Ignaz Graf Gyulai, Lithographie von
Josef Kriehuber
, 1830
Ignac (Ignaz) Graf Gyulay von Maros-Nemeth und Nadaska
(*
11. September
1763
in
Hermannstadt
; †
11. November
1831
in
Wien
) war ein
ungarischer
Graf
,
osterreichischer
General
und Prasident des
Hofkriegsrates
sowie
Ban (Vizekonig) von Kroatien
.
Ignac Graf Gyulay (auch Gyulai) von Maros-Nemeth und Nadaska war der alteste Sohn des kaiserlich-osterreichischen Feldmarschallleutnants
Samuel Gyulay
. Im Jahr 1781 begann er seine Militarlaufbahn als Kadett im Infanterieregiment seines Vaters. In den Jahren 1789?1790 nahm er am letzten
Turkenkrieg
Osterreichs teil und wurde dabei Oberstleutnant und Kommandeur eines eigenen Freikorps (Gyulay-Freikorps). Besonders zeichnete er sich durch
die Ersturmung
der
Burg Cetin
in Kroatien am 20. Juli 1790 aus.
Im
Ersten Koalitionskrieg
diente er unter dem General
Graf von Wurmser
und hatte am Sieg der Osterreicher in der Schlacht im
Bienwald
am 13. Oktober 1793 großen Anteil. Er bekam hierfur das Ritterkreuz des
Maria Theresia-Orden
. Bei einem Gefecht bei
Memmingen
in
Oberschwaben
1796 konnte er sich mit seinem 1.200 Mann starken Freikorps acht Stunden lang gegen 6.000 franzosische Soldaten verteidigen und zeichnete sich November 1796 auch bei der Belagerung des franzosischen Bruckenkopfes von
Kehl
aus. Er wurde am 16. Mai 1797 zum Generalmajor befordert und ubernahm bereits Ende 1796 das Kommando des Infanterieregimentes
Nr. 31 - Benjowsky
.
Zu Beginn des
Zweiten Koalitionskrieges
diente Gyulay als Brigadekommandeur unter
Erzherzog Karl
und nahm an den
Schlachten bei Ostrach
(21. Marz 1799) und
bei Stockach
(25. Marz 1799) teil. Am 5. Mai 1800 deckte seine Truppen nach der Niederlage in der
Schlacht bei Meßkirch
den Ruckzug des osterreichischen Heeres unter
Feldzeugmeister
Kray
uber die
Donau
. Am 11. Oktober 1800 bekam er von Kaiser
Franz II.
das
Kommandeurkreuz
des
Maria-Theresien-Ordens
und wurde am 29. Oktober 1800 zum Feldmarschall-Leutnant ernannt. Nach dem
Frieden von Luneville
am 9. Februar 1801 wurde Ignac Gyulay Divisionskommandeur in
Pest
.
Im April 1806 wurde er zum
Ban
(Statthalter) von
Kroatien
,
Dalmatien
und
Slawonien
ernannt.
Im
Funften Koalitionskrieg
von 1809 erhielt er das Kommando uber das IX. Armeekorps der Armee von Innerosterreich unter
Erzherzog Johann
und nahm an der
Schlacht bei Sacile
(16. April) teil. Nach dem Ende Mai erzwungenen Ruckzug der
osterreichischen Armee
aus Norditalien erhielt er den Oberbefehl uber die Truppen zur Verteidigung
Krains
und Kroatiens. Es gelang ihm jedoch nicht, die franzosischen Truppen unter Broussier und
Marmont
im
Gefecht von St. Leonhard
aus Graz zu vertreiben.
Nach Ende des Krieges war er von 1809 bis 1813 wieder als Statthalter eingesetzt. Nach Kriegseintritt Osterreichs auf Seiten der Koalition im Herbst 1813 wurde Gyulay Feldzeugmeister des osterreichischen Heeres und erhielt ein Korpskommando im osterreichischen Kontingent der
Bohmischen Armee
unter Feldmarschall
Furst Schwarzenberg
. In der
Schlacht um Dresden
vom 26. bis 27. August 1813 kommandierte Gyulay den linken Flugel der Bohmischen Armee. In der
Volkerschlacht bei Leipzig
vom 16. bis 19. Oktober 1813 war er Verbindungsoffizier zwischen der Schlesischen Armee
Bluchers
und der Hauptarmee Schwarzenbergs. Beim nachfolgenden Frankreichfeldzug zeichnete er sich in der
Schlacht bei La Rothiere
am 1. Februar 1814 aus. Dafur wurde er mit dem Großkreuz des
Leopold-Ordens
ausgezeichnet. Danach nahm er mit seinem Armeekorps an der
Schlacht von Arcis-sur-Aube
, der
Schlacht bei Fere-Champenoise
und der
Schlacht bei Paris
am 30. Marz 1814 teil. Wahrend der
Herrschaft der Hundert Tage
von
Napoleon
spielte er keine aktive Rolle, sondern kommandierte die Truppen in Osterreich.
Ab dem Jahr 1816 wirkte er wieder als Statthalter in Kroatien, ubernahm im Jahr 1824 das Generalkommando in Bohmen und ab 1829 das Kommando in Osterreich. Am Ende seiner Karriere wurde er am 7. Oktober 1830 zum Prasidenten des Hofkriegsrates in Wien ernannt. Nach nur einjahriger Amtszeit verstarb Ignaz Graf Gyulay am 11. November 1831 in Wien.
Graf Gyulay war auch Geheimer Rat, Kammerer, Ritter des
Ordens vom Goldenen Vlies
, Oberster Landeskapitan der ungarischen Statthalterei, Prases der Banal-Tafel und Inhaber der beiden Banal-Grenzinfanterie-Regimenter geworden. Außerdem erhielt er von Kaiser Franz I. das Großkreuz des
St.-Stephan-Ordens
.
Ignac Gyulay war mit Julie Marie Anna (* 17. Februar 1779; † 26. Februar 1830), eine Tochter des badischen Ministers der auswartigen Angelegenheiten,
Georg Ludwig von Edelsheim
, verheiratet.
Sein Sohn Feldzeugmeister
Ferenc Jozsef Graf Gyulay von Maros-Nemeth und Nadaska
(1798?1868), wurde am 4. Juni 1859 in der
Schlacht von Magenta
von der franzosischen Armee unter Kaiser
Napoleon III.
und Marschall
Mac Mahon
geschlagen.
- Constantin von Wurzbach
:
Gyulay von Maros-Nemeth und Nadaska, Ignaz Graf
.
In:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
.
6. Theil. Kaiserlich-konigliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1860, S. 77?81 (
Digitalisat
).
- Wilhelm Edler von Janko
:
Gyulai, Ignaz Graf
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 250.
- Gyulai von Maros-Nemeth und Nadaska Ignaz Graf.
In:
Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815?1950
(OBL). Band 2, Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 115.
- Nikolaus von Preradovich
:
Gyulai, Ignaz Graf.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966,
ISBN 3-428-00188-5
, S. 365 (
Digitalisat
).
Kommandierende Generale im habsburgischen Konigreich Bohmen (1621?1918)