Dieser Artikel behandelt die Art
Theobroma cacao
. Zur Gattung
Theobroma
siehe
Kakaobaume
.
Der
Kakaobaum
(
Theobroma cacao
) gehort zur Gattung
Theobroma
(
Kakaobaume
) in der Familie der
Malvengewachse
(fruher
Sterkuliengewachse
). Diese Gattung umfasst rund 20 Arten: immergrune Busche und kleine Baume, die im Unterholz der
tropischen Regenwalder
Lateinamerikas
wachsen. Der Kakaobaum verdankt seinen botanischen Namen dem schwedischen Naturwissenschaftler
Carl von Linne
, der ihm den Namen
Theobroma cacao
gab (Bedeutung des Gattungsnamens: ?Gotterspeise“, aus
altgriechisch
θε??
theos
?Gott“ bzw. ?gottlich“ und
βρ?μα
br?ma
?Speise“).
Obwohl der
immergrune
Baum bis zu 15 Meter erreichen kann, wird er auf den
Plantagen
auf 4 Meter gestutzt. Die ganzrandigen, lanzettlichen, langlichen bis verkehrt-eiformigen, -eilanzettlichen und zugespitzten Blatter konnen bis zu 35 Zentimeter messen. Die meist kahlen Blatter sind unterseits heller, die
Nervatur
ist gefiedert. Es sind zwei fruh abfallende
Nebenblatter
vorhanden. An den Blattstielen konnen
Pulvini
vorhanden sein.
Die gestielten, zwittrigen und funfzahligen Bluten stehen in Buscheln an den Asten des Baumes und auch direkt am Stamm (man nennt dies
Kauli-
und Ramiflorie). Die fast duftlosen Bluten besitzen funf verwachsene, dicklich-fleischige, eilanzettliche, grunlich bis rotliche, außen schwach behaarte Kelchblatter. Es sind funf freie, im unteren Teil kappenformige, weißlich-gelbliche und durchscheinende, innen rotlich gestreifte Kronblatter mit einer ausladenden, gelb-weißen bis rotlichen, spatelformigen Zunge vorhanden. Es sind funf fertile, weiß-gelbe
Staubblatter
vorhanden, die in den kappenformigen Petalen liegen, mit denen funf aufrechte, feinhaarige, rotliche und lange, pfriemliche Staminodien abwechseln. Der feinhaarige, funfkammerige
Fruchtknoten
ist oberstandig mit einem kurzen, konischen, gelblichen
Griffel
mit kleiner, geteilter
Narbe
. Es ist ein
Diskus
vorhanden.
-
Blatter
-
Geschlossene Blute, Detailaufnahme
-
Halbgeoffnete Blute, Detailaufnahme
-
Ein Baum kann tausende Bluten hervorbringen, aber nur bei 0,5 bis 5 % der Bluten ist die
Bestaubung
erfolgreich. Von den sich entwickelnden
Fruchten
verkummern daruber hinaus bis zu 75 %. Weitere Fruchte konnen in einem fruhen Stadium durch Insekten, Pilze und
Stramenopile
verloren gehen. Nur wenige Fruchte erreichen die Reife.
[1]
[2]
Die langlichen, ellipsoiden und langsrilligen
Beeren
(Panzerbeeren)
[3]
haben eine dicke, ledrige, harte Schale, sind gelb bis rot, 15 bis 20 Zentimeter lang und wiegen bis zu 500 Gramm. Unter der Schale (Exo-, Meso- und
Endocarp
) befinden sich in funf Reihen angeordnet 20 bis 60 braunliche, abgeflachte
Samen
(?
Kakaobohne
“), die von einem weißen, sußen und schleimigen, sehr schmackhaften
Fruchtfleisch
(
Kakaopulpe
) umgeben sind. Die braunen, etwas abgeflachten, eiformigen bis elliptischen Samen sind etwa 2,5 × 1,5 Zentimeter groß.
[4]
Die
Chromosomenzahl
betragt 2n = 16.
[5]
-
Getrocknete Kakaofruchte
-
Kakaofrucht im Querschnitt: innen die reifen Samen (?Kakaobohnen“) mit weißem Fruchtfleisch
-
Kakaofrucht ganz und halbiert (mit bzw. ohne Bohnen); kleines Bild unten: drei Bohnen (roh, fermentiert, gerostet)
Beim Kakaobaum unterscheidet man zwischen zwei Grundtypen bzw.
