Jenseits von Eden
(Originaltitel:
East of Eden
) ist ein
US-amerikanisches
Filmdrama
des Regisseurs
Elia Kazan
aus dem Jahr 1955. Er basiert auf dem
gleichnamigen Roman
des Schriftstellers
John Steinbeck
, wobei sich der Film nur auf das letzte Viertel des Buches konzentriert. Der Film zeigt
James Dean
in seiner ersten großen Filmrolle.
Die
kalifornische
Stadt
Salinas
im Jahre 1917: Die Zwillingsbruder Caleb (kurz ?Cal“ genannt) und Aron wachsen bei ihrem alleinerziehenden Vater Adam Trask auf. Der Vater scheint seinen wohlerzogenen Sohn Aron lieber zu mogen, wahrend der sturmische Cal standig um die Liebe seines Vaters und dessen Anerkennung kampfen muss. Adam, ein Farmer, hat seinen Sohnen erzahlt, dass ihre Mutter Kate kurz nach ihrer Geburt gestorben sei. Tatsachlich hat sie jedoch die Familie verlassen und leitet ein gutgehendes
Bordell
in der nahegelegenen Stadt
Monterey
. Cal hat ? unbemerkt von seinem Vater ? davon erfahren. Er beobachtet heimlich seine Mutter und versucht mehrmals, mit ihr in Kontakt zu kommen. Sie lasst ihn jedoch verprugeln und weigert sich, mit ihm zu sprechen.
Adam investiert in das Unternehmen, Gemuse einzufrieren, um es langer haltbar zu machen. Dabei geht es ihm nicht um den moglichen Gewinn, sondern um den Fortschritt im Dienste der Menschheit. Cals Ratschlag, lieber in Bohnen zu investieren, die großen Gewinn versprechen, lehnt er ab. Bei einem waghalsigen Unterfangen, bei dem Adam versucht, Salat eisgekuhlt an die Ostkuste zu transportieren, verliert Adam fast sein gesamtes Vermogen. Cal entwickelt nun den Plan, das Geld fur seinen Vater wiederzubeschaffen und endlich dessen Zuneigung zu gewinnen. Er bittet seine Mutter Kate, die mit ihrem Bordell viel Geld verdient hat, ihm einen Betrag zu leihen, damit er ein eigenes Geschaft aufziehen und so das Geld fur seinen Vater verdienen kann. Nach einigem Zogern willigt sie schließlich ein und leiht ihrem Sohn 5000 Dollar.
Damit kauft er billig eine Bohnenernte, die er dann mit Hilfe von Will Hamilton ? einem Bekannten seines Vaters ? teuer an die amerikanische Armee weiterverkauft. Diese benotigt dringend Vorrate fur den Eintritt in den
Ersten Weltkrieg
gegen das
Deutsche Kaiserreich
. Inzwischen entwickeln Cal und Abra, die Freundin von Aron, Gefuhle fureinander und kommen sich immer naher. Abra versucht, Cal zu verstehen, und will ihm helfen. Auf einem Riesenrad kommt es zu einem Kuss zwischen Cal und Abra, der jedoch beide mit schlechtem Gewissen zurucklasst. Aron beobachtet mit zunehmender Eifersucht, wie seine Freundin und Cal sich einander annahern.
Cal will seinen Vater mit dem verdienten Geld zu dessen Geburtstag uberraschen, doch dieser lehnt dieses ab, weil er durch den Krieg und das daraus resultierende Leid anderer keinen Gewinn machen will. Vielmehr freut sich Adam uber das Geschenk von Aron, der seinem Vater seine Verlobung mit Abra mitteilt. Cal sieht in dem Verhalten seines Vaters nur einen weiteren Beweis der Lieblosigkeit ihm gegenuber und rennt weinend davon. Abra folgt ihm. Der eifersuchtige Aron fordert seinen Bruder auf, sich von ihr fernzuhalten, und macht Cal Vorwurfe, dass er schon immer schlecht gewesen sei.
