Janis Ian

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Janis Ian (2004)

Janis Ian (* 7. April 1951 als Janis Eddy Fink in New York ) ist eine US-amerikanische Sangerin und Songschreiberin . Sie ist zweifache Grammy-Preistragerin.

Janis Ian (1981)

Leben und Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Janis Ian (2013)

Janis Ian wuchs in New Jersey auf, bevor die Familie nach zahlreichen Umzugen 1965 nach New York zuruckkehrte. Ihre Kindheit und fruhe Jugend beschreibt Ian als eine schone, aber durch das Leben auf der abgelegenen Farm auch sehr einsame Zeit. Ungewohnlich fruh, mit sieben Monaten, begann sie zu sprechen, und mit zwei Jahren bat sie ihren Vater, sie das Klavierspiel zu lehren. Uberhaupt, so Ian, sei sie von ihren Eltern in jeder Hinsicht ermutigt worden, zu fragen, zu lernen, neugierig zu sein. Ihr Vater habe eigens einen Nebenjob als Verlagsvertreter angenommen, um seiner Tochter eine Enzyklopadie zu besorgen.

Mit zehn Jahren begann Ian, auf der Gitarre ihres Vaters zu spielen, schrieb zwei Jahre spater ihren ersten eigenen Song, auf den der Musikproduzent George Morton aufmerksam wurde. Am 3. August 1966 nahm er mit ihr Society’s Child (Baby I’ve Been Thinking), ein sehr kontroverses Lied uber eine interrassische Liebe, die von den Eltern und der Gemeinde nicht toleriert wird, auf. Ian wollte ihre Eigenkomposition mit dem Titel Baby I’ve Been Thinking versehen, doch Morton entschied sich fur Society’s Child . Fur Morton war es textlich die gleiche Grundlage wie bei den von ihm bisher aufgenommenen Girlgroups ? ein Madchen verliebt sich und die Eltern sind dagegen. Nachdem Atlantic und einige andere Labels die Veroffentlichung ablehnten, brachte Verve den Song dreimal zwischen 1966 und 1967 heraus.

Erst als Leonard Bernstein ihn in seiner Fernsehsendung ?Inside Pop: The Rock Revolution“ am 26. April 1967 vorstellte, gab es Resonanz. Nach Veroffentlichung im Mai 1967 erreichte die Single Rang 14 der Pop-Charts und verkaufte trotz geringem Airplay 600.000 Exemplare. Nur wenige Radiostationen wagten es in den USA der 1960er Jahre das brisante Stuck zu spielen. Die von Morton produzierte Debut-LP hieß Janis Ian und kam im Januar 1967 auf den Markt. Die in den Mira Sound Studios eingespielten Aufnahmen entstanden mit dem Toningenieur Brooks Arthur. Als Arrangeur fungierte Artie Butler. Die am 21. Dezember 1966 entstandene LP verkaufte 350.000 Exemplare. [1] Ebenfalls bei Mira Sound entstand am 20. Oktober 1967 und 26. Oktober 1967 Ians zweite LP …For All the Seasons of Your Mind . Auch die dritte LP The Secret Life of J. Eddy Fink (1968) entstand unter seiner Aufsicht, abgemischt in den A & R Recording Studios von Phil Ramone .

Die Songwriterin erhielt wegen Society’s Child (Baby I’ve Been Thinking) uber Jahrzehnte Mord- und Bombendrohungen, Rassisten storten ihre US-Konzerte mit Rufen wie ?Nigger Lover“ und ihre Tourneen in den Staaten waren ohne Bodyguards undenkbar. Endgultig wandelte sich das erst in den 1990er Jahren, als Ian ? u. a. uber das Forum ihrer Website ? vermehrt den personlichen Kontakt mit ihren Fans suchte.

Mit 21 Jahren schrieb sie mit Jesse und Stars zwei Songs, die spater u. a. von Roberta Flack , Joan Baez und Cher gecovert wurden.

