Kalkstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dachsteinkalk, eine Fazies der Nordlichen Kalkalpen
Kalkstein mit Einlagerung am kleinen Barmstein an der Grenze von Bayern zu Osterreich

Als Kalkstein werden Sedimentgesteine bezeichnet, die uberwiegend aus dem chemischen Stoff Calciumcarbonat (CaCO 3 ) in Form der Mineralien Calcit und Aragonit bestehen.

Kalkstein ist ein außerst variables Gestein; dies betrifft sowohl seine Entstehung als auch seine Eigenschaften, das Aussehen und die wirtschaftliche Verwendbarkeit. Es gibt daher innerhalb der Geologie eine eigene Fachrichtung, die Karbonatsedimentologie , die sich ausschließlich mit der Entstehung und den Eigenschaften der verschiedenen Kalksteintypen befasst. Die meisten Kalksteine sind biogener Herkunft (von Lebewesen gebildet), es gibt aber auch chemisch ausgefallte und klastische Kalksteine.

Kalksteine besitzen eine enorme wirtschaftliche Bedeutung als Rohstoff fur die Bauindustrie und als Naturwerkstein . Des Weiteren sind solche Lagerstatten Speichergestein fur Erdol und Erdgas.

Nicht zu den Kalksteinen im engeren Sinn werden Umwandlungsgesteine wie Marmor und magmatisches Gestein wie Calcitkarbonatit gezahlt, obwohl diese ebenfalls zum uberwiegenden Teil aus Calcit oder anderen Calciumcarbonaten bestehen.

Begriff [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Seven Sisters an der sudenglischen Kreidekuste

Der Begriff Kalkstein wird sowohl in der Umgangssprache als auch in der technischen und der wissenschaftlichen Fachsprache verwendet, aber mit unterschiedlichen Bedeutungen. Wahrend man in der Wissenschaftssprache den Begriff relativ umfassend verwendet und außer den stark verfestigten Kalksteinen auch relativ murbe Gesteine wie die Kreide den Kalksteinen zurechnet, ist der Begriff in der Baustoffindustrie eher auf stark verfestigte Kalke eingeschrankt. Weiterhin bezeichnet man im Steinmetz - und Steinbildhauerhandwerk und in der Naturwerksteinindustrie polierfahige Kalksteine oft als ?Marmor“, obwohl sie im geologischen Sinne keine Marmore sind. Marmor ist in den Geowissenschaften ein metamorphes Gestein .

Stinkkalk (Zechstein, Marsberg )

Zusammensetzung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kalkstein besteht uberwiegend aus den Mineralen Calcit und Aragonit , zwei Kristallisationsformen von Calciumcarbonat ( kohlensaures Calcium CaCO 3 ). In unterschiedlichen Anteilen konnen andere Minerale wie Tonminerale , Dolomit (CaMg(CO 3 ) 2 ), Quarz oder Gips beteiligt sein. Uberwiegt der Dolomitanteil, so spricht man von Dolomitstein . Besitzt der Kalkstein einen relativ hohen Anteil an Tonmineralen, so bezeichnet man ihn als Mergel . Kalkstein kann bis zu mehreren Prozent organische Substanz enthalten und wird bituminoser Kalk (bei Vorhandensein von Schwefelwasserstoff auch Stinkkalk) genannt.

Eigenschaften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kalkstein ist typisch hell, weiß bis ocker-farbig, je nach Gehalt an Mangan- , Eisenoxiden und anderen farbigen Mineralien. Mit Harte nach Mohs = 3 ist Kalkgestein relativ weich. Die Dichte von dichtem (= nicht porosem) Kalkstein ist 2,6 ? 2,9 kg/dm 3 . [1]

Entstehung von Kalkstein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kalksteine konnen innerhalb der Sedimentgesteine mehreren Typen angehoren. Kalkstein erodiert, wird abgetragen, transportiert und an anderer Stelle als klastisches Sediment wieder abgelagert. Kalkstein kann ebenso auch durch chemische Prozesse (die wiederum von Lebewesen beeinflusst werden konnen) aus dem Wasser ausgefallt werden.