Als eine Art Racheakt bringt Cal seinen Bruder zu ihrer Mutter Kate ? von der Aron glaubt, sie sei tot und im Leben immer eine ideale Frau gewesen. Die Erkenntnis, dass sie am Leben und die Besitzerin eines Bordells ist, raubt ihm den Verstand. Er betrinkt sich und beschließt, sich den Freiwilligen fur den Krieg anzuschließen, den er vorher abgelehnt hatte. Als Abra, Cal und sein Vater am Bahnhof eintreffen, um Aron aufzuhalten, lacht dieser nur hysterisch und blickt apathisch aus dem Zugfenster seinen Vater an, wahrend der Zug anfahrt. Adam erleidet daraufhin einen
Schlaganfall
und bricht in Cals Armen zusammen.
Infolge des Schlaganfalles liegt Adam kurz darauf gelahmt im Bett. Cal bittet ihn um Verzeihung, doch Adam reagiert nicht darauf. Daraufhin geht sein Sohn weinend aus dem Raum. Abra, die in Adam seit Langem eine Art Vaterfigur sieht, redet nun auf diesen ein, seinem Sohn endlich seine Liebe zu zeigen, da dieser gefangen sei von der Vorstellung, seinem Vater gleichgultig zu sein. Auch hierauf zeigt Adam keine Reaktion, doch Cal lasst sich von Abra uberreden, noch einmal mit Adam zu sprechen. Nun reagiert Adam und bittet seinen Sohn, die unausstehliche Krankenschwester wegzuschicken und stattdessen selbst die Pflege zu ubernehmen. Cal bedankt sich bei Abra, wobei sich eine beginnende Beziehung zwischen den beiden abzeichnet. Dann setzt er sich mit einem Stuhl neben das Bett seines Vaters.
John Steinbecks Roman
Jenseits von Eden
(
East of Eden
) war 1952 erschienen und zum großen Erfolg beim Publikum geworden. Der Titel der Romanvorlage geht auf ein Zitat aus der
hebraischen Bibel
zuruck (
Genesis
4,16
LUT
), und auch ansonsten ist das Buch mit Anleihen an die
Bibel
gespickt (z. B. die Anspielung auf die
Vertreibung aus dem Garten Eden
im Filmtitel, die Rivalitat zwischen
Kain
und
Abel
in
Genesis
4,1-16
EU
, das Motiv der ungleichen Vaterliebe zwischen
Isaak
und seinen zwei Sohnen
Esau
und
Jakob
in
Genesis
25,28
EU
etc.).
Fur die Verfilmung als Regisseur und Produzent verantwortlich war
Elia Kazan
, einer der damals angesehensten Regisseure Amerikas. Steinbeck und Kazan waren miteinander befreundet, seit sie 1952 am Drehbuch von
Viva Zapata!
zusammengearbeitet hatten.
[2]
Kazan identifizierte sich mit dem Stoff, da die Beziehung zwischen ihm und seinem Vater auch immer schwierig war.
[3]
Fur einen einzigen Streifen war der Romaninhalt allerdings zu lang und komplex, weshalb der Film sich ausschließlich auf das letzte Viertel des Romans konzentriert. Selbst mit diesem lasst sich die Verfilmung so viele Freiheiten, dass
Jenseits von Eden
insgesamt als sehr lose Verfilmung von Steinbecks Roman gilt. Am Ende zeigte sich Steinbeck trotz der vielen Anderungen positiv gegenuber dem Film und erklarte, dass James Dean die perfekte Verkorperung von Caleb sei.
[2]
Haufig wird angenommen, dass
Jenseits von Eden
das Filmdebut von
James Dean
sei ? diese Annahme ist allerdings falsch, da Dean bereits seit Anfang der 1950er-Jahre einige sehr kleine Filmrollen gespielt hatte.