Varietaten
:
- Criollo
(?Einheimischer“): Der Criollo besitzt langliche, spitz zulaufende Fruchte mit zehn ausgepragten Langsfurchen und rauer Oberflache. Die Fruchte enthalten weiße Samen. Der Criollo liefert qualitativ hochwertige Kakaos, ist jedoch anfallig gegenuber Krankheiten und Schadlingen.
- Forastero
(?Fremdling“): Die Fruchte des Forastero sind breiter und kaum gefurcht, ihre Oberflache ist glatt. Sie enthalten dunkelviolette Samen. Die aus dem Forastero gewonnenen Kakaos sind weniger aromatisch als die des Criollo. Er ist aber robuster und liefert hohere Ertrage, weshalb er heutzutage uberwiegend angebaut wird.
Diese Einteilung hat ihren Ursprung in
Venezuela
, wo man die einheimische Sorten von fremden Sorten, die spater aus Nachbarstaaten eingefuhrt wurden, begrifflich unterschieden hat. Ursprunglich wurden Criollo und Forastero einer eigenen Art der Gattung
Theobroma
zugeordnet. Allerdings konnen alle Sorten fruchtbar miteinander gekreuzt werden, weshalb man sie heute unter der Art
Theobroma cacao
zusammenfasst. Die grobe Einteilung in Criollo und Forastero wird aufgrund der Fruchtform und der Samenfarbe vorgenommen und geht auf Cheesman (1944) zuruck.
[6]
Lange Zeit wurden Criollo und Forastero als Unterarten des Kakaobaumes (
Theobroma cacao
) mit verschiedenen Ursprungsorten angesehen.
[7]
Durch die Landenge von
Panama
getrennt sollen sich in
Mittelamerika
der Criollo (
Theobroma cacao
subsp.
cacao
) und in Sudamerika der Forastero (
Theobroma cacao
ssp.
sphaerocarpum
(A. Chev.) Cuatrec.
) mit ihren eigenen charakteristischen Merkmalen entwickelt haben. Analysen des Erbgutes scheinen dieser These zu widersprechen.
[8]
Demnach soll der alleinige Ursprung des Kakaobaumes in Sudamerika liegen, wobei in
prakolumbischer
Zeit durch den Menschen einzelne Pflanzen nach Mittelamerika gebracht wurden, die man heute zum Criollo zahlt. Als Ursprungsregion des Criollo wird der Sudwesten Venezuelas vermutet, wo noch heute reinerbiger Criollo zu finden ist.
Der
Trinitario
, ein
Hybride
aus Criollo und Forastero, der im 18. Jahrhundert auf der Insel
Trinidad
entstanden ist, kombiniert einige vorteilhafte Eigenschaften dieser beiden Grundtypen.
Eine differenziertere Einteilung der Varietaten nach dem Aussehen der Fruchte geht auf van Hall zuruck.
[6]
Sie wird heute noch fur die Beschreibung der Fruchtform verwendet und umfasst folgende Typen:
- Angoleta: Langliche Frucht mit starken Langsfurchen
- Cundeamor: wie Angoleta, jedoch mit flaschenhalsahnlicher Einschnurung
- Amelonado: Breite, melonenformige Frucht mit flaschenhalsahnlicher Einschnurung
- Calabacillo: Kurze, kalebassenformige, glatte Frucht
- Pentagona: Dunnschalige Frucht, deren Oberflache der Haut eines Alligators ahnelt.
Kakaobaume mit Fruchten der Pentagona-Form ordnete man fruher einer eigenen Art namens
Theobroma pentagonum
Bernoulli
zu, es handelt sich jedoch um einen ursprunglichen Criollo.
[9]
Im Jahr 2022 wurden laut
FAO
weltweit 5.874.582 Tonnen Kakaobohnen geerntet. Die zehn weltweit großten Produzenten von Kakaobohnen ernteten 2022 zusammen 93,7 % der Gesamtmenge. Im Jahr 2022 kamen 69,9 % aller Kakaobohnen aus Afrika, 15,0 % aus Sudamerika und 12,1 % aus Asien.
[10]
Die gesamte Anbauflache weltweit betrug etwa 11,9 Millionen Hektar.
Der durchschnittliche Hektar-Ertrag belief sich dabei auf etwa 4920 hg/ha, dies entspricht 492,0 kg/ha.