Im Jahr 1974 erhielt Ian bei CBS erstmals einen Plattenvertrag bei einem großen Label. In rascher Folge brachte sie nun bis 1980 jedes Jahr mindestens ein Album heraus, zehn Alben insgesamt. 1976 wurde sie mit einem Grammy Award ausgezeichnet. Es folgten Jahre, in denen Ian jahrlich zwischen 250 und 300 Konzerte in den USA, England, Sudafrika, Australien, den Niederlanden und Japan gab.

Das 1983 eingespielte Album Uncle Wonderful erschien im Jahr darauf nur in Australien. [2]

Ian hatte zwischenzeitlich geheiratet und wollte eine Familie grunden, konnte aber keine Kinder bekommen. Die folgenden Jahre nutzte sie zum Schreiben neuer Songs und besuchte die Schauspielschule von Stella Adler in New York, nahm aber keine neuen Alben auf. Wahrend dieser Zeit lebte sie von den Einnahmen aus ihren Platten und davon, dass andere Interpreten mit ihren Songs erfolgreich waren, bis 1986 ihr Buchhalter spurlos verschwand und mit ihm ihr gesamtes Vermogen. Stattdessen schuldete sie den Finanzbehorden 1,3 Millionen Dollar. Bis auf ihre Buhnenkleidung und zwei Gitarren wurde ihr gesamter Besitz gepfandet.

So kam sie 1986 aus dem teuren Los Angeles nach Nashville , Tennessee. Ihre Ehe war zwischenzeitlich gescheitert. Hinzu kamen wiederholt schwerwiegende gesundheitliche Probleme, die sie Ende der 1980er Jahre fur einige Jahre arbeitsunfahig machten. Obwohl der Umzug von Los Angeles nach Tennessee ? also in die Sudstaaten ? einen Kulturschock bedeutet habe, so Ian, habe sie sich dort sofort zu Hause gefuhlt, und die dortige Musikszene habe sie mit offenen Armen aufgenommen.

Nach drei Jahren in Nashville lernte Ian 1989 die Strafverteidigerin Patricia Snyder kennen, ihre spatere Lebensgefahrtin, die sie im August 2003 in Toronto heiratete.

Die Begegnung mit Pat stellte einen Wendepunkt dar. Sie begann wieder zu schreiben und aufzutreten und produzierte 1993 ihr Comeback-Album Breaking Silence . Der Titel war programmatisch, denn die Veroffentlichung des Albums fiel zusammen mit ihrem offentlichen Coming-out , zu dem sie sich entschloss, nachdem eine Studie belegt hatte, dass die meisten Selbstmorde von Jugendlichen in den USA aus Angst begangen werden, homosexuell zu sein. Daruber hinaus handeln die Texte dieses Albums von einer ganzen Reihe gesellschaftlicher Tabuthemen.

Am Anfang des Comebacks stand die Selbsterkenntnis, dass sie musikalisch seit Anfang der 1970er Jahre keine wesentliche Entwicklung durchgemacht hatte. ?Ich wurde keine Platte von mir kaufen. Ich wurde diese Songs nicht kaufen, wurde sie nicht interessant finden.“ Sie gestand sich ein, dass sie weder eine herausragende Stimme hatte, noch mit ihrer Korpergroße von 1,55 Meter eine uberragende Buhnenshow bieten konnte. Was sie wollte, war kein um jeden Preis kommerziell erfolgreiches Album, sondern eines, das aus der Sicht der Texterin und Komponistin fehlerlos war, dem die Menschen zuhoren wurden. Sie erkannte, dass sie in ihren Liedern ?uber Dinge sprechen konnte, die zu thematisieren fur andere Menschen zu schmerzhaft war, auf eine Weise, die diese befahigte, diese Dinge zu erforschen“ . Diese Fahigkeit zieht sich durch Ians gesamtes Werk.

