Sir
John Comyn, Lord of Badenoch
(auch
John Comyn (III)
,
John Comyn the younger
,
John Comyn the son
oder
Red Comyn
, †
10. Februar
1306
in
Dumfries
) war ein
schottischer
Magnat
. Als Rivale von
Robert Bruce
spielte er wahrend des
Ersten Schottischen Unabhangigkeitskriegs
eine wichtige politische Rolle.
John Comyn entstammte dem schottischen
Clan Comyn
, der seit der Mitte des 13. Jahrhunderts die fuhrende schottische Adelsfamilie war. Er war der alteste Sohn seines gleichnamigen Vaters
John Comyn, Lord of Badenoch
und von dessen Frau
Eleanor
(in schottischen Quellen
Marjory
), eine Schwester von
John Balliol
. Sein Vater war ein bedeutender Magnat mit umfangreichen Landereien in Schottland und auch in
England
. Als Oberhaupt der Familie Comyn wurde sein Vater
Red Comyn
genannt. Sein Sohn John wurde zur Unterscheidung
the younger
oder
the son
genannt. 1290 war sein Vater einer der
Anwarter auf den schottischen Thron
, doch unterstutzte er den Thronanspruch von John Balliol, der Ende 1291 neuer schottischer Konig wurde. Der jungere John wurde von seinem Onkel John Balliol, vermutlich kurz nach dessen Thronbesteigung 1292 zum
Ritter geschlagen
. Zu seinen weiteren Verwandten gehorten sein Cousin
John Comyn, 7. Earl of Buchan
, den wichtigsten Adligen Nordostschottlands. Comyn hatte
Joan de Valence
, eine Tochter von
William de Valence, 1. Earl of Pembroke
geheiratet, einem Halbbruder des englischen Konigs
Heinrich III.
Noch zu Lebzeiten seines Vaters erhielt er um 1295 die englischen Besitzungen
Walwick
,
Thornton
und
Henshaw
in
Tynedale
. Mit dem Tod seines Vaters um 1302 wurde er dessen Erbe und erbte die umfangreichen Landereien, darunter
Badenoch
und
Lochaber
in den
Highlands
,
Bedrule
und
Scraesburgh
in
Roxburghshire
,
Dalswinton
in
Dumfriesshire
,
Findogask
und
Ochtertyre
in
Perthshire
,
Machan
im
Clyde Valley
,
Lenzie
und
Kirkintilloch
in
Dunbartonshire
. Neben diesen schottischen Landereien besaß er noch
Tarset
und Thornton im englischen Tynedale und
Ulseby
in
Lincolnshire
.
Lochindorb
,
Ruthven
,
Inverlochy
und
Blair Atholl Castle
sicherten seinen nordschottischen Besitz, dazu besaß er
Dalswinton Castle
und moglicherweise noch kleinere Burgen in Machan und Kirkintilloch.
Als Verwandter und fuhrender Unterstutzer von Konig John Balliol spielte Comyn eine wichtige Rolle, als es im Streit um die englische Oberherrschaft Anfang 1296 zum
Krieg gegen England
kam. Zusammen mit sieben schottischen Earls, darunter der mit ihm verwandte
John Comyn, 7. Earl of Buchan
, uberquerte er am 26. Marz von
Annandale
aus den
Solway
und unternahm einen Raubzug nach Nordengland. Sie brannten die Vororte von
Carlisle
nieder, doch ihr Angriff auf die Stadt selbst scheiterte. Zwei Wochen spater war Comyn in
Hexham Abbey
, als das Kloster niedergebrannt wurde. Als die Schotten erfuhren, dass der englische Konig
Eduard I.