Der uberwiegende Teil der Kalksteine ist aber biogenen Ursprungs, das heißt, er wurde von Lebewesen gebildet und abgelagert.

Biogener Kalkstein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kalkstein aus dem Devon

Bei biogener Herkunft wird Kalkstein meistens von Mikroorganismen oder Steinkorallen abgelagert. Untergeordnet findet man auch Kalksteine, die zum uberwiegenden Teil aus Schnecken , Muscheln oder Schwammen bestehen. In jedem Fall besteht das Gestein aus Calciumcarbonat , welches Bestandteil der Lebewesen war und zum Aufbau von Außen - oder Innenskeletten abgeschieden wurde.

Von Mikroorganismen abgelagerter Kalkstein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Von Mikroorganismen abgelagerte Kalksteine ? auch die Kreide zahlt dazu ? sind fur gewohnlich feine, mikrokristalline Sedimentgesteine, die durch Ablagerung von Schalen fossiler Kleinstlebewesen, vor allem Coccolithen der Coccolithophoriden und Schalen der Foraminiferen , entstanden sind. Auch kalkabscheidende Algen und Bakterien ( Stromatolithen ) konnen gesteinsbildend sein. Aufgrund ihrer oft massigen Struktur werden sie auch als Massenkalke bezeichnet. Man findet im Gestein aber auch unmittelbar aus dem Meerwasser ausgefallten Calcit . Mehr oder weniger haufig und oft an eng begrenzte Lagen gebunden, finden sich mit bloßem Auge erkennbare Makrofossilien, die damit Ubergangsstufen zu den Fossilkalken anzeigen.

Das Gestein entsteht, wenn nach dem Tod der Lebewesen die Schalen zu Boden sinken und zunachst sogenannte Kalkschlamme bilden. Kalkschlamme konnen sich im offenen Ozean jedoch nur bis zu einer bestimmten Tiefe bilden. Unterhalb der sogenannten Carbonatkompensationslinie wird aufgrund des Wasserdruckes das Calciumcarbonat vollstandig gelost, so dass die Sedimente unterhalb dieser Linie stets carbonatfrei sind. Die Tiefe der Carbonatkompensationslinie schwankt; sie liegt in den Tropen zwischen 4500 und 5000 Meter Wassertiefe.

Durch die Diagenese der Schlamme entsteht fester Kalkstein. Wahrend der Verfestigung bilden sich neue Calcitkristalle. Dabei wird der großte Teil des ursprunglich vorhandenen Aragonits in Calcit umgewandelt. So konnen Hohlraume mit spater (sekundar) gebildeten Kristallen ausgefullt oder durch starke Umkristallisierung die bestehenden Sedimentstrukturen mehr oder weniger vollstandig verwischt werden.

Fossilkalke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Adneter Marmor , Riffkalk mit Korallenstock, Osterreich

Fossilkalke sind Gesteine oder Lagen innerhalb von sonst massigen Kalksteinen, die zum uberwiegenden Teil aus mit bloßem Auge sichtbaren Fossilien bestehen. Weltweit am haufigsten sind Korallenkalke , da durch das Wachstum an Korallenriffen bedeutende Gesteinsmachtigkeiten entstehen konnen. Andere, haufig zu findende Fossilkalke benennt man nach den uberwiegenden Gesteinsbildnern Molluskenkalk , Foraminiferenkalk (auch Nummulitenkalk ), Brachiopodenkalk , Bryozoenkalk , Goniatitenkalk , Crinoidenkalk und anderen. Nulliporenkalk entsteht durch kalkabscheidende, mehrzellige Algen. Gestein aus Muschelschalen bezeichnet man als Muschelkalk oder, wenn die Struktur sehr deutlich sichtbar ist, als Muschelschill .

Bei den im Kalkstein erhaltenen Fossilien wird zwischen Lebensgemeinschaften und Grabgemeinschaften unterschieden. Lebensgemeinschaften reprasentieren die an Ort und Stelle vorkommenden Organismen und werden unmittelbar nach ihrem Tod in das Sediment eingebettet oder sind als bodenbewohnende Lebewesen bereits eingebettet. Grabgemeinschaften werden durch Stromungen und andere Transportmechanismen verfrachtet und an bestimmten Stellen (z. B. im Stromschatten) wieder abgelagert. Die darin enthaltenen Lebewesen stammen oft nicht aus einem gemeinsamen Biotop .

