Karte des
Konigreichs Portugal
aus dem 16. Jahrhundert, die die Abgrenzung zur Algarve (ganz im Suden) zu dieser Zeit zeigt
Das
Konigreich Algarve
(
portugiesisch
:
Reino do Algarve
;
arabisch
:
al-Gharb al-Andaluz
oder
al-Gharb
) war ein historisches Gebiet in der
Regiao do Algarve
,
Portugal
.
Wappen
Das Konigreich Algarvien
(19. Jahrhundert)
Die
Algarve
galt uber Jahrhunderte bis zur Ausrufung der
Republik Portugal
am 5. Oktober 1910 als zweites Konigreich der
portugiesischen Krone
? ein bloßes
Titularkonigreich
, das selbst keine Institutionen, Charta oder Privilegien, oder irgendeine Art von
Unabhangigkeit
gehabt hatte. In der Praxis war es nur ein
Ehrentitel
fur eine Region/
Comarca
, die in keiner Weise vom ubrigen Portugal unterschieden wurde.
Der Titel
Rei do Algarve
wurde in Portugal nie eigenstandig verliehen oder als Titel gefuhrt, sondern stets zusammen mit Portugal genannt. Der Konig wurde bis 1471 bei der Weihe als
Rei de Portugal e do Algarve
gekront, danach als
Rei de Portugal e dos Algarves.
Sinn der Betonung der Algarve im Konigstitel war es, auf diese Weise deutlich hervorzuheben, dass die Algarve Teil Portugals ist, und damit vor allem kastilische/spanische und maurische Anspruche zuruckzuweisen, denn auch
Alfons X. von Kastilien
bzw. der maurische Emir von
Niebla
fuhrten den Titel eines Konigs der Algarve.
Der Titel
Rei do Algarve
wurde zuerst von
Sancho I. von Portugal
, wahrend der ersten Eroberung von
Silves
[1]
im Jahr 1189 verwendet. Silves war eine Stadt des
Almohadenreichs
, das zu dieser Zeit
Al-Andalus
unter seiner Herrschaft zusammenfuhren wollte.
So verwendete
D.
Sancho gleichzeitig die Titel
Rei de Portugal e de Silves
und
Rei de Portugal e do Algarve
, ausnahmsweise auch die drei Titel in der Kombination
Rei de Portugal, de Silves e do Algarve
.
Diese neue
Konigliche Titulierung
erklart sich aus der Tradition der
Iberischen Halbinsel
, bei der der Titel des Monarchen auch aus dessen Errungenschaften abgeleitet wird; so waren zum Beispiel die Konige von
Kastilien
und
Leon
auch
Rei de Toledo, de Sevilha, etc.
Nach der muslimischen Ruckeroberung von Silves im Jahre 1191 horte der Konig auf, diesen Titel zu verwenden.
Arco do Repouso (dt. Bogen der Erholung) an den
Muralhas de Faro
, wo sich (einer Legende nach) Konig Alfons III. am Ende der Reconquista ausgeruht hat
Maurische Gesichter in den Wappen zahlreicher Algarve-Orte erinnern an die unterworfenen und dann mit den Portugiesen verschmolzenen Muslime
Das Almohadenreich zerfiel ab 1228 in mehrere kleinere
Emirate
, die
Taifa-Konigreiche
. Sudlich von Portugal lag das muslimische, befestigte Taifa-Reich von
Niebla
, dessen
Emir
Musa ibn Mohammad ibn Nassir ibn Mahfuz
,
[2]
sich kurze Zeit spater zum
Rei do Algarve
(amir al-Gharb)
ernannte. Zu dieser Zeit war die Region die westlichste des muslimischen Machtbereichs in Andalusien. Zur gleichen Zeit setzten die kastilischen und portugiesischen Eroberungen gegen Suden ein.
In der Regierungszeit von Konig
Sancho II.
wurden die letzten
Siedlungen
im
Alentejo
erobert und auch die meisten der damaligen Algarve, westlich des rechten Ufers des Flusses
Guadiana
; dadurch blieben nur kleine muslimischen
Enklaven
in
Aljezur
,
Faro
,
[3]
Loule
und
Albufeira
bestehen, die aufgrund ihrer raumlichen Trennung von der Taifa de Niebla unabhangig von ihrem Herrschersitz wurden.
Sancho II. von Portugal fuhrte den Titel Konig der Algarve noch nicht, wahrscheinlich aufgrund der Auseinandersetzungen und des Burgerkriegs gegen seinen Bruder, dem
Grafen von Boulogne
und Prinzen
Alfons
.