[10]
Die Hauptanbaugebiete haben sich inzwischen von
Mittelamerika
nach
Afrika
verlagert, das Land mit der großten Kakaoproduktion der Welt ist die westafrikanische
Elfenbeinkuste
, die 38,0 % der weltweiten Ernte des Jahres 2022 produzierte.
Der Kakaobaum lasst sich nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen kultivieren. Er tragt Fruchte nur innerhalb von 20
Breitengraden
um den
Aquator
, braucht guten Boden und ausreichend Wasser; zudem vertragt er keine Temperaturen unter 16 °C und ist anfallig fur Krankheiten und Pilze. Er ist zur Bestaubung auf
Gnitzen
der Gattungen
Forcipomyia
und
Euprojoannisia
angewiesen, deren bevorzugter Lebensraum in beschatteten Bereichen unter großeren Baumarten mit verrottendem Laub liegt. Der fur den optimalen Wuchs benotigte Schatten ist nur mithilfe sogenannter
Kakaomutter
moglich. Trotzdem werden auf Kakaoplantagen oft nur durchschnittliche Bestaubungsraten von 3 von 1000 Bluten erreicht.
[11]
Aus dem Fruchtfleisch (
Kakaopulpe
) wird vor allem in Brasilien frischer Saft (
suco de cacao
) gewonnen, der in Restaurants bestellt werden kann, er schmeckt suß und fruchtig. Aus den Samen, den Kakaobohnen, wird nach einem mehrstufigen Umwandlungsprozess
Kakaomasse
,
Kakaopulver
und
Kakaobutter
zur Herstellung von
Schokolade
gewonnen (siehe
Kakaobohne#Anbau und Erzeugung von Kakaobohnen
).
Die
University of the West Indies
in
St. Augustine
auf der Karibikinsel Trinidad besitzt die großte Kakao-
Genbank
der Welt (International Cocoa Genebank, ICG) und betreibt auf Trinidad ihre Grundlagenforschung. Neben der Erfassung von DNA-Material betreibt die Universitat auch Projekte zur Rekultivierung alter Edelkakao-Plantagen auf Tobago.
[12]
Der Schokoriegelhersteller
Mars
, die Forschungsabteilung des
amerikanischen Landwirtschaftsministeriums
und der Computerkonzern
IBM
gaben am 15. September 2010 bekannt, 92 % des
Genoms
des Kakaobohnen-
Genotyps
Matina 1-6 entschlusselt zu haben. Das Genom ist auf einer Website frei zuganglich und soll zukunftig keinen Patentanspruchen unterliegen. Die Entschlusselung soll
Zuchtungsfortschritte
und Anbau erleichtern.
[13]
[14]
- ↑
a
b
Rachel L. Melnick:
Cherelle Wilt of Cacao: A Physiological Condition.
In: Bryan A. Bailey, Lyndel W. Meinhardt (Hrsg.):
Cacao Diseases: A History of Old Enemies and New Encounters.
Springer, 2016,
ISBN 978-3-319-24787-8
, S. 483?499,
doi
:
10.1007/978-3-319-24789-2_15
.
- ↑
Erwin R. Brooks, Arthur T. Guard:
Vegetative Anatomy of Theobroma cacao
. In:
Botanical Gazette
.
Band
113
,
Nr.
4
, Juni 1952,
ISSN
0006-8071
,
S.
444?454
,
doi
:
10.1086/335733
(
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[abgerufen am 5. Februar 2024]).
- ↑
Birgit Gemeinholzer:
Systematik der Pflanzen kompakt.
Springer, 2018,
ISBN 978-3-662-55233-9
, S. 269.
- ↑
Maria Helena Martini, Camila Goncalves Lenci, Antonio Figueira et al.:
Localization of the cotyledon reserves of Theobroma grandiflorum (Willd. ex Spreng.) K. Schum., T. subincanum Mart., T. bicolor Bonpl. and their analogies with T. cacao L.
In:
Rev. bras. Bot.
Vol.31, No.1, Sao Paulo Jan./Mar. 2008,
doi
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10.1590/S0100-84042008000100013
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bei Tropicos.org. In:
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.
Missouri Botanical Garden, St. Louis.
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(englisch).
- ↑
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- ↑
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.
- ↑
Das Genom des Kakaos ist entschlusselt
In:
FAZ.net.
15. September 2010.
- ↑
Cacao Genome Database
.