Wahrend Korallen- und andere Riffkalke recht festen Kalkstein bilden, durchlaufen die anderen Fossilkalke zunachst eine diagenetische Verfestigung ahnlich den oben erlauterten Massenkalken. Durch nachtragliche Umkristallisierungen konnen sich alle Fossilkalke, auch die Riffkalke, deutlich verandern.

Chemisch und biogen ausgefallter Kalkstein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kalksinterablagerung aus einem romischen Aquadukt; gut erkennbar ist die unterschiedlich starke, aber dichte Sinterschichtung (Durchschnitt 1 mm/Jahr).

Naturlich vorkommendes Meer- und Sußwasser enthalt immer in mehr oder weniger großen Mengen Calciumhydrogencarbonat , das mit Calciumcarbonat, Kohlendioxid und Wasser in einem chemischen Gleichgewicht steht. Gelangt weiteres Calciumcarbonat in das Wasser (aber nicht mehr Kohlendioxid, das Voraussetzung zur Entstehung des -hydrogencarbonats ist), so wird weiteres Calciumcarbonat zugefuhrt, etwa durch kalkhaltiges Flusswasser aus Karstgebieten , und durch Verdunstung aufkonzentriert, fallt das Calciumcarbonat aus. Damit konnen Kalksteine Bestandteil von Evaporitserien sein.

Innerhalb der Eindampfungsfolge wird Kalkstein wegen der vergleichsweise geringen Loslichkeit des Calciumcarbonats als erstes abgeschieden und tritt an der Basis der Gesteinsserie auf. Im Weiteren folgen meist Gips und die leicht loslichen Salzgesteine wie Steinsalz . Im Meer konnen Calcitkristalle nur in den obersten 200 m abgeschieden werden, da in großeren Tiefen durch den zunehmenden Wasserdruck die Loslichkeit fur Kohlendioxid zunimmt und sich das chemische Gleichgewicht hin zum gut loslichen Calciumhydrogencarbonat verschiebt. Calcit-Kristalle konnen aber bis zur Carbonatkompensationslinie absinken.

Der Fallung des Calciumcarbonats kann ohne Beteiligung von Lebewesen ablaufen, wird aber meist durch die Aktivitat von Lebewesen wie Algen und im Sußwasser auch Moosen unterstutzt. Die Photosynthese der Pflanzen verbraucht das Kohlendioxid im Wasser, wodurch sich das chemische Gleichgewicht zum Calciumcarbonat verschiebt, das als Calcit aus der Losung ausfallt.

Die Fallung des Calcits geschieht sowohl innerhalb der Wassersaule als auch am Grunde von Gewassern direkt auf den Untergrund. Im ersten Fall bilden sich im Wasserkorper mikroskopisch kleine Kristalle, die zu Boden sinken und Kalkschlamme bilden. Ihre Diagenese fuhrt zu einem festen Kalkstein. Im zweiten Fall wachsen die Calcitkristalle direkt auf andere Kristalle am Gewassergrund auf, so dass die Gesteinsbildung auch in Fließgewassern moglich ist. Dieser Mechanismus ist fur die Entstehung von Travertin und Kalktuff notwendig.

Zu den chemisch ausgefallten Kalksteinen zahlen auch die kalkigen Oolithe , bei denen die Carbonatabscheidung konzentrisch um Kristallisationskeime herum erfolgte.

Klastische Kalksteine [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nahaufnahme von Mares , ein Kalkarenit von der Insel Mallorca

Klastische Sedimentgesteine konnen unter bestimmten Bedingungen fast vollstandig aus Calciumcarbonat bestehen und werden dann als Kalkstein bezeichnet. Jedoch gehoren sie eine der Kategorien der klastischen Sedimente. Aufgrund der geringen mechanischen und chemischen Widerstandigkeit der Korner werden sie meist nur uber kurze Entfernungen transportiert. Oft verbleiben nur die groberen Sedimentpartikel.

