Johannes von Drandorf
(* um 1390 in
Schlieben
; †
17. Februar
1425
in
Heidelberg
) war ein Anhanger des
Utraquismus
, der 1425 auf dem Scheiterhaufen endete. Er wurde von
Martin Luther
und
Philipp Melanchthon
als Martyrer der evangelischen Lehre anerkannt.
Nach dem Besuch der
Kreuzschule
in
Dresden
studierte Drandorf in
Wittenberg
. Als sein Lehrer Peter von Dresden nach Prag fluchten musste, folgte ihm Drandorf und setzte in Prag seine Studien fort. Peter von Dresden hatte in Wittenberg
waldensische
und Lehren des
John Wyclif
verbreitet und musste sich deshalb absetzen.
Drandorf empfing um 1417 die Priesterweihe. Er wirkte drei Jahre in Prag und anschließend als Prediger im
sudbohmischen
Neuhaus
. Uber Aufenthalte in Sachsen, Meißen und dem Vogtland wanderte er dann nach Sudwestdeutschland, wo er sich langere Zeit in
Speyer
aufhielt und Kontakt zum dortigen Schulrektor
Peter Turnow
aus
Tolkemit
bei Elbing aufnahm. Gemeinsam mit Turnow wandte er sich in Speyer, Heilbronn und Wimpfen offentlich gegen die klerikale Hierarchie.
Im Januar 1425 wurde Drandorf auf Anordnung des Pfalzgrafen
Ludwig
in Heilbronn festgenommen. Der Wurzburger Bischof
Johann II. von Brunn
ordnete seine Uberfuhrung nach Heidelberg an, wo er durch den Wormser Bischof
Johann II. von Fleckenstein
sowie mehrere Heidelberger Professoren, unter ihnen
Nikolaus Magni von Jauer
, abgeurteilt werden sollte. Als er sich als Anhanger der utraquistischen Lehre bekannte und den Ablass, die Unfehlbarkeit der Konzilien und den papstlichen Primat verwarf, wurde er wegen
hussitischer
Ketzerei zum Tode verurteilt und am 17. Februar 1425 in Heidelberg auf dem
Scheiterhaufen
verbrannt.
- Friedrich Wilhelm Bautz
:
Drandorf, Johannes von.
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveranderte Auflage. Hamm 1990,
ISBN 3-88309-013-1
, Sp. 1376?1377
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- Julius Hartmann d. J.
:
Drandorf, Johann von
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 373.
- Heinz Kraft:
Drandorf, Johannes v..
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959,
ISBN 3-428-00185-0
, S. 96 (
Digitalisat
).
- Hermann Heimpel:
Drei Inquisitionsverfahren aus dem Jahre 1425: Akten der Prozesse gegen die deutschen Hussiten Johannes Drandorf und Peter Turnau sowie gegen Drandorfs Diener Martin Borchard.
Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1969