Karl III. von Lothringen
(auch
der Große
genannt) (*
18. Februar
1543
in
Nancy
; †
14. Mai
1608
ebenda) war Herzog von
Lothringen
und
Mercœur
.
Karl wurde als erster Sohn von Herzog
Franz I.
und dessen Ehefrau, der
Prinzessin
Christina von Danemark
, geboren.
Am 12. Juni 1545 folgte er seinem verstorbenen Vater im Herzogsamt nach. Da er jedoch noch nicht volljahrig war, ubernahm seine Mutter die
Regentschaft
fur ihn. Karls Vormund wurde bis zu seiner Volljahrigkeit im Jahr 1559 sein Onkel Nicolas de Vaudemont.
Christina verfolgte ? bedingt durch ihre Verwandtschaft mit den
Habsburgern
? eine Spanien-freundliche Politik und konnte sich damit lange Zeit gegenuber dem franzosischen Konigshaus behaupten. Am 13. Marz 1552 aber ließ der franzosische
Konig
Heinrich II.
Lothringen und die
Trois-Eveches
, die Bistumer
Metz
,
Toul
und
Verdun
, besetzen. Anstelle Karls Mutter wurde
Nicolas de Lorraine-Mercœur
zum Regenten ernannt. Karl selbst, erst 9-jahrig, wurde nach Paris an den franzosischen Konigshof gebracht.
Dort heiratete er am 22. Januar 1559
Claudia von Valois
, Tochter Heinrichs II. Mit ihr hatte er neun Kinder:
Verbunden mit der Hochzeit war eine Ruckgabe der lothringischen Gebiete an Karl III., jedoch kehrte er erst im Oktober 1559
[1]
nach Nancy zuruck, um sein Herzogtum selbst zu regieren.
Obwohl am franzosischen Konigshof und damit zutiefst katholisch erzogen, ergriff Karl III. wahrend der
Religionskriege
in Frankreich lange Zeit keine Partei. Doch ab 1584 unterstutzte er die katholische Liga unter
Henri de Guise
, um seinen Schwager, Konig
Heinrich III.
, zu sturzen. Aus diesem Grunde verwusteten deutsche Protestanten auf ihrem Weg, die Truppen
Heinrichs IV.
zu unterstutzen, das Herzogtum, und Heinrich IV. selber erklarte Lothringen 1592 den Krieg.
Nachdem Heinrich IV. zum Katholizismus konvertiert war, schloss Karl III. 1594 Frieden mit dem franzosischen Konigshaus, der durch eine Heirat seines Sohnes Heinrich II. mit
Catherine de Bourbon
, einer Schwester Heinrichs IV., untermauert wurde.
Die Regentschaft Karls III. gilt in der Geschichte Lothringens als besonders fortschrittlich und wirtschaftlich erfolgreich. Neben territorialen Zugewinnen wie
Bitche
,
Phalsbourg
und
Marsal
, die er verbuchen konnte, reformierte er wahrend seiner Regierungszeit das Justiz- und Finanzwesen seines Herzogtums und unterstutzte die Wissenschaften (Grundung der
Universitat Pont-a-Mousson
) sowie die Kunst. Er fuhrte damit die bereits von seiner Mutter begonnene Innenpolitik weiter fort. Karl war auch den Wissenschaften gegenuber aufgeschlossen. So ließ er 1564 den Kartografen
Gerhard Mercator
eine
Wandkarte des Herzogtums
anfertigen, die dem Auftraggeber gewidmet war.
- Walter Mohr:
Die Geschichte des Herzogtums Lothringen
. Band IV. Verlag d. Akad. Buchhandlung Interbook, Trier 1986,
ISBN 3-88915-028-4
, S. 196?198, 201.
- ↑
Julia Cartwright:
Christina of Denmark. Duchess of Milan and Lorraine 1522?1590
. Reprint der Ausgabe von 1913. AMS Press, New York 1973, S. 462.