Am weitesten verbreitet sind sogenannte Riffhangbrekzien, bei denen sich am Fuße eines Korallenriffes abgebrochenes, meist eckiges Riffmaterial ansammelt. Petrographisch handelt es sich dabei eher um eine Brekzie als um einen Kalkstein. Ein besonderer Fall ist der Kalkarenit , in dem fossile Bruchstucke mit Bruchstucken anderer Kalkgesteine vermischt sind, die in marinen Flachwasserzonen entstanden. In manchen Fallen bindet eine noch feinkornigere mikritische Masse die kleinen Klasten .

Einteilung der klastischen Kalksteine (nach der durchschnittlichen Korngroße):

Aussehen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Dichter roter Kalkstein

Kalksteine besitzen in den meisten Fallen eine helle, graue bis graugelbe Farbe. Durch Beimengungen anderer Minerale wie Eisenverbindungen kommen aber auch kraftigere, vor allem rotliche Farbtone vor. Bituminose Kalksteine konnen dunkelgrau bis schwarz gefarbt sein. Chemisch ausgefallte Kalksteine oder von Mikroorganismen abgelagerte Kalksteine sind fur gewohnlich feinkornig und dicht. Je nach Entstehungsbedingungen findet man dort mehr oder weniger haufig Fossilien. Fossilkalke besitzen hingegen zahlreiche gut erkennbare Fossilien. Diese Kalke enthalten oft Poren und andere Hohlraume. Große Hohlraume sind in Sußwasserkalken , Travertin oder Kalktuff enthalten.

Verkarsteter Dachsteinkalk , Kehlstein (Berchtesgaden)

Identifikation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Natur wird Kalkstein mit 10%iger Salzsaure nachgewiesen. Braust diese auf, so ist es Kalkstein. Dolomit braust dagegen nur wenn die Salzsaure erhitzt wird.

In der Praxis wird Kalkstein mittels 10%iger Salzsaure im sogenannten Carbonattest (Kalktest) nachgewiesen. Wird auf einen Kalkstein ein Tropfen Salzsaure gegeben, so braust dieser stark auf, da Kohlendioxid freigesetzt wird. Bei Dolomit verlauft derselbe Test ohne Aufbrausen. Eine Blaschenbildung wird bei Dolomit nur mit der Lupe sichtbar. Wird erhitzte Salzsaure auf Dolomit gegeben, braust dieser ebenfalls. Hiermit kann Kalkstein und Dolomit mit einfacher Methode unterschieden werden und Kalkstein eindeutig bestimmt. Der gesamte Calciumcarbonatgehalt eines Sedimentgesteins (oder auch kalkhaltigen Bodens) kann im Labor mit der ?Carbonatbestimmung nach Scheibler“ mit spezieller Apparatur bestimmt werden.

Verwitterung des Kalksteins [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Karst und Sußwasserkalke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wegen der vergleichsweise guten Loslichkeit des Carbonats ist Kalkstein ein fur die chemische Verwitterung anfalliges Gestein und bildet spezielle Losungsformen. Spater kann das geloste Carbonat wieder ausgefallt werden und Gesteine wie Kalktuff, Kalksinter und Travertin bilden. Beides Prozesse werden unter der Bezeichnung Verkarstung zusammengefasst. Durch Verkarstung gepragte Landschaftsformen werden als Karst bezeichnet. Rendzina -Boden bilden sich uber verwitterndem Kalkstein und sind fur Karstgebiete typisch.

In Karstgebieten bilden sich Hohlen, wenn Sickerwasser den Kalkgestein im Untergrund auflost. Im Zusammenspiel verschiedener Faktoren bilden sich Tropfsteine als Kalksinter .