Tatsachlich war es sein Bruder, der im Jahr 1248 als Alfons III. den Thron bestieg, und die endgultige Eroberung der maurischen Enklaven in der Algarve erreichte. Im Jahr 1249
[1]
nahm er als zweiter portugiesischer Konig nach seinem Großvater den Titel
Rei de Portugal e do Algarve
an, der von seinen Nachfolgern bis zum Ende der
Monarchie
in Portugal verwendet wurde.
Um die Eroberungen der Portugiesen in ihrem Hoheitsgebiet zu behindern, wurde der Konig von Niebla und Emir der Algarve zum
Vasall
von
Alfons X. von Kastilien
, und ubertrug ihm die Herrschaft der portugiesischen Algarve. Dieser hatte nach der Eroberung von Teilen der Algarve ebenfalls den Titel
Rei do Algarve
angenommen.
Sehr wahrscheinlich ist die Titulierung von Alfons III. von Portugal als Reaktion auf die Position der kastilischen Nachbarn zu sehen, und darauf ausgelegt, die Rechte des portugiesischen Monarchen uber die betroffene Region zu festigen, auch ohne Charta, Privilegien oder Autonomie.
Das Problem wurde schließlich zwischen den Herrschern von Kastilien und Portugal mit dem
Vertrag von Badajoz von 1267
[1]
gelost; Konig Alfons X. gab seine Forderung auf die ehemaligen Gebiete
Gharb al-Andalus
in Portugal auf, unter der Bedingung, dass sein Enkel
Dionysius
, Sohn von Alfons III. und
Beatrix von Kastilien
, Thronfolger der Algarve wird, womit er deren Eingliederung in das portugiesische Reich anerkannte. Im Gegenzug durfte Alfons X. den Titel fur sich und seine Nachkommen weiter verwenden, da er im Jahr 1262 die ostlich des
Odiana
(
Guadiana
) liegenden Uberreste des Konigreichs Niebla/Algarve erworben hatte. Die Konige Kastiliens und spater Spaniens haben diesen Titel, zusammen mit einer großen Anzahl anderer traditioneller Titel bis zur Thronbesteigung von
Isabel II
(1833) an Stelle des Titels Konig/Konigin von Spanien verwendet.
In Portugal erfuhr der Name des algarvischen Konigreichs und damit der Konigstitel einige Veranderungen durch die nordafrikanischen Eroberungen, deren Gebiet als eine Erweiterung des Konigreichs galt. So fugte
Johann I. von Portugal
seinem Titel
Rei de Portugal e do Algarve
den Titel
Senhor de
Ceuta
hinzu, sein Enkel
Alfons V.
, drehte dies um, was nach 1458 zu
Senhor de Ceuta e de
Alcacer-Ceguer
em
Africa
fuhrte.
Im Jahre 1471 wurden mit der Eroberung von
Asilah
,
Tanger
und
Larache
die nordafrikanischen Orte zur
Algarve d’alem-mar em Africa
(etwa: ?Ubersee-Algarve“) zusammengefasst, wobei die europaischen Gebiete zur
Algarve d’aquem-mar
wurden.
So entstand aus dem Konigreich
Reino do Algarve
das
Reino dos Algarves,
welches die nordafrikanischen Besitzungen der portugiesischen Krone und die Gebiete des europaischen Konigreichs der Algarve umfasste.
Die Konige von Portugal verwendeten den Titel bis zum Sturz der Monarchie:
Reis de Portugal e dos Algarves d’aquem e d’alem-mar em Africa
? auch nach dem Verlassen der letzten marokkanischen Besitzung
Mazagao
(
El Jadida
) im Jahr 1769.
- 1.
Musa ibn Muhammad ibn Nassir ibn Mahfuz
, Emir von Niebla (1234?1262) und dem Titel nach auch Emir der Algarve (1242?1262); ubertrug die Herrschaft seines Konigreichs an Alfons von Kastilien, wodurch Kastilien zwischenzeitlich auch Anspruch auf die Algarve erhob
- Heinrich Moritz Willkomm
:
Das Konigreich Algarve
. In:
Zeitschrift fur allgemeine Erdkunde
.
Band
3
. Verlag von Dietrich Reimer, Berlin 1854,
S.
241?306
(
Volltext
in der Google-Buchsuche [abgerufen am 13. Marz 2022]).
- Hermann von Maltzan
:
Zum Cap S. Vincent. Reise durch das Konigreich Algarve
. Kumpf & Reis, Frankfurt am Main 1880.