Karl II.
(*
13. Juni
823
in
Frankfurt
; †
6. Oktober
877
in
Avrieux
bei
Modane
), auch:
Karl der Kahle
(franzosisch: Charles II dit le Chauve), aus dem
Adelsgeschlecht
der
Karolinger
war von 843 bis 877
westfrankischer
Konig
und von 875 bis 877
Konig von Italien
und
Romischer Kaiser
.
Karl war der jungste Sohn
Ludwigs des Frommen
aus dessen zweiter Ehe mit
Judith
. Nach der von Karl veranlassten Hinrichtung des Grafen
Bernhard von Septimanien
im Jahr 844 kam jedoch die Vermutung auf, er sei wegen Ehebruchs mit Karls Mutter getotet worden. Vor allem Karls rivalisierende Bruder schurten das Gerucht, dass Karl moglicherweise gar nicht Ludwigs Sohn sei, sondern der Nachkomme von Bernhard aus dessen Beziehung zu Judith.
Seine seitens der Wissenschaft stets angenommene Erziehung durch
Walahfrid Strabo
, der im Jahr 829 nach Aachen an den Hof Ludwigs des Frommen berufen worden war, scheint durch die neuere Forschung widerlegt.
[1]
Sein Beiname
der Kahle
konnte darauf hindeuten, dass Karl vor dem
Reichstag in Worms 829
im Gegensatz zu seinen alteren Brudern bei der Aufteilung des Frankenreiches nicht berucksichtigt worden war, bis zu diesem Zeitpunkt also
kahl
im Sinne von
landlos/besitzlos
war.
Im Alter von sechs Jahren wurde Karl im August 829 zum
dux Alemanniae
ernannt. Bereits 838 wurde er zum Unterkonig von
Neustrien
(nordliches Frankreich) gekront. Nach dem Tod Kaiser Ludwigs 840 und dem gemeinsam mit
Ludwig dem Deutschen
errungenen Sieg uber den altesten Bruder
Lothar I.
in der
Schlacht von Fontenoy
841 fiel im
Vertrag von Verdun
843 das westliche Drittel des Reichs von den
Pyrenaen
bis zur
Schelde
an Karl. Wenig spater wurde ihm von seinen Getreuen der ihn in seiner Machtfulle stark einschrankende
Vertrag von Coulaines
(November 843) aufgezwungen. Dem dadurch konsolidierten
Westfrankenreich
fugte er 848 schließlich, nach der Absetzung seines Neffen
Pippin II.
, die direkte Herrschaft uber
Aquitanien
hinzu.
Er erließ 864 das
Edictum Pistense
, in dem erstmals in Europa gesetzlich festgeschrieben wurde, welche Eigenschaften Geldmunzen haben mussten, um als umlauffahiges Zahlungsmittel anerkannt zu werden.
[2]
Nach dem Tod
Lothars II.
869, des Herrschers im nordlichen Drittel des 855 von Lothar I.
geteilten
Mittelreiches
, versuchte er, dessen gesamtes Gebiet seinem Westreich anzuschließen, musste es jedoch 870 im
Vertrag von Meerssen
mit seinem Halbbruder
Ludwig dem Deutschen
teilen.
Das Westfrankenreich wurde in seiner Regierungszeit mehrmals von
Wikingerangriffen
heimgesucht. 845 erschien eine große Wikingerflotte vor Paris, angefuhrt von einem gewissen
Ragnar
; die Wikinger zogen erst nach der Zahlung eines hohen Geldbetrags wieder ab. Dem sollten noch weitere Belagerungen durch Wikinger in den Jahren 856, 865 und 866 folgen. Karl erwies sich als unfahig, eine effektive und nachhaltige Verteidigung zu organisieren, was wahrend der Zeit seiner Herrschaft mit zum Niedergang der politischen Macht des Konigtums und zum Erstarken des hohen Adels beitrug.
Nach dem Tode seines kinderlos gebliebenen Neffen
Ludwig II. von Italien
im Jahre 875 erbte er dessen italienisches Konigreich, zu dem seit dem Tode seines Neffen
Karl von der Provence
im Jahre 863 auch der Großteil
Burgunds
gehorte. Am 25. Dezember 875 wurde Karl in
Rom
zum
romischen Kaiser
gekront. Anfang 876 erfolgte im Beisein des Erzbischofs
Ansbert von Mailand
die Kronung zum Konig der Langobarden.
Karl selbst starb im Oktober 877 und wurde in
Nantua
bestattet, spater in die
Basilika Saint-Denis
umgebettet. Bei der
Plunderung der Konigsgraber von Saint-Denis
wahrend der
Franzosischen Revolution
wurde sein Grab am 18. Oktober 1793 geoffnet und geplundert, seine Uberreste wurden in einem Massengrab außerhalb der Kirche beerdigt.
Karls Erben waren im Westfrankenreich sein Sohn
Ludwig der Stammler
und in Italien sein ostfrankischer Neffe
Karlmann
, altester Sohn des ostfrankischen Konigs Ludwig des Deutschen; in Burgund begrundete 879
Boso von Vienne
das
Konigreich Niederburgund
.
Karl hat zweimal geheiratet:
Von Irmentrud hatte er neun Kinder:
- Judith
(* wohl 844; † nach 870), ? 1. Oktober 856
Æthelwulf
, Konig von
Wessex
, † 858; ? II 858 Konig
Aethelbald
, Konig von Wessex, † 860, ? III nach einer Entfuhrung 862 Ende 863 in
Auxerre
Balduin I.
,
Graf von Flandern
, † 879
- Ludwig II. der Stammler
(846?879), Konig 877
- Karl das Kind
(847/848?866), Konig (von
Aquitanien
) 855
- Karlmann
(† 876), 854
Tonsur
, 860 Abt von
St. Medard
in
Soissons
, 870 abgesetzt, 873
geblendet
, 874 Abt von
Echternach
- Lothar († 865 vor 25. Dezember), 861 Monch, spater Abt von
Saint-Germain d’Auxerre
- Ermentrud († nach 11. Juli 877), Abtissin von Hasnon
- Hildegard
- Gisela
- Rotrud († nach 889, wohl nach 3. Februar 912), vermutlich
Abtissin von Andlau
Von Richildis hatte er mindestens drei Kinder:
[3]
- Rothild (* wohl 871; † 928/929), ? um 890 Graf
Roger
von
Maine
(† 900)
- unsicher: Drogo (* 872/873; † 873/874)
- unsicher: Pippin (* 872/873; † 873/874)
- ein Kind (* 23. Marz 875; † bald nach der Geburt)
- Karl (* 10. Oktober 876; † vor 7. April 877)
- Egon Boshof
:
Karl der Kahle ? novus Karolus magnus?
In:
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Karl der Große und das Erbe der Kulturen.
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Digitalisat
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- Laurent Theis:
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- ↑
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- ↑
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- ↑
Nachkommen aus der Ehe mit Richildis nach
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Amalie Foßel
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ISBN 978-3-7917-2360-0
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S.
11?34, hier S. 24
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