Physische Verwitterung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Frostverwitterung von Kalkstein. Oberkreidezeitliche Decke des Hochkarstes im Orjen

Kalkstein verwittert leicht unter subarktischen und arktischen Klimaten sowie im Hochgebirge durch Frostsprengung und bildet dann kataklastische Brekzien . Der sprode Stein ist bei Wechselfrosten sowie hoher Feuchtigkeit anfallig. Er verwittert zu periglazialen Lagen, wie sie rezent in den Kalkhochgebirgen sowie seltener in den arktischen Breiten flachig gefunden werden. Periglazialer Kalkfrostschutt sammelt sich an Nordhangen oder in beschatteten Mulden; er ist kantig und zeigt klimabedingt kaum Zeichen chemischer Verwitterung. Die sukzessive Besiedlung durch Pflanzen fuhrt in den Alpen uber die Flora der Kalkschutt- oder Kalkschneetalchen und Spalierstrauchern zu Bergkiefergebuschen.

Verwendung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kalkstein als Baumaterial
Kalksteinbruch auf Sardinien
Bucht von Gislov mit den dortigen Kalksteinfelsen, die erkennbar als Steinbruch fur Muhlsteine genutzt wurden

Je nach ihren Eigenschaften sind Kalksteine außerst vielseitig verwendbar. Auch dichte Kalksteine sind meist leicht zu bearbeiten und werden als Naturwerksteine verwendet.

Fur die Baustoffindustrie ist Kalkstein einer der wichtigsten Rohstoffe. Dafur wird er in Kalkwerken aufbereitet und zu Branntkalk umgesetzt. Je nach Lagerstatte hat der Kalkstein beim Brennen ein unterschiedliches Verhalten hinsichtlich der Kinetik, des Energieverbrauchs und der entstehenden Branntkalkqualitat. [2] Er wird gemahlen und mit tonigen Materialien vermischt zu Zement gebrannt, welcher das Bindemittel fur die Herstellung von Beton (Gemisch aus Zement, Wasser und Zuschlagstoffen wie Sand und Kies) ist. Kalkstein wird in der Glasindustrie verwendet, da es Calcium in die Glasschmelze einbringt.

Als Carbonat dient Kalkstein der Rauchgasentschwefelung . Fein gemahlener Kalkstein wird in der Land- und Wasserwirtschaft gegen die Versauerung von Boden und Gewasser benutzt. Die Calciumverbindung findet als Zuschlag in der Glasindustrie und zur Schlackebildung in der Huttenindustrie Verwendung. Auf Grund seiner Zusammensetzung wird Kalkstein auch als Dungemittel eingesetzt.

Sehr reine Kalksteine ( Weißkalk ) sind Rohstoff fur die chemische Industrie oder werden zu Terrazzo weiterverarbeitet (Ulmer Weißkalk).

Porose Kalksteine, vor allem die Fossilkalke, sind eines der wichtigsten Speichergesteine fur Erdol und Erdgas . Die reichsten Erdollagerstatten der Erde auf der Arabischen Halbinsel befinden sich in Riffkalken, die im Jura und in der Kreidezeit entstanden sind. Deshalb dient Kalkstein als Indikator bei der Prospektion von Lagerstatten.

Kalksteine geringerer Qualitat, die normalerweise als Abfallprodukte betrachtet wurden, wurden in den letzten Jahren verstarkt zur Herstellung von Steinpapier eingesetzt. [3]

Vorkommen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Allgemein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ansicht der Gipfelpyramide des Mount Everest (zirka obere 1500 Hohenmeter) von Westen, mit dem deutlich sichtbaren Gelben Band im oberen Teil. Darunter die dunklen Schiefer der North-Col-Formation. Oberhalb des Gelben Bandes, in relativ hellem Grau, der Kalkstein der Qomolangma-Formation.

Kalksteine sind auf den Kontinenten und Schelfen sehr weit verbreitete Gesteine. Nach Angaben von Paul Williams und Derek Ford bedecken Karbonatsteine 10?15 % der nicht vereisten Landflache. [4] Man findet sie sowohl auf relativ alten geologischen Tafeln als auch in geologisch jungen Gebirgen . Innerhalb der sehr alten Schilde und den tiefen Meeresbecken treten sie jedoch zuruck. Der allergroßte Teil der Kalksteine wurde ursprunglich im (Flach-)Meer gebildet und durch tektonische Prozesse uber den Meeresspiegel gehoben. Terrestrische (auf dem Festland gebildete) Kalksteine benotigen fast immer altere Kalksteinvorkommen in der Nahe, die als Liefergebiet des Calciums notwendig sind. Zum Beispiel sind die Kalktuffvorkommen in Thuringen immer an das Vorhandensein der Kalksteine aus dem Muschelkalk gekoppelt.

