Kazimierz Skar?y?ski
(geboren
15. Dezember
1887
in
Kroczewo
,
Powiat Pło?ski
,
Russisches Kaiserreich
; gestorben
10. Juni
1962
in
Calgary
,
Kanada
) war wahrend der
deutschen Besetzung Polens
Generalsekretar des
Polnischen Roten Kreuzes
und 1943 ein Zeuge der Exhumierungen im
Wald bei Katyn
.
Kazimierz Skar?y?ski stammte aus einer adligen Familie. Er besuchte das Jesuitengymnasium in
Wien
und studierte Politische Wissenschaften in
Paris
und Betriebswirtschaft in
Antwerpen
. Von 1913 bis 1919 arbeitete er fur ein franzosisches Unternehmen im
Kaukasus
. Nach dem Ersten Weltkrieg lebte er im wiedergegrundeten Polen. 1935 heiratete er Zofia Zamoyska, eine Tochter des polnischen Politikers
Maurycy Zamoyski
, sie hatten zwei Kinder, Marek (1937?1957) und Maria.
Nach dem deutschen
Uberfall auf Polen
trat Skar?y?ski im Januar 1940 in den Dienst des Polnischen Roten Kreuzes (PCK) und wurde dort Generalsekretar. Das PCK wurde neben der Sozialfursorge und der katholischen Kirche noch als polnische Organisation von der deutschen Besatzungsmacht geduldet. Am 9. April 1943 wurde der Prasident des PCK
Wacław Lachert
zur Verwaltung des
Generalgouvernements
in das
Palais Bruhl
einbestellt, wo die Deutschen erste Informationen uber das bei
Smolensk
entdeckte
Massengrab mit polnischen Offizieren
herausgaben und den Polen einen antisowjetischen Schulterschluss nahelegten. Die Kirche und das PCK wurden von der deutschen Besatzungsherrschaft aufgefordert, an einer offiziellen Delegation nach Katyn teilzunehmen, was diese verweigerten. Einige Kommunalbeamte Warschaus und einige Intellektuelle nahmen teil, der Schriftsteller
Ferdynand Goetel
berichtete anschließend inoffiziell am 12. Juli dem PCK. Trotz der Bedenken, propagandistisch vereinnahmt zu werden, entsandte das PCK unter Skar?y?skis Leitung eine ?technische Gruppe von Arzten und Gerichtsmedizinern ohne offiziellen Delegationscharakter“ nach Katyn. Skar?y?ski schrieb einen ersten Geheimbericht uber die Exhumierungen und die offenbaren Umstande des Massenmordes fur das
IKRK
in Genf und einen fur die
Exilregierung
in London, einen offiziellen Bericht und eine Stellungnahme, was die Deutschen fur Propagandazwecke erwarteten, verweigerte das PCK. Zuruck in Warschau organisierte Skar?y?ski vom 17. April 1943 an den Einsatz der Mitarbeiter der technischen Kommission des PCK, die die Identifizierung der Opfer leistete, bis diese Arbeiten nach drei Viertel der Falle wegen der Seuchengefahr am 7. Juni beendet werden mussten. Der Krakauer Gerichtsmediziner
Marian Wodzi?ski
schrieb den Abschlussbericht fur das Sekretariat des PCK, welches sich mit Skar?y?ski an der Spitze gegenuber den Deutschen weiterhin weigerte, in Polen ein antisowjetisches Katyn-Komitee zu grunden. So ließen die Besatzer uber die deutsche Administration des Generalgouvernements millionenfach Handzettel verteilen und lancierten in millionenfacher Auflage eine bebilderte Broschure eines
pseudonymen Autors
Andrzej Ciesielski
.