mit einem Heer im Anmarsch war, zogen sie sich nach Schottland zuruck. Am 22. April nahm Comyn an der Ruckeroberung von
Dunbar Castle
teil, doch als der englische Konig nach dem Sieg in der
Schlacht bei Dunbar
am 28. April die Ubergabe der Burg erreichte, geriet Comyn zusammen mit zahlreichen anderen schottischen Adligen in Gefangenschaft und wurde als Geisel nach England gebracht. Seine Frau war bereits in England und hatte freies Geleit nach London erhalten, nachdem der englische Konig von Comyns Kampf auf schottischer Seite erfahren hatte, was er als bewaffnete Rebellion ansah. Eduard I. sorgte fur den Unterhalt von Comyns Frau und ihren Kindern, wahrend er selbst zusammen mit anderen schottischen Gefangenen in den
Tower of London
gebracht wurde. 1297 versprach Comyn, den englischen Konig im
Krieg gegen Frankreich
bei dessen Feldzug nach Flandern zu unterstutzen, doch vor 1298 war er wieder in Schottland.
Guardian of Scotland und Fuhrer des schottischen Widerstands
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Wahrend des Kriegs hatte die englische Krone Comyns nordenglische Besitzungen beschlagnahmt, und durch die langere Gefangenschaft der fuhrenden Mitglieder der Familie Comyn war ihre fuhrende politische Stellung in Schottland nicht mehr unumstritten. Nach der erzwungenen Abdankung von John Balliol hatten
James Stewart
, Bischof
Robert Wishart
und
William Wallace
, der Anfang 1298 zum alleinigen
Guardian of Scotland
ernannt worden war, die politische Fuhrung ubernommen. Comyn unterstutzte nach seiner Ruckkehr vermutlich den weiteren schottischen Widerstand und gehorte am 22. Juli 1298 in der
Schlacht von Falkirk
der schottischen Reiterei an. Angesichts der englischen Uberlegenheit sollen die schottischen Ritter vom Schlachtfeld geflohen sein, worauf die Englander die Schotten entscheidend besiegen konnten. Angeblich soll Wallace die Comyns fur die Niederlage mit verantwortlich gemacht haben, was aber nicht gesichert ist. Er legte auf jeden Fall nach der Niederlage sein Amt als Guardian nieder, worauf Comyn zusammen mit
Robert Bruce
das Amt ubernahm. Zwischen Wallace und Comyn gab es aber mit Sicherheit Spannungen, und auch das Verhaltnis zwischen Comyn und Bruce war schwierig. Wahrend die Comyns in dem Thronfolgestreit nach dem Tod von Konig
Alexander III.
den Thronanspruch von John Balliol unterstutzt hatten, hatte der Großvater von Bruce selbst die Krone beansprucht. Bereits im Dezember 1298 legte Comyn sein Amt als Guardian wieder nieder. Am 19. August 1299 kam es wahrend einer Ratsversammlung in
Peebles
zum offenen Bruch zwischen den Unterstutzern der Comyns und denen von Robert Bruce. John Comyn soll Bruce tatlich angegriffen haben, worauf Bischof
William Lamberton
von St Andrews neben Comyn und Bruce zum neuen Guardian gewahlt wurde, um die beiden zu versohnen. Dennoch kam es wahrend eines
schottischen Parlaments
in
Rutherglen
10. Mai 1300 zum neuen Bruch zwischen Comyn und Bruce. Comyn war mit Lamberton in Streit geraten und wollte nicht mehr langer mit ihm zusammen als Guardian dienen. Um Comyn und Lamberton im Amt zu halten, wurde nun Bruce aus dem Amt gedrangt und durch
Ingram de Umfraville
, einen Verwandten von John Balliol und Verbundeten der Comyns ersetzt. Dieses Bundnis loste sich aber zwischen Dezember 1300 und Mai 1301 wieder auf, worauf
John de Soules
zum alleinigen Guardian gewahlt wurde. Nach dem Chronisten
John Fordun
soll Comyn dagegen bis 1304 ununterbrochen als Guardian gedient haben, und de Soules soll 1301 und 1302 auf ausdrucklichen Wunsch von John Balliol Comyn unterstutzt haben. Im Herbst 1302 war Comyn alleiniger Guardian, als de Soules als Gesandter nach Frankreich reiste. Anfang 1303 war John Comyn offensichtlich der Fuhrer des schottischen Widerstands gegen die englische Besetzung, denn am 24. Februar 1303 konnte eine Armee unter seiner Fuhrung ein englisches Heer in der
Schlacht von Roslin
schlagen.
