Karl-Josef Gilles

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Karl-Josef Gilles (geboren am 1. Mai 1950 in Zell an der Mosel ; gestorben am 12. Mai 2018 in Trier ) war ein deutscher Archaologe , Numismatiker und Kommunalpolitiker ( FDP ).

Jugend und Studium

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Karl-Josef Gilles wurde 1950 als Sohn eines Justizbeamten in Zell an der Mosel geboren. Er schloss seine Schulausbildung 1969 mit dem Abitur am Cochemer Gymnasium ab und leistete seinen Grundwehrdienst im Fernmelderegiment 920 in Kastellaun ab. Ab 1971 studierte an der Universitat Mainz und ab 1972 an der Universitat Frankfurt am Main Vor- und Fruhgeschichte , Alte Geschichte und Klassische Archaologie . Wahrend seines Studiums konnte er mit Unterstutzung des DAAD einen Studienaufenthalt an der Universitat Tel Aviv absolvieren und an den archaologischen Untersuchungen der Arabah-Expedition teilnehmen. Gilles wurde 1978 an der Universitat Frankfurt mit einer Dissertation uber die spatromischen Hohensiedlungen in Eifel und Hunsruck promoviert. [1]

Rheinisches Landesmuseum Trier

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Karl-Josef Gilles war von 1978 bis zu seinem Ruhestand 2015 Mitarbeiter des Rheinischen Landesmuseums Trier , zunachst als wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1986 wurde er Kustos und 1989 Oberkustos fur provinzialromische Archaologie und Archaologie des Fruhmittelalters . In dieser Eigenschaft war er als Grabungsleiter bei zahlreichen Ausgrabungen im Regierungsbezirk Trier im Einsatz. [1]

Einer seiner Arbeitsschwerpunkte als Archaologe war die Erforschung der Zeugnisse romischer Weinkultur des Mosellands . Er entdeckte zwolf antike romische Kelteranlagen , mit denen der Nachweis des romischen Weinbaus an der Mosel gefuhrt war. Deswegen wurde er in Kollegenkreisen und in der regionalen Presse auch als Kelterpapst bezeichnet. Daruber hinaus forschte und publizierte Gilles zur Regionalgeschichte und zur Numismatik der Stadt und des Erzbistums Trier . Eine Ausnahme in Archaologenkreisen stellte seine gute Vernetzung mit privaten Sammlern und Sondengangern dar. Die Zusammenarbeit war fur beide Seiten fruchtbar, und uber den 1993 von Amateuren gefundenen Trierer Goldmunzenschatz wurde Gilles noch in der Nacht nach dem Fund von einem der Finder informiert. [1] [2] [3]

Forschung und Lehre

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Seit 1987 war Gilles korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts . 1990 erhielt er einen Lehrauftrag der Universitat Trier in Alter Geschichte. Seine Lehrtatigkeit beendete er 1999 wegen des Eintritts in die Kommunalpolitik. Von 1993 bis 1997 war Gilles Sprecher der Arbeitsgemeinschaft ?Romische Archaologie“ der Deutschen Verbande fur Altertumsforschung . [1]

Im Rheinischen Landesmuseum Trier war Gilles seit 1992 Leiter des Munzkabinetts. Er verfasste eine Vielzahl von Publikationen zur Trierer Munzgeschichte und war seit 1993 maßgeblich an der wissenschaftlichen Bearbeitung des Trierer Goldmunzenschatzes beteiligt, die 2013 mit seiner Fundpublikation abgeschlossen wurde. Dass sich der Munzfund heute fast vollstandig im Rheinischen Landesmuseum Trier befindet, ist auch sein Verdienst. Gilles war ebenfalls seit 1992 Deputierter des Landes Rheinland-Pfalz in der Numismatischen Kommission der Lander in der Bundesrepublik Deutschland . [4] [2]

Gilles veroffentlichte alleine oder gemeinsam mit seinem Sohn Joachim mehrere Monografien zur Eisenbahngeschichte des Mosellands. Die Bande behandeln die Trierer Straßenbahnen, die Moselbahn und die Feldbahnen des Moseltals .