Besonders verbreitet sind Kalksteine in der nordlichen Hemisphare. Die alten Gondwana-Kontinente sind durch relativ kleine Vorkommen besetzt, außer an ihren Randern mit flachig jungeren kreidezeitlichen Kalkserien wie den Nullarbor Plain in Australien. Karbonate finden sich in allen Breitengraden sowie in allen Hohen der Erdoberflache, vom nordlichen Sibirien und dem arktischen Kanadischen Schild bis zum Mount Everest sowie Florida oder Papua-Neuguinea. So ist auch der Gipfel des Mount Everest uberwiegend aus Kalkstein aufgebaut. [5]

Europa [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Karren im Burren , großflachige Karstlandschaft in Irland
Die machtigste Kalkserie Europas ist in der Dinarischen Karbonatplattform ausgebildet. Oberkreidezeitliche gebankte Kalke im Orjen.

Große Kalksteinvorkommen befinden sich in Mitteleuropa im mittleren und sudlichen Teil Deutschlands (dort vor allem Kalksteine aus dem Muschelkalk und dem oberen Jura), im Schweizer und Franzosischen Jura sowie in den nordlichen und sudlichen Alpen . Weiterhin sind Kalksteine auch als eiszeitliches Geschiebe in Norddeutschland haufig zu finden. Die Kalksteingeschiebe stammen dabei meist aus Sud- und Mittelschweden sowie aus dem mittleren und nordlichen Ostseebecken.

Großlandschaften, die ganz uberwiegend von Kalkstein gepragt werden, sind zum Beispiel die Schwabische und die Frankische Alb sowie die nordlichen Kalkalpen oder die Kuste Dalmatiens . Das in Deutschland bekannteste Abbaugebiet befindet sich im Altmuhltal mit dem Solnhofener Plattenkalk und dem Jurakalkstein .

Bedeutende Travertinvorkommen befinden sich in Deutschland in Stuttgart-Bad Cannstatt und im Thuringer Becken (z. B. Weimar-Ehringsdorf).

Kreide tritt an zahlreichen Standorten entlang des europaischen Kreidegurtels zutage. Der Gurtel reicht von Großbritannien uber Frankreich bis in die mittlere Ostsee und wird stellenweise auch abgebaut.

Mindestens seit der romischen Antike wird Kalkstein abgebaut, wie auf der Insel Bra? (Baumaterial des Diokletianspalastes in Split ). Zu einer der altesten Abbaustatten fur Kalkstein in Deutschland zahlt der historische Kalksteinbruch Rudersdorf in Brandenburg , der auf die Arbeit der Zisterzienser im 13. Jahrhundert zuruckgeht.

Agypten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Alten Agypten fand Kalkstein seit der ersten Dynastie als Baumaterial fur die Graber Mastaba und in der dritten bis sechsten Dynastie fur die Pyramiden Verwendung. Dabei wurde der weniger gute, meist porose Kalkstein fur Fundamente und Kernbauten, der meist weiße, feine Kalkstein von ostlichen Nilufer aus Mokkatam und Tura fur Außenverkleidungen verwendet. [6] Eine ausfuhrliche Bestimmung der altagyptischen Kalksteinbruche wurde von Dietrich Klemm und Rosemarie Klemm vorgenommen. [7]

Sonderformen des Kalksteines [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sinterterrassen in Pamukkale, Turkei
Banke des miozanen Kalksteins Mares an der Kuste der Halbinsel Punta de n’Amer auf Mallorca

Besondere Varietaten:

Sußwasserkalke:

Abbau [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kalkstein wird weltweit in großem Maßstab abgebaut, im Jahr 2020 entsprach das einer Menge von 427 Millionen Tonnen. Mit Abstand großter Produzent ist dabei die Volksrepublik China , deren Anteil im Jahr 2020 fast 72 % entsprach. Die vorhandenen Reserven an Kalkstein werden als sehr groß beschrieben. Eine Knappheit ist nicht zu befurchten. Einen Uberblick uber die Verteilung des weltweiten Abbaus gibt folgende Tabelle: [8]