Nach diesem Sieg fuhrte Comyn zusammen mit
Simon Fraser
mindestens bis Herbst 1303 einen
Guerillakrieg
gegen die englischen Besatzer in Sudschottland. Der englische Konig fuhrte daraufhin ab Sommer 1303 einen Vergeltungsfeldzug, bei dem er im Oktober 1303 Lochindorb Castle, eine der wichtigsten Burgen von Comyn besetzte. Angesichts dieser militarischen Uberlegenheit wurde deutlich, dass die Schotten die Englander nicht in offener Feldschlacht besiegen konnten. Da ihre franzosischen Verbundeten am 20. Mai 1303 einen
Frieden mit England
geschlossen hatten, hatten die schottischen Adligen keine Hoffnung mehr, den Krieg zu gewinnen. Am 6. Februar 1304 begann Comyn als alleiniger Guardian Kapitulationsverhandlungen mit dem
Earl of Ulster
, dem englischen Kommandanten im westlichen Schottland. Er weigerte sich, sich bedingungslos zu ergeben, und verlangte eine Amnestie fur alle schottischen Kampfer und die Ruckgabe ihrer Landereien. Dazu forderte er, dass die schottischen Gesetze, Gebrauche und Privilegien aus der Zeit von Konig
Alexander III.
weiter gultig seien. Tatsachlich willigten die Englander ein, den Schotten ihre Landereien zuruckzugeben, doch sie verweigerten die Wiederherstellung des Rechts aus der Zeit vor dem schottischen Unabhangigkeitskrieg. Dazu verlangten sie, dass mehrere schottische Anfuhrer zumindest zeitweise ins Exil gehen mussten, darunter Bischof
Robert Wishart
von Glasgow. John Comyn,
Alexander Lindsay
,
David Graham
und Simon Fraser wurde befohlen, William Wallace zu ergreifen und dem englischen Konig zu ubergeben. Unter diesen Bedingungen ergaben sich die schottischen Barone mit Ausnahme von William Wallace, Simon Fraser und John de Soules am 9. Februar 1304 Konig Eduard I. Die Regierung von Schottland ubernahm
John of Brittany
, ein Neffe des Konigs, als dessen Statthalter. Er sollte von einem Rat beraten werden, dem zweiundzwanzig Schotten, darunter John Comyn und Robert Bruce angehorten.
Trotz dieser Kapitulation war Schottland noch nicht endgultig befriedet. Der in Gefangenschaft geratene William Wallace wurde am 23. August 1305 zur Entrustung der Schotten grausam hingerichtet. Die beiden weiterhin rivalisierenden fuhrenden Adligen, John Comyn und Robert Bruce trafen sich am 10. Februar 1306 in der Greyfriars Church, der Kirche der Franziskanerniederlassung in
Dumfries
zu Gesprachen. Dabei totete Bruce Comyn.
Zwischen Comyn und Bruce hatte mindestens seit 1286 eine Rivalitat um die politische Vormacht in Schottland bestanden. Die Comyns unterdruckten 1286 und 1287 die Versuche von
Robert de Brus
, dem Großvater von Robert Bruce, die Krone zu beanspruchen. Stattdessen unterstutzten sie den Thronanspruch von John Balliol und nach dessen Kronung dessen Regierung. Nach der erzwungenen Abdankung von Balliol konnte Comyn gegen Bruce die politische Fuhrung zuruckgewinnen und war damit das großte Hindernis fur Bruce, die Krone zu erlangen. Comyn hatte als entfernter Nachfahre von Konig
Donald III.
selbst einen Anspruch auf den Thron gehabt, dazu galt er als Erbe von John Balliol. Die genauen Ursachen und der Ablauf der Tat sind aber bis heute umstritten.
Nach schottischen Berichten aus dem 14. und 15. Jahrhundert hatte Comyn zugestimmt, dass Bruce sich zum Konig erklaren wurde, im Gegenzug wurde er die Besitzungen von Bruce erhalten. Dann hatte Comyn jedoch den Plan an Eduard I. verraten. Bruce hatte von dem Verrat erfahren und Comyn in Dumfries zur Rede gestellt. In dem folgenden Streit hatte Bruce dann Comyn und dessen Onkel
Robert Comyn
getotet.