Die traumatischen finanziellen Erfahrungen der 1980er Jahre ließen in Ian den Entschluss reifen, sich von der kommerziellen Musikindustrie unabhangig zu machen und sich selbst zu managen ? eine der frappierend zahlreichen musikalischen und biographischen Parallelen, die sie mit der befreundeten Kollegin Laura Nyro gemeinsam hatte. Sie begann die Rechte an ihren Songs nach und nach von den großen Plattenfirmen zuruckzukaufen und grundete 1992 Rude Girl Records , ihr eigenes Label. Bis heute hat sie uber zwanzig Platten, das sind alle bis auf die ersten funf aus den Jahren 1967 bis 1971, auf Rude Girl Records als CDs in digital uberarbeiteten und um Live-Versionen erganzten Fassungen neu herausgebracht und damit wieder zuganglich gemacht.

Wahrend des Jahres 2007 gab Ian nur einzelne Konzerte in Nashville und schrieb ihre Autobiografie , die im Juli 2008 unter dem Titel Society’s Child - My Autobiography erschien.

Musiker und das Internet [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ein wesentlicher Baustein der Geschaftsphilosophie von Rude Girl Records liegt neben dem Besitz bzw. Leasing der Rechte an den uber 400 eigenen Songs in der Uberzeugung, dass das Internet nicht Feind, sondern Freund und Helfer von Musikern sei.

In einem international viel beachteten und diskutierten Artikel fur das US-amerikanische Musikmagazin Performing Singer Songwriter vertrat Ian 2002 die These, dass der freie Download von mp3-Files die Musikindustrie nicht schadige, sondern im Gegenteil Fans und Neugierigen das Kennenlernen neuer Musik ermogliche und zur Steigerung der Verkaufszahlen fuhre. In diesem Artikel und im Folgeartikel Nachbeben fuhrt sie aus ihrer eigenen Geschaftserfahrung Beispiele an, die ihre Thesen stutzen. Sie zitiert andere Kunstler und Verlage aus anderen Bereichen (wie Baen Books ), die damit ihre Umsatze steigern konnten; die Autorin Mercedes Lackey berichtet, dass sich, nachdem Baen den ersten Teil einer ihrer Buchreihen kostenlos im Internet zur Verfugung stellte, ihre gesamte Backlist signifikant besser verkaufte.

Diskografie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Janis Ian ? Society’s Child
Janis Ian ? LP Janis Ian

Studioalben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jahr Titel
Musiklabel
Hochstplatzierung, Gesamtwochen, Auszeichnung Chartplatzierungen Chartplatzierungen [3]
(Jahr, Titel, Musiklabel , Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  UK   US
1967 Janis Ian
Verve
US 29
(28 Wo.) US
1968 For All The Seasons Of Your Mind
Verve
US 179
(5 Wo.) US
1974 Stars
Columbia
US 83
(20 Wo.) US
1975 Between The Lines
Columbia
US 1
Platin
Platin

(64 Wo.) US
1976 Aftertones
Columbia
US 12
(19 Wo.) US
1977 Miracle Row
Columbia
US 45
(12 Wo.) US
Erstveroffentlichung: Januar 1977
1978 Janis Ian (II)
Columbia
US 120
(11 Wo.) US
Erstveroffentlichung: 30. Mai 1978
1981 Restless Eyes
Columbia
US 156
(3 Wo.) US
1995 Revenge
Beacon / Rude Girl
UK 81
(1 Wo.) UK
Erstveroffentlichung: 16. Mai 1995

Weitere Studioalben

  • 1968: The Secret Life of J. Eddy Fink (Verve)
  • 1969: Who Really Cares (Verve)
  • 1971: Present Company (Capitol)
  • 1979: Night Rains (Columbia)
  • 1986: Uncle Wonderful (veroffentlicht 1984 in Australien) jetzt Rude Girl
  • 1993: Breaking Silence (Morgan Creek / Rude Girl)
  • 1995: Simon Renshaw Presents: Janis Ian Shares Your Pain (Rude Girl)
  • 1997: Hunger (Windham Hill / Rude Girl)
  • 2000: God & the FBI (Windham Hill / Rude Girl)
  • 2002: Lost Cuts 1. Five New Cuts (Rude Girl)
  • 2004: Billie's Bones (Rude Girl)
  • 2006: Folk is the New Black (Rude Girl)
  • 2014: Strictly Solo (Rude Girl)
  • 2022: The Light at the End of the Line (Rude Girl)