Fordermengen und Reserven
Land Fordermenge (in t)
2019 [9] 2020 [8]
Australien   Australien 1.980.000 1.980.000
Belgien   Belgien 1.560.000 1.500.000
Brasilien   Brasilien 8.100.000 8.000.000
Bulgarien   Bulgarien 1.460.000 1.280.000
China Volksrepublik   Volksrepublik China 310.000.000 310.000.000
Deutschland   Deutschland 7.100.000 7.100.000
Frankreich   Frankreich 2.600.000 2.600.000
Vereinigtes Konigreich   Vereinigtes Konigreich 1.500.000 1.500.000
Indien   Indien 16.000.000 15.000.000
Iran   Iran 3.450.000 3.600.000
Italien   Italien 3.500.000 3.400.000
Japan   Japan (Nur Branntkalk ) 7.320.000 5.820.000
Kanada   Kanada 1.710.000 2.060.000
Malaysia   Malaysia 1.600.000 1.480.000
Polen   Polen (geloschter und Branntkalk) 2.700.000 1.680.000
Rumanien   Rumanien 1.960.000 1.280.000
Russland Russland (Baukalk und industriell) 11.000.000 11.400.000
Slowenien   Slowenien 1.190.000 1.200.000
Spanien   Spanien 1.800.000 1.700.000
Sudafrika   Sudafrika 1.300.000 1.200.000
Korea Sud   Sudkorea 5.200.000 5.100.000
Turkei   Turkei 4.600.000 4.700.000
Ukraine Ukraine 2.250.000 2.340.000
Vereinigte Staaten   Vereinigte Staaten 16.900.000 15.800.000
Vereinte Nationen Vereinte Nationen Andere Lander 15.500.000 15.000.000
Summe (gerundet) 432.000.000 427.000.000

Natursteinsorten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Walter Maresch, Olaf Medenbach: Gesteine. (= Steinbachs Naturfuhrer. ). Mosaik, Munchen 1996, ISBN 3-576-10699-5 .
  • Rosemarie Klemm, Dietrich Klemm: Steine und Steinbruche im Alten Agypten. Springer, Berlin 1993, ISBN 3-540-54685-5 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Kalkstein  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kalkstein  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Kalkstein Mineralien-Steckbrief steine-und-minerale.de, abgerufen am 10. Oktober 2018.
  2. Hartmut Kainer: Kopplung von Warme- und Stoffaustausch mit chemischer Kinetik bei der Zersetzung von naturlichen Karbonaten. Dissertation. TU Clausthal, Dezember 1982.
  3. Das Papier, das richtig rockt. auf: taz.de , abgerufen am 7. Juli 2014.
  4. Paul W. Williams, Derek C. Ford: Global distriguion of carbonate rocks. In: Karl-Heinz Pfeffer (Hrsg.): Karst Sheets 18?21. International Atlas of Karst Phenomena (= Zeitschrift fur Geomorphologie. Supplementband 147). Gebruder Borntrager, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-443-21147-X , S. 1?2.
  5. Paul W. Williams, Derek C. Ford: Global distriguion of carbonate rocks. In: Karl-Heinz Pfeffer (Hrsg.): Karst Sheets 18?21. International Atlas of Karst Phenomena (= Zeitschrift fur Geomorphologie. Supplementband 147). Gebruder Borntrager, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-443-21147-X , S. 1?2, hier S. 2.
  6. Dieter Arnold : Lexikon der agyptischen Baukunst. Artemis & Winkler, Munchen 1997, ISBN 3-7608-1099-3 , S. 119.
  7. Rosemarie Klemm, Dietrich D. Klemm: Steine und Steinbruche im Alten Agypten. Springer, Berlin 1993, ISBN 3-540-54685-5 , S. 29?198.
  8. a b U.S. Geological Survey, Mineral Commodity Summaries 2022: LIME .
  9. U.S. Geological Survey, Mineral Commodity Summaries 2021: LIME .