
aufgegeben, da eine niedrige Schanz benotigt wurde, um die Kreuzer zum
Minenlegen
(bis
Wiesbaden-Klasse
120, spatere 200
Minen
) zu befahigen.
Die Bewaffnung bestand bis zur Konigsberg-Klasse aus zehn, spater zwolf
Schnellladekanonen
mit einem
Kaliber
von 10,5 cm. Mit der
Pillau-Klasse
wurde 1914 das 15-cm-Geschutz eingefuhrt, das auch auf einigen alteren Schiffen nachgerustet wurde.
Als spezialisierter Untertyp wurden 1915 die
Minenkreuzer
der
Brummer
-Klasse
auf Stapel gelegt.
Ab 1922 wurden die Kleinen Kreuzer nach der
Washingtoner Flottenkonferenz
als
Leichte Kreuzer
bezeichnet.
Im Ersten Weltkrieg wurden die Schiffe hauptsachlich im Vorpostendienst (z. B. beim
Ersten Gefecht vor Helgoland
) oder mit der Flotte (z. B. in der
Skagerrak-Schlacht
) eingesetzt. Bekannt ist der Einsatz als Handelsstorkreuzer (
Emden
,
Karlsruhe
,
Konigsberg
), obwohl sich die Schiffe auf Grund ihrer geringen Seeausdauer hierzu weniger eigneten. Durch den Kriegsausbruch auf Auslandsstation von der Heimat abgeschnitten, wurden die Schiffe in diese Rolle gedrangt. Dabei operierten sie anfangs erfolgreich, wurden aber schnell von der uberlegenen britischen Marine gestellt und vernichtet.
- Bruno Weyer (Hrsg.):
Taschenbuch der Kriegsflotten 1922.
J. F. Lehmann-Verlag, Munchen, Neuauflage 1922.
- Hans H. Hildebrand, Albert Rohr, Hans-Otto Steinmetz:
Die deutschen Kriegsschiffe.
6 Bande. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 1983?1993.
- Mike J. Whitley:
Kreuzer im Zweiten Weltkrieg.
Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997,
ISBN 3-613-01842-X
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