Jenseits von Eden
war aber seine erste wichtige Filmrolle und sein Durchbruch als Filmschauspieler. Elia Kazan erinnerte sich spater: ?James Dean sah genauso aus wie Cal Trask in
Jenseits von Eden
, und er sprach auch so. Als er das New Yorker Buro der Warner Bros. betrat, wusste ich sofort, dass ich den richtigen Mann fur die Rolle gefunden hatte. Er war vorsichtig, storrisch und misstrauisch und schien voller unterdruckter Gefuhle.“
Dean wurde, damit er wie ein richtiger
Farmer
aussah, von Kazan fur eine Woche nach
Palm Springs
geschickt. Dort sollte sich Dean in der Sonne aufhalten (damit seine Haut wie auf dem Land gebraunt wurde) und taglich eine große Portion Sahne essen (damit er nicht so schmachtig aussah und an Gewicht zunahm).
[2]
Ein weiteres Argernis zwischen Regisseur und Hauptdarsteller waren die regelmaßigen Partybesuche Deans in
Hollywood
. Kazan wollte die nachtlichen Ausgange seines Stars verhindern und quartierte Dean in einen Bungalow direkt gegenuber seinem eigenen auf dem Studiogelande der Warner Brothers ein, damit er ein Auge auf seinen Hauptdarsteller haben konnte, wie Kazan 1988 in seiner Autobiografie
A Life
bekannte.
Vor der Besetzung Deans hatte Kazan auch uber andere Schauspieler nachgedacht:
Paul Newman
etwa war auch im Gesprach fur die Rolle von Cal. Einmal wollte Kazan auch
Marlon Brando
und
Montgomery Clift
als ungleiche Bruder besetzen, die ebenfalls wie Dean fur das neuartige
Method Acting
standen. Kazan verwarf die Idee jedoch, da beide mit uber 30 Jahren zu alt fur die jugendlichen Rollen waren. Broadway-Star
Julie Harris
wurde aber trotz ihrer 29 Jahre fur die Rolle der Abra auf Wunsch von Kazan verpflichtet, obwohl das Filmstudio Warner Brothers
Joanne Woodward
favorisiert hatte.
[2]
Fur die Schauspieler
Richard Davalos
als Bruder Aron,
Jo Van Fleet
als Mutter Kate,
Lois Smith
als Bordellkellnerin Anne und
Barbara Baxley
als Krankenschwester bedeutete
Jenseits von Eden
das Filmdebut.
Beruhmt wurden die Auseinandersetzungen wahrend der zehnwochigen Dreharbeiten zwischen dem Darsteller des Vaters,
Raymond Massey
, und James Dean. Dean kam oft unvorbereitet ans Filmset und variierte immer wieder seine Textzeilen und sagte Sachen, die so nicht im Drehbuch standen. Dies gehorte auch zu Deans ungewohnlichem, oft improvisierenden Schauspielstil, irritierte oder sogar erzurnte aber viele seiner Mitschauspieler, allen voran Massey.
[2]
Der erfahrene Charakterdarsteller sah darin, dass Dean seinen Text teilweise nicht auswendig konnte, ein Zeichen von Unprofessionalitat seitens des Jungschauspielers. Elia Kazan mischte sich bewusst nicht in die Differenzen zwischen Massey und Dean ein, da die personlichen Spannungen der beiden Schauspieler auf die Rollen von Vater und Sohn perfekt passten. Dadurch wirkte der Vater-Sohn-Konflikt um so echter. Fur James Dean war die Rolle sowieso zum Teil autobiografisch: Seine Mutter war fruh verstorben, die Beziehung zu seinem Vater war schwierig und distanziert.
Jenseits von Eden
war die erste Filmarbeit des
Komponisten
Leonard Rosenman
. Als Kameramann fungierte
Ted McCord
, der in
Cinemascope
-Breitbild drehte. Die Kostume wurden von
Anna Hill Johnstone
entworfen,
Gordon Bau
war Maskenbildner, und
Stanley Jones
kummerte sich um den Ton.
James Basevi
und
Malcolm C. Bert
waren fur das Szenenbild verantwortlich, die weitere Ausstattung besorgte
George James Hopkins
.
Obwohl der Film an sich in
Monterey
spielt, wurde ein Großteil in Wahrheit in
Mendocino
, einer Kleinstadt nordlich von
San Francisco
, gedreht. Außerdem wurde fur einige Szenen das
Salinas Valley
gewahlt.