Karl-Josef Gilles gehorte von 2004 bis 2014 fur die Freie Demokratische Partei (FDP) dem Trierer Stadtrat an. Von 2010 bis 2014 war er Fraktionsvorsitzender. Seit 1999 bis zu seinem Tod war er Ortsvorsteher im Trierer Ortsbezirk Filsch . [4]

Karl-Josef Gilles verstarb am 12. Mai 2018 in Trier. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Trier-Filsch. [5]

Veroffentlichungen (Auswahl)

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  • Spatromische Hohensiedlungen in Eifel und Hunsruck (= Trierer Zeitschrift fur Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete. Beiheft 7). Rheinisches Landesmuseum Trier, Trier 1985, ISBN 3-923319-02-9 (zugleich Teildruck, Dissertation, Universitat Frankfurt am Main 1978/1979: Spatromische Hohensiedlungen in Eifel, Hunsruck, Pfalzer Bergland und Haardt. ).
  • Das Munzkabinett im Rheinischen Landesmuseum Trier. Ein Uberblick zur trierischen Munzgeschichte (= Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier. 13). Rheinisches Landesmuseum Trier, Trier 1996, ISBN 3-923319-36-3 .
  • Bacchus und Sucellus. 2000 Jahre romische Weinkultur an Mosel und Rhein. Rhein-Mosel-Verlag, Briedel 1999, ISBN 3-89801-000-7 .
  • mit Anderen: Die Geschichte von Filsch am Schellberg 973?2003 (= Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes. 39, ZDB -ID 629731-6 ). Heimat- und Kulturverein Trier-Filsch, Trier 2003.
  • mit Joachim Gilles: Die Trierer Straßenbahnen. Sutton, Erfurt 2006, ISBN 3-89702-944-8 .
  • mit Joachim Gilles: Die Moseltalbahn. Das ?Saufbahnchen“. Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-467-8 .
  • Personenschifffahrt im Moseltal 1830?1980. Sutton, Erfurt 2012, ISBN 978-3-954-00073-9 .
  • Der romische Goldmunzenschatz aus der Feldstraße in Trier (= Trierer Zeitschrift . Beiheft 34). Rheinisches Landesmuseum Trier, Trier 2013, ISBN 978-3-923319-82-4 .
  • Der Trierer Goldschatz. Der große Goldmunzenschatz und das Munzkabinett im Rheinischen Landesmuseum Trier (= Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier. 39). Theiss, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-0003-4 .
  • Die Moselbahn in der Nachkriegszeit. Sutton, Erfurt 2015, ISBN 978-3-95400-626-7 .
  • mit Joachim Gilles: Feldbahnen an Mosel und Saar. Einsatz zwischen Weinberg und Schieferbruch. Sutton, Erfurt 2018, ISBN 978-3-95400-917-6 .
  • Karl-Josef Gilles zum 65. Geburtstag (= Trierer Zeitschrift. Archaologie und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete. 77/78 (2014/2015)). Rheinisches Landesmuseum Trier, Trier 2015, ISBN 978-3-944371-03-0 (mit Bibliographie Karl-Josef Gilles).
  • Lothar Schwinden: In memoriam Dr. Karl-Josef Gilles (1950?2018). In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier Bd. 49, 2017, S. 140?142 ( Digitalisat ).
  • Jurgen Merten: Archaologie zwischen Hunsruck und Eifel. In memoriam Karl-Josef Gilles . In: Trierer Zeitschrift. Bd. 81, 2018, S. 339?342 ( Digitalisat ).
  • Lothar Schwinden: Dr. Karl-Josef Gilles (1950?2018). Ein Nachruf. In: Neues Trierisches Jahrbuch Bd. 58, 2018, S. 237?243.
  • Franz Piacenza: In memoriam Dr. phil. Karl Josef Gilles (1950?2018). In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell. Bd. 35, 2019, ISSN   0939-6179 , S. 8?9.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Ralf Fischer zu Cramburg: Die Numismatische Kommission trauert um Dr. Karl-Josef Gilles (1950?2018). Website der Numismatischen Kommission der Lander in der Bundesrepublik Deutschland, am 18. Juni 2018, abgerufen am 14. November 2019.
  2. a b Ursula Kampmann : Karl-Josef Gilles (1950?2018). Website der Munzenwoche, abgerufen am 14. November 2019.
  3. Ursula Kampmann: Ein Besuch im Munzkabinett des Rheinischen Landesmuseums Trier. Website der Munzenwoche, Erstveroffentlichung September 1998, abgerufen am 14. November 2019.
  4. a b Christiane Wolff: Ein leidenschaftlicher Kampfer: Karl-Josef Gilles stirbt mit 68 Jahren. Trierischer Volksfreund , vom 16. Mai 2018, abgerufen am 14. November 2019.
  5. Dr. Karl-Josef Gilles. Traueranzeige, Trierischer Volksfreund, vom 17. Mai 2018, abgerufen am 14. November 2019.