Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach
Wappen der Herzoge von Pfalz-Sulzbach
Sarkophag in der Wittelsbachergruft von
St. Michael
in Munchen
Joseph Karl Emanuel August von Pfalz-Sulzbach
(*
2. November
1694
in
Sulzbach
; †
18. Juli
1729
in
Oggersheim
) war Pfalzgraf und
Erbprinz
von
Pfalz-Sulzbach
aus dem Haus der
Wittelsbacher
.
Joseph Karl war der alteste Sohn von Herzog
Theodor Eustach von Pfalz-Sulzbach
(1659?1732) und dessen Gemahlin
Marie Eleonore von Hessen-Rotenburg
(1675?1720). Seine Geschwister waren unter anderen
Johann Christian Joseph
, die Abtissin
Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach
sowie
Anna Christine
, die mit
Karl Emanuel III
von Savoyen verheiratet war.
Die Linie der Herzoge von
Sulzbach
war eine Nebenlinie des Hauses
Pfalz-Neuburg
, die die Kurfursten der Pfalz stellten, und deren designierte Erben im Falle des Aussterbens der Neuburger Linie.
Nach der Thronbesteigung des Pfalzer Kurfursten
Karl Philipp
aus jener Neuburger Linie zeichnete sich allmahlich das Ende dieses Familienzweiges ab. Weder Karl Philipp noch einer seiner vielen Bruder hatten einen legitimen mannlichen Erben hervorgebracht, der das kurfurstliche Erbe hatte antreten konnen. Damit war um 1716 bereits klar, dass die Herzoge von Sulzbach die Pfalzer Kurwurde erben wurden. Im Jahr 1717 verheiratete Karl Philipp seine einzige noch lebende Tochter
Elisabeth Auguste Sofie von der Pfalz
(1693?1728) mit dem Sulzbacher Erbprinzen Joseph Karl. Somit hatte er die Linien Neuburg und Sulzbach zusammengefuhrt und ein Sohn aus dieser Ehe ware dann einmal Kurfurst der Pfalz geworden.
Allerdings ging Karl Philipps Plan nicht auf. Das Paar hatte zwar einige Sohne, die aber allesamt im Kindesalter verstarben. Am Leben blieben einzig drei Tochter. Elisabeth starb 1728 bei einer weiteren Geburt und Joseph Karl starb nur ein Jahr spater in
Oggersheim
. Sein Erbanspruch ging zunachst auf seinen Bruder
Johann Christian
(1700?1733) und dann auf dessen Sohn
Karl Theodor
uber, der dann am 31. Dezember 1742 nach dem Tod Karl Philipps, Kurfurst der Pfalz wurde. Karl Theodor war ubrigens seit 1742 mit der altesten Tochter Joseph Karls
Elisabeth Auguste
verheiratet. Eine andere Tochter,
Maria Franziska Dorothea
war mit
Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld
verheiratet. Aus dieser Verbindung entstand dann die bayerische Konigslinie und deren Nachfahren bis in die Gegenwart.
1708 war Joseph Karl an den Hof des
Pfalzgrafen Johann Wilhelm
nach Dusseldorf gekommen,
[1]
wo er sich bis 1714 aufhielt.
[2]
Er schlug eine militarische Laufbahn ein, kampfte im
Venezianisch-Osterreichischen Turkenkrieg
unter Prinz
Eugen von Savoyen
und wurde 1721
kaiserlicher
Generalfeldwachtmeister
. Laut seiner Sarginschrift war
?Prinz Eugen Zeuge und Kunder seiner kriegerischen Tugenden.“
[3]
Der Prinz starb uberraschend in Oggersheim, am
?hitzigen Gallenfieber“
(
Typhus
).
[4]
Die Beisetzung erfolgte in der Grablege der Wittelsbacher in der
Karmeliterkirche Heidelberg
, nach Aufhebung des Konvents uberfuhrte man den
Sarkophag
1805 in die
St. Michaelskirche
zu
Munchen
.
[5]
Seine jungere Schwester
Ernestine Theodora von Pfalz-Sulzbach
wurde als Witwe
Karmelitin
und starb 1775 im Ruf der Heiligkeit.