Die zeitgenossischen englischen Berichte von dem Mord gelten als zu recht befangen, doch sie geben wie die Chronik von
Walter of Guisborough
ein anderes Bild ab. Nach Guisborough furchtete Bruce, dass Comyn seinen Griff nach der schottischen Krone verhindern wurde. Tatsachlich betonen Guisborough und andere englische Chronisten nachdrucklich, dass Comyn den Thronanspruch von Bruce als Verrat gegenuber den rechtmaßigen Anspruch von John Balliol bewertete. Nach den englischen Versionen der Tat sandte Bruce seine beiden Bruder
Thomas
und
Nigel
nach
Dalswinton Castle
, wo sie Comyn um ein Treffen in der Greyfriars Church in Dumfries baten. Der genaue Zweck des Treffens ist nicht bekannt, doch offensichtlich plante Bruce bereits, sich zum Konig zu erklaren und den Widerstand gegen England wieder aufzunehmen. Nachdem das Treffen anfangs noch in freundschaftlicher Atmosphare stattfand, beschuldigte Bruce dann Comyn, dass er ihn an den englischen Konig verraten wurde. Die beiden Rivalen sollen sich dann gegenseitig des Verrats bezichtigt haben. Wahrend des Streits griff Bruce dann mit einem Dolch Comyn an, worauf Gefolgsleute von Bruce Comyn dann mit Schwertern todlich verwundeten. Bei dem Versuch, seinen Neffen zu verteidigen, wurde Comyns Onkel Robert Comyn von
Christopher Seton
getotet. Sowohl der schottischen und englischen Uberlieferung nach lebte Comyn noch, als Bruce die Kirche verließ. Bruce kehrte nach Lochmaben Castle zuruck, wo er seinen Verwandten
James Lindsay
und
Roger Kirkpatrick
berichtete, dass er vermutlich Comyn getotet hatte. Daraufhin seien Kirkpatrick und andere Anhanger von Bruce zu der Kirche geritten und hatten den schwer verwundeten Comyn ermordet, worauf sich das Motto der Kirkpatricks
I mak siccar
(
broad scots:
Ich gehe auf Nummer sicher
) beziehen wurde.
Die Tragweite von Comyns Ermordung wurde in Schottland und auch in England rasch erkannt. Nachdem Eduard I. zunachst noch gelassen auf die Nachricht reagiert hatte, ernannte er am 5. April 1306 seinen Vertrauten
Aymer de Valence
, den Schwager von Comyn, zum Statthalter von Schottland und stattete ihn mit weitreichenden Vollmachten aus. Bruce wurde wegen des Mords in einer Kirche von Papst
Clemens V.
mit dem
Kirchenbann
belegt. Er handelte nun rasch und ließ sich am 25. Marz zum schottischen Konig kronen. Nun musste er seinen Thronanspruch nicht nur gegen den englischen Konig verteidigen, sondern zudem in Schottland gegen die verbliebenen Mitglieder der Familie Comyn kampfen und deren Stellung in Nordschottland brechen. Dies fuhrte zu einem schottischen Burgerkrieg zwischen Bruce und der Familie Comyn, den Bruce bis 1308 fur sich entscheiden konnte. Die schottischen Landereien der Comyns verteilte Bruce an seine Gefolgsleute.
Comyn hatte mit seiner Frau Joan de Valence drei Kinder:
Seine Frau und seine Kinder fluchteten nach Comyns Ermordung nach England. Sein Erbe wurde sein Sohn John, der 1314 der englischen Armee angehorte, die in der
Schlacht von Bannockburn
eine entscheidende Niederlage erlitt. Comyns Sohn fiel in der Schlacht. Die Stellung der Familie Comyn in Schottland war damit endgultig verloren. Nach 1316 wurden die verbliebenen Besitzungen von John Comyn in England unter seinen Tochtern aufgeteilt.