[4]
Die deutsche Synchronfassung entstand zur deutschen Kinopremiere im Juli 1955 bei der Deutsche Mondial Film GmbH.
[5]
Der Film wurde bei der Erstellung der Synchronisation an einigen Stellen leicht gekurzt: So wurde insbesondere die Szene, in der der mit den Trasks befreundete
Deutschamerikaner
Gustav Albrecht wegen des Krieges zwischen Deutschland und den USA auf dem
Jahrmarkt
angefeindet wird, nicht synchronisiert. Bis heute werden die nicht synchronisierten Szenen bei Fernsehausstrahlungen ausgelassen, auf der deutschen DVD zu
Jenseits von Eden
sind sie allerdings enthalten.
Adolf Heinzlmeier
und
Berndt Schulz
konstatierten im
Lexikon ?Filme im Fernsehen“
, dass
Jenseits von Eden
der ?erste jener drei beruhmten Filme“ sei, ?die den Mythos Dean begrundeten“. Dabei helfe der ?Vater-Sohn-Konflikt als ideales Vehikel fur den Aufmupfigen, Unangepassten, sein rebellisches Potenzial zu entfalten“. Der Film sei zwar bisweilen ?ruhrselig bis kitschig“, aber dennoch ?uberdurchschnittlich“.
[6]
Dem
Lexikon des internationalen Films
zufolge verdichtete Regisseur Kazan ?die Vorlage ? eine moderne Variation des Kain-und-Abel-Themas ? zu einem grandios gestalteten Generationendrama“, in dem ?Hauptdarsteller James Dean […] mit seiner ersten Filmrolle auf Anhieb den Status eines Massenidols“ erreicht habe.
[7]
Reclams Filmfuhrer
bezeichnete
Jenseits von Eden
als ?bemerkenswertes Beispiel fur eine angemessene Literaturverfilmung, die nicht nur die Fabel, sondern auch den Geist der Vorlage bewahrt“.
[8]
Im Jahr 1955 erhielt
Jenseits von Eden
eine Auszeichnung bei den
Internationalen Filmfestspielen von Cannes
als Bester Dramatischer Film; ferner lief der Film im Wettbewerb um die
Goldene Palme
. 1956 gewann Jo Van Fleet den
Oscar
in der Kategorie
Beste Nebendarstellerin
; Nominierungen gab es zudem fur Elia Kazan (
Beste Regie
), James Dean (
Bester Hauptdarsteller
) und Paul Osborn (
Bestes adaptiertes Drehbuch
).
Ebenfalls 1956 war
Jenseits von Eden
fur den
British Film Academy Award
in den Kategorien Bester Film, Bester auslandischer Darsteller (James Dean) und Bester Newcomer (Jo Van Fleet) nominiert. Im selben Jahr gewann der Film einen
Golden Globe Award
in der Kategorie
Bester Film ? Drama
.
- ↑
Freigabebescheinigung
fur
Jenseits von Eden
.
Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft
(PDF; Prufnummer: 9957-c/K).
Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 langer als 4 Zeichen
- ↑
a
b
c
d
e
Trivia von
Jenseits von Eden
bei der Internet Movie Database
- ↑
Artikel uber
East of Eden
bei Turner Classic Movies
- ↑
James Dean in Mendocino: The Filming of East of Eden
, hrsg. von Bruce Levene. Pacific Transcriptions, Mendocino 1994,
ISBN 978-0933391130
.
- ↑
Jenseits von Eden.
In:
synchronkartei.de.
Deutsche Synchronkartei
,
abgerufen am 12. Februar 2021
.
- ↑
Adolf Heinzlmeier
und
Berndt Schulz
in
Lexikon ?Filme im Fernsehen“.
Erweiterte Neuausgabe. Rasch und Rohring, Hamburg 1990,
ISBN 3-89136-392-3
, S. 418?419.
- ↑
Jenseits von Eden.
In:
Lexikon des internationalen Films
.
Filmdienst
,
abgerufen am 2. Marz 2017
.
- ↑
Reclams Filmfuhrer.
2. Aufl. 1973,
ISBN 3-15-010205-7
.