Kompilationen, Live-Aufnahmen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • 1978: Remember (JVC / jetzt Rude Girl)
  • 1980: Best of Janis Ian (CBS)
  • 1980: My Favourites (CBS)
  • 1990: At Seventeen (CBS)
  • 1992: Up ’Til Now (Sony)
  • 1995: Society’s Child. The Verve Recordings (Polydor)
  • 1995: Live on the Test 1976 (BBC Whistle Test)
  • 1998: Unreleased 1: Mary’s Eyes (Rude Girl)
  • 1999: The Bottom Line Encore Collection (Live 1980) (Bottom Line)
  • 1999: Unreleased 2: Take No Prisoners (Rude Girl)
  • 2001: Unreleased 3: Society’s Child (Rude Girl)
  • 2002: Best of Janis Ian (Festival)
  • 2003: Live: Working Without a Net (Rude Girl)
  • 2004: Souvenirs: Best of Janis Ian 1972?1981 (Rude Girl)
  • 2007: Ultimate Best (JVC)
  • 2008: Best of Janis Ian: The Autobiography Collection (Rude Girl)
  • 2009: The Essential Janis Ian (Sony)
  • 2017: The Essential 2.0 (Sony)
  • 2021: Hope. 12 Unreleased Tracks 1976-2011 (Rude Girl)
  • 2023: Worktapes & Demos Vol.1 (Rude Girl)
  • 2023: Live at the Calderone Theater 1975 (Rude Girl)

Singles (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jahr Titel
Album
Hochstplatzierung, Gesamtwochen, Auszeichnung Chartplatzierungen Chartplatzierungen [3]
(Jahr, Titel, Album , Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  UK   US
1967 Society’s Child (Baby I’ve Been Thinking)
Society’s Child
US 14
(12 Wo.) US
1975 At Seventeen
Between The Lines
US 3
(20 Wo.) US
1979 Fly Too High
Night Rains
UK 44
(7 Wo.) UK
1980 The Other Side of the Sun
Night Rains
UK 44
(3 Wo.) UK
1981 Under The Covers
Restless Eyes
US 71
(4 Wo.) US

Videoalben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • 2005: Live at Club Cafe (Rude Girl)
  • 2005: Janismania (Rude Girl)
  • 2007: Through the Years ? A Retrospective (Rude Girl)
  • 2008: Janis Ian '79 ? Live in Japan & Australia (Rude Girl)

Auszeichnungen fur Musikverkaufe [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Goldene Schallplatte

  • Kanada   Kanada
    • 1976: fur das Album Between The Lines

Anmerkung: Auszeichnungen in Landern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Land/Region Aus­zeich­nung­en fur Mu­sik­ver­kau­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nungen, Ver­kau­fe, Quel­len)
Gold Platin Ver­kau­fe Quel­len
  Kanada (MC)  Gold 1 0! P 50.000 musiccanada.com
  Vereinigte Staaten (RIAA) 0! G  Platin 1 1.000.000 riaa.com
Insgesamt  Gold 1  Platin 1

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Quellen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Janis Ian about her life and her music (Interview mit Rosemary Welsh), Live at Club Cafe, Rude Girl Records 2004 (DVD Video)
  • Janis Ian in conversation with John R. Killacky at the Association of Performing Arts Presenters’ conference, New York City, January 22, 2006
  • The Best Revenge , Interview mit Melissa Etheridge, 1995, In: The Advocate, Nr. 5 (1995), S. 12
  • The Internet Debacle ? An alternative View , in: Performing Songwriter Magazine, Nr. 5 (2002)

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Janis Ian selbst [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Janis Ian  ? Sammlung von Bildern

Artikel uber Janis Ian [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Life Magazine vom 27. Oktober 1967, S. 53
  2. Janis Ian - American songwriter, singer, musician, author and multiple Grammy-winning writer of "At 17," "Jesse" and "Society's Child": Listening Room: Uncle Wonderful. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 22. September 2020 ; abgerufen am 24. Marz 2021 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.janisian.com
  3. a b Chartquellen: UK US