Das
Kalevala
[
?k?l???l?
] ist ein von
Elias Lonnrot
im 19. Jahrhundert auf der Grundlage von mundlich uberlieferter
finnischer Mythologie
zusammengestelltes
Epos
. Es gilt als finnisches
Nationalepos
und zahlt so zu den wichtigsten
literarischen Werken
in
finnischer Sprache
. Das Kalevala trug maßgeblich zur Entwicklung des finnischen
Nationalbewusstseins
bei und hat auch uber
Finnland
hinaus Wirkung entfaltet. Die erste Fassung des Werkes erschien im Jahr 1835. Der Titel ist abgeleitet von
Kaleva
, dem Namen des Urvaters des besungenen Helden, und bedeutet so viel wie ?das Land Kalevas“. Der Standardtext des Kalevala besteht aus 22.795 Versen, die in funfzig Gesangen vorgestellt werden.
Das Kalevala ist eine Zusammenstellung verschiedener Uberlieferungen und gibt ein breites Spektrum von Heldensagen und
Mythen
wieder. Der hauptsachliche Erzahlstrang handelt zunachst vom Werben um die Tochter von
Louhi
, der Herrscherin des Nordlandes
(
Pohjola
)
, und ist eingebettet in einen Konflikt zwischen dem Volk von Kalevala und dem von Pohjola um den
Sampo
, einen mythischen Gegenstand, der seinem Besitzer Wohlstand zu verschaffen verspricht. Pohjola kann mit Teilen von
Lappland
identifiziert werden. Fur den Sampo, ein magisches Gerat, das Gold, Getreide und Salz herstellt, sind unterschiedliche Interpretationen vorgeschlagen worden. Daneben gibt es mehrere weitere Handlungsstrange, zum Beispiel die Sage von
Kullervo
, der unwissend seine eigene Schwester verfuhrt, oder die
christliche
Legende von Marjatta, also der
Jungfrau Maria
. Zu den Uberlieferungen im Kalevala gehoren auch ein Mythos zur
Schopfung
der Erde und weitere andere Entstehungsmythen, so der des Eisens.
Der wichtigste Protagonist des Kalevala ist der alte und weise Sanger
Vainamoinen
. In ihm verbinden sich die Zuge eines Sagenhelden, eines
Schamanen
und einer mythischen Gottheit. Andere zentrale Figuren sind der Schmied
Ilmarinen
und der streitbare Frauenheld
Lemminkainen
.
Manche Inhalte des Kalevala weisen Parallelen zu Mythen aus anderen Kulturraumen auf. So erinnert Kullervo an den
griechischen
Odipus
-Mythos. Die Geschichte des von seiner Mutter aus dem Fluss des Todes zuruck ins Leben erweckten Lemminkainen zeigt starke Parallelen zum
agyptischen
Osiris
-Mythos. Das Kalevala unterscheidet sich von anderen
Sagenzyklen
durch seine auf das einfache Volk gerichtete Perspektive. Auch zeichnen sich die Helden des Kalevala weniger durch kriegerisches Geschick als durch Wissen und Sangeskunst aus.
1. bis 2. Gesang: Das Kalevala beginnt mit den Anfangsworten des Dichters. Es folgt ein
Schopfungsmythos
, in dem geschildert wird, wie die Welt aus dem Ei einer
Tauchente
entsteht, nachdem
Ilmatar
dieses zerbricht. Außerdem gebiert Ilmatar
Vainamoinen
.
3. bis 5. Gesang: Um sein Leben nach einem verlorenen Sangeswettkampf zu retten, verspricht
Joukahainen
Vainamoinen seine Schwester
Aino
als Frau. Aino, die sich von dem alten Mann abgestoßen fuhlt, wehrt Vainamoinens Annaherungsversuche ab und ertrankt sich.
6. bis 10. Gesang: Vainamoinen reist ins Nordland
(
Pohjola
)
, mit der Absicht, um die Nordlandstochter zu werben. Unterwegs erschießt Joukahainen aus Rache Vainamoinens Pferd und dieser sturzt ins Meer. Dort rettet ihn ein Adler und tragt ihn ins Nordland. Um nach Hause zu kommen, verspricht Vainamoinen
Louhi
, der Herrscherin des Nordlandes, der Schmied
Ilmarinen
werde ihr den
Sampo
schmieden. Als Belohnung wird dem Schmied die Nordlandstochter versprochen. Nach seiner Heimkehr zaubert Vainamoinen Ilmarinen ins Nordland, wo er den Sampo schmiedet, aber er muss ohne die versprochene Braut zuruckkehren.