Nach Kriegsende erwarteten die
polnischen Kommunisten
von Skar?y?ski die personliche Erklarung, dass er der sowjetischen These uber die deutsche Urheberschaft des Massaker zustimme. Er entzog sich diesem Ansinnen, tauchte unter und verdiente seinen Lebensunterhalt als Kutschfahrer an der
Oberweichsel
. Im Fruhjahr 1946 musste er daher mit seiner Familie aus Polen fliehen. Durch die Tschechoslowakei und Bayern kam er nach London, wo er einen zweisprachigen Bericht fur das
Foreign Office
schrieb, der aber unter Verschluss blieb.
Skar?y?ski emigrierte nach Kanada und kehrte kein einziges Mal nach Polen zuruck. Skar?y?ski sagte 1952 als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss des
amerikanischen Kongresses
zu Katyn (
Madden-Kommission
) aus.
[1]
Seine Katyn-Berichte analysierte das
Foreign Office
in London, es kam aber zu keiner eindeutigen Bewertung, wie aus der vom Historiker
Rohan D’Olier Butler
verfassten
Denkschrift
uber die Haltung der britischen Regierung zur Causa Katyn (
Butler-Memorandum
) hervorgeht.
[2]
Sein Londoner Bericht aus dem Jahr 1946 wurde erst 1989 vom polnischen Historiker Włodzimierz Kowalski unter ?streng geheim“ im Archiv des britischen Außenministeriums entdeckt, dies war eines der Ereignisse, die dazu fuhrten, dass Russland seine Blockadehaltung bei der Aufklarung des Verbrechens lockerte.
[3]
2015 wurde Skar?y?ski postum mit dem Großkreuz des Ordens
Polonia Restituta
geehrt.
[4]
- Katy?
. International Polish Book Club, Editions Dembinski, Paris 1990.
- Katy?. Raport Polskiego Czerwonego Krzy?a
. Polish samizdat publication. Oficyna Wydawnicza ?Pokolenie“, Warszawa 1989.
- Wacław Lachert (Hrsg.):
Sprawozdanie poufne Polskiego Czerwonego Krzy?a. Raport z Katynia
. Zarz?d Głowny Polskiego Czerwonego Krzy?a, Warschau 1995.
- Thomas Urban
:
Katyn 1940. Geschichte eines Verbrechens
. C.H.Beck, Munchen 2015.
- Jolanta Adamska, Andrzej Przewo?nik:
Kazimierz Skar?y?ski (1887?1962). W imi? prawdy o zbrodni katy?skiej
. Archiwum Pa?stwowe w Warszawie i Naczelna Dyrekcja Archiwow Pa?stwowych, Warschau 2015,
ISBN 978-83-64806-48-3
[4]
- Eugenia Maresch:
Katyn 1940: The Documentary Evidence of the West's Betrayal
. History, Stroud 2010 (Enthalt ab S. 94 Skar?y?skis Bericht in der englischsprachigen Ubersetzung;
online
).
- Anna M. Cienciala
, Natalia S. Lebedeva, Wojciech Materski (Hrsg.):
Katy?. A crime without punishment
, Ubersetzung der Dokumente Marian Schwartz, Anna M. Cienciała, Maia A. Kipp. New Haven : Yale University Press, 2007
- ↑
United States. Congress. House. Select Committee to Conduct an Investigation and Study of the Facts, Evidence, and Circumstances on the Katyn Forest Massacre, The Katyn Forest Massacre:
Hearings before the Select Committee to Conduct an Investigation of the Facts, Evidence and Circumstances of the Katyn Forest Massacre, Eighty-second Congress, first[-second] session, on investigation of the murder of thousands of Polish officers in the Katyn Forest near Smolensk, Russia ..
. Washington : U.S. Govt. Print. Off., 1952
- ↑
The Butler Memorandum
S. 6, 14.
- ↑
Esther B. Fein:
Terrible Mystery of Katyn: Edging Toward the Truth
, in: NYT, 17. Juli 1989
- ↑
a
b
Meeting devoted to the book on the author of the first “Katy? Report” - Kazimierz Skar?y?ki
, bei rzad.gov.pl, 2. Oktober 2015