[6]
Loretokapelle Oggersheim, im Hintergrund das Gnadenbild
Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach hatte ab 1720 in Oggersheim bei
Mannheim
ein (nicht mehr vorhandenes) Lustschloss mit Parkanlage erbauen lassen. In diesem Park ließ er 1729 auch eine barocke
Loretokapelle
errichten, wozu er im italienischen
Loreto
eine Kopie des dortigen
Gnadenbildes
, einer
Schwarzen Madonna
bestellte. Die Anregung zum Bau der Kapelle hatte der Wittelsbacher wohl im
Kolner
Kloster
St. Maria in der Kupfergasse
erhalten, wo seine Tante
Amalia Maria Therese von Pfalz-Sulzbach
(1651?1721) und seine altere Schwester
Maria Anna von Pfalz-Sulzbach
(1693?1762), als
Karmelitinnen
lebten und wo es eine ebensolche Loretokapelle mit Gnadenbild gab. Der verwitwete Pfalzgraf starb jedoch schon bald und die Schlossanlage verwaiste.
Kurfurst
Karl III. Philipp
ubergab die Oggersheimer Loretokapelle am 1. Marz 1733 den Mannheimer Jesuiten zur Betreuung. Im kurfurstlichen Auftrag ubertrug man an
Maria Verkundigung
1733 (25. Marz) das von Pfalzgraf Joseph Karl gestiftete Gnadenbild in die Kapelle und erklarte die Madonna von Oggersheim zur Patronin der
Kurpfalz
. Aufgrund der furstlichen Protektion und vieler Gebetserhorungen entwickelte sich die Pilgerstatte rasch zu einem regionalen Wallfahrtszentrum. Die Loretokapelle wurde 1775 mit der prachtvollen
Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt
uberbaut und in diese integriert; die Wallfahrt existiert bis in die Gegenwart.
[7]
- Karl Philipp August (* 17. Marz 1718; † 31. Marz 1724),
Erbprinz
von Pfalz-Sulzbach
- Innozenz Maria (*/† 7. Mai 1719)
- Elisabeth Maria Auguste
(1721?1794) ? verheiratet (1742) mit Kurfurst
Karl Theodor von der Pfalz und von Bayern
- Maria Anna
(* 22. Juni 1722; † 25. April 1790) ? verheiratet (1742) mit Prinz
Clemens Franz de Paula von Bayern
- Maria Franziska Dorothea
(1724?1794) ? verheiratet (1746) mit Prinz
Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld
- Karl Philipp August (* 24. November 1725; † 6. Mai 1727), Erbprinz von Pfalz-Sulzbach
- totgeborener Sohn (*/† 30. Januar 1728)
- Werner Hesse:
Hier Wittelsbach hier Pfalz. Die Geschichte der pfalzischen Wittelsbacher von 1214?1803.
Pfalzische Verlagsanstalt, Landau 1986,
ISBN 3-87629-094-5
.
- Oskar Klausner:
Die Familienzweige der pfalzischen Wittelsbacher. Die ersten Wittelsbacher. Die Kurlinie. Die Seitenlinien.
Schimper u. a., Schwetzingen u. a. 1995.
- Karl Lochner:
Schloß und Garten Oggersheim. 1720?1794
(=
Pfalzische Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften. Veroffentlichung.
41,
ISSN
0480-2357
). Verlag der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften, Speyer 1960.
- ↑
Pfalz-Sulzbach, Geheime Registratur
. In:
Staatsarchiv Amberg/Oberpfalz
.
Nr.
27
: Erziehung des Erbprinzen.
- ↑
Pfalz-Sulzbach, Geheime Registratur
. In:
Staatsarchiv Amberg/Oberpfalz
.
Nr.
28
: Reise nach Dusseldorf und Aufenthalt bis 1714.
- ↑
Karl Lochner:
Schloß und Garten Oggersheim.
1960, S. 12.
- ↑
Karl Lochner:
Schloß und Garten Oggersheim.
1960, S. 17.
- ↑
Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach
in der Datenbank
Find a Grave
, abgerufen am 7. Januar 2015 (englisch).
- ↑
Ernestine von Bayern
im
Okumenischen Heiligenlexikon
- ↑
Webseite des Klosters Oggersheim
(
Memento
vom 28. Juli 2014 im
Internet Archive
).