11. bis 15. Gesang:
Lemminkainen
raubt
Kyllikki
von ?der Insel“
(Saari)
als seine Braut. Er verlasst Kyllikki, reist ins Nordland und bittet Louhi um die Hand ihrer Tochter, worauf diese ihm drei Aufgaben auftragt. Nachdem er den Elch von Hiisi erlegt und den Hengst von Hiisi aufgezaumt hat, soll er den Schwan auf dem Fluss des Totenreichs
Tuonela
erschießen. Am Fluss totet ihn ein Hirte und wirft den zerstuckelten Leichnam in den Fluss. Lemminkainens Mutter erfahrt durch ein Zeichen vom Tod ihres Sohnes, fischt die Stucke seines Korpers mit einer Harke aus dem Fluss und erweckt ihn wieder zum Leben.
16. bis 25. Gesang: Vainamoinen beginnt mit dem Bau eines Bootes, um ins Nordland zu segeln und erneut die Nordlandstochter zu freien. Auf der Suche nach den dafur erforderlichen Zauberspruchen besucht er erfolglos das Totenreich und erfahrt sie schließlich im Bauch des toten Riesen und Zauberers Antero Vipunen. Ilmarinen erfahrt durch seine Schwester Annikki von Vainamoinens Planen und reist ebenfalls ins Nordland. Die Nordlandtochter wahlt Ilmarinen. Ilmarinen besteht mit ihrer Hilfe die ihm gestellten ubernaturlichen Aufgaben: er pflugt den Schlangenacker, fangt den Baren von Tuoni, den Wolf von Manala und den großen Hecht im Fluss des Totenreiches. Ilmarinen heiratet die Nordlandtochter.
26. bis 30. Gesang: Lemminkainen ist erbost daruber, dass er nicht auf die Hochzeit eingeladen wurde, und reist ins Nordland, wo er den Herrn des Nordlandes totet. Er muss fliehen und versteckt sich auf der Insel, wo er sich mit den Frauen vergnugt, bis die eifersuchtigen Manner ihn vertreiben. Bei seiner Heimkehr findet er sein Haus niedergebrannt vor. Er begibt sich auf einen Rachezug ins Nordland, muss aber unverrichteter Dinge nach Hause zuruckkehren.
31. bis 36. Gesang: Untamo besiegt nach einem Streit seinen Bruder Kalervo und totet dessen ganzes Geschlecht außer einer schwangeren Frau, die
Kullervo
gebiert. Untamo verkauft Kullervo als Sklaven an Ilmarinen. Ilmarinens Frau lasst ihn als Hirten arbeiten und behandelt ihn schlecht. Aus Rache treibt Kullervo die Kuhe in den Sumpf und stattdessen eine Herde Raubtiere nach Hause. Ilmarinens Frau wird von den wilden Tieren getotet. Kullervo flieht aus dem Haus des Ilmarinen und findet seine totgeglaubten Eltern. Ohne sie zu erkennen, verfuhrt er unwissentlich seine Schwester. Als sie das erfahrt, ertrankt sich die Schwester in einer Stromschnelle. Kullervo zieht zum Haus des Untamo, um Rache zu nehmen. Er totet dort alle und kehrt nach Hause zuruck, wo keiner mehr am Leben ist. Kullervo begeht Suizid, indem er sich in sein Schwert sturzt.
37. bis 38. Gesang:
Ilmarinen
trauert um seine tote Frau und schmiedet sich eine neue Frau aus Gold. Die goldene Braut ist aber kalt und Ilmarinen verwirft sie wieder. Darauf wirbt er erfolglos um die jungere Tochter des Nordlands. Nach seiner Heimkehr erzahlt er Vainamoinen uber den Wohlstand, den der Sampo den Menschen im Nordland verschafft.
39. bis 43. Gesang: Vainamoinen, Ilmarinen und Lemminkainen segeln nach Nordland, um den Sampo zu rauben. Auf der Reise totet Vainamoinen einen riesigen Hecht und baut aus seinem Kiefer eine
Kantele
. Mit seinem Kantelespiel schlafert er die Nordlander ein. Vainamoinen und seine Gefahrten fliehen mit dem Sampo. Nachdem sie erwacht ist, verwandelt sich Louhi in einen Riesenadler und macht sich mit ihrem Heer zur Verfolgung auf. Beim Kampf zerbricht der Sampo.
44. bis 49. Gesang: Louhi schickt Krankheiten und einen Baren nach Kalevala; sie versteckt die Sterne und raubt das Feuer. Vainamoinen und Ilmarinen erlangen die Sterne und das Feuer wieder zuruck.
50. Gesang: In einer Abwandlung des
Neuen Testaments
wird geschildert, wie Marjatta (
Maria
) von einer
Preiselbeere
schwanger wird. Vainamoinen verurteilt das vaterlose Kind zum Tode, aber das Kind setzt sich gegen Vainamoinen durch und wird zum Konig von Karelien. Vainamoinen reist mit seinem Boot ab. Das Epos endet mit den Schlussworten des Dichters.
Das im Kalevala verwendete Versmaß fand bei allen Arten der finnischen Volksdichtung sowie bei Sprichwortern u. A. Verwendung. Heute wird es gemeinhin als Kalevala-Versmaß bezeichnet. Ahnliche Versmaße findet man bei den
Esten
und anderen
ostseefinnischen
Volkern. Man geht davon aus, dass es uber 2.000 Jahre alt ist. Seit Veroffentlichung des Kalevala kommt bis heute das Kalevala-Versmaß auch in der finnischen Kunstdichtung zum Einsatz.
Das Kalevala-Versmaß unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den Versmaßen der
indogermanischen Sprachen
. Es handelt sich um einen
trochaischen Vierheber
, d. h. jeder
Vers
besteht aus vier Trochaen, also insgesamt acht Silben. Dabei wird ein Trochaus als Abfolge von
Hebung und Senkung
aufgefasst. Die Grundregel des Kalevala-Versmaßes besagt Folgendes:
- Die Anfangssilbe eines Wortes muss lang sein, wenn sie in der Hebung eines
Versfußes
steht. Im Beispielvers sind die betreffenden Silben unterstrichen:
- Vaka |
van
ha |
Vai
na|moinen
- In der Senkung muss die Anfangssilbe eines Wortes kurz sein.
- tieta|ja
i
|an
i
|kuinen
Erganzend gelten vier Zusatzregeln:
- Im ersten Versfuß ist die Lange der Silben frei. Er kann auch manchmal (in rund 3 % der Verse des Kalevala) aus drei oder selten sogar vier Silben bestehen.
- Ein einsilbiges Wort darf nicht am Ende eines Verses vorkommen.
- Ein viersilbiges Wort darf nicht in der Mitte eines Verses stehen. (Gilt nicht fur zusammengesetzte Worter.)
- Die letzte Silbe eines Verses darf keinen langen
Vokal
enthalten.
Die Verse teilt man in ?normale“ Verse, in denen die Wortbetonungen (die im Finnischen stets auf der Anfangssilbe eines Wortes liegen) und Vershebungen zusammenfallen, und ?gebrochene“ Verse, bei denen mindestens eine betonte Silbe in einer Senkung steht. Etwa die Halfte der Kalevala-Verse sind gebrochen. Dieser Kontrapunkt zwischen Wort- und Versrhythmus ist charakteristisch fur das Kalevala-Versmaß. Normale Verse weisen eine
Mittelzasur
auf. Lange Worter tendieren dazu, am Ende des Verses zu stehen.
Bei der Ubertragung des Kalevala ins Deutsche oder andere
Akzentsprachen
wird das auf Langen und Kurzen beruhende System durch ein akzentuierendes Versmaß ersetzt. Dabei besteht ein
Trochaus
aus einer Folge von einer betonten und einer unbetonten Silbe (Beispiel:
Vaina|moinen | alt und | weise || er, der | ew'ge | Zauber|sprecher
.
[1]
)
Die beiden wichtigsten Stilmittel des Kalevala sind
Alliteration
(Stabreim) und
Parallelismus
. Beide entstanden aus der Notwendigkeit, die mundlich ubermittelte Dichtung leicht erinnerbar zu machen.
Alliteration bedeutet, dass zwei oder mehr Worter eines Verses mit demselben Laut anfangen (Beispiel
Vaka vanha Vainamoinen
?Vainamoinen alt und weise“
[1]
). Man unterscheidet ?schwache“ Alliteration, bei der zwei Worter mit demselben Konsonanten oder beide mit einem Vokal anlauten, und ?starke“ Alliteration, bei der zwei Worter mit derselben Folge von Konsonant und Vokal oder mit demselben Vokal beginnen. Dieses Stilmittel kommt im Kalevala außerst oft vor: Uber die Halfte der Verse weist eine starke, rund ein Funftel eine schwache Alliteration auf.
Endreime
gibt es dagegen nicht.
Der Parallelismus kann in verschiedenen Formen auftreten. Meist wird der Inhalt eines vorangegangenen Verses im Nachvers mit anderen Worten wiederholt. Dabei hat jedes Wort des Nachverses eine Entsprechung im vorangehenden Vers. Diese Entsprechung kann synonym (gleichbedeutend), analog (gleichartig) oder auch antithetisch (gegensatzlich) sein. Der Parallelismus kann auch innerhalb eines Verses vorkommen, teils umfasst er aber auch langere, nach demselben Schema aufgebaute Passagen. Im Kalevala kommt der Parallelismus in noch großerem Maße zum Einsatz als in der Volksdichtung, was wohl mit Elias Lonnrots Wunsch zusammenhangt, einen moglichst großen Teil des von ihm gesammelten Materials zu verwerten.
Beispiele fur den Parallelismus
[1]
:
- Lahe miekan mittelohon, / kaypa kalvan katselohon
?Lass die Schwerter uns beschauen, / lass uns jetzt die Klingen messen“ (synonym)
- Kulki kuusisna hakona, / petajaisna pehkiona
?Wandert wie ein Zweig der Fichte, / treibt wie durres Reis der Tanne“ (analog)
- Siita laksi, ei totellut
?Gehet dennoch, nichts beachtend“ (antithetisch)
Anfangsverse des Kalevala (1:1?9)
[1]
- Mieleni minun tekevi,
- aivoni ajattelevi
- lahteani laulamahan,
- saa'ani sanelemahan,
- sukuvirtta suoltamahan,
- lajivirtta laulamahan.
- Sanat suussani sulavat,
- puhe'et putoelevat,
- kielelleni kerkiavat.
|
- Werde von der Lust getrieben,
- von dem Sinne aufgefordert,
- dass ans Singen ich mich mache,
- dass ich an das Sprechen gehe,
- dass des Stammes Lied ich singe,
- jenen Sang, den hergebrachten.
- Worte schmelzen mir im Munde,
- es entschlupfen mir die Tone,
- wollen meiner Zung’ enteilen.
|
Das Kalevala geht auf die uralte mundlich tradierte finnische
Volksdichtung
zuruck. Die Zusammenstellung der Lieder zu einem zusammenhangenden
Epos
stammt jedoch aus dem
19. Jahrhundert
und ist ein Kunstprodukt von
Elias Lonnrot
. Lonnrot selbst war ausgehend von
Friedrich August Wolfs
Theorie zur
Homerischen Frage
von der (inzwischen obsoleten) Ansicht uberzeugt, dass die vielen Einzellieder, die er auf seinen Reisen in
Karelien
aufgezeichnet hatte, einst ein zusammenhangendes Epos gebildet hatten, das es zu rekonstruieren gelte. Er fugte die von ihm gesammelten Lieder zusammen und veranderte teilweise die Zusammenhange, um sie zu einer logischen Handlung zu verknupfen. 33 % der Verse des Kalevala sind wortlich aus den gesammelten Aufzeichnungen ubernommen, 50 % sind geringfugig von Lonnrot bearbeitet, 14 % der Verse schrieb er selbst analog zu vorhandenen Versen und 3 % erfand er frei. Insgesamt kann man das Kalevala als sein
magnum opus
bezeichnen.
Die gemeinsame Tradition der mundlich uberlieferten Volksdichtung findet sich im gesamten
ostseefinnischen
Sprachraum, also in
Finnland
,
Karelien
,
Estland
und dem
Ingermanland
. Man geht davon aus, dass diese Art der Dichtung bereits vor 2500 bis 3000 Jahren entstand. Die ?Runen“ (
finnisch
runo
) genannten Lieder wurden nach bestimmten, recht einfachen Melodien gesungen, teilweise begleitet von einer
Kantele
. In Gegenden, in denen die Tradition der Volksdichtung noch lebendig war, kannte die Mehrzahl der Menschen zumindest einige Lieder. Daneben gab es wandernde Runensanger, die ein großes Repertoire an Runen auswendig vortragen konnten.
Die Volksdichtung war bis ins 16. Jahrhundert in ganz Finnland verbreitet. Nach der
Reformation
verbot die
lutherische Kirche
die ?
heidnischen
“ Runen, und die Tradition versiegte nach und nach in West- und Mittelfinnland.
Im
orthodoxen
, zu
Russland
gehorigen
Ostkarelien
konnte sich die Volksdichtung langer halten. Die Tradition blieb bis ins fruhe 20. Jahrhundert lebendig, heute gibt es nur noch wenige alte Menschen, die die alten Lieder beherrschen.
Die finnische Volksdichtung wird in drei Hauptzweige eingeteilt:
Epik
,
Lyrik
und
Beschworungen
. Die Epik umfasst unterschiedlich alte Schichten. Die alteste Schicht sind
mythische
Runen, die etwa die
Schopfung
der Erde behandeln. Entstehungsmythen wie die Entstehung des
Eisens
haben ihren Ursprung im
Schamanismus
der vor
christlichen
Periode, d. h. der Zeit vor dem 12. Jahrhundert. Wahrend des
Mittelalters
entstand die
Heldendichtung
und
Balladen
sowie ? nach der Bekehrung der Finnen ? Legenden mit christlicher Thematik. In spaterer Zeit behandelten die Epen historische Ereignisse wie den Mord am Bischof
Heinrich von Uppsala
, der als Schutzpatron Finnlands Kernbestandteil der finnischen Nationalmythologie ist, oder die Kriege zwischen dem
Schwedischen Reich
und
Russland
. Zur Lyrik gehoren Runen zu besonderen Anlassen (z. B. Hochzeit, Erlegung eines Baren), Lieder, die im Alltag (z. B. bei der Feldarbeit) gesungen wurden,
Liebeslyrik
und
Elegien
. Die Beschworungslieder stammen aus der vorchristlichen
Magie
. Durch Zauberspruche versuchte man etwa die Heilung von Krankheiten oder Jagdgluck zu beschworen. Die Handlung des Kalevala beruht auf einer Zusammenstellung verschiedener epischer Themen, daneben sind an passenden Stellen lyrische oder magische Runen eingearbeitet.
Bereits im 17. Jahrhundert waren vereinzelte Lieder aufgezeichnet worden, aber ein wirkliches wissenschaftliches Interesse an der finnischen Volksdichtung entstand erst Ende des 18. Jahrhunderts. Unter anderem
Henrik Gabriel Porthan
, der bedeutendste finnische
Humanist
seiner Zeit, zeichnete Volkslieder auf und veroffentlichte 1766?1778 das Werk
De Poesi Fennica
(?Uber die finnische Dichtung“). Den Gedanken, aus den aufgezeichneten Runen ein
Epos
nach dem Vorbild der
Ilias
und
Odyssee
oder dem
Nibelungenlied
zu schaffen, formulierte 1817 als Erster der
Fennomane
Carl Axel Gottlund
(ahnlich schon 1808
August Thieme
). Die Erfullung dieser Aufgabe sollte schließlich dem
Philologen
und Arzt
Elias Lonnrot
zukommen. Zwischen den Jahren 1828 und 1844 unternahm er insgesamt elf Reisen hauptsachlich nach
Karelien
, um Quellenmaterial zu sammeln. Dabei zeichnete er große Mengen an Material von Runensangern wie
Arhippa Perttunen
auf. Die Dorfer, die Lonnrot besuchte, (u. a. das 1963 in
Kalewala
umbenannte Uchta (Uhtua) sowie
Woknawolok
(Vuokkiniemi) und
Ladwaosero
(Latvajarvi)) gehorten damals wie heute zu Russland.
1834 veroffentlichte Lonnrot anhand des von ihm gesammelten Materials das aus 5052 Versen bestehende
Runokokous Vainamoisesta
(?Runensammlung uber Vainamoinen“), eine Art ?Proto-Kalevala“. Es markiert einen Wendepunkt in Lonnrots Werk. Wahrend er sich zuvor wissenschaftlich-
textkritisch
mit dem Material auseinandergesetzt hatte, stand nun erstmals die kunstlerische Intention im Vordergrund. 1835?1836 veroffentlichte Elias Lonnrot die sogenannte ?Alte Kalevala“, die 32 Runen mit 12.078 Versen umfasste. Die durch zahlreiches Material erganzte, mit 50 Runen und 22.795 Versen fast doppelt so lange ?Neue Kalevala“ erschien im Jahre
1849
und gilt heute als Standardtext.
Als ?Schwesterwerk“ des Kalevala gilt die Gedichtssammlung
Kanteletar
. Sie wurde 1840 von Elias Lonnrot auf Grundlage desselben Quellenmaterials veroffentlicht, aus dem er auch das Kalevala zusammengestellt hatte.
Die erste Version von Lonnrots Kalevala erschien 1835?1836 in zwei Banden unter dem Titel
Kalewala, taikka Wanhoja Karjalan Runoja Suomen kansan muinoisista ajoista
(?Kalevala, oder alte Runen Kareliens uber altertumliche Zeiten des finnischen Volkes“). Als ?Geburtstag“ des Epos gilt der
28. Februar
1835
, der Tag, an dem Elias Lonnrot das Vorwort des ersten Bandes unterzeichnete. Am 28. Februar wird heute in Finnland der Kalevala-Tag gefeiert. Das ?neue Kalevala“ erschien 1849 mit dem schlichten Titel
Kalevala
. Seitdem ist das Epos in dutzenden verschiedenen finnischsprachigen Ausgaben erschienen. Daneben wurden zahlreiche Kurzfassungen, Versionen fur den Schulunterricht, Prosa-Nacherzahlungen und Adaptionen fur Kinder herausgegeben. Das Kalevala ist in 51 Sprachen, darunter auch
Plattdeutsch
,
Latein
und so exotische wie
Fulani
, ubersetzt worden.
Die Bedeutung, die das Kalevala fur die finnische Kultur und das
Nationalgefuhl
der Finnen gehabt hat, ist ungleich großer als bei den meisten anderen
Nationalepen
. Die politische Dimension des Kalevala wird teils so hoch eingeschatzt, dass behauptet wird, Finnland sei gerade durch das Kalevala zu einer selbststandigen Nation geworden. Zum Erscheinungszeitpunkt des Kalevala war in Finnland, angefacht durch die in Europa aufgekommene Idee des
Nationalismus
, eine neue finnische Identitat im Entstehen. Das Kalevala trug maßgeblich zu deren Entwicklung bei. Eine eigenstandige finnische
Schriftkultur
hatte es bis dahin nicht gegeben, doch mit der Existenz eines Nationalepos im Range von
Edda
,
Nibelungenlied
oder
Ilias
sahen sich die Finnen in die Schar der
Kulturvolker
aufgenommen. Bestarkt wurde diese Ansicht durch die Aufmerksamkeit, die dem Kalevala auch im Ausland zuteilwurde. Die finnische Nationalbewegung wollte die fehlende Geschichte des Landes ausgleichen, indem sie das Kalevala als historisches Zeugnis uber die ?Urzeit des finnischen Volkes“ zu interpretieren versuchte. Zugleich starkte die Veroffentlichung des Kalevala die Rolle der
finnischen Sprache
, die zuvor nicht als Literatursprache verwendet worden war. 1902 wurde sie neben dem
Schwedischen
als Amtssprache eingefuhrt. Das ?nationale Erwachen“ Finnlands hatte seinerseits einen Anteil an der Erlangung der staatlichen Unabhangigkeit im Jahr 1917.
Bis heute ist der Einfluss des Kalevala im finnischen Gesellschaftsleben spurbar. Bekannte Abschnitte des Kalevala werden oft zitiert; so kann eine schwere Aufgabe in Anspielung auf die Taten des Ilmarinen als ?Pflugen des Schlangenackers“ bezeichnet werden. Vornamen wie Vaino, Ilmari, Tapio oder Aino gehen auf die Charaktere des Epos zuruck. Zahlreiche Unternehmen haben Namen mit einem Bezug zur Kalevala-Thematik gewahlt: So gibt es ein Finanzunternehmen ?
Sampo
“, ein Versicherungsunternehmen ?
Pohjola
“ und eine Eiscrememarke ?Aino“. Die Firma
Kalevala Koru
, einer der bekanntesten Schmuckhersteller Finnlands, verdankt Namen und Existenz dem Epos; mit dem Erlos eines Vereines der ?Kalevala-Frauen“, aus dem der Schmuckhersteller hervorging, sollte ein Denkmal fur die im Kalevala erwahnten Frauen finanziert werden. Neubaugebiete wie
Kaleva
in
Tampere
oder
Tapiola
in
Espoo
wurden nach Begriffen aus dem Kalevala benannt.
Das Kalevala hat die finnische
Kultur
in nicht zu unterschatzender Weise gepragt und wurde zur Inspiration fur zahlreiche Kunstler. Dass die wichtigsten Werke zum Kalevala erst Ende des 19. Jahrhunderts, also viele Jahrzehnte nach Erscheinen des Epos, entstanden, hangt damit zusammen, dass die Kunst in Finnland zu Zeiten Lonnrots noch in den Kinderschuhen steckte. Die zwei Jahrzehnte zwischen 1890 und 1910 gelten als ?goldenes Zeitalter“ der finnischen Kunst. Wahrend dieser Zeit entstand die als
Karelianismus
bekannte Begeisterung fur das Kalevala und ihren Ursprungsort
Karelien
. Fast alle bedeutenden finnischen Kunstler dieser Epoche unternahmen Reisen nach Karelien und ließen sich vom Kalevala inspirieren.
Der im Kalevala-Versmaß geschriebene Gedichtzyklus
Helkavirsia
(1903?1916) von
Eino Leino
verbindet den Karelianismus mit dem europaischen
Symbolismus
. Auch der Schriftsteller
Juhani Aho
beschaftigte sich u. a. in seinem Roman
Panu
(1879) mit dem Kalevala.
Aleksis Kivi
schrieb das Theaterstuck
Kullervo
, das 1885 uraufgefuhrt wurde. Ebenfalls eine Theater-Adaption des Kullervo-Zyklus ist
Paavo Haavikkos
Kullervon tarina
(1982).
Auch außerhalb Finnlands hat das Epos Einfluss ausgeubt. In
Estland
sammelte
Friedrich Reinhold Kreutzwald
Volksdichtung und schuf nach dem Vorbild des Kalevala das estnische Nationalepos
Kalevipoeg
. Der Amerikaner
Henry Wadsworth Longfellow
ubernahm fur sein auf
indianischen
Legenden beruhendes episches Gedicht
The Song of Hiawatha
das Kalevala-Versmaß.
J. R. R. Tolkien
verarbeitete in seinem Werk zahlreiche Einflusse aus dem Kalevala.
Vainamoinen befestigt die Saiten an seiner Kantele
(1851) des Schweden
Johan Blackstadius
ist das erste Kalevala-Gemalde. In der Folgezeit beschaftigte sich
R. W. Ekman
, der fuhrende finnische Kunstler seiner Zeit, mit der Thematik. Fur die nachsten Jahrzehnte versiegte aber die Kalevala-Kunst. Erst in den 1880er Jahren erlebte sie mit dem Entstehen einer neuen Kunstlergeneration und dem Aufkommen des Karelianismus eine Renaissance. Die bekanntesten Gemalde zum Kalevala stammen von
Akseli Gallen-Kallela
. Seine Illustrationen genießen in Finnland einen hohen Bekanntheitsgrad und pragen die Vorstellung von dem Nationalepos. Wahrend sein Anfangswerk dem
Realismus
zuzurechnen ist, wurde er spater vom Symbolismus und
Jugendstil
beeinflusst. Seine wichtigsten Werke sind
Die Verteidigung des Sampo
(1895),
Joukahainens Rache
,
Lemminkainens Mutter
(beide 1897) und
Kullervos Fluch
(1899). Auch
Pekka Halonen
, ein weiterer bedeutender Vertreter des Karelianismus, beschaftigte sich mit dem Kalevala, wenn auch nur am Rande.
Emil Wikstrom
nimmt im Bereich der
Bildhauerei
eine ahnliche Rolle ein wie Gallen-Kallela in der Malerei.
Der Architekt
Eliel Saarinen
entwarf fur die
Weltausstellung 1900
in
Paris
den finnischen Pavillon, den Gallen-Kallela mit
Deckenfresken
mit Szenen aus dem Kalevala ausgestaltete. Das
Nationalmuseum
(1911) und der
Hauptbahnhof
(1919) in
Helsinki
, beide ebenfalls von Saarinen entworfen, sind Beispiele fur die
nationalromantische
, vom Kalevala inspirierte
finnische Architektur
jener Epoche. Saarinen plante auch ein Kalevala-Haus, das als eine Art Statte des finnischen Kulturerbes gedacht war, aber nie realisiert wurde.
Der Fotograf
I. K. Inha
bereiste 1894 Karelien, um auf Elias Lonnrots Spuren das Leben in den Dorfern, in denen das Kalevala entstanden war, zu dokumentieren. Seine Portrat- und Landschaftsaufnahmen sind in vielen Veroffentlichungen zur finnischen Volksdichtung verwendet worden. Die erste Kalevala-Verfilmung war die finnisch-sowjetische Koproduktion
Sampo
(1959). 1982 entstand der vierteilige Fernsehfilm
Rauta-aika
.
Die ersten bedeutenden Orchesterwerke zum Thema Kalevala komponierte in den 1880er-Jahren
Robert Kajanus
. Der Komponist
Jean Sibelius
wurde durch Kajanus’ Einfluss zum Karelianismus gefuhrt. 1892 komponierte er nach einer Karelien-Reise die
Sinfonie
Kullervo
. Zwischen 1893 und 1895 folgte die
Lemminkainen-Suite
, in der die
sinfonische Dichtung
Der Schwan von Tuonela
enthalten ist. Weitere bekannte Kalevala-Werke von Sibelius sind die sinfonischen Dichtungen
Pohjolas Tochter
(1906) und
Tapiola
(1926).
Leevi Madetoja
schuf 1913 die sinfonische Dichtung
Kullervo
op. 15.
Von den zeitgenossischen finnischen Komponisten hat unter anderem
Einojuhani Rautavaara
in seinem Werk
Der Raub des Sampo
(1982) die Kalevala-Thematik aufgegriffen. 1992 wurde die
Oper
Kullervo
von
Aulis Sallinen
in
Los Angeles
uraufgefuhrt.
Die finnische
Metal
-Band
Amorphis
veroffentlichte mehrere erfolgreiche Alben, deren Texte auf dem Kalevala beruhen:
Tales from the Thousand Lakes
(1994),
Eclipse
(2006), worin der Kullervo-Zyklus vertont wird,
Silent Waters
(2007), das den ersten Lemminkainen-Zyklus erzahlt, Skyforger (2009), sowie The Beginning of Times (2011). Ebenfalls beschaftigen sich die finnischen
Folk-Metal
-Bands
Ensiferum
und
Turisas
mit diesem Thema.
1959 erschien als finnisch-sowjetische Koproduktion der Film ?Sampo“ (dt. Fassung: ?Das gestohlene Gluck“). Der Film erzahlt mit damals ublichem Pathos und Naivitat den Kampf der Kalevala-Helden gegen die Hexe Louhi. Die eingesetzten filmischen Stilmittel erinnern an sowjetische Filme ?zur moralischen Nachbereitung“ des Krieges (
Großer Vaterlandischer Krieg
) wie
Ilja Muromez
(Mosfilm 1956). Insofern gibt der Film mehr Auskunft uber die Verhaltnisse zu seiner Entstehungszeit als uber das Kalevala-Epos, macht den Zuschauer jedoch gut mit den Personen bekannt. 1985 lief im Fernsehen der DDR der vierteilige Film "Die eiserne Zeit" nach Motiven des Kalevala-Epos, der anschaulich die Problematik dieses Werkes darstellte. ?
Jade-Krieger
“ (deutscher Titel, finnisch: ?Jade Soturi“) ist eine 2008 erschienene finnisch-chinesische Produktion, die auf der Mythologie des Kalevala aufbaut.
Das Theaterstuck
Zaubermuhle
der Autorin
Katrin Lange
beruht auf Motiven des Kalevala. Die Urauffuhrung fand am 21. Januar 2015 im
Schnawwl
-Theater Mannheim statt.
Der amerikanische Comiczeichner
Don Rosa
veroffentlichte 1999 den
Donald-Duck
-Comic
The Quest for Kalevala
(deutscher Titel
Die Jagd nach der Goldmuhle
), in dem
Dagobert Duck
versucht, den Sampo zu finden und dabei zahlreichen Figuren des Kalevala (u. a. Vainamoinen und Louhi) begegnet. Eine Bilderbuch-Adaption fur Kinder ist die 1992 erschienene
Koirien Kalevala
(?Hunde-Kalevala“) des finnischen Kinderbuch-Autors
Mauri Kunnas
. In beiden Werken werden Szenen aus Akseli Gallen-Kallelas Kalevala-Illustrationen nachgezeichnet.
Der finnische Spieleentwickler
Nolla Games
veroffentlichte 2019 ihr Debutspiel
Noita
in dem man viele Elemente der Kalevala, wie zum Beispiel das
Sampo
oder die aus Hechtknochen gefertigte
Kantele
, wiederfindet.
- ↑
a
b
c
d
Deutsche Ubersetzung nach
Anton Schiefner
und
Martin Buber
.
- Kalevala. Das finnische Epos des Elias Lonnrot.
Aus dem finn. Urtext ubertragen von Lore Fromm und Hans Fromm. Mit einem Nachw. von Hans Fromm. Marix Verlag, Wiesbaden 2005,
ISBN 3-86539-013-7
.
- Elias Lonnrot
:
Kalevala. Das finnische Nationalepos (Horbuch)
, 4 CDs mit Illustrationen von
Carola Giese
.
Verlag Michael John
, 2015,
ISBN 978-3-942057-57-8
.
- Kalewala. Das finnische Epos von Elias Lonnrot.
Ubers. und mit einem Nachw. von Gisbert Janicke. Jung und Jung, Salzburg/Wien 2004,
ISBN 3-902144-68-8
(neue Ubersetzung).
- Inge Ott:
Kalevala. Die Taten von Vainamoinen, Ilmarinen und Lemminkainen.
Neu erzahlt von Inge Ott. Mit Illustrationen von
Herbert Holzing
. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1978, 1981, 1989,
ISBN 3-7725-0697-6
(Prosa-Nacherzahlung).
- Kalewala, das National-Epos der Finnen
, nach der zweiten Ausgabe ins Deutsche ubertragen von
Anton Schiefner
. J. C. Frenckell & Sohn, Helsingfors 1852.
- Kalevala. Das Nationalepos der Finnen.
Hinstorff, Rostock 2001,
ISBN 3-356-00792-0
(Teilausgabe).
- Pertti Anttonen, Matti Kuusi:
Kalevala-lipas.
Suomalaisen Kirjallisuuden Seura, Helsinki 1999,
ISBN 951-746-045-7
.
- Kalewala. Markus Hering liest aus dem finnischen Epos von Elias Lonnrot.
Jung und Jung, Wien 2005,
ISBN 3-200-00474-6
(Horbuch nach der Ubersetzung von Gisbert Janicke; Musikzusammenstellung von Peter Kislinger; 4 Audio CDs).
- Tilman Spreckelsen
:
Kalevala. Eine Sage aus dem Norden
, nacherzahlt von T. S. und illustriert von
Kat Menschik
. Verlag Galiani Berlin, Berlin 2014,
ISBN 978-3-86971-099-0
.
- Christian Niedling:
Zur Bedeutung von Nationalepen im 19. Jahrhundert. Das Beispiel von Kalevala und Nibelungenlied.
Koln 2007,
ISBN 978-3-939060-05-5
.
- Harald Falck-Ytter:
Kalevala. Erdenmythos und Menschheitszukunft.
Mellinger Verlag, Stuttgart 1993,
ISBN 3-88069-301-3
.
- Wilhelm von Tettau
:
Ueber die epischen Dichtungen der finnischen Volker, besonders die Kalewala.
Erfurt: Villaret 1873.
- Kalevala. Das finnische Epos des Elias Lonnrot.
Reclam, Stuttgart 1989,
ISBN 3-15-010332-0
(deutsche Ausgabe).
- Elemer Bako:
Elias Lonnrot and his Kalevala
, 1985, Bibliography